ordnung zur Herberge. Die Frau hat die kalte Oktobernacht mit ihren 6 unversorgten Kindern im Stalle dcS Bauwerkes der allbarmhcrzigen christlichen NSchstenliebe auf Stroh zugebracht und der Mann hat seine armselige Habe aus der Straße vor Spitzbuben bewacht. Wahrlich, ein herrliches Kulturbild inmitten des preußischen Klassenstaates am Anfange des Jahrhunderts der Humanität I Für morgen sind die Termine von 40 Räumungsklagen der Niederlausitzer Kohlenlverke angesetzt. Nach den bisherigen Er» sahrungen ist der Ausgang kaum zweifelhaft. Was daraus wird — Mord und Totschlag! Wenn die Regierung nicht ver- mittelnd eingreift. Leider ist ein Ereignis eingetreten, dessen Folgen noch gar nicht abzusehen sind. Am Montag mißhandelte der ausständige Bergmann Kühn aus Görlitz den IVjährigen Arbeitswilligen Franz Kucza in Senftenberg H. Es waren noch mehrere Ausständige an der Prügelei beteiligt. Der Arbeitswillige wurde am Kopfe schwer verletzt und ins Krankenhaus zu Senfteuberg eingeliefert. