ersten Wahlkreises gegen diesen Antrag sind. ES wird gesagt: Wennsich die berden Leute da eingearbeitet haben, so wollt ihr sie wiederherausnehmen. Das ist ein vollständiges Mißverstehen der Tendenzdes Antrages. Die Beisitzer sollen nicht auch ausgekochte Brüderwcrden und dem Ruhebedürfnis des Vorstandes huldigen. Ich würde es an«liebsten sehen, daß die beiden Beisitzer mal aus Berlin, aus Mecklenburg,Württemberg, Hamburg genommen würden, so daß der Vorstand inseinen Sitzungen Fühlung mit den Genossen in autzerpreutzischcnGebietsteilen haben würde. Das ist ja aber vorläufig nichtmöglich, und man wird im allgemeinen darauf angewiesensein, die beiden Beisitzer aus den Kreisen der Berliner Genossenzu wählen. Dann aber ist es notwendig, daß der Parteitag,wie die anderen Mitglieder des Parteivorstandes, auch diesebeiden Beisitzer wählt. Der Einwand, daß der Parteitag die beidenBeisitzer ja nicht wieder zu wäblen brauche und daher die Bestimmungüberflüssig sei, daß sie nicht länger als zweimal hintereinander ge-wählt werden könnten, ist nicht zutreffend. Denn man würde danneine NichtWiederwahl als ein Mißtrauensvotum auffassen. Ich bitteTie, unseren Antrag anzunehmen.Litfin-Berlin:Genosse A r o n S hat versucht, den außerhalb Berlins wohnendenGenossen den Antrag schmackhaft zu machen. Alle Achtung vor seinenrheoretischen Kenntnissen. Aber die praktische Erfahrung fehlt ihm.Es liegt kein Grund zu dem Antrage vor, zumal da das von Aronsgewünschte„frische Blut" ja erst im vorigen Jahre in der Personvon Müller dem Parteivorstand zugeführt ist. Ich bitte den Antragabzulehnen.Hierauf wird Antrag IS abgelehnt.Die Diskussion über Antrag 24 wird auf Wunsch deS Antrag-stellers W e tz k e r ausgesetzt.Die Anträge 27 bis 31 und 81*) werden gemeinsam debattiert.Rudolph-Frankfurt a. M.:Die Einführung einer einheitlichen Parteilegitimation wirdvon mehr als zwei Kreisen beantragt. Es würde uns dadurch eineungeheure Menge von Verwalstmgsarbeit erspart werden. Erwünschtwäre es, daß auch die Staatszugehörigkeit aus dem einheitlichenMitgliedsbuche zu ersehen wäre. Ganz besonders wichtig sind dieAn- und Abmcldnngsrubriken in den Büchern. Jetzt melden sichdie Genossen ab, aber man weiß nicht wohin. Haben wir ein ein-heitlichcs Mitgliedsbuch, dann wird die Umschreibung in die neueOrganisation' ohne Fonnalitäten vor sich gehen. Hessen-Nassau hatein einheitliches Buch hergestellt, das auch andere Kreise ein-geführt haben. Ebenso notwendig sind einheitliche Geschäfts-und Abrechnungsbücher.(Sehr richtig I) Dem Parteivorstandwird dadurch die Zusammenstellung deS Jahresberichtes wesentlicherleichtert werden. Auch in den Gewerkschaften hat sich der einhcit-liche Verwaltungsmodus gut bewährt. Wir würden durch einheit-liche Mitgliedsbücher uns jährlich Tausende von Genossen erhalten.