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Nr. 52.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis für Berlin : Bierteljährlich 3,30 Mart, monat­lich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit bem ,, Sonntags: Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1891 unter Nr. 6469.

Vorwärts

8. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bts 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 6, Nr. 4106.

Berliner Volksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Der internationale Arbeiter­

Kongres

wird in Brüssel zusammentreten. Er wird den dritten Sonutag des August eröffnet werden und eine Woche lang bauern. Die Prüfung der Delegirtenmandate wird unmittelbar durch den Kongreß selbst vorgenommen werden.

Dienstag, den 3. März 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

nommen, so waren die Vygen und Genossen verpflichtet, bei der Einschätzung sind die reichen Leute zu niedrig, die hohen Einkommen, die Oberstufen" vor einem zu um 100 pCt. unter Umständen, tayirt worden. Wenn diese hohen Tarif" zu schützen. Die Steuersfala bis zu Ehrenmänner jetzt offen ihr wahres Einkommen angeben, 4 pCt., welche die Kommission für die Einkommen von um dessen Versteuerung sie sich Jahrzehnte und abermals Angriffe. Die Unternehmer, welche in Rheinland und es nun nicht unerhört, daß unter dem neuen Gesetz nicht 30 500 M. statuirt hatte, war der Gegenstand der heftigsten Jahrzehnte gedrückt haben, so fällt dieser Rebbach fort. Ist Westfalen , den Brennpunkten der deutschen Großindustrie, mehr so gemüthlich fortgemogelt werden kann!" unter dem sorgsamen Schutz der Eisenzölle, zusammen- Und die Konsequenz der vier Prozent? Die zarte 1. Der Stand der nationalen und internationalen Arbeiter geſchloſſen zu straffen, erfolgreich wirthschaftenden Ver- Sittlichkeit der Bourgeois wird sich wie eine Mimose vor gesetzgebung, und die Mittel und Wege, dieselbe zu ver- und am Jacquardstuhl, in Gießereien und Porzellan- fraudation wird zum Leitstern der Großbürger bänden, in Gruben und Hüttenwerken, an der Mule Jenny der rauhen Hand des Steuerfiskus verschließen, die De­2. Das Koalitionsrecht und seine Garantien; Arbeitsein- fabriken, am Dampfhammer und am Schleifstein Myriaden werden. Herr Vygen erklärt und ein solch sach­und abermals Myriaden von Arbeitern exploitiren, die kundiger Beurtheiler wie Miquel kommt zu ähnlichen Reichsten der Reichen, die Leute mit den fürstlichen ethischen Ergebnissen: Revenuen, die Großkapitalisten, welche gegen die Ausstände

Die Tagesordnung ist:

beffern.

stellungen, Boykott und Gewerkschaftsbewegung vom nationalen und internationalen Gesichtspunkt aus.

über dem Militarismus.

girten vertheilt.

Der Kongreß ist allen Arbeiterorganisationen und allen Sozialistischen Parteien ohne Ausnahme offen.

