Stationen wurden verkauft: Friedrichstraße S Millionen, Mexander-Platz 63/£, Schlesischer Bahnhof 6, Zoologischer Garten 4% Millionen.Bor den einfahrenden Zug gestürzt. Ein ungewöhnlich auf-regender Unglücksfall hat sich gestern auf dem CharlottenburgerBahnhof zugetragen. Ein Herr, der auf dein Bahnsteige Obst ge-kauft hatte, verlor beim Wechseln ein Zehnpfennigstück. Das Geld-stück rollte nach den Gleisen zu. Als es der Verlierer noch schnellerfassen wollte, stürzte er, das Gleichgewicht verlierend, vom Bahn-steig hinab und blieb besinnungslos auf den Schienen liegen. Indiesem Augenblick kam ein Nordringzug herangefahren. Da es nichtniehr möglich war, den Verunglückten nach dem Bahnsteig hinauf-znschaffen, so eilten mehrere Personen dem einfahrenden Zuge ent-gegen und riefen dem Lokomotivführer zu, er solle halten. Derletztere bremste sofort, doch war es nicht mehr zu verhindern, daßder Verunglückte einen heftigen Stoß durch die Maschine erhielt.Zweifellos wäre er zermalmt worden, wenn der Zugführer nichtaufmerksam gemacht worden wäre. Die ersten Notverbände erhieltder Verletzte auf der Unfallstation.Wagenmarder waren gestern wieder einmal tüchtig bei derArbeit. Vor dem Grundstück Mauerstr. 82 stahlen sie einen Ge-schäftswagen der Firma Karl Schultze, Zimmerstr. 90. Das Gefährt war mit zwei Reisekürben, einer Kiste und Wäscheballen be-laden. Es hatte einen Wert von 1500 M.— Ein mit Fleischwarenbeladencr Schlächterwagen wurde vor dem Hause Holsteiner Ufer 23entführt. Der Dieb hatte den Augenblick abgewartet, in dem derKutscher Fleisch bei einem Kunden ablieferte. Das gestohleneFuhrwerk war mit einem braunen Hengst bespannt.— Schließlichwurde der Firma Wald, Taubenstr. 40, ein mit Kleiderstoffen be-ladenes Dreirad im Werte von 800 M. von der Straße gestohlen.Friedhofsschänder treiben in letzter Zeit ihr ruchloses Hand-werk auf den Begräbnisplätzen an der Hermannstraße. Gewissen-lose Diebe scheuen sich nicht, die Stätte der Toten zu entweihen.Auf verschiedenen Friedhöfen sind u. a. die Leichenhallen beschädigtworden. Diebe rissen von den Hallen und auch von GrabstättenMetalle los und schleppten sie davon. Mit welcher Unverfrorenheitdie Burschen zu Werke gehen, zeigt ein Fall auf dem Friedhof amMariendorfer Weg. In der gestrigen Nacht fuhr eine Diebesbandemit einem einspännigen Wagen vor und transportierte auf ihmdie mehrere Zentner schwere Beute fort.Eingebrochen wurde in der Ortskrankenkasse der Hutmacherin der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch Mendelssohnstr. 12. DieBeamten der Kasse fanden am Mittwoch früh die Tür zu denParterreräumlichkeiten erbrochen und stellten sogleich fest, daß Diebean den beiden Geldschränken der Kasse ihre Kunst versucht hatten.Der eine Schrank, in dem sich eine größere Summe befand, wider-stand allen Angriffen, trotzdem die Diebe vorn und an der HinterenWand Bohrversuche unternommen hatten. Der andere Schrank, derschwächer und älter war, wurde aufgesprengt und zwei Obligationendaraus entwendet, die aber wertlos für die Diebe seinwerden, da die zugehörigen Zinsscheine sich im Besitz der Kaste be-finden. Es handelt sich um