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Ar. 233. 24. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 5. Oktober 1907.

Zur Kommunalwahlbewegung.

Leider wurde

les, fortwährend agitatorisch auf diese Vereine dahingehend einzu- Polizeipräsidium die Zulassung von nur 10 Aus. wirken, daß dieselben zu ihren Veranstaltungen nur freie Lokale nahmetagen im Jahre zu empfehlen. benutzen, oder aber die Benugung eines Lokales davon abhängig ausschuß, daß dieser seine Sitzungen in dem Gesellenhause der Der Vorstand der Schmiedeinnung fordert von dem Gesellen. Abneigung gegen praktische Mitarbeit. machen, daß der betreffende Wirt seine Räume auch zu politischen Innung abhalte. Hiergegen hat der Gesellenausschuß bei der Ge­In Berlin kann man allemal, wenn Stadtverordneten- und gewerkschaftlichen Versammlungen hergibt. Alle Billetts zu werbedeputation Beschwerde erhoben. Stadtverordneter Basner wahlen bevorstehen, immer wieder das amüsante Schauspiel Veranstaltungen in gesperrten Lokalen sind stets suchte nachzuweisen, daß die Beschwerde berechtigt und die Forde erleben, daß der Freifinn in seiner Wahlagitation den Kommunal- entschieden zurückzuweisen. rung des Innungsvorstandes zurückzuweisen sei. wählern vorerzählt, die Soziademokratie könne nichts weiter als An die Arbeitervereine der größeren Städte richten wir wiederum jedoch die Beschwerde der Gesellen mit geringer Mehrheit ab­fritisieren, nörgeln, verneinen. Die Sozialdemokratie sei, die Aufforderung, sich bei ihren Ausflügen und Partien streng nach gewiesen. so schwindeln zungenfertige Wortführer des Stadtfreisinns, under Lokalliste zu richten, um dadurch unsere Genossen in den Provinz- Die Direktion der Urania hat in den letzten Tagen an die Ins brauchbar zur praktischen Mitarbeit in der orten in ihrem äußerst schwierigen und opferreichen Lokalkampfe haber größerer Betriebe Birkulare verschickt, in welchem die Arbeit Kommunalverwaltung Berlins ; sie wolle auch gar wirksam zu unterstützen. Jeder muß dessen eingedent sein, daß geber auf die Vorträge und Ausstellungsfäle des wissenschaftlichen nichts von praktischer Mitarbeit wissen, es fomme ihr nur darauf der Kampf um die Erringung von Versammlungs- nstituts aufmerksam gemacht werden, und in denen darauf hin­an, auch in der Kommunalverwaltung lediglich zu agitieren, zu räumen ein Kampf um das Versammlungsrecht gewiesen wird, daß sie beabsichtige, Sondervorstellungen zu be­wühlen, zu heben. ist, wo uns Säle zu Versammlungen zur Ver- deutend crmäßigten Preisen für die Angestellten hiesiger größerer Das Stichwort zum Beginn dieses freisinnigen fügung stehen; dort können wir unser Versammetriebe und deren Angehörige einzuführen. Die Direktion be Schwindelschwabes ist diesmal an einer Stelle gefallen, lungsrecht erst wirklich ausnüßen. Deshalb: merkt in ihrem Anschreiben: Wir sind überzeugt, daß gerade wo man sich eigentlich mit anderen Dingen als mit Agitation zu unsere Darbietungen geeignet sind, auf weite Kreise einen günstigen den Stadtverordnetenwahlen Berlins zu beschäftigen hatte. Der Des weiteren ersuchen wir die Vorstände und Komitees, bei Einfluß auszuüben und dieselben von minderwertigen Darbietungen Berein für Sozialpolitik" berhandelte in seiner diesjährigen allen ihren Veranstaltungen dafür zu sorgen, daß das notwendige und Vergnügungen fernzuhalten." In dem Zirkular iſt dieſer Tagung unter anderem über die Verfassungs- und Verwaltungs- Bedienungspersonal stets vom kostenlosen Arbeitsnachweis des Ver- Satz in gesperrter Schrift enthalten. Die Direktion muß also das organisation der Städte, und in der Diskussion über dieses Thema bandes deutscher Gastwirtsgehülfen bezogen wird.( Ortsverwaltung viel dagegen sagen, so berührt es doch, Arbeitgebern gegenüber aus. mit eine bestimmte Absicht verfolgen. Läßt sich auch an sich nicht gab auch der freifinnige Reichstagsabgeordnete, Fisch bed seine Berlin , Gr. Hamburgerstr. 18/19. Tel. Amt III 1813.) Weisheit zum besten. Herr Fischbed, der ja außerdem noch Stadt­rat von Berlin ist, schimpfte dort, im Norden Deutschlands habe notwendig, daß allen Verträgen mit Lokalinhabern eine Klausel an- bedient. Der Direktion ist es doch bekannt, daß gerade die Organi­Außerdem ist es im eigenen Interesse der Vereine selbst dringend gesprochen, etwas eigentümlich. Eigentümlich muß es auch be rühren, daß die Direktion sich der Vermittelung der Arbeitgeber man die Erfahrung gemacht, daß sehr wenig von pratgefügt wird, wonach für den Fall, daß das betreffende Lokal später fationen der Arbeiter es waren, die seit Begründung des Unter­tischer Mitarbeit der Sozialdemokratie für Arbeiterversammlungen verweigert werden sollte, der Vertrag nehmens diesem die lebhafteste Sympathie und Förderung an­sehen sei. seine Gültigkeit verliert. gedeihen ließen. Will die Direktion ihre Darbietungen weiten Streifen zugänglich machen, so braucht sie sich nur an die Arbeiter­organisationen selbst zu wenden, wie sie das früher immer tat. die Sympathien für das wissenschaftliche Institut zu erhöhen. Das jezige Verfahren der Direktion dürfte nicht geeignet sein,

