Nr. 237. 24. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donerstag, 10. Oktober 1907.
Der Hochverratsprozeß Liebknecht. inzuprägen, die den Intereſſen des Proletariats zuwiderlaufen, Bremer Barteitage einen antimilitariſtiſchen Antrag nicht geſtellt,
( Telegraphischer Bericht.);
Vor dem Reichsgericht begann heute früh 9 Uhr die Hauptberhandlung gegen den Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht aus Berlin wegen Vorbereitung zum Hochberrat, die er durch seine Schrift:" Militarismus und Antimilitarismus unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Jugendbewegung" begangen haben soll. Das sonst so stille Reichsgerichtsgebäude hat mit Rüdsicht auf diesen aufsehenerregenden Prozeß seinen Charakter völlig verändert. Vor den vier Toren des Gebäudes halten starte Schuhmannsposten Wache. Im Gebäude herrscht auf allen Gängen und Treppen lebhafte Bewegung. Eine ungeheuer große Menschenmenge drängt sich zum Sigungssaal, aber am Eingang des Saales selbst wird strenge Kontrolle geübt. Die Karten sind bereits seit mehreren Tagen vergriffen, und nur die Inhaber dieser Karten finden Zutritt. Gleichwohl ist der weite Zuschauerraum des Sigungsfaales im Moment bis auf den lehten Plaz gefüllt. Auch die reservierten Logen, die im Hintergrund des im dunklen Braun gehaltenen Saales aufsteigen, sind von den Inhabern der pribilegierten Karten, Reichsgerichtsräten und ihren Familien, rasch vollständig besetzt. Im Sigungssaale selbst sieht man vor der Barriere, die Publikum und Presse vom Richtertische trennen, den früheren Reichsanwalt Galli. Im Zuschauerraum bemerkt man ben Reichstagsabgeordneten Stadthagen , den österreichischen Reichsratsabgeordneten Freundlich und eine Reihe anderer Parlamentarier. Schon lange vor Beginn der Sizung hat Oberreichs anwalt Dr. Olshausen, der die Anklage vertritt, an seinem Tische Platz genommen und versenkt sich eifrig in das Studium der Atten. Punkt 9 Uhr erscheinen die drei Verteidiger des Angetlagten, Dr. Hezel- Leipzig , Rechtsanwalt Hugo Haase = Königsberg und Dr. Kurt Rosenberger- Berlin. In ihrer Begleitung befindet sich der einzige von der Verteidigung geladene Der Präsident Dr. Treplin eröffnet die Verhandlung und läßt den Angeklagten Dr. Liebknecht in den Sitzungssaal rufen und auf der Anklagebant Plaz nehmen. Er bittet sodann, den Raum zwischen der Schranke und dem Gerichtshof völlig freizulassen und weist auch den Polizeirat Zacher, der dort Plaz genommen hat, auf die Tribüne. Der andere nach dem Liebknechtschen Prozeß für heute angesetzte Termin, in dem es sich um die Einziehung ver schiedener polnischer Schriften wegen Vorbereitung zum Hochberrat handelt, wird vorläufig abgefeßt, da der Liebknechtsche Prozeß vor= aussichtlich längere Zeitdauer beanspruchen wird. Die Verhandlung felbst beginnt mit der Verlesung des
Eröffnungsbeschlusses,
genußt wird, um der Jugend ganz bestimmte politische Ansichten Dr. Liebknecht: Zum ersten Male hatte ich 1904 auf dem und weiter die Tatsache, daß es überhaupt erforderlich ist, das sondern begründet; er ging von meinem Wahlkreise PotsdamProletariat möglichst frühzeitig aufzuklären, hat dazu Weran- Osthavelland aus. Dann vertrat ich auf dem Parteitage in Jena laffung gegeben, daß man mán auch auf seiten der Sozial- wiederum ähnliche Anträge. In Stuttgart habe ich an der BeGründung von Jugendorganisationen erkannte. demokratie, der Arbeiterschaft, die dringende Notwendigkeit zur ratung über die Militärfrage nicht teilnehmen können, weil ich Es ist dies sehr der Kommission nicht angehörte, die die Resolution hierüber ver fpät bei uns in Deutschland geschehen, viel später als in allen faßte. Ich habe mich nur in einer schriftlichen Erklärung gegen anderen Ländern. 1904 ist der erste Versuch unternommen. Und die Ausführungen des Abg. v. Vollmar gewandt. Hingegen habe zwar bewegen sich die Jugendorganisationen in Deutschland auf ich in Essen einen Antrag, der sich genau mit dem von Mannheim rein gewerkschaftlicher Basis, auf der Basis des wirtschaftlichen deckt, wiederum vertreten, ihn aber nach der Begründung zurückStampfes. Sie beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Lehrlings- gezogen. schutz, mit dem Schuße der jugendlichen Arbeiter, Verkürzung der Arbeitszeit usw. Nur in Süddeutschland , wo eine größere Bewegungsfreiheit herrscht, hat man sich auch dementsprechend größeren Spielraum verschafft.
