fflt FeWeik biet gbt Vettat? Oder wollen sie. wie die ungarischenBürger, die wirklich ebenso feind dem Sozialismus und den prole-tarischen Forderungen sind, wie sie selbst, die aber eingesehenhaben, datz die Gleichberechtigung des Proletariatseine Existenzbebingniig der bürgerliche» Gesellschaft und ihrerruhigen Weiterentwickelung ist, nicht doch endlich sagen:„Wir sindals Angehörige der besitzenden Klassen Eure Feinde und werdenEuch in Euren ökonomischen Zielen immer bekämpfen. Aber wirwollen dafür sorgen, daß Sonne und Wind in diesem Kampfgleichmäßig verteilt sind. Die friedliche, verfassungsmäßige Ent-Wickelung ist auch unseres, ist bürgerliches Interesse. Ohne gleichesRecht seid nicht nur Ihr, sondern sind auch wir mit Händen undFüßen dem Gewaltregiment der Junker, dem Regierungs-absolutiSmus ausgeliefert. Das gleiche Recht bedeutet ja zunächstunsere eigene Herrschaft. Mit Gewalt können und wollen wirdiese nicht behaupten. Wir stellen uns mit Euch der Entscheidungder Nation. Deshalb wollen wir mit Euch für unsere alte Forde-rung: die Demokratie im Reich wie im Lande, kämpfen."Gibt es in Deutschland noch Freisinnige,die aus dem 10. Oktober lernen können?!Line unglaubliche Wtiashtion.Die Denunziation eines freisinnigen BlatteS, der edlen„Königsberger Hartungschen Zeitung", hat die Einleitung einesschier unmöglichen Justizverfahrens gegen unserParteiblatt in Ostpreußen, die„Königsberger Volks-zeitung" erzielt. Wir haben von der freisinnigenHetze gegen den historisch- kritischen Artikel, den die„Volkszeitung" zur Enthüllung des Nationaldenkmals znMemel gebracht hatte, Mitteilung gemacht und ebensovon der unverständlichen Haussuchung in derRedaktion der„Volkszeitung", die ungesetzlicherweise ohneAngabe der dieser Justizaktion zugrunde liegenden Straf-gesetzbuch-Paragraphen erfolgte.Das Rätsel dieser Haussuchung wird jetzt durch ein neuesRätsel abgelöst— die strafbare Handlung, die die Anklage-behörde der„Volkszeitung" unterstellt und die der Anlaß derHaussuchung gewesen fem soll, wird jetzt von der Staats-anwaltschaft als— Majestätsbeleidigung angegeben. DieKönigsberger„Volkszeitung" teilt mit:„Jetzt endlich haben wir erfahren, weshalb die Staatsanwalt«schaft bei uns in voriger Woche eine Haussuchung hat vornehmenlassen. ES schwebt ein Ermittelungsverfahren gegen den GenossenMarchionini, den verantwortlichen Redakteur der fraglichen Nummer,und gegen den Verfasser des bekannten Artikels über das MemelerDenkmal wegen-- MajestätSbcleidigung!Die Schwierigkeit war nur, einen Paragraphen zu finden, dessenAnwendung möglich war. Man erinnert sich notwendig an dasRichtergespräch auS dem„SimplieissimuS":„Herr Kollege I Wirhaben heute hochinteressanten MajestätSbeleidigungSprozeß. DerDolus s-Absicht zur Vcriibung einer strafbaren Handlung) ist schonda. jetzt muß nur noch der Tatbestand konstruiertwerden!"Ein Meisterstück wird eS werden, wenn die Staatsanwaltschaftversuchen sollte, den Tatbestand zu konstruieren, denn nicht mit einerZeile, nicht mit einem Wort, nicht mit einer Andeutung, nicht miteinem Buchstaben war in dem Artikel vom Kaiser die Rede. Trotz«dem scheint man Anklage erheben zu wollen:»Wir glauben es,weil es unmöglich ist!"Wird die„freisinnige" Presse auch diese? StÜckchew au? derstaatsanwaltlichen Werkstatt stillschweigend oder ausdrücklich billigen?