sich die Schar der Wartenden. Und bald darauf füllte sich langsamder Platz vor dem geschlossenen Schalter mit neu eintreffendenLeuten. Fragende Blicke und Vermutungen wurden ausgetauscht.bis endlich von irgendeiner Seite Aufklärung kam. Die Postver-waltung hatte es nicht für nötig befunden, die Ankommenden durchAnschlag oder Aushang sofort zu informieren. So sind in derZeit von 4 bis 5 Uhr zirka 60 Menschen vor dem Schalter ein-getroffen und sind unverrichteter Sache wieder gegangen, wenn sienicht über die freie Zeit zum Warten verfügten.Wenn man bedenkt, daß sich unter den Rentenempfängerndoch viele hoch bejahrte Frauen und Männer befinden, denen derWeg bis zur Post ohnehin schon schwer wird, dann kann man eswohl als eine sehr große Rücksichtslosigkeit seitens der Postverwabtung bezeichnen, daß sie solchen Leuten ohne weiteres ein stunden!langes Warten zumutet. DaS Warten wird zur Pein, wenn manbedenkt, daß Sitzgelegenheit in dem betreffenden Räume nicht vor-Händen»st.Die sogen, internationale Lnstwagenkonkurrcnz, die der KaiserlicheAutomobilklub und der Verein deutscher Motorfahrzeug-Jndustriellerdieser Tage veranstalten will und die ihren Ausgangspunkt, wie wirbereits berichteten, von Berlin nehmen und einige belebte Straßenberühren soll, ist in letzter Stunde auf unerwartete Schwierigkeitengestoßen. Die„B. Z. am Mittag" weiß zu melden, daß der OberPräsident und der Regierungspräsident der Provinz Sachsen sichgegen die Abhaltung der PrüfungSsahrt ausgesprochen haben, weilzurzeit in der Provinz Sachsen die Rübenernte in vollem Gangeist und man größere Verkehrsstörungen fürchtete.Die Veranstalter der Konkurrenz haben sich schleunigst hingesetztund unter Ausschaltung der Provinz Sachsen eine andere Streckeausgearbeitet. Während als anfängliche Strecke Berlin— Charlottenbürg— Brandenburg— Magdeburg— Quedlinburg— Dessau— Jüterbog—Berlin galt, soll jetzt die Strecke Berlin— Brandenburg— Jüterbog—Berlin gewählt werden und eS wird beabsichtigt, diese Streckez w e i m a l zu durchfahren. DaS kann ja interessant werden. Bezeichnend ist, daß der Oberpräsident in Potsdam gerade entgegemgesetzter Ansicht wie der Oberpräsident der Provinz Sachsen zu seinscheint. Während letzterer größere Verkehrsstörungen befürchtet, istder ersiere bemüht, die Veranstaltung zu fördern, oblvohl hier weitbelebtere Gegenden in Frage kommen.Unter dem Rangtrrzng zermalmt.Ein schrecklicher Unglücksfall, der mit dem Tode eine» blühendenMenschenlebens endete, hat sich gestern mittag auf dem Rangierbahnhof an der Frankfnrter Allee zugetragen. Der 20 Jahre alteEisenbahnbeaint« Paul Klahn au« der Koppenstraße 80 hatte beimRangieren eine« Zuges die Brems« zu bedienen. Während sich nunder Rangierzug in der Fahrt befand, sprang K. auf einen der Wagenhinauf, um möglichst schnell die Bremse in Tätigkeit zu setzen. Erglitt jedoch vom Trittbrett ab, kam zu Fall und geriet unter denZug. Die Räder zermalmten dem Aermste» beide Beine sast voll»ständig. Auch da« Rückgrat wurde ihm zermalmt. Auf dem TranSPort nach dem Krankenhau« am Friedrichshain erlag der verunglücktefeinen Verletzungen._Zwei