retten?"
Die ganze Broschüre ist als Beweismittel herbeigeschafft und müßte Präsident: Das ist ja prozeßordnungsmäßig völlig forrekt. fassende Broschüre läßt sich schwerlich eine fontinuierliche Aufauf Ihren Antrag verlesen werden. Aber für die 126 Seiten ummerksamkeit herbeiführen. Deshalb habe ich den Vermittelungsvorschlag gemacht, nur die wesentlichsten Stellen wörtlich vorzulesen.
Oberreichsanwalt Olshausen: Ich möchte doch bitten, den weiteren Verlauf der Debatte in Mannheim , insbesondere die Erklärung des Angeklagten auf einen Buruf des Abg. Bebel borzutragen, daß die in Frankreich in den letzten zwei Jahren Sie auf der Konferenz der sogenannten jungen Garde" gehalten Präsident: Die Anklage knüpft an den Vortrag an, den betriebene antimilitaristische Agitation ganz vortrefflich sei. haben. Ich bringe deshalb zunächst einen Artikel des Vor- soeben besprochene zeitlich an. Präsident: Allerdings schließt diese Aeußerung an die Gestatten Sie mir aber, sie an wärts" vom 23. September 1906 zur Berlesung, in dem die einer anderen Stelle der Anklage zu erörtern, wohin sie logisch " junge Garde" begrüßt wird. Es heißt da:„ Wenn Deutschlands gehört. " junge Garde" nunmehr auch den Antimilitarismus in ihr Arbeitsprogramm aufgenommen hat, so tut sie damit nur dasselbe, was laffen. Dr. Liebknecht: Auch ich werde mich später darüber ausbie proletarische Jugend in allen Ländern längst als ihre Aufgabe betrachtet hat. Auch der Parteitag selbst wird sich mit der Frage verlesen. Ich möchte aber vorschlagen, sie nicht ganz zu vers Präsident: Wir kämen nun dazu, Ihre Broschüre zu des Antimilitarismus zu beschäftigen haben. Es liegen dazu vor lesen, weil einzelne Stellen von keiner Bedeutung für die UnterAnträge aus Teltow - Beeskow , Potsdam - Osthavelland und Breslau . suchung sind. Wichtig ist nur der lezte Abschnitt von Die deutsche junge Garde" weiß, warum sie den Militarismus Seite 104 ab, den ich wörtlich verlesen lassen werde. Ueber den auf ihre Tagesordnung gefekt hat. Aber, will sie weiter eine übrigen Inhalt der Broschüre werde ich selbst ein objektives Referat Schule, eine Vorschule für die deutsche Sozialdemokratie sein, und geben. Ich stelle den Brozeßbeteiligten anheim, zur Ergänzung will sie weiter auf die Sympathien der sozialdemokratischen Be- dieses Referates nachträglich die wörtliche Verlesung einzelner wegung rechnen, so muß sie es als ihre Aufgabe betrachten, sich Teile der Broschüre zu beantragen. aus dem Fahrwasser der Anarchistelei in den Sozialismus hinüber- Dr. Liebknecht: Ich muß darauf bestehen, daß die zuretten." ganze Broschüre im Wortlaut berlesen wird. zu richten, was er darunter versteht: aus dem Fahrwasser gung. Verteidiger ezel: Jch bitte, an den Angeklagten die Frage Das ist die conditio sine qua non einer angemessenen VerteidiDer ganze Kompler meiner Anschauungen im 3u. der anarchistelei sich zum Sozialismus hinüber- sammenhang muß dem