ba& man im Zickzack gehen oder Bogen beschreiben muß. Reue Plätze, in die von allen Himmelsrichtungen Straßenzüge hinein- führen, werden daher erfreulicherweise fast immer mit zwei großen Diagonalwegen angelegt. In diese von den Diagonalen oder sonst- wie mathematisch genau abgeteilten, symmetrischen Einzelflächen eine größere Anzahl von Blumenbeeten zu verteilen, darf dann unserer so weit vorgeschrittenen Gartenbautechnik keine Schwierig- leiten machen. Doch den Plätzen fehlt außer Blumen noch anderer belebender Schmuck. Von Denkmälern wollen wir nicht reden. Davon bat die Reichshauptstadt nachgerade genug. Warum aber nützt nmn nicht die Plätze durch Anlage von Wasserkünsten mehr aus? In der ganzen großen Zweimillionenstadt sind an nicht mehr als höchstens vierzig Stellen sogenannte„springende Wasser", meist in Form von Springbrunnen, vorhanden. Gerade solche Wasser- künste zieren doch ungemein, bringen in den gärtnerischen Schmuck erquickende Frische und pulsierendes Leben. Lustgarten und Tönhoffplatz beispielsweise erzielen ihre starke Schönhcitswirkung gerade durch die Springbrunnen schon aus der Ferne und auf den ersten Blick. Die größte Anziehungskraft des Viktoriaparkes ist sein weit über Berlin hinaus berühmt gewordener Wasserfall. So werden auch selbst kleinere Plätze, die irgendeine Wasserkunst auf- zuweisen haben, besonders gern besucht. Man sieht an diesen Bei- 'spielen, daß zur Verschönerung der Berliner Plätze noch viel geschehen kann, und zwar mit Mitteln, die verhältnismäßig wenig Kosten erfordern."_ Unter polizeilicher Bewachung befindet sich seit einiger Zeit das Haus Elsasser st raße 39. Bei Tage wie bei Nacht sieht vor diesem Hause auf dem Bürger« steig neben dem Flureingang ein Schutzmannsposten, der bereit ist, jede das Haus betretende Person zu fragen, ob sie hineingehört. Oft sind's sogar zwei Schutzmannsposten, die vor der Haustür uinherstehen und sich durch ihre Fragen lästig machen. Man sagt, diese wunderliche Kontrolle werde deshalb ausgeübt, weil im Hause Elsasserstraße 29 Prostituierte ihr Quartier aufgeschlagen haben. Vermutlich hat irgend ein Hausbewohner Anstoß genommen an den Besuchern, die zu den Prostituierten gingen oder von ihnen mitgebracht wurden, und nun will wohl die Polizei durch Zurückweisung solcher Besucher die Prostituierten zum Auszug nötigen. Ob das Verfahren Erfolg verspricht und ob eS überhaupt zulässig ist, das wollen wir hier nicht erörtern. Wir sind aber gebeten worden, öffentlich darauf hinzuweisen, baß Leute, die sich den Teufel'waS um die Prostituierten scheren— teils Per- sonen, die gleichfalls in diesem Hause wohnen, teils solche, die darin zu tun hatten— durch die polizeiliche Fragerei sich schwer belästigt gefühlt haben. Das Grundstück Elsasserstr. 39 ist von beträchtlicher Größe, und in dem Hause wohnen zahlreiche Miets- Parteien, von denen viele noch an Chambregarnisten usw. vermietet haben; außerdem befindet sich auf dem Grundstück auch eine Bade- anstatt. Für Schutzleute, die vor einem Hause mit so lebhaftem Ver- kehr aufgestellt werden und den Auftrag erhalten, die hineingehenden Personen zu observieren, ist eS geradezu unmöglich, jeden Mißgriff zu vermeiden. Da Will z. B. ein Mann in das Haus hinein, um die Badeanstalt zu benutzen: er erscheint verdächtig, wird angehalten