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3. Die Stellung und die Pflichten der Arbeiterklasse gegen der um die Verbesserung ihres harten Looses ringenden 3 pet. nicht abwarten? Giebt das nicht den erwarteten Erfolg Warum wollen Sie das Ergebniß der Deklaration bei Proletarier Polizei und Militär zu Hilfe rufen, und die Regierung verlangt mehr, so wird die Volksvertretung Die Berichte über die Lage der Arbeiter und die sozialistische die Kohlenlords, welche mit Arbeitern nicht verhandeln", es nicht verweigern. Aber heute schon auf einmal mit zwei Gr­Bewegung in jedem Lande werden auf Kosten der betreffenden die Industriellen, deren Beauftragte die Bueck und Reis- mit. Nun sagt man: die reichen Leute könnten höhere Sähe höhungen in die Welt hereinzuspringen, das mache ich schwerlich Organisationen-in drei Sprachen: englisch, französisch und deutsch gedruckt und bei Gröffnung des Kongresses an die Deke- mann sind, diese sozialen Gruppen sind es, für deren zahlen, ohne dadurch besonders beeinträchtigt zu werden. Ich angemessene Rente" energisch gekämpft wurde. Im gebe das theilweise zu. Generell ist das nicht richtig; denn auch Reichstag der sozialpolitische, im Landtag der unter den Leuten mit 30 000 M. Ginkommen und mehr, die jest steuer politische Unternehmerschutz, das ist das ganze Einkommen verzehrt. Unter allen Umständen wird es höhere Säße zahlen sollen, giebt es viele, deren Lebenshaltung die Losung. bei ihnen Unzufriedenheit erzeugen, wenn sie 31/2 und 4 pct. Allgemein zugegeben wird, daß die höheren Einzahlen sollen, während sie jetzt nur 3 pet. steuern. Auf alle kommen nach der bisherigen Art der Steuereinhebung nicht Fälle giebt es zu denken, wenn man sieht, daß ein ehrlicher richtig getroffen werden, daß thatsächlich die Steuereingeschätzt hat, zukünftig mit 200 000 Mt. fich selbst einschätzt Mann, den man fälschlicher Weise jezt blos für 100 000 m. hinterziehung eine foziale Massenerscheinung im und dann dafür statt 3000 m. 8000 m. bezahlen soll... Rahmen der Bourgeoisie ist. Die Moral der besitzenden Ich fürchte in der That, meine Herren, die Steuermoral wird Klaffen läßt es geschehen, daß, trotzdem ihnen bekannt darunter ganz erheblich leiden, und es wird bei 4 pct. nicht viel ist, wie sehr die zu niedrige Einschätzung den Staat ganz anderen schwereren Strafen das Gefeß umgeben, als es im mehr herauskommen als bei 3 pct., es sei denn, daß Sie mit Gentlement und Junker. schädigt, das Gemeinwesen fort und fort um Hundert- Entwurfe vorgesehen ist. Bei den Strafen, die Sie jetzt haben, Bürgerliche Moral und steuerliche Erziehungskunst. die Rede. In diese dicke sittliche Hornhaut schlägt das sich einschätzen. Da muß man nun nicht glauben, er werde tausende geprellt wird. Hier ist von Feinfühligkeit nicht deklarirt ganz gewiß manch reicher Mann einfach nicht, er läßt Während ein Theil der Nationalliberalen mit ihrem neue Steuergesetz eine tiefe Wunde durch Einführung der inklusive der Straße, zu niedrig greifen und dann macht der schon herangeholt werden. Das ist grundfalsch. Man wird, früheren Führer Miquel durch Dick und Dünn ging, thaten sich Selbstdeklaration an Stelle der heute herrschenden Tara- Widerspenstige noch ein Geschäft, das dem ehrlichen Deklaranten die rheinisch- westfälischen Nationalliberalen, allen voran tion. Nun höre man Herrn Vygen( Stenogr. Bericht gegenüber um so häßlicher erscheint."( Sten. Ber. S. 868/9.) die Herrn von Eynern und Vygen, in heftigen Angriffen S. 868): Trotz dieser prächtigen Charakteristik der rheinischen

Bur Kritik der preußischen Steuer­

tarif- Debatten.

III.

auf den Steuertarif hervor. Die Rheinländer sind eben ,, Hat man sich denn auch klar gemacht, was das Chrbarkeit ist Herr Bygen nicht der Ansicht, daß die die Mandatare der Großindustriellen und der anderen heißt, erheblich höheres Einkommen deklariren und zugleich Rheinländer fich vor dem Steuerzahlen drücken" und Großkapitalistengruppen jener Bezirke, und es war also dasselbe mit einem stärkeren Sage versteuern bis zu vier spricht von dem ehrlichen Manne am Rhein ", der die ihre Aufgabe, gegen eine Neuerung Front zu machen, Prozent? Das heißt, meine Herren, bei Lichte betrachtet, konventionelle Art der Einschätzung nicht will." Sehr welche den Profit um einige Prozent zu schmälern geeignet in solchen Fällen, wo das doppelte Einkommen der wohl! Aber wir kennen das rheinische Patriziat, wir war. Die Absage, welche die Gruben- und Hüttenbarone iezigen Einschätzung deklarirt wird( es wird dergleichen fennen die Unternehmerfeudalität jener Bezirke. Ob sie dem Herrn Müllensiefen, diesem Virtuosen des Wort- Fälle geben), zukünftig statt jetzt 3000 M. für 100 000 M. die Handwerkerdemokratie in die Verbannung jagten, haltens ertheilt haben, ist nicht fruchtlos gewesen: die geschätztes Einkommen zukünftig 8000 M. zahlen." ob sie als gepackte Jury im Kölner Kommunisten­Landtags- Abgeordneten, welche der rheinischen Bourgeoisie Aus dem Gentlemen- Jargon ins Deutsche übersetzt, prozeß die Bewegung von 1848/49 nachmals hoch­ihre Size verdanken, haben mit löblichem Eifer die Inter - heißt das einfach: Es ist ein Standal, daß der Staat nothpeinlich strangulirten, ob sie als trene Unterthanen essen ihrer Wähler vertreten. das richtige Einkommen zu besteuern die Kühnheit hat, der Gesetze und Patrioten in schimpflicher Weise durch Hatte Herr Richter die Mittelklasse in Schutz ge- noch dazu mit einem Steuersah bis zu 4 pCt. Bisher Betrug, Bestechungen und Durchsteckereien ihre Söhne dem

Feuilleton.

Machbruc verboten.]

Die Falkner von St. Vigil.

Brüder!"

( 2

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Er hatte einige Mühe, sie einzuholen und dann trieb zur Eile. Damit erreichte sie jedoch nichts, und sie mußte ihren Schritt mäßigen.

" Ach, Kind, was für eine Welt ist das, daß Einer das Alles erleben muß," kopfschüttelte der Alte, und nachdem er sie aus der Röhre getrunken, sagte er: Laß mich ein Bissl verruhen, hier ist gut sein."