Boottunfälle haben sich vorgestern auf dem Tegeler Seeresp. der Qavel ereignet. Der Kaufmann Krüger au« Berlinhatte mit seinem Freunde und dessen Schwester mit einem ihmgehörigen Segelboot eine Ausfahrt auf dem Tegeler See unternommen. Jnsolge plötzlichen Umspringens de» Windes und einerdabei durch die Danie ausgeführten falschen Steuerung schlugda« Fahrzeug um und die drei Insassen stürzten in das Wasser.Die um Hülfe Rufenden, die sich an den» Fahrzeuge festklammerten,wurden durch die Mannschaften eines voruberkommendenDampfer« gerettet.— Ein noch nicht aufgeklärter BoolSunfallhat sich vermutlich vorgestern auf der Havel»n der Nähe der Ein»fahrt in den Tegeler See ereignet. Dortsclbst wurde von demFrachtdampfer„Hamburg" ein auf dem Wasser kielaufwärt«treibendes Ruderboot entdeckt. Bon den Insassen des Fahrzeuge»konnte nichts enmttelt werden. Vermutlich sind dieselben er-trunken, da weder in Heiligensee noch in Tcgleort von einemBoolSunfall etwas bekannt geworden ist.Schon wieber eine Eisonbahnentgletfuns. Auf der Ringbahnstation WilinerSdorf-Jriedenau sind gestern früh OVt Uhr drei Eisenbahnwagcn infolge Versagen« der Weiche entgleist. Glücklicher»weise handelt eS sich diesmal nur um Güterwagen, die denWilmersdorfer Güterbahnhof erreichen wollten. Die Gleise fürden Güterverkehr auf dem Ringbahnhof Wilmersdorf find erst neugelegt. Als die Maschine die neue Weiche passiert hatte, lockertesich die Weichcnstellung und drei Güterwagen blieben aufdem alten Gleise, während die Maschine schon in einem Nebengleise stand und bei»» Weiterfahren die drei Wagen au» denSchienen riß. Die bcladenen Wagen lagen schief über denSchienen und eS bedurfte mehrstündiger Anstrengungen, um siewieder flott zu machen. Immerhin haben die Wagen einen er-heblichen Materialschaden erlitten.Znin Stranöbcrger Eisenbahnunglück wird uns aus Königs-Wusterhausen gemeldet, daß dort der Kaufmann Katzky unter demVerdacht der Täterschaft an dem Strausbergcr Eisenbahnfrcvelverhaftet und in das AmtSgcrichlsgefängnis gebracht worden ist,ES wird abzuwarten sein, ob der Verdacht begründet ist.Nach den bisherigen Berichten befinden sich demnach bereitsdrei Personen in Untersuchungshaft, ob aber einer davon überhaupternstlich als Täter in Betracht kommt,»st sehr die Frage.DaS WIntcrgartenprogrninn» für de» Oktober. Die Tage werdenkürzer und die Abende länger. Die Theater und Variotös gewinnenmit der Jahreszeit an Zugkraft, auch wenn ihre Darbietungen nichtimmer zugkräftig sind. Die Provinz entsendet ihre Besncherscharund die Großsladtschichten. denen das Vergnügen die Arbeit ersetztoder aber einmal unterbricht, strömen herbei. Lustiger Wechsel, einPotpourri au« allein heißt die Losung der VartotäS: Kgl. Kammer«sänger, Kunst, girkusnnminern, exotische Tänze. Es kann nicht buntgenug werden....Die Hindutänze von Frl. Ruth-St. Denis bilden gegen-wärtig die Hauptanziehungskraft im Wintergarten. Mit ihrenwllnderbar weich wogenden Arm- und Handbewegungen und denausdruckvollen Rythmen ihres schlanken Körpers, wozu der starreGesichtSauSdruck seltsam kontrastiert, beschwört sie fremdartig«Welten herauf. Derbere