Der SetlHter FrelvZderverein hat sich konstituiert und einenHerrn mit klangvollem Namen, Baron von Arnim, zu seinem Vor-sitzenden gewählt. Man glaubt durch„gute Beziehungen" ambesten zu wirken. Der Zweck des Vereins besteht in dem Schutzund der Pflege des Ireibaoewesens im Einklang mit den zuständigenBehörden. Ter jährliche Mitgliedcrbeitrag beträgt 1 M. DieBeiträge werden dazu verwandt, Wohlfahrtseinrichtungen allerArt soweit als zulässig zu treffen. Die Mitglieder genießendiese Einrichtungen zum Teil gratis, zum Teil zu ermäßigtenPreisen. Mitgeteilt wurde in einer am Montag stattgefunoenenVersammlung, daß der Landrat von Stubenrauch als auch derForstfiskuS die Begründung des Vereins mit großer Freude be-grüßt hätten, namentlich deswegen, weil in letzter Zeit eine Unzahlvon Beschwerden des Freibades wegen eingelaufen seien und derVerein die beste Garantie für die Verhinderung von Ausschreitungenbiete. Landrat von Stubenrauch habe auch nicht die Absicht, wiederGendarmen an den Strand zu schicken, sondern die Aufrechterhaltungder Ordnung der Strandwache des Vereins zu überlassen. FürNovember dieses Jahres ist der Vorstand des Freibädervereins vomLandrat zu einer Sitzung eingeladen worden, in der die Grenze desFreibades nach der Anstalt Nikolassee, nach der anderen Seite undnach dem Walde zu festgelegt werden soll. Die Länge des Frei-bades wird dann ungefähr 1000 Meter betragen. Der OrtsvereinNikolassee sei mit dem Verein in Verbindung getreten und habeangeregt, dahin zu wirken, daß ein besserer direkter Weg vom Bahn-Hof Nikolassee nach dem Freibad geschaffen und an den Eisenbahn-fiskus die Bitte gerichtet wird, Badefahrkarten zu crinätzigteuPreisen von Berlin nach Nikolassee einzuführen. Am Strand selbstwill der Verein durch eine dünne Kette die Zuschauer von denBadenden trennen. Zum Auskleiden sollen Zelte errichtet werden,die gegen eine geringe Gebühr allen zugänglich gemacht werden.Ferner werden Bedürfnisanstalten und Rettungsbote zur An-schaffung kommen. Die Mitglieder des Freibädervereins sollen alsAbzeichen eine schwarzweitzrote Badehose tragen und die Mitgliederder S'»«»ndwache durch besondere Mützen kenntlich sein. Keines-wegs sei aber beabsichtigt, durch die Einrichtungen des Vereinsirgendwie einen Zwang auf die übrigen Besucher des Freibadeszur Benutzung der Vereinseinrichtungen auszuüben.S2 000 Zigaretten gestohlen. Reiche Beute machten in der ver-gangenen Nacht Einbrecher, die den Lagerräumen der Zigaretten-fabrik von Kowaski in der Chausseestrahe einen Besuch abstatteten.Die!�äter verschafften sich dadurch Zutritt zu dem Tatort, daß siean den nach dem Hofe zu belegenen Fenstern die Schlösser undRiegel aufbrachen. Sic stiegen sodann ein und räumten unterden Zigarcttenvorräten gehörig auf. Nicht weniger als 52 000Zigaretten entwendeten sie und trugen sie nach einem Handwagen,der auf dem Hofe stand. Auch mehrere Juwelen, die sie in den Ge-schäftsräumen aufgestöbert hatten, eigneten sie sich an. Ohne daßjemand etwas von dem dreisten Einbruchsdiebstahl bemerkt hätte,zogen die Diebe mit ihrem hochbeladencn Handwagen davon.Zu dem Bootöimfull auf dem Wannsee, bei dem der �KüchenchefWilly Otto und der Bootsdiener Paul Bremer den Tod fanden,wird gemeldet, daß gestern früh auch der leblose Körper des BootS-dienerS Bremer an Land geschwemmt wurde.Zur Besichtigung deutscher Tuberkuloseeinrichtunge« trifft am23. September eine Abordnung des Pariser Gemeinderats in Berlinein, deren Führung auf Wunsch der Delegation Dr. A. Kayserling-Berlin übernimmt. In Aussicht genommen ist der Besuch der Wald-schule, der Erholungsstätten, der