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d«r Klassenkampf ein notwendiges Ergebnis der sozialen Enk- Wickelung ist/ Der Artikel schildert zunächst das Verhältnis von Geselle und Meister unter der Zunftordnung, dann die Auflösung der Zunft und Hausgemeinschaft und die sich daraus ergebende Wirkung auf die soziale Lage von Unternehmer und Arbeiter, wobei ersterer in eine immer höhere, letzterer in eine immer tiefere Stellung gerät. Dann heitzt es: So spaltet sich bei der neuzeitlichen Umschichtung des Wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Lebens das früher sozial geeinte Gewerbewesen in zwei getrennte soziale Klassen. Diese Klassentrennung prägte sich nicht bloß aus in der sozialen Achtung, in der gesellschaftlichen Stellung, in die der Industriearbeiter sich versetzt sah; die Wandlung der Dinge kam dem Arbeiter empfindlich zum Bewuhtsein durch ihre Wirkung auf den materiellen Untergrund seines Daseins, auf seine Subsistenzmittel. Er sah den Arbeit- geber, den Kapitalisten, höher und höher steigen, sah ihn reich werden; sich aber sah er verurteilt, arm zu bleiben. Und doch wußte er, daß seine Arbeit, seine Mühe, sein Schweiß es war, der die großen Werke schaffen half, und er sah und wußte, daß seine Arbeit ebenso gut im Wirtschaftsleben notwendig war wie die Tätigkeit des Unternehmers; sein Menschheitsbewußtsein bäumte sich auf gegen die bloße Wertung als Arbeitstier und Maschinen- mädchen, und nicht lange, da schloß ein Band sich um die Angehörigen der neuen Klasse, das Bewußtsein der Zu- sammengehörigkeit der Enterbten. Sie, die die Reichtümer der neuen Zeit mit erwerben halfen, wollten nicht immer die Stiefkinder der neuen Zeit sein und ihre Rechte sich wahren und, wenns sein muß, erobern in energischem Kampfe. Und so konnte es nicht ausbleiben, daß die beiden Klassen des mo- dernen Jndustrievolkes über kurz oder lang miteinander in Gegensätze und Widerstreit gerieten: zum Kampf von Klasse gegen Klass e." Das hört sich wesentlich anders an als das törichte Gefasele über den Klassenkampf alssozialdemokratische Mache" zur Verhetzung der Massen. Der Klassenkampf wird von dem christlichen Blatte als notwendige Erscheinung der sozialen Ent- Wickelung hingestellt. Das ist immerhin ein Fortschritt, Ein Eselsfuhtritt. DieW e s e r- Z e i t u n g", ein wirklich einflußreiches Blatt der Freisinnigen Vereinigung  , übernimmt mit diabolischem Behagen aus derVoss. Z t g." die nichts weniger als pietätvolle Leichenrede für Naumann, deren imVorwärts" gestern Erwähnung geschah. DieWeser-Zeitung" bescheinigt Herrn Naumann, daß er seine Doppelmauserung ver- gebens zu beschönigen sucht. Sie leitet ihre Zitate aus der Voss. Ztg. mit den Worten ein: Scharf geht dieVoss. Ztg." mit dem Abg. N a u m a n n ins Gericht, der erst zu einem Volks stürm zugunsten des Sache so darstellt, als habe er nichts anderes ge- wollt, als was die Freisinnige Volkspartei   auf ihrem letzten Parteitag bekundet." So verfährt ein Blatt derjenigen Partei mit Herrn Naumann, der dieser Herr selbst angehört! Während dieWeser-Zeitung" in der Stäupung Naumanns getreulich den Spuren derVoss. Ztg." folgt, erlaubt sie sich gegen. über demVorwärts" eine originelle Albernheit. Während nämlich dieVoss. Ztg." gesagt hatte, derVorwärts" überschütte neuerdings Herrn NaumannmitbitteremSpott und Hohn",verbessert" dieWeser-Zeitung" diese Wendung dadurch, daß sie denVorwärts" Herrn NaumannmitWagen- ladungen Schmutzes" überschütten läßt! Dassaubere" Freisinnsblatt! ES nimmt keinen Anstand, dieseWagenladungen Schmutzes" dann wörtlich