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Nr. 207. 24. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dounerstag, 5. September 1907.

Die erite internationale Konferenz

Schluß.) Liebknecht

fährt in seinem Referat über den

fort:

Kampf gegen den Militarismus

Run kommen wir zu einem anderen Kapitel, zu dem inneren Militarismus, der da ein Machtmittel der herrschenden Klassen in den innerpolitischen Konflikten ist, von denen wir hier nur die Klassenkonflikte betrachten können.

tarismus gegen revolutionäre Bewegungen. Hier macht kein Land eine Ausnahme.

Redner

nalen Kongreß dankbar zu sein. Der Elan unserer auswärtigen Gerade wir Deutschen   haben alle Ursache, diesem Internatio Genossen, besonders der Franzosen  , Belgier und Russen, hat un­ferer deutschen   Partei einen fräftigen Stoß vorwärts zum Anti­militarismus gegeben. Die antimilitaristischen Aufgaben der vielen Mängel vorgezeichnet. Sorgen wir, daß die internationale neuen Internationale sind durch die Kongreßresolution troß ihrer Jugendbewegung im antimilitaristischen Kampfe eine ehrenvolle Rolle spielt.( Großer, lang anhaltender Beifall.)

Opfer.( Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Finden wir uns damit ab und seien wir getroften Mutes in der Erkenntnis, daß Der Militarismus ist aber nicht nur die Armee in ihren ver- gerade solche Opfer die beste Saat für den Antimilitarismus sein schiedenen Gestalten, er greift weit aus auch in die bürgerliche müssen, wenn das Proletariat nur überhaupt einen Pfifferling der fozialistischen Jugendorganisationen. Welt, unfer ganzes öffentliches Leben umflammernd. fommt auf das Reserveoffizierwesen zu sprechen und wert ist. Jeder Versuch solcher Unterdrückung muß nach der ver­illustriert die Abhängigkeit der Richter vom Militarismus durch hängnisvollen Dialektik, die dem Kapitalismus und dem Militaris­Hinweis auf den bekannten Meininger Fall aus dem Jahre 1904, mus in den Knochen sitt, nur eben gerade zur Beschleunigung ihres wo nur die Tatsache, daß der Redner bei Gelegenheit eines Pro- Sturzes beitragen. Die Geschichte lehrt's. Bald werden die Herren zesses als Anwalt mit einigen Meininger Richtern einen gemein- seufzend erkennen:" Den Hochverräter sind wir los, die Hoch schaftlichen Abendschoppen genommen hatte, zur Sprengung der verräter sind geblieben!" ganzen Mitgliedschaft des Meininger Landgerichts führte. Das Militäranwärterwesen ermöglicht es, den Militarismus, seine Vertrauensmänner und Propagandisten in fast alle mit irgendwelchen Aufsichtsfunktionen versehenen Posten, in allen Zweigen der Justiz, der Verwaltung, der Exekutive, der Verkehrs­anstalten und vielfach selbst der Privatindustrie zu entsenden. Die deutschen   Kriegervereine weiter umfassen über ¾ Millionen Menschen; die Flottenvereine beeinflussen gemeinsam mit den Kriegervereinen unser öffentliches Leben beträchtlich; man dente nur an die Saalabtreibung und vor allem die lebhafte Tätig= keit bei den Wahlen. Auch das gilt nicht nur für Deutschland  . und für seine antimilitaristische Tätigkeit und fordert in lebhaften Genosse Baader dankt dem Referenten für seinen Vortrag Auch die Kolonialgesellschaften und die Jugend- Worten auf zum immer verstärkten rücksichtslosen Kampf gegen wehren gehören hierher. Schließlich besitzt der Militaris den Militarismus. Nach kurzer Debatte schlägt der Referent vor, mus als Arbeitgeber ein beträchtliches Mittel zur Be­einflussung der Bevölkerung. Ein großes Arbeiterheer ist ihm zu beschließen: untertan. Die Militärlieferanten haben ihre recht kräftigen Hände unmittelbar mit an der Kurbel unserer Staatsmaschinerie. Wenn fie auch beim bewaffneten Frieden ihr Schäflein scheren, im Kriege winkt ihnen hundertfältige Frucht. So sind sie ganz gefährliche Striegstreiber. Redner belegt dies aus der" Rheinisch- Westfälischen Zeitung" und durch eine Auslassung Bismards.

In diesen Konflikten können sich die herrschenden Klaffen eine ganze Strede Weges mit dem Machtmittel der Polizei und der Gendarmerie, die gewissermaßen Spezialtruppen gegenüber dem inneren Feind find, behelfen. Auf die Dauer ist aber auch hier das brutalere und stärkere Mittel der Armee nicht zu ent­behren. Das zeigen uns selbst die skandinavischen Länder, die Schweiz  , Holland  , Belgien   und schließlich Kanada  . Selbst Groß­ britannien  , wo sich unsere Genossen bisher so sicher wähnten, befibt nicht nur in den Chartistenkämpfen sein Menetekel; Belfast   ist für ie eine schlagende Lehre für den internationalen Charakter des ta­pitalistischen Militarismus. Von Amerika  , deffen Sünden ich in meinem Buche geschildert habe, ganz abgesehen.

Natürlich sind die Anforderungen an Form und Umfang dei Armee, soweit sie Machtmitel für den inneren Feind ist, ganz andere, als gegenüber dem äußeren Feind. An sich bedarf es hier feiner so großen Massen, da der innere Feind ja der Regel nac) ganz oder nahezu unbewaffnet und in feinen Formationen der Regel nach minder schlagfertig ist, als die feindlichen Heere. Di Aufnahme der den herrschenden Klassen feindlichen Elemente der Bevölkerung begegnet hier besonderen Bedenken. Unsere Mili­taristen kennen den desorganisatorischen Charakter der Verwendung des Heeres gegenüber dem inneren Feind recht gut. Redner belegi dies durch allerhand Zitate. Das Blut der Mitbürger, das auf den Straßen fließt, wirkt auf den inneren Feind, möge er den bunten Rod oder den Arbeiterkittel tragen, gefährlich suggestiv. die bekannte Psychologie des Blutes. Nach weiteren Ausführungen fommt der Redner auf die belgische Armee zu sprechen. Die Tendenz geht nach alledem an und für sich auf die Schaffung 3 meier verschiedener Armeen, der einen gegen den äußeren, der anderen gegen den inneren Feind. Das ist in Belgien  verwirklicht. Ein hochinteressantes Dokument bildet hier ein Ar­tikel, den der Fürst Mentschitoff vor wenigen Monaten in dem russischen Regierungsblatt Nowvoje Wremja" veröffentlichte. Redner verliest einige Stellen dieses Artikels, in dem der bekannte einflußreiche russische   Politiker auf die Gefahren des Heeres der Quantität" hinweist. Auf Kosten des Staates erzieht die Re­volution unter der äußeren Form der Regierungsarmee ihre eigenen Bataillone"; an Stelle der" Demokratisation der Armee" feien Kampfgenossenschaften der Tapferen" zu fordern. Auch hier sind die Elitetruppen zu erwähnen. Wo indessen durch die außerpolitische Spannung das Heer der allgemeinen Wehrpflicht aufgezwungen ist, können zwei verschiedene Heere nicht existieren. Das Heer der allgemeinen Wehrpflicht, sei es nun ein stehendes Heer oder Miliz, muß auch die Funktionen gegenüber dem inneren Feind erfüllen. Danach liegt in einer solchen Militärorganisation von vornherein schon ein innerer Widerspruch, dessen weitere Kon­sequenzen wir später sehen werden.

Die Armee der allgemeinen Wehrpflicht als Instrument gegen den inneren Feind unterliegt aber noch einer ganz besonderen inneren Dialettit. Sie will sein das Volk in Waffen gegen das­selbe Bolt, soweit es außer Waffen ist. Der Proletarier im bunten Rock soll auf Vater, Mutter, Bruder, auf seine Arbeits­fameraden von gestern und morgen geheßt werden, und das Prole­tariat soll die Kosten dieser gegen sich selbst gerichteten mörderischen Waffe nicht nur mit seinem Blut und seinem Gewissen, sondern auch mit seinem eigenen Geld bezahlen.

Der Klassencharakter der Armee springt hier auch den Dümmsten in die Augen. Das ist eine schier verzweifelte Lage für den Militarismus. Durch ein raffiniertes System sucht er sich zu retten. Redner schildert die Methoden der Kasernierung, bei Translozierung( nationale und soziale Translozierung; für erstere flassische Beispiele: in Belgien  , Ungarn  , Desterreich und vor allem Rußland  , übrigens auch Deutschland  ; für lektere besonders die Schweiz  ) und der militärischen Disziplin, die Schrecken der Mi­litärjustiz und die Soldatenmißhandlungen sowie deren vielfältige organisch- militaristische und kapitalistische Wurzeln. Der mili­taristischen Erziehungsweisheit lehter Schluß ist das zäsarenwahn­sinnige: Oderint dum metuant."( Haßt mich immerhin, wenn ihr mich nur fürchtet.)

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Die Elitetruppen mit ihrer besonders bevorzugten Stellung und Bezahlung, dieser Versuch, innerhalb der für den äußeren Feind bestimmten Armee eine besonders zuverlässige Waffe gegen den inneren Feind zu schaffen, gehören zu diesem System. Die Stofaten sind das gegenwärtig interessanteste Beispiel dafür. Doch auch sie beginnen bekanntlich zu versagen: die Revolution fann eben weder auf die Dauer eingeschüchtert, noch ausgekauft werden. Ihr Auskauf wäre wenigstens nichts anderes als der Sozia

lismus!

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Der durch die Militärmizhandlungen und die Grausamkeiten ber Disziplin und der Militärjustiz erzeugte Haß ist ein dem Militarismus gar giftiges Nebenprodukt. Und noch andere Maul­würfe find hier an der Arbeit. Der erflusive Offiziersgeist treibt seit jeher eigene Blüten, deren absonderlicher Duft selbst ganz loyalen Gemütern peinlich in die Nase sticht und abschreckend und aufklärend zugleich wirkt. Redner bespricht das Duellwesen, die Wucher- und Harmlosenprozesse, die verschiedenen kleinen Garni­fonen" und die dazu gehörige Simpligiffimusliteratur. Schließlich sei noch auf den Zwiespalt zwischen der kriegs­gemäßen Ausbildung und Ausrüstung und der Ausbildung und Ausrüstung hingewiesen, deren der Militarismus bedarf, um seine Rolle als Drillinstitut gegen den inneren Feind und als Demagoge großen Stils voll entwideln zu können. Besonders der preußische Militarismus sucht gewissermaßen zwei verschiedenartige Aus­bildungsarten und auch zwei verschiedene Sorten von Ausrüstungen nebeneinander gleichzeitig durchzuführen.

Aus alledem ergibt sich, daß der Militarismus besonders in den großen europäisch- festländischen Staaten in allen ernsthaften Fragen der Politik und des öffentlichen Lebens schließlich das ent­scheidende Wort spricht, daß er auch der letzte Regulator der sozial­cemokratischen, der proletarischen Politik darstellt. Wie die Re­gierung ihre Politik stets auch danach einrichtet oder einrichten möchte, wie sie auf die Sozialdemokratie wirkt, so ist die sozial­demokratische Politik allenthalben zum letzten Ende bestimmt durch die Rücksicht auf den Militarismus, die stärkste Stüße der kapitali stischen Oligarchie. Die antimilitaristische Propaganda ergänzt so gewissermaßen erst die proletarische Politik zur Bollkommenheit. Wir erkennen aus alledem, wie der Militarismus durch seine innere Dialektik unterwühlt und schließlich zerstört werden muß. Was ergeben sich daraus für Konsequenzen für uns. Sollen wir im Vertrauen auf diese Dialektik die Hände in den Schoß legen? Ein solcher Fatalismus wäre nicht nur identisch mit der Ver­neinung jedes politischen Kampfes überhaupt, er würde auch der gröbste Bock gegenüber den Lehren der materialistischen Geschichts­betrachtungen sein. Auch der Kapitalismus   stirbt an seiner inneren Dialettit, und doch gibt es schwerlich einen Narren, der daraus folgert, das Proletariat müsse nunmehr nur den Mund aufsperren und warten, bis ihm die gebratenen Tauben des Zukunftsstaates in den Mund fliegen. Nein, Genossen, wir dürfen nie vergessen, daß wir selbst ein Stüd jener inneren Dialektik sind und gewiß nicht das geringste. Das Klassenbewußtsein des Proletariats ist ein Ent­widelungsfaktor von größter Energie, gerade auch in bezug auf den Militarismus. Die Herausbildung des Klassenbewußtseins einschließlich der internationalen Solidarität fördern, kurz, Auf­flärung des Proletariats- das heißt: die innere Dialektik gerade auch des Militarismus vorwärtstreiben.

Nur eben in diesem Sinne fordern wir allgemein einen be­fonders nachdrücklichen, speziell organisierten antimilitaristischen Kampf. Aber in diesem Sinne fordern wir ihn als eine Not­wendigkeit.

Die Konferenz bezieht sich auf die Resolution des Stutt garter Internationalen Kongresses über den Militarismus und die dort für den antimilitaristischen Kampf und die Jugendorga nisationen formulierten Aufgaben. Sie lenkt die besondere Auf­merksamkeit auch auf die Gefährlichkeit des Militarismus im inneren Klassenkampf und stellt die Pflicht der internationalen Jugendbewegung fest, in dem durch jene Kongreßresolution be. schriebenen Sinn den Militarismus zu bekämpfen."

Jauniaur schlägt eine besondere ausführlichere Resolution vor, die mit größerer Schärfe als die Kongreßresolution die Pflicht der Pflege internationaler Solidarität und die hierauf bezüglichen Aufgaben der Jugendorganisationen betont. Gegen diesen Vor­schlag wird Widerspruch erhoben. Liebknecht betont, daß die Kongreßresolution noch wichtigere Mängel als den von Jauniaur hervorgehobenen zeige, so die ungenügende Betonung des Marinis­mus, vor allen Dingen aber die gänzliche Außerachtlassung der Rolle, die der Militarismus im inneren Kampfe spiele. Wenn schon auf Einzelheiten eingegangen werde, müsse eine alle wefent­lichen Seiten des Militarismus umfassende, möglichst erschöpfende Resolution ausgearbeitet werden. Troclet beantragt, die teso­lution Jauniaux den Jugendorganisationen für die nächste Konfe renz, der eine ausführliche Resolution vorzulegen sei, als Material zu überweisen. Die Resolution Liebknecht   und der Antrag Troclet finden einstimmige Annahme; ebenso ein Antrag Jauniaug, die einem fünftigen Kongreß vorzulegenden Reso lutionen wenigstens einen Monat vor der Konferenz zu veröffent­lichen.

Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen durch den Genossen de Man und interessanten Mitteilungen einer russischen Genossin über die russische   Militärpropaganda erklärte der Vorsitzende Liebknecht   die Tagesordnung für erschöpft. Er sprach seine Freude aus über die Tüchtigkeit der geleisteten Arbeit und schilderte die hohe Bedeutung dieser Tagung für die internationale Jugend­bewegung. Daß sie einen wahrhaft internationalen Charakter ge= tragen habe, erfülle ihn mit besonderer Genugtuung. Der Geist der Brüderlichkeit, des gegenseitigen Verständnisses habe sie allent­halben beherrscht. Wir haben eine äußere internationale Verbin­bung geschaffen; es hat sich aber gezeigt, daß sie die bereits vor­handene innere Einheit nur eben zu fonstatieren brauchte. Beson­ders freut uns die Anwesenheit russischer Genossen und Genossinnen als Vertreter des kämpfenden russischen Sozialismus, in dem das Proletariat aller Länder das Symbol der Revolution begeistert be­grüßt.( Lebhafter Beifall.) Unsere Verhandlungen werden ganz gewiß Früchte tragen, wenn das internationale Sekretariat wie bisher seine Schuldigkeit tut.( Zustimmung.) Nachdem ustig demi Bureau und dem Stuttgarter   Rotalfomitee, insbesondere den Genossen Krille und Lüpniß, und Liebknecht den Dolmetschern gedankt hatte, rief Lüpnis den Delegierten ein herzliches Gute Reise!" zu. Gegen Uhr schloß Liebknecht   nach einigen kurzen Worten die Konferenz mit einem von den Anwesenden begeistert aufgenommenen dreifachen Hoch auf die internationale Jugend­bewegung.

