it. 220. 24. i.iw i Keilllge des Jörn) arte" Kerliller iollislilatt. � 20 s--«» m?.Der Parteitag in Liien.(Telcgraphischer Bericht.)(Schluß der Mittwoch-Sitzung.)Tie letzten ReichStitgswahlen und die Politische Lage.Bebel(fortfahrend):Man will die fetten Pfründen haben, man will Schwiegersöhnetzaben. man will seine Töchter entsprechend versorgen.(Sehr gut!)Ach! Wie manche Frau eines Zentrumsmanns mag jetzt ihremEhemann unausgesetzt Gardinenpredigten halten.(Große Heiter-keit.) Und nun gar die Töchter! Wenn die auf die Bälle kommenund der Herr Leutnant sie schneidet, weil er nicht vergessen kann,saß ihr Vater jetzt von der Regierung geächtet ist.(Große Heiter-reit.) Ihr lacht darüber! Aber das wirkt in diesen Kreisenganz kolossal! Und die große Zahl der katholischen Wähler begreiftimmer noch nicht, daß sie dieselben Interessen haben wie Ihr. Nichtumsonst hat bei den letzten Wahlen der hohe katholische Adel unddie hohe Geistlichkeit gegen die Zentrumspolitik Front gemacht undalles aufgeboten, um die Gunst der Regierung wieder zu erlangen.(Sehr richtig!) So erklärt es sich ganz von selbst, daß das Zentrumdanach trachtet, wieder in Regierungsgnaden aufgenommen zuwerden. Man hat ja gerade den Führer des Zentrums, HerrnSpahn, damit geächtet, daß man ihn zum Reichsgerichtsratmachte, und dann schickte man ihn als Präsident des Oberlandes-gerichts nach Kiel. Ihn, den Führer des katholischen Zentrums,in ein rein protestantisches Land!(Hu! hu!) Das scheint Ihnennichts zu bedeuten. Ja, wissen Sie denn, wer� in Kiel wohnt? Dawohnt der Ehef der deutschen Flotte. Prinz Heinrich, da wohjnt'die ganze Admiralität. Herr Spahn mühte sich geradezu Watte indie Ohren stopfen, um nicht zu hören, was da über die Notwendig-keit einer Vergrößerung der Flotte gesprochen wird. Jetzt fallenihm alle diese Lehren ein und da betont er die Notwendigkeit einergrößeren Flotte. Nun kommen die Nationalliberalen und sagen:Wir müssen noch mehr bewilligen. Und da geht das Wettrennenlos zwischen Zentrum und Blockparteien. Aber wenn die alte Re-gicrungsmehrheit mit Konservativen und Zentrum wieder her-gestellt werden sollte, dann könnte Fürst Bülow sein Köfferchrnpacken und auf Reisen gehen.(Heiterkeit und Sehr gut!) Auf deranderen Seite kommen Fragen, wie eine Partei, wie die Liberalen,eine solche Selbstprostitution betreiben kann, wie ich sie geschilderthabe. Sie muß doch aus alter Erfahrung wissen, daß, wenn siemit den Konservativen aus einer gemeinsamen Schüssel ißt, dieKonservativen den großen Lössel haben, so daß die Freisinnigenimmer zu kurz kommen.(Sehr gut!) Es ist ein politisches Gesetz— das sollten auch wir uns merken—, wenn Parteien zusammenkommen, die nicht zusammengehören, so ist es immer die Linke, diedabei einbüßt, die dann die Opfer an ihrer Ueberzeugung bringenmuß, nicht aber die Rechte. Die Rechte gibt nicht nach, die Herrensind selbständig. Ich habe Respekt vor den Junkern. Das sindMänner, die treten für ihre Ueberzeugung ein und erklären uilsterUmständen der Regierung den Krieg. Die Minister können unssonst was, sagte Herr von Diest-Daber und klopfte an eine gewisseKörperstelle.(Heiterkeit.) A la banne heure, die Leute lasse ichmir gefallen, die haben Rückgrat; aber die Liberalen nicht!(Sehrwahr!) Sie winseln vor allen Fürstenthronen und überbieten sichin Loyalität. Wenn der Kaiser darüber nicht gelacht hat, er mußzu Tränen gerührt sein.