seinen Lesern zu servieren. Natürlich nur, um für den armen Naumann Sympathien zu erwecken! Ein«e«rs Hamburger Berggesetz. Im Juni 1906 wurde von Senat und Bürgerschaft in Hamburg  ekn Gesetz geschaffen, wonach Steinsalz und andere auf derselben Lagerstätte vorkommende Salze von dem Verfügungsrechte des Grund- eigentümers ausgeschlossen sind und das Recht zur Aussuchung und Gewinnung dieser Salze dem Staate vorbehalten bleibt. Zu jener Zeit hatten nämlich auswärtige Gewerkschaften mit Grundeigen- tümern des Amte? Ritzebüttel Verträge abgeschlossen, durch welche den Gewerkschaften das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung von Salzen, Sole und Oelen auf den Grundstücken der betreffenden Grundeigentümer eingeräumt wurde. Durch das erwähnte Gesetz wurde das Regal nur auf Stein- und Kalisalze beschränkt, so daß das Recht der Grundeigentümer zur Aufsuchung und Gewinnung von Sole und Oelen unberührt blieb. Hieraus hat sich nun eine bunteRechtslage" ergeben, der durch Ergänzung eines neuen Gesetzes, das am Mittwochabend die Hamburger Bürgerschaft beschäftigte, ein Ende gemacht wird. Der grundlegende Paragraph lautet: Mteinsalz und die mit diesem auf derselben Lagerstätte vorkominenden sonstigen Salze sowie Sole, Kohle und Bitumina  sind von dem Verfügungsrechte des Grund- eigentümers ausgeschlossen. Das Recht zur Auf- suchung und Gewinnung dieser Mineralien stehtdemStaate zu und kann von diesem einem anderen übertragen werden. Im Falle der Uebertragung ist der Erwerber zu einer Weiterüber- tragung oder zur Ueberlassung der Ausübung des Rechts an einen anderen nur mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde befugt." Da nun aber zwei Gesellschaften ein Hamburger Kon» sortium und die Internationale Bohrgesellschaft in Erkelenz   sich durch Vertrag mit den Grundeigentümern des Amtes Nitzcbüttel das Ausbeutungsrecht auf die vom Gesetz von 1906 außer Betracht gelassenen Mineralien gesichert haben, hat der Staat mit den beiden inzwischen fusionierten Gesellschaften, die jetzt den NamenBohr- gesellschaft I, Gesellschaft mit beschränkter Haftung  " führen, einen Gesellschaftsvertrag abgeschlossen, wonach dieser Firma das aus- schliehliche Recht verliehen wird, im Gebiete des Amtes Ritzebüttel auf Stein- und Kalisalze sowie auf alle anderen Mineralien zu schürfen. An den erforderlichen Tiefbohrungen, die etwa 300000 Mark kosten werden, beteiligt sich der Staat mit 10 Proz. WaS später geschehen soll, deutete der die Senatsborlage ver- tretende Senatssyndikus Dr. Schaeser nur an:Haben die Bohrungen den Erfolg, daß Mineralien gefunden werden und die ganzen Chancen sollen keineswegs ungünstig sein, so ist dann der Moment gekommen, in dem da? eigentliche Bergwerks- unternehmen ins Leben gerufen werden muß. Zur Errichtung eines solchen ist natürlich die Gesellschaft mit diesem Kapital nicht in der Lage, da schon ein einziger Schacht 2 bis 3 Millionen kostet. Die Gesellschaft würde dann eine neue Gesellschaft gründen, und an dieser Bergwerksgesellschaft soll der Staat sich zunächst nicht beteiligen, ihm aber das Recht zustehen, innerhalb eines Zeit- raumes von fünf Jahren nach begonnener Förderung, also zu einer Zeit, wo die Rentabilität zu übersehen ist, s i ch m i t e b e n- falls 10 Proz. zu beteiligen." Nach Ansicht des Senats, der die Regie von sich weist, soll die Anlegung großer industrieller Unternehmungen nicht zu den Auf» gaben des Staates gehören.