zu

Der uns zugegangene Sitzungsbericht, dem wir diese Aeuße rung entnehmen, gibt nicht an, ob Herr Fischbeck auch hinzugefügt hat, in welchen Städten Norddeutschlands solche Erfahrung ge­macht worden sei. Das ist schlimm für den Herrn Stadtrat . Da er seine Erfahrungen wohl nur in Berlin gesammelt haben könnte, so bringt der Bericht ihn in den Verdacht, daß jene Aeußerung auch in erster Linie auf Berlin gemünzt war. Hier­nach wird vielleicht mancher zu der Ansicht gelangen, daß Herr

Fischbeck, der Stadtrat von Berlin , vor dem Berein für Sozial­politit" bewußt die unwahrheit gesagt habe, und daß sein Wort über die praktische Mitarbeit der Sozialdemokraten, von der angeblich so sehr wenig zu sehen sei, nicht nur das Stichwort für den Beginn des erwähnten Schwindelschwazes freisinniger Wahlagitation war, sondern auch das Signal dazu sein sollte.

Beachtet die Lokalliste!

Alle sonstigen Anfragen, Mitteilungen usw. find stets durch die in der Lokalliste angegebenen Kommissionsmitglieder an den Obmann der Lokalkommission zu richten, soweit Lokale Berlins und der Kreise Nieder- Barnim, Teltow - Beeskow und Potsdam - Osthavelland in Frage kommen. Für die übrigen Provinzorte find alle Anfragen dirett an den Obmann zu richten, in keinem Falle jedoch direkt an die Redaktion des Vorwärts"; dies bitten wir zu beachten. Zum Schluß ersuchen wir die Parteigenossen, die jeweilige Lokalliste stets bis zum Erscheinen der nächsten aufzubewahren, sowie von allen in der Zwischenzeit eintretenden etwaigen Aende­rungen Notiz zu nehmen. Für verloren gegangene Listen kann jederzeit Ersatz von allen Kommissionsmitgliedern bezogen werden.

Die Lokalkommission.

Schöneberg . Genossen und Genossinnen! Am Sonntag, den 6. Oktober, findet im 1., 2., 5., 6., 8. und 10. Bezirk eine Flugblattverteilung statt. Es ist notwendig, daß feiner zu Haus bleibt. Ein jeder muß sich an dieser wichtigen Arbeit be­Der Vorstand. Friedenau . Sonntag, früh 8 Uhr, Flugblattverbreitung von

Wir wagen nicht zu bezweifeln, daß Herr Fischbeck sich beeilen wird, zur Wiederherstellung des uneingeschränkten Glaubens an feine Wahrhaftigkeit alsbald öffentlich zu erklären, er wiffe aus eigener Erfahrung sehr wohl, daß in Berlin die Sozial­demokratie erfolgreich in der der Gemeindever teiligen. waltung mitarbeitet. Da es aber doch möglich ist, daß

besagter Herr Fischbeck von seinem Stadtratsposten aus wirklich von der praktischen Mitarbeit der Sozialdemokratie wenig oder nichts bemerkt hat, so möchten wir ihn auf etliche Dinge stoßen,

( Bericht vom Parteitag.)