„Wir glauben es, weil es unmöglich ist."Die Aera der Einschränkung der MaZestätsbeleidigungSprozessewird durch das neue, von der freisinnigen und nur von der frei«sinnigen Presse(die konservative machte erst nachträglich mit I) herbei«geführte Verfahren gegen uns stimmungsvoll eingeleitet. Erst hatman sich eine Zeitlang„entrüstet", hat seitens der Presse eine fastwahnwitzige Hetze gegen uns betrieben! Und schließlich fand derStaatsanivalt einen Paragraphen, obwohl selbst die Denunzianten-presse, ja selbst die im direkten Dienst der Regierung stehende„Nord-deutsche Allgemeine Ztg." in ihrem Schimpfartikel über uns denVorwurf nicht erhob, der Kaiser sei in dem Artikel beleidigt. Warumsucht sich die Staatsanwaltschaft gerade den MajestätsbeleidigungS-Paragraphen aus? Es gibt doch Paragraphen im Strafgesetzbuch,welche noch härtere Mindest- und Höchststrafen festsetzen als selbstder 8 üö.So unser Königsberger Bruderblatt. Es hat dieAktion der Königsberger Staatsanwaltschaft von vornhereinrichtig kritisiert. Der inkriminierte Artikel der„KönigsbergerVolkszcitung" enthält in der Tat auch nicht das kleinsteSätzchen. daS auch nur mit der gewaltsamsten Deutung undunter Zuhülfenahme des berüchtigten dolus eventualis alseine Beleidigung des deutschen Kaisers gedeutet werden könnte.Und wir haben ja in Deutschland nicht daS österreichischeStrafgesetz. das die Kritik verstorbener Angehöriger desHerrscherhauses als Majestätsbeleidigung bestraft. Aberanscheinend möchte die Königsberger Staatsanwaltschaftdiese Bestimmung des verrotteten österreichischen Rechtsauf einem Umwege in Deutschland einführen. Vormehr als 10 Jahren hat einmal ein Brandenburger Staats-anwalt etwas Aehnliches versucht. Eine historische Darstellungder nicht gerade schönen Rolle, die einige brandenburgischeKurfürsten in der Zeit der Reformation gespielt haben, sollteeine indirekte Beleidigung des jetzigen Kaisers fein. Aber dasGericht hat den damaligen Verantwortlichen der„Branden-burger Zeitung", den Genossen Ewald, freisprechen müssen,die Aktion der Staatsanwaltschaft mißlang. Ob diedeutsche Justiz heute reif ist, das zu schlucken,was sie damals ablehnte? Nichts ist unmöglich....Wir leben ja in der B l o ck- A e r a, in der Zeitder„liberalen Zugeständnisse", da die freisinnige Parteiund Presse zu allen Taten der Polizei und Gerichtegegen die Sozialdemokratie, gegen die Arbeiterbewegungstaatsmännisch schweigen. Weshalb sollte da zu der Hoch-Verratsanklage gegen Liebknecht nicht eine Majestäts-beletdtgungsanklage gegen Marchionini(den Verantwortlichender„Königsberger Volkszeitung") kommen! Kann sich dochdie Königsberger Staatsanwaltschaft darauf berufen, daß siedamit eine liberale Tat tut, sintemalen die ehrenwerte„Hartungsche Zeitung" und nach ihr andere freisinnige Blätterdie«Königsberger Volkszeitung" denunziert haben!poUtifchc GebcrHchtBerlin, den 11. Oktober 1907.Ein Eingriff in die Freizügigkeit.Die Agrarier haben mit ihrem Kampfe gegen die Freizügigkeitund für'die Schollenpflichtigkeit ihrer„Leute" einen Erfolg erzielt.Der Mitrister der öffentlichen Arbeiten, Herr Breitenbach, scheint, dakein vernünftiger Mensch seine eigenartige Eisenbahnpolitik begreift,sich