u m 24, wtpn, 4. jeiiuje heg LgUliltg" Snlim NolksdlM. 8.�.-�.flm IHittwocl) findetZur Mubshullststtrophe in Strausberg.Das spurlose Verschwinden des Direktors Kraschutzki von derOstbawk für Handel und Gewerbe, der die Filiale in Königsbergleitete, hat jetzt eine tragische Aufklärung gefunden. Aus Strausberg wird berichtet: Der Bankier Kraschutzki ist nach den gestrigenErmittelungen ein Opfer der Strausberger Eisenbahnkatastrophegeworden. Er ist bis auf wenige, fast unkenntliche Reste verbrannt.Durch Vernehmung des StationÄeamten in Königsberg war fest-gestellt worden, daß Kraschutzki in Königsberg den Schnellzug 6bestiegen hatte. Nach Aussage der Zugschaffner, die ihn ebensowie die Stationsbeamten von seinen hausigen Fahrten kannten,ließ er sein Gepäck in Kreutz nach einem anderen Abteil 2. Klassebringen, um allein zu sein. Er blieb noch bis Schneidemühl imSpeisewagen. Dann suchte er sein neues Abteil auf, um zuschlafen. In Landsberg teilte er dem Schaffner, der ihn nachfeinem Reiseziel fragte, mit. daß er nach Berlin fahre. Gesternwurden die Wagentrümmer bei Strausberg noch einmal durch-sucht, während zugleich Gendarmerie und Kriminalpolizei dieUmgegend durchstreiften. Während der Aufräumungsarbeiten fandman unter den Ueberbleibseln des verbrannten Wagens hinter demSpeisewagen in den Spiralfedern der ausgebrannten Abteilpolsterverschiedene Sachen, die darauf schließen lassen, daß Kraschutzki ver-brannt ist. Außer zum Teil durch die Hitze stark beschädigtenZwanzig» und Zehnmarkstücken und Nickelmünzen wurden Kleider-knöpfe mit der Firma Orgler u. Hirsch in Königsberg aus demSchutt gelesen. Telegraphische Nachfragen, die der aus Spandauherbeigeeilte Schwiegersohn des Vermißten in Königsberg hielt, be-stätigten, daß Kraschutzki von dieser Firma seine Kleider bezog.Auch ein Stück des Hosenträgers war übrig geblieben. Auch dieseswurde als dem Vermißten gehörig erkannt, ebenso die Bügel desverbrannten Portemonnaies und mehrere Schlüssel.Endlich fand man noch einige Reste der verbrannten Schädel«decke und von Fingergliedern. Die nach dem Bahnhof Rehfeldegebrachten und dort untersuchten Ueberreste lassen über das Schick-sal Kraschutzkis keinen Zweifel mehr übrig. Der Bankier ist jeden-falls bei dem Zusammenstoß bewußtlos geworden und verbrannt,ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben. Die Trümmer undAsche dieses Wagens waren bereits in der Unglücksnacht durchsuchtworden, aber so flüchtig, daß von den Ueberbleibseln nichts bemerktwurde.Die amtlichen Nachforschungennach dem Verbleib des Direktors Kraschutzki aus Königsberg haben,wie aus dem Eisenbahnministerium mitgeteilt wird, folgendesergeben:Nachdem die Angehörigen deS Direktors Kraschutzki mit derMeldung hervorgetreten waren, daß der Direktor seit der Eisen-bahnkatastrophe bei Strausberg vermißt werde und hochstwahrschein»lich verbrannt sei, war die Behörde eifrigst bemüht, die Spur desVermißten zu verfolgen. Die Trümmerstätte wurde gestern ein-gehend durchsucht. Mehrere Stückchen einer menschlichen Schädel-decke, ein etwa sechs Zentimeter langes Stück eines Unterarm-knochens, eine Anzahl kleiner Knochenstücke unbestimmbarer Art,ein Hosenknopf mit dem Firmenaufdruck Orgler u. Hirsch, fünfMünzen, ein Zwanzigmarkstück, ein Einmarkstück, zwei Zehn-Pfennig- und ein Fünfpfennigstück, außerdem