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Redner schildert nun kurz die verschiedenen Arten des anti­militaristischen Kampfes, wie er sich in den einzelnen Ländern aus­gebildet hat, von der einfachen Aufklärung der außerhalb der Armee stehenden Streise, wie sie in Desterreich und Deutschland   stattfindet, bis zu der Kasernenagitation in Frankreich   und Belgien   und den revolutionären Militärorganisationen in Rußland  , das allerdings, da in einer bürgerlichen Revolution, befangen, für uns nur mit vorsichtigen Einschränkungen in Betracht gezogen werden darf. Der Antimilitarismus ist durchaus nur Waffe, nur Mittel zum Bwede, zum Zwecke der Beseitigung eines schweren Entwickelungs­hindernisses. Er muß daher seine Form und Art allenthalben je nach der Form und Art des zu bekämpfenden Militarismus ein­richten. Eine Uniformierung wäre Torheit und unmöglich. Nur ein Minimum tann für alle Verhältnisse festgelegt werden. Das wesentliche Ziel der antimilitaristischen Propaganda ist Nachzutragen ist noch der Wortlaut der Thesen der Genossin die Bermürbung und Zersehung des militaristischen Geistes zur Roland- Holst   über das Thema:" Die sozialistische Erziehung ber Beschleunigung der organischen Zersehung des Militarismus. Auf- Jugend". Sie lauten: 1. klärung des Proletariats über das Wesen des Kapitalismus, des Innerhalb der aufwachsenden Generation der Arbeiterklassen Militarismus und seiner besonderen Funktion innerhalb des Kapitalismus, das ist die Grundlage, das breite Fundament eines ist ein lebhafter Antrieb zur Bildung im sozialistischen   Sinne im jeden möglichen Antimilitarismus. Ein Fundament, an das weder Aufkommen. Die jungen Arbeiter empfinden das Bedürfnis, fich Bolizei noch Justiz ernstlich herankommen. Kenntnisse und durch Stärkung derjenigen sittlichen Eigenschaften, die sie in den Stand feßen, jenen Kampf mit größerer Straft zu bung jener Kenntnisse und moralischen Eigenschaften. führen. Unter sozialistischer Erziehung berstehen wir die Erwer bung jener Kenntnisse und moralischen Eigenschaften.

2.

Die sozialistische Erziehung der jungen Arbeiter geschieht am besten und am awedmäßigsten in eigenen Organisationen. Es ist deshalb Pflicht der sozialistischen   Partei, die Gründung von: Jugendorganisationen in die Hand zu nehmen und, wo folche be­stehen, fie träftig zu unterstützen.

Die Aufgaben der Organisationen sind:

Die leiser vielfach betriebene Agitation zur Nichtgestellung der einberufenen Mannschaften ist der denkbar größte taftische Fehler. Dadurch werden ja gerade die für den Militarismus un zuverlässigen Elemente, die zur Desorganisation beitragen, von der Armee ferngehalten, wodurch deren Gefährlichkeit vermehrt wird. Die der Sozialdemokratie, dem Proletariat, feindlichen Bar­teien haben seit langem in ihrem Interesse Jugendorganisationen gegründet, die meist sehr stark find, über die uns aber leider noch bas nötige Material fehlt. Die zumeist erst als Antwort hierauf erfolgte Gründung Gründung von Jugendorganisationen sozialistischen Charakters bedeutet die Schaffung einer Waffe, die, wo nicht be­fondere gesetzliche Hindernisse bestehen, für den antimilitaristischen Stampf ganz besonders geeignet ist. Redner begründet dies des Wissen, das dem Proletariat unentbehrlich ist, um den Klassenkampf a) Die Verbreitung von Wissen, in erster Linie von dem näheren. Die Jugendorganisationen wirfen nicht nur erzieherisch 28iffen, das dem Proletariat unentbehrlich ist, um den Klassenkampf mit vollem Nachdruck führen zu können, das heißt von der Wissen­auf ihre Mitglieder; ihre Mitglieder wiederum haben den von ihnen gewonnenen Geist in die Kreise ihrer Altersgenossen hinauszuschaft der Gesellschaft. Zunächst soll, wo dies notwendig erscheint, tragen. Auf Eltern und erwachsene Arbeiter beiderlei Geschlechts, die Grundlage für jede weitere Bildung gelegt werden, indem mit beren Einfluß auf die heranwachsende Jugend gewaltig ist oder dem Studium der Muttersprache den jungen Arbeitern ein rich­jedenfalls sein kann, ist dahin einzuwirken, daß sie diesen Einfluß im Sinne des Geistes der Jugendorganisationen, insbesondere des antimilitaristischen Geistes ausüben. Auch die Organisationen der erwachsenen Arbeiter sind von den Jugendorganisationen in diesem

Sinne zu befruchten.

tiges Erfassen des Gehörten und Gelesenen und der klare schrift­liche und mündliche Ausdruck desselben und ihrer Gedanken er­möglicht wird. Im Vordergrunde der proletarischen Jugendbil dungsbestrebungen soll das Studium der Nationalökonomie, der all­gemeinen Geschichte und der Geschichte der Arbeiterbewegung im Sinne der marristischen Geschichtsauffaffung, sowie der Staatsein­richtungen und Arbeiterschußgefeßgebung stehen. In zweiter Linie kommen dann Naturwissenschaften, die soziale Hygiene einschließ­lich der Aufklärung über die geschlechtlichen Fragen und über den Alkoholismus   in Betracht.

