Nr. 237.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Aus Budapest wird uns geschrieben:
Eine ungeheure Erregung durchzittert Ungarn . Gewaltige Menschenmassen, die der Sozialdemokratie bisher fernstanden, haben fich endlich aufgerafft, sind sich ihrer Menschenrechte bewußt geworden und nehmen nun mit ungeahnter Energie teil an dem großen Kampf, den Ungarns klassenbewußtes Proletariat um die Erringung des Wahlrechts führt. Mit unbezwinglicher Kraft reißt die Bewegung der organisierten Arbeiterschaft alles mit sich, durchbricht sie alle Dämme, welche Staat, Behörden, foaliertes Unternehmertum, Klassengerichte und die eigentlichen Befiger Ungarns , die Feudalen und Klerikalen, in steigender Furcht und Angst aufgebaut haben. Vor einem Monat gab die Leitung der sozialdemokratischen Partei Ungarns die Parole aus:„ Am 10. Ottober politischer Massenstreit!" und dieser Donnerruf fand„ von den Karpathen bis zur Adria ", von der Leitha bis zu den schneegekrönten Gipfeln Siebenbürgens überall ehernen
Widerhall.
Seit der Revolution im Jahre 1848/49 vermochte nichts so aufrüttelnd, so anfeuernd, so nachhaltig auf das bielsprachige Bolt Ungarns einzuwirken, wie dieser Gedanke des politischen Massenstreits, der Demonstration für das allgemeine Wahlrecht.
Donnerstag, den 10. Oktober 1907.
360-400 Stronen verdienen und davon eine 4-6 töpfige Familie erhalten müssen.
Seht das arme Land, dessen Verdienst, Ehe, Geburt, Tod, Gesundheit, Krankheit von den Winden, den Frühjahrsregen abhängig gemacht ist..
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Und das Parlament" dieser elenden, fürchterlich armen Nation hat 40 Jahre verstreichen lassen, ohne für das wirtschaftliche Wohl des Volkes auch nur eine einzige großzügige Tat hervorgebracht zu haben."
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Somme, was tommen mag! Ungarns vielsprachiges Proletariat ist gerüstet. Es hat um die Fahne des Wahlrechts um ein Wort Lassalles zu variieren- alles gesammelt, was einen demokratischen Blutstropfen hat in Ungarn !
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
gehe nicht anders. Dieser Hieb schredte die Berüden endlich etwas aus ihrer Ruhe empor und sie zogen sich zur Beratung des Antrages zurück. Dem Antrage wurde stattgegeben, worauf die Verteidigung bemerkte, daß sie während der Verlesung Stellen angeben würde, die vorzulesen überflüssig seien. Dies wird vom Gericht akzeptiert, worauf die Schrift verlesen wurde.
Die Verlesung der Broschüre löst für jeden, der ihr zu folgen imstande ist, die Frage aus: wie kann diesen Ausführungen gegenüber von Hochverrat gesprochen werden? Der Gesamteindruck ist der, daß Liebknecht rein sachlich seine Ansichten über die Betämpfung der schädlichen Wirkungen des heutigen Militarismus darlegt: teine Silbe irgend einer Aufforderung zur Gewalt. Die Anklage muß, wenn die Gesamtschrift gewürdigt wird, mit Freisprechung enden- ist der Eindruck nach der gegen 1/47 Uhr erfolgten Beendigung der Ver" Im Punkt Militarismus sind Reaktion und Kapitalismus be- lesung. Der Vorsigende Trepplin freilich ist durch den Prozeß gegen Reinsdorf und Genossen seinerzeit bekannt geworden. sonders empfindlich, sie haben genau erkannt, daß sie im Mili- scheint die Zähigkeit des Alters zu besigen, die sich schwer tarismus ihre wichtigste Machtposition gegenüber der von einer vorgefaßten Ansicht abbringen läßt. Bei der Leitung der Demokratie und Arbeiterklasse verteidigen; ste stehen dem Anti- Verhandlungen folgte der Vorsitzende völlig den Zusammenmilitarismus in geschlossener Bhalang gegenüber." stellungen der Anklage, die ein geradezu horrendes 3errbild der
Hochverrat.