wenigstens bei der Gefolgschaft der„Deutschen Tagesztg." einegewisse Anerkennung erwerben zu wollen.Um der Abwanderung von Arbeitskräften aus landwirtschaft-lichen Betrieben während der Bauzeit des GroßschiffahrtswegesBerlin— Stettin nach Möglichkeit vorzubeugen, hat er, wie gemeldetwird, angeordnet, daß hierbei Arbeiter nicht angenommen werdendürfen,„welche in den letzten 12 Monaten mindestensdrei Monate in den Kreisen Teltow. Zauch-Belzig,Niederbarnim, Osthavelland, Oberbarnim, Ruppin,Templin, Angermünde, Königsberg Nm., Lebus ineinem landwirtschaftlichen Betriebe beschäftigtwaren, dessen Sitz nicht mindestcnS2S Kilometervon der Linienführung der neuen Wasserstraßeentfernt liegt." Nicht betroffen von dieser Beschränkung sinddiejenigen Arbeiter, welche in Berlin, Charlottenburg, Schöneberg,Rixdorf, Deutsch-Wilmersdorf, Lichtenberg, Potsdam und Spandaubeschäftigt gewesen find. Ueber weitere während des Baues sich alserforderlich herausstellende Beschränkungen bei der Auswahl desArbeiterpersonals entscheidet das königliche Hauptbauamt in Potsdam.Um den Herren Agrariern gefällig zu sein und ihnen ihrebilligen Arbeitskräfte zu erhalten, gestattet der Herr Minister sichalso, für einen Teil der Landarbeiter daS Freizügigkeitsrecht indirektaufzuheben und ihnen zu verweigern, dort ihre Ärbeitskrast zu ver-werten, wo sie am besten bezahlt wird. Durch einen bloßen Feder-strich des Herrn Ministers werden sie aufs ärgste in ihrer Erwerbs-sähigkeit getroffen. Wirklich die Blockpolitik treibt garprächtige Blüten. Von dem Anbruch der verkündeten liberalen Aeraist bisher nicht das geringste zu spüren; im Gegenteil die preußischeBureaukratie gestattet sich noch weit reaktionärere Weltverbesserungenals bisher, da sie mit Sicherheit darauf rechnet, daß die freisinnigePresse in ihrer Devotion vor dem Block-Jdol jede energische Kritikunterläßt.—_Was Du nicht willst, daS man Dir t«..«Ueber die Arbeiterqualität einiger christlichsozialer Führer läßtsich der Pfarrer T e i ch e r t in Schwedenhöhe bei Bromberg, derselbst Vorsitzender des Posenschen ProvinzialverbandeS evangelischerArbeitervereine ist, in seiner.Nordoftdeutschen Arbeiterzeitung"u. a. so auS:„Der erste Vorsitzende des Kongresse?(nationaler Arbeiter-vereine), Herr Reichstagsabgeordneter Behrens, der gelernterGärtner ist, wohl aber schon seit einem Jahrzehnt seinen Gärtner-beruf nicht mehr ausgeübt hat, vielmehr seit einigen JahrenGeneralsekretär des christlichen Bergarbeiterverbandes mit etwa»600 M. Gehalt ist. dürfte doch ebensowenig mehr Arbeiter seinwie z. B. Herr Hartwig, der die Schneiderschere mit derRedaktionsschere im„Reich" vertauscht hat."DaS„Reich" bemerkt zu diesen Auslassungen, daß„nur einesehr tief st ehe» de Polemi! anderen Leuten ihr Gehalt vor-halten kann; und weiter:„aber selbst Sozialdemokraten halten eSdurchweg für geschmacklos, dem Pfarrer sein Gehalt dorzurechnen".Die letztere Ausführung stimmt mit der Wahrheit Lberein. Da-gegen ist eS ständige Gepflogenheit derer um Stöcker wieder gesamten Arbeiterfeinde überhaupt, in der niederträchtigstenWeise von den„vergeudeten Arbeitergroschen" unddem„Schlemmerleben der sozialdemokratischen Arbeiterführer" zureden. Hier, wo daS„Reich" einmal in ähnlicher Weise voneigenen Gesinnungsgenossen angegriffen wird, beißt esden moralisch Entrüsteten heraus und verurteilt in schärfster Weisedieselben Praktiken, die es sonst ständig im Kampfe gegen diemoderne Arbeiterbewegung anwendet. Wenn das fromme Blattüber kurz oder lang in seinen alten Fehler zurückfällt und wiedersozialdemokratische Arbeiterführer in bekannter Weise anpöbelt,werden wir ihm sein heutiges Urteil über solche KampfeSIveise rechtkräftig unter die Nase reiben!