Gerichtshof bekannt werden. Ich habe nicht einzelne Kapitel abgefaßt und verbreitet, sondern eine ganze ausführlich beschäftigen. Ich bitte, von dieser Frage Abstand zu als geschlossenes Ganze abgefaßt und verbreitet. Präsident: Diese Frage wird uns später noch sehr geschlossene Schrift. Die Broschüre ist in ihrer Gesamtwirkung nehmen. Wir temmen nunmehr zu dem Vortrage des Angeklagten auf die Stellen Gewicht, auf die die Anklage naturgemäß gar Ich lege gerade auf der Jugendkonferenz selbst. Es heißt darin:" Die Erziehung kein Gewicht legt. Sie beweisen das Gegenteil der Anklage in der Schule, die den friegerischen Fürstenrubne verherrlicht, die Kirche, die den Krieg verteidigt, die wirtschaftliche Heraushebung tegen Hochverrats. der Elite- und Gardetruppen, alles das ist das Zuckerbrot, mit dem eiserne Disziplin, die Soidatenmißhandlungen, die Militärgesetze man dem Volke den Militarismus schmackhaft machen will. Die und Militärgerichtsurteile sind die Peitsche. Mit Hülfe dieses raffinierten Instituts machen fich die herrschenden Klassen das der folgenden Wortlaut hat: Heer dienstbar. Die Armee ist jedoch nicht nur ein Instrument Auf Antrag des Oberreichsanwalts wird gegen den Rechts- gegen den äußeren Feind. Je länger, je mehr wird das Heer anwalt Dr. Karl Paul August Friedrich Liebknecht aus Berlin , zu einer Waffe gegen den inneren Feind. Der Militarismus führt Klienten nur vollkommen teilen. Die Verteidigung würde ihre Verteidiger Dr. Hezel: Ich kann den Standpunkt meines der hinreichend verdächtig erscheint, in den Jahren 1906 und Proletarier gegen Proletarier, er macht die Soldaten zu Feinden Pflicht verleben, wenn sie auf die Verlesung irgend einer wesent1907 im Inlande ein hochberräterisches Unternehmen: die ge- ihrer eigenen Klaffe, wie das Militäraufgebot am 21. Januar und lichen Stelle verzichtete. Eine Abkürzung läßt sich vielleicht dadurch waltsame Abänderung der Verfassung des die Bereithaltung schußbereiter Kanonen in Berlin beweist. Gine herbeiführen, daß wir im Laufe der wörtlichen Verlesung auf Deutschen Reichs , nämlich die Beseitigung des Flinte erfekt 30 bis 40 Mann, 5 Millionen Bewaffnete können einzelne Seiten verzichten, z. B. auf die historische Darstellung stehenden Heeres durch den Militärstreif, gegebenen- deshalb ein Volk von 30 bis 40 Millionen in Schach halten. Was des Angeklagten über die Verwendung des Militärs in außer falls in Verbindung mit der Aktivierung der Truppen für die können wir dagegen mit unseren 3 Millionen weißer Bettel tun? deutschen Ländern bei inneren politischen Konflikten. Zum Schuße Revolution, durch Abfassung sowie durch Veranlassung der Druck Wird auch nur einer dem Kapitalismus die Gefolgschaft verweigern? des Angeklagten müssen bir eine Totalverlejung berlangen. legung und Verbreitung der Schrift:" Militarismus und Anti- Wohl find einzelne Teile des Heeres rot, sogar feuerrot. Aber das Insbesondere deshalb, weil