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Br. 29. 24. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

blätter. Das Wahlergebnis zeigte, daß sich die industrielle Ar­beiterschaft im ganzen Reiche freudig zur Sozialdemokratie bekennt, daß

Dienstag, 1. Oktober 1907.

In nationalen Angelegenheiten ist jede der Gruppen autonom. An der Spitze des deutschen Klubs steht ein siebem. Bernerstorfer, Schäfer, Seiß).

Parteitag der deutschen Sozialdemokratie bag breite Schichten der Angestellten und der öffentlichen Beamten liebriger Borstand( dier, David, Gidersch, Ellenbogen,

in Oesterreich .

( Telegraphischer Bericht.)

Wien , den 30. September.

In dem neu erbauten prachtigen Arbeiterheim in Ottakring ist heute der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in Dester reich zusammengetreten. Anwesend find 207 Delegierte. Der lette Gesamtparteitag der österreichischen Sozialdemokratie rief im Oktober 1905 die Vertrauensmänner des österreichsichen Prole­tariate in Wien zusammen. Die gewaltigen Kämpfe um die Wahl reform nahmen Sie Kräfte auch der deutschen Partei so ausschließ­lich in Anspruch, daß es im Jahre 1906 nicht möglich war, den deutschen Parteitag einzuberufen. An seiner Stelle fand am 27. und 28. Januar 1907 eine Reichskonferenz statt, die die organisatorischen Vorbereitungen für den Wahlkampf traf.

In der Vorbesprechung, die dem Parteitage am Sonntag abend vorausging, wurde als Tagesordnung festgesebt: 1. Bericht der Parteileitung. Berichterstatter Parteisekreätr

Staret und Barteikassierer Ellenbogen. 2. Bericht der Kontrollkommission.

3. Bericht über die parlamentarische Tätigkeit. Berichterstatter

E. Rieger.

4. Das neue Organisationsstatut der Partei.

5. Die nächsten Aufgaben der Sozialdemokratie im Parlament. Berichterstatter Dr. Viktor Adler . 6. Die Wohnungsfrage. Berichterstatter eop. Winarsty. 7. Die Wahl der Parteileitung. 8. Der Stand der Parteipresse.

9. Das Wahlrecht für die Landtage und die Gemeinde­bertretung.

10. Der Kampf gegen die Lebensmittelverteuerung. Referent Dr. Karpeles- Wien .

Die Versammlungen des Parteitages find wie immer auf Grund des§ 2 des Versammlungsgesezes einberufen.( Persön liche Einladung, so daß eine polizeiliche Ueberwachung wegfällt.) Dem Parteitage liegen eingehende Berichte der Fraktion und der Parteileitung bor. Der

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sich ihr angeschlossen haben und daß der Sozialismus sich auch be­Kreits den Weg zu Tausenden von Landarbeitern, Kleinbauern und Der Verband bildet im Reichsrat die zweitstärkste Häuslern zu bahnen gewußt hat. Auch in einzelnen Schichten des Partei. Im Präsidium des Hauses hat der Verband eine bom Kapitalismus abhängigen Kleinbürgertums, das in Desterreich Schriftführerstelle inne( Schuhmeier), und es erscheint, wie der und auch sonst, wo es das Opfer nationaler Demagogie war, die Fraktionsbericht hervorhebt, nicht ausgeschlossen, daß Stüße der politischen Reaktion gewesen ist, fand die österreichische bei der Vermehrung der Vizepräsidentenstellen, Sozialdemokratie Eingang, und am 14. Mai 1907, an dem Tage der die angestrebt wird, ein Parteigenosse dic Hauptwahl, wurden 511 483 Stimmen in den deutschen Wahl- unttion eines Vizepräsidenten erhält. bezirken für die Sozialdemokratie abgegeben. 84 beutsche Sozial- Die Fraktion hat in der Zeit vom 17. November 1904 bis demokraten wurden gewählt, in 54 Wahlbezirken kamen deutsche zum 28. Januar 1907( Privilegienparlament) 441, und in der Sozialdemokraten in die Stichwahl. An dem gewaltigen Wahlsiege Zeit vom 17. Juni bis 24. Juli 1907( Parlament des allgemeinen hatten aber auch die Genossen der anderen Nationen ihren Teil. Wahlrechts) 118 Interpellationen eingebracht. Außerdem wurden Insgesamt wurden 58 Sozialdemokraten gewählt und 113 Kandi- vom 17. Juni bis 24. Juli 1907 24 Initiativanträge überreicht. baten tamen in die Stichwahl. 936 673 Wähler bekannten sich bei Davon sind drei politischer, elf sozialpolitischer Natur, und je vier ber Hauptwahl zur Sozialdemokratie. Die Stichwahltaktit der entfallen auf Schule und Militarismus. Parteileitung richtete sich in erster Linie gegen die Klerikalen und Auch über die Christlichsozialen. Der Schwarze", so hieß es in dem Aufruf,., ist in allen Fällen das größere Uebel. Wir werden, wo zwischen bürgerlichen Parteien zu entscheiden ist, gegen die agrarische Partei stimmen. Diese Grundsäße stellen wir ohne jede Rücksicht auf Gegen­leistung auf." Mit musterhafter Disziplin wurde diese Wahlparole im ganzen Reiche befolgt. Insgesamt wurden nach Abschluß der Stichwahlen 87 sozialdemokratische darunter 50 deutsche Sozialdemokraten, gewählt. In 22 deutschen Wahl­bezirken hatte die Sozialdemokratie zwischen deutschbürgerlichen und klerikalen Kandidaten zu entscheiden. In 19 Wahlbezirken hat fie die Klerifalen zu Falle gebracht. Der Bericht wirft dann einen Rüdblid auf die Gemeindewahlen und teilt mit, baß insgesamt in 249 beutschen Gemeinden in Oesterreich 897 Genoffen in den Ge­meinderat gewählt sind.