--„Post"-Finken.Au» Anlaß des Erpressungsprozesse» gegen den Kft Hinter.Icutcn der„Post" so nahestehenden„Korbmacher Ernst Fischer"brachten wir die Abwesenheit des Gönner? de? Korbmachers, desfrüheren Redakteurs der„Post" und Sekretärs der frei-konservativen Partei, Fink, in Erinnerung. Nach Feststellungvon Wechsel- und Scheckfälschungen, die Fink be-gangen hatte, wurde ihm der deutsche Boden zu heiß, er flüchtetenach Ostasien. Die„Post" hütete sich, diese Erinnerung oder auchnur den Prozeß gegen ihren Gesinnungsgenossen KorbmacherFischer ihren Lesern gegenüber zu erwähnen.Die Wut über die von uns gebrachte Erinnerung, und nochmehr die Wut darüber, daß der so schmählich angelegte Hoch-Verratsprozeß gegen Liebknecht elend zusammengebrochen ist,treibt die„Post" in ihrer gestrigen Nummer zu verzweifelndenRufen nach dem Staatsanwalt.„Wird die Staatsanwaltschaftdiesen Beschimpfungen und Verhetzungen gegenüber ihres Amteswalten?",„das Staatsinteresse verbietet, ruhig zuzusehen, wie dieAchtung vor der Justiz immer mehr untergraben wird", schreibendie„Post"-Finken in dem ihnen eigenen Sauherdenton aus Anlaßder in unserer gestrigen Nummer ausgesprochenen Erwartung,daß das Reichsgericht trotz aller von uns angeführten Umstände,die der Besorgnis der Befangenheit der Richter in dem Hochverrats-prozeß Nahrung geben, der Gerechtigkeit und dem Recht durcheinen Freispruch Liebknechts zum Siege verhelfen werde. DieWut deS Scharfmacherorgans bestärkt uns in dieser Zuversicht, daßam Sonnabend die Freisprechung ausgesprochen werden wird. Dieblöde Denunziation der„Post" ist nicht die erste und nicht dieletzte, die das edle Organ gegen uns erhoben hat. Des SchufterleSHandwerk steht ihr gut. Es entspricht der innersten Natur der„Post"-Finken.—____Arbeitslöhne und Unternehmerprofite.Die Oertelsche„Deutsche TageSztg." beschäftigt sich wieder maldamit, ihren Lesern allerlei Märchen über die Steigerung derArbeitslöhne in Deutschland aufzutischen:„Sie(die Lohnstetgerung)." schreibt da? Blatt,„ist ganz be-sonders scharf in der Montanindustrie hervorgetreten. Der„Reichs-anzeiger" brachte hierüber jüngst die folgende aintliche Statistiküber die im Bergbau während der letzten 20 Jahre(1880—1906)gezahlten Löhne. Hiernach betrug der durchschnittliche Jahres-aroeitsverdienst der Gesamtbelegschaft pro Kopf:1880 1906im OberbergamtSbezirk Dortmund 772 M. 1402 M.in Oberschlesien....... 490« 924«in Niederschlesien...... 586, 924„im Aachener Revier(seit 1800). 878„ 1354„Wohlverstanden: daS sind Durchschnitte der Gesamtbelegschaft.also alle nicht speziell berufstechnisch geschulten Arbeiter mit ein«begriffen. Für die eigentlichen(unter Tage arbeitenden) Bergleuteist die Lohnsteigerung zum Teil noch stärker. Denn für sie be-trugen die verdienten JahreS-Nettolöhne:1880im Bezirk Dortmund.», 884 Markin Oberschlesien..... 