Künste bietet der PeitschenvirtuoseL i n d s a tz. die Akrobatik ist durch die drei G o r d o n s gut ver-treten. Mit immer neuen Ueberraschnngen spannt der in Berlinschon bekannte Zauberkünstler de B i ä r e die Erwartung, und indemer seine Tricks angeblich erklärt, bietet er wieder neue. Humor undgrotesken Ulk findet man bei einem amerikanischen GesangSquartett.recke Grazie oei Arlette D o r g ä r e, die allerdings nicht ganz beiStimme war. Ernste» Gesang pflegt der Kammersänger HerrA l b e r t t. Eine fainose Szene zu Pferde— Champagner-auSgelassenbeit— führte LeriS Loyal vor. Die Ochsendressur vonGrais zeigte die ganze akrobatrsche Ueberlegcnheit unserer ent-fernten Vctterschaft. Lebende Bilder nach bekannten Bildern undPlastiken sind eine stehende Nummer unserer VariütöS geworden.Eine französische Truppe— Henriette de Serris— vertrat diesesGenre, dem wir nicht all zu viel Geschmack abgewinnen können,besonders wenn die Statisten die Jllusioi» zerstören, um ihre Ver-beugung zu machen. Die wirkliche Verrücktheit eines Automobil-rennens und die eines phantastischen Hotels steuerte der liistigkonstruierte Biograph bei.Die Zufahrtstrahe zum Droschkenhofe de» Potsdamer Bahn-Hofes wird wegen Asphaltierungöarbettei» vorn 7, d. M. ab bis aufweiteres für Fuhuvcrke und Reiter gesperrt. Die An- und Ab-fahrt der Droschken am Bahnhofe erfolgt während der Tauer derißKsrrung von der Köthenerstraße auS,Arbeiter-Samariter-Kolonne. Montag abend 9 Uhr Beginndes Winterkursus in der 1. Abteilung Dresdenerstr. 4S. Vortragdes praktischen Arztes Herrn Dr. Schwab über Anatomie(Baudes menschlichen Körpers). Nach dem Vortrage findet Frage-beantwortung statt.ES wird um rege Beteiligung gebeten und bitten wir, da»Inserat der heutigen Nummer zu beachten.Vorort- JVaebnebten.Charkottenburg.Die Stadtverordnetenwahle« für die dritte Abteilung findenin Eharlsttenburg am S. November, für die 2. Abteilung anj7 November und für die 1. Abteilung am 8. November statt. DieTermine fallen also mit denen für die Berliner Wahlen zusammen.Bei den wenigen Wochen, die uns noch vom Wahltag trennen, be-darf es der eifrigsten Agitation, zumal da von gegnerischer Seiteeine Tätigkeit an den Tag gelegt wird, die die Tätigkeit frühererJahre weit übertrifft. Sollen wir keine unangenehmen Ueberraschungen erleben, dann ist e» dringend erforderlich, daß diesmalder letzte Mann zur Wahl kommt.Di« Freie Volksbühne Charlottenburg führt in diesem Monatihren Mitgliedern Anzengrubers bestes Volksstück:„Dasvierte Gebot" vor. Die Vorstellung der l. Abteilung ist amSonnabend, den 12. Oktober, die der 2. Abteilung am Freitag,den 11. Oktober, abends 8 Uhr, im Charlottenburger Schiller-Theater. In jeder Abteilung müssen die Marten am Tage vorder Vorstellung geklebt sein, in der S. Abteilung also schonspätestens am Donnerstag, den 10. Oktober.Steglitz.Ueberfahren und sofort getötet wurde vorgestern abend auf demBahnkörper der Wannseebahn in der Nähe des Güterbahnhofe» der60 Jahre alte Rentier Wilhelin Rathenow au» der Mommsen-slraße. Der Lokomotivführer bemerkte den Mann auf denSchienen, konnte jedoch den Zug