(Zustimmung.)Mcyer-Bant-Wilhelmshafenbegründet den Antrag 28. In Ostfriesland wird schon überall eineinheitlicher Beitrag erhoben. Was dort möglich, ist auch im ganzenReich möglich. Unsere Finanzen würden erheblich aufgebessertwerden, wenn wir einen einheitlichen Beitrag von IS Pf. pro Wocheeinführten. Unsere beste Waffe ist die gefüllte Kasse unseres Finanz-Ministers.Die weitere Beratung wird vertagt.Schluß 7 Uhr._Die Sozialdemokratische PrelleDeutsch. Oesterreichs.Dem bevorstehenden Parteitage der deutschen sozialdemo-kratischen Arbeiterpartei Oesterreichs unterbreitet die Partei-Vertretung soeben ihren Bericht, dem wir folgende Zusammen-stellung über die 23 Parteiblätter, die unseren österreichischenGenossen zur Verfügung stehen, entnehmen:Arbeiter-Zeitung, Wien...... täglichArbeiterwille, Graz.........Arbeiterinnen-Zeitung, Wien..... 14tägigBielitzer Vollsstimme....... 1 mal wöchentlichFreigeist, Reichenberg....... 2„Freiheit, Tcplitz......... 3„„Gebirgsboic, Gablonz....... 3„„Gleichheit, Wiener-Neustadt..... 1„„Nordböhmischer Volksbote, Steinschönau 1„Nordböhmische Volksstimme, Warnsdorf 2„„Nordböhmische Volkszeitung, Saaz.. 2„„Salzburger Wacht........ 2„„Schlesische Bolkspresse....... 1„„Trautenauer Echo........ 1„„Volksbote, Floridsdorf...... 1„Volksfreund. Brünn....... 2„„Volkspresse, Czernowitz...... 1„Volksrecht, Aussig........ 3„Volkstribüne, Wien........ 1„„Volksmacht, Mähriich-Schönberg... 1„„Volkswille, Karlsbad....... 2„„Vullszeitung. Innsbruck...... 2„,„Wahrheit. Linz......... 2„„Unsere österreichischen Genossen haben also zurzeit zweiBlätter, die täglich erscheinen, drei Blätter, die dreimalwöchentlich erscheinen, acht Blätter, die zweimal wöchentlicherscheinen, neun Wochenblätter und ein vierzchntägig er-scheinendes Blatt. Seit dem letzten deutschen Parteitag bliebdie Zahl der Tagblätter unverändert, die Zahl der drei-mal wöchentlich erscheinenden Blätter ist um drei, die Zahlder zweimal wöchentlich erscheinenden um fünf gestiegen, dieZahl der bloß einmal wöchentlich erscheinenden Blätter umzwölf gesunken.Außerdem erscheint noch das humoristisch-satirische Blatt„Nene Glühlichter".Das Zeutralorgan, die„Wiener Arbeiterzeitung", erfreutsich einer gesunden und stetigen Entwickelung, und doch steht") 27. Osnabrück, Altenburg. Stralsund. Bochum,Gelse nkirchen, Magdeburg, Bremerhaven, Calbe-Aschersleben, Augsburg-Wertingen, Düsseldorf.Breslau, Stettin, Trier, Bremen, Celle, IX. hau-nover scher Wahlkreis, Sorau-Forst, VIII. undIX. schleswig-holsteinischer Wahlkreis und H a m-bürg III Distrikt Hohenfelde: Einheitliche Mitgliedsbücher für alleParieiorganisationen Deutschlands einzuführen.28. Bant: Einführung von einheitlichen Mitgliedsbüchernund Mitgliederbeiträgen für ganz Deutschland.29. Frankfurt a. M. und vierter sächsischerWahlkreis: Der Parteivorstand wird beauftragt, die Einführungeinheitlicher Parteilegitimationen für das ganze Reich, nach demVorbild der vom Frankfurter Agitationskomitee herausgegebenenMitgliedsbücher zu veranlassen.'S«. Sagan-Sprottau: Der Parteitag wolle beschließen,einheitliche Mitgliedsbücher und Geschäftsbücher über das ganze Reicheinzuführen, welche vom Parteivorstand zum Selbstkostenpreise be-zogen werden können.,31. Kassel und Verden: Der Parteivorstand