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Abgeordnete,

Der Feier des 1. Mai

wurde gleichfalls durch die großen Kämpfe der beiden letzten Jahre das Gepräge gegeben. 1906 war die Maifeier eine gewaltige Wahl. rechtsdemonstration, 1007 stand sie im Zeichen der Reichsratswahlen. Ueber die Parteiorganisation

teilt der Bericht mit, daß ihr Ausbau große Fortschritte gemacht habe. Doch hat die Wahlkreisorganisation den durch die neue Wahl­ordnung veränderten Bedürfnissen der Partei nicht überall boll. fommen entsprochen. Hier die Grundsäße für eine neue und dauernde Organisation zu geben, wird eine Aufgabe des Partei­tages sein.

politische Arbeiterinnenbewegung

liegt ein Bericht vor. Das Frauenreichskomitee sagt darin: Partei agitatorisch und organisatorisch zu arbeiten, haben bei ihrer " Die Genossinnen, welche es unternommen haben, für die Tätigkeit alle jene erschwerenden Umstände zu überwinden, die der Frauenarbeit im allgemeinen anhaften. Die Genossinnen fönnen sich nicht auf ein Gebiet konzentrieren, um dort Hervorragendes zu leisten, sie müssen ihre Kräfte zersplittern auf jede Form der proletarischen Organisation. Nur wenige Genoffinnen sind unab­hängig von Lohnarbeit und Haushalt; wenn sie troßdem An­erkennenswertes leisten in der politischen Agitation sowie in der fchaften, so gibt das Zeugnis sowohl von der großen Macht, die der Propaganda für die Gewerkschaften und für die Konsumgenossen­Sozialismus auszuüben vermag, als auch von der Aufopferung und Hingabe, die von den in der Partei tätigen Genofsinnen be­fundet wird. Die legten zwei Jahre haben der Arbeiterinnen. bewegung eine Vermehrung der Agitatorinnen gebracht, über die aber fast nur lokal verfügt werden kann, da fie in abhängigen Berufsstellungen sind. Hier Wandel zu schaffen, ist eine der brennendsten Fragen für das Frauenreichskomitee. Die Lösung ist nur auf finanziellem Wege möglich; jedoch wird jede Ausgabe, die der Partei auf diesem Gebiete erwächst, durch die Erstarkung der Organisation wettgemacht.