eine Deutsche Reichsanleihe von 1891und 1392 über 200 M. zu 3 Proz., Nummer 252 215, und eineBerliner Stadtanleihe von 1892 über 100 M. zu 33/* Proz.,Nummer 77 994. Die Diebe hatten noch die Pulte durchwühlt undaus dem einen 33 M. bares Geld gestohlen. Eine Spezialität derHerren Einbrecher scheint sich auf derartige Kassendiebstähle aus-zubilden, denn seit einiger Zeit hört man öfter von Einbrüchen inVereinsbureaus, die aber gewöhnlich nur geringen Beuteertraglieferten. Hoffentlich gelingt es der Polizei auch einmal, die Diebefestzunehmen._Eine Brnzinexplosto«,bei welcher zwei Personen verletzt wurden, fand am gestrigenMittwochnachmittag gegen 4'/� Uhr in dem Hause TempelhoferUfer 1a statt. Dort befindet sich im Souterrain die SchuhcrSme-fabrik von Wehling; der Inhaber war um die genannte Zeit mitder Herstellung seines Fabrikates beschäftigt und hatte neben sichauf dem Tische eine mit sunt Liter Benzin gefüllte Flasche stehen.W. muß dabei mit dem Gefäß der Gasflamme zu nahe gekommensein, denn plötzlich explodierte das Bezin und die dadurch hervor-gerufenen Stichflammen schlugen der dem Fabrikanten gegenüber-sitzenden 20jährigen Anna Funkel in das Gesicht. Di« Bedauerns-werte glich im nächsten Augenblick einer Feuersäule; sie stürztehülferufend auf die Straße hinaus, wo fie zusammenbrach. DasPersonal der über dem Keller belegenen Unfallstation I eilte sofort,ur Hülfe und es gelang, die Flammen zu ersticken. Die F. hattechwere Verletzungen im Gesicht und am ganzen Körper davon-zetragen und mußte nach Anlegung von Notverbänden in der Unfall-tation nach dem Krankenhause am Urban geschafft werden. AuchHerr Wehling hatte bei der Explosion mehrere Brandwunden erlitten,»ie jedoch glücklicherweise nur geringfügiger Natur waren. Das in/ein Fabrikraum ausgebrochene Feuer löschte die hmzugerufene Wehrn kurzer Zeit._Ein eigenartiger Unfall mit recht bedenklichen Folgen passierteDienstagnachmittag im Keller des Hauses Mohrenstraße 56. Dortvaren zwei Männer und ein Hülfsmonteur der A. E.-G. auf einemJerüst mit Arbeiten beschäftigt. Der Nebenbau, der von der FirmaHeld u. Franke ausgeführt wird, ist im Kellergeschoß außerordentlichnaß und wurden die Wände durch Koksfeuer getrocknet. Die ent-vickelten Kohlengase fanden einen Weg in die Räume, in denen die.irei Arbeiter sich befanden, und betäubten diese. Erst nach einerqalben Stunde war ärztliche Hülfe aus der nahe belegenen Unfall-ftation zur Stelle, die den Verunglückten die ersten Hülfsdienstebieten konnte.Stratzenunfälle. Von einem Automobil überfahren undschwer verletzt wurde gestern gegen 5 Uhr nachmittags in der Span-dauerstraße der 14jährige Schüler Fritz Lammers aus der Span-dauerstr. 31. Der Knabe erlitt schillere innere Verletzungen undwurde von dem Chauffeur des in Frage kommenden Automobilsnach dem Krankenhause Westend gebracht.— Ein zweiter Unfalltrug sich vor dem Hause Kanonierstr. 