Er
Die Worte des Genossen Liebknecht aus seiner ganz vorgelesenen Broschüre barstellt. Broschüre illustrieren gleichsam die ganze Aktion, die die StaatsNach der Verlesung der Broschüre seht sich Liebknecht mit der gewalt gegen ihn und in seiner Person gegen die Partei unter- An tIageschrift des Oberreichsanwalts auseinander. nommen hat. Daß es sich nicht nur um ein Vorgehen gegen Lieb- Aber nicht nur mit dieser, sondern auch mit dem Präsidenten, der Daß nun in den letzten Wochen das ungeteilte Interesse aller Kreise knecht und seine Schrift Militarismus und Antimilitarismus" ganz neue Anklagepunkte vorbrachte. Mit Recht führte und die Erregung von Tag zu Tag wuchs, hat seinen Grund nicht allein handelt, sondern um die gesamte antimilitaristische Agitation Biebknecht aus: Es sind bereits vier verschiedene Anklagen jetzt: in der niederträchtigen, frech- dummen Politik der Koalitionsregierung, und Gesinnung, davon legt ja besonders die Anklageschrift das beste ich weiß nicht, gegen welche ich mich eigentlich zu verteidigen habe. sondern findet seine volle Deutung in den fürchterlichen wirtschaftlichen Zeugnis ab. Darin marschieren die Ausführungen Liebknechts über In dem Schriftsak, der die Beschlagnahme der Broschüre begründete, Mißständen, an denen nicht nur das industrielle und landwirtschaftliche Militarismus und Antimilitarismus auf den verschiedenen Partei sei unglaublicherweise behauptet, der Angeklagte habe Frankreich zu Proletariat, sondern auch das Kleinbürgertum und der Mittelstand schwer tagen sowie andere Darlegungen und schließlich das Referat des einem Kriege auf Deutschland verheßen wollen. Indes, wer die zu tragen hat. Die Wohnungsmieten haben, speziell in Budapest , eine Genossen Liebknecht auf der Konferenz der Jugendvereine in Mann Schrift gelesen habe, wisse, daß davon keine Rede sein könne. Die folche Höhe erreicht wie sonst in keiner ähnlichen Großstadt heim vom vorigen Jahre auf. Mit der Schrift„ Militarismus und Anklagefchrift sei so verfaßt, daß der Inhalt der Broschüre in inEuropas. Seitdem die Agrarier die Vieheinfuhr aus Serbien durch Antimilitarismus" allein, das fah wohl auch der Reichsanwalt ein, birefter Rede wiedergegeben sei. Aber zwischendurch Sperrung der Grenze unmöglich machten, stiegen die Fleischpreise war total nichts zu machen; darum fuchte er die Zeitungsberichte seien Nebensäße eingeschoben, ebenfalls in inbeinahe aufs Doppelte. Die schlechte Ernte hielt andererseits die über jene Verhandlungen als Material zusammen. diretter Rede, die das Gegenteil dessen enthalten, was Herren Großgrundbefizer nicht von der Getreideausfuhr ab, was Die Verhandlung heute vor dem Reichsgericht, zu der der An- die Broschüre tatsächlich enthält! Liebknecht zitierte natürlich ein fortgesettes Anschwellen