(Stürmische Heiterkeit.) Hätten dieLiberalen ein wenig Geschichte im Kopf, dann müßten sie wissen.daß es jetzt gerade hundert Jahre sind, daß Friedrich Wilhelm III.genötigt wurde, liberalen Männern, die er innerlich Hatzte, dieRegierung anzuvertrauen, hundert Jahre, daß der preußische Staatohne Revolution Forderungen durchgesetzt bekam infolge seinerNiederlage. Es sind hundert Jahre her, da wurden die Stein,die Schön, die Hardenberg, die G n e i s e n a u undScharnhorst in die Regierung berufen, der alte Staat vonGrund auf umgekrempelt; da kam die liberale Aera ohne Kon-stitution, wie Preußen sie nie gehabt hat. Und die Todfeindedieser liberalen Aera waren die Junker, gegen die dann 1848 daspreußische Volk sich erheben mußte, um einigermaßen das wiederzu erobern, was man ihm nach 1806 wieder genommen hatte.Das sollte doch jeder liberale Mann in Preußen wissen. Das solltetief in die Herzen eingeschrieben sein. Man mag so schlecht denkenwie man will über die Ziegler, die Waldeck, die Hovej:-b e ck; aber heute würden sie sich über die jetzigen Liberalen imGrabe umdrehen, obwohl auch sie keineswegs Vertreter radikalerForderungen waren. Und ist nicht der Kampf im Landtage fort-gesetzt gegen das Junkertum gerichtet gewesen bis auf den heutigenTag? Was ist denn auf dem Gebiet der Schulpolitik geschehe�?Den Studt hat man weggeschickt, Holle hat man kommenlassen. Ein neuer Faden, aber die alte Nummer wird weiter ge-spönnen. Die konservative Kirche, die konservative Schule, sie sinddie Züchtungsanstalten für die Verherrlichung der HohenzollerschenMonarchie, und die müssen aufrechterhalten werden. Hier etwashoffen, das können nur die Leute, von denen Z i e g l e r einmalsagte, sie haben das Denken verlernt. Freilich, die Erklärung istda: die Liberalen haben alles Selbstvertrauen verloren, sie habenden Mut verloren, sie sind müde �zu kämpfen, sie haben ihren An-hang von Wahlperiode zu Wahlperiode schwinden sehen. Es sind44 Jahre her, daß das preußische Abgeordnetenhaus unter dem nochheute bestehenden Wahlsystem bis auf 11 oder 13 Konservativeliberal zusammengesetzt war. So hat damals die Bourgeoisie ge-wählt. Die Zahl der Liberalen ist kleiner und kleiner geworden.Jetzt sind es noch 29 Freisinnige, abgesehen von den Nationallibe-ralen, die iminer reaktionärer geworden sind. Die ganze preußischeBourgeoisie ist reaktionärer geworden, und je mehr wir wachsbn,desto größer ihre Angst, desto reaktionärer werden sie. Da hatman auf dem frcisinmgen Parteitag eine Resolution zugunsten desallgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts an-genommen, in d�r es heißt, die Fraktion solle„wie bisher" mitallem Nachdruck für die Verwirklichung des allgemeinen, gleichen,direkten und geheimen Wahlrechts eintreten. Ja, wer schreit dennda nicht vor Erstaunen laut auf! Das Volk könnte, wenn eS sichauf die Freisinnigen verlätzt, bis an den Sankt Nimmerleinstagwarten, und es würde immer noch nicht das gleiche Wahlrechthaben.(Sehr gut!) Nein, diese Liberalen haben alles Streben,alle Liebe, alle Ächtung vor dem Volke verloren. Sie wollen mitdem Volke nichts zu tun haben, weil sie sonst Forderungen stellenmüßten, die sie nicht vertreten möchten. Freilich, so ist es ja schonder alten Fortschrittspartei gegangen. Im nächsten Oktober werdenes 44 Jahre, da schickte eine große Arbeiterversammlung in LeipzigF r i tz s ch e und V a h l t e i ch nach Berlin, um an Ort und Stellemit den Führern der Fortschrittspartei zu verhandeln und zu hören,was für eine Antwort sie ihnen geben auf zwei Fragen; einmalauf die Frage nach einer Herabsetzung der Beitrittsgelder zumNationalverein, so daß auch die Arbeiter eintreten könnten, undzweitens auf die Frage, wie sie zum allgemeinen Stimmrechtständen. Und, verehrte Genossen, wie fiel die Antwort aus? Nachbeiden Seiten verneinend! Da hieß eS(ich war ja damals an derganzen Bewegung beteiligt, ich war eine Zeit lang selbst einKommissar): Was fällt Euch ein? Jetzt, wo wir mit Bismarckim schwersten Kampfe liegen, da sollten wir das allgemeine Wahl-recht fordern? Das wäre ja die größte Torheit. Die Kammer istja so oppositionell wie ihr es nur wünschen könnt. Wartet nur,Ihr werdet das Wahlrecht schon bekommen! Ach, wenn nichtBismarck aus gewissen Gründen das Wahlrecht für den deutschenReichstag hätte geben müssen, wir hätten es bis heute nochnicht!