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Bericht über die parlamentarische Tätigkeit Befruchtend und aufrüttelnd hat der Wahlrechtstampf des sozialdemokratischen Berbandes umfaßt einen Zeitraum von rund drei Jahren, bom Herbst 1904 bis Sommer 1907. Am An­gewirkt; die dem Frauenreichskomitee zur Verfügung stehenden SPräfte müßten sich vervielfachen, um allen Ansprüchen nach fang dieser Beitspanne steht noch das Privilegienparlament, am Ende das Parlament des allgemeinen, gleichen, geheimen und Die deutsche Partei in Oesterreich verfügt über 23 Partei- Agitationsversammlungen und nach Gründung von Organisationen Direkten Wahlrechts Diese Gegenüberstellung zeigt am beutlichsten blätter, wovon die Arbeiterzeitung" in Wien und Der Arbeiter nachzukommen. Immer dringender werden die Anforderungen den gewaltigen Schritt nach vorwärts, der sich in der inneren wille" in Graz täglich erscheinen. Drei Blätter erscheinen dreimal nach politischen Frauenorganisationen. Das Frauenreichskomitee Politik Oesterreichs vollzogen hat. Im Herbst 1904 stürzte der wöchentlich, acht Blätter zweimal wöchentlich, neun Blätter sind hat darüber beraten und mit Zustimmung der Parteivertretung Minister Körber, an feine Stelle trat Gautsch. Unter ihm brach Wochenblätter und die Arbeiterinnenzeitung" in Wien erscheint und der Gewerkschaftskommission ein Regulativ ausgearbeitet, nach im September 1905 das Sturmgewitter der russischen Revolution 14tägig. Die Auflage der Parteipresse ist während des Wahlrechts- welchem freie politische Frauenorganisationen gegründet werden sollen. Daß auch die Arbeiterinnenzeitung" einen erfreulichen aus. Der 28. November dieses Jahres bleibt für die Geschichte kampfes und des Wahlkampfes beträchtlich gestiegen. Am Tage der Desterreichs und der österreichischen Arbeiterbewegung für alle Wahlrechtsdemonstration, am 28. Mai 1905, hatte die Arbeiter Aufschwung genommen hat und in einer Auflage von 12 000 Exemplaren verbreitet wird, sei noch hervorgehoben. Während des Zeiten denkwürdig. An diesem Tage bekannte sich die Regierung zeitung" eine Auflage bon 100 000 und die der Extraausgabe Wahlrechtstampfes wurde vom Frauenreichsfomitee ein Flugblatt des Herrn v. Gautsch im Parlament zum allgemeinen Wahlrecht, 150 000. Die Arbeiterinnenzeitung" hat seit 1904 ihre Auflage an die Frauen der arbeitenden Bevölkerung Wiens herausgegeben, und während Herr v. Gautsch im Sibungssaale dieses Bekenntnis verdoppelt. zur Vernunft ablegte und für Februar 1906 eine Wahlrechts- Auch die Gewerkschaften find dank der günstigen wirt- bas in einer Auflage von 150 000 Exemplaren verbreitet wurde reformborlage anfündigte, feierten in allen Industrieorien Defter- schaftlichen Konjunktur der letzten Jahre erstarkt. Im Jahre 1906 und außerordentlich gute Wirkung tat. Während des Wahlkampfes reichs die Arbeiter und zog das Proletariat Wiens eine viertel stieg die Zahl der Mitglieder von 323 099 auf 448 270 und 20 Broz. erschien einmal die Arbeiterinnenzeitung" illustriert als Wahl­Million Köpfe im endlosen Buge ernst und schweigend am der industriellen Arbeiter sind jett organisiert. Die Einnahmen nummer und wurde ebenfalls in größerer Auflage verbreitet. Vor den Stichwahlen am 23. Mai gaben die Genossinnen cin Barlamentsgebäude vorbei. So begann unter dem Eindruck der der Gewerkschaften stiegen bon 4 641 727 Stronen im Jahre 1905 auf Flugblatt an die Frauen der Wähler heraus, um diese zur Unter­Siegesnachrichten der russischen Revolution der heroische Wahl- 6982 875 Stronen. Die Gewerkschaften verfügen über 94 Fach- lugblatt an die Frauen der Wähler heraus, um diese zur Unter­Wahl- 6982 der sozialdemokratischen Kandidaten anzufeuern. Die rechistampf der österreichischen Arbeiter. Am 23. Februar 1906 blätter, darunter 46 deutsche. erschien die Wahlrechtsreformborlage. Sofort festen die Intrigen Auch die Organisation der jugendlichen Ar. erprobtesten Genoffinnen Wiens wurden am Stichwahltage plan­der gehässigsten Feinde der Wahlreform, besonders der polnischen beiter hat Fortschritte gemacht. Die Genossen widmen fich der mäßig in dem bestrittensten Bezirk( Fünfhaus) zusammengezogen, Schlachta, gegen v. Gautsch ein, und am 2. Mai mußte er feine für die Zukunft so wichtigen Aufgabe der Erziehung des Nachum an dem sozialdemokratischen Sieg über den chriftlich- sozialen Demission nehmen. Es tam das furze Zwischenspiel bes wuchses mit wachsendem Eifer. Die Zahl der Ortsgruppen der Kandidaten mitzuhelfen. Wie brab und hingebend die Genossinnen gearbeitet und der Minifteriums Hohenlohe, das einer Intrige der magyarischen jugendlichen Arbeiter ist im letzten Jahre um 26 geftiegen. Die Abelsclique erlag und im Juni dem Minifterium Bed Plab machen Organisation der Arbeiterjugend hat sich trotz der Stürze ihres Be- Partei gedient haben, wurde von den Genoffen rüdhaltslos an Wert darauf legt, dies mußte. Diefem Ministerium war es beschieden, die Wahlrechts. ftandes bereits als