nicht mehr rechtzeitig zum Haltenbringen. Während auf der einen Seite behauptet wird, daß essich um einen Selbstmord handelt, will die Polizei ermittelt haben,daß der Getötete auf dem Güterbahnhofe zu tun gehabt und infahrlässiger Weise das Gleise betreten habe.Da» Organ des Mietervereins, die„Steglitzer Zeitung"bringt in ihrer Sonnabendnummer folgende Notiz:„Auf Neu-bauten in der Treitschte- bczw. Zimmermannstraße stahl ver-mutlich streikendes Gesindel Kleidung und Hand-Werkszeug der dort beschäftigten Arbeiter."— Da« ehrenwerteOrgan weiß also absolut nichts, es„vermutet" nur, daßStreikende die Sachen gestohlen haben könnten. Ist schondie ohne jeden Anhaltspunkt ausgesprochene Vermutung einejournalistische Unanständigkeit, so ist die Be-Zeichnung streikender Arbeiter als„Gesinde l" eine Flegelei,die wir auf» nachdrücklichste zurückweisen müssen. Wer gibt demMietervereinSorgan das Recht, Arbeiter, die von dem ihnen gesetzlichzustehenden Recht der Arbeitsverweigerung Gebrauch machen, als„Gesindel" zu beschimpfen? Wie würde es ihm gefallen,»venu wirsagen würden:„Das Gesindel in der Redaktion der„SteglitzerZettung" verbrettet wissentlich falsche Nachrichten lediglich zudem Zwecke, um seinem Haß gegen streikende Arbeiter Ausdruck zugeben!?" ES würde sich vermtitlich— und mit Recht— beleidigtfühlen. Also:„Was Du nicht willst, da» man Dir tu' usw."—Wir sind zurzeit nicht unterrichtet, ob überhaupt auf den Bautengestreikt wird. Sollte die» der Fall sein, dann wird wohl da« be-teiligte„Gesindel" selbst noch da« Wort nehmen.Adlershof.Abermals eine BerfammlungS-Auflisung im Kreise Teltow!Am LS. September sollte in Adlershof«ine öffentliche Persammlung stattfinden»nit dem Thema:„Die frei« Jugend-organisation und ihr« Feinde." Diese Versammlung wurde ohneAngabe von Gründen durch den Aintsvorsteher verboten. Am4, Oktober tagte nun bei Kähne, Bismarckstraße, eine VolksVersammlung, die äußerst zahlreich besucht war, um gegen denEingriff der Behörde in die gesetzlich aewährleistete VersaminlungS-freiheit Stellung zu nehmen. Der Referent, Genosse Mar Kiesel,sprach über das Thema„Polizei-Zustände". Er zeigte, wie diePolizei bestrebt sei. die Arbeiterklasse überall zu bevormunden,die Organisationen in ihrer EntWickelung aufzuhalten. DieArbeiterklasse sei aber mit einem Mann wie Bismarck fertig geworden, der die heutigen Sozialistentöter an Fähigkeiten über-ragte. Auch die Jugendorganisation werde die Behörde nicht zurück-drängen können. Alle erwachsenen Arbeiter müßten aber durchdie Bekämpfung veranlaßt werden, mehr wie bisher die Jugend-bcwcgung durch Agitation für dieselbe zu unterstützen. In derDiskussion, die sich an den mit Beifall aufgenommenen Vortraganschloß, sprach Genosse Maschke. Parteifreunde des Landrats,wie der konservative Abgeordnete Hammer im preußischen Land-tage, haben die Maßnahmen des Landrats als ungesetzliche bezeichnet.Im selben Atemzuge erklärte aber der Abgeordnete Hammer,«wennich Landrat wäre, würde ich versucht sein, ebenso zu handeln."Hieran kann nian erkennen, daß es für jene Leute sich gar nichtdarum handelt, ihren Handlungen eine gesetzliche Grundlage zugeben, sondern daß sie die Niederknüttelung der Jugendorganisationals eine Machtfraae betrachten.