(Sehr gut!)Ich habe schon in Stuttgart gesagt: Ist es wahr, daß wirniedergeritten sind? Ich frage weiter: Ist das wahr, daßdas steigt �at. daß& Wt dxx SpzigldWvekratie fertig werden kann? Ei! Dann gebt doch das allgemeineStimmrecht zum Landtag! Aber das lassen sie schön bleiben,Man sucht mit allgemeinen Redensarten betrunken zu machen!Ich fürchte, daß der Wahlrechtskampf, den wir in Preußen her-vorrufen, den Herren gründlich zeigt, daß sie auch in bezug aufdie eigenen Anhänger sich geirrt haben. Es ist von großer Wichtig-keit, unser Verhalten so einzurichten, daß wir in diesem Kampsauch die liberalen und katholischen Arbeiter auf unsere Seitebekommen und ihnen zeigen, daß sie von ihren Führern nichts zuerwarten haben. Auch das Zentrum ist nicht für das allgemeinegleiche, direkte und geheime Landtagswahlrecht zu haben; dashaben die Erklärungen verschiedener Zcntrumsführcr bewiesen.Das Zentrum kennt keine Prinzipien, es kennt nur Zweckmäßig-keitsgründe. In Bayern und Baden ist es für das allgemeineStimmrecht. Warum? Weil nur dadurch seine Herrschaft dortgesichert werden kann. In Württemberg, wo das allgemeineStimmrecht besteht, sang der Führer des Zentrums, G r o e b e r,bei der BerfassungSreform ein anderes Lied. Da empfahl er dieWahl nach Berufsständen, um dem Bürgertum die Mehrheit zusichern. Und wie stehen die Dinge in Preußen? Ach, sehr ein-fach. Das Zentrum hat auf Grund des Dreiklassenwahlsystemserlangt, was es erlangen kann. Das Verhalten des Zentrumszur Wahlrechtsfrage ist nicht ehrlich, aber ich halte es angesichtsder Taktik, die das Zentrum einschlägt, doch für geboten, zu er-klären, daß vor einigen Monaten in der ersten Session desneuen Reichstags einer der konservativsten Leute im Zentrum, Frei-Herr von H e r t l i n g, eines Tages an uns herantrat und erklärte:„Ich will Ihnen hiermit sagen, daß ich ein entschiedener Anhängerdes allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtes bin."Ich sagte, das würde mich sehr freuen, und ich würde nur wünschen,daß seine engeren Kasscngenossen denselben Standpunkt einnehmen,aber bisher haben wir davon in Preußen sehr wenig zu sehen undzu hören bekommen.Also es ist der Lebenszweck des Fürsten Bülow. der Kampfum seine Stellung: alles aufzubieten, daß er den Block erhaltenkann, daß er ihn für seine Heeres- und Kolonialpolitik behält.Es werden für diese Zwecke in Zukunft ungeheure Mittel er-forderlich sein. Schon jetzt erklärt das Zentrum: Wir gehen aufkeine Reichseinkommensteuer, aus keine Reichsvermögenssteuer ein,wir lassen uns nicht darauf ein, daß die Erbschaftssteuer so ausgebaut wird, daß auch die Kinder und die Aszendenten herangezogen werden, wir sind für eine Wehrsteuer, die auch wiederzuerst die Armen drückt, die unglücklichen Krüppel oder die, dieals überzählig ausgelost werden. Man denkt an die Besteuerungdes Bieres, des Tabaks, an alles Mögliche, nur nicht daran, die-jenigen zu belasten, die in allererster Linie diese Politik vertretenUm so größer ist die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben. Wirhaben Tag und Nacht auf dem Posten zu sein, wir haben nachallen Richtungen hin zu arbeiten. Wie man nicht nur in Deutsch-land, sondern in der ganzen Welt den Ausfall der Wahlen an-sieht, das beweist das Telegramm, das der Kaiser von Oesterreichan den deutschen Kaiser schickte, das beweist das