treffliche Schule der Partei und der Gewert alles in dem Bericht an den Parteitag zu sagen, so deshalb, weil reform durchzuführen. Die neue Regierung, die noch heute am schaften bewährt. Ruber ist, war ein zur Hälfte parlamentarisches Ministerium, Auch die Genoffenfchaftsbewegung zeigt große uns baran liegt, den Genossen die Ueberzeugung beizubringen, die parlamentarische Regierung erschien als Vorfrucht des gleichen Fortschritte. Dem Verband der Konsumbereine gehörten Ende 1906 daß die Erkenntnis von der Bedeutung politischer Rechte nicht nur Stimmrechts. Trok allem wurde im Wahlreformausschuß des 414 genossenschaftliche Organisationen an. Durch die 1905 gegrün- bei einzelnen Frauen vorhanden ist, sondern daß tatsächlich große Abgeordnetenhauses kostbare Zeit bergeudet. Zweieinhalb Monate dete Groß- Ginkaufsgesellschaft der österreichischen Konsumbereine ist Scharen des weiblichen Proletariats reif genug sind, sich politisch wurde im Ausschuß geredet, ohne daß es auch nur zu einer ein- die Leistungsfähigkeit der Konsumentenorganisationen erheblich ge- au betätigen, und daß diese Tatsache die Gewähr bietet, daß die Frauen auch reif genug find, selbst politische Rechte zu befizen. zigen Abstimmung gefommen wäre. Die Obstruktion der Wahl- steigert worden, rechtsfeinde sollte das Reformiert töten. Freiherr v. Beck hielt Die Beziehungen zu den anderen nationalen Die Genossinnen haben während des ganzen Wahlrechtstampfes sein Wort. Aber ob es ihm möglich gewesen wäre, das Wert zu Parteien innerhalb der Gesamtpartei waren, wenn auch Mei- und am 28. November 1905 in jeder Situation und im ganzen vollenden, wenn die Arbeiterschaft mit verschränkten Armen dem nungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen nationalen Or- Reiche ihre volle Pflicht getan und haben sich bestrebt, der Partei Treiben der offenen und versteckten Gegner der Reform zugefehen ganisationen einzelner Orte nicht gefehlt haben, doch im allge- zu dienen und zu nüßen. Zu Vorsißenden bes Parteitages wurden in der hätte, ist mehr als zweifelhaft. Die Arbeiterklasse holte zum ent- meinen durchaus gut. Die Arbeiter aller Nationen in Oesterreich scheidenden Schlage aus. Die Gesamtegekutive der Partei fündigte haben ihren großen und siegreichen Kampf einheitlich und einmütig Besprechung am Sonntagabend die Genossen Abg. Tomschic an, daß, falls im Wahlreformausschuß die Verschleppung fort- geführt. Die deutschen Genossen haben während des Wahlkampfes( Vorsitzender des großen Eisenbahner- Verbandes), Abg. Perners gesetzt werden sollte, in Wien als legtes Warnungssignal eine Die polnischen, ruthenischen, südslabischen und italienischen Ge- ftorfer und Abg. Schäfer Reichenberg bestimmt. Auch die breitägige Arbeitsruhe eintreten werde. Die Entschlossenheit der offen wiederholt moralisch und materiell unterstützt. Arbeiter blieb nicht ohne Eindruck. Der Wahlreformausschuß fing sich bringt, sind voll erfüllt worden. Insbesondere sind die russi­Pflichten, die die internationale Solidarität des Proletariats mit zu arbeiten an, langsam und widerwillig zwar, aber es ging doch vorwärts. Das Ende des Jahres 1906 brachte dann den großen schen Revolutionäre, die die Schergen des Barismus zur Flucht ins und endgültigen Sieg der Wahlreform. Am 1. Dezember 1906 Ausland gezwungen haben, gegen polizeiliche Schifanen geschützt Am 13. Juli berichteten wir über die ungerechte Verurteilung triumphierte das allgemeine Wahlrecht, am 28. Januar 1907 fand und nach Sträften materiell unterstützt worden. Andererseits haben und die noch viel unberechtigtere Behandlung des Stuffateurs die lette Sigung des Bribilegienparlaments statt, und am 17. Juni aber auch die Genossen im Auslande die Nämpfe der österreichischen Alfred Bredschneider durch den Amtsrichter Dr. Stargard w begann die erste Seffion des Parlaments des allgemeinen Wahl- Genossen wirksam gefördert. So hat die deutsche Sozial. rechts. Der erste Sessionsabschnitt, der bis gum 24. Juli reichte, überwiesen. Der Bericht schließt mit einer Erinnerung an demokratie dem allgemeinen Wahlfonds 30 000 m. ivar fast ausschließlich von politischen Debatten erfüllt. Die Maß­regelung von Staatsbeamten, die beshalb erfolgt war, weil sie für Deutschland durch den Tod Ignaz Auers traf, erfüllte auch die regelung von Staatsbeamten, die beshalb erfolgt war, weil sie für Ignas auer:" Der schwere Schlag, der unsere Genossen in den Reichsrat fandidiert hatten, die fraffen Wahlmißbräuche in Galizien und die Frage des allgemeinen, gleichen Wahlrechts für österreichischen Arbeiter mit lebhafter Teilnahme; war doch Auer bie Landtage bildeten außer der Erledigung des Budgetprovisoriums feiner Mitte hervorgebracht hat. Auch fein Name bleibt einge einer der Beften, die das erwachende deutsche Proletariat aus den politischen Beratungsstoff. fchreint im großen Herzen der Arbeiterklasse." Der große Aufschwung, den die Parteiorganisation überall genommen hat, drückt sich auch im

