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Der Posten alsSUarTcnfrSulchi", der erst bor einigen Jahren für die gros;cn Postämter zur schnelleren Abwickelung des Schalter- Verkehrs geschaffen wurde, ist gegenwärtig wohl die am schlechtesten besoldete Stellung im gesamten reichshauptstädtischen Postwesen. Man will es gegenüber den kolossalen Einnahmen der deutschen  Reichspostberwaltung kaum glauben, dah diese täglich bis zu acht Stunden in einein engen Holzkäfig eingesperrtenBeamtinnen" es bei täglichen Diäten im günstigsten Falle auf ein monatliches Höchstgehalt von ganzen 60 Mark bringen können. Dabei haben sie keine Pensionsberechtigung, beziehen auch keinen Wohnungs- zuschuß, müssen sich vielmehr noch die üblichen Abzüge gefallen lassen und können jederzeit auf die Straße gesetzt werden. In den Anstellungsbedingungen heißt es, daß dasMarkenfräulein" über 16 Jahre alt sein und Familienanschluß haben soll. Was es mit letzterer Bestimmung auf sich hat, ist etwas schleierhaft. AIS  ob nicht auch ein alleinstehendes Mädchen ehrenwert und ver- trauenswürdig sein kann! Der Familienanschluß macht doch noch lange nicht den Charakter aus. Allerdings ist im stillen höchst- wahrscheinlich der Anschluß an Postfamilien gemeint, denn die Markenfräulcins" rekrutieren sich zumeist aus den Töchtern oder Witwen verstorbener Postbeamten. Damit werden auch die ge- ringen Diäten einigermaßen erklärlich, von denen sich nur dann halbwegs anständig leben läßt, wenn die Einnahmequelle noch anderweit fließt. Ausnehmend schwer ist die Beschäftigung ja nicht, auch nicht viel leichter als diejenige anderer Schalterbcamten, die das Doppelte und Dreifache an Gehalt beziehen. Neuerdings hat man sogar erkannt, daß die Markenfräuleins, ebenso wie die Fahr- kurtenverkäuferinnen bei der Eisenbahn, unter einer gewissen Ge- fahr der Beraubung stehen. Es sind nämlich letzthin ihre Holz- käsige derartig mit Schutzgittern versehen worden, daß dadurch Uebergriffe" sehr erschwert werden. Bei dem neuen großen Post- amt an der Ecke der Linden- und Ritterstraße saß früher die Markenverkäuferin wie auf dem Präsentierteller. Unehrliche Burschen hätten hier leichte Arbeit gehabt. Gegenüber dieser per- fönlichen Gefährdung ist auch eine Gehaltsaufbesserung für die Damen, ob sie nun NebeneinnaHmen haben oder nicht, gm Platze. Seinen Bcrletzungen erlegen ist der Künstler Valerius, der, wie wir mitteilten, bei Aufspringen auf einen fahrenden Straßenbahn- wagen vom Trittbrett abgeglitten und mit dem rechten Fuß unter den Schutzrahmen des Anhängewagens geraten war. Ihm mußte im Lazarus-Krankenhause, wohin man den Schwerverletzten brachte, das Bein abgenommen werden. Gestern ist V. gestorben. Die gerichtSiirztliche Oeffnung der Leiche der Näherin Frieda Meding wurde gestern nachmittag von Prof. Straßmann und Ge- richtSarzt Dr. Hoffmann vorgenommen. Sie ergab als Todesursache Strangulation. Ob Mord oder Selbstmord vorliegt, konnten sie nicht feststellen. Der Bügler Hensel wird demnach dem Untersuchungs- lichter vorgeführt. Die Näherin befand fich infolge des Verkehrs mir Hensel in anderen Umständen, womit vielleicht der zwischen beiden vorgekommene Streit zusammenhängt. Der Kriminalpolzei in Hannover   ist es gelimgen, einen lange gesuchten Einbrecher festzunehmen und dem Gerichtsgefängnis