der Brotpreise zur Folge hat. brang der Zuhörer ungemein stark war, begann gleich von vornherein mehrere derartige Säße und sagte mit erhobener Stimme: Ein Auch die unerhörte Steigerung der Preise für Milch, Gemüse und sehr lebhaft; denn sowohl die Verteidigung wie der Angeklagte" derartiges Verfahren zu fennzeichnen, wolle alle anderen Lebensmittel förderte die allgemeine Erbitterung gegen mußten die Auffassung bekommen, daß die Leitung des Prozesses er sich an dieser Stelle versagen. Der Oberreichsdie agrarische Schutzzollpolitik der Regierung. Und noch weiter ver- der Berteidigung nicht den nötigen Spielraum lassen würde. anwalt sprang erregt von seinem Site auf und erklärte, daß schärft wird die ohnehin schon geradezu entsetzliche Teuerung durch Das Gericht fetzte sich aus dem 2. und 3. Straffenat zusammen, er jeden solcher Säße der Anklageschrift aufrecht erhalte. Dann den„ Streit der Seelen", die passive Resistenz der Eisenbahner, unter dem Vorsitz des Senatspräsidenten Treplin, eines ehe- bin ich genötigt, fährt Liebknecht fort, nunmehr auf diese seltsame welche die rechtzeitige Abwickelung des Verkehrs unmöglich macht. maligen Reichsanwaltes. Als Antläger fungiert der Oberreichs- Anklage einzugehen, und mit beißendem Sarkasmus zerfekt er das So ist es zu verstehen, wenn diesmal selbst die Philister anwalt D1shausen, als Verteidiger stehen dem Genossen merkwürdige Anklagedokument. gegen die Koalitionsregierung aufgebracht sind und endlich einsehen, Liebknecht zur Seite: Rechtsanwalt Dr. Kurt Hezel aus Während der Beweisaufnahme suchte der Präsident daß die Rettung aus der wirtschaftlichen Krise, aus Teuerung, Not Leipzig , Rechtsanwalt Dr. Hugo Haase aus Königsberg und den Genossen Liebknecht in Gegensatz zu Bebel und Vollmar erund Elend nur in der Neugestaltung und Ausbreitung der politischen Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenberg aus Berlin . Ferner ist scheinen zu lassen und ihn im Einverständnis mit dem französiRechte, in der Erringung des Wahlrechts liegt. der Genosse Bebe I als Beuge erschienen. schen Genossen Hervé hinzustellen.
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Zum Schlusse der heutigen Verhandlung ereignete fich insofern dann noch ein Zwischenfall, als der Präsident eine Notiz der Bossischen Zeitung" anführte, in der in einem Referate ein französischer Genosse nach dem Stuttgarter Kongreß beim Berichte in Frankreich ausführte, die französischen Antimilitaristen ständen ganz mit Liebknecht im Einverständnis. Diese Zeitungsnotiz stammt dem Polizeipräsidium bon Berlin und hat den Rechtsanwälten mit den übrigen Aften der Untersuchung gar nicht vorgelegen. Die Verhandlung wurde um 10 1hr geschlossen und auf morgen früh 9 Uhr vertagt.
aus
Oftafrikanischer Katzenjammer.