Es ist dabei auch auf die Aufklärung über das Wesen und die Entstehungsgeschichte von Religion und Kirche im Sinne des histo. rischen Materialismus Gewicht zu legen.

b) Die Züchtung und Stärkung der sittlichen Eigenschaften wie: Solidarität, demokratische Gesinnung, Disziplin, Selvjtoewußtsein, Opferwilligkeit, Kühnheit und Besonnenheit, deren das Proletariat in hohem Maße bedarf, um seine historische Aufgabe erfüllen zu können.

Die wesentlichen innerpolitischen Schäden des Militarismus Nach weiteren Ausführungen verweist Redner auch auf die seigen sich ebenso wie bei dem stehenden Heere auch bei den so- Notwendigkeit, für Besserstellung der Soldaten au genannten Milizen. Nicht so sehr natürlich, wo alle waffenfähigen sorgen, eine Notwendigkeit, die er in seiner Broschüre betont hatte. Staatsbürger Waffen und Munition zu Hause haben, obwohl na- Bekanntlich hat dieser Hinweis ebenso wie die Forderung energischer türlich auch hier die größere Schlagfertigkeit der staatlichen Truppe agitatorischer Ausnutzung der Soldatenmißhandlungen bei unseren für deren Ueberlegenheit wirkt. Aber in der Schweiz   hat man Militaristen bis hinauf zum Kriegsminister ein lebhaftes Wut­dem Volt die Munition entzogen und die Ausbildungszeit, die geschrei ausgelöst. Das bestätigt natürlich nur die Richtigkeit Kasernierung, wird immer mehr verlängert. Daß diese Mili- meiner Vorschläge. Das Wort Talleyrands: Mit Bajonetten tarisierung der Milia mit der Zuspibung der Klaffengegenfäße tann man alles, nur nicht sich darauf niederlassen", ist gewiß eine Hand in Hand geht, springt in die Augen. Bei den häufigen ungemütliche Wahrheit für unsere herrschenden Klassen. Sie Fällen, in denen in der Schweiz   Truppen gegen die Arbeiter ver- wollen's aber doch nicht wahr haben. Gegen jeden Versuch der wendet worden sind, wurden mit Vorliebe die tafernierten Truppen antimilitaristischen Propaganda und Aktion reagieren sie aufs gewählt. Daneben aber spielte man wie anderwärts die Natio empfindlichste und brutalste. Sie wissen, daß sie einen Stoß ins nalitäten, so hier die Klassen gegeneinander aus. Besonders Herz der äußeren Machtposition der heutigen Gesellschaft darstellt. Es soll hierbei noch besonders auf die Wichtigkeit des Bus die Bauern gegen das Proletariat. Opfer müssen fallen. Darüber habe ich mich nie getäuscht. Natür- sammenarbeitens beider Geschlechter in den Jugendorganisationen Redner schildert nun die verschiedenen Methoden, in denen lich wäre es töricht und verwerflich, unnük Opfer zu provozieren. hingewiesen werden. Die gemeinschaftliche Arbeit und der gemein­die Armee gegen den inneren Feind verwendet wird: die Armee Aber gerade die Geschichte meines Prozesses beweist, schaftliche Kampf für eine große Sache ist das beste Mittel, die als Schule des Arbeitswilligengeistes, Soldaten als Ernte- und Winzerarbeiter, Soldaten als Streifbrecher und als Füfileure daß auch für die Justiz unseres Klassenstaats der Satz gilt: Wo gegenseitigen Beziehungen der Achtung und Kameradschaftlichkeit streifender Arbeiter; sodann im politischen Kampfe den Militär- ein Wille ist, da ist ein Weg, da ist auch ein Galgen. Ein Blick zwischen den Geschlechtern herbeizuführen, die die Grundlage der boykott und die anderen kleinen Mittel des Militarismus bei seiner auf unsere russischen Freunde lehrt uns Bescheidenheit in der feruellen Sittlichkeit des Sozialismus bilden. politischen Alltagsarbeit und schließlich die Krönung: den Mili- Schäßung der von uns bisher gebrachten und noch zu bringenden

c) Die Pflege der internationalen Solidarität durch Verbreis tung von Wien   über die Jugend- und die Arbeiterbewegung, fo­