sonst das innere militarismus" vorbereitet zu haben, indem er darin für die darf uns nicht dazu bringen, Dummheiten zu machen. Der Kapi- räfteverhältnis, das dynamische Verhältnis Organisierung einer über das ganze Reich zu verbreitenden be- talismus fennt seine Achillesferse und schüßt sie. Der Kaiser hat zwischen denjenigen Stellen, auf die die Anklage sonderen antimilitaristischen Propaganda unter Einfeßung eines den Antimilitarismus eine nationale Geißel genannt. Wie zu deren Leitung und Kontrollierung berufenen Bentral symptomatisch sind doch seine Worte stets für die Anschauungen Verteidigung besonders Wert legt, nicht hergestellt werden kann. besonderes Gewicht legt, zu den Stellen, auf die die ausschusses und unter Benutzung der sozialdemokratischen der herrschenden Klassen. Hat doch Wilhelm II. in seiner UnterJugendorganisationen eintrat zweds organischer Berseßung und redung mit Gaston Meunier die Begründung einer internationalen fuchen, in der von mir vorgeschlagenen Weise vorzugehen. Ist Präsident: Ich bin der Ansicht, wir sollten vorläufig verBermürbung des militaristischen Geistes, als deren notwendige Anti- Antimilitaristenliga angeregt. Wir haben noch viel zu tun, einer der Prozeßbeteiligten der Ansicht, daß mein Referat feinen Folge sich dann im Falle eines unpopulären kriegerischen Unter denn wir haben bisher trot Bebek so gut wie noch nichts getan. ansprüchen nicht genügt, so kann er immer noch die Verlesung nehmens, wie jetzt schon in besonderen Ausnahmefällen: dem Aber ruhige Ueberlegung müssen wir behalten. Unsere Aufgabe Falle eines Krieges zwischen Frankreich und Deutschland oder muß sein, die Jugend über den wahren Charakter des Militarismus einer Intervention Deutschlands in Rußland , der Militärstreit aufzuklären." und die etwaige Aktivierung der Truppen für die Revolution ergeben werde, also die Mittel und Wege nicht nur nachwies, die bestimmt und geeignet erscheinen, die Verwirklichung des be. zeichneten hochberräterischen Erfolges zu ermöglichen und zu fördern, sondern auch die schleunige Anwendung dieser Mittel forderte( Verbrechen gegen§ 86 des Strafgesetzbuches in Verbindung mit§ 81 Nr. 2,§ 82 des Strafgesetzbuches) gemäß§ 138 des Gerichtsverfassungsgesetzes,§ 26 Absatz 4 der Geschäftsordnung des Reichsgerichts das Hauptverfahren vor dem vereinigten zweiten und dritten Straffenat des Reichsgerichts erDie angeordnete Beschlagnahme der bezeichneten Schrift wird aufrecht erhalten. Die Untersuchungshaft wird nicht nicht angeordnet. Leipzig , den 9. August 1907. Sierauf beginnt das
öffnet.
Das Reichsgericht, Feriensenat.
Berhör des Angeklagten.
Dr. Liebknecht: Der Gedankengang der Rede ist richtig wiedergegeben, wenn ich auch nicht für alle einzelnen Ausbrüde die Richtigkeit der Wiedergabe übernehmen kann. Präsident: Auch auf dem Parteitage selbst sind Sie mit antimilitaristischen Anträgen hervorgetreten? Dr. Liebknecht: Jawohl.
fordern.