(I) Genosse Paeplow beantragte die Ueberweisung deS Gesetzes an einen Ausschuß, der prüfen soll, ob es nicht möglich sei, den Bergwerksbetrieb in staatliche Regie zu nehmen. DeS weiteren bekämpft Redner die in den Verträgen vorgesehene hundertjährige Vertragsdauer und verlangte einen umfassenden Arbeitcrschutz, den der EenatSkommissar schon in den Vorschriften der Gewerbe- ordnung für ausreichend hält. Der Antrag Paeplow wurde abgelehnt und die gesamte Vorlage Gesetz und Verträge angenommen. Warum sollte man sich auch die Aussichten auf ein keines Geschäft ruinieren? Gelsenkirchcner Stadtkafsenverhaltnisse. Gelsenk   irchcn, den 20. September. In der gestern abend abgehaltenen Stadtvcrordnetensitzung be- faßten sich die Stadtväter mit der an der hiesigen Stadtkasse be- gangenen Unterschlagungen. Oberbürgermeister Dr. Machens gab eine ausführliche Darstellung der Vorkommnisse. ES handelt sich um die Bureaubeamten Thiemann und Bin!, sowie um die Steuerkassen- beaniten Loos und Koch. Thiemann hat die eingenommenen Gelder für Jagdscheine, Kostgänger- und Radfahrerkarten im Betrage von 1400 Mark unterschlagen. Der Schaden ist gedeckt. Bink hat die Gelder für Erbbegräbnisse und dergleichen unterschlagen. Die unter- schlagene Summe beträgt 3000 M. Diese ist noch nicht gedeckt. Der Kassenbeamte Loos hat 18 600 M., sein Kollege Koch 30 000 M. unterschlagen. Die letzte Summe ist zurückerstattet. In der Sitzung fragte Stadtv. BenthauS, ob eS wahr sei, was die Spatzen von den Dächern pfiffen, daß in den letzten Tagen wieder eine neue Unter- schlagung entdeckt sei. Es handele sich um die Ver- untrenung von Ueberstundengelder». Oberbürgermeister Dr. Machens bezeichnete es als einen nieder- trächtigen Streich eines Beamten. Er wolle diesem Beamten zeigen, was Beamtenehre sei. Es sei eine Gemeinheit, daß solche Dinge in die Oeffenllichleit gebracht würden. Dieser Fall könne nur in geheimer Sitzung verhandelt werden. Das Kollegium beschloß, die Sache im geheimen zu verhandeln nnd vertagte sich hierauf. Preßsünder. Die Ferienstrafkammer zu Frankfurt   a. M. verhandelte am Donnerstag gegen den früher als verantwortlicher Redakteur der Frankfurter  Volks st imme" zeichnenden, wegen Be- leidigung angeklagten Genossen Adolf K a r st. Die..Volksstimme" brachte am 22. Juli eine Kritik über die bekannte Affäre des ftüheren Wiesbadener   Postarztes S ch c l l e n b e r g, der gemäß- regelt wurde, weil er bei der Reichstagsstichwahl von seinem fteien" Wahlrecht Gebrauch machte und anstatt für den national- liberalen für den sozialdemokratischen Kandidaten stimmte. Im Anschluß daran gab dieVolksstimme" einer Zuschrift Raum, die allerlei Verhältnisse im Oberpoftbezirk Frankfurt   a. M. besprach. Es wurde darin dem Oberpostdirektor Maier der Vorwurf ungerecht- fertigter Bevorzugung katholischer Postbeamten und Postunterbeamten bezw. ungerechtfertigter Zurücksetzung evangelischer Postbeamten gemacht. Dadurch fühlte sich dieser beleidigt und er sowie Staatssekretär Krätke stellte Straf- antrag. Die Vorwürfe konnten in der Verhandlung nicht bewiesen werden und wurden zurückgenommen. Es kam ein Vergleich zu- stände, wonach Genosse Karst 60 0 Mark Buße bezahlt, wenn Staatssekretär Krätke seinen Strafantrag ebenfalls zurückzieht. Morenga entwichen. Nach einem telegraphischen Bericht deS Gouverneurs aus Windhuk   hat Morenga den Oranje verlassen und ist auf englischem Gebiete mit zwanzig Gewehren nach Norden ausgewichen, er wird sich hiernach nicht stellen. Die Engländer hoffen, mit deutscher   Unterstützung Morenga noch einzuholen. Das Zusammen- wirken mit der Kappolizei funktioniert gut." Hoffentlich wird durch Morengas   Flucht nicht folgende amtliche Ankündigung widerrufen: Berlin  , 21. September. sW. T. B.) Nach telegraphischer Meldung aus Südwestafrika wird beabsichtigt, im Oktober mit den Heimsendungstransporten in dem Maße wieder zu beginnen, daß Ende November die Schutztruppeden etatsmäßigen Stand von 4000 Mann erreicht hat. DeS einen Morengas wegen wird man ja wohl nicht Tausender von Mannschaften mehr benötigen I 6000 Mann sollten doch wohl genügen, wenn Deutschland   nicht für das Ausland zumGefpött werden soll l Schweiz  . Aufhebung des Advokaturmonopols in Genf  ? Genf  , 19. September. sEig- Ber.) In Uebereinsttmmung mit einer bezüglichen Volksinitiative legt unsere Kantonsregierung dem Großen Rat folgenden, einen einzigen Artikel umfassenden Gesetz- entwurs vor: Jede Person, die im Besitze der bürgerlichen Handlungsfähig, keit ist, kann Rechtsstreitigkeiten selbst ausführen oder sich durch andere zivilrechtlich handlungsfähige Bürger vertreten lassen." In anderen Kantonen, z. B. Zürich, hat man im Gegensatz dazu die Freiheit der Vertretung vor Gericht aufgehoben und das Advokaturmonopol eingeführt. Die rationellste Lösung der Frage bestände unzweifelhaft in der von der Sozialdemokratie ge- forderten Unentgeltlichkeit der Rechtspflege. Chuia. Hongkong  , 21. September. Die Aufstäudischen 2000 an Zahl haben die Stadt Liu-tschau bestürmt, wurden aber beim Ersteigen der Stadtmauern zurückgeschlagen. Der Hauptmann der kaiserlichen Truppen ist gefallen. Die Miß- stimmung im Distrikt von Kau-tschau nimmt größere Alls- dehnung an. Himriha. DasLand der Freiheit". DemB. T." meldet ein Kabeltclegrmnm: New York  , 20. September. Das Einwanderungsdepartement hat beschlossen, die Anar- chistin Emma G o l d m a n n, die zuletzt bei dem Anarchisten- kongreß im Haag weilte und sich dann nach den Vereinigten Staaten   eingeschifft hat, auf amerikanischem Boden nicht zuzulassen. Der Beschluß, der den An/ömmling alsunerwünschten" Einwanderer bezeichnet, wird damit be- gründet, daß die Goldmann Russin und nicht in Amerika  naturalisiert ist, auch seinerzeit als Mitschuldige an der Er- mordung des Präsidenten Mac Kinleh in Haft gewesen ist, ob- schon damals die Beweise zu ihrer Bestrafung nicht ausreichten. »« Diefreie Republik" macht unter Rooseveltsglorreicher" Leitung ganz gewaltige Fortschritte der Reaktion entgegen. Die amerikanische   Bourgeoisie pflegt sich, wenn sie nach dem dunklen Europa  " herüberkommt, Wunders wie aufzuspielen; sie pocht auf ihre amerikanischenFreiheiten" und bespöttelt unsere mittelalterliche Zurückgebliebenheit. Wir leugnen nicht, daß unsere politischen Zustände sich mit denen der Vereinigten Staaten   nicht messen können, aber den Uebcramerikanern, jenen AankeeS, die sich gar zu sehr mit ihrer transozeanischenFreiheit" aufspielen, sollte der neuere amerikanische   KurS doch zu denken geben. Sie haben alle Veranlassung, ihrem Präsidenten, ihrem Senat, ihren Be- Hörden scharf auf die Finger zu schauen, damit rhrfreies" Amerika bor der VerpreußungSgcfahr bewahrt bleibe. DK ruffifche(Revolution. Die Wahlaussichten der Opposition. Auf der letzten Plenarsitzung des Zentralkomitees ber Ka- dcttcnpartei wurde von A. Smirnoff ein Bericht verlesen, der auf Grund des Zahlenmaterials der verflossenen Wahlen die jetzigen Wahlaussichten der Opposition abzuschätzen sucht: Von 4384 Wahl- männern in 46 Gouvernements des europäischen   Rußlands   kann die Opposition danach auf 1660 Stimmen oder 38 Proz. lgegen 63,7 Proz. im Vorjahre), die äußerste Rechte auf 32,6 Proz.