536„in Niederschlesien.... 615„im Aachener Revier,». 991„im Saarbezirk 839 0Das ehrsame Blatt hat sich selbstverständlich, wie daS ml» malin seiner Eigenart liegt, wieder statistische Mätzchen geleistet.Das Jahr 1336 ist das des niedrigsten Lohnstandesim Bergbau. Vor diesem Jahre standen die Löhne ständig höher,und nach ihm stiegen sie wieder, bis sie Mitte der 90er Jahre un-gefähr die gleiche Höhe erreichten, die sie schon 20 Jahre vorherhatten.Noch viel stärker als die Löhne sind aber die Gewinne derUnternehmer gestiegen. Es betrug nämlich nach amtlichen An«gaben der Wert der in Preußen geförderten Steinkohlen pro Tonne1886.... 4.92 Mar!1906.... 8,93„Die Steigerung beträgt demnach rund 82 Proz. Tatsächlichdecken sich jedoch die Wertangaben nicht mit den wirklichen Erlösen.Nach den Angaben der Kartelldenlschrift stellt sich der Preis dervom rheinisch-westmlischei! Kohlenshndikat abgesetzten Kohlen proToime auf5,80 Mark im Jahre 1885/86 und auf1 1,19„ für das Jahr 1907/03.DaS ist eine Steigerung von über Sl Proz.Und noch weit über diesen Satz hinaus find die Gewinne derUnternehmer gestiegen. Zu der Mehrsteigerung hat beigetrageneinmal die Leistimgszunahme und ferner die besonders in denletzten Jahren geförderte Erzeugung von Nebenprodukten. Nachden Angaben in der Kartelldenkschrift ergeben sich folgendeGewinnziffern:Uebers chuß proTonnenförderung Arbeiter1894.. 1,75 M. 432 M.1905.. 4.36„ lllv„Demnach beträgt die Gewinnsteigerung in den letzten zehnJahren pro pro Tonne Förderung rund 145 Prozent und pro Ar-beiter 139 Prozent.Bei ihrer bekannten Ehrlichkeit wird sicherlich die„DeutscheTageszeitung" nicht unterlassen, auch diese Ziffern ihren Lesern mir-zuteilen._Christliche Zentrums- und«nchristliche Blockpolitik.Der Abgeordnete G i e s b e r t s hat sich jüngst auf demParteitag des Zentrums für den Regierungsbezirk Koblenz aufdas Gebiet der hohen Politik begeben; seine Ausführungen cr-scheinen der„Kölnischen Volkszeitung" so wichtig, daß sie sie nach-träglich noch ausführlich wiedergibt. Herr Giesberts findet denUnterschied der Dinge vor und nach dem 13. Dezember 1906 darin,daß die gegenwärtige Lage zur„Preisgabe der christlichenKulturideale" führe; ohne eine solche könne Bülow denWünschen der Linkslibcralen, deren Geistesrichtung„dem positiv-christlichen Gedanken entgegengesetzt" sei, nicht gerecht werden.„Das aber," so verkündete Herr Giesberts,„steht in seltsamstemWiderspruch mit den Intentionen der höchsten Instanz. UnserKaiser verfehlt bei keiner Gelegenheit, nicht bloß selbst ein offenesBekenntnis positiv-christlicher Gedanken abzulegen, sondern erwill auch das deutsche Volk christlich erhaltenwissen, getreu dem Wahlspruch, den sein erlauchter Großvater,Wilhelm I., einmal in so kritischem Augenblick aufstellte:„Ich will,daß dem Volke die Religion erhalten bleibe."Diese ergebene Sprache ist gewiß recht angemessen für einenMann, der vor kurzem verkündete, daß„unser Herrgott dergrößte Demokrat" sei, und der als guter Christ deshalb dochauch Demokrat sein will. Im übrigen aber mag man BülowsBlockparteien noch geringer einschätzen al» sie verdienen, voreinem darf man sie in Schutz nehmen: daß ihre Politik unchrist-licher sei, als die Politik zu jener Zeit war. wo das