Dr. Liebknecht: Für mich handelt es sich doch um eine sehr ernste Angelegenheit, eventuell um mehrere Jahre Festung oder Zuchthaus. Eine außergewöhnlich große Anzahl der höchsten Richter des Reiches ist zur Entscheidung aufgerufen. Ich gebe ja nun zu, daß givei Stunden Berlesung eine unangenehme Belästi gung für sie sein mögen, aber mein natürlicher Selbst= erhaltungstrieb berbietet es mir, die sonst von mir gern Präsident: So haben Sie im Verein mit 22 Genoffen geübte Rücksicht auf die Zeit der Herren auch heute zu üben. Es einen Antrag eingebracht:" Das allerwärts sich vollziehende Er- handelt sich hier um einen Tendenzprozeß, und nur der gesamie wachen der proletarischen Jugend zu selbständiger organisatorischer Wortlaut meiner Schrift gibt ihre Tendenz korrekt wieder. Schon Betätigung wird begrüßt. Die Parteigenossen werden aufge- durch die Verkürzung des Inhaltes, die im Referat unvermeidlich fordert, überall, wo die Vereinsgefeße es gestatten, die Gründung ist, wird die Tendenz zugunsten einzelner Teile verschoben, die die und Weiterentwickelung von Jugendorganisationen zu fördern." Anklage hervorhebt. Dr. Liebknecht: Diesen Antrag habe ich selbst begründet. Ginspruch erheben. Der Gerichtshof wünscht seine Aufgabe nicht Präsident: Ich muß gegen den Ausdrud Belästigung Präsident: Außerdem lagen dem Parteitage noch Anträge von Breslau und Potsdam - Osthavelland vor. Sie lauten: Antrag erleichtert zu haben, sondern der Gerichtshof hat seine Pflicht auch Breslau :" Der Parteitag wolle beschließen: Es ist eine rege Agi- unter der größten Last zu tun. tation gegen den Militarismus in den breitesten Volksschichten Oberreichsanmalt: Gegenüber der bestimmt ab= zu entfalten. Zu diesem Zweck hat der Parteivorstand alljährlich gegebenen Erklärung des Angeklagten und des Verteidigers bleibt herauszugeben. Ebenso haben auch die örtlichen Parteiorganisa- Praktisch wird es natürlich so tommen, wie Dr. Bezel gesagt hat. wie in diesem Jahre zu Zeiten der Rekrutenaushebung Flugblätter uns wohl nichts anderes übrig, als die ganze Schrift zu verlesen. tionen durch Volksversammlungen mit entsprechenden Thematas Der Gerichtshof zieht sich zur Beschlußfassung zurück und ver= diese Agitation zu betreiben, wobei auch die Arbeiterpreffe mit fündet nach ganz kurzer Beratung, daß gemäß§ 44 der St.-P.-D. durchgreifenden Artikeln große Dienste erweisen wird." Der An- die ganze Schrift verlesen wird. Diese Verlesung nimmt den Rest trag Botsdam- Osthavelland lautet: trag Potsdam- Ofthavelland lautet:" Eine besondere antimilita- der Vormittagssibung in Anspruch. Verteidiger Dr. Hezel ristische Propaganda ist systematisch zu entfalten. Zu diesem Zwecke ist ein ständiger Ausschuß zu bilden."