Der Bericht der Parteileitung

gibt zunächst gleichfalls eine Uebersicht über die Wahlrechtsbewe gung. Mit besonderer Genugtuung hebt er die volle Einmütigkeit avischen politischer Partei und Gewerkschaften hervor, die sich im Wahlrechtskampf gezeigt habe: die Lokalfomitees, die den Wassen streit vorbereiten sollten, wurden überall von ben politischen und gewerkschaftlichen Organisationen gewählt. In Wien , das dazu ausersehen war, den ersten Schlag zu tun, wurden alle Ginzelheiten Branche für Branche, sorgfältig beraten. Kurz, die großen Attionen während des Wahlrechtstampfes wurden von der Partei und den Gewerkschaften gemeinsam geleitet. Im Wahlkampf haben die ge­wertschaftlichen Organisationen ihre volle Schuldigkeit getan. An­dererseits hat der politische Kampf die Massen bes arbeitenden Boltes aus träger Ruhe aufgerüttelt und dadurch die gewerkschaft­liche Bewegung erheblich gekräftigt. So fällt das Wachstum der politischen Macht der Arbeiterklasse zusammen mit dem Erstarten hrer gewerkschaftlichen Organisationen.

Bericht des Parteikaffierers

Mittenwalde .

Schutz gegen Richter.

Der Stuffateur Alfred Bredschneider wurde von der Polizeis in Teupis sozialdemokratische Broschüren verbreitet hatte, und das verwaltung in Teupit mit einer Strafverfügung bedacht, weil er bei die Broschüren auch in dem Polizeibureau und beim Polizei­Schöffengericht zu Mittenwalde unter Borfis des Amtsrichters fergeanten abgegeben hatte. Seinen Einspruch verwarf das Bolizeibehörde zu der Verteilung auf Grund des alten preußischen Dr. Stargard, indem es annahm, D. Habe der Erlaubnis der Breßgescßes bedurft, weil das Polizeibureau ein öffentlicher Ort sei, und ebenso die Hausflure auf dem Lande, in denen B. vielfach