Zentrumherrschende Partei im Reichstage war. Wir wüßten wirklich nicht,wie die Linksliberalen noch mehr in der«Preisgabe christlicherKulturideale" leisten könnten, als es die Partei des Herrn Gics-berts getan hat durch Erzwingung des Zollwuchertarifs und dieunausgesetzten Bewilligungen für den Moloch Militarismus.Zum Schluß versicherte Herr Giesberts unter Hinweis aufdie Notwendigkeit der Erhaltung der Religion:„Diese Bestrebungenfinden ihren besten Resonanzboden in der christlichen Arbeiterschaftevangelischer und katholischer Konfession, die sich entschlossen undentschieden von der materialistischen und freigeistigen Denkweiseemanzipiert und ihre Bestrebungen entschieden auf christlichenBoden stellt... Unsere Sorge geht dahin, an der Erhaltung derchristlichen Grundsätze im deutschen Volte zu arbeiten, und indiesem Bestreben steht die christlich-nationale Ar-beiterbewegung mit uns in einer Kampfes.reihe."Was die„Erhaltung der christlichen Grundsätze" im SinnedeS Zentrums bedeutet, das hat uns die Politik dieser Parteiwährend der letzten zehn Jahre zur Genüge bewiesen, und wenndie„christlich-nationale Arbeiterbewegung" in dieser Richtung ihrenBeruf erblickt, dann verdient sie in der Tat nichts weiter, als dieSchutztruppe des Zentrums zu sein.Es lebe die Sklaverei!Gleich dem Mosse-Blatt stimmt auch die„ R h e i n.»Wests. Ztg." dem Lindequistschcn Erlaß begeistert z».durch den alle Herero-, Hottentotten- und Bastardstämmemit einziger Ausnahme der Bastards von Rehoboch znArbeitssklaven gemacht werden!Mit zynischer Offenheit gibt die„Rhein.-Westf. Ztg." derHoffnung Ausdruck, daß die Erlasse Lindequists so gehandhabtwürden, daß kein Eingeborener sich der Arbeits-sklaver ei entziehen könne. Die Bestimmung, wo-nach Eingeborenen vom Gouverneur ausnahmsweise gestattetwerden könne, Land zu pachten, werde hoffentlich derart gc-handhabt, daß sie„nur auf die Gewährung eines vor-übergehenden Nutzungsrechtes" hinausläuft. Die Ein-geborenen hätten eS als ihren Lebenszweck zu betrachten, fürdie Räuber ihres Landes ihr ganzes Leben lang zu fronden.Sie könnten ja ihren Dienst wechseln, wenn ein andererArbeitgeber ihnen mehr biete. AlS ob es den Farmern jeeinfallen würde, sich gegenseitig zu überbieten l Und als obdie besitzlos gemachten Eingeborenen nicht schon durch dieHungerpeitsche gezwungen wurden, sich auf Gnade undUngnade den Arbeitsbedingungen ihrer Ausbeuter zu unter-werfen. Ja, wenn sie wenigstens noch auswandernkönnten! Aber auch da ist den Arbeitssklaven durch den Paß-zwang und die Kontrolle, die jedem Weißen zustehen soll,ein Riegel vorgeschoben!Aber die„Rhein.-Wcstfäl. Ztg." begnügt sich nichtmit der Versklavung der Hereros und Hottentotten. Auch denO v a m b o 3 wird das gleiche Los zugedacht. Schreibt dochdas Blatt:„Auf die Bastards von Rehovoth findet die neue Eingevorenen-ordnnng keine Anwendung, soweit sie in ihrem Distrikt wohnenbleiben.... Und natürlich hat sie auch keine Anwendung auf dasfür Weiße überhaupt geschlossene Ovamboland; hier mußman die Frucht langsam' reifen lassen. Nimmt dieweiße Bevölkerung des Schutzgebietes in der Weife zu, wie dieerfreuliche EntWickelung der jüngsten Zeit erhoffen läßt, dannist der Zeitpunkt gewiß nicht fern,«o drsse»»rißc19061664 Mar!1037.993.1434„1288«