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Dis Bewegung erstreckt stch sonach auf folgende Gruben »Marie I'..Reschkes Werl". Hendels Werl". GrubeBerta Waidmannsheil".Schöppenthau u. Wolfs".Elisabeth-Glück Meurostolln",Görlitzer Werke", GrubeAnna",Krauses Werk Treuberz".Henriette",Poley".Elfriede", GrubeAlbine Friedrich Wilhelm",Unser Fritz",Ferdinand",.Lauchhammer" Die Belegschaften derStadtgrube' bei Senftenberg und der Fielitz Werke bei Blettwitz haben nur vereinzelt gekündigt. Die Metallarbeiter erklären, auf die Stellung besonderer Forderungen verzichten zu wollen und sich den Bergarbeitern in allen Stücken anzuschließen. Die Bewegung hat bereits auf das Werk der A.-G.Lauchhammer " übergegriffen. Auf dem Werke sind beschäftigt resp. angestellt: 3 Vorstandsmitglieder der Gesellschaft als Direktoren, 3 Betriebsdirektoren, 3 Prokuristen, 305 Beamte. 3357 Arbeiter, zusammen 4271 Personen. Der Geschäftsbericht gibt die Totallohnsumme für 1906 auf 3 951 682,56 M. an. Die Durch schnittslöhne pro Kopf und Jahr der Arbeiter haben nur ein« schließlich der Lehrlinge betragen 998,65 Mark. Schon diese Angabe möge genügen, um darzutun, daß Grund zur Unzuftiedenheit massenhaft vorhanden ist. DieWohlfahrtseinrichtungen" und Werkswohnungen erweisen sich auch im Niederlausitzer Kohlenrevier als Mittel, die Arbeiterschaft in tiefster Abhängigkeit und schwerstem Druck zu er- halten. Kaum daß die Kündigungen ausgesprochen waren, prangten überall Anschläge und Bekanntmachungen, die sich auf die Kündigung. Lohnzahlung und auf die Wohnungsräumung bezogen. Wie dabei die Untemehmer mit Gesetz, Recht und Wahrheit umspringen, zeigt folgende Bekanntmachung: Wer ohne Kündigung die Arbeit ordnungswidrig niederlegt, hat die ihm eingeräumte Wohnung binnen drei Tagen von heute an gerechnet bei Meidung sofortiger gerichtlicher Räu mungsklage zu verlassen; andernfalls wird für Nicht räumung der Wohnung gerichtlich Schadenersatz verlangt werden." Die Verwaltung fordert ferner von den Streikenden Ersatz des ihr aus der widerrechtlichen Arbeitsniederlegung entstandenen und noch entstehenden Kosten. Die Verwaltung wird von vorstehenden Forderungen keinen Gebrauch machen gegen diejenigen ihrer Ar beiter, welche am Montag wieder die Arbeit aufnehmen. Die von dem Brbeiterausschuß gestellten Forderungen mutz die Verwaltung in Rücksicht aus die Verhältnisse zu ihrem Bedauern ablehnen." DieseVerhältnisse" haben den Unternehmern stets steigende kolossale Gewinne mühelos in den Schoß geworfen; dieVerhält nisie" liegen augenblicklich so, daß die Werke trotz größter An spannung der Produktionsfähigkeit der Nachfrage nicht zu genügen vermögen, trotzdemmüssen" die Verwaltungenin Rücksicht auf die Verhältnisse" die Forderungen der Bergleute ablehnen! Im Orte Drebkau prangen an Häusern und Toren Anschläge der Verwaltung, die zur Räumung der Werkswohnungen oder zur Rückkehr zur Arbeit auffordern. Es sieht aus, als wenn über das Dorf der Belagerungszustand verhängt sei.(Die Belegschaft der Drebkauer Grube trat nach Maßregelung des Vertrauensmannes sofort in den Ausstand.) Eine Sitzung der Unternehmer fand am Donnerstag in Senftenberg statt. Auf dem Rückwege davon verunglückte das Automobil des Direktors Schafhausen von denEintracht werken" auf der Chaussee am Kaunoer Berge. Die Insassen wurden herausgeschleudert, der Chauffeur, Schafhausen selbst und ein Berliner Rechtsanwalt namens Gebhard erlitten Verletzungen. während zwei andere Mitreisende mit dem Schreck davonkamen. In der Sitzung scheint eine Einigung der Unternehmer nicht erzielt worden zu sein. Laut Bekanntmachung