wird be-auftragt, die Ausgabe einheitlicher Mitgliedsbücher und die Ein-führung einer Einheitsmarke für das ganze Reich vorzubereiten unddem nächsten Parteitag eine Vorlage zu machen.81. Kiel. Der Parteitag wird beauftragt, ein einheitlichesMitgliedsbuch(Musterbuch) herauszugeben, das die Benutzung ingllen Parteiorganisationen des Deutschen Reiches ermöglicht.die Auflage des Blattes noch immer nicht im entsprechendenVerhältnis zur Zahl der sozialdemokratischen Stimmen nochzur Stärke der gewerkschaftlichen Organisationen— ganz wiedas Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie, unser„Vorwärts"..._IRoeren kontra Geo Schmidt.(Telephonischer Bericht.)Köln, 20. Sept.(Telegraphischer Bericht.)Nach Eröffnung der heutigen Sitzung bittet der VorsitzendeAmtsgerichtsrat Kuhn den Zeugen von Rottberg vorzutreten.Er richtet an ihn folgende Worte: Herr Zeuge! Ihr Auftretengestern am Schlüsse der Verhandlung ist nicht so gewesen,wie es der Würde des Gerichts entspricht. Wennsich das wiederholen sollte, würde das Gericht Sie sofort in Strafenehmen müssen.— RechtSanw. Bredcreck: Im Auftrage des Herrnv. Rottberg bitte ich, eine Frage an den Herrn Privatklägerrichten zu dürfen. Ich möchte fragen, ob er seine gestrige Er-klärung wiederholen wolle und ob er alles, was er im Reichstageüber Herrn v. Rottberg gesagt hat, hier öffentlich wieder-holen wolle.— Abg. Roeren: Wenn der Herr Vorsitzendees wünscht, werde ich es sagen.— Vors.: Ich kann Sie nichtzwingen, es liegt an Ihnen, ob Sie es sagen wollen.— Abg.Roeren: Ja...— Rechtsanw. Schreiber(einfallend): BevorHerr Roeren antwortet, bitte ich, mir das Wort zu geben. Ichmöchte Auskunft haben, welchen Zweck diese Frage hat, damitich meinem Klienten Rat geben kann, ob und wieweit er Antwortgeben soll.— Rechtsanw. Bredereck: Herr v. Rottberg erteilte mirden Auftrag: Ehe ich weitere Schritte tue, will ich wissen, wieweit die im Reichstage gehaltene Rede hier wiederholt wird.—Rechtsanw. Schreiber: Also der Zweck der Frage soll dieGrundlage für eine neue Privatklageschaffen. Herr Geheimrat, ich rate Ihnen, keine Antwort zugeben. Lehnen Sie jede Antwort ab! Damit ist der Zwischenfallerledigt.— Rechtsanw. Schreiber: Pater Müller sagte gestern,daß er trotz des freisprechenden Urteils auch jetzt noch die Ueber-zcugung habe, daß es wahr sei, daß der Angeklagte Schmidtsich einerstrafbaren Handlung mit der Abdjaoschuldig gemacht habe. Bei einer von dem Gerichtsurteil so schroffabweichenden Ansicht ist Pater Müller wohl eine Erklärungschuldig. Ich bitte, ihm dazu Gelegenheit zu geben.— PaterMüller: Ich habe die feste Ueberzeugung gewonnen von der Schulddes Beklagten, weil die Angaben der Abdjao und die der übrigenZeugen einen solchen Eindruck auf mich machten, daß ichsagen mußte, Herr Schmidt hat sich des Verbrechens schuldig ge-macht.— Vors.: Ich rate Ihnen aber, diesen Satz nicht auchdraußen zu sagen. Es gibt eine Strafbestimmung, nach welcheres nicht zulässig ist, einem Angeklagten, nachdem er rechtskräftigfreigesprochen ist, das Verbrechen wieder vorzuhalten. Hier imGcrichtSsaal können Sie ja auf eine Frage als Zeuge antworten.