ein- znliefern. Es handelt sich um den vielfach, auch mit Fuchthaus vor- bestraftenArbeiter" Franz Kirsch aus Berlin   und seinen Schwager Wilke. Kirsch ist derselbe, der im Januar zum fünften Male aus der Irrenanstalt Herzberge entspnuigen ist. In seinem Besitze fand man eine geladene Browningpistole, über hundert Mark bares Geld und verschiedene Wertsachen. Kirsch verweigert über die Herkunft der Sachen jede Auskunft und scheint wieder den wilden Mann spielen zn wollen. Im Wintergarten tritt seit Sonnabend die indische Tänzerin Ruth St. Denis   wieder auf. Die Eigenart ihrer Tanzkunst bildet gegenüber den übrige» Darstellungen einen lebhaften Kontrast. Wegen eines großen Seidendicbstahls, der kürzlich in der Ber  - lincr Vlusenbetriebswerkstätte von M. Wasservogel in der Burg­straße 9 verübt wurde, sind der Handelsmann Paul Grallert und die Händler Adolf Dambock und Teil festgenommen worden. Die Einbrecher machten eine Beute von über 29 999 Mark. Die Art ihrer Arbeit ließ darauf schließen, daß Grallert seine Hand im Spiele gehabt hat. Es fiel weiter auf, daß Grallert, der erst vor einiger Zeit unter der Anklage eines großen Diebstahls am Spittel- markt gestanden und nicht gearbeitet hatte, am Tage nach dem Einbruch bei Wasservogel bei einem Schankwirt in der Kaiser Wilhelmstratze S99 Mark hinterlegte, viel mit Dambock verkehrte und mit diesem nach Strausberg   fuhr, auch' dort mitDamen  ", die zum Teil in jener Gegend in Sommerfrische wohnten, kostspielige Zechgelage veranstaltete. Eine Haussuchung bei diesenDamen  " förderte zwar nichts zutage, dagegen fand man bei Dambock in der Wohnung zu Lichtenberg   für etwa 399 Mark Seide, die aus dem Einbruch bei Wasservogel herrührt. Die 699 Mark wollte Grallert schon im Dezember v. I. dem Schankwirt in Verwahrung gegeben haben. Die Kiminalpolizei fand aber einen Zettel, nach dem das erst am 25. d. M. geschehen ist einen Tag nach dem Einbruch. Die große Beute haben die Einbrecher, die dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurden, wahrscheinlich durch einen Hehler aus Berlin  wegschaffen lassen._ Vorort- ftecbricbtern Treptolv-Baumschulenweg. Die Polizeiwillkiir in Prcußen-Dcntschland" lautete das Thema, über das am Montag in neun, besonders von Frauen gut besuchten öffentlichen Versammlungen verhandelt wurde. Das Material zn diesem Thema war schon guf Grund der hiesigen Vorkommnisse in letzter Zeit so umfangreich geworden, daß dieser Punkt nicht er- schöpfend genug behandelt werden konnte. Hinzu kam. daß einzelne überwachende Beamte durch ihr Verhalten den BeratungSstoss wesent- lich vermehrten. In allen Versammlungen wurde daher der Wunsch laut, daß, um alle Uebergriffe der Polizei kennen zu lernen und gleichzeitig das Vereins, und Versaminlungsrecht durchzuberaten, in den nächsten vier Wochen vorläufig jeden Abend die öffentlichen Ver- sammlungen fortgesetzt werden sollen. Dieser Anregung soll sogar in noch größerem Maße nachgekommen werden. In einigen der Versainmlunaen wollten Beamte die Frauen wieder ausweisen, erst als sie auf die Ungesetzlichkeit dieses Ver- langenS aufmerksam gemacht wurden, ließen sie davon ab. Ferner soll vom Landrat den Beamten eine Verfügung zugegangen sein, wonach unter keinen Umständen zu dulden sei, daß über Jugendorganisation" gesprochen werde. Tatsächlich