anscheinend einPortemonnaiebeschlag und 14 Metallteilchen, vielleicht von einerUhrkette herrührend, sowie ein kleiner Rest eines Hosenträgersund ein Schlüsselring mit Schlüsseln wurden gefunden. Der an-wcsende Schwiegersohn des Bankdirektors erklärte, daß seinSchwiegervater nur bei der Firma Orgler u. Hirsch habe arbeitzenlassen. Die Fundstelle der Ueberreste lassen daraus schließen, daßer sich zum Schlafen niedergelegt hatte, und liegend den Tod ge-funden hat. Um zu ermitteln, ob die Schlüssel dem DirektorKraschutzki gehören, wurden sie sofort nach Königsberg gesandt.Das Eisenbahnministerium beauftragte die EisenbahndirektionBromberg telegraphisch, genaue Einzelheiten über das Ergebnisder Untersuchung an das Ministerium zu berichten.Die Katastrophe von Strausberg wird wahrscheinlich noch einzweites Opfer fordern. Wie mitgeteilt wird, ist das Befindendes verunglückten Ingenieurs Hofmann, der unter anderem eineGehirnerschütterung erlitten hat, andauernd besorgniserregend.Es besteht wenig Aussicht, den Patienten am Leben zu erhalten.Wegen der Täterschaft verhaftetwürde in der Nacht vom Freitag zu Sonnabend in Lichtenbergein früherer Bahnarbeiter Franz Wirsching. Das Sensationsblatt,die„B. Z. am Mittag", glaubte sich gestern rühmen zu sollen, andem großen Erfolg der Polizei seinen Anteil zu haben. Das Blattwußte bereits mitzuteilen, daß das Signalement auf den Ver-hafteten genau passe. Dann aber sei ihm die Tat zuzutrauen, weiler von der Bahnverwaltung aus bestimmten Gründen entlassenworden sei; W. habe aus Rache gehandelt. Nun stellt sich heraus,daß die ,.B. Z. am Mittag" etwas sehr eilfertig war. Eine amt.liche Meldung besagt:Der ehemalige Bahnarbeiter Franz Wirsching aus Mahlsdorf,der heute vormittag unter dem Verdacht, den Bahnfrevel beiStrausberg ausgeführt zu haben, verhaftet worden ist, kotinte,nachdem man ihn um 2 Uhr dem Arbeiter Prewitz gegenüber-gestellt hatte, entlassen werden, da er nicht der Täter ist.Auf der Suche nach dem Frevler hat die„Post" eine Wunder-fame Entdeckung gemacht. Sie meint, die Tat sei eine„Folge dersozialen Verhetzung."„Die sozialdemokratische Hetzpresse hat anhem Geschehen solcher Verbrechen ihr gestrichen Matz schuld," phan-tasiert sie. Wir wollen ernsthaft kein Wort gegen diesen Wahn-sinnsausfall sagen. Postesel müssen ja tagtäglich solchen Blödsinnverbrechen, wenn sie nicht davongejagt werden wollen.Was das Unglück selbst anbelangt, so halten wir es fürwünschenswert, daß neben den selbstverständlichen Ermittelungennach dem Urheber dieses unerhörten Eisenbahnfrevels auch dieFrage erörtert wird: War es nicht möglich, durch genügende Kon-trolle der Eisenbahnstrecke das Unglück zu verhüten? Dabei mußnatürlich festgestellt werden, ob die Eisenbahnverwaltung für ge-nügendes Personal Sorge trägt, das diesen Kontrolldienst auchohne Ueberlastung wahrnehmen kann.Partei- Angelegenheiten.Zur Lokalliste. In Adlershof steht das Lokal„Kaiser Wik«Helmsgarten" der Arbeiterschaft nicht mehr zu Versamm-lungen zur Verfügung, infolgedessen ist die Sperre über dasselbeverhängt.In Beelitzhof sind sämtliche Lokale frei-Die Lokalkommissson.Zweiter Wahlkreis. Heute findet in den Gesamträumender Berliner Bockbrauerei unser Volksfest statt, be-stehend aus Konzert, Ball, Kinematograph, Turnerischen Auf-führungen und Kinderspielen, unter