und muß sich darüber verhören lassen, was er hier sucht. Da kehrt arglos ein Ehepaar heim, das in dem Hause Wohnung hat: wieder regt sich sofort im Schutzmannsherzen das Mißtrauen, dem Paar wird der Weg verstellt und Mann und Frau werden ausgefragt, ob sie beide hier wohnen. ES hört doch wirklich alles auf, wenn man sich derartiges bieten lassen muß! Schlimmer kann auch d i e Belästigung nicht sein, die etwa den Hausbewohnem von den Prostituirten nebst Besuchern bereitet wird. Der„Poltzeischutz", der dem Hause Elsasserstr. 39 zu teil wird, ist ja schon mehr ein B e- lagerungSzustand. Man sieht übrigens, zu welchen Mitteln die Polizei als Sittenwächterin greifen muß, weil sie der im Gegen- Wartsstaat unlösbaren Aufgabe, die Prostitution einzudämmen, gänzlich hülflos gegenübersteht._ Bon einem Eisenbahazuge getötet wurde vorgestern nachmittag auf der Schlesischen Bahn zwischen Berkenbrück und Briefen ein etwa bvjähriger unbekannter Mann, der sich vermutlich in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen geworfen hatte. Der Lokomotivführer deS um%4 Uhr auf dem Schlesischen Bahnhofe fälligen Personenzuges von Frankfurt a. O. bemerkte unmittelbar hinter der Station Berkenbrück einen auf den Schienen liegenden Mann und gab daraufhin sofort Gegen dampf. ES gelang ihm aber nicht mehr, den Zug zum Stehen zu bringen, und so rollte die Maschine und ein Teil des Zuges über den Körper de» Unbekannten hinweg, dem der Kopf und beide Beine buchstäblich abgeschnitten wurden. Die Persönlichkeit des Toten konnte nicht festgestellt werden. Ei« schrecklicher Unglücksfall, der die Vernichtung eines blühenden Menschenlebens zur Folge hatte, ereignete sich gestern morgen gegen 6 Uhr in dem Hause Landsbergerstr. 98, Ecke der Waßmannstraße. Zur genannten Zeit wurden die Bewohner des Hauses durch einen lauten Aufschrei und gleich darauf folgendes Aufschlagen eines schweren Körper» auf den asphaltierten Hausflur alarmiert. Hinauscilende fanden auf dem Fußboden neben dem Xreppenaufstieg den zerschmetterten. Körper eines zehnjährigen Knaben, der vermutlich aus der dritten Etage über das Geländer hinweg in die Tiefe gestürzt war. Der Junge wurde als der Zeitungsausträger Karl Schmidt, der bei seinem Stiefvater, dem Arbeiter Bäk, Waßmannstr. 23, wohnte, erkannt. Der Knabe hatte vermutlich versucht, auf dem Treppengeländer hinabzurutschen. verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte jählings in die Tiefe. Ein in demselben Hause wohnender sofort hinzugerufener Arzt konnte nur den durch Schädelbruch eingetretenen Tod feststellen. Die Leiche wurde nach dem Schauhause übergeführt. Selbstmord wegen Versagnng der Armenhülfe? Eine Frau Braun, die im Hause A ck e r st r. 3 wohnt, hat am Mittwoch ihrem Leben ein Ende zu machen gesucht, indem sie Gift nahm. Sie wurde, noch lebend, nach dem Krankenhause geschafft. Uns wurde dieser Selbstmordversuch gemeldet mit dem Zusatz, die Lebensmüde sei i n N o t g e w e s e n und habe vergeblich sich bemüht. eine Armenunterstützung zu erhalten. Daraufhin ver« suchten wir uns zunächst mal mit dem Vorsteher der zuständigen Armen kommission in Verbindung zu setzen, um zu ermitteln, was an diesem Gerücht Wahres sei. Der Herr Annenvorsteher— er heißt Meißner, ist Besitzer einer Essig- und Mostrichfabrik und wohnt « ck e r st