— Pater Müller: Herr Vorsitzender, diese Bestimmung kenne ich.Die Abdjao war in allen wesentlichen Punkten ihrer Aussageb e st i m m t und gleichbleibend, nur in kleinen Angabenwar sie unbestimmt.— Rechtsanw. Schreiber: Hat nicht einanderes junges Mädchen bestätigt, daß die Abdjaoihr die Vorgänge am nächsten Morgen genau schilderte?— Pater Müller: Ja, das Mädchen Pombo sagte, die Abdjaohabe ihr die Wunden gezeigt, die von Peitschenhieben herrührten,die sie wegen ihrer Weigerung, dem Schmidt zu Willen zu sein,erhalten habe. Die Pombo hat ihr dann erwidert:„So tut ernur!" Damit stimme auch die Aussage der Mutter der Pomboübercin, daß Herr Schmidt ihre Tochterebenfalls durch Anwendung von Prügel gezwungen habe, sichhinzugeben.— Rechtsanw. Schreiber: Es wird immer behauptet, daß sich nurdie katholische Mission beschwert habe. Hat sich nicht auch dieevangelische Mission über den Angeklagten Schmidt beschwert?— Pater Müller: Der Missionsinspektor Schreiber beschwertesich in einem Bericht über diePrunksucht und Unzucht der Europäer.Oberleutnant R i e ck sagte mir auch, Schmidt komme ihmin fernem Geschlechtsleben krankhaft vor.Denjn überall, wohin er komme, stelle(ich ihmeine Frau oder ein Mädchen als Frau des HerrnSchmidt vor. Kukowina sagte mir, man tue gut, d i eMädchen vor S chm idt auf eine Farm zu schicken.—Rechtsanw. Schreiber: Der Zeuge hatte auch mit mir eine' Be-sprechung. Sagten Sie da nicht, daß-Sie nicht einmal einemschwarzen Mädchen die Hand reichen, damit Sie nicht als katholi-scher Priester in Verdacht kommen?— Der Zeuge bestätigt das.—Rechtsanw. Bredereck: An diese Frage möchte auch ich anknüpfen.Also trotzdem Sie das alles über das Geschlechtsleben des HerrnSchmidt wußten, und obgleich Sie daran Anstoß nahmen, habenSie trotzdem mit ihm weiter freundschaftlich verkehrt?— Pater Müller: Ich habe nur, soweit es amtlich nötig lvar, mitihm verkehrt. Hätte ich danrals den Verkehr abgelehnt, so würdeheute der Vorwurf erhoben werden, daß wir uns von Anfang anfeindselig gezeigt haben.— Verteidiger: Sind Sie nicht oft mitHerrn Schmidt bei Gesang und Trank nachts bis 2 Uhr zusammengewesen?— Zeuge: Nein, niemals, niemals.— Verteidiger: Wielange dauerte denn Ihr Besuch in der Regel auf der Station?—Zeuge: Nie länger als bis 11 Uhr.— Verteidiger: Haben Sie nichteinmal/mit Herrn Schmidt und Hauptmann Döring bis 4 Uhr nachtsgesessen und zusammen 12 Flaschen Sekt getrunken?Zeuge: Nein, niemals, niemals.— RechtSanw.Brodercck: Sie sagen, daß Sie niemals ein schwarzes Mädchen auchnur mit der Hand berührt haben?— Zeuge: Jawohl.— Verteidiger: Haben' das auch die anderen Missionspriestergetan?— Zeuge: Ich glaube, das wohl im allgemeinenbestätigen zu können.— Verteidiger: Erinnern Sie sich des PatersVenantiuS, der, um seinen Verkehr mit den schwarzenWeibern zu bezahlen, die Lampen aus dem Schul-gebäude verkauft hat?— Zeuge: VenantiuS war keinPater, sondern ein L a i e n b r u d e r. Daß der arme Bruder ge-fallen ist, g e b e i ch z u.