ist denn auch eine Versainmlung Geshalb aufgelöst worden. Insofern dürfte allerdings der Beratungsstoff nicht bald erledigt werden. Mitgeteilt wird noch, daß bei der regen Inanspruchnahme der Polizeibcamten in Versammlungen den Spitzbuben und RowdhS nichts passieren konnte, da nirgenos ein Beamter zu sehen war. Köpenick  . DaS Verfahren gegen den Zahnarzt Bernstein   aus Köpenick  , der beschuldigt war, sich an einer in der Narkose befindlichen Klientin schwer vergangen zu haben, ist nunmehr auf Grund eines von der Staatsanwaltschaft eingeforderten Gutachtens des Medizinalrats Dr. Pfleger eingestellt worden. Reinickendorf  . Einen großen Tag begingen am Montag die hiesigen honetten Bürger und Bürgerinnen. Ihr Friedrich Wilke, seines Zeichens Bürgermeister und Amtsvorsteher von Reinickendorf  , feierte unter der bekannten Anteilnahme derganzen" Bevölkerung des Ortes sein LSjähriges Jubiläum als Beamter der Gemeinde. Am Abend begannen die Feierlichkeiten mit verschiedenen Ver- anstaltungen, die der Arbeiterschaft bei ähnlichen Gelegenheiten nicht gestattet würden. Zunächst mit einer Versammlung unter freiem Hwnnel(bekanntlich im Umkreise von 5 Meilen von Berlin  gesetzlich verboten), unter Teilnahme vieler bürgerlicher Vereine, vom konservative» und liberalen Wahlverein angefangen die ganze Stufenleiter herunter bis zum Skat-, Rauch- und Lottcricklub, darunter der freiwilligen Feuerwehr, dem Turnverein, dem Verein der Reinickendorfer   Straßenbahner, Schwimmklubs usw. Daraus öffentlicher Umzug mit brennenden Fackeln, verbunden mit Störungen des öffentlichen Verkehrs, ruhestörcndcm Lärm(durch die vorausgehende Musikkapelle) und somit Erregung eines öffent- lichcn Aergcrnisscs(grober Unfug). Die Arbeiterschaft hat keinen Grund mitzufeiern. Ist schon das offizielle Amtsblatt nicht in der Lage, dem Jubilar viel Rühmliches nachsagen zu können außer ein paar Sträßenrcgulicrungen, die seiner Initiative cnt- sprungen sein sollen, so können die Arbeiter noch weniger stolz auf ihn sein. Am 1. Oktober 1882 kam er zu der damals knapp 6999 Einwohner zählenden Gemeinde Reinickendorf   als Amts- und Gcmeindesckrctär. Als es den damals amtierenden Ortsvorstchern immer weniger möglich wurde, sich in dem bureaukratischen Formel- kram zurecht zu finden, wählten ihn die Bauern zum Gemeinde- Vorsteher. Das immense Wachstum der Berliner   Vororte hat auch ihn, gleich vielen anderen, emporgehoben, sodaß er heute als Bürger, meister des über 25 999 Seelen zählenden Dorfes eine geachtete Position einnimmt. Die Fähigkeit, lvcitausschauendc Kommunal- Politik zu betreiben, wird dem Jubilar nicht nachgerühmt. Wenn trotzdem sich in dem letzten Jahrzehnt vieles verbessert hat, wenn die Kanalisation eingeführt wurde, bessere Schulen gebaut wurden usw., geschah es unter dem Druck der Verhältnisse, die das Auf- streben eines solchen Ortes bedingen. Die den Gemeinden über- lassene Ausführung' der sozialpolitischen Gesetze des Reichs ließ viel zu wünschen übrig. Das Gewerbegcricht wurde nach vielem Zögern errichtet, ebenso das jetzt kürzlich errichtete Kaufmanns- gericht. Schon zu Anfang des Jahres 1995 hatte die Gemeinde die zur Errichtung benötigte Zahl von 29 999 Einwohnern erreicht, doch unterblieb die Errichtung, bis die Volkszählung im Dczcniber 1995amtlich" das