Leitung des Arbeiter-Turn-Vereins. Jedes Kind erhält eine Stocklaterne gratis. Billetts imVorverkauf 20 Pf., an der Kasse 30 Pf. Um recht zahlreiche Be-tciligung bittet Das Komitee.Tempelhof. Am Sonnabend, den 14. September feiert derWfthlverein sein Herbstfest in Mokulys Festsälen, Berlinerstraße 0.Für genügende Unterhaltung ist gesorgt. Um rege Beteiligung er-sucht Das Komitee.für Min und VororteZeuthen. Am Dienstag, den 10. September, abends 8 Uhr.findet in dem durch die Energie der hiesigen Arbeiterschaft er-kämpften Lokale ,. Albrechtshos" eine öffentliche Versamm-lung statt. Tagesordnung:„Wesen und Ziele der Arbeiter-bewegung."— Wir ersuchen die Parteigenossen, für diese erste ineinem freien Zeuthener Lokale tagende Versammlungkräftig zu agitieren und den Besuch derselben dadurch zu einemimposanten zu gestalten.Der Vorstand des Wahlvereins zu Eichwalde.Spanbau. Am Dienstag, abends 8� Uhr, findet im Lokal vonKumke, Schönwalderstraße 80, eine öffentliche Versammlung mitder Tagesordnung„Bericht vom internationalen Kongreß" statt.Referent: Genosse Stadtverordneter Hermann Schubert, Berlin.Die Arbeiterschaft, Männer wie auch Frauen, ist freundlichst ein-geladen. Der Vorstand des Wahlvereins.Schmargendorf. Mittwoch, den 11. September, abends 8% Uhr,findet im„Gasthaus zum Lindenbaum", Spandauerstraße, die Mit-gliederversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins statt.Um zahlreiches Erscheinen ersucht Der Vorstand.Serlmer JVadmcbten.Besuche in Krankenhäusernwerd'en von Len Krankenhausverwaltungen nicht besondersgern gesehen. Die Besucher, die zu den Kranken kommen,tragen in den Anstaltsbetrieb mancherlei Stövung hinein,die besser ferngehalten würde. Andererseits sind gerade siegeneigt, die Anstalten und ihre Einrichtungen mit kritischemBlick zu betrachten, und so üben sie eine Art Kontrolle aus,die schon mancher Anstalt unbequem geworden ist. Man kannnicht sagen, daß den lästigen Gästen der Weg ins Kranken-haus allzu bereitwillig geebnet würde. Vielmehr ist es inden meisten Krankenhäusern alter Brauch, den Besuchern sowenig Entgegenkommen wie nur möglich zu gewähren.Eine arge Rücksichtslosigkeit müssen wir esnennen, daß fast nirgends Wartcräume bereit gehaltenwerden. Wer vor der festgesetzten Besuchszeit eintrifft, dermuß auf der Straße warten, im Winter wie im Sommer, imSonnenbrand wie im Regenschauer oder im Schneesturm. DenSonnenbrand haben wir ja in dem lieblichen Sommer diesesJahres nicht oft zu spüren gekriegt, desto öfter aber ist derRegenschauer auf uns herniedergeprasselt. Wer bei solchemWetter z. B. vor dem Friedrichshain-Krankenhaus wartenmuß und sich dort nicht mal in eine schützende Türnische hinein-retten kann, der wird die Krankenhausverwaltung unsererStadt Berlin sicherlich nicht segnen. Man erwidere uns nicht,es brauche ja niemand so zeitig zu kommen. In einer Stadtwie Berlin läßt sich das nicht immer so abpassen, daß manjust mit dem Glockenschlag eintrifft. Tatsächlich warten vorjedem Krankenhaus an den Besuchstagen und besonders amSonntag Hunderte von Personen jeden Alters auf die Oeff-nung der Türen und sind Viertelstunden hindurch allenUnbilden der Witterung preisgegeben.Selbst da, wo Warteräume zur Verfügung gestellt werdenkönnten, denkt kein Mensch daran, sie herzugeben. DasKrankenhaus Bethanien z. B. hat