r. 146— wurde am Donnerstag in den Vormittagstunden nicht angetroffen, doch wurde die Auskunft gegeben, daß er nach mittags von 2 Uhr bis nach 4 Uhr zu sprechen sein werde. Unser Vertreter hatte im voraus mitgeteilt, es handle sich um eine Anfrage wegen angeblicher Verweigerung einer Armenunterstützung. Er wiederholte am Nachmittag um 4 Uhr seinen Besuch, doch der Herr Vorsteher war bereit» auf und davon— und hatte nichts hinter- lassen. Hiernach Müssen wir uns damit begnügen, das oben erwähnte Gerücht lediglich wiederzugebeu. Daß es in der Bevölkerung ohne weitere» geglaubt wird, das ist zu begreifen angesichts der Er« fahrungen, die in Berlin leider schon so mancher Hülfesuchende mit Armenvorstehern gemacht hat. Beim FestgotteSdicnst verunglückt. Im Etablissement Schweizer- garten(am Köntgstor) wurde gestern aus Anlaß des jüdischen BersöhnungStageS ein stark besuchter Festgottesdienst abgehalten. Kit Kinder der Beterinnen hielten sich größtenteils im Garten des Lokals auf: am Nachmittag machte sich eine Anzahl Knaben an einer in einem Winkel deS Gartens stehenden Bohrmaschine zu schaffen dabei wurden dem 7jährigen Willy W. von einem älteren Knaben durch Unvorsichtigkeit drei Finger der rechten Hand glatt abge quetscht. Die aus dem Bcetsaal herbeigeholte Mutter des Kindes fiel bei dem Anblick des Verunglückten in Ohnmacht. Im nahen Krankenhaus erhielt der Kleine den ersten Verband. Tie Kindesleiche am Friedhofszaun. Auf dem Charitefriedho ist gestern die Leiche eines mehrere Tage alter» Mädchens gefunden worden. Sie lag in unmittelbarer Nähe des Zaunes und es wird vermutet, daß die Mutter das Kind von der Straße über das> länder hinweggeworsen hat. Eingehüllt war der tote Körper in einen braunen Pappkarton. Die Leiche wurde zur Obduktion nach dem Schauhaus gebracht. Durch Sturz aus dem Fenster fand der 2jährige Sohn des in der Schillerstr. 81 wohnenden Drahtarbeiters Hufenbach seinen Tod. Der Kleine, der sich für kurze Zeit allein in dem im zweiten Stock des Seitenflügels belegenen Wohnung befand, hatte das Fensterbrett erstiegen und war kopfüber aus den Hos hinabgestürzt. Der Tod des Kindes trat auf der Stelle ein. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt. Auf unerklärliche Weise verschwunden ist am Sonnabendabend die 29 Jahre alte Frida Bottner, die bei ihrem Bruder in der Thomasiusstr. 19 wohnte. Sie ging mit nur 2ö Pf. in der Tasche aus der Wohnung, um etwas einzuholen und ist seitdem nicht wieder zurückgekehrt. Die Anverwandten der Verschwundenen können sich nicht enträtseln, was mit ihr geschehen ist. Die Vermißte war beim Verlassen der Wohnung ohne Hut und trug Halbschuhe. Sie ist von mittlerer Statur, hat schwarze? Haar und dunkle Augen. Personen, die etwaige Angaben über den Verbleib der Verschwundenen machen können, werden gebeten, dies bei ihrem Bruder, Thomafius- straße 19, zu melden. Radrennen zu Steglitz . Mittwoch, den 13. Septem- ber Match Robl-Verbist. Die Niederlage, die R o b l ge- legentlich des Dreier-Wettkampfes Guignard-Robl-Vcrbist am 9. September in Steglitz durch den Belgier erlitten hatte, war die Veranlassung, daß der Münchencr, der sein damaliges Unterliegen einem ihm schon anfangs beim Rennen zugestoßenen Satteldefekt schuld gegeben hatte, seinen Gegner zu einer neuerlichen Begegnung herausforderte. Verbist