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Weiße befiehlt, daß alle Mädchen heute abend zur Station zu komnien haben und sich nicht durch Regen abhalten lassen dürfen. Im Weigerungsfälle sind von den Müttern der betreffenden Mädchen 2 0 Mark Strafe zu zahlen. Der Abgeordnete Roercn führte weiter aus, daß. da man wüßte, was es mit diesem nächtlichen Tanz auf sich habe, großer Unwille unter der christlichen Bevölkerung entstand. Der Präfekt hat einen Erlaß veröffentlicht, daß kein Christ an diesen Tänzen teilnehmen dürfe. Die Mütter seien nicht ver- pflichtet, eine Strafe zu zahlen. Abg. R o e r e n erklärt heute, daß er sich geirrt habe, der Erlaß war nicht zur Einführung Schmidts bestimmt, sondern zur Einführung des Richters. Es sei ihm aus dem Auswärtigen Amt   mitgetilt worden, daß der Ausrufer die Strafaudrohuna aus sich selbst heraus gesagt habe. Er habe aber nicht annehmen können, daß der Ausrufer das von selbst getan habe. Sodann wendet sich die Beweisaufnahme dem Falle der Konkubine Schmidts" zu. Abg. Roeren hat im Reichstage gesagt:Meine Herren, wie weit die Selbstherrlichkcit und das Machtgefühl des Herrn Schmidt geht, zeigt ein anderer Vorfall, der geradezu märchenhaft klingt, aber auf Tatsachen beruht. Am 7. März 1803 proklamierte Herr Schmidt seine schwarze Konkubine Ssisagbe, die zu- gleich den Beruf hatte, für die Besucher der Station schwarze Weiber zu besorgen, formell und amtlich zurJenufia", d. h. zur Königin. Er befahl den Leuten, ihr Gehorsam zu erweisen. Zu- gleich verlieh er ihr und das ist das tollste die Gerichts. b a r k e i t. Als Zeichen der königlichen Würde erhielt sie einen Degen. Angekl. Schmidt: Soweit die Angaben für mich ungünstig sind, sind sie unwahr und wider besseres Wissen gemacht. Diese Ssisagbe war eine kluge, einflußreiche Frau, sie hatte die Aufgabe, die vielen kleinen Weiber- palaver zu schlichten. Sie wurde von den versammelten Aeltesten von Atakpane gewählt und von mir bestätigt. Daß sie eine Kupplerin sei, war mir nicht bekannt. Bors.: Hatten Sie ihr auch die Gerichtsbarkeit über die Männer übertragen? Angekl.: Nein, wenn sie das getan haben sollte, hat sie es sich angemaßt, ich glaube eS aber nicht. Vors.: War die Ssisagbe Ihre Konkubine? An» geklagter: Das ist ausgeschlossen, sie war ein altes häßliches Weib von 40 Jahren.(In großer Entrüstung fortfahrend): Es ist unerhört, wie man auf diese Idee kommen konnte.(Heiterkeit.) Ebenso lächerlich ist daß ich ihr einen Degen verliehen habe. Wie kann das ein denkender Mensch annehmen! Zeuge Pater Kost: Der Koch des Herrn Schmidt habe ihm erzählt, daß Schmidt die Ssisagbe wiederholt des Nachts bei sich gehabt habe. Der Verteidiger weist darauf hin, daß der Koch Woko unglaubwürdig und schwer bestraft sei. Zeuge Pater Müller: Ich habe wiederholt gehört, daß die Ssisagbe die Konkubine des Herrn Schmidt gewesen ist. Der Koch Woko sagte, daß Schmidt sie öfter zu sich kommen ließ. Ich habe den Koch für glaubwürdig gehalten, in der Verhandlung 1903 in Lome   versuchte die Partei des Herrn Schmidt aber mit allen Mitteln, den Koch als unglaubwürdig hinzustellen. Es wurde gesagt, daß er schwer bestraft sei. Vors.: Der Angeklagte erklärt, daß die Ssisagbe nicht die Gl richtsbarkeit über die Männer gehabt habe. Zeuge Müller Gerade darüber herrschte unter den Männern Unwille. Ich weiß von 2 Fällen aus