Die beste Agitation im Kampfe um das Wahlrecht leisten aber Der liebliche Gummiparagraph, auf dem die Anklage beruht, doch die Machthaber selbst: Die Auflösung von 350 Ortsgruppen lautet: der Land- und Industriearbeiter- Organisationen, das Verbot von Jede andere, ein hochberräterisches Unternehmen vorbereitende Hunderten von Versammlungen und Ümzügen, besonders aber das Handlung wird mit Zuchthaus bis zu drei Jahren oder FestungsVorgehen des Oberstadthauptmanns von Budapest , Boda, der auf haft von gleicher Daner bestraft. höheren Befehl" die Erlaubnis zum Aufmarsch eines derartig Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft von großen Zuges, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere Stunden sechs Monaten bis zu drei Jahren ein.(§ 86 d. D. R.-St.-G.-B.) dauern würde", verweigerte. Das Klassenparlament wird sich also Die hochverräterische Handlung selbst soll in dem Vorschlag des mit militärischer Bereitschaft vor dem Volke absperren. Am Genossen Liebknecht gipfeln, die Partei solle eine Kommission zur 15. September 1905, als 100 000 flassenbewußte Proletarier vor dem Leitung der antimilitaristischen Propaganda einsetzen. Im übrigen Barlament ohne den geringsten Zwischenfall stundenlang waren die Aeußerungen Liebknech s auf den Parteitagen böse mitdemonstrierten, erhob die damalige, Trabantenregierung" einander verwechselt werden. Sogar auf den Stuttgarter Interfeine Einwendung; mm aber, da es sich um ein bloßes Vorüber- nationalen Kongreß ließ man ihn eine antimilitaristische Rede halten. gehen vor dem Parlament handelt, zittert die national- Ebenso war sein Referat auf der Konferenz der Jugendvereine in demokratische" Regierung! Mannheim im vorigen Jahre auf den Parteitag verlegt worden. Das Zentralorgan der ungarischen Sozialdemokratie, die mit Recht wies der Genosse Liebknecht bei seiner Vernehmung darauf Mit rücksichtsloserer Offenheit noch als Herr Dernburg Népszava"( Boltsstimme") hält den Machthabern, die strupellos hin, daß das Material zwangsweise zu seiner Belastung zusammen- berichtet heute der mehrfach erwähnte Conrad Alberti über die Entrechtung des Volfes verewigen möchten, eine Reihe statistischer gefügt worden sei. die Aussichtslosigkeit, es in Deutschostafrika , der Feststellungen als Festangebinde zum 10. Oftober- unter die Als Beweismaterial marschierten nun verschiedene Berichte über größten und bevölkertsten aller unserer Kolonien, zu einem Nase: die Verhandlungen der Parteitage und der Konferenz auf und be- Plantagenbau zu bringen, ja überhaupt nur Kolonial. Nach dem Besi gruppiert, kommen von den 970 841 Wählern fonderen Wert legte sowohl das Gericht wie der Reichsanwalt auf produkte dort in größerem Maße zu ziehen. Ungarns auf die besigende Klasse 795 628 Wähler, das sind die Anträge zum Punkt Militarismus, die man einfach als wollban, nichts mit den Erdnüssen! Selbst die Kultur der 82 Prozent der Wahlberechtigten! Auf die Bürgerschaft entfallen Produkte Liebknechts ansah. 127 102 Wähler oder 13,1 Prozent und auf die Arbeiterschaft bloß Die Herren wehrten sich nicht wenig, als ihnen Liebknecht nach- aserpflanzen, unter denen die Sisala gabe eine 48 111, das find 4,9 Prozent! Nun sind aber von den gesamten wies, sie würfelten alles blind durcheinander; so wies er darauf Hauptrolle spielt, erscheint aussichtslos; und ob die 4322960 über 20 Jahre alten Männern Ungarns zudem bloß bin, daß er gegen einige Anträge gesprochen und daß diese auch ab- Stautschukproduktion auf die Dauer rentabet ist, steht 22,4 Prozent Wähler: eben jene 970,841! Vier Fünftel der groß- gelehnt worden seien. auch noch sehr dahin. Doch hören wir den ostafrikanischen jährigen Männer also sind von den Staatsrechten ausgeschlossen, Nach der Auseinandersetzung Liebknechts, auf welchen Partei- Touristen selbst:
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wiewohl sie die Lasten des Staates tragen.