war bereit, den Kampf aufzunehmen, und so trafen sich denn beide am Mittwochabend von neuem in Steglitz , um in zwei Läufen über 30 Kilometer ihre Kräfte zu messen. Leider war der Belgier am Dienstag bei den Rennen in Leipzig zu Fall gekommen, und wenn er sich auch nicht ernstlich verletzt hatte, so war er durch die erlittenen Hautabschürfungen an den Armen behindert, gegen Robl, der am Sonntag in Köln wieder siegreich gewesen war, im Vollbesitz seiner Kräfte zu kämpfen, denn er erschien mit verbundenen Armen im Rennen. Robl siegte in beiden Läufen; im ersten leistete Verbist bis zum 27. Kilometer hartnäckigen Widerstand, dann wurde er überholt und büßte bis zum nahen Schluß noch eine Runde ein; er endete weiten Lauf, der der ein, !0 Kilometer ging, verlor 1300 Meter hinter seinem Gegner. Im brechenden Dunkelheit wegen nur über Verbist schon nach dem 5. Kilometer die erste Runde, und ver- teidigte sich dann nicht mehr, so daß sein Verlust gegen Robl über drei Runden(1580 Meter) betrug. Im wissenschaftlichen Theater ber Urania finden die letzten Wiederholungen der Vorträge„Im Lande der Mitternachtssonne"' (Freitag) und„Von der Zugspitze zum Watzmann "(Sonnabend) und„Die Gletscher der Hochgebirge und die Eiszeit unserer Heimat" (Sonntag) statt. In der nächsten Woche gelangt der mit zahl- reichen farbigen Bildern und Wandelpanoramen ausgestattete Vor- trag„Ueber den Brenner nach Venedig " von Direktor Franz Goerke zum ersten Male zur Darstellung. Wegen eines großen Dachstuhlbrandes wurde gestem der siebente Löschzug nach der Rigaerstr. 79 gerufen. Brandmeister Runge ließ mit mehreren Schlauchleitungen von Dampfsprttzen tüchtig Wasser geben, wodurch es gelang, die Flammen auf den Dachstuhl deS Hauses zu beschränken. Vorort- J�aebnebten* Ein kurioseS Vorkommnis. Daß Behörden nicht immer in gewünschter Schnelligkeit ar betten, ist schon des öfteren nachgewiesen worden. Heute wollen wir von einem Fall Mitteilung machen, der unseren Bureau- kratismus in einem gerade nicht lobenswerten Lichte erscheinen läßt. Der Sachverhalt ist folgender: Am 23. März d. I. wurde die durch Altersschwäche geistig er- krankte Mutter des Tischlers H., in Friedenau wohnhaft, von Dall- dorf, wo sie seit Ende vorigen Jahres interniert war, nach der Brandenburgischen Jdiotenanstalt zu Lübben übergeführt. H. erhielt deshalb von der Armendirektion Schöneberg, dem UnterstützungS- Wohnsitz seiner Mutter, am 10. April eine Vorladung, zwecks Lieferung von Sommer- und Winterkleidern nach Lübben . Da dies mit einer bedeutenden Geldausgabe verknüpft war, so konnte H. die Kleider nicht gleich beschaffen. Er erhielt deshalb am 17. April eine nochmalige Aufforderung, in welcher darauf bin- gewiesen wurde, daß, wenn H. die Sachen nicht umgehend schicke, dieselben auf seine Kosten angeschafft und ihm dadurch nur höhere Kosten entstehen würden. H. schickte denn auch die Sachen ab, die- selben sind am 23. April in die Hände der Anstalt gelangt. Am 18. Mai erhielt H. plötzlich die Aufforderung, auf der Fricdenauer Polizeiwache zu erscheinen. Dort angelangt, wurde ihm erklärt, daß er die Beerdigungskosten für seine am 1. April inLübben verstorbene Mutter zu bezahlen habe. H. war na- türlich sehr erstaunt, zumal er von dem Tode seiner Mutter noch gar nichts wußte und außerdem er