den Mitteilungen der betreffenden Männer� daß sie von der Ssisagbe bestraft wurden. Es handelt sich dabei um das sogenannte Fetischessen, einen Trank, der bei Ehebruch eingegeben wird und beim ersten Male harmlos ist, im Rückfall aber gewöhnlich dazu dient, die betreffende Person zu vergiften. Vors.: Meinen Sie, daß der Angeklagte sie zu den Männerpalavern ermächtigt hatte? Zeuge: Ich muß das annehmen. Sie hat Männer vorgeladen und ließ sich eine Kostensumme von 5 10 M. geben und gewöhnlich noch eine Flasche Schnaps dazu.(Heiterkeit.) Dann ist sie ins Delirium verfallen, aber nicht, wie es in der Broschüre heißt, gestorben, sondern sie lebt noch. Abg. Roeren: Wurde die Ssisagbe nicht allgemein als Prosiituierte bezeichnet? Zeuge: Ja, die Leute sagten, sie habe viele Männer, aber keinen. Vors.: Das heißt wohl, sie war nicht verheiratet? Zeuge: Sie war mit einem Häuptling verheiratet und hatte nacheinander 7 Männer. Ahlkr man meinte, daß sie sich mit allen Männern abgebe. Abg. Roeren: Haben es die Eingeborenen nicht auch unangenehm empfunden, daß Schmidt durch die Ssisagbe Mädchen zum nächtlichen Tanz herbeiholen ließ? Zeuge Müller: Jawohl. An den Tanz knüpften sich noch alle mög lichcn anderen Belustigungen und es wurde Klage geführt, daß die Mädchen vom Tanz immer erst spät nach Hause gekommen seien. Kukowina klagte mir, daß Schmidt alle jungen Mädchen entjungfere. Rechtsanwalt Bredereck Sind S i e nicht selbst bei der Ssisagbe gewesen Zeuge: Gewiß, aber ich war nur dann in der Wohnung, wenn sie, was manchmal der Fall war, krank lag. Angekl. Schmidt; Bei mir hat sich die Ssisagbe mehrfach beschwert, daß sie von den Patres belästigt wurde. Pater K o st: Mir wurde von Herrn Arens(nicht Arendt) erzählt, daß Herr Schmidt einige Mal gesagt habe: Heute wollen wir uns einen vergnügten Abend machen, da wollen wir an der alten Hure Ssisagbe schicken, damit sie uns junge Mädchen besorge. Angekl.: Ich bestreite das. Zeuge Arens: Ich weiß auch nichts davon. Ich halte es für ausgeschlossen, daß die Ssisagbe die Konkubine des Herrn Schmidt gewesen sei, denn sie war eine alte häßliche Frau. Ich habe auch nie etwas davon gehört, daß sie als Prostituierte galt. Kammerjunker und Amtmann Rott- b e r g(Baden) war Bezirksrichter in Togo  . Er hat die Ssisagbe öfter gesehen. Sie machte einen anständigen und würdigen Eindruck und war meist von einem Hofstaat von Weibern umgeben. Sie war 3S 40 Jahre alt und besaß körperlich durchaus nichts Anziehendes. Oberleutnant S m e n d bezweifelt gleichfalls, daß ein intimer Verkehr zwischen Schmidt und der Ssisagbe statt- gefunden habe. Als letzter Zeuge zu diesem Falle wird heute Kammergerichtsrat W i l ck e vernommen. Er bekundet, daß aus den Akten hervorgehe, daß bei der Verhandlung über den Fall Ssisagbe verabredet wurde, daß die Mission noch weiteres Material beibringen werde. Das sei aber nicht geschehen. Dann seien Er- Hebungen angestellt worden, ob die Königin eine unwürdige Person sei und wie es überhaupt mit dem Institut der Frauenkönigin stände. Die Hälfte der Bezirke antwortete, daß sie dieses Institut nicht haben, die andere Hälfte hatte es. Es wurde angegeben, daß die Frauenkönigin nur als Schiedsrickfterin bei kleinen Weiber­zänkereien diene. Daß Schmidt mit der Ssisagbe ver- kehrt habe, sei nicht aufgeklärt, aber auch nicht weiter verfolgt worden. Die Frau soll 