Der Vorstand.

den Bezirkslokalen aus. Die Parteigenossen werden ersucht, boll­ählig zu erscheinen. Zugleich weisen wir heute schon auf die öffentliche Parteibersammlung am Dienstag, den 8. Oktober, hin. die unter den Kommunalwählern dritter Abteilung, auch unter Zehlendorf . Am Sonntag früh, 28 Uhr, findet von dem Lokal den noch freisinnigen, längst allgemein bekannt sind. Weiß er Benno Midley, Potsdamerstr. 25 aus eine Handzettelverteilung nichts von den andauernden Bemühungen der sozialdemokratischen statt. Die Genossen werden ersucht, recht pünktlich und zahlreich Stadtverordnetenfraktion, unser Gemeindeschulwesen zu erscheinen. möglichst von all jenen äußeren Mängeln, der Klassenüberfüllung usw., zu befreien, die der Schule die Arbeit erschweren und ihren Erfolg beeinträchtigen? Hat er niemals davon gehört, daß unsere Genossen im Stadtparlament einen langjährigen Kampf gegen freisinnigen Unverstand führen mußten, ehe ihre Anregung, der Schuljugend auch ein klein wenig ärztlicher Fürsorge zu gewähren und neben den Lehrer den Arzt zu stellen, auf fruchtbaren

Boden fiel?

Das sind Tatsachen, die, wie gesagt, auch im freisinnigen Bürgertum allgemein bekannt sind. Bekannt ist auch der Anteil, den die Sozialdemokratie an der Ausgestaltung des Gesund­Und sollen wir heitswesens unserer Stadt gehabt hat. erst daran erinnern, daß die Säuglingsfürsorge, die wir in den letzten Jahren bekommen haben, den Anregungen sozialdemokra­tischer Stadtverordneten zu danken ist? Es ist noch nicht so sehr lange her, daß Oberbürgermeister Kirschner in der Stadtver­ordnetenversammlung erklärte, er habe von den Sozialdemokraten sehr schäzenswerte Anregungen erfahren" und könne dafür nur dankbar sein". Der Herr Oberbürgermeister redet zwar bald so, bald anders, wie gerade seine wechselnde Laune es ihm eingibt. Aber hier hat er einmal ehrlich anerkannt, wie die Dinge liegen. Er selber wird z. B. auch bestätigen können, wie sehr es dem Einfluß unserer Genossen zu danken ist, daß in der Behandlung der Fragen des Verkehrswesens jekt int Rathause andere Anschauungen Geltung haben als früher.

Ein neuer Streich gegen das Selbstverwaltungsrecht der Stadt­gemeinde ist von der Regierung geführt worden. Seit dem Jahre 1734, also seit 174 Jahren, hatte der Magistrat das Recht, bei der Regelung des Kehrbezirkswesens und der Wahl der Bezirks- Schorn­Ministerialverordnung ist ihm dieses Recht entzogen worden. Eine steinfegermeister ein entscheidendes Wort mitzusprechen. Durch eine Eingabe des Magistrats gegen diese Verordnung wurde ablehnend beschieden. Dieser neue Streich zeugt von der zärtlichen Fürsorge, welche die Regierung der Selbstverwaltung" der Kommune zuteil werden läßt.

Wahrlich, man bietet ihnen viel, den Vätern unserer großen Stadt. Aber, sie werden auch diese Bille, wie schon so viele vordem, ruhig schlucken.- Maulhalten und zahlen, ist die erste Bürger­pflicht!