TelegrammKönig Eduards an seinen Neffen, das beweist die ganze bürgerlichePresse, die darüber gejubelt hat, daß durch die Wahlniederlage derdeutschen Sozialdemokratie die internationale Sozial-demokratie getroffen sei. Sie haben sich zu früh gefreut! ES istein sonderbarer Widerspruch, wie ja überhaupt die ganze bürgevliche Welt sich in Widersprüchen bewegt, daß die Diplomaten imHaag zusammensitzen, daß die Fürsten und Minister sich gegen-seitig Besuche abstatten und daß trotz alledem die Situation so gespannt ist, wie ich es mir kaum jemals vorstellen konnte.Die Rüstungen gehen weiter. Im Haag ist bisher nur leeresStroh gedroschen worden; die Diplomaten wissen nicht, wie sie dieZeit totschlagen sollen.(Heiterkeit und Sehr gut!) An demselbenTage, wo König Eduard und Kaiser Wilhelm in Kassel zusammen-gekommen waren, um sich brüderlich zu umarmen, bestellt die engfische Regierung drei neue Panzer vom Muster des„Dreadnought".Der französische Senat läßt neue größere Panzer bauen, die Waffenwerden verbessert, als wenn morgen der Krieg in Europa losgehenwürde, und dabei immerfort die öde Phrase trotz aller Rüstungen:Wir sind friedliebend, wir wollen keinen Krieg! Man motiviertdie Rüstungen damit, daß man rüste, um den Frieden aufrechtzuerhalten. Allmählich gewinnt es den Anschein, als rüste man nur,um den Flotten- und Waffenfabrikanten aller Art fortgesetzt neueBeschäftigung zu geben und ihnen neue Millionen als Gewinnzuzuführen.(Lebhafte Zustimmung.) Daß dieser Zustand aufdie Dauer nicht aufrechterhalten werden kann, brauche ich Ihnennicht erst zu sagen. Dort, wo man im letzten Frühjahr wirklich denFrieden gestiftet zu haben glaubte. Ivo man alle Weltmächte untereinen Hut gebracht zu haben wähnte, in Marokko, da geht esauf einmal los. Meiner festen Ueberzeugung nach ist das pro-voziert durch das französische Kapital, durch die Interessenten, diedabei gewinnen würden. Merkwürdigerweise ist das gerade derStaat, auf den unsere Chauvinisten schon seit Jahren ihr Augegeworfen haben als geeigneten Stützpunkt für die deutsche Flotten-und Weltpolitik. Es versteht sich ganz von selbst, daß wir einePolitik, wie sie uns neuerdings Jaures in dieser Frage zumutet.unter keinen Umständen machen können.(Sehr richtig!) DaShieße, den kleinen Finger reichen, damit man uns die beidenHände nimmt.(Sehr richtig!) Da könnten wir uns eine schöneSuppe einbrocken. Nein, wir wollen wünschen, daß man in Berlinin dieser Frage anderer Meinung ist. Freilich sind unsere Freundein Frankreich in einer ganz unangenehmen Situation, und ich ver-stehe es, daß sie uns beteiligen möchten, weil sie sagen: GeteilterSchmerz ist halber oder Viertclschmerz.(Heiterkeit.) Aber wennerst einmal die Häsen von Marokko unter die verschiedenen Staatenaufgeteilt, dann beginnt nach kurzer Zeit das Zanken. Es ist ganzundenkbar, daß wir in dieser Beziehung auch nur das geringstenachgeben und auf eine Politik eingehen, wie sie unS da zugemutetwird.(Zustimmung.)Es stehen uns also große, schwere, aber auch erfolreiche Auf-gaben bevor. Wir haben ein Feld der Tätigkeit, wie wir esschöner, allerdings auch opferreicher, nicht wünschen können, aber ichbin fest überzeugt, daß mit der Opferwilligkeit, mit der Hingabe,mit der Begeisterung, mit der die Partei bisher gearbeitet hat,und feit Jahrzehnten von Schritt zu Schritt vorwärts marschiertist, sie auch. heute diesen Weg marschieren wird, wenn wir alles dastun, was uns unsere Kräfte und Fähigkeiten zu tun befehlen.Wir sind das Kommende, uns gehört die Zukunft, unsere Arbeiten,unsere Anstrengungen, sie werden gelohnt werden durch den Sieg.An die Arbeit, Parteigenossen! Unser die Zukunft trotz alledem!