ja auch drei Wochen nach dem Todestage noch Sachen nach Lübben geschickt hatte, die auch von der Anstaltsverwaltung, trotzdem die Mutter lange begraben fem muhte, angenommen wurden. Unter diesen Umständen weigerte sich H. selbstverständlich, die Beerdigungskosten zu bezahlen. Am 1. Juni erhielt er von dem Vorsteher der Anstalt ein Schreiben, worin zunächst mitgeteilt wird, daß die Todesursache der Mutter Alters- schwäche war. Im Anschluß hieran wird betont, daß, da weder die Adresse des H. noch eines anderen Angehörigen der Verstorbenen an dercm Todestage der Anstalt bekannt war, er, der Vorsteher, die Polizeidirektion Schöneberg von dem Ableben unterrichtet und dieselbe gebeten habe, den etwa in Schöneberg bekannten An- gehörigen Nachricht von dem Todesfall zu geben. Die Polizei- direktion Schöneberg habe jedoch erst aus dem Melderegister fest- gestellt, daß H. bereits im Jahre 1903 nach Friedenau abgemeldet worden sei. Nachdem diese sich mit dem Friedenauer Amtsvorsteher in Verbindung gesetzt, habe erst seine Wohnung festgestellt werden können. Aus dem Umstand, daß die Adresse des H. erst am 18. April zur Kenntnis der Anstaltsleitung gelangt ist, erklärt denn auch der Vorsteher, daß er H. nicht von dem Tode der Mutter unterrichten konnte. Am Schlüsse des Schreibens teilt der Vorsteher H. mit, daß, wenn er die 36 M. betragenden Beerdigungskosten entrichte. die von der Mutter hinterlassenen Sachen zurückerhalte. Soweit der Sachverhalt. Wir können es schließlich verstehen, wenn H. in einem längeren Schreiben an die Anstaltsverwaltung seine Ver- wunderung aussprach und Fragen der verschiedensten Art stellte. Indes scheint uns, als träfe weniger die Leitung der Anstalt, als vielmehr die Schöneberger Polizeibehörde die Hauptschuld, daß H. 'o verspätet von dem Tode seiner Mutter Kenntnis erhielt, wenn- gleich wir es nicht verstehen können, daß die Anstalt drei volle Wochen nach dem Tode der Frau die Sachen noch annahm. H. wohnt bereits 4 Jahre in Friedenau , und wenn eS der Armen- direktion möglich war, sich mit H. in so kurzer Zeit in Verbindung zu setzen, so dürfte es der Polizeibehörde nicht unmöglich sein, das gleiche zu tun. Aber auch die Sachen hätten, wenn die AnstaltS- leitung sich mit der Schöneberger Armendirektion in Verbindung gesetzt hätte>— und dgs mußte sie ja schließlich, da sie von dem Verlangen, die Sachen zu bekommen, selbst nach dem Tode nichk Abstand genommen hatte— nicht hingeschickt werden brauchen. Es ist somit ein Vorkommnis der kuriosesten Art zustande gekommen. Außer den Beerdigungskosten ist H. bereits zweimal die Auf« forderung zugegangen, 113 M. Verpflegungskosten zu zahlen. H. weigert sich, dieser Aufforderung nachzukommen, so lange ihn die Behörde im Unklaren läßt, wie es kam, daß er erst nach48Tagen Nachricht von dem Tode seiner Mutter erhielt. Die Behörden werden, dessen sind wir gewiß, nicht verlegen sein, eine Erklärung zu finden und H. wird die Summe bezahlen müssen, selbst wenn ihn die behördliche Beweisführung nicht befriedigt. Rixdorf. Grabschändcr haben auf dem St. Michaelskirchhof in der Her- mannstraße in der letzten Nacht einen dreisten Diebstahl ausgeführt. Auf einem der Grabhügel, dicht neben der Friedhofskapelle, war eine Bronzefigur, einen etwa einen Meter hohen Engel darstellend, angebracht. Einbrecher