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Nr. 306.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­fährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer init Huitr. Sonntags- Beilage Neue Selt" 10 Pfg. Boft- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Streuz­band: Deutschland u. Deiterreich Ungarn 2 M., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Ginger. In der Post- Zeitungs- Pre stifte für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs: Anzeigen 2018 Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Eernsprech- Anschlug 3mt I, Nr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Vorwärts"

Berliner Volksblaff

Freitag, den 30. Dezember 1892.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

folossalen Perserheere, oder den Kämpfen der Schweiz gegen Bresse, welche allen anderen Staatseinrichtungen gegenüber, das mächtige Desterreich, wiegen heute nicht mehr mit, der Verwaltung wie der Justiz, noch ein freies Wort hat, wenigstens nicht in den Augen Derer, welche den militärischen hütet sich ängstlich, wenn es sich um einen, noch so argen Mit dem 1. Januar eröffnen wir ein neues Abonnement Mechanismus handhaben. Nach der jetzt beliebten militärischen Mißbrauch in militärischen Dingen handelt. Was einiger­auf den Schägung zählen 1000 Kirgisen oder Tungusen genau so viel, maßen in dem Ahlwardt- Prozesse sehr konservative Männer als 1000 Deutsche , und haben 1000 Ostpreußen und Bommern ihre antisemitischen Sympathien unterdrücken ließ, war der höheren militärischen Werth, als eben so viele Sachsen oder Gedanke an die Gefährlichkeit seiner die Militärverwaltung Württemberger? Die größere Intelligenz scheint sogar die mit treffenden Angriffe. Man denke sich, mitten im Kriege Verwendbarkeit des Menschenmaterials zu schädigen. Die vielleicht zugleich in Begleitung einzelner Unfälle, verbreite fich Vorzüge der Individualität erweifen sich als schwer zu be- das Gerücht, die Armee führe lauter Judenflinten". Ein Zufall seitigende Mängel bei der Einordnung in einen Mechanismus, lasse einige Gewehre versagen oder platen, und bligesartig ver wie die große Kriegsmaschine ist. Diesen Mechanismus zur breitet sich eine Banik durch das Heer. Alle Berechnungen, höchsten Ausbildung zu bringen, werden alle Kräfte an- auf denen die Wirksamkeit der Kriegsmaschine beruhte, gespannt. Nicht Geld noch Menschenmaterial werden geverfagen in dem unvorhergesehenen Fall, und der beabsichtigte schont; letzteres vielleicht noch am wenigften. Ein General Erfolg schlägt in das Gegentheil um. Das Kriegsheer, die bezeichnete einmal das Heer als eine Erziehungsanstalt des Kriegsmaschine, je größere Opfer sie verlangt, je mehr sie Boltes. Er hat nicht Ünrecht; die Frage ist nur, welche die ganze Kraft und den ganzen Wohlstand des Volkes in Erziehung das Volk dort erhält. Es ist gar nicht zu be- Anspruch nimmt, ist und bleibt immer noch der schwächste zweifeln, daß man an maßgebender Stelle die Maschine Theil unseres Staatsgefüges.

mit der illuftritten Sonntagsbeilage

,, Neue Welt".

Für Berlin nehmien sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie unsere Expedition, Benthstr. 3, Bestellungen entgegen zum monatlichen Preise von

1 Mark 10 Pfennige frei ins Haus,

wöchentlich 28 Pfennige.

Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements aum Preise von

3,30 Mark für das 1. Quartal entgegen.( Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1893 unter Nr. 6708.) Wir ersuchen unsere Postabonnenten höflichst, das Abonnement, rechtzeitig aufzugeben, damit die regelmäßige Bustellung des Blattes feine Unterbrechung erleidet.

Die Redaktion und Expedition des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

und deren einzelne Theile so weit geschont missen Wir sehen in dem Ausbau des Militarismus nichts will, als es mit dem Gang der Maschine ver- weniger als eine Gewähr für die Zukunft unseres Boltes. einbar ist. Auch fein Militär wird es vertheidigen Wenn wir dennoch volles Vertrauen auf dieselbe haben, oder gar als wünschenswerth bezeichnen, daß ein Vorgesetter so beruht dieses Vertrauen auf anderen Faktoren. dem Soldaten Fauftschläge versezt oder ihm ins Gesicht Für den Militarismus kommen dieselben allerdings speit. Verlangt wird aber, daß der Soldat sich so als nicht in Betracht; für ihn find sie Imponderabilien, nicht Theil der Maschine fühlt, daß er auch bei solchen Miß ins Gewicht fallende Dinge. Sie laffen sich nicht in die handlungen still hält, und keinen Widerspruch oder Wider Kriegsmaschine hinein verarbeiten, fie laffen sich aber auch stand wagt. So eingeordnet soll er der Maschine sein, daß nicht tödten. Das organische Leben des Volts überwindet er in Din weder or we Beschwister fennt, und auch und übermältint iodon Mechanizmus, mis sinselps Samon­förner schon die festesten Gewölbe sprengten und in die­Die Kriegsmaschine ist zu einer technischen Bollendung felben ihre Wurzeln schlugen. Die engste Abschließung ausgebildet worden, wie sie früher kaum denkbar war. Aber tann den Mechanismus nicht so abschließen, daß tein Luft­in der Vollendung des Mechanisinus liegt auch sein Mangel. hauch und kein Lichtstrahl ihm naht. Was den Mechanismus ist die Wirkung jedes Rädchens in dem Getriebe, des Volkslebens. Auf diesen beruht einzig die