Vorhandensein einer 29 999 Einwohner zählen- den Gemeinde konstatierte und somit zur Errichtung des Kauf- mannsgerichts geschritten werden mußte. Und dann dauerte es noch 1% Jahre. Besonders unangenehm empfunden haben unsere Genossen des öfteren seine enge Auslegung der polizeilichen Bc- stimmungen und des preußischen Vereinsgesetzes. Die Programme für öffentliche Arbeitervergnügungen sind nicht selten von dem Amtsvorsteher einer Zensur unterzogen worden, sodaß sie für eine geschmackvolle Anwendung nicht mehr in Frage kommen konnten. Frisch in aller Erinnerung ist noch die im Sommer er- folgte Auflösung des Frauenbildungsvereins von Reinickendorf- West  , die nach einer Beschwerde bei der vorgesetzten Behörde sofort aufgehoben wurde. Auch die aufstrebende Jugendbewegung hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wenn, trotzdem unsere Bewegung sich kräftig entwickelt, so liegt das an den Verhältnissen, die zu ändern selbst Stärkeren als Friedrich Wilke   nicht gelungen ist. Daß er versuchte, wenn auch zuweilen mit Widerwillen, den fortgesetzt herandrängenden Neuerungen als guter Verwaltungs- beamter gerecht zu werden, daß er zwar Bureaukrat, sich doch in vielen Beziehungen seinen praktischen Blick für die realen Tat- fachen bewahrte, dem allzu schneidigen Vordringen des Militär- anwärtcrtums im Verwaltungsdienst sich entgegenstemmte, und daß er so gar nicht stolz, sich nicht mit der Toga der gänzlichen Unfehl- barkeit und Unnahbarkeit umgibt, sei ihm zum Schluß als Verdienst angerechnet. Potsdam  . Die lebte Stadtverordnetenversammlung beschäftigte sich wiederum mit der elektrischen Straßenbahn. Der vom Stadtv. Friedländer eingereichte Antrag:Die Stadtverordnetenversamm- lung wolle beschließen, den Magistrat zu ersuchen, mit ihr in einem gemischten Ausschuß die für den elektrischen Straßenbahnbetrieb erforderlichen Aenderungen, insbesondere Anordnung der Halte, stellen, Tariffestsetzung usw. zu beraten" bot dem Magistrat will- kommenen Anlaß, die in den wenigen Wochen seit der Einführung mitunter oft recht kleinlichen Klagen mit den Stadtverordneten in gemischter Kommission zu beraten. Hoffentlich unterzieht die Kommission das auf monatlich 89 85 M. festgesetzte Anfangsgehalt des Fahrpersonals bei dieser Gelegenheit auch einer Revision. Die Neuregelung der Bedingungen für die Vergebung städtischer Arbeiten entsprechend den neuen staatlichen Bestimmungen zeitigte eine lebhafte Debatte unter den in der Versammlung vertretenen Handwerksmeistern. Es solle» von jetzt an Arbeiten bis zu 3999 M. freihändig vergeben werden, doch soll der Magistrat fiir diese Arbeiten ein Preisverzeichnis aufstellen. Auch werden in Zukunft Arbeiten und Lieferungen, die verschiedene Handwerke umfassen, nicht wie bisher an einen Unternehmer, sondern einzeln vergeben. Natürlich ist man nicht so weit gegangen und hat Stadtverordnete und andere in der städtischen Verwaltung tätige Personen von Lieferungen ausgeschlossen. Im Hause Heiligegeist. straße 15 wird dem Jünglingsverein ein Zimmer überlassen.