40 45 Jahre alt gewesen sein und es spreche alle Wahrscheinlichkeit dagegen. Ueber die Glaubwürdigkeit des Kochs Woko könne er als Novum mit« teilen, daß derselbe entflohen sei und einem Soldaten die Sachen gestohlen habe. Hierauf tritt die Vertagung ein. f sie meist nicht organisiert sind, im größten Elend, denn sie iverden ja nirgends angestellt. Als dieser Terrorismus selbst den katholischen Fachabteilcrn zu bunt wurde, erklärten sie den Grubeubaronen schriftlich, daß ihre Maßnahme u n g e s e tz- lich sei, worauf sie die Antwort erhielten, daß sie das nichts anginge, sintemalen das eigene An- gelegeuheiten der terrorisierten Arbeiter seien! Nun hat aber dieser Terrorismus einen ziemlichen Arbeiter- mangel zur Folge gehabt und die Grnbenherrcn senden seit Wochen Agenten überall hin aus, um billige und willige Arbeitskräfte anzuwerben. Währenddem aber die einheimischen Arbeiter aus dem Pflaster liegen, hungern und doch Steuer zahlen müssen, benutzt z. B. die fiskalische Königin Luisen- Grube" in Z a b rz e O.- S. Strafgefangene zur Außenarbeit I Die Arbeiter, die höheren Lohn und bessere Behandlung fordern, wirft man aufs Pflaster, um Gefangene an ihre Stelle zu setzen, die zwar nicht besser, aber billiger arbeiten und die sichere Gewähr bieten, niemals zu streiken. Und das Ganze nennt sich dann eine staatliche Musteraustalt! Im preußischen Landtage aber sitzt niemand, der die Regierung für diese skandalöse Maßnahme gebührend zur Rechenschaft zieht I_ Berlin   und Umgegend. Achtung, Klempner, Gürtler, Schleifer, Drücker usw. Da in Mainz   in der Gelbmetallindustrie Differenzen bestehen, ersuchen wir Zuzug nach dorthin fernzuhalten. Desgleichen ist München   wegen der dortigen Aussperrung in der Gelbmetall- industrie gesperrt. Deutscher Metallarbeiter-Verband. Ortsverwaltung Berlin  . GexverkfcbaMicbey. Der ZuchthanSstaat. Wie derVorwärts" seinerzeit mitgeteilt, haben die ober- schlesischen Grubenprotzen nach dem letzten wilden Streik an 4öl> Arbeiter aufs Pflaster geworfen und ihre Namen auf eine schwarze L i st e gesetzt. Die große Mehrzahl von diesen Verfemten ist dadurch gezwungen worden, nach dem Westen auszuwandern, Haus und Hof und Weib und Kind zu verlassen. Die Zurückgebliebenen befinden sich, da Veutfckes Reich. vergarbeiterstreik in der Niederlausitz  . Senftenberg  . 13. September. Die Arbeitsniederlegungen am Montagabend tmd im Laufe des Dienstag sind unter Aufrechterhaltung größter Ordnung ohne jede Störung verlaufen. Bis Dienstagmittag waren bereits folgende Gruben stillgesetzt:Meurosiollen",Hörlitzer Werk",.Grube Anna"- Zschipkau,.Weidmannsglück"(mußten die Beamten ein« springen, um wenigstens die Wasser halten zu können)..Unser Fritz"-Costebrau,.Stadtgrube"-Senftenberg  ,.Friedrich Wilhelm'- Costebrau und.Lauchhammerwerke'. Die weiteren Gruben bemühen sich krampfhast, mit wenigen Leuten den Betried eingeschränkt mühsam aufrecht zu erhalten: Henkels Werk",.Grube Berta'-Sauo,Reschkens Werk'-Reppist, Marie l"-Reppist,Elisabethsglück"-SenftenbergII,.Treuherz-Werke Clettwitz(gehen ein oder zwei Pressen),Grube Ernst'-Senftenberg (Schöppenthau u. Wolff). Die Zahl der Streikenden war noch nicht genau festzustellen, wird überhaupt schwer genau festzustellen sein, da Polen   und sonstige Ausländer, ohne sich irgendwo zu melden, abreisen. Die Ankommenden sind keine Arbeitswilligen. sondern Elemente, die billig und bequem Reisegeld zu erlangen hoffen.