5 zu. Hier wollte der 64 Jahrealte Kanzleirat Max Braune aus Charlottenburg den Fahrdammüberschreiten, als in schnellem Tempo das Automobil I A 4117herankam. Der alte Herr, der nicht schnell genug ausweichenkonnte, wurde umgestoßen und erlitt eine Quetschung des rechtenArmes sowie Verletzungen am linken Auge und linken Knie. DerChauffeur hat sich seiner Feststellung durch die Flucht entzogen.Ueberfahren und schwer verletzt wurde an der Ecke der NeuenGrün- und Seydelstraße ein unbekannter Mann von der elektrischenStraßenbahn.Massenflucht aus dem Arbeitshaus. Aus dem städtischen Ar-beitshaus in Nummelsburg sind wieder einmal fünf Insassen ent-flohen.Säuglingspflege. Am 1. Oktober beginnen in den städtischenSäuglingssür sorgest eilen Nr. IV lDr. Ballin), Naunnn-straße 63, Nr. V(Dr. Tugendreich) Pankstr. 7 und Nr. VI(Dr.Schmoller) Großbeerenstr, 10 wieder neue unentgeltlicheKurse über moderne Säuglingspflege für Frauenund Mädchen Dauer des Kursus drei Wochen bei zwei Stundenwöchentlich. Beginn am 1. Oktober. nnchiniliagS 6 Uhr, in denFürsorgestellen. Vorherige mündliche oder schriftliche Anmeldungvon 1—4 in den Instituten erbeten.Die Berliner freie Jugriidorganisatlonbegeht am Sonnabend, den 7. Septeinber, in KellersFestsälen, Koppenstr. 29, das dritte Stiftungsfest.Das künstlerische Programm verspricht einen genußreichen Abend.Das Künst lerkonzert wird ausgeführt vom Neuen Tonkünstler«Orchester, Dirigent Franz Hollfelder. Die Festrede hältHeinrich Schulz. Die Gesangsvorträge hält der„Männerchor Georgima 1879"(M. d. A.-S.-B.), Chormeister PaulW e i n r i ch. Der Schriftsteller Dr. Hanns Heinz Eversbringt Rezitationen zum Vortrag. Ein Ball beschließt das Fest.Die zahlreichen Freunde der Jugendorganisation sind freundlichsteingeladen._Nach einer Mitteilung der Nord-Ost-Eisenbahngesellschaft zuNew Orleans in Amerika ist durch einen Eisenbahnzug dieser Ge-sellschaft am 27. Dezember 1906 in der Nähe von Richardson-Mississippi ein Mann überfahren worden. Aus den bei ihm ge-sundenen Papieren geht nur hervor, daß er Paul Werner heißtund daß eins dieser Papiere einen Stempel des hiesigen Polizei-Präsidiums vom 21. 3. 06 trägt. Ferner trägt ein Brief dieAdresse„Hoboken, N. I. River Street 226". Angaben, welche zurRekognoszierung des Verunglückten bezw. Ermittelung etwaigerAngehöriger dienen könnten, werden zu 380 IV/36 07 auf Zimmer244/245 des Polizeipräsidiums entgegengenommen, wo auch dienäheren Umstände des Unglücksfalles zu erfahren sind.Einen Kunstabend veranstaltet am Sonntag, den 15. Sep-tember, abends Ish Uhr, im Gewerkschaftshause die BrettldivaMargarete Walkotte. Als Gast wird der zwölfjährige Violin-virtuose Kun Arpad auf seiner Meistervioline zunächst Beethoven,dann das 8. Konzert von Spohr, sodann die„Moises-Fantasie(aufder G-Saite), zuletzt eine eigene Komposition, eine Romanze, zuGehör bringen. Die Koloratursängerin Frl. Elsa Thiele vom Hof-thcater Braunschweig hat eine hübsche Auswahl von Liedern getroffen. Margarete Walkotte hat aus dem Repertoire der ZvetteGuilbert einige Chansons aufgenommen, welche sie in deutscherUebersetzung vortragen wird und Herr Otto Wiemer wird als Rezi-tator und Dialelthumorist das Programm beschließen. Billettssind zum Preise von 60 Pf. bei Herrn Harsch, Engelufer 16, undbei den meisten Gewerkschaftsvorständen zu haben.Feucrwehrbericht. Wegen eines Kellerbrandes wurde dieFeuerwehr nach der Prinzen-Allee 74 gerufen. Kisten, Packmate-rial usw. brannten dort. Ferner hatte die Wehr noch in der Holz-marktstr. 