(Vor kurzem hqtte man für einen Verein, der die Vermittelung von Dienstboten kostenfrei übernahm, keinen städtischen Raum übrig.) Der Firma Krupp  (Germaniawerft  ) wurde eine Konventional- strafe von 6219 M. für eine für das Elektrizitätswerk gelieferte Dampfmaschine erlassen, da der Stadt durch die verspätete Liefe- rung kein Schaden erwachsen sein soll. Für 2 Frauen wurden die Kur- und Verpflegungskosten in einer Lungenheilanstalt be- willigt; abgelehnt wurde dagegen ein dritter Antrag, der eine Frau im vorgeschrittenen Stadium betraf. Diese Ivurde zur Be- Handlung dem städtischen Kranlenhause überwiesen. Die Wahl des Bürgermeisters Rodig aus Forst i. L. ist jetzt bestätigt. Der seitens verschiedener Stadtverordneten eingelegte Protest wegenWahlbeeinflussnng", ein gewiß seltener Fall bei einer Bürgcrmeisterwahl, ist seitens der Regierung nicht anerkannt worden. Die Einführung wird voraussichtlich schon in der nächsten Stadtverordnetenversammlung erfolgen, da der Posten bereits seit dem 1. Juli d. I.' unbesetzt ist. Huö Ittduftm und Kandel  . Unstimmigkeiten auf dem Eiscnmarkt. Die Stahlwerke lassen der Oeffcntlichkeit bekannt geben, daß sie infolge des neuen Lieferungsvertrages mit der preußischen Staaisbahn bis Januar über ihre Leistungsfähigkeit hinaus beschäftigt seien. Der eigene Rohcisenverbraüch wachse dadurch so stark, daß manche Werke ihre Lieferungen an das Roheisen- shndikat bis gegen Mitte 1993 abgeineldet hätten und noch Roheisen hinznkaufen müßten. In Halbzeug feien die Werke ebenfalls reich- lich beschäftigt. Das ist ja für die Stahlwerke sehr erfreulich. Aber an der Freudanteilnahme ist den Werken nichts gelegen, ihre Mit- teilsamkeit, die sie sonst oft sehr vermissen lassen, hat nur den Zweck, das Beharren auf dem bisherigen Preisniveau zu recht- fertigen. Aber a»ch mit svnnenbclenchtctcn Stimmungsbildern lassen sich eklige Tatsachen nicht hinwegleugnen. Trotz der als günstig geschilderten Verhältnisse für die Stahlwerke wird, als direkte Folgen des Rückganges der englischen   Roheisen- preise, das Roheisenshndikat für einzelne Sorten Gießereiroheisen und Haematit nach den östlichen Gebieten eine Preißerinäßigung eintreten lassen. Der bereits gemeldete Beschluß der Feinblech- Walzwerke, den Betrieb im Oktober vorläufig ans acht Tage ein- zustellen, ferner nach Abwickelimg der besteheilden Bezugs- und Lieferungsverpflichtungen den Betrieb gänzlich einzustellen, wenn die jetzige» ungünstigen Marklvcrhältnisse sich nicht bessern sollten, dürfte kaum vollständig zur Ausführung gelangen, denn der Stahlverband wird, wenn auch widerwillg, bc- züglich der Ausfnhrbergütung Konzessionen machen, lieber ungünstige Situation auf dem Eisenmarkl weiß dieRh.-W.-Ztg." mancherlei zn berichten. Besonders das Geschäft in Stabeisen und Winkeleisen liege sehr danieder. Die Preise seien heute schon auf 127 M. und darunter gesunken. Die Händler hielten sowohl mit neuen Aufträgen als auch besonders mit Spezifikationen zurück. Weitere erhebliche Preisrückgänge könnten mit Sicherheit erwartet lverden. Wegen Arbeitsmangcl haben in den Kruppschen Betrieben bereits Arbeilerentlasfnngen stattgefunden. Der Auftragsbestand der großen Werke sei stärker zusammengeschrumpft, akS bielfach erwartet wurde, und erreichte heute kaum die Hälfte des vorjährigen Standes. Die Staatsbahnbestellungen können kaum eine durchgreifende Be- schäflignng herbeiführen. Das nnerfrenlichste sei der Umstand, daß, wenn'überhaupt, man nur gegen Preiölonipensationen mit älteren Abschlüssen kauft._ Preisschraube. Staunen muß man über die Ungeniertheit, mit