(Ob die Nähe der Hauptstadt Berlin   wohl dazu beitragen mag?) Der Betriebsführer eines Werkes hat bereits den Arbeits willigen empfohlen R e v o l v e r anzuschaffen! Es scheint also darauf abgesehen zu sein, Unruhen zu provozieren, um einEin greifen der bewaffneten Macht" herbeizuführen. Auch auf die Frauen der in Werkswohnungen sich aufhaltenden Familien wird Terrorismus geübt, um die Männer zum Streikbruch zu veranlaffen. (Wohlfahrtsschwindel!) Die Werksleitungen veröffentlichen in der bürgerlichen Presse eine sogenannteAufklärung", in der natürlich die Verhältnisse der Vraunkohlengräber im rosigsten Lichte erscheinen. Da heißt es u. a.: Aus Grund der vorhandenen Lohnstatistiken kann festgestellt werden, daß vom Auftauchen der ersten Forderungen bis heute die Löhne für Bergarbeiter sowohl wie für Fabrikarbeiter überall um wenigstens 10 Proz., auf vielen Werken bis zu 20 Proz. ge stiegen sind, denn seit dem 1. April 190S beträgt die Lohnsteigerung im Durchschnitt aller Werke und aller Arbetter rund 18 Proz. Die Löhne sind im Laufe der letzten Jahre stetig gesteigert worden. so daß bei der Bergarbeit in den meisten Fällen Jahresverdienste von 1500 M. und darüber erscheinen. Monatsverdienste von 150 bis 180 M. sind häufig zu verzeichnen und beweisen, daß ein fleißiger Arbeiter sich ein Einkommen verschaffen kann, welches höher ist als das der großen Mehrzahl der staatlichen und lonv munalen Beamten, welche obendrein infolge ihrer sozialen Stellung ganz andere Aufwendungen machen müssen als der Arbeiter. ES seien zum Vergleich mit diesen Behauptungen die a m t l i ch e n Lohnangaben aus den Berichten der Bergbehörden hierher gesetzt. Wir zitieren nur HSchstlöHne(jugendliche und weibliche Ar- bester nicht): Bergrevier Frankfurt a.O. lSOS 1905 1. Unter Tage beschäftigte eigentliche Bergarbeiter 3,00 M. 2,78 M. 2. Sonstige unter Tage beschäftigte Arbeiter.. 2,70, 2,61 3. Erwachsene männliche Arbeiter über Tage.. 2,33 2,30 Bergrevier Ost-KottbuS. 1. wie oben 2. 3. 3.47 2,92 3,29 3,31 2,79 3.07 Bergrevier wie oben.... W e st- K o t t b u S. 4.11 3,09 3.36 3.76 3,94 3,14 Letzte JVacbricbten und Depcfcben« Zusammenstoß zweier Straßenbahnen. Neunkirchen(Bez. Trier). 13. September.  (B. H.  ) Heute mittag gegen 1 Uhr stießen auf der erst vor einigen Tagen neueröffneten Straßenbahnstrecke WiebclSkirchen-Neunkirchen auf dem Hüttenberge zwei Straßenbahnzüge zusammen. Eine Frau wurde getötet, ein dreizehnjähriger Knabe tödlich verletzt, während eine Frau schwere Verletzungen am Kopfe davontrug. Im katholischen Krankenhause liegen fünf leichter Verletzte und zwar ein Lehrer mit zwei Kindern aus Tehley, eine Frau und ein Knabe von zehn Jahren. Die Ursache des Unfalls ist darin zu suchen, daß die Abfahrtszeiten der Züge nicht eingehalten wurden, indem die Züge anstatt mit zehn Minuten mit drei Minuten Abstand verkehrten. Die Priesterrevolte. Rom  , 18. September.  (W. T.-B.)Giornale d'Jtalia" meldet: Der Papst habe den Bischöfen Anweisung erteilt, die der moder- nistischen Richtung angehörenden Priester nachdrücklich auf die Bestimmungen der Encnkla hinzuweisen.Giornale d'Jtalia" teilt weiter mit, die Modernisten in Rom   hätten beschlossen, im nächsten Monat eine internationale Berlagsgesellschaft ins Leben zu rufen, welche den Mittelpunkt für die Verbreitung der internationalen modernistischen Literatur bilden solle. Die erste Veröffentlichung solle ein Buch fein, enthaltend Äomentare der Encylla, welche«? gleichzeitig in Italien  , Frankreich  , Großbritannien  und Amerika   erscheinen würde. Unternehmerprofite. New Jork  , 18. September.  (W. T.-B.) In dem Prozeh der Regierung gegen die Standard Oil-Companh von New Jersey   er« klärte der Zeuge Fay weiter unter seinem Eide  , daß die Standard Oil-Company von Indiana   bei einem Kapital von 1 Million Tollars im Jahre 1906 10 516 582 Dollars und 1903 8 753 410 Dollars verdient und 1906 eine Dividende von 4 495 500 Dollars ______ gezahlt hat._ Verantw. Redakteur: HanS Weber, Berlin  . Inseratenteil verantw.: Th.Glocke, Berlin  . Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.u. Verlagsansialt Uaul Singer LcCo., Be rlin 2 W. Hierzn4Beilagenu.UnterlmlU!NgZblatt FörderungSl Jahr 1901 1904 1905 1906 Diese Braunkohle Hektoliter 130 936 114 156 301 145 162 928 652 171 903 019 Zahlen beweisen, Srveiterzahl 11619 10 369 10 675 10 533 Kottbuser Braunkohlenrevicr gettieben worden ist. 1081 2 612 439 3 324 805 3 533 425 3 799 345 Und diese Lohnsteigerung wird weit aufgewogen durch gesteigerte Leistungen. Der Jahresbericht der Handelskammer KottbuS für 1906 verzeichnet folgende Entwickelung: Zahl der �ukttm. Brikettpressen �nnen) 204 226 241 251 daß im Raubbau mit den Lrbeiterlnochen Arbeiter waren 1906 weniger vorhanden wie 1901. Diese ge ringere Lrbeiterzahl hat aber 40 996 905 Hektoliter Kohle mehr gefördert I Aus allem diesen dürfte wohl erhellen, welcher Wert den An- gaben der Werlsleitungen beizumessen ist. Es ist einfach eine Un- gehcuerlichkeit. bei einzelnen Unternehmern Lohnlisten einzusehen und ins Blaue hinein Behauptungen aufzustellen, die einer wirklichen Prüfung nicht entfemt standhalten können l Brauerelarbeiter-Stteik. BreSla», 18. September.  (Privatdepesche deSVorwärts") Samt- liche Brauereiarbeiter in Licgnitz sind in einen Streik getreten. Die Polizei verhaftet die Streikposten. Der Kampf in Antwerpen  . Antwerpen  , 17. Sept.(Eig. Ber.) Man muß es dem Führer der Unternehmer lassen: aufrichtig ist er. Man kann ihm nicht nachsagen, daß er versucht, seine Brutalität auch nur mit dem leisesten Schatten von Wohlwollen, seinen giftigen Arbeiterhaß mit einem noch so zarten Schein von Einsicht oder Rechtlichkeit zu drapieren wie es sonst unter den bissigsten AuS- beutern heutzutage üblich ist. Herr Steinmann erklärte dem Korrespondenten desSoir": Alle Vorschläge sind ihre? Geschicke? im voraus sicher und wir brauchen nur zwei Minute», um sie einzusargen. Ich bin müde, sagte er weiter, es zu erklären: wir wollen keine Vorschläge mehr! Wir wollen die llnterwcrfung pur et simple." Und er fügte hinzu: Der Streik wird nur an dem Tage zu Ende fein, an dem die Arbeiter um Arbeit kommen werden." Außer dem prinzipiell ablehueuden Standpunst läßt die Unter- nehmervereinigung noch einen Nebcnstandpunkt verkünden: Das Schiedsgericht werde abgelehnt, weil an seiner Spitze der Bürger- meister steht, der durch seine Handlungen bewiesen habe, daß er nichtunparteiisch" sondernfür die Arbeiter" sei. Nun weiß jeder, der den Kamps der Docker verfolgt hat, daß der Bürgermeister in all den Wochen nichts anderes getan hat, als recht« schassen, ohne jede Stellungnahme, nach beiden Seiten