— Der überwachende Beamte ver«langte nun vom Vorsitzenden, daß er nicht dulden soll, daß über„Jugendorganisation" gesprochen wird. Genosse Maschke erklärte,daß nach keinem Paragraph irgend eines Gesetzes dem Beamtendas Recht gegeben sei, in die Verhandlung einzugreifen. Er lasseich daher von niemandem, auch von einem königlich preußischenGendarm nicht vorschreiben, was er sagen solle.— Der Ucbcr-wachende löste daraus die Versammlung auf.Gegen die Auflösung wird natürlich Beschwerde eingelegt.Außerdem findet ain Mittwoch, den 9. Oktober, bei Wöllstein eineProtestversammlung gegen diese Auflösung statt. Thema:Achtung! Der Staat ist in Gefahr! ES ist Pflichtder Parteigenossen, schon jetzt überall für den Besuch dieser Ver«'ammlung zu agitieren.Weihensee.DaS Disziplinarverfahren gegen den besoldeten Schöffen Dr.Pape auf Dienste», tlassu»»o ist noch nicht Gegenstand einer Ver«Handlung des Gerichtshofes gewesen, und schon werden in der Ein«wohnerschaft allerhand Gerücht- laut. Einmal heißt es, die Wieder-einsetzung stehe kurz bevor, um dann hinterher widerrufen zuwerden. Die Verbreitung des ersteren Gerüchts wird ganz plan-mäßig von den Freunden Papes eingeleitet. Ein etwa? schnelleresArbeiten der hierüber zu entscheidenden Behörden wäre im Jnter-esse der Gemeinde jedenfalls erwünscht, da diese die Hälfte deSGchaltö an Dr. Pape zahlen muß und bei einer eventuellenWiedereinsetzung in sein Amt den Rest des GehalteS. trotzdem ein«AuShülfSkraft besoldet wird.Friedrichsfelde.Tie Beleidigungsklage erhöbe» haben die FriedrichsfelderVolksschullehrcr gegen unsere Genossen G r o n w a l d und Pin»' e l e r. Die Anklage gegen Gronwald stützt sich auf eine Ver-ammlungsanzeige, in welcher es unter anderem heißt:„DieKinder der Volksschule sind der Willkür der Gchulhcrrscbaft aus-wsetzt, warum nicht auch die Kinder der Reichen? Weil letztereich eine solche Behandlung ihrer Kinder nicht gefallen lassen. Ja,hat da» Kind des armen Manne» nicht ebenso ein Recht auf Schutzdurch die Eltern gegen die Willkür der Lehrer? Gewiß! Nurind die meisten Eltern zu furchtsam, a»lch zu bequem, ihre Elter»«rechte zur Geltung zu bringen. Wer nicht den Mut hat, sein«Kinder zu beschütze,,, der h« auch lein Recht auf die Liebe dieserKiudu.Dck in deck letzteck Tagen Fälle bedenklicher Züchtigung!von Kindern durch Lehrer der hiesigen Schule die öffentlicheKritik herausfordern, findet eine öffentliche Versammlung usw."Der Genosse Pinseler soll die Lehrer als Redner in der betreffer»denVersammlung beleidigt haben.Welcher Art die Züchtigung der Kinder gewesen sein soll, umdie e» sich in vorliegendem Falle handelt, geht aus folgenden ärzt-lichen Attesten hervor:„Herr W. ersucht mich soeben um Ausstellung eines ärztlichenAttestes, da seine gjährige Tochter Frieda heute vormittag durchStockschläge über den linken Arm mißhandelt sein soll. Die ob-jekttve Untersuchung ergibt folgenden Befund:„Quer über die Vorderfläche des linken Oberarmes vom Ellen-bogen bis zur Schulter laufen neun blutunterlaufene, blauroteStriemen. Die Länge derselben»st verschieden, sie differenziertzwischen 1 und 9 Zentimeter. Die Verletzte klagt über Schmerzenim linken Arm und kann aktiv den verletzten Arm nicht heben.Die Verletzungen rühren offenbar von der Einwirkung einesStockes her."Friedrichsfelde, den 22. 