Fürsorgestellen sowie der HeilstättenBeelitz, Belzig, Malchow und Grabowsee.Im Luisen-Theatrr findet am Freitag, den 13. September, dieErstaufführung des Schauspiels„Carmen" mit Musikeinlagenaus der gleichnamigen Oper statt. Am Sonntag, den 16. September,wird das Schauspiel zum erstenmal wiederholt.Ein Verbandsbuch mit Marken des Glasarbeiter-VerbandeS istam 7. September verloren gegangen. Der Finder wolle dasselbeabgeben bei Paul Welkisch, Markusstraße 47.Auf der Provinzialkonfercuz am Sonntag, den t. September,im Gewerlschaftshause ist ein Taschenmesser gefunden worden.Der Verlierer kann dasselbe im Verbandsburean, Lindenstr. 09, inEmpfang nehmen.Radrennen zu Steglitz, Montag, 9. September. DasMatch Guignard-Robl-Verbist, das über eine Stundehinter Motorführung am Montagabend als Ersatz für die am Sonn-tag des Regens wegen ausgefallenen Dauerrennen, die nunmehr aufden 6. Oktober verschoben sind, stattfand, gestaltete sich dank der vor-trefflichen Besetzung zu einem spannenden Schauspiel, das um sofesselnder wirkte, als sowohl Robl wie der junge Belgier Verbist daslange Rennen ohne Schrittmacherwcchscl durchstanden. Guignard hin-gegen mußte mehrfach wechseln. Verbist, der seit kaum einem Jahreals Rennfahrer bekannt ist, startete zum ersten Male in Berlinund er rechtfertigte seinen Ruf als erstklassiger Dauer-fahrer vollkommen, denn er fertigte sowohl Robl wre auch denFranzosen Guignard, der noch vor wenigen Wochen den GroßenPreis von Berlin gewonnen hatte, in einwandfreier Weise ab. BeimAblassen lag er an zweiter Stelle hinter Guignard, der gut im Zugewar; doch Verbist rückte zusehend? auf und hatte beim achten Kilo-nreter seineu Gegner erreicht, doch wies dieser den Angriff desBrüsselers ab. Ein erneuter Vorstoß im 10. Kilometer war erfolg-reicher, nach kurzem Kampf setzte sich Vcrbist an die Spitze, die er brSzum Schluß behauptete. Mit GuignardS Widerstand war es vorbei, seineFührung wechselnd, hatte er im Nu vier Runden verloren. AuchRobl vermochte dem scharfen Zuge Verbists nicht zu folgen; biszum 42. Kilometer hielt er wacker stand, doch dann mußte auch erdie Ueberlegenheit des Belgiers, der an ihm vorbeizog, anerkennen.Nim hatte dieser gewonnenes Spiel; des alten Weltmeisters Kraftschien gebrochen. Bis zum Schluß hatte er über vier Runden ver-loren, Guignard endete mehr als 15 Runden zurück als Letzter.V e r b i st hatte in der Stunde 34,420 Kilometer zurückgelegt,Robl 82,250 Kilometer. Guignard 70,700 Kilometer. Berbist erntetewohlverdienten Beifall. �Feuerwchrbericht. Am Sonntag nachmittags um 5 Uhr wurdeder 7. Zug nach der Boxhagenerstr. 20 alarmiert, wo ein Schuh-Warenladen brannte. Die Flammen konnten bald gelöscht werden.Die Ursache des auffallenden Brandes konnte von der Feuerwehrnicht ernnttelt werden. In der Nacht zum Dienstag wurde der7. Zug abermals dorthin gerufen. Der Schuhmacherladen staudzum zweiten Male in Flammen. Es brannte allerhand Gerümpel.Der Inhaber des Ladens, Schuhmacher Karl Becker, wurde be-wußtlos aufgefunden. Nach erfolgreicher Behandlung mit Sauer-stoff kam der Bewußtlose wieder zu sich. Die Entstehung desBrandes wird auf einen Unfall zurückgeführt. Gestern früh um3 Uhr kam in einem Kinematographen-Theater in der Pücklerstr. 19Feuer aus. Es brannten dort Filmsrollen und der Inhalt deseisernen Vorführungsraumes. Es gelang, die Flammen auf dasTheater zu beschränken. In der Friedrichsbergerstr. 17 kam nachtsin einem Zigarrenladen Feuer aus, das an den Regalen, ZigarrenUnd Kisten, Möbeln, Fenstern, Türen usw. reiche Nahrung fand.Die Feuerwehr muhte längere Zeit tüchtig Wasser geben, um eineweitere Ausdehnung des Brandes zu verhüten. Ein Küchenbrandbeschäftigte den 12. Zug in der Potsdamcrstr. 