der seitens der Kohlenmagnaten bescheidene Arbeiterforderungen abgelehnt und'die relativ geringfügigen Lohnerhöhungen als Ursache der Preissteige- rangen für Brennmaterialien denunziert werden. Um die Absurdität solcher Unterstellungen und die Nichtberechtigung der Haltung der Magnaten den Arbeitern gegenüber darzutun, ist nur notwendig, ans die Preissteigerungen zu verweisen. Angesichts des Streiks in der Nicdcrlausitz dürfte die Bewegung der Brannkohlenpreise ganz be- sonders interessieren. Wir machen darüber diese Zusammenstellung: Großhandelspreise Klcinverkaufspreise Höchstpreise Steige- Preise Steige«. pro Tonne rung pro 190 Stück rung in Mark inProz. in Mark inProz. 1996 1997 1996 1997 Berlin  : Niedcrlaus. Salonbriketts 13.99 14.99 7.0 9.94 1,97 13,8 Tanzig: Braunkohlenbriketts la. 19,90 26,00 37,4 1,00 1,10 ,0.« Stettin  : do. 14,99 16,99>4,3 9.99 1.21 34.4 Breslau  : Niederlaus. Braunkohlen- brikettS la.... 15,50 18,60 19,3 1,00 1,15 15,0 Halle: Preßstcine für Hausbrand 12,00 14,50 20,8 1,49 1,69 14,3 Magdeburg  : Böhl». Brannstnckkohle. 12,59 15,59 24,0 Nußkohle... 11,00 13,50 22,7_ Braunkohlenbriketts (Hausbrand).... 12,60 14,00 13,0 0,75 0,80 6,6 Jndnstriebriketts... 11,00 12,50 13,6 Elberfeld  : Braunkohlenbriketts.. 10,90 11,50 15,0 0,05 1,05 10,5 Barmen: do... 10,00 10,80 8,0 Leipzig  : do... 9.90 11,90 20,2 1,46 1,70 16.4 Lübeck  : Nieder!, Braunkohlenbrik. 16.50 19,00 15,2 Braunschw. do. 15,50 17,60 13,0 Selbst der kühnste Werksstatistiker wird sich nicht an den Versuch heranwagen, nachweisen zu wollen, daß die Lohnerhöhungen auch nur entfernt an die hier aufgeführten Preissteigerungen heranreichen. Die Geschäftslage der deutschen elektrischen Industrie. Im Verlage von Georg Siemens   hat der Verein zur Wahr- nehmung gemeinsamer Wirtschaftsinteressen der deutschen Elektro- technik seinen Bericht über das Geschäftsjahr 1906 herausgegeben. Aus demselben ist zu entnehmen, daß die gute Konjunktur hier stetig angehalten hat. Zu tiefgehenden Machtkämpfen zwischen Arbeiterschaft und Unternehmertum ist es nicht gekommen. Vor- übergehend sind die Preissteigerungen für Rohmaterialien von Bedeutung gewesen, als Nachwirkung haben dann gewisse Geschäfts- briefe mit dem PassuS angefangen:Wir bedauern, Ihnen mit- teilen zu müssen, daß wegen der allgemeinen Steigerung der Roh- materialpreise wir zu den Verkaufspreisen unserer Fabrikate einen Teuerungszuschlag von 10 Pro. ansetzen müssen." Interessant ist in dein Bericht folgender Passus:BcachtcnS- wert in der jüngsten Entwickelung ist, daß hier im Gegensatz zu anderen Industrien die kleineren Industrien nicht im geringsten durch die Grohfirmen in ihrer Existenz bedroht werden, daß sich diese vielmehr(es kommen etwa 300 kleinere Spezialfirmen in Betracht) sehr gut entwickeln." Gerade in der Elektroindustrie schreitet der Konzentrations- Prozeß ziemlich ungehindert vorwärts. Die gemeinsamen Bc- strebungen und Verhandlungen, aus Gründen weitblickender Wirt- schaftspolitik Normalien und Sicherheitsvorschriften auszuarbeiten, zeigen uns den vorherrschenden Einfluß der ganz großen Industrie- werke. In den entsprechenden Kommissionen sitzen die tüchtigsten Fachleute, aber es sind eben meist angestellte Ingenieure der großen Firmen. Den kleineren Werken fehlt es an den Mitteln, die Kommissionen