Er gibt seine Personalien folgendermaßen an: Er ist geboren Er gibt seine Personalien folgendermaßen an: Er ist geboren am 13. August 1871 zu Leipzig als Sohn des verstorbenen Wilhelm Liebknecht und dessen Ehefrau Natalie, geborene Reh, verheiratet, Vater von drei Kindern, Diffident, ist Soldat gewesen, Inhaber der Landwehrdienstauszeichnung II. Klasse, unbestraft. Präsident: Es wird das beste sein, wenn Sie, ehe Sie cine ausführliche Erklärung über Ihren Standpunkt hier abgeben, sich einmal über die Veranlassung äußern, aus der heraus Sie die Broschüre geschrieben haben, und wenn Sie uns Auskunft geben Dr. Liebknecht: Mit dem Antrag Breslau habe ich gar über die Vorgänge auf dem Mannheimer Parteitage, die nach der anderen Parteitagsbelegierten. Ich habe ihn nur, weil mir der nichts zu tun, er war mir vorher ebenso unbekannt wie jedem Anklage die Beranlassung zu der Broschüre gaben. Dr. Biebknecht: Der Mannheimer Barteitag hat mit der Gedankengang des Antrages sympathisch war, in der Begründung Gemeint ist vielleicht die des Antrages Potsdam - Osthavelland , den ich selbst verfaßt habe, ganzen Angelegenheit nichts zu tun. Konferenz jugendlicher Arbeiter, die im Anschluß an den Mann- mit erwähnt. In dieser Rede habe ich ausgeführt, daß zur Durch heimer Parteitag stattfand. Auf dieser Konferenz habe ich aller- führung der Resolution des Pariser Kongresses, der das Proletariat dings auf Wunsch ein Referat über„ Militarismus und Anti- aller Länder zum Stampfe gegen den Militarismus auffordert, militarismus" übernommen. Dieser Vortrag gab mir Veranlassung, noch wenig geschehen fet. die in ihm entwickelten Gedanken auszuführen, den Gedankengang des Vortrages weiter zu entwickeln und in vielen Beziehungen ganz neue Gebiete zu berühren.
macht im Einverständnis mit dem Präsidenten das Publikum darauf aufmerksam, daß die Verlesung wahrscheinlich drei Stunden in Anspruch nehmen werde und daß es vielleicht etwas Besseres tun bleibt jedoch vollzählig auf seinen Pläßen und hört aufmerksam der fönnte, als hier zuhören.( Große Heiterkeit.) Das Publikum Verlesung der Broschüre zu.
Die Verlesung des Liebknechtschen Buches: Militarismus und Antimilitarismus" nahm nicht weniger als fünf volle Stunden in Anspruch, obwohl die Verteidigung auf zahlreiche Passagen und Anmerkungen verzichtete. Das Buch, das vom 11. Februar d. J. datiert ist, ist die Ausarbeitung eines auf dem ersten Verbandstage der jugendlichen Arbeiter Deutschlands zu Mannheim am 30. Dezember 1906 von Liebknecht gehaltenen Dr. Liebknecht: Nur in Nürnberg handelte es sich um Referates. Es beginnt im Vorwort mit der Berufung auf die Präsident: Sie haben sich in dem Schriftfaße ausgelaffen einen Streit, bei dem Militär zu Streifbrecherarbeiten fommandiert jüngsten Enthüllungen der Grenzboten" über die Gründe zu über gewisse Schwierigkeiten bei der Abfaffung der Schrift, so über wurde. In Magdeburg und Berlin handelte es sich darum, daß Bismarcks Abschied. Danach habe Bismard in jenen Tagen erklärt, leberlastung mit Arbeiten während der Reichstagswahlen, ueber- Militär gegen unsere Wahlrechtsdemonstration in Bereitschaft ge- die sozialdemokratische Frage, soweit sie eine politische sei, sei eine häufung mit Berufsarbeiten. Sie haben jedoch erklärt, daß Sie stellt wurde. In der Liebknechtschen Rede wird dann weiter aus- militärische. Man sei jezt der Sozialdemokratie gegenüber außer teine Veranlassung hätten, fachlich irgend etwas von der Broschüre geführt, daß der Militarismus eine sehr gefährliche und fom- ordentlich Leichtsinnig. Sie