11, Bredowftr. 42, Fruchtstr. 2 und anderen Stellenzu tun._Vorort- J�admcbtemCharlottenburg.Zu den bevorstehenden«radtverordnetenwahlen in Char-lottenbnrgmachen die sogenannten Liberalen die verzweifeltsten Anstren-gungen. Es kommt ihnen weniger auf die Sache an, als vielmehrdarauf, daß sie die absolute Mehrheit im Stadtparlament erlangen,an der ihnen heute nur noch wenige Stimmen fehlen. Um diesZiel zu erreichen, lanziercn sie in die ihnen zur Verfügung stehendePresse allerhand Notizen und Artikel, die die CharlottenburgerKommunalverhältnisse geradezu auf den Kopf stellen und vonSelbstbeweihräucherung übertriefen.Der Kampf der Liberalen richtet sich nicht nur gegen dieSozialdemokraten, sondern auch gegen die Unpolitischen, mit denensie noch vor zwei Jahren überall gemeinsame Kandidaten gegendie Sozialdemokratie aufgestellt hatten. Wir haben wahrhaftigkeine Veranlassung, uns der Unpolitischen irgendwie anzunehmen,wir führen gegen sie den Kampf genau so wie gegen die Liberalen,aber es heißt doch die Tatsachen auf den Kopf stellen, wenn dieLiberalen die Unpolitischen als Reaktionäre, sich selbst aber alsVertreter des„wahrhaft liberalen Geistes" hinstellen. Es gibtkeine einzige Frage von irgendwelcher Bedeutung, in der nicht dieFraktion der Unpolitischen im Charlottenburger Stadtparlamentmit der liberalen Fraktion zusammen gestimmt hat; die Liberalenhaben sich als genau so reaktionär erwiesen wie die Unpolitischen,sie haben stets Arm in Arm die sozialdemokratischen Anregungenund Anträge bekämpft. Nur 3 bis 4 Mitglieder der liberalenFraktion haben bei verschiedenen Gelegenheiten gemeinsam mit denSozialdemokraten dem liberalen Gedanken Ausdruck zu verleihengesucht. In der Fraktion der Unpolitischen sitzen Männer, diepolitisch den freisinnigen Parteien angehören, während umgekehrtdie liberale Fraktion auch Nationalliberale, ja sogar solche Männerzu Mitgliedern zählt, die sich von den Konservativen höchstens da-durch unterscheiden, daß sie ihre konservative Gesinnung nicht offenzugeben. Ob reaktionärer Betätigung stehen die Liberalen denUnpolitischen nicht nach. Wenn sie sie trotzdem befehden, so einzigund allein aus persönlichen Gründen; sie wollen den bisherigenStadtverordnetenvorsteher stürzen und an seine Stelle ihreneigenen Führer setzen.Ten Sozialdemokraten machen die Liberalen einen Vorwurfganz besonders daraus, daß sie nicht für den liberalen Vorsteher-kandidaten gestimmt haben. Woher die Herren das wissen, entziehtsich unserer Kenntnis, da die Wahl eine geheime ist; aber zugegebeneS ist so, so werden die sozialdemokratischen Stadtverordneten dafürwohl ihre guten Gründe gehabt haben. Uebrigens müssen es unsereGenossen in der Stadtverordnetenversammlung entschieden ab-lehnen, den Herren Liberalen für ihr Tun Rechenschaft zu erstatten.Völlig unsinnig ist eS, wenn die Liberalen sogar verblümt voneinem Wahlbündnis der Unpolitischen und der Sozialdemokratenreden; sie schließen da» daraus, weil die Unpolitischen in ihremWahlaufruf nicht den Kampf gegen