(Stürmische, begeisterte Bravorufe und wiederholtes Hände-klatschen.),Die Diskussion wird auf Donnerstag 9 Uhr vertagt.Singer teilt mit, daß der aus Württemberg ausgewiesene eng-lische Genosse Queich dem Parteitag seine brüderlichen Grüße undWünsche für erfolgreiches Arbeiten übersendet.(Lebhafter Beifall.)Schluß 7% Uhr.Essen, 18. September 1907.Die Kommission für das Presiburea«hat am Dienstag und Mittwochnachmittag getagt. Nach der er-schöpfenden Generaldebatte beschloß die Mehrheit, dem Parteitag dieErrichtung des Bureaus vorzuschlagen, zwei Stimmen wurden fürdie Vertagung der Angelegenheit abgegeben, bis eine Redakteur-kouferenz die noch auseinandergehenden Ansichten über die Aufgabedes Bureaus mehr geklärt habe.In der Spezialdiskussion wurde der Entwurf der Parteileitungim wesentlichen genehmigt, im einzelnen präziser gefaßt undredaktionell verbkliert. Wichtig ist, daß es in dem Paragraphen überdie Kostendeckung nicht mehr heißt, daß die beteiligte Partei»presse nach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit zu den Kosten heran»gezogen werden soll. Die Beitragspflicht i st vielmehrauf die ganze Parteipresse ausgedehnt worden.Der Entwurf der Kommission lautet:Errichtung eines PressbureauS für die sozialdemokratische Partei-.tz 1. Die Partei errichtet ein Preßbureau in Berlin.tz 2. Aufgabe deS Bureaus ist:1. Die"llebermittelung wichtiger Nachrichten und Mittet»lungcn politischer, sozialer und wirtschaftlicher Natur an dieParteipresse;2. die Beschaffung gesetzgeberischen und statistischen Materialsfür die Parteipresse;3. die Herausgabe der„Parteikorrespondenz".tz 3. Zur Erfüllung dieser Ausgabe wird ein Bericht«erstatter- und Mitarbeiterdienst eingerichtet.Ausgeschlossen von der Tätigkeit des Preßbureaus ist die Liefe»rung politischer Leitartikel, sowie die Behandlung parteitaktischerund parteithcoretischer Fragen.tz 4. Der Nachrichtendienst erfolgt telephonisch, telegraphisch und brieflich.tz S. Die Einrichtung des Bureaus, die Anstellung derRedakteure, der Berichterstatter und des Hülfspersonals obliegtdem Partcivorstand, welchem zu diesem Zwecke 5 Redakteure derParteipresse als Beirat zur Seite stehen.Der Beirat hat in allen das Preßbureau betreffenden Ange-lcgenheiten beschließende Stimme.Ein Mitglied des Beirats kann nicht Angestellter des Bureaussein.tz 8. So oft Angelegenheiten des Bureaus zur Beratungkommen sollen, hat der Parteivorstand die Mitglieder des Beiratsrechtzeitig mit Angabe der Tagesordnung zu dieser Sitzung einzn»laden. In der Regel sollen diese Sitzungen alle drei Monate statt-finden.tz 7. Die in dem Bureau angestellten Redakteure haben daSRecht, zu jeder Sitzung einen ihrer Kollegen als Vertreter mit be»ratender Stimme zu senden.tz 8. Die Mitglieder des Beirats werden alljährlich durch dieParteileitung gewählt.tz 9. Die Einrichtungskosten des Preßburcaus werden von derParteikasse getragen. Die lausenden Unterhaltungskosten desNachrichten- und Mittcilungsdienstes sind mit Ausnahme der aufdie„Parteikorrespondenz" entfallenden Kosten dermaßen aufzn.bringen, daß die Parteipresse nach Maßgabe ihrer Leistungsfähig.keit herangezogen wird. Parteiblättcr, die tclegraphischen undtelephonischen Dienst beanspruchen, haben die Gebühren zu er»statten.Essen, den 18. September 1997.Für die Kommission des Parteitages:Herm. Müller, Vorsitzender.f Adolf Geck, Schriftführer.***Vom Solinger Industriearbeiter-Verband ist an das Bureaudes Parteitages folgende Zuschrift gerichtet worden:Solingen, den 18, Sept. 1007.