arrangiert die Direktion selbst am heutigen Montag eine Belegschaftsversammlung, um über die gestellten Forderungen zuberaten". Was dabei herauskommt ist klar: nämlich nichts. Das gesonderte Vorgehen einer einzelnen Gesellschaft läßt trotzdem darauf schließen, daß eS mit der Einige keit und Disziplin in der Unternehmerorganisation nicht weit her sein kann. Die polnische Berufsvereinigung zählt im Reviere nur etwa 350 bis 400 Mitglieder. Trotzdem glaubte die Leitung derAuch'arbeiterorganisation extra eingeladen werden zu müssen. AIS das nicht geschah, wurde abgewiegelt. Die Polen kündigten ohne Rücksicht auf die Parole ihrer Führer die Arbeit und als die Leitung sah, daß ihnen möglicherweise die Schäfchen davonlaufen würden, schrieb der Gauleiter Regulski-Berlin an die Vertrauens leute, daß die Polen mit denVerbändlern" Schulter an Schulter zu kämpfen hätten. Wie lange? Wird die Zeit lehren. Im ganzen haben bis heute etwa 2000 Mann die Kündigung eingereicht. Gegenüber der Gesamtzahl der Arbeiter erscheint das gering. ES ist aber zu beachten, daß es sich hier wie immer im Braunkohlenbergbau um die bei der Kohlen- förderung beschäftigten, im besten Mannesalter stehenden, qualifizierten eigentlichen Bergleute handelt. Diese sind allein imstande, die Werke zum Stillstand und ihre Kameraden aus den Brikettfabriken zum Mitfeiern zu zwingen. Der im ganzen objektive Bericht der liberalen bürgerlichen Presse, wonach die Arbeiterschaft sich so lange stillschweigend in die Verhältnisse gefügt hat, weil sie wegen des fluktuierenden Charakters der Bevölkerung, wegen der mangelnden Organisation und wegen der ziemlichen Un- einigkeit nichts ausrichten konnte, entspricht insofern nicht den Tat- fachen, als die Organisation, der Bergarbeiterverband, dermaßen erstarkt ist. daß die Zersplitterung nichts mehr vermag, dann aber ist die Fluktuation wenigstens der Zuzug der überall bekannten miserablen Verhältnisse wegen, so gering geworden, daß ständig größter Arbeitermangel herrscht. Alles in allen, steht die Situation für die Bergleute überaus günstig. Durch ihr provokatorisches Verhalten bringen sich die Unternehmer selbst bei dem Bürgertum um den letzten Rest von Sympathie. Wenn sonach die Niederlegung der Arbeit ebenso ge« schloffen erfolgt, wie die Kündigungen, steht zu erwarten, daß die Bergprotzen dem bescheidenen Verlangenihrer" Lohnsklaven nach geringer Lohnerhöhung und* der Neunstundenschicht doch Rechnung werden tragen müssen._ Die sämtlichen Gürtler und Dreher der Messingwaren- fabrik A. Stiller in Driesen haben gestern die Arbeit niedergelegt. Es liegen die folgenden Ursachen zugrunde: Die Firma hatte im vorigen Jahre einen Tarifvertrag mit den Arbeitern vereinbart, der am 10. September abläuft. Dieser ist von feiten der Arbeiter rechtzeitig gekündigt worden, weil die überaus niedrigen Löhne und der Akkordverdienst mit der ständigen Steigerung der Lcbensmitelpreise und Mieten nicht in Einklang zu bringen sind. Es fanden nun Vorberatungen statt, um für einen neuen Tarif die nötigen Unterlagen zu gewinnen. EinJudas " unter den eigenen Kollegen machte dem Fabrikanten Mitteilung von den Vorkommniffen in der vorbereitenden Versammlung und die Folge war, daß zunächst ein Kollege und nach wenigen Tagen noch fünf andere ohne Angabe von Gründen entlassen wurden. Also 6 von 24 gemaßregelt. Das konnten natürlich die Arbeiter nicht ruhig hinnehmen. Es fanden am Sonnabend Verhandlungen im Beisein des Bezirksleiters statt, welche jedoch zu keinem Rc- sultat führten. Der Chef der Firma Herr Lange erklärte einfach, er will seinen Betrieb verkleinern(!) und