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Der Acht- hr- Ladenschluß wird das scheint nicht meht zweifelhaft von der großen Mehrheit der Geschäftsleute als notwendig, wünschenswert und durchführbar angesehen. Wenn auch ein kleines Säuflein von Interessenten jetzt alle Hebel in Bewegung setzt, um die Einführung des Achtuhr- Ladenschlusses zu hinter­

treiben, so hat die von dieser Seite betriebene Agitation doch keinen Erfolg. Einen sprechenden Beweis für diese Ansicht lieferte eine Versammlung von Radeninhabern, welche die Vereinigung der Ladeninhaber am Donnerstag zum Zweck der Propaganda gegen den Achtuhr- Ladenschluß nach dem Industriesaal in der Beuthstraße Stralau. Sonntag, den 6. d. M., findet im zweiten Bezirk berufen hatte. Daß es eine dringende Notwendigkeit ist, die Ge­eine Flugblattverbreitung statt. Die Genossen werden ersucht, schäftsinhaber in ihrem eigenen Interesse zu einem früheren Ge­morgens 8 Uhr pünktlich und zahlreich beim Genossen Schmidt, schäftsschluß zu veranlassen, das bewies die Versammlung schon Markgrafendamm 16, zu erscheinen; gleichfalls sind am Sonntag durch den Zeitpunkt ihres Anfanges. Mit Rücksicht auf den Neun­die Parteitagslisten abzurechnen. Den Genossen sei hiermit schon uhr- Ladenschluß war der Beginn der Versammlung auf 10 Uhr zur Kenntnis gebracht, daß Montag, den 14. Oktober, abends angefeßt, sie wurde aber erst um 10 Uhr eröffnet. Wenn es also Uhr, in den Markgrafensälen, Markgrafendamm 34, eine bei dem Neunuhr- Ladenschluß bleibt, so find die Geschäftsinhaber Boltsversammlung stattfindet. Reichstagsabgeordneter Genoffe gezwungen, wichtige gemeinsame Angelegenheiten zur Nachtzeit zu Arthur Stadthagen spricht über:" Das preußische Wahl- besprechen. Schon das ist ein Grund, der für einen früheren Laden­unrecht." Es ist Pflicht eines jeden Genossen, für guten Besuch schluß spricht. Im übrigen zeigte der Verlauf der Versammlung, dieser Versammlung zu agitieren. daß sich in den Kreisen der Landeninhaber kaum noch jemand für Die Zahlabende finden am zweiten und dritten Mittwoch jeden die Beibehaltung des gegenwärtigen Zustandes, der sie bis 9 Uhr Monats in den bekannten Lokalen statt. Der Vorstand. ans Geschäftslokal fesselt, interessiert. Wenn es wahr wäre, daß Treptow - Baumschulenweg. Am Sonntag, den 6. d. M., findet auch nur ein nennenswerter Teil der Geschäftsleute sich durch einen eine Vorwärts"-Agitation statt. Es ist Pflicht der Genossen, sich früheren Ladenschluß geschädigt fühlt, dann hätte die Versamm zu derselben früh 9 Uhr in den Bezirkslokalen einzufinden. Auch lung, die inmitten der lebhaftesten Geschäftsgegend tagte und zu der die Ladeninhaber ch Flugblätter eingeladen waren, über­werden die Handzettel für die am Dienstag, den 8. d. M., bei füllt sein müssen. Doch es waren nur wie man durch ober­Wernicke( Rennbahn) stattfindende Agitationsversammlung mit- flächliche Zählung leicht feststellen konnte gegen 70 Personen Der Vorstand. erschienen. Der Referent brachte keine Gründe gegen den Achtuhr­des Bahlvereins findet Mittwoch, den 9. Oftober, abends 81 Uhr, verband der Handlungsgehülfen vorgenommene Abstimmung, die er Französisch- Buchholz . Die ordentliche Mitgliederversammlung Ladenschluß vor, sondern er eiferte nur gegen die vom Zentral­bei Stähne, Berlinerstr. 39, statt. Tagesordnung: 1. Bericht von als einen politischen Gewaltatt bezeichnete, der nicht maßgebend sei. der Streisgeneralversammlung. 2. Diskussion. 3. Vereinsangelegen Nur eine von Schußleuten vorgenommene Abstimmung erkenne ber heiten, Anträge. 4. Verschiedenes. Pflicht jedes Parteigenossen ist deutsche Kaufmann als maßgebend an. Nach längerem Drucksen es, pünktlich zu erscheinen. Die örtlichen Verhältnisse erfordern eine und mehrfacher Aufforderung fanden sich auch einige Diskussions­eingehende Diskussion. Der Vorstand. redner, die ihr Einverständnis mit dem Referenten bekundeten. Eine Resolution gegen den Achtuhr- Ladenschluß wurde angenommen. Aber nicht einstimmig. Etwa 10 Personen stimmten dagegen.

berbreitet.