haben nun in der Nacht diese Figur vom Grabe heruntergerissen und gestohlen. Ihren Weg hatten die Friedhofsschänder über den Zaun genommen. Wilmersdorf . Das zweite Stiftungsfest begeht am morgigen Sonnabend, den 21. September, im„Luisenpark ", Wilhelmsaue 112, der hiesige Frauen- und Mädchenbildungsverein. Dieses Fest ist, wie aus dem Programm ersichtlich, zu einem Kunstabend vorbereitet. Es soll den Festteilnehmern der beliebte in Arbeiterkreisen leider immer noch nicht genügend bekannte Dichter Heinrich Heine näher veranschaulicht werden. Erfreulicherweise ist es gelungen, nur hervorragende Künstler für diesen Abend zu gewinnen. Gesang: Frl. Völkerling; Rezitatton: Fr. Johanna Meyer; am Flügel: Herr Leo Kestenberg . Die einleitenden Worte hat Frau Lily Braun übernommen, in denen das Leben und Wirken des Dichters geschildert wird.— Der Eintrittspreis für diesen Heine-Abend beträgt nur 40 Pf. Um jede Störung zu vermeiden, wird böflichst gebeten, Kinder unter zehn Jahren nicht mitzubringen. Der Beginn ist Punkt neun Uhr festgesetzt. Bon 11 Uhr ab findet dann Festball statt. Aus diesem Arrangement ist zu ersehen, daß alles auf das sorgfälttgste vorbereitet ist, um der Wilmersdorfer Arbeiterschaft einen wirklich seltenen genußreichen Abend zu verschaffen. Es ist daher zu er- warten, daß die aufgewandte Mühe und Zeit durch einen recht zahl-- reichen Besuch belohnt wird. Schönederg. Der ärztliche Dienst im hiesigen Krankcnhause wird durch einen Vorfall in ein eigentümliches Licht gerückt. Es handelt sich um den Hausdiener Georg Stahn, dessen Eltern in Berlin , Metzerstr. 31, wohnen. Der etwa 16 Jahre alte Sohn nahm vor mehreren Wochen bei der Firma Klein die Stelle als Hausdiener an. Am 30. August erkrankte er an einem langjährigen Ohrenleiden und wurde dem Krankenhause überwiesen. Am 6. September wurde den Eltern die Mitteilung, daß ihr Sohn im Schöneberger Krankenhause verstorben sei. Die Eltern waren über diese Nachricht untröstlich. Als die Mutter sich in dem Krankenhause nach der Todesursache ihres Sohnes erkundigte, wurde ihr mitgeteilt, daß er wegen de? Ohrenleidens zweimal operiert worden sei. Nun sind die Eltern aber von der Absicht der Aerzte, ihren Sohn zu operieren, nicht unterrichtet worden, über welche Unterlassung sich die Eltern nicht hinwegsetzen können. Es hätten, wenn die Operation nicht ganz dringend gewesen sei, die Eltern doch erst befragt werden müssen, ob sie die Erlaubnis geben, einen operativen Eingriff bei ihrem unmündigen Sohne vornehmen zu lassen. Da ihr Sohn schon jahrelang an diesem Leiden krankt und dasselbe auch wieder auf geraume Zeit sich besserte, sind die Eltern der Meinung, daß besondere Eile in dieseni Falle nicht vorhanden war. Schoii aus dem Umstände, daß ihr Sohn 6 Tage im Krankenhause gelegen hat, glaubten sie, daß ihre Erlaubnis für die Operation eingeholt werden konnte. Nach dieser Schilderung sinden wir eS allerdings unbegrcif- lich, wie mau, die Eltern vollständig außer acht lassend, so eigen- mächtig handeln konnte. Wohl jeder begreift deshalb den Schmerz der Eltern, wenn diesen keine Gelegenheit geboten wird, weder über ihres Sohnes Schicksal. zu entscheioen, noch ihn im Krankcnhause noch einmal lebend sehen zu können. Britz -Buckow . In der Buckower WahlvcrclnSvcrsammlung hielt am Sonntag