— RechtSanw. Bredereck: Hat sich nichtein anderes Mitglied der Mission, der Lehrer Johnson, eineschwarze Konkubine gehalten?— Zeuge: Lehrer Johnsonwar Mitglied der Mission, er ist aber sofort entlassenworden.— Rechtsanw. Bredereck: Bezeichnenderweise aberschreibt ihm die Mission: Wir müssen Sie entlassen, damit dieLeute an uns nicht irre werden. Also hat die Missionden Lehrer nicht entlassen, weil sie Anstoß an ihm nahm, sonderndamit die Leute nicht irre werden.— Zeuge Müller und Rechtsanw.Schreiber widersprechen entschieden dieser Auslegung des Briefes.— Angekl. Schmidt: Hat nicht Pater Müller an HauptmannDöring einen Brief geschrieben, in dem eS heißt:„Wirkennen Ihr Vorleben. Sie sehen also, daß wirkeine Zeloten sind,aber gegen Schmidt müssen wir vorgehen."— Pater Müller: Solange man mir den Brief nicht vorlegt, mutz ich das entschiedenbestreiten. Ich habe allerdings an Hauptmann Döring einen Briefgeschrieben. Ich ging davon aus, daß der Vorwurf, er sei zustrenge, unbetechtigt sei. Wir kümmerten uns um das Privat-leben der Europäer nicht, solange ihr Leben nicht gegen die öffent-liche Moral verstoße. Wir seien also keine Zeloten usw. Das„ihr"war aber klein geschrieben.— Rechtsanw. Brcdereck: Also zuerstleugnen Sie den Brief ab. dann geben Sie den ganzen Inhalt zu.— Pater Müller: Ich habe nur die unwahre Wiedergabe desBriefes abgeleugnet.— Rechtsanw. Bredercck: Ich protestiere gegendiese Aeußerung. Der Brief wurde in öffentlicherGerichtsverhandlung verlesen. Ich bitte, den Ober-.leutnant S w e n d zu fragen, waS er davon weiß.— OberleutnantSwend: Ich war in Atakpame bei der Gerichtsverhandlung zu-gegen. Hauptmann Döring wurde nach Hause geschickt, um denBrief zu holen. Ich erinnere mich lebhaft, daß der verlesene Satzlautete:„Sie wissen, daß wir keine Zeloten sind. Wir kennenIhr Vorleben. Aber gegen Schmidt müssen wir vorgehen!"—Rechtsanw. Schreiber: Also Pater Müller, Sie nehmen aufIhren Eid, daß Sie nicht das Vorleben des Hauptmanns Döringgemeint haben und daß das„ihr" klein geschrieben war?— Zeuge:$ ö*Der Verteidiger verliest ein amtliches Aktenstück, wahr.schcinlich aus den Reichstagsakten, und erklärt erläuternd, daßOberrichter Mayer ein Mädchen zu sich genommen habe, wo-bei er berichtete, er habe es zu dem Zwecke zu sich genommen, umdie Duala- Sprache schneller zu erlernen, währender das Mädchen zu einem anderen Zwecke bei sich hatte.Er sei in die höchste zulässige Ordnungsstrafe in Höhe eines ein-monatlichen Diensteinkommens genommen worden. Ich möchte denZeugen fragen, ob er derselbe Oberrichter Mayer ist,der hier genannt wird?— Zeuge: Ob ich derselbe bin? Ichglaube, daß diese Frage sich wohl erübrigt hätte, das dürfte ihmwohl bekannt gewesen sein. Ich sehe den ganzen Zweck dieser Sachenicht ein.— Vors.: Sie sind nicht berufen, die Fragestellung derParteien zu kritisieren. Es sind Bedenken gegen die Glaub-Würdigkeit des Pater Müller erhoben worden und darauf sindvon der anderen SeiteBedenken gegen Ihre Glaubwürdigkeiterhoben.