6. 1907. Dr. Braun. Arzt.Das folgende Attest lautet:„Frau I. ersucht mich heute um Ausstellung eines ärztlichenAttestes, da ihre lOjährigc Tochter Hedwig heute vormittag durchStockschläge»lißhandelt sei. Die objektive Untersuchung ergibtfolgenden Befund: A»n Rücken, zu beiden Seiten und unter denSchulterblättern sieht man 8 blutunterlaufene Striemen; dieselbendifferenzieren in ihrer Länge zwischen 1 und 9 Zentimeter. EineStrieme erreicht außerdem die Breite eines Fingers und zeigt inder Mitte eine Hautabschürfung. Die Verletzungen rühren offen»bar von der Einwirkung eines Stockes her."griedrichsfeldc, den 24. 6. 1907. Dr. Braun. Arzt.Wie wir bereit» schon einmal mitgeteilt, haben sich die beidenFälle an zwei hintereinander folgenden Schultagen und bei dem-Klben Klassenlehrer, einem Herrn II ins, ereignet. Herr RektorR i e t s ch meinte in einer gm 2. Juli stattgehabten Versammlung,daß diese Sache gar nicht so schlimm sei, denn da? Kind wäre nichterheblich in seiner Gesundheit geschädigt, da eS nur einen Tagdie Schule nicht besuchen konnte. Auf die Frage des Genosse»Pinseler, was bei ihm eine Ueberfchreitung des Züchtigunasrechtestci resp. eine erhebliche GesundheitSschädigung. blieb der Herr dielntwort schuldig.Bekanntlich suchten die beleidigten Pädagogen schon einmalden Schulvorstand zu bewegen. Strafantraa zu stellen, derselbelehnte es jedoch ab. Unsere Genossen sehen der nunmehrigen An-klage mit Ruhe entgegen.Spandau.Zur Sperre über das Eeitzsche Lokal. Die von unseren Ge»nassen mit Erfolg verhängte Sperre über das Eeitzsche Lokal hateine abermalige einstweilig« Verfügung gegen neun postenstehendeGenossen und die VorwärtS-Buchdruckerei und VerlagSanstalt ge,zeitigt. Bereits am 22. September berichteten wir, daß Herr Seitzeine einstweilige Verfüguitg herausgebracht hatte, die 1b Genossenuntersagt, Zettel oder Druckschristen zu verteilen, die zum Boykottde? Seitzfchen Lokale» auffordern. De» weiteren wurde den 1b Ge«nassen der Aufenthalt in der Nähe des Seitzfchen Lokale» und dasFernhalten von Gästen bei einer Haftstrafe von drei Tagen für jedeZuwiderhandlung verboten. Schon damals konnte man sich denken,daß durch diese Verfügung die Tätigkeit der Spandauer Genosse»keineswegs lahmgelegt werden könnte, geschweige denn, daß siegeeignet war, Herrn Seitz einen stärkeren Zuspruch von Gästenzu sichern. Die neueste von derselben Zivilkammer gegen neunGenossen erlassene Verfügung läßt denn auch erkennen, daß HerrSeitz mit aller Gewalt dem für sein Geschäft verhängnisvollenBoykott ein Ende machen will. Wir find der Ueberzeugung. baßdies« Draufgängerei nur geeignet ist. das Gegenteil dessen zu er-reichen, wa» man herbeiführen vlll, nämlich: die Sperre nochumfangreicher zu machen. Da» mag sich auch da» SpandauerScharfmacherblatt gesagt sein lassen, da», wie