|Werte Genossen! stIn der Nachmittagssitzung vom 16. September hat der Dele-gierte Thabor nach den in diesem Punkte übereinstimmenden Be»richten der gesamten Presse von Solinger Lotalorganisationengesprochen, die nicht anerkannt werden könnten. Außerdem hatThabor die Befürchtung ausgesprochen, daß, wenn nicht General.kcmmission und Parteivorstand Remedur schaffen würden, derbegrabene Solinger Parteistreit neu aufleben werde.Wir erwarten von dem Parteitage, daß derselbe seine Ein»willigung zur Aufnahme folgender Erklärung in das Protokollgibt:1. Mit dem Ausdruck„Solinger Lokalvereine" kann Thabornur die Zentralverbände der in der Solinger Stahlwaren»industrie beschäftigten Personen gemeint haben.2. Die sogenannte Solinger Stahlwarenindustrie erstreckt sichüber den größten Teil des Belgischen Landes und nicht etwa bloßauf Solingen.3. Jeder der von den verschiedenen Handwerkern unsererIndustrie seit dem Jahre 1871 errichteten Fachvereine hat vomersten Tage seines Bestehens an die Berufskollegen in allenStädsten und Dörfern des Verbreitungsbezirkes unsererIndustrie nach einheitlichem Statut mit einheitlichemBeitrag unter einer Zentralleitung organisiert.4. Wir behaupten daher, daß es in Solingen niemals Lokal-vereine gegeben hat, sondern von allem Anfang an nur Z e n t r a l.verbände.6. Diese Behauptung haben wir im Mai 1907 mit demnötigen Beweismaterial der Generalkommission mitgeteilt und denAnschluß des Jndustriearbeiterverbandes, in dem sich inzwischendie einzelnen Fachvereine verschmolzen hatten, an die General.kommission beantragt.6. Die Generalkommission hat bis heute unsere Behauptung,daß es in Solingen nie Lokalvereine gegeben habe, n i ch t w i d e r-legt. Sie ist vielmehr sofort im Mai in Unterhandlungen wegenunseres Anschlusses eingetreten, hat aber diese Unterhandlungenbis jetzt nicht zu Ende führen können.7. Der Delegierte Thabor war zwei Tage vor Beginn desParteitages in unserem Bureau und hat sich hier über den Standder Dinge informiert. Er hat bei uns die Erklärung abgegeben,dafür sorgen zu wollen, daß in Essen über die Solinger Gcwert»schaftsstreitigkeiten nicht gesprochen werde. Thabor hat aber da»Gegenteil von dem getan, was er laut seiner Erklärung tun wollte.8. Für die Notwendigkeit und Existenzberechtigung unsererOrganisation bürgt wohl allein schon die Tatsache, daß wir währendder letzten 13 Wochen tausend Mitglieder gewonnen haben unddaß unser Mitgliederstand von 3999 seit Beginn des Jahres auf9499 gestiegen ist.9. Die Kerntruppen des Jndustriearbeiterverbandes, die Tafel-messerschleifer, Scherenschleifer, Nasiermesserschleifer und anderehaben seit Jahrzehnten 96 Proz. der Berufsangehörigen in derGewerkschaft. Das beweist, daß der Kern der Solinger Arbeiter-bewcgung gut ist.19. Es ist richtig, daß es in Solingen Mitglieder der Parteigibt, die bestrebt sind, eine Neuauflage des toten Streites herbei-zuführen.11. Im Jndustriearbeitervcrband können diese aber unmöglichzu suchen sein, weil dieser unter seinen 9499 Mitgliedern Hundertevon Anhängern der beiden ehemaligen Richtungen hat. Würdenwir es dulden, daß der Streit neu auflebe, so würde das dieSelb st zerfleischung unseres jetzt so schön empo�ühendenVerbandes bedeuten..>2. Der Jndustriearbeiterverband hat also im ureigenstenInteresse darüber zu wachen, daß die Partei vor einem zweiten„Solingen" bewahrt bleibt.Daran und an dem gesunden Kern unserer Arbeitcrbewegunawird jeder Versuch auf Neuanfachen des Parteistreites scheitern.-M•-Der Mannheimer Parteitag hat einem Vertreter der Lokal-organisationcn ohne Mandat das Wort erteilt. Von dem Ge-rechtigkeitsgcfühl der Delegierten in Essen erwarten wir, daß sie,nachdem sie es zugelassen haben, daß Thabor uns in schärfsterWeise angreifen konnte, uns die Möglichkeit der Verteidigung nichtnehmen.»Die Aufnahme unserer Erklärung in das Protokoll ist umfo notwendiger« gls glich der Genosse Eberl wieder von Solinger