79. Schaldeckenbrannten in der Bernburgerstr. 35, Petroleum in der StralauerAllee 17b. Ferner hatte die Wehr noch in der Höchstestr. 4, Holz-marktstraße 4 und an anderen Stellen zu tun.Vorort- JVadmdrten.Schöneberg.Tie Stadtverordnetenversammlung beschäftigte sich in ihrerletzten Sitzung mit der neuen Schularztordnung. Stadtv.Zobel(Lib.) hält die Schularztordnung für unbefriedigend, so-wohl für die Schüler wie für die Aerzte. Er empfiehlt, einenSchularzt im Hauptamt anzustellen. Stadtv. Dr. Freund trittdem letzteren Vorschlage entgegen. Man solle die Schulärzte ent-lasten, dadurch, daß man denselben zukünftig nicht mehr zweiSchulen, sondern nur eine Schule überweise. Stadtv. KütrrlSoz.) weist darauf hin, daß die Sozialdemokratie schon vor dreiJahren den Antrag gestellt habe, die Schulärzte zu vermehren, aberdie Mehrheit sei nicht dafür zu haben gewesen. Trotzdem eineVermehrung der Schüler eingetreten ist, sei die Zahl der Schul-ärzte die gleiche geblieben. Redner empfiehlt auch, der Anstellungvon Spezialärzten besonders Zahnärzten, endlich einmal näher zutreten.— Die Schularztordnung wird daraus einem Ausschuß zurPrüfung überwiesen.Einem Ausschutz wird sodann auch die Vorlage des Magistratsbetreffend die Uebernahme der Unterhaltung derBürger st eige durch die Stadtgemeinde überwiesen.Zugestimmt wird dem Antrage des Magistrats: dem Vereinzur Förderung der Kunst im kommenden. Winterhalbjahre eineAula nebst Heizung und Beleuchtung zur Veranstaltung vonVolksunterhaltungsabenden zur Verfügung zu stellen.Ferner wird ein Betrag bis zu 500 M. zur Deckung für ein sich ausden Veranstaltungen etwa ergebendes Manko unter Festhaltungeines Einheitspreises für den Eintritt von 30 Pf. bewilligt. Einaus der Mitte der Versammlung gestellter Antrag, worin an denMagistrat das Ersuchen gerichtet wird, Schülern in den oberenKlassen der Gemeindeschulcn und bedürftigen Schülern der höherenSchulen Fr e i b i l l e t t s zu den Aufführungen zu gewähren, wirdangenommen.Mit der Amtsniederlegung des unbesoldeten StadtratsGremler erklärte sich die Versammlung einverstanden, die Vor-bereitungen der Neuwahl werden einem Ausschutz überwiesen.Ohne Debatte angenommen wird der Magistratsantrag: andie Schöneberger Rettungswache einen außerordent-lichen Beitrag von 3000 M. zu zahlen und eine gemischte-Deputationeinzusetzen zur Regelung des Rettungswesens in Schöneberg nachdem 1. April 1908.Von der Aufnahme eines Darlehns aus der städtischenSparkasse im Betrage von 0 253 000 M. wird Kenntnis genommen.Zu der in Eisenach stattfindenden Jahresversammlung desVereins für Armenpflege und Wohltätigkeit wird je ein Mitglieddes Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung entsandt.Ein Antrag der Liberalen verlangt die Einrichtung einergemeinnützigen, kommunalen Rechts auskunfts st elle.Stadtv. Dr. Voßberg(Lib.) weist in seiner Begründung auf diegute EntWickelung der gewerkschaftlichen Arbcitersekrctariate hin,die seiner Meinung nach aber nicht ausreichen. Man müsse auchden nicht zur Arbeiterschaft gehörenden BevölkerungsschichtenRechnung tragen. Auch der Vertreter des Magistrats spricht sichin längeren Ausführungen für eine derartige Rechtsauskunftsstelleaus, um hauptsächlich dem Winkelkonsulententum entgegenzutreten.Von sozialdemokratischer Seite wird erklärt, daß man sich von demAntrage nicht viel verspreche, wenn nicht auch Schriftsätze in derAuskunftsstelle angefertigt werden. Für die Arbeiterschaft wirdnach wie vor die Benutzung der gewerkschaftlichen Arbeitersekre-tariate am vorteilhaftesten sein.