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Berliner Nachrichten.

Abneigung gegen praktische Mitarbeit der Sozialdemo kratie in der Gemeindeverwaltung sehen wir lediglich bei dem Stadtfreisin n. Solche Mitarbeit ist ihm unbequem, weil fie ihn zu einer Steigerung der Fürsorge nötigt, die der wert- Die Gewerbedeputation des Magistrats beschäftigte sich in ihrer tätigen Bevölkerung zugute fommt. Es wäre ein leichtes, Sibung am Mittwoch mit einem Gesuch des Deutschnationalen Handlungsgehülfenverbandes um Aufhebung bezw. Einschränkung hierfür noch mehr Beispiele anzuführen. Unbequem und läftig der Ausnahmetage, an denen Handlungsgehülfen länger als bis ist aber den Führern des Stadtfreisinns solche Mitarbeit auch des- 9 Uhr abends beschäftigt werden dürfen. halb, weil sie ihnen für die Stadtverordnetenwahlen schlecht in Nach§ 139c der Gewerbeordnung ist den in offenen Verkaufs­ihren Kram paßt und ihnen die Agitation erschwert

nur

Die Wählerschaft dritter Abteilung hat allmählich weit bis in die Kreise des Bürgertums hinein begriffen, daß in Berlin der tommunalen Migwirtschaft des Liberalismus dann mit immer wachsendem Erfolge entgegen= gearbeitet werden kann, wenn im Rathause der Einfluß der Sozialdemokratie immer mehr gestärkt wird. Gegen diese Einsicht ist machtlos aller Schwindel, zu dem der Stadtfreisinn in der Wahlagitation seine Zuflucht nimmt."

Au

Partei- Angelegenheiten.

stellen und den dazu gehörenden Kontoren und Lagerräumen be­schäftigten Gehülfen, Lehrlingen und Arbeitern nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 10 Stunden zu gewähren. Der§ 139d der Gewerbe­ordnung läßt jedoch zu, daß an jährlich höchstens 30 Tagen, die von der Ortspolizeibehörde zu bestimmen sind, die 10stündige Ruhezeit verkürzt werden kann.

Der§ 139e der Gewerbeordnung seht fest, daß offene Ver­taufsstellen um 9 Uhr abends geschlossen werden müssen; er enthält aber ferner die Bestimmung, daß an höchstens 40 von der Orts­polizeibehörde zu bestimmenden Tagen der Ladenschluß erst um 10 Uhr abends zu erfolgen braucht.

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So haben sich also in einer Gegend, wo die Ladeninhaber aus der nächsten Nachbarschaft des Versammlungslokals ausreichen würden, um den Saal zu füllen, etwa 50, allerhöchstens 60 Per­fonen gefunden, die einem Protest gegen die Einführung des Acht­uhr- Ladenschlusses zustimmten. Damit ist treffend bewiesen, daß die große Mehrheit der Geschäftsleute für den Achtuhr- Laden­schluß ist.

Zur Revolverschießerei des Lehrers Liebig in der Rigaerstraße wird berichtet, daß der Lehrer L. angibt, in der Notwehr gehandelt zu haben. Anders lauten die Angaben der Gegenseite. Die Dar­stellung, die die Bedrohten und Berlebten gaben, weicht von den Aussagen des Lehrers Liebig, der in der Notwehr gehandelt haben will, erheblich ab.