Strebe mit Erfolg danach, zurückzunehmen. Haben Sie nun mit der Betonung der Schwierig- plizierte Erscheinung und daher auch seine Bekämpfung sehr tom- die Unteroffiziere für sich zu gewinnen. In Hamburg seien schon feiten fagen wollen, daß, wenn Sie mehr Zeit gehabt hätten, Sie pliziert und gefährlich sei. Die herrschenden Klassen feien im große Teile der Truppen sozialdemokratisch. Wie, wenn mun einmal die Broschüre in der Form anders abgefaßt hätten? Buntte Militarismus mit Recht äußerst empfindlich. Nach einem diese Hamburger Truppen sich weigerten, auf Vater und Mutter zu Dr. Liebknecht: Ich habe damit lediglich sagen wollen, daß Sinweise auf das Vorbild Belgiens und Frankreichs wird dann schießen, sollten dann hannoversche und mecklenburgische Regimenter die Broschüre literarisch nicht meinen Wünschen entsprach. Ich die Einschung eines besonderen Agitationsausschuffes als General in Hamburg einmarschieren? Dann hätten wir etwas Aehnliches habe beim Lesen der Korrektur manche Mängel bemerkt und mein ftab für den Kampf gegen den Militarismus gefordert, der sich wie die Kommune. Der Kaiser sei aber damals eingeschüchtert ges literarisches Gewissen hat mich beunruhigt. Ich wollte mit der natürlich streng innerhalb der gefeßlichen Grenzen halten müßte. wesen und habe erwidert, er wolle nicht Kartätschenprinz sein und Betonung dieser Schwierigkeiten lediglich die Schönheitsfehler ent- Präsident: Darf ich vielleicht gleich an dieser Stelle be- nicht bis an die Knöchel im Blute waten, worauf Bismard replischuldigen, zu denen ich mich bekenne. Was ich in der Broschüre merken, daß die Anträge, die Sie in dieser Richtung gestellt haben, ziert habe: Aber, Majestät, dann werden Sie später noch viel geschrieben habe, habe ich voll zu verantworten, und ich nehme niemals den Beifall der Majorität Ihrer Partei gefunden haben? tiefer hineinmüssen!" Der einzige Trost der Bourgeoisie seien demjedes Wort auf mich. Dr. Liebknecht: Im Gegenteil, sie haben eine stritte, nach die Bajonette und Kanonen der Soldaten. Das Vorwort erinnert oft sogar recht brüste Abweisung erfahren. dann weiter an die Allegandrinerrede, und zieht aus allebem die Präsident: Soweit ich aus den Beitungen weiß, find Ihre Schlußfolgerung, daß in der Tat die sozialdemokratische Frage von Anträge namentlich von den Parteiführern, den Herren Bebel und allen Reaktionären als eine militärische angesehen werde. Dieser Vollmar, bekämpft worden. innere Militarismus, die steigende Gefahr der Verwendung des Dr. Liebknecht: Jawohl. Heeres gegen den inneren Feind sei noch gefährlicher als die
Präsident: Die Jugendorganisation spielt in Ihrer Schrift eine erhebliche Rolle. Was verstehen Sie eigentlich unter Jugendorganisation?
Dr. Liebknecht: Im Laufe der Jahre sind von den verschiedensten Parteien Organisationen gegründet worden, die vorwiegend auf die Jugend berechnet waren, so von der Zentrums Präsident: Und weiter darf ich wohl als notorisch vor- äußere Kriegsgefahr, weil sie die Seele des Boltes vergifte. Die partei, der nationalliberalen Partei, der christlichsozialen Bartei. aussehen, daß Sie auch in Stuttgart und Effen ähnliche Anträge Faschingswahlen von 1907 mit ihrer fanatischen Aufstachelung des Und die Tatsache, daß die Schule nach meiner politischen leber- gestellt haben, denen es ebenso ging wie auf den früheren Partei- nationalistischen Empfindens, die Wahlen, die geführt worden seien zeugung ebenso wie alle anderen Staatseinrichtungen dazu aus-' tagen. unter dem Zeichen des bonapartistischen Säbels des Fürsten Bülow,