— Der Antrag wird einem Aus-schütz überwiesen.Ein weiterer Antrag der Liberalen verlangt die Schaffungeiner städtischen Auskunfts st elle für alle privatenund öffentlichen Wohlfahrtsein richtungenSchönebergs. Nach der Begründung des Antrages wird von feitendes Magistrats erklärt, daß sich derselbe bereits mit einem der-artigen Antrage beschäftigt habe, eine entsprechende Vorlage wirdder Stadtverordnetenversammlung in kürzester Zeit zugehen.Am nächsten Montag soll eine gemeinsame Besichtigung derRieselfelder durch den Magistrat und die Stadtverordnetenversamm-lung vorgenommen werden.Lichtenberg.Geldschrankknacker haben in der Nacht zum Dienstag demBureau der Ortskrankenkasse in Lichtenberg einen Besuch ab-gestattet, ohne indes ihren Zweck zu erreichen. In die im Parterredes Hauses Frankfurter Chaussee 150 belegenen Kassenräumedrangen die Spitzbuben ein, indem sie von dem eine halbe Treppehöher belegenen, vom Treppenaufgang zugänglichen Klosettraumaus ein etwa �hMeter im Umfange großes Loch in das Mauer-werk schlugen und sich dann in die Räume herabließen. Der Geld-schrank aber, dessen Tür die Burschen zu zertrümmern gesuchthaben, widerstand den Anstrengungen. Der Inhalt des Schranks,etwa 4000 M., blieb daher unberührt. Die Diebe müssen in derArbeit gestört worden sein, denn nahe dem Erfolge haben sie dieRäume durch ein Hoffenster verlassen.Friedrichshagen.Der Selbstmord eine? Liebespaares. Gestern wurden Nach-forschungen nach dem Verbleib des 22jährigen Karl Möhring ausBerlin und der 19jährigen Hoffereck angestellt, die seit einigenTagen verschwunden sind. Aus hinterlassenen Briefen der beidengeht hervor, daß sie die Absicht hatten, sich im Müggelsee zu er-tränken. Die Leichen des Liebespaares sind bisher noch nicht ge-funden worden.Weihensee.Im Hausbesitzerverein kriselt eS, im Mictervercin nicht minder.Die letzte Versammlung der Hausbesitzer verlief sehr stürmisch,weil die von ihnen auserwähltcn Gemeindevertreter für ein Orts-statut gestimmt haben, nach dem die Hausbesitzer einen Teil derStraßenpflasterungskosten zu' tragen haben. Aus moralischenGründen sollen die Herren ihr Amt niederlegen, führte ein Rednerunter großem Beifall auS. Aber dazu scheinen die Herren gar keineLust zu haben, denn sie verteidigten ihren Standpunkt damit, anderekönnten eS auch nicht besser machen.— Ter Vorsitzende des Mieter-Vereins hat seinen Posten demonstrativ niedergelegt, weil er eineFrage auS dem Fragekasten des Vereins verschwinden ließ. Wieaus einer Notiz des Ortsblattcs zu ersehen war, lautete die Frage:„Ist dem Vorstand bekannt, daß bei einem Mitglieds des Vorstandesdie Steuern uneintreibbar sind?" Diese Frage bezog der Vorsitzendeauf sich und quittierte seinen Posten.DaS Evangelium der HandclSangestellten lautet das Thema, überdas Genosse Ucko in einer am Donnerstag abend 9 Uhr nach demPrälaten. Lehderstr. 122, Ecke KönigS-Chaussee. einberufenen öffent-lichen Versammlung referieren wird. Der Eiuberufer ersucht alleim Handelsgewerbe tätigen Angestellten zu erscheinen. Die Arbeiter-schafr wird besonders ermahnt, ihre im HandelSgewerbe tätigen An-gehörigen auf obige Versammlung, hinzuweisen.Nieder-Schönhausen.Wieder ist ein langjähriges Mitglied unseres WahlvrreinS, derGenosse Karl Weber, gestorben. Weber, der Maurer von Berufwar. hat nur ein Alter von 36 Jahren erreickt. Tätig und rührigwirkte er schon vor Jahren am Orte für die Ideen des Sozialismus,als die Bewegung in Niederschönhausen noch aus schwachen Füßenstand. Jetzt hat am Sonnabendvormittag die Diphtheritis seinemLeben ein allzu frühes Ende gemacht. Wir aber werden den wackerenGenossen, an dessen Bahre die Frau und fünf kleine Kinder trauern.nicht vergessen.