Er ließ sich in dem dürftigen Schatten auf einem roh zum Sitz behauenen Steine nieder und während er ruhte, wendete Stasi die Blicke über die Felder und zerstreuten weißen

Ja, ich weiß nicht," spann er den Gedanken weiter, den ihre vorige Aeußerung in ihm angeregt hatte, uir hatten in unserem Refektorium ein Bild, das stellte die Ver­suchung des Heilands vor, wie ihm der Teufel alle Herr­

Trinken.

Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tirol Gehöfte auf das Thal zurück. Der Knopf des Kitchthurms lichkeit der Welt weist. Der hatte just solche große, schwarze von Robert Sa, weichel. aufstieg, gligerte in der Sonne und die Leidensstationen, die ,, Ach, Dukel David, ich mein der Soldat" stotterte Er galt für den gottlosesten und wildesten Buben von der Kirche bis zur Kapelle sich hinzogen, schimmerten seine" Nichte. in dem ganzen Vigilthale. Ein Seufzer schwellte Stafi's wie Perlen auf dem grünen Grunde der Frohnwiese, die " Freilich, wo die hiukommen!" sagte er. Ach ja, Busen und sie griff zu ihrem Rosenkranz, um sich der Ge- jetzt völlig einsam war. Links von dem Dorfe, wo die sich ach ja! Und wir sollten bei dem Bild immer daran danken an den wilden Brost, wie er wohl genannt wurde, vorſchiebenden Berge das Pusterthal verengten, lagen auf denken, daß wir unsere unsterbliche Seele nicht in Gefahr zu entschlagen; allein es wollte ihr nicht gelingen, und nach steil abfallendem Schieferfels, an dem die Rienz aufblitzend brächten durch Schlemmen in Eſſen einer Weile sagte sie: vorüberglitt, die weitläufigen, zum Theil bereits verfallenen Du lieber Gott, es gab Fastentage genug. Zuweilen aber Hannes so gar nicht ähnlich schaut, und sie sind doch zwei Nordoften, schwebte eine weißliche Wolke über den bersalde­Sannes so gar nicht ähnlich schaut, und sie sind doch zweiten Bergen, die das Städtchen Bruneck mit seinem Erinnerungen an sein Klosterleben, dem die Einverleibungen " Es ist doch verwunderlich, Ohm, daß er dem Herren Gebäude des ehemaligen Klosters Sonnenburg. Rechts, im hatten wir es gar gut!" Gr wiegte seinen dicken Kopf, seufzte und versank in auf sie, aber er blieb die Antwort schuldig. Verführerischer Brixen gewesen, dem Auge entzogen. Es waren die Schitec- Orden der Kapuziner angehört und die braune Kutte schien Der Ohm richtete zwar seine öden, wasserblauen Augen Schlosse, das cinft die Sommerresidenz der Bischöfe von Tirols in Bayern ein Ende gemacht hatte. Er hatte dem als die Worte seiner Nichte, war in sein Ohr das Rieseln felder und Gletscher des Riesenferners. Sonntägliche Stille ihm noch immer beim Gehen um die Beine zu schlenkern. eines Quells gedrungen, der aus einem gemauerten Bildstock ruhte auf der freundlichen Landschaft und würziger Geruch Sie schritten jetzt an dem Fuß der Höhe hin, auf der int Schatten einiger Kirschbäume flop. Zu ihm tenkte et frischen Heues erfüllte die flimmernde Luft. die aus verschiedenen Jahrhunderten stammende Michaels­Was er für glanzige Augen hat," kam es unbewußt burg thront. Es mußte einst ein großer, starker Bau ge­,, Ach, Du gebenedeite Mutter Gottes," ächzte er jetzt. über" die Lippen des Mädchens, wesen sein; gegenivärtig waren mit Ausnahme eines vier­» Schau, die Gottlosigkeit, Stafi!" Meinst Du den Ambros?" fragte der Ohm und trieb eckigen Thurmes die Gebäude und Ringmauern, deren über der Röhre offenbar gewaltsam zerstört war. Er wies auf den Brunnenpfeiler, dessen Heiligenbild damit der erschreckenden Staſt das Blut bis in die Stirn. mehrere hinter einander aufstiegen, nur noch Ruinen und Nur Freilich, der hat so rechte, echte Teufelsaugen." einige Stücke bemalten Ralles hafteten noch an den Ziegeln, " Komm, Ohm," rief Stasi hastig. Es ist Zeit, daß Grüß Gott," rief eine frische Stimme hinter Onkel Stafi machte sich eifrig mit ihrem Rosenkranz zu

feine Schritte.

Trümmer.

die tiefe Schrammen wiesen und hier und da zerbröckelt wir weiter gehen." Sie wartete auch nicht, bis jener auf- und Nichte. waren. Der abgeschlagene farbige Mörtel lag am Boden. gestanden war, sondern setzte sich gleich in Bewegung.