Genosse Mermuth einen mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vor- trag über:„Die Pariser Kommune". Redner gab ein lebhaftes Bild der Pariser Vorgänge und zeigte das Lügengewebe unserer herrschenden Klasse gegen die Kominunekämpfer. Nachdem er die politische Bedeutung der Pariser Kommune dargelegt, forderte er zu unablässiger Werbearbeit für die sozialistischen Ideen auf. Ueber:„Die preußische Verfassung" referierte Genosse Max Kiesel in der Mitgliederversaiimiluilg des Wahlvereins zu Britz . Der Referent gab zunächst eine geschichtliche Würdigung der preußischen Berfaffung und die Kämpfe um dieselbe, um alsdann den Wider- 'pruch zu kennzeichnen, der zwischen dem Dreiklassenwahlrccht und dem Zeitalter des KapitaliSiiniS vorhanden ist. Auf den gegen- wältigen Wahlrechtskampf hinweisend, forderte Redner auf. alles aufzubieten, um das Wahlunrecht durch ein allgemeines, gleiches, geheimes und direktes LandtagSwahlrecht zu ersetzen.— In der Diskussion forderte Genosse Raatz die Ausländer auf, sich in den preußischen StaatSverband aufnehmen zu lassen. Lichtenberg . Achtung! Dclegiertenwahlen zur OrtSkrankenkasse. Wir machen auf die Delcgiertenlvahlen zur hiesigen Ortslrankenkaffe aus- merksam. Die 1. Wahlabteilung, umfassend die Betriebe östlich der Gürtel« traße, der Dorfftraße und deö Weißenseer WegeS, ausschließlich der drei genannten Straßen, sowie die Kassenmitglieder, die in Wilhelmsberg beschäftigt sind, wählt am Donnerstag, den 19. Sep- tember 1907, abends S— 8 Uhr, im Lokal von Gebrüder Arnhold, Frankfurter Chaussee 5, die 2. Wahlabteilung, umfassend die Ae- triebe in der Gürtelstraße, der Dorfftraße und deS Weißenseer Weges, sowie den Ortsteil westlich dieses Straßenzuges wählt am Freitag, den 20. September 1907, abends ö— 8 Uhr, in demselben Lolal. Die Kassenmitglieder, die ihre Beiträge selbst zahlen(freiwillige Mitglieder) wählen in der Abteilung, in der ihre Wohmmg belegen ist. Lasse sich jeder sein Mitgliedsbuch oder seine Karte aushändigen. Die Gewerkschaftskommission. tlöpemck. Ein Ueterfall mif ein jinigeS Mädchen ist vorgestern nachmittag im Kietzer Forst bei Köpenick von zwei Attentätern verübt worden. Die IS jährige Maria Bausenrr, die in dem„Berliner Bazar" in Köpenick als Lehrmädchen angestellt ist. hatte den Austrag erhalten, ein Paket Gläser nach dem„Strandschloß" am Müggelsee zu tragen. Sie mußte auf ihrem Wege den Kietzer Forst passieren. Als sie etwa die Mitte des Waldes erreicht hatte, kamen zwei unbekannte Männer auf sie zu und fielen über sie her. Sie schlugen sie zu Boden und während der eine der gefährlichen Burschen dem Opfer die Hände über dem Rücken zusammenhielt, kniete der andere auf ihm. Wären auf die Hülferufe der Uebersalleuen nicht einige Spaziergänger hinzugeeilt, so hätten die Täter ihr Verbrechen ungestört ausführen können. Ob sie es auf eine Beraubung der B. oder auf ein Sitt- lichkeitsattentat abgesehen hatten, war nicht festzustellen. Beim Herannahen von Personen ließen sie von dem Mädchen ab und er» griffen die Flucht. Eine sofortige Verfolgung der Strolche führte zu keinem Resultat. Französisch-Buchholz . Ein Aiilomobilunsall, wobei der Fahrer getötet, zwei Personen und zwei Pferde verletzt wurden, ereignete sich am Montagabend au
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