Liebig, ein Mann von 39 Jahren, besitzt die Häuser Rigaer­straße 32, in dem er selbst wohnt, und 26, in dem seine Mutter, eine Witwe, die Verwaltung führt. In diesem Hause wohnt seit dem 1. April der 54 Jahre alte Arbeiter Albert Becker mit seiner Frau und drei Kindern. Frau Becker besorgt die Hausreinigung. hre Kinder sind nicht sehr artig und gaben oft Veranlassung zu Streit zwischen ihr und der Hausverwalterin. Dieses Verhältnis In Berlin hat das Polizeipräsidium die Zahl der Ausnahme- führte dahin, daß Liebig am 18. d. M. seinen zwölfjährigen Sohn tage, an denen die angeführten Bestimmungen, Ruhezeit und mit einem Kündigungsbrief zu Becker schidte. B. erkannte aber Reunuhr- Ladenschluß betreffend, außer Kraft gesetzt werden dürfen, diese Kündigung nicht an, da ihm ein Rechtsbureau" in der An die Parteigenoffen Berlins und der Provinz Brandenburg . auf jährlich 15 festgesetzt. Die Gewerbebeputation des Magistrats Proskauerstraße sagte, die Kündigung hätte durch eingeschriebenen Die neue 2otalliste liegt der heutigen Nummer des Vor- hat sich vor längerer Zeit dem Polizeipräsidium gegenüber gut- Brief erfolgen müssen. Troßdem suchte B. nach einer neuen tvärts" bei und empfehlen wir dieselbe wiederum der Arbeiterschaft achtlich dahin geäußert, daß es genügt, nur 10 Ausnahmetage jähr Pförtner- oder Hausreinigerstelle. Daß er teine neue Stellung bringend zur Beachtung. Jeder Arbeiter muß sich stets vor Augenlich zuzulassen. Dieselbe Forderung enthält auch die Eingabe des fand, legte er angeblich ungünstigen Auskünften der Witwe Liebig oben genannten Gehülfenverbandes. zur Last. Als vorgestern nachmittag um 5% Uhr Becker zur Arbeit führen, daß für eine fruchtbringende Agitations- und Organisations- Bei der Beratung dieses Gesuchs in der Gewerbedeputation ging und seine Frau bei dem Schneidermeister Thom im Laden arbeit der Besitz freier Lokale die erste Vorbedingung versuchten mehrere Mitglieder derselben, den früher gefaßten Be- ar, drang Liebig mit Gewalt in die verschlossene Wohnung ein, ift. Um in unserem Lofaltampfe immer mehr Erfolge zu schluß wieder aufzuheben. Besonders der Referent Stadtrat Geride indem er eine Fensterscheibe zertrümmerte und dann das Fenster erzielen, ist es notwendig, den 2otalboykott, unsere und Stadtrat Dr. Weigert bemühten sich, die Ablehnung der aufriegelte. Als er dann begann, Tische und Stühle zum Fenster wirtsamste waffe, überall mit aller Schärfe durchzuführen. Forderung der Gehülfen herbeizuführen. Auch Stadtverordneter hinaus auf den Hof zu stellen, tamen Frau Beder und Frau Thom Alle Veranstaltungen der Vereine sind stets daraufhin zu kontrollieren, Berger suchte nachzuweisen, daß ein dringendes Bedürfnis vorliege, hinzu, schlossen auf und verlangten, daß Liebig hinausgehe. Statt ob dieselben in einem der Arbeiterschaft auch zu Versammlungen an den 15 Ausnahmetagen festzuhalten. Stadtrat Maaß ersuchte, dieser Aufforderung nachzukommen, soll Liebig die beiden Frauen den einmal gefaßten Beschluß, wonach die Gewerbebeputation nach deren Aussage geschlagen haben. Er blieb dann in der Woh­zur Verfügung stehenden Lokale stattfinden; gerade dies bitten wir 10 Ausnahmetage für ausreichend halte, aufrecht zu erhalten. Die mung, bis um 8% Uhr Becker von der Arbeit erschien. B. ging ganz besonders zu beachten. Es gibt keine Ortschaft, die bei einer Stadtverordneten Deutsch und Borgmann sowie Bürgerbeputierter mit seiner Frau hinein und nahm Thom und dessen Frau als nennenswerten Arbeiterbevölkerung nicht auch eine ganze Anzahl Tubauer empfahlen dringend die Eingabe der Gehülfen als eine Beugen mit. Die vier befunden, daß Liebig fie mit einem Revolver der verschiedensten Vereine aufzuweisen hat, die sich wiederum in berechtigte Forderung anzuerkennen. Die Deputation beschloß in der rechten und einem Wasserleitungsschlüssel in der linken Hand threr Mehrheit naturgemäß aus Arbeitern aufammensetzen. Hier gilt hierauf, ihren früheren Beschluß aufrecht au erhalten und dem empfangen habe." Fasse mich keiner an," foll er gerufen haben.