entläßt zunächst die Leute, die ihn am meisten ärgern! Es wurde nun ein Vermittelungsvorschlag gemacht. Die geforderten Lohn- erhöhungen sollten zurückgestellt, die Arbeitszeit(wenn nötig) verkürzt werden, aber die sechs Mann sollen weiter arbeiten. Aber auch darauf ging der Fabrikant nicht ein. Es ist also klar zu durchschauen, daß es sich für die Firma Stiller darum handelt, der Organisation eins auszuwischen, sie womöglich zu beseitigen. Diese sechs Mann waren die besten Kräfte, und es ist nun auch klar, daß sich der Herr Chef über sie am meistenärgert". Der Kampf ist für die Arbeiter ein leichter zu nennen, denn es ist nur ein Dreher einKranker" und nicht ein einziger Gürtler im Betrieb geblieben, und alle Streikenden sind vollberechtigte Mitglieder des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Es wird aufs dringendste gebeten, den Zuzug nach Driesen fernzu- halten. Die Parteipresse wird um Abdruck ersucht. Den Metallarbeitern Königsbergs droht die Aussperrung. In der Uniongießerei zu Königsberg haben die Dreher der Schlosserei- und Maschinenabteilung Lohnforderungen gestellt, die bisher bei der Direktion des Etablissements keine Annahme gefunden haben. Die zuerst gestellten Forderungen waren sehr minimaler Natur. Verlangt wurden für Dreher und Werkzeugschlosser 45 Pf., für Maschinenarbeiter 40 Pf., für sämtliche übrigen Hülfsarbeiter 35 Pf. pro Stunde. Alle friedlichen Mittel schlugen bisher fehl, auch wurde seitens der Darektion eine Vermittelung des örtlichen Bevollmächtigten des Deutschen Metallarbeiterverbandes abgelehnt, und zwar mit der so üblichen aber verbrauchten Motivierung, die Direktion hätte bisher alle eingetretenen Differenzen mit den Ar- beitern resp. deren Kommissionen allein beigelegt. Die sonst von der Direktion gemachten Lohnvorschläge waren für die Arbeiter un- annehmbar und als die Arbeiter erklärten, bei ihren Forderungen stehen bleiben zu müssen, wurden sie mit der Aussperrung bedroht. Um dieser aus dem Wege zu gehen, beschlossen die Dreher in einer am Sonnabend im Felsenkrug abgehaltenen Versammlung, von ihren Gesamtforderungen 5 Pf. pro Stunde abzusetzen, so daß letzt verlangt werden: 40, 35 und 30 Pf. pro Stunde. Die Ver sammlung beschloß dann aber weiter, falls diese Lohnsätze auch noch keine Annahme bei der Direktion finden sollten, die Arbeit am Montag.den 9. d. M., einzustellen. Eine außerordentlich gut, besuchte Metallarbeiterversammlung nahm dann am Sonntag im Ludwigshof Kenntnis von den Beschlüssen der Dreher und billigte einstimmig deren Vorgehen. Die Uniongießerei kann nur vier Tage den Betrieb ohne Dreher aufrechterhalten. Bewilligt die Direktion die Forderungen der Dreher also nicht, kommt es zweifellos zur Aussperrung der übrigen Arbeiter. Das wäre dann eine neue Kraftprobe des Unternehmerverbandes der Metallindustrie Deutsche lands. Bei einer eventuellen Aussperrung der Metallarbeiter würden auch die Arbeiter der Steinfurtschen Waggonfabrik in Mib leidenschaft gezogen werden, da diese ebenfalls dem Unternehmer- verband angegliedert ist._ Zur Aussperrung der Getreibeträger in Königsberg. Die im Stauereibetriebe Königsbergs beschäftigten Schiffs- arbeiter hielten am Sonntag, den 8. September, im Ludwigshof eine Versammlung ab, um zu der noch immer bestehenden Aus, sperrung der Getreideträger Stellung zu nehmen. Zu dieser Ver sammlung war auch ein Mitglied des Hauptvorstandes nach Königs- berg gerufen worden, und da der erste Vorsitzende Genosse Döring behindert war, vertrat diesen Genosse Schakowski-Hamburg. Die Getreideträger verlangten, daß die Schifssarbeiter für sie in einen