man die» auch nichtanders erwarten kann, über diese Verfügung nicht wenig erbaut ist.Der Boykott wird nicht durch gerichtliche Verfügungen beseitigt.sondern durch das Zugeständnis, die Arbeiterschaft al» gleich,berechtigte Bürger betrachten und damit ihr de» Saal zu versamm-lungszwecken zur Verfügung stellen zu wolle». Bevor letzteres nichtgeschieht, wird, dessen sind wir überzeugt, die SpandauerArbeiterschaft da» Seitzsch« Lokal nicht zu be«treten gewillt sein.Die einstweilige Verfügung hat. soweit sie sich gegen bestVorwärtsverlag richtet, folgenden Wortlaut:„Der Antragsgegnerin zu 9 wird untersagt, Flugblätter züverbreiten, in denen aufgefordert wird, das Seitz sche Lokal zuboykottieren sowie dahingehende Vermerke in die Lokallisten auf-zunehmen bei Vermeidung einer gegen die Inhaber der Antrags-gegnerin zu vollstreckenden Haftstrafe von 3 Tagen für jeden Fallder Zuwiderhandlung."Natürlich ist gegen diese einstweilige Verfügung richterlicheEntscheidung beantragt worden. Etwas schmerzlich berührt wirdes Herrn Seth wohl haben, daß wenige Stunden vor Eingang derVerfügung die neueste Lokalliste mit der Sonnabendnummer de»„Vorwärts" verbreitet wurde.Vermischtes.Ein furchtbares Familiendrama trug sich gestern frühzwischen 4 und b Uhr in Dresden im Hause Nr. 8 in derWeimarischenstraße zu. Dort wohnt der Kellner Wilhelm Roglermit seiner Frau und einer Schwester derselben. Ein aus Leipzigzu Besuch bei Rogler sich aufhaltender Bruder, der ArbeiterRogler, kam nun in der vergangenen Nacht mit den genanntenFrauen in Streit und zog plötzlich einen scharfgeladenen Revolverhervor, mit dem er die Cchiocster der Frau Rogler durch einenSchuh tötete und die letztere durch weitere Schüsse schwer verletzte.Cr selbst stürzte sich darauf aus der im 4. Stockwerk gelegenenWohnung herab und blieb in schtvcrverletztem Zustande liegen.Es ist fraglich, ob er und Frau Rogler am Leben erhalten werdenkönnen.Mlt 19900 M. flüchtig geworden ist seit vorgestern nachwlttagder 14�jZhrIge Banklehrling Hiser in Elberfeld. In setner Be-gleitung befindet sich der gleichaltrige KaufmannSlehrling Pack.Verschiedene Schifföunfälle werden berichtet, u. a. au»Jarmouth(England), von wo ein Telegramm mitteilt, daß da»ranzösische Schiff„Monette" in der Nordsee mit einem englischenFischerboote zusammengestoßen sei, dessen Mannschaft gerettetwerden konnte. Bei dichtem Nebel sind ferner die Dampfer„Settler" und„Agincoürt" auf einen Felfen aufgelaufen. Diebeiden Dampfer sind unrettbar verloren. Die Besatzungen konntengerettet werden.Mit dem Förderkorb in die Tiefe. In einem Kohlenbergwerkbei Bolton stürzte einem Telegramm au» London zufolge einFörderkorb in die Tiefe; neun Arbeiter, die sich in dem Korbebefanden, wurden getötet. �»>Waldbrand. Di» großen Staatswälder im Kreise Kruschewatztehen nach Belgrader Meldung seit mehreren Tagen inflammen. Zur Löschung des Brandes wurde Militär abgesandt.«Setter- Pregnese für Sonntag, de» 0. Oktober 1007.Mild und zunächst vielfach heiter, bei ziemlich lebhast-n südwestlichenWinden i jpäter wieder zunchmeude Bewöltuiig mid etwa« Aege».Bertioer Wetterdur»,»