die Sozialdemokratie gepredigthaben. Wir kennen den Wahlaufruf nicht, aber wenn der Kampfgegen die Sozialdemokratie darin nicht betont wird, so ist das ausden Verhältnissen heraus wohl erklärlich: die Unpolitischen haktnihren Anhang unter den Wählern erster und zweiter Klasse, undhier gibt es dank dem Geldsackwahlsystem keine Sozialdemokratenin nennenswerter Zahl.Wie verlogen die Liberalen vorgehen, ergibt sich daraus, daßsie zu behaupten wagen, daß dank ihrer Tätigkeit der Periode desStillstandes in Charlottenburg ein Aufschwung folgte. Umgekehrtwird ein Schuh daraus. Die Zeit des Aufschwungs in Charlotten-bürg, d. h. die Zeit, in der Charlottenburg in sozialer Hinsicht ander Spitze marschierte, ist vorbei, seitdem die Liberalen die aus-schlaggcbende Gruppe im Stadtparlament bilden. An die Stelledes sozialen Fortschritts ist eine Scharsmachcrpolitik gegen dieArbeiter getreten, in der der von den Liberalen verhätschelteOberbürgermeister die führende Rolle spielt. Die Liberalen haben.wie überall wo sie zur Herrschaft gelangen, so auch in Chralotten-bürg, ihre liberalen Grundsätze leichten Herzens Preisgegeben.Diese Gesellschaft, eine Zweigniederlassung dos sattsam bekanntenBerliner Kommunalfreisinns, zu bekämpfen, ist Pflicht aller derer,die es mit der EntWickelung der Stadt ernst meinen, und die demsozialen Fortschritt den Weg ebnen wollen. Energisch und ziel-bewußt aber wird dieser Kampf einzig und allein von der Sozial-demokratie geführt, nicht aber von den Unpolitischen, die— mögensie sich mit den Liberalen augenblicklich auch etwas in den Haarenliegen— am letzten Ende sich doch als Fletsch von ihrem Fleischund Blut von ihrem Blut fühlen. Im Grunde genommen lockt unsdie Fehde zwischen den Parteien, die vor zwei Jahren sich ewigeTreue gelobt haben, nur ein Lächeln ab. Wir wissen, daß sie sichbei den Stichwahlen doch wieder gegenseitig Hülfe leisten, und daßsie, wenn die Wahlen vorbei sind, genau wie bisher ihre Machtin der städtischen Verwaltung gemeinsam einzig und allein imInteresse der Besitzenden mißbrauchen, die Forderungen der Ar-beiterklasse aber mit Füßen treten werden.Friedrich sfelde.Eine äußerst umfangreiche Tagesordnung hatte die Gemeinde«Vertretung in ihrer Sitzung am Freitag zu erledigen. Die Vor-längerung der Auguste Viktoriastraße sowie der Prinz Heinrichstraßebis zum Blockdammwcg wird genehmigt mit der Maßgabe, daßlängs des Blockdammweges eine Parallclstraße angelegt wird. Zudem zirka vier Meter höher gelegenen Blockdammweg führt einezwei Meter breite Treppe für den Fußgängerverkehr.Dem Kanalisationszweck- Verband Lichtenberg« Rummelsburgwurde die Durchlegung des Druckrohres genehmigt. Die Traceführt durch die Berlinerstraße.— Der neuen Besoldungsordnungfür die Lehrer an der gewerblichen Fortbildungsschule wurde dieZustimmung erteilt. Die Regierung hat die nachträgliche Ge-nehmigung der früheren Besoldungsordnung versagt. Hiernachsollten die Fortbildungsschullehrer in drei Jahren 2,50 M. und insechs Jahren 3 M. pro Stunde erhalten. Regierungsseitig wirdverlangt erst nach fünf Jahren 2.50 M. als Maximum zu zahlen.Nur in besonderen Fällen sollen 3 M. pro Stunde bewilligt werden.Der Regierungsantrag wurde angenommen.Zurzeit herrscht eine gewisse Animosität gegen die hiesigen Lehr-Personen einschließlich der Fortbildungsschullehrer. Einer derletzteren war von dem Amtsvorsteher kürzlich aufgefordert worden,sich wegen der Züchtigung eines Fortbildungsschüiers zu äußern;darob äußerte der Herr sich dahin, daß der Amtsvorsteher„nix toseggen" hätte, er unterstände nur der Regierung. Dieser Ab-lehnung war auch vom Leiter der Fortbildungsschule gutachtlichbeigepflichtet. Dieser selbe Lehrer mit noch zwei anderen stelltejetzt an die vorher von ihm nicht für voll angesehene Körperschaftden Antrag auf Belassung in der höheren Gehaltsklasse. DieserAntrag wurde abgelehnt.Um eine bessere Pflege der gärtnerischen Anlagen zu ermöglichenwird beschlossen, einen Landschaftsgärtner mit einem Tagelohn biszu 5 M. anzustellen.— Eine längere Debatte rief der Antrag, einenzweiten Fleischbeschauer anzustellen, hervor. Bei der Etatberatungim Frühjahr d. I. wurde über die langsame sowie auch mangelhafteFlei)chbeschari, Klage geführt. Es wurde damals lebhaft die Anstellungeines zweiten Tierarztes befürwortet. Auf Grund der Beschwerden hatauch die Aufsichtsbehörde sich mit der Sache befaßt. Die amtliche Auf-stellung der stattgefundenen Schlachtungen im Ort pro 1906 ergabfür den Tierarzt ein Entkommen von 6569,54 M. Daderselbe in verschiedenen Nachbarorten dieselbe Praxis ausübt,auch noch ansehnliche Privatpraxis hat, dürfte ein Jahres-einkommen von 12 000 M. nicht zu hoch angenommen sein.Der Landrat schlug vor, einen Laienfleischbeschauer anzu-stellen, welchem das im Ort verbleibende Vieh überwiesen werdenkönnte. Der Gemeindevorstand befürwortete diesen Vorschlag. Vonmehreren Rednern, darunter auch vom Genossen Pinseler, wurdedieser Antrag als nicht weitgehend genug bekämpft, von derMajorität aber angenommen. Nach der amtlichen Aufstellung sind imJahre 1906 im Orte geschlachtet 103 Ochsen, 216 Bullen, 821 Rinder,574 Jungrinder, 3390 Kälber, 5295 Schweine, 242 Schafe und23 Ziegen.— Zum Schluß wurde dem Erlaß eines Ortsstatutszwecks Bildung eines kollegialischen Gemeindevorstandes zugestimmt.Demselben sollen die Befugnisse nach§§ 9, 51, 71, 88 Abs. 4 Nr. 2und 3, 119 und 120 Abs. 3 der Landgemeindeordnung übertragenwerden.Unter„Mitteilungen" machte der Gemeindevorsteher bekannt,daß nunmehr die KaualisationSbeitragsordnung genehmigt sei. Diegegen dieselbe eingereichten Beschwerden wegen zu niedriger Heran-ziehung des OrtSteils Karlshorst sind von der Regiening zurückgewiesen.Königs-Wusterhausen, Wildau und Umgegend.Die Partei- und Gcwrrkschaftsgenossen, die gewillt sind, einemArbeiter-Gesangverein— aktiv oder passiv— beizutreten, werdenersucht, zu einer Besprechung am Donnerstag, den 5. September,abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Wedhorn(Altes SchützenhauS)zu erscheinen. Die Gründung eines Gesangvereins am hiesigen Ortist zur Notwendigkeit geworden, um die sangeslustigen Partei- undGewerkschastsgenossen nicht auf die bürgerlichen Gesangvereine an-zuweisen.Lichtenberg.Ein Notschrei wird unS von Mietern des HauseS VerlängerteLessingstraße 6 in Lichtenberg übermittelt. In diesem Hause vor-sagte am Dienstag, den 3. d. M., nachmittags 1 Uhr, plötzlich dieWasserleitung, ohne daß vorher irgendeine Ankündigung ergangenwar. Wie bald im Hause bekannt wurde, waren Gas- und Wasser-messcr mittags abgeholt worden, so daß die Bewohner abends nichtbloß ohne Wasser, sondern auch ohne Licht waren. Da über dasVermögen des Hausbesitzers seit einigen Monaten der Konkursverhängt ist, von ihm also eine Abhülfe nicht zu erlangen war, sowurde von einem Hausbewohner sofort eine Anzeige an den Amts-und Gemeindevorsteher Ziethen erstattet und um schleunigste Zu-fuhr von Gas und Wasser ersucht. Bis zur Stunde ist diese An-zeige ohne Erfolg geblieben, und sämtliche Hausbewohner sind durchdie nun schon erheblich länger als einen Tag währende Kalamitätin die äußerste Bedrängnis geraten, zumal das Haus auch keinenHofbrunncn besitzt. Die 5ialamität droht zu einer öffentlichenGefahr zu werden. Die Klosetts starren von Kot, es fehlt anWasser zum Reinigen und Kochen, die Treppen sind abends nurnoch unter Gefahr zu passieren, da jede Beleuchtung aufgehört hat.Hoffentlich werden die dargelegten öffentlichen Mißstände schleunigstbeseitigt IDiese Sachlage hat insofern ein erhebliches öffentlichesInteresse, als infolge Fehlens des Wassers zur Kloscttspülung eineSeuchengefahr zweifellos herbeigeführt werden kann.Ober-Schöneweide.Ein Unfall mit tödlichem Ausgange trug sich am Montagabendim Betriebe des Metallwerkes von Kretzer u. Busse in Nieder-Schöneweide zu. Der Arbeiter Julius Otto aus AdlerShof gerietmit der linken Hand in eine Walze, die dem Bedauernswerten Armund Schulter zermalmte und. den Brustkasten völlig eindrückte. DerTod erlöste den Schwerverletzten nach wenigen Minuten.Bemerkenswert ist, daß der Unfall während der Ueberstundcnpassierte, die in dem genannten Betriebe an der Tagesordnung sind.Wie unS berichtet wird, wäre es erforderlich, um weitere Unfälle zuverhinderti. daß die Schutzvorrichtungen, die zum Teil mangelhaft,zum Teil gar nicht vorhanden sind, entsprechend verbessert werden.Der FirmeninhaberHerrDr. Busse bielteS für angebracht, zur Sammlungfür die Hinterbliebenen eine Liste mit dem NamenSvcrzeichnis derArbeiter durch die Betriebsleitung zur Unterstützung der Witwe ouS-zugeben: die gezeichneten Beträge wurden dann am Sonnabendvom Lohn abgezogen. Derartige freiwillige Sammlungen sollte dieBetriebsleitung lieber dein Solidaritätsgefühl der Arbeiter über«lassen.Wir möchten Herrn Dr. Busse den Rat geben, seinen Arbeiternderartige Löhne zu zahlen, daß sie bei cveut. Unfällen nicht gleichauf die Wohltätigkeit ihrer Kollegen angewiesen sind.6mcbts- Zeitung«Nachklänge zur RcichStagSwahI.Der Arbeiter Genosse Kley verteilte mit anderen Ge-nassen am Sonntag vor der letzten Neichstagswahl in Halbeauf den Dampfziegeleien Wahlflugblätter. Der Betriebs-leiter Saalmann verwies sie von dem Gelände. Die Ge»nassen sagten ihm einige derbe Wahrheiten, ließen sich aberim übrigen in ihrer Verteilung nicht stören. Als der herbei-gerufene Gendarm kam, waren sie mit der Verteilung fertig,auch bis auf Kley verschwunden. Saalmann stellte aeaen