Solidaritätsstreik eintreten sollen, um die seit dem 2. Mai bestehende Aussperrung beendigen zu helfen. Ein diesbezüglicher Antrag wurde auch in der Versammlung eingebracht und von den Getreideträgern energisch vertreten. Genosse Schakowski erklärte, der Haupworstand könne zu dem geplanten Streik der Schifssarbeiter seine Ein, willigung nicht geben, da die Schifssarbeiter nach ihrer Aus- sperrung im Frühjahr einen Tarifvertrag mit den Reedern ab, geschlossen haben und es auch sonst so gut wie ausgeschlossen fei, durch Arbeitsniederlegung die Sache der Getreideträger günstig zu beeinflussen. Im gleichen Sinne sprachen der Lokalbeamte Genosse Werner, der Gauleiter Genosse Schikorr und der Delegierte des Königsberger Gewerkschaftskartells Genosse Seemann . Nach langer Debatte wurde der Antrag der Getreideträger, die Schifssarbeiter mögen den Streik proklamieren, in geheimer Abstimmung mit drei Viertel Majorität abgelehnt. Angenommen wurde hierauf eine Resolution, wodurch die Ortsverwaltung beauftragt wird, noch- mals mit den Reedern und Kaufleuten in Verbindung zu treten, um die Einstellung der Getreideträger in die Wege zu leiten und die Sperre aufzuheben. Die Gefahr etiles neuen drohenden Kampfes im Königsberger Hafen ist damit für den Augenblick ab- gewendet worden._ Der neue Lohntarif der Hamburger Schauerleute. Die diesjährige Aussperrung der Hamburger Schauerleute endete bekanntlich damit, daß die Reeder das schriftliche Ver- brechen abgaben, bis zum 1. Oktober 1907 mit den Arbeitnehmern über einen neuen Lohntarif verhandeln zu wollen. Diese Ver- Handlungen werden demnächst beginnen. Die Reeder haben einen Tarifentwurf ausgearbeitet, der als G r u n d p o s i t i o n einen Tagelohn von 4,80 M. vorsieht. Für die Entlöschung gewisser Ladungen sollen 60 bis 80 Pf. pro Tag extra bezahlt werden. Nacht-, Sonn- und F e i e r t a g s a r b e i t sowie durch- gearbeitete Pausen werden mit 1 M. pro Stunde vergütet. Die Tagschicht währt von morgens 6 bis abends 6 Uhr mit einer Frühstückspause von 8 bis 816 Uhr vormittags und einer Mittagspause von Stunden. Die Nachtschicht dauert von 9 bis 12 Uhr abends und von 12]6 bis 5% Uhr morgens, also acht Stunden, für die 8 M. bezahlt werden. In dringenden Fällen kann die Nachtarbeit bis 6(6 Uhr morgens ausgedehnt werden. Wenn ein Schiff fertig gemacht werden soll, sei es beim Löschen oder Laden, und die Arbeit kann voraussichtlich vor Mitter- nacht beendet werden, so braucht kein Schichtwechsel einzutreten. In diesem Falle bleiben die Tagarbeiter in Tätigkeit. Den zur Nachtschicht angenommenen Arbeitern wird ein Mindcstverdienst von 5 M. garantiert. Einen langen Raum nehmen die Bcstim- mungen über die Akkordlöhne ein. Die Arbeitszeit gilt von Stadt u Stadt. Bei Arbeiten aus der Untcrelbe wird freie B e- 1 ö st i tz u n g gewährt. Dieser Entwurf wird als Grundlage bei der Verhandlung dienen. Der Hafenbetriebsverein will berechtigte Wünsche berücksichtigen. Das wäre sehr zu wünschen. ?usl»nck. Der Kampf der Antwerpener Dockarbeiter. Antwerpen , 8. September. (Eig. Der.) Der Belagerungszustand macht Fortschritte: seit heute morgen ind auf Borschlag der Offiziere, die die Bewachung der Holzbassins mit zwei Bataillonen für ungenügend erklärten, die von der Stadt dahin führenden sechs Brücken mit Wachen besetzt worden und er Zugang zu diesen Bassins wird nur den Streikbrechern, die ihre Legitimation vorzu- weisen haben, gestattet. Die Holzbassins selbst find von Militär umzingelt. Soweit können ja nun die Unternehmer zu- rieben sein: der Hafen militärisch bewacht; diePromenoirS" an der Scheide, wo sonst