— Oberrichter Mayer: Ich weiß nicht, was das alles soll.— Rechtsanw. Schreiber: Mir liegt jeder persönliche Angriff voll-ständig fern. Wir müssen aber unser Plaidoyer vorbereiten unddafür die Grundlage schaffen.— Abg. Roeren: Ich möchte an denZeugen die bestimmte Frage richten, ob er wegen falscherdienstlicher Auskunft zu der höchsten Ordnungsstrafe ver»urteilt wurde?— Zeuge: Ich bin verurteilt worden wegen ob-jektiv falscherDar stellung, nicht wegen subjektiver.— Vors.: Dann ist aber die Höhe der Ordnungsstrafeschwer verständlich.— Zeuge: Das hat seine besonderenGründe, auf die ich hier nicht eingehen möchte.— Abg. Roeren:tat der Herr Zeuge sich nicht ein Duala-Mädchen gekauft und alsonkuhine benutzt, während er angab, er wolle, da er sich baldverheirate, sie für den Haushalt ausbilden.— Zeuge: Die Darstellung wurde von mir auf Grund einer Beschwerde der Akwaleutegegeben, welche mir vorwarfen, daß ich meine Amtsgewalt miß-braucht, mich des Wuchers schuldig gemacht und ein Mädchen ge-raubt hätte. Alle diese Vorwürfe waren unberechtigt. Ich habein der Darstellung den Verkehr mit dem Mädchenunterdrückt, deshalb allein wurde ich bestraft.— Rechtsanw.Bredercck: Ich bitte den Herrn Oberleutnant Smend zu fragen, ober nicht einmal zu Herrn Schmidt gesagt habe, ob die Mission nichtAnstoß an den Mädchen auf der Station nehmen werde.— ZeugeSmend: Ja. Herr Schmidt erwiderte:„Dem Reinen ist alles rein und dem Schwein alles Schwein!"(Heiterkeit.)— Pater Kost wird dann über die Verhaftung derMissionäre vernommen. Zeuge bestätigt zunächst, daß er dem Abg.Roeren mitgeteilt hatte, daß Schmidt sich im Dezember vorigenJahres in Berlin aufhielt. Der Vorsteher der Mission hattestrenge Weisung gegeben, keine Zeugen zu beeinflussen. DerZeuge ist erst nachträglich verhaftet, aber bald wieder cnt-lassen worden. Als er Herrn von Rottberg gefragt habe, weshalbnicht auch die anderen Paters entlassen würden, da G o u v c r-neur Horn doch telegraphiert habe:„Paters sofort Haftentlassen;", da habe von Rottberg erwidert, der Gouverneursei falsch informiert.— Regierungsrat von Graefe: Das Eingreifender Verwaltung in das richterliche Verfahren halte ich für unzu-lässig. Das Telegramm war eine Ueberschreitung der Amtsbefug-nisse des Gouverneurs Horn.— Rechtsanw. Schreiber: Ist demHerrn Zeugen die allerhöchste Erledigung bekannt, die die Ange-legcnheit seitens des Kolonialamts gefunden hat? Wissen Sienicht, daß in Atakpame die Häuptlinge versammeltwurden und in Gegenwart der Missionare die Ent-scheidung des Kolonialamtes verlesen wurde, daß dasVersah ren und die Verhaftung unzulässig unddaß Herr von Rottberg entlassen worden sei, weil er einungeeigneter Beamter sei? Wenn Gouverneur vonHorn gewagt hätte, unbefugt zu handeln, wäre gegen ihn gewißein richterliches Verfahren eingeleitet worden.Rechtsanw. C u r t erklärt, die Abdjao habe er p e r s ö n-lich gesehen. Er habe sie auch photograph iert. DerZeuge üherreicht eine Photographie, die der Gerichtshof und dieParteien sowie auch der Angeklagte Schmidt genau betrachten.