— Die Beerdigung findet heute, nachmittags 6 Uhr,auf dem Friedhof in der Bnchholzerstraße statt.Spandau.Eine gut besuchte Generalversammlung des Wahlvereins nahmam letzten Freitag im Lokal von Köpnick w der Hauptsache denBericht von der KreiS-Generalversammlung und der Provinzial»konferenz entgegen. Vor EinWitt in die Tagesordnung ehrte dieVersammlung daS Andenken der verstorbenen Genossen Franz Pestund Hermann Hansburg durch Erheben von den Plätzen. GenosseGrögerchen erstattete hierauf den Bericht von der Kreis-General-Versammlung. Er teilte mit, daß die Spandauer Genossenin Henningsdorf in schlechtes Licht gekommen seien, weilvon den im Wahlverein organisierten 1100 Mitgliedernnur Ovo ihre Beiträge entrichtet hätten. Des weiterenbeschäftigte sich Redner mit dem Punkt Presse und dem von Spandaugestellten Antrage. Er gab der allseitigen Zufriedenheit darüberAusdruck, daß endlich die Kreisgeneralversammlung die Wünsche derSpmtdauer anerkannt und den Spmidauer Antrag einstimmig an-genommen habe. Bedauerlich sei, daß sich gerade seitens der„Brandenburger Zeitung" eine Gegenströmung geltend mache. Hierscheine man zu sehr von Rücksichten auf das Geschäft geleitet zuwerden. Hauptsache sei, daß die Organisation ausgebaut werde,dann dürfte Spandau auch seinem Ziele näher kommen. GenosseSchuster bemängelte, daß die Angelegenheit Reibeholz aufder Kreisgeneralversammlung.nicht zur Sprache gekommenist; eS sei an der Zeit, einen solchen Schwindler loszuwerden.Zu einem von ihm gestellten Autrage, Reibeholz aus der Parteiauszuschließen, bemerkte Genosse Picser, daß der Anwag überflüssigsei, da das Ausschlußverfahren bereits im Gange sei. Im übrigenZeigte Redner, daß man keineswegs unversucht gelassen habe, denMachinationen Reibeholz' entgegenzutreten. Es sei jedoch von eineröffentlichen Kennzeichnung bisher aus.besonderen Umständen ab-gesehen worden. Nunmehr liege der Veröffentlichung nichts mehrim Wege, weshalb der Vorstand eine konsequente Dmchführungseines Beschlusses verlange. Hierauf gab Genosse Pieperden Bericht von der Provinzialkonferenz. Er stellte fest,daß der Kreis Brandenburg- Westhavelland trotz eigenerPresse dem Kreise Osthavelland nur um ein klein wenigvoraus sei. Den auf der Konferenz erweckten Glauben, alssei in bezug auf Agitation für die Presse nicht genügend ge-schehen, müsse er enffchieden zurückweisen. Im übrigen sei denGenossen zu empfehlen, die Spandauer Verhältnisse etwas mehr in Be-tracht zu ziehen. Er hoffe, daß wenn der Antrag nächstes Jabr er-neut gestellt werde, er dann angenommen wird, zumal sich diesmalschon eine starke Minorität für denselben erklärt habe. GenossePieser gab hierauf noch den Bericht von dem Referat Stodthagenüber daS Gesinderecht in Preußen und forderte die Genossen auf,gerade dem heute noch vollständig rechtlosen Gesindehelfend zur Seite zu stehen. Der Vorstand habe Schrittezum Schutze der Rechtlosen unternommen; Pflicht aller Genossensei es, ihn in diesen, Besweben zu unterstützen. In der Diskussionwies Genosse Böhle speziell auf die intensive Art hin, in welcherder Spandaucr Schleifstein das Verdummungswerk an der Arbeiter-schaft zu weiben suche. Ohne eigenes Organ sei es unmöglich, indie verwirrten und dunklen Kopie der Staatsarbeiter hineinzuleuchten.Mehrere Redner wünschten die Anstellung eines Parteisekretärs inSpandau auf Kosten des Kreises. Genosse Pieser betonte, daßdiese Frage in nächster Zeit beraten würde. Zuletzt nahmdie Versammlung Stellung zu