die Spaziergänger das wogende Leben auf den Schiffen beobachten konnten, mit Stricken für sogenannteAn- ammlungen" von über fünf Menschen verboten dieFreiheit der Arbeit" wäre ja damit gewahrt. Die Sweikbrecher werden unter militärischem Schutz eskortiert, Militär wacht bei der Arbeit und die Sweikbrecher werden mit Schleppdampfern von und zur Arbeit befördert, damit sie dasunsichere" Land nicht bewcten brauchen. Indes, wotz alledem und obgleich die Strcikbrechersucher keine andere Qualifikation fordern als starke Arme, wird nach nicht niehr als 37 Schiffen mit einer Zahl von nicht ganz 1300 fit* beitern gearbeitet."Aber selbst das Doppelte angenommen, wie den Tag vorher gemeldet wurde von einemErsatz" der einheimischen Arbeiter sind die Herren noch weit entfernt was auch offiziell ge- nieldet werden mag! Im übrigen braucht man nur einen B Ii ck auf d i e S ch e ld e zu w erfen, na ch den Bassins zu lugen, hier und da knirscht eine einsame Kette an einen» Kran und da und dort zwischen Bergen von Gcweidesäcken und vollgefüllten Schuppen regen sich armselig ein paar Hände zur Arbeit. Und seit einem Monat liest man immer dies elbenNamen der Schiffe.... Von allen Seiten richten sich übrigens Proteste und Verurteilungen gegen die Haltung der Unternehmerclique, die nun auf ihren Plakaten offen zugibt, daß sie ihre Kampftaktik nicht wegen des ökonomischen Moments festhält, sondern weil sie die Sozialisten unter- kriegen will, die die Herrschaft im Hafen an- streben. Diese faustdicke, dumme Lüge, daß die Sozialisten die Herrschast anstreben", findet nur in der allerordinärsten Scharf- macherpresse Ausnahme und Verteidigung. Dagegen macht ein großer Teil der bürgerlichen Presse dagegen Front, daß ein paar vom Machtkitzel besessene Herren das Wirtschaftsleben einer ganzen großen Stadt unterbinden, Not und Sorge über Tausende verhängen, eine friedliche Stadt in ein offenes Feldlager verwandeln dürfen. Denn soweit sind sogar unsere sonst in den verschimmeltesten manchesterlichen Be« griffen befangenen bürgerlichen Blätter, daß sie den Standpunkt einnehmen: die Unternehmer müssen mit den Arbeitern unterhandeln. Sogar der erzklerikaleP a t r i o t e". der eS auch in diesem Kampf natürlich an Angriffen auf dieFührer" nicht fehlen läßt, findet die kräftigsten Worte der Abwehr gegen diese unerhörte anmaßende Kapitalistenclique, die nacheinander jeden auf ein Schiedsgericht hinzielenden Abschluß des Kon- flikts die unzähligen Vorschläge des Bürgermeisters, des Präsidenten der Handelskammer, zuletzt des Arbeitsministers rundweg abschlugen. Und überall wird die Frage auf- geworfen, ob der Fortgang der Betriebe eines ge- waldigen Hafens wie der Antwerpens von einigen gewissenlosen Starrköpfen abhängig gemacht werden dürfe. Bemerkenswert ist das Verhalten der Stauer, der sogenanntenStevedoreS", bei benei: die Verlader arbeiten und die betonen, daß sie zu einer Verständigung mit ihren Verladern bereit find. Einer der bedeutendsten dieserStevedoreS" Antwerpens äußert sich gegen den Korrespondenten desSoir", der mit anerkennenswerter Anständigkeit über die Vorgänge berichtet, daß die Unternehmerve reinigung nur die sozio- listische DockergewerkschaftWillen is kunne n" brechen will.... Dies besagen auch, nur mtt ein bißchen anderen Worten, die Unternehmerplakate, die gegen dieFührer" losgehen. Auch bedeutende Gewerbevertreier stehen auf Seite der Streikenden und sprechen sich für das Schiedsgericht aus. Gestern wurde gemeldet, daß auch zweihundert Unternehmer der Getreideverladung arbeiten lassen wollen. Nur die führende Clique will nicht und da spricht