(gegen 27,7 Proz. im Voriayre) rechnen. Der Rest entfällt auf me Okio- bristen undGemäßigten". Die Chancen der Opposition haben sich demnach ungeachtet des ungeheuerlichen WahlrechtSraubeS vom 16. Juni weniger verschlimmert, als ursprünglich erwartet werden mußte. Noch günstiger gestaltet sich die Lage bei Betrachtung der ein« zelncn Gouvernements. In 6 Gouvernements mit 51 Abgeordneten hat die Opposition jetzt schon die absolute Majorität in den Wahl- männerversammlungen. In 14 Gouvernements mit 103 Abgeord- neten ist die Zahl der oppositionellen Wahlmänner nahe zur ab- soluten Majorität. In der dritten,neutralen", Gruppe, die auS 17 Gouvernements mit 130 Abgeordneten gebildet wird, steht die Opposition hinter den Rechtsparteien nur wenig zurück. In 6 Gou- vernements mit 49 Abgeordneten hat die äußerste Rechte einen bedeutenden Vorsprung vor der Opposition, und nur in 4 Gouver- nements mit 30 Abgeordneten besitzt die äußerste Rechte die ab- solute. Majorität. Da die Oktobristen allem Anschein nach mit der extremen Rechten Hand in Hand gehen werden, kann die Opposition also auf die ersten zwei Gruppen(mit zirka 160 Abgeordneten! ernstlich rechnen. Wenn in Betracht gezogen wird, daß das neue Wahlgesetz in 27 von 61 Gouvernements die absolute Majorität auf den Gouvernementsverfammlungen den Junkern fürsorglich gesichert hat, muß dieses Resultat berechtigtes Staunen erregen. Besondere Beachtung verdienen die Ausführungen desselben Autors(Rjetsch", 16. September) bezüglich der Wahlaussichten der Opposition in den Städten. DaS neue Wahlgesetz hat be- kanntlich in den Städten ein Zweiklassenwahlsystem cingeführk, wobei in der ersten Klasse 738, in der zweiten 670 Wahl- männer gewählt werden, obwohl die Zahl der Wähler hier sechsmal größer ist als in der ersten. Daß die Opposition in der zweiten Klasse siegt, daran zweifelte sogar die Regierung nicht, und deshalb entrechtete sie die Kleinbürger und Arbeiter in der zweiten Klasse zugunsten der Hausagraricr und Großindustriellen in der ersten. Nun konstatiert Smirnoff auf Grund der Berichte der Tele- gierten auf der jüngsten Kadettenkonferenz, der Enquete der Mos- kauer Kadetten, seiner eigenen Informationen und der Berichte der Provinzpresse, daß in 104 Städten, d. h. in einem fünftel aller Städte von 61 Gouvernements. 7 Proz, aller Wahl männer in der ersten Klasse zur Opposition gehören werden! Wenn diese Schlüsse für alle Städte der 61 Gouvernements Anwendung finden, so könnte angenommen werden, daß von den 738 Wahlmännern der ersten Klasse 426 zur Opposition gehören werden. Zusammen mit der unzweifelhaft oppositionellen Majorität in der zweiten ergibt das für die Opposition eine Anhängerschaft von 71 Proz. unter den städtischen Wahlmännern.   Dieschöpferische" Tätigkeit Stolypins hat es also glücklich dahin gebracht, daß sogar in den Kreisen der Großbourgeoisie die oppositionelle Stimmung um sich greift.Unsere Interessen gehen mit den Interessen des Junkertums auseinander", erklärten die Großkaufleute in Kaluga  , und diese Ansicht wird zweifellos von einem bedeutenden Teil der russischen Bourgeoisie geteilt. Langsam, aber sicher vollzieht sich die Isolierung der feudal-burcaukratischen Reaktion. Nene Ausnahmeverfügungen gegen die Sozialdemokratie. DaS Ministerium des Innern hat für die Vertreter der Ad- ministration eine neue Instruktion ausgearbeitet, die bei der Ab» Haltung von Wahlversammlungen beobachtet werden soll. Die alten Einschränkungen der BersammlungS- und Redefreiheit, dis nur die russischeKonstitution" hervorzubringen vermochte, sollen auch während der bevorstehenden Wahlkampagne aufrechterhalten werden; außerdem aber soll folgende