gegen diese losschießt, wenn es befohlen wird.

Die Kriegsmaschine. In dem Räderwerk der Waschine klappt alles; wohlberechnet vernichtet, kräftigt den Organismus, die lebendigen Kräfte

Der Begriff eines Voltsheeres" oder des Volts in und unausgesetzt wachen die Handhaber dieses Mechanismus Gewähr der Zukunft unseres Voltes, wie aller Waffen", der in Preußen oder dem Deutschen Reich nie darüber, daß nichts gespart werde, um denselben anderen Völker. Und diese Bürgschaft der Zukunft zu auch nur annähernd verwirklicht war und nur in den in ordnungsmäßigem Gang zu halten, und mehr träftigen und zu stärken, diese wahrhaft patriotische That zu Sirngespinsten der Liberalen und Fortschrittler als etwas noch darüber, daß nichts diesen Gang störe. Aber diese ge- vollbringen, ist die Aufgabe der Sozialdemokratie. Sie ist Reales, wirklich Existirendes behandelt und beliebäugelt waltige Maschine ist dem Schicksale jedes mechanischen mächtig genug, den Organismus, das Leben des Volks nicht wurde, tritt vollständig zurück vor dem Gedanken, das Werkes unterworfen. In einem Organismus find alle erdrücken zu lassen von der Kriegsmaschine, und falls diese ganze Bolk in einen Mechanismus einzuordnen, es in allen Theile beseelt; er wirft seine Franken Theile ab, er trägt gegenüber der gleichwerthigen Kriegsmaschine der Kirgisen feinen Individuen zu willenlosen Theilen einer großen in fich die Mittel seines Wachsthums und Gedeihens. und Baschtiren versagt, wird sie es sein, die einen Maschine zu machen. Für diesen Mechanismus find die Anders verhält es sich bei einem mechanischen Werke. Das Wall bildet gegen alle Mächte der Unkultur, der Barbarei, Menschen nur noch als Material anzusehen. Sie haben kunstvollste Getriebe steht still oder macht einen Strich durch der Unterdrückung und Ausbeutung. Die Sozialdemokratie teinen Selbstzweck, nur als Theilchen der Maschine alle Berechnungen, wenn auch nur ein Theilchen versagt. ist heute allein noch die Trägerin der fortschreitenden Kultur­haben sie Werth. Deutlich tritt dieses zu Tage Die ganze Wehrkraft des Volkes ist der Kriegsmaschine entwicklung. bei den Militärberathungen. Die Staaten werden unter einverleibt, was bleibt übrig, wenn diese Maschine einen einander verglichen in ihren Leistungen als Kriegsmechanismus; Unfall erleidet? An das Schicksal einer Schlacht wäre zu­die Bildung, Intelligenz, Kultur und alle moralischen und gleich das Schicksal eines ganzen Boltes, das man durch

idealen Borzüge wiegen nicht mit. Nichts wird von den ben Militarismus entfeelt hat, gebunden. Das Maschinen- Politische Leberlicht.

idealeren Gefichtspunkten vertreten, unter denen uns als wert unseres herrlichen Kriegsheeres ist ein sehr zarter Bau. Knaben selbst die Kriegsgeschichte Begeisterung weckte. Solche Daher die große Fürsorge, ihn vor der Luft der Oeffentlichkeit Momente, wie sie uns als ausschlaggebend geschildert wurden zu schüßen, ihn zu isoliren vor allen fremden Einflüssen. in den Freiheitskämpfen des kleinen Griechenlands gegen die

Feuilleton.

ndbrud verboten.)

Bel- Ami .

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Roman von Guy de Maupassant . Am Donnerstag ist es fertig. Sie können sich bestimmt darauf verlassen, Herr Baron," hatte unter Verbeugungen der Händler gesagt.

Sie tamen am Baudeville- Theater vorüber. Ein neues Stück wurde gegeben.

Wollen wir hente Abend ins Theater gehen?" fragte er. Ich sehe dann zu, ob wir noch eine Loge be­tommen."

Sie fanden noch eine Loge und nahmen sie. Wollen wir hernach auswärts effen?" fügte er hinzu. Ach ja! Gern!"