man vom TerroriSmuS der Streikführerl Die Störungen im Wirtschaftsleben der Stadt find überall fühlbar einigen Bettieben fehlen bereits die Kohlen. Gestern wurde ein an dem Streik gar nicht be- teiligter Bootsmann angeblich, weil er einen Wache haltenden Soldaten bedroht hatte, von diesem getötet. Der Getötete, der geschrien haben soll, daß er Revolverschüsfe los« feuern werde, war überhaupt unbewaffnet, was auch der Soldat im Verhör erklärte. Wie ein Soldat, der einer aus fünf Soldaten bestehenden Wachtabteilung zugehört und der sofort Succurs hatte, auf die Drohung eines Unbewaff- neten hin schießen konnte, wird das Verhör noch aufzuklären haben. Oder sind das diestrengen Vorschriften?" Dann darf sich die Bevölkerung ja auf erfreuliche Dinge gefaßt machen. Die Streikenden verhalten sich ruhig, und in den Versammlungen herrscht Begeisterung und Siegeszuversicht. Die Unternehmer harren aus, um den Hafen vor derGewaltherrschaft des Sozialismus" zu bewahren. Die Sozialdemokratie beantwortet diese dumme Verleumdung mit einer Solidaritätserklärung an die Streikenden und fordert bereits mit großem Er- folge zur materiellen Unterstützu'ng der Docker auf. Durch Spenden und Anleihen ist bereits ein Fonds von 100 000 Fr. gesichert.Für jede Million," erklärte Anseele in einem Meeting, die Steinmann und seine Clique votieren, werden wir 10000 Fr. geben, und wir werden sehen, wer länger aushält.... # Brüssel , 9. September. (Privatdepesche desVorwärts".) Der Sonntag ist ruhig verlaufen. Gestern wurde die Gendarmerie um 400 Mann verstärkt. Für die Schiffe der Unternehmervereinigung arbeiten zirka 3000 Arbeitswillige. Heute wurde das Militär bis auf hundert Mann zurückgezogen. Antwerpen , 9. September. Der Soldat Roelen, der durch einen Schuß einen Schiffer getötet hatte, ist nach Untersuchung durch de» Militärausschuß wieder in Freiheit gesetzt worden. Letzte JVaebnebten und Dcpcfcbca Der Mordversuch gegen Graf KomarowSki. Wien , 9. September. (W. T. B.) In der Affäre KomarowSki hat heute auch die Frau Jarnowsla im Polizeiverhör gestanden. daß sie den Anschlag auf den Grafen KomarowSki im Verein mit dem Rechtsanwalt Prilukow ersonnen habe. Brandkatastrophe. Raab, 9. September.<W. T. B.) Eine vierstöckige Dampf- mühle, in der 200 Arbeiter beschäftigt waren, ist völlig nieder- gebrannt. Aus den oberen Stockwerken sprangen die Arbeiter in das Rettungstuch hinab, wobei viele verunglückten. Nach den bis- herigen Feststellungen find acht Arbeiter tot und vier schwerverletzt. Pogrom-Wahnfinn. Petersburg, 9. September.<B. H. ) Hier hat sich ein neuer Rettungsbund" konstituiert, welcher den Zweck verfolgt, im Falle eines Attentats auf den Zaren oder Stolypin sämtliche Juden Rußlands zu töten._ Die Pest. Konstantinopel , 9. September. (Meldung des Wiener k. I Telegr.-Korresp.-BureauS.) Auf der Insel Metelin wurden zwei neue Pestfälle festgestellt._ Truppennachschub für Marokko . Gibraltar , 9. September. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) in Algeciras ist der Befehl eingetroffen, daß eine Brigade in -tärke von 7009 Mann unter General Caro am Mittwoch zur Ein« schiffung nach Tanger bereit sein soll. TyphuS -Epidemie. Blidah(Algier ), 9. September. (W. T. D.) Jägerkaserne herrscht Typhus . Dem Vernehmen dem letzten Bericht des gut informiertenSoir" auf! bereits 19 Erkrankungen und 6 Todesfälle vorgekommen. In der hiesigen nach sind bisher jtoflfltw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Jnseratentesl pcrgntw..: Ah. Gvike, Berlin . Krück v. Verlag: ParwÄ1SBuchdr.u.�IagSanMtMulSilMIÜ:ZSuAekM2)V. HströuSSkilaücuu.UntcrhaltungSMlt