—Rechtsanw. Schreiber-:Na, sie ist ja nicht häßlich.(Heiterkeit.)— Rechtsanw. Curt(fortfahrend): Das Alter solcherMädchen läßt sich schwer schätzen. Das Schutzalter von14 Jahren stst für die frühreifen Negermädchen viel zu hoch ge»griffen. Der Beweis, daß die Abdjao noch nicht 14 Jahre alt war,wurde in der Berufungsverhandlung, der er als Verteidiger desPaters Schmitz beiwohnte, nicht erhohen, da Pater Schmitz ohnehinauf Grund des§ 103 des Strafgesetzbuches freigesprochen wurde.Die Abdjao machte einen glaubwürdigen Eindruck. Sicwar ein intelligentes Mädchen; sie machte ihre Aussagen durchausnicht schüchtern, sondern sie redete frei. Mir fiel es auf, daß dieAbdjao in der Hauptsache immer dieselben Aussagen machte.trotzdem bei der Vernehmung der Staatsanwalt sie ganz energischvorgenommen hatte. Ihre Angaben über alle Vorgänge waren sobestimmt, daß man annehmen mußte, daß sich die Vorgänge tat»sächlich so abgespielt haben, wie sie sie schilderte. Auf mich machtesie den Eindruck der Glaubwürdigkeit. Auch der KochB o k o sagte aus, er habe gehört, wie die Abdjao geprügeltwurde, und daß sie ihm nachher blutige Striemen gezeigthabe. Als er einmal vor Schmidts Europareise den Kaffee WSZimmer krachte, habe die Abdjao bei ihm im Bett gelegen.Schmidt habe das unter Eid bestritten. Er habe nach einiger Zeitgehört, daß Böko zu Gefängnis und zur Prügelstrafe verurteiltworden fei.— Justizrat Gammersbach: Können Sie sagen.weshalb Boko bestraft und geprügelt wurde?— Zeuge: Ichweiß es nicht genau, aber ich hatte den Eindruck, daß der Koch inIGefängnis kam und geprügelt wurde wegen seiner gegen-terligen Aussage.— Justizrat Gammersbach: Alsoweil er anders aussagte als der Schmidt, bekam er Prügel. Warer eidlich vernommen worden?— Zeuge: Nein. DieSchwarzen werden nicht vereidigt, aber siekönnen wegen falscher Aussage bestraft werde, n.Aus den Akten gewann ich die Ueberzeugung. daß die Mission dieAnzeige gegen Schmidt weder fahrlässig falsch noch wider besseresWissen erstattete. Auf der Station wurdeviel Prügelausgeteilt, weshalb viele Leute auf fremdes Gebietübergingen, um der Strafe zu entgehen. Die Beschwerde derMission betras den Fall, daß Schmidteine ganze Missionsschule hatte verprügeln lassen,einschließlich des Herrn Lehrers.(Heiterkeit.)— DieBeweisaufnahme wendet sich nunmehr dem letzten Punkte, demgegen den Abgeordneten Roeren in dem„Offenen Brief" er»hobenenBorwurf der Rechtsbeugung und Beeinflussung deS Gerichts'Verfahrenszu. ES sei, heißt eS darin, von Herrn Roeren versucht worden.widerrechtlich schwebende Verfahren zugunsten deS Herrn Wistubaund der katholischen Missionen aufzuhalten.— RechtsanwaltBredereck: Ich glaube, daß die Rechtsbeugungen, welche HerrRoeren und seine Leute versucht haben, genügend von Herrn Staats»sekretär Dcrnburg im Reichstage klargestellt sind. Immerhin be»antrage ich, den früheren Kolonialdirektor Dr S t ü b e l darüberzu vernehmen.— Dr. S t ü b e I aufgerufen. Er bekundet: Wasdas Disziplinarverfahren gegen Wistuba anbetreffe, so Sei ein