Regel in Kraft treten:Wenn in der Bcrsaminlung die Aufforderung laut wird, ausschließlich zum Zweck der Propagauda in die Duma zu gehe», so genügt das, um die Versammlung unverzüglich aufzulösen." Diese Mahregel ist wie leicht ersichtlich ausschließlich gegen die sozialdemokratische Partei gerichtet. Welche Folgen sie während der Wahlkampagne zeitigen kann, ist nicht schwer zu er- messen. Gleichfalls von dem Wunsche diktiert, die Agitation der So» zialdemokratie lahmzulegen, ist das Rundschreiben, das der Vor- stand des Petersburger Fabrikantenverbandes offenbar im Ein­vernehmen mit der Administration am 9. September an die Verbandsmitglicder erlassen hat. Unter Hinweis auf die obli- gatorische Verfügung des Stadthanptmannes vom 14. März cmp- fichlt der Verbandsvorstand, die Abhaltung von Arbeitcrvcrsamm- lungen auf den Fabriken darunter auch von Wahlversammlungen um keinen Preis zuzulassen, dadie Arbeiter sich nach der Fabrikordnung ausschließlich während der Arbeitszeit und nur zur Ausübung der ihnen laut dem Dicnswertrag auferlegten-Arbeiten auf der Fabrik aufhalten dürfen". Diese Auslegung der Rechte der Arbeiter steht in krassem Widerspruch zu dem Wahlgesetz selbst, das den Arbeitern direkt vorschreibt, sich zur Ausübung ihrer Wahlpflicht in den Fabrikräumen zu versammeln. Während der Wahlen für die erste und zweite Duma fanden solche Ver- sammlungen auf allen Fabriken statt/ und auch sonst waren Ar- beiterversammlungen in den Fabrikräumen keine Seltenheit. Jetzt aber schreiten die Scharfmacher im Unternchmerverbande, im Bunde mit der Administration, gegen diese Errungenschaft, gegen dieses gesetzliche Recht der Arbeiter ein, um ihnen vollends die Mög- lichkeit zu rauben, an der Wahlkampagne teilzunehmen. Blinde Rachgier. Lodz  , 21. September. Von den verhafteten Arbeitern der Fabrik von Silberstein wirb jeder dritte nach Sibirien   deportiert werden, Ge�erksebaMicbes. Steine ans den Einigungsweg! Die Frage der Einigung zwischen den Zentralberbänden und den derFreien Vereinigung" angeschlossenen Verbänden. gewohnheitsmäßigLokalisten" genannt, hat nie eine fach- lichere Erörterung erfahren, als auf dein gestern zu Ende gegangenen Parteitage tn Essen. Uns hat eS besonders angenehm berührt, und praktisch, wird es von den besten Folgen sein, daß dort die Vertreter der Zentralverbände als die offenbar Stärkeren nicht auf eine gewaltsame Entscheidung drängten, sondern selbst dafür eintraten, man möge noch einmal Zeit für den Abschluß des Einigungswerkcs geben, daS iin Interesse der Arbeiterschaft allerdings unerläßlich sei. Wir können es nicht als gerechtfertigt ansehen, aber wir müssen es natürlich als von ehrlicher Ueberzeugung diktiert hinnehmen, wenn auch jetzt noch eine nicht unerhebliche An- zahl von Mitgliedern derFreien Vereinigung" sich gegen den Zusammenschluß mit den Zentralverbänden erklären. Auch der Genosse Kater, der unter der UeberschriftDun res agitur" in derEinigkeit" das Wort nimmt, um der Nichteimgfcnt daS Wort zu reden, hat das unbestreitbare Recht, seine Meinung redlich zu vertreten. Leider verläßt er in seinem Artikel den Standpunkt der Sachlichkeit und versteigt sich u. a. dort zu einer Verdächtigung der Einigungsfreunde in den Reihen derFreien Vereinigung", die eine Kritik in der üblichen parlamentarischen Form beinahe unmöglich macht. Fritz Kater   schreibt: AlleEinigungen", die bisher auf diesem Gebiete statt« gefunden, sind klassische Zeugen für obige Sätze, sie sind zumeist auch nur zustande gekommen, weil für gewisse Personen schon vorher die gewünschte»LebenSstelluno"