mit hervorragend tüchtigen Vertretern zu beschicken. Erwähnenswert ist ferner, daß der Verwendung elektrischer Energie fortlaufend neue Gebiete eröffnet werden. Im Bergbau macht sich im verstärkten Maße der Verbrauch elektrischer Maschinen geltend, ebenso in Hüttenwerken. Hier stellt sich eine Verhältnis, mäßig billige Arbeitskraft, die Großgasinaschinc zur Verfügung. die mit Hüttengasen gespeist wird. Ebenso sind noch eine Menge Ortschaften in Deutschland   vorhanden, in denen die Anlage von Elektrizitätswerken eine rationelle Verwendung verspricht." Der Wert der elektrotechnischen deutschen   Aussuhr betrug 1996 131,5 Millionen Mark, während die entsprechende Einfuhr ver- schwindend ist. Die gesteigerte Produktion brachte naturgemäß eine Vermehrung dex Arbeiterzahl mit sich und zwar durchschnitt. lich von 15 bis 29 Proz., so daß sich die Summe der Arbeiter und Angestellten auf über 199 999 stellt. Die Betriebskapitalien mußten durchgehend eine Verstärkung erfahren. Die für die Industrie in Betracht kommenden 32 Aktiengesellschaften vermehrten ihre Be- triebsmittel um rund 79 bis 75 Millionen Mark, so daß jetzt in der elektrotechnischen Fabrikation rund 719 Millionen Mark arbeiten gegenüber 625 Millionen Mark im vorhergehenden Jahre, rechnet man hierzu noch die in den Elektrizitätsanlagen, also in Elcktri» zitätswerken und elektrischen Bahnen investierenden Gelder hinzu, darf man annehmen, daß heute die gesamte deutsche Elektrotechnil rund 2,75 Milliarden Mark in Anspruch nimmt. Baummollflibriktil der Bereinigten Staaten van Amerika 1906/07. Die Leistungsfähigkeit der Baumwollfabriken in den Vereinigten Staaten   von Amerika   hat im Baumwolljahr 1906/97(bis 31. August) erheblich zugenommen. Während die Spindelzahl in erster Linie in den Südstaaten zunahin, zeigte sich auch in de» Nordstaaten eine lebhaste Weiterentwickelung des Spinnereibetriebes, Der Ersatz alter Ausrüstung durch neue Maschinerie wurde im Norden in ausge- debntein Maße durchgeführt und die Spindeln wurden um eine größere Zahl vermehrt als in den letzten Jahren. Im Süden wurden neue Fabriken eröffnet und alte erweitert, so daß auch hier die Vermehrung der Spindeln die der nächsten Vorjahre übertraf. Die Zahl der Spindeln in den Vereinigten Staaten   erreichte 1996/97 und in den drei Vorjahren die folgende Höhe: 1996/97 1995/96 1904/95 1903/94 Nordstaaten zirka 16 299 999 15 699 900 15 325 090 15 250 000 Südstaaten.... 9 924 245 9 181 207 8 747 810 7 963 866 Zusammen 26 124 245 24 781 207 24 072 810 33 213 806 Öencbto- Zeitung Mißhelligkeiten in einer städtischen Schulkonimission lagen einer Anklage wegen Beleidigung zugrunde, die gestern die fievente Strafkammer des Landgerichts I   längere Zeit beschäftigte. In der Schulkommission 114 E ist der Oberbahnassistent Klipps Vorsitzender, während der Buchhändler Otto Vieth als Mitglied in dieser Konimission tätig war. Zwischen ihm und dem Vor- sitzenden hatte sich ein gespanntes Verhältnis herausgebildet, da» zu persönlichen Reibereien führte und Herrn Klipps Veranlassung gab. Herrn Vieth zu den Sitzungen der Kommission überhaupt nicht mehr einzuladen.(?) Als V, trotzdem dort erschien, wurde er gewaltsam entfernt.(!) Er richtete nunmehr eine Beschwerde an den Magistrat. Dieser rektifizierte den Vorsitzenden. indem er ihm aus-