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tagen er zu dem Punkte Militarismus gesprochen, was er da gesagt
Am schlimmsten ist natürlich die Arbeiterschaft daran: Die habe, ersuchte der Rechtsanwalt ezel den Präsidenten, er solle Gesamtzahl der über 20 Jahre alten Arbeiter Ungarns beträgt Liebknecht sich darüber äußern lassen, daß er gesagt habe, erst wenn 2 179 408, oder 50,4 Proz. der gesamten Männerzahl von sich die Jugendvereine bon den anarchistelnden Tendenzen 4,3 Millionen. Von diesem Teil der männlichen Arbeiterbebölferung auf den Boden. der sozialistischen Weltanschauung gerettet sind heute wie oben angegeben Wähler: 48 111 oder hätten, könnten sie den Militarismus mit Erfolg bekämpfen; 2,2 Proz., Nicht wähler: 2131 297 oder 97,8 Proz. der geworauf der Vorsitzende erwiderte: daß dies dann ja im Zusammensamten Arbeiterschaft! Das derzeitige Wahlrecht schließt demnach 77,6 Proz. der gesamten über 20 Jahre alten Männer vom Wahlrecht aus, im einzelnen: 84 Proz. des Kleinbürgertums und 95 Proz. der Arbeiterschaft.
Diese wenigen Daten sprechen trauriger und überzeugender als viele noch so beredte Worte von den fürchterlichen ökonomischen Verhältnissen Ungarns .
Julius Racz, einer der besten Kenner des entfeglichen Wahl rechts, ruft denn auch empört aus:
" Seht ein Agrarierland, von dessen verdienenden, erwachsenen Söhnen die Hälfte vermögenslose Arbeiter sind! Und das nicht Industriearbeiter, sondern Landarbeiter und Gesinde, welche jährlich
hange mit den anderen Aeußerungen geschehen könne. Noch größeren Widerstand fand der Antrag der Verteidigung und des Genossen Liebknechts: die ganze Schrift„ Militarismus und Antimilitarismus“ 31 berlesen. Sowohl der Reichsanwalt wie der Präsident meinten, ,, daß es genüge, wenn die inkriminierten Stellen verlesen würden. Liebknecht könne ja dann angeben, welche Stellen noch verlesen werden sollten." Nachdem sich Rechtsanwalt ezel in ausführlicher Weise dafür ausgesprochen hatte, die ganze Schrift zu verlesen, schon wegen des Totaleindrucks, führte Liebknecht aus: Da es sich bei diesem Prozeß um einen Tendenzprozeß gegen ihn und seine Partei handle, müsse er schon deshalb um das Verlesen der ganzen Schrift ersuchen, als sich hierdurch die Tendenz der Schrift ergebe. Es tue ihm leid, das Gericht mit dem Berlesen belästigen zu müssen, aber es
Es ist nichts mit dem Kaffeeban, nichts mit dem Baum
" Ich muß mit einer großen Enttäuschung beginnen. Es ist nichts mit der Baumwolle in Deutsch - Ostafrifa. Wenigstens borläufig nichts. Die Kultur hat sich als zu unsicher erwiesen. In der Wachszeit, wenn der Strauch Regen bedarf, tlafft oft genug der Boden vor Trockenheit, und in der Reifezeit, wenn die Pflanze Trockenheit braucht, gießt es häufig in Strömen. In Deutsch Ostafrika ist kein Verlaß auf die Witterung. Künstliche Be= wässerung ist meist nicht leicht: das Wasser fließt in den Schluchten, wo man es nicht brauchen kann, und He be. pumpenanlagen sind zu teuer.
Zahllose Schädlinge vernichten hier die Baumwoll tapseln, und man fennt noch kein Mittel gegen sie. Stuhl. mann hat gefunden, daß die meisten der angepflanzten Sträucher und Bäume nach einem ertragreichen ersten Jahre bom zweiten an tränkeln und im vierten berloren sind... Der Vertrauensmann des Kolonialwirtschaftlichen Komitees" hat seinen Auftraggebern den Rat erteilt, den großen Dampfpflug in Saadani zu verkaufen und die Baumwollpflanzung eingehen zu lassen. In Lindi und Kilva sieht es nicht beffer aus....
Der Kaffeebau ist in der Kolonie so gut wie abgetan. Die Erdnüsse, die ein vortreffliches Del liefern, leiden dies Jahr an einer geheimnisvollen, selbst den Gelehrten in Awani