zu vermitteln, gerade so wie Herr Corty  , der Präsident der Handelskammer. Aber daß der Bürger- meister nicht gleich nach Ausbruch deS Streiks Militär zur Hülfe rief, daß er die selbstverständliche Klugheit besaß, die ruhig Streikenden nicht unnütz durch die absolut überflüssige be- waffnete Macht aufzuregen, um dadurch erst recht Kompli- kationen zu schaffen, das können die Herren von derFöderation" nicht vergeben, darin sehen sieParteinahme". Natürlich hat sich's auch der Präsident der Handelskammer bei den Herren verscherzt, trotzdem gerade die Handelskammer von den Streikenden in ihrer Proklamation ebenfalls be« dingnngslose Unterwerfung verlangt hatte. Was erklärte dieser Mann nun heute?Alle Welt ist der Meinung, daß die Föderation maritime hätte annehmen müssen. Alle Welt, mit Ausnahme der Herren von der Unternehmervereinigung, die nur die eine Redensart im Munde führt: Bedingungslose Uebcrgabe, keine noch so geringe Konzession." Das ist nun natürlich auch einparteiischer Herr geworden, wie jeder Mensch, der meint, daß man mit Arbeitern, die Notabene leine s o würdtge, loyale Kampfführung bekunden, unter- handeln soll. ES kann nicht oft genug gesagt werden, waS sich einem nach jedem gescheiterten Versuch voll Zorn auf die Lippen drängt: Unternehmer, die so niederträchtig eu oansille rechtschaffene Arbeiter behandeln wie diese Untcrnehmcrsippe, wird man doch nicht mehr allzu häufig antreffen. Denn schon aus sozial- politischer Heuchelei ist dazu jeder halbwegsmodern" tuende Unternehmer zu stolz. Doch hat die freche Anmaßung der Hafen- Herren, die sich als den Nabel der Welt dünken, weil sie sich anS einer Million nichts machen, das eine Gute, daß die Sache der Arbeiter nun er st recht als eine gerechte da st eht und die ganze halbwegs reputterliche und intelligente Presse die In« transingenz der Unteritehmer mit Hohn und Erbitterung behandelt. In Antwerpen   selbst gibt es keinen Menschen, der nicht heute gegen dieFedöration" auftreten würde mag er sonst auch noch weit davon entfernt sein, ein Arbeiterfrcund zu sein. In den beteiligten Kreisen gar herrscht helle Empörung. Und man er- kennt allüberall in der Oeffentlichkeit ebenso sehr das ruhige und entgegenkommende Vorgehen der Leiter des Streiks an. Daß die Arbeiter sich nun mit allen Kräften zum äußersten Kampf bereiten, ist begreiflich. In dem heutigen Meeting, das von 2000 Dockern, die zum Teil nicht Mitglieder der sozialistischen  Dockcrvereinigung waren, besucht war, hat Genosse Ch ap elle Ausdauer bis zum letzten" als Parole ausgegeben. Es heißt, daß die Regierung doch jetzt eingreifen werde. ES würde da aber mehr als bloßerVorschläge" bedürfen, denn die Födöration" hat es auch mit Bezug ans die Regierung ausgc- sprachen Vorschläge werden von vornherein begraben.... Man hört übrigens auch immer mehr, daß ein, Teil der Unter« nehmer nicht mit der Vereinigung mittun und zu einem neuen Tarif mit den Arbeitern unterhandeln will. Die Zahl der Streikbrecher für die Unternehmervereinigung wird mit 3123 an- gegeben._ Der Ausstand der Weber inWetteren hat, wie ans Brüssel gemeldet wird, nach 16 Wochen mit einem Erfolg der Streikenden geendet. Die Ausständigen beschlossen mit 787 gegen 25 Stimmen die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie haben eine Lohnaufbesserung von 11 Proz. an Stelle der geforderten 25 Proz. erhatten.