Er war so glücklich wie ein Fürst und überlegte, fie fich noch gutes anthun tönnten.

was

Wollen wir Frau von Marelle abholen und sie bitten, den Abend mit uns zu verbringen?" fragte er. Ihr Mann ist hier, hat man mir gesagt. Ich würde ihn gern begrüßen."

Sie gingen hin. Georges, der sich ein wenig vor dem erften Zusammentreffen mit seiner Beliebten fürchtete, war gar nicht böse darüber, daß seine Frau dabei war und so jede Auseinandersetzung verhinderte.

Aber Clotilde schien alles vergessen zu haben und nöthigte sogar ihren Gatten, die Einladung anzunehmen. Das Diner verlief beiter. Es war ein herrlicher Abend.

Berlin , den 29. Dezember. Die Kritik selbst muß ihm gegenüber verstummen; dieselbe betreffend die Abzahlungsgeschäfte lautet: Der dem Reichstage zugegangene Gefezentwurf

Spät erst tehrten Georges und Madeleine nach Hause. und alles hervorkommen machen, was Niedriges, Feiges, Das Gas war ausgedreht, und um die Stufen zu erleuchten, Neidisches auf dem Grunde des Menschenherzens fitt. zündete der Journalist von Zeit zu Zeit ein Wachsstreich- Er war nicht mehr der Jude Walter, der Direktor hölzchen an. einer anrüchigen Bank, der Herausgeber eines verdächtigen Blattes, der Abgeordnete, dem man schmutzige Wuchers geschäfte nachsagte. Er war der Herr Walter, der reiche fraelit.

Als sie auf den ersten Treppenabsatz kamen, ließ die plötzlich an der Reibfläche aufbligende Flamme ihre beiden Gestalten mitten in der Finsterniß der Treppe im Spiegel erglänzen.

Wie plöglich erscheinende Gespenster saben sie aus, die wieder in Nacht verjinken wollten.

Um ihre Bilder besser zu beleuchten, hob Du Roy die Hand, und mit triumphirerdem Lächeln sprach er: " Aufgepaßt! Millionäre gehen vorüber."

VII.

Seit zwei Monaten war Maroffo völlig erobert. Frank reich war Herrin von Tanger , besaß die ganze afrikanische Mittelmeerküste bis zum Reiche von Tunis und hatte die Binsgarantie für die Staatsschuld des neu annektirten

Landes übernommen.

Zwei Minister hatten dabei, so hieß es, ungefähr zwanzig Millionen verdient, und fast allzulaut wurde der Name Laroche- Mathieu genannt.

Und er wollte es zeigen.

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Er wußte, in welchen Verlegenheiten fich der Prinz von Carlsburg, der Besizer einer der schönsten Paläste der Rue du Faubourg Saint Honoré mit einem Park nach den Champs- Elysées hinaus befand, und machte ihm das An erbieten, ihm das Grundstück, wie es stand und lag, mit allem Mobiliar binnen vierundzwanzig Stunden für drei Millionen abzukaufen. Von der Summe verführt nahm der Prinz an.

Am nächsten Tage bezog Walter seine neue Wohnung. Nun hatte er einen zweiten Gedanken, um Paris zu erobern, einen wahren Gedanken à la Bonaparte.

Damals machte ein großes Bild des ungarischen Malers Karl Marcowitch gewaltiges Aufsehen. Es war bei dem Kunsthändler Jacques Lenoble ausgestellt und stellte Jesus Was Walter betraf, so wußte jeder Pariser , geht anf dem Meere", dar. Jeder wollte es sehen. daß er zwei Eisen im Feuer gehabt und dreißig bis vierzig Die enthusiastische Kunstkritik erklärte dies Bild für Millionen an der marokkanischen Rente und acht bis zehn das herrlichste Meisterwerk des Jahrhunderts.] Millionen an Eisen- und Kupferminen sowohl wie an un- Walter kaufte es für fünfhunderttausend Franks und geheuren Landstrichen verdient hatte, die er vor der Er entführte es. So schnitt er von einem Tage bis zum nächsten oberung für ein Butterbrot gekauft und am Tage nach dem Ein- den tauschenden Strom der öffentlichen Neugier ab, zwang rücken französischer Truppen an Kolonisationsgesellschaften ganz Baris von ihm zu reden, ihn zu beneiden, zu schmähen verkauft hatte.

oder zu loben.

In wenigen Tagen war er einer der Herren der Welt, Dann ließ er durch die Zeitungen verbreiten, daß er einer jener allmächtigen Finanzmänner geworden, die, mäch- alle in der Pariser Gesellschaft bekannten Leute eines Abends tiger als Rönige, alle Köpfe fich beugen, alle Lippen flüstern zu fich einladen würde, um das Meisterwerk des fremden