Dr. Ellenbogen aus. Die Reichsparteisteuer( 2 Seller monatlich von jedem Organisierten) hat von 1904-1906 rund eine Broschüren abgegeben hatte. Wir sprachen bei Kritik des 51 722 Kronen aus den Steuern der deutschen Organisation er. Urteils die Ansicht auß, daß die höheren Rechtsinstanzen das un geben; beigesteuert haben 1346 Organisationen. Die Steigerung gerechte Urteil aufheben werden. gegenüber der letzten Berichtsperiode beträgt fast 46% Proz. In Die Straffammer des Landgerichts II Berlin, vor der geftern der Zeit vom 1. Juli 1906 bis 30. Juni 1907 find an Reichs- B.3 Berufung gegen das schöffengerichtliche Urteil verhandelt nahmen der Parteikasse belaufen sich für die Zeit vom 1. Juli 1906 mit dem Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Hersfeld an, daß es uners parteisteuer rund 37 600 Kronen eingelaufen. Die Gesamtein- wurde, sprach denn auch den Angeklagten frei. Das Gericht nahm bis 80. Juni 1907 auf rund 802 252 Stronen, benen eine Aus- heblich sei, ob das Polizeibureau und die Sausflure öffentlich: gabe von rund 282 605 Kronen gegenübersteht, so daß ein leber- Orte seien. Jedenfalls feien sie geschlossene Räume im Sinne des schuß bon 19 647 Kronen vorhanden ist. Darunter sind für den Wahlfonds rund 168 122 Kronen eingegangen, während die Wahl-$ 43 Abs. 5 der Reichsgewerbe- Ordnung. Nach dieser Bestimmung tosten rund 183 811 Stronen betragen haben. sei aber zur nicht gewerbsmäßigen Verteilung von Druckschriften in geschlossenen Räumen eine Erlaubnis nicht erforderlich. Uebrigens sei auch die Verurteilung selbst auf Grund des§ 10 des preußischen Breßgefeßes nicht gerechtfertigt. Denn diese habe nur noch insoweit Geltung, als zur öffentlichen unentgeltlichen Ver. teilung von Bekanntmachungen, Plakaten und Aufrufen eine Er. laubnis der Ortspolizei erforderlich sei. Die Broschüren, welche Der Gesamtverband gliebert sich in folgende nationale Angeflagter berteilt habe, seien aber keine Bekanntmachungen, Gruppen: Plakate oder Aufrufe, außerdem sei nicht dargetan, daß der An­1. Slub ber beutschen Sozialdemokraten( 50 Mitglieder); getlagte die Verteilung unentgeltlich vorgenommen habe. Ob die 2. Klub der tscheschischen Sozialdemokraten( 24 Mitglieder); ausflure öffentliche Orte seien, tönne deshalb bahingestellt bleiben. 3. Gruppe der polnischen Sozialdemokraten( 6 Mitglieder); 4. Gruppe der italienischen Sozialdemokraten( 5 Mitglieder), fo wird bei der Klarheit der Rechtslage ja selbst das Kammer­Sollte der Staatsanwalt gegen dieses Urteil Revision einlegen,

An der Spike bes aus 87 Mitgliedern bestehenden Als der Wahlrechtskampf fiegreich beendet war, stürzten sich die Genossen mit Feuereifer in den Wahlkampf. In allen deutschen fozialdemokratischen Verbandes im Reichsrat e Wahlbezirken, außer in zwei tiroler Landgemeinden, in denen keine( der Fraktion) steht ein zwölfgliebrig er Vorstand organisierten Genoffen leben, wurden Stanbibaten aufgestellt. Der( Adler, Bernerstorfer, Refel, Seib, Seliger, Sybes, Nemec, Soukup, Wahlkampf wurde dazu benutzt, um das ganze Programm den Diamand, Hudec, Pittoni, Withk), der zugleich die Funktion einer Wählermassen zu enthüllen. Keine Forderung des Barteiprogramms parlamentarischen Kommission versieht. blieb in diesem Wahlkampfe unbesprochen. So fonnte das große Werk der Erziehung der proletarischen Massen zum Klassenbewußt fein, zu sozialistischer Erkenntnis und zu sozialistischem Wollen im Wahlkampf wirksam gefördert werden. Während der Wahlbewe­gung wurden im Auftrage des Zentralwahlkomitees in Wien Flug­blätter in einer Auflage von 250 000 Exemplaren gebrudt und im ganzen Reiche verbreitet. Weit größer war die Auflage der bon den einzelnen Wahlkreisorganisationen herausgegebenen Flug­

und

6. Gruppe der ruthenischen Sozialdemokraten( 2 Mitglieder). I gericht den Freispruch bestätigen. Aber dem Angeklagten ist nicht