den bevorstehenden Stadtverordneten-wählen. Als Kandidaten wurden die Genossen Böhle. Hornig,Pieper, Pieser, Götze und Beiler. die beiden letzterenals Hausbesitzerkandidaten, nominiert. Es fehlt, da der gleichfallsals Hausbesitzerkandidat vorgeschlagene Genosse Haltecker ablehnte,noch ein solcher. In die Wahlkommissiön wurden die GenossenReichard, Grögerchen, Köppen, Schneeweise und Scior gewählt. DerRest der Tagesordnung mußte infolge der vorgeschrittenen Zeit biszur nächsten Versammlung vertagt werden.'»Im Anschluß an diesen Bericht teilen wir mit, daß der Vorstanddes Wahlvereins uns vor einiger Zeit eine Warnung vor Reibeholzzugehen ließ, deren Veröffentlichung aus besonderen Gründen vor-läufig unterblieb. Jetzt aber liegt kein Grund Mehr vor, mit der-selben zurückzuhalten; sie lautet:Warnung! Gegen den Zahntechniker Max Reibeholz, früherin Spandau, jetzt in Berlin. Grüner Weg 104 ivohnhaft, ist derAusschluß aus der Partei' wegen fortgesetzter Schwiudeleie» be-antragt. Wir geben dies, bekannt, um weitere Genossen vorSchaden zu bewahren.Der Borstand des sozialdemokratischen Wahlvereinsfür Spandau.Vermischtes.Der Mordprozeß Nicderhofcr, über dessen Vorgeschichte wirmehrfach berichteten, wird am Montag, 23. d. M.. vordem Münchener Schwurgericht seinen Anfang nehmen. Es sindim ganzen 200 Zeugen geladen, und zwar die meisten von derStaatsanwaltschaft, da Niederhofer beharrlich leugnet. Die Anklagevertritt Staatsanwalt Held II, den Angeklagten Rechtsauwalt Klein-berger. Der Prozeß wird voraussichtlich acht Tage dauern.Opfer der Berge. Zwei Knaben namens Oehlmann ans Düffel-darf sind nach einer Meldung auS Bern an der Erzegg(HaSliberg),9 Kilometer nordöstlich von Meiringen, am letzten Sonntag wahr-scheinlich beim Edelweißsuchen zu Tode gestürzt.Ein junger Deutscher namens Dcntelle, 21 Jahre alt, stürztebei Zürich ab und wurde mit zerschmettertem Schädel tot auf-gefunden._Typhus, Cholera und Pest.Typhus herrscht, wie wir bereits in einem Teil der gestrigenAuflage meldeten, in der Jägerkasern'e zu Blidah(Algier). DemVernehmen nach sind bisher bereits 13 Erlrauluugen und sechs Todes-fälle vorgekommen.In N i s h n i N o w g o r v d in Rußland sind 12 neue Cholera-fälle und in Jaroslaw sieben Cholerafälle festgestellt worden.Auf der Insel Mauritius wurden Londoner Meldung zufolgefünf Pcftfälle festgestellt, von denen vier tödlich verliefen.Eine FeuerSbruust zerstörte nach einer Meldung aus Paris inGap in der vergangenen Nacht einen ganzen Teil der Kaserne deS17. Infanterieregiments, das sich zurzeit im Manöver befindet.In der Ortschaft Courdemanche brannten einer Meldung ausNancy zufolge mehrere Wohnhäuser nieder. Drei Personen wurdenunter emer einstürzenden Mauer verschüttet. Zwei blieben tot, derdritte wurde lebensgefährlich verletzt. Der Materialschade» beträgt160 000 Fr.Einsturz eines BctoiineuvaucS. Wie die„Kölnische Volkszeitnng"auS Malmedy meldet, stürzte in der Steinbachschen Papieriabril einBetonneubau ein. Acht Arbeiter wurden dabei lebensgefährlichverletzt.Wieder ein Eisenbahnznsammcnstoß. Bei dcm Bahnbof CampoMarino hat ein Zusammenstoß zwischen einem Güterzug undeinem Personenzug ftattgefiniden; zwölf Wagen wurden zertrümmert,sieben Personen wurde» verletzt, darunter eine schwer.Furchlbam Sturm herrscht, wie aus Konstantinopel gemeldetwird, im Aegäischen Meere. Es werden zahlreiche Schiffsunfälle ge-meldet.Wiwerungsüberflcht vom 10. September 1907.Wetter- Prognose für Mittwoch, den II. September 1907.Trocken und ziemlich heiter, nachts etwas kälter, am Tage mild beischwachen südwestlichen Winden.Berliner Wetterb urea w