eine Vorhalle, die großgenug ist, um alle Wartenden aufnehmen zu können, aber dieBesucher müssen draußen stehen.Den Krankenhäusern der Stadtgemeinde(Bethanien ge-hört nicht der Stadt) fehlt es an geeigneten Warteräumen,wenigstens den älteren Anstalten. Nur das neue Virchow-Krankenhaus hat Räume, die den wartenden Besuchern ge-öffnet werden könnten. Aber auch dort mag man immer nochnicht den lieben alten Brauch aufgeben, die Besucher auf derStraße stehen zu lassen. Kürzlich ist es einem sozialdemo-kratischen Stadtverordneten passiert, daß er im Virchow-Krankenhaus einen Manken zu besuchen hatte und draußenwarten mußte, weil er zu zeitig eintraf. Gegenüber einemBeamten der Anstalt bezeichnete er es als rücksichtslos, daßman auch hier den Besuchern keinen Warteraum gewähre. DerBeamte erwiderte ihm gemütlich:„Sie sind der e r st e,der sich darüber beklag t." Das kann stimmen;wenigstens bei ihm wird sich noch niemand beklagt haben, under selber sitzt ja trocken. Wenn er aber mal bei Regenwetterim Gewühl der Wartenden ein Viertelstündchen vor der Türstehen müßte, dann würde er bald merken, wie lebhaft vonden Besuchern darüber geklagt wird.Kommunale Angelegenheiten. Die Stadtverordneten Goeroldt,Thieme und Genossen haben folgende Anfrage an den Magistratin der Stadtverordnetenversammlung eingebracht:„Am 20. Julidieses Jahres sind infolge eines starken Gewitterregens in den. derPumpstation Bcllermannstraße benachbarten Häusern nicht nur dieKellerräume, sondern teilweise auch im Erdgeschoß gelegne Lädenvon Wassermcngen, die aus den Kanalisationsröhren strömten,überschwemmt worden. Sind dem Magistrat die Ursachen derUeberschwemmung bekannt? Sind geeignete Schritte eingeleitet,um ähnlichen Vorgängen in Zukunft vorzubeugen?"—Die Stadtverordneten F. Schmidt, Joen und Genossen habender Stadtverordnetenversammlung folgenden Antrag unterbreitet:„Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen, den Magistratzu ersuchen, ihr eine Vorlage zu machen betreffend die Herstellungeines Fußgängersteiges über dem Bahnkörper des Görlitzer Bahn-Hofes im Zuge der Liegnitzer- oder Glogauerstraße zum Zwecke einerdirekten Verbindung der Wiener- mit der Görlitzerstraße und somitzur Erleichterung des geschäftlichen Verkehrs für Fußgänger."—In der gestrigen Sitzung der Deputation für dasstädtische Turn- und Badewesen, unter dem Vorsitz desStadtschulrates Dr. Michaelis wurde beschlossen, einen neuengroßen Turn- und Spielplatz im Plänterwald(Treptow) zu er-richten, der besonders für Fcrienspiele geeignet ist. Der Beschlußder Turn- und Badedeputation ist sehr zu begrüßen.Die städtische höhere Weheschule, Markusstraße 49, beginnt denUnterricht im Wintersemester in den Abend- und Sonntagsklassenam Sonntag, den 20. Oktober dieses Jahres, vormittags 9 Uhr.Der Unterricht wird erteilt für Weber, Wirker. Stricker, Posa-mentiere, Kurbelsticker und-Stickerinnen. Musterzeichner und-Zeichnerinnen, Zuschneider und Zuschneiderinnen, Schneider undSchneiderinnen, Färber und Kaufleute.Die Tagesschule der Anstalt beginnt den Unterricht amDonnerstag, den 27. Oktober dieses Jahres, 8 Uhr vormittags. DerUnterricht umfaßt folgende Kurse:1. Kaufmännischer Kursus; 2. Musterzeichnenkursus(1 Klassefür Weberei und 1 Klasse für Stickerei und Posamentiererei);3. Konfektionskursus:») Abteilung zur Herstellung von Frauen.bekleidung(1. Klasse für Konfektionszeichncn, 2. Klasse für Zu»Zablabend statt.schneiden usw.), b) Abteilung zur Herstellung von Wäsche; 4. Posa-mentier- und Besatzkonfektionskursus; b. Hand- und Maschinen-stickereikursus: je 1 Klasse zur Ausbildung von Geschäftspersonalund zur Ausbildung von Arbeitspersonal; 6. Wirkerei- und Stickereikursus; 7. Färbereikursus..Teilnehmer an den Unterrichtskursen haben sich bei dem Direk-tor der Anstalt anzumelden.Der Berkehr auf dem„Teltowkanal" läßt viel zu wünschenübrig. Um den Verkehr zu heben sind die Tarife ermäßigt worden.Bis jetzt hat diese Ermäßigung noch nicht zu einer wesentlichenBesserung des Verkehrs geführt. Es ist deshalb von Interessentenvorgeschlagen worden, einen Umschlagverkehr einzurichten,der bis jetzt nicht besteht. Wenn es z. B. möglich wäre, Massen-güter aus Trebbin, Luckenwalde, Jüterbog usw. ohne großeKosten in Groß-Lichterfelde vom Eisenbahnwagen direkt inSchiffe zu verladen, würde der Verkehr sicher ganz bedeutend ge-Winnen. Jetzt gehen diese Güter nach Berlin. Andere, wie z. B.Kies, Mergel usw,. die keine hohe Frachten vertragen, bleiben ent-weder ungenutzt liegen, oder bleiben auf die nächsten Absatzgebietebeschränkt.Linienverlegung der Straßenbahn. Die Straßenbahn istwegen Asphaltierung der Jägerstraße seit einiger Zeit genötigt,zwei wichtige Linien umzulenken. Es sind dies die Linien 17Greifswalderstraße— Moabit und 63 Greifswalderstratze— Hansaplatz. Die beiden Linien gehen seit dem 19. August in der RichtungHausvogteiplatz— Schloßplatz durch die Oberwall- und Werder-stratze. Diese Umlenkung kann am nächsten Dienstag, den10. September, aufgehoben werden. Dagegen müssen gleichzeitigdie beiden Linien in der anderen Richtung umgelenkt werden.Sie gehen von diesem Tage an in der Richtung vom Schloßplatzüber den Werderschen Markt und durch die Oberwallstraße. BeideRichtungen erhalten bei dieser Gelegenheit neue Gleise in derJägerstraße.Gegen die Polizeiverfügung, welche die Schließung derDeutschen Peptonfutterwerke auf dem Berliner Schlachthofe an-geordnet hat, hat der Pächter der Werke Klage beim Vcrwaltungs-gericht erhoben. Ein Abnehmen des Blutes erfolgt, wie die„Allg.Fleischer-Zeitung" meldet, seitens der Werke nach wie vor, da aberBlut in die Fabrikräume, vor denen noch immer zwei SchutzleuteWache halten, nicht eingeführt werden darf, wird es außerhalbderselben in Petroleumfässer aufgesammelt. Ein Teil diesestTBlutes wird nach Oranienburg versandt, der Rest aber wird aufdem Schlachthofe aufgestapelt. Zur Zeit lagern dort zirka 200 FaßBlut.Einem Toten ins GrabkWir berichteten in Nr. 206 vom 4. September über einen t ö d»lichen Unfall, der in Rixdorf herzliches Bedauern ge-funden hat. Der Kutscher Karl G e r l a ch, der im HauseSchinkestraße 2 wohnte, war in Berlin auf einem Neubau-grundstück der Taubenstratze dadurch verunglückt, daß er auf demin die Baugrube hinabführenden Einfahrtsweg von seinem Wagenfiel und totgefahren wurde. Gerlach hinterläßt eine Fraumit sieben Kindern, deren ältestes noch nicht das zwölfteLebensjahr vollendet hat. Er wird am heutigen Sonntag um3 Uhr nachmittags auf dem Rixdorfer neuen Friedhof zu Grabegetragen.Diesem Mann hat nun der Lehrer eines seiner Jungeft,ein Herr Wandtke von der Gemeindeschule in der Kaiser-Friedrichstraße, vor versammelter Klasse einen— wenn man sosagen darf—„Nachruf" gewidmet, der in den Kreisen derEltern viel besprochen wird. Der Junge mußte am Tage nach demtödlichen Unfall des Vaters der Schule fernbleiben und ließ sichdurch einen Mitschüler mündlich entschuldigen. Als Herr Wandtkehörte, daß der Vater verunglückt sei, soll er erklärt haben, derwerde wohl betrunken gewesen sein. Die Aeußerungsoll noch schärfer gelautet haben, das ist uns in einigen der Fa-mitten, in denen wir hierüber Ermittelungen angestellt haben, aufdas bestimmteste versichert worden. Wir legen keinen Wert aufden Wortlaut. Aber selbst gegenüber der mildesten Form bleibt esunverständlich, daß ein Lehrer es fertig gebracht haben soll, überden tödlich verunglückten Vater eines seinerSchüler sich vor dessen Mitschülern in diesertakt- und herzlosen Weise zu äußern. Die Jungenwaren über die Worte ihres Lehrers erstaunt, in den Kreisen derEltern aber hat dieser Auftritt lebhaften Unwillen und starke Er-regung hervorgerufen, die in Zuschriften an uns zum Ausdruckgekommen ist.Personen, die Herrn Gerlach kannten, haben uns gesagt, da�gerade er nichts weniger als ein Trinker gewesensei. Da er als Kutscher mit seinem doch wahrlich nicht fürstlichenEinkommen eine Familie von sieben Kindern zu versorgen hatte,so ist es ja auch ohne weiteres begreiflich, daß zum Trinken nichtviel für ihn übrig geblieben sein kann. Aber selbst, wenn er tat-sächlich ein Trinker gewesen wäre. ja. wenn er in der Trunkenheitzu Tode gekommen wäre, so verdiente eine solche Aeußerung einesLehrers immer noch die allerschärf st e Zurückweisung.Will die Schule schon die Kinder auf die Gefahren des Alkoholsaufmerksam machen, so darf sie der Anerkennung und des DankcSgewiß sein. Aber soll das geschehen auf Kosten der Pietät, die dieSchule selber den Kindern predigt? Die Schule selber mahnt jaunsere Kinder: Du sollst Deinen Vater und DeineMutter ehreni Frau Gerlach hat uns unter Tränen erzählt,daß der Verstorbene trotz aller Mühe, seine Familie durchzubringen,es sogar verschmäht habe, die Schule um Hefte und Bücher für seineKinder zu bitten. Und nun komme der Lehrer eines seiner Kindepstelle sich vor die Klasse hin und rufe dem toten Vater ein ihnverunglimpfendes Urteil nach, von dem er wissen mutzte, daß esdurch die Jungen weitergetragen werden würde!Herr Wandtke wird wahrscheinlich den Versuch machen, sich zurechtfertigen. Was er auch zu seiner Entschuldigung anführenmöge, das eine steht fest, daß der Sinn seiner Aeußerung vonSchülern seiner Klasse so aufgefaßt worden ist, wie wir ihn wieder-gegeben haben. Diese Auskunft ist uns in allen Familien ge-geben worden, in denen wir nachfragten, und überall war manempört. Gegenüber einem Mann, durch dessen pädagogisches Wirkendie Beziehungen zwischen Schule und Haus in soempfindlicher Weise gestört werden, muß man in der Tat die Frageaufwerfen, ob er an richtiger Stelle steht.Agrarische„Arbeiterfreunblichkeit". Daß die notleidendenAgrarier nicht mehr Willens sind, ihre Angestellten für Dienst-leistungcn zu entlohnen, beweist nachstehendes Inserat der„Deutschen Tages-Zeitung", Organ für 5?aifer und Reich! FürDeutsche Art! Für Arbeit in Stadt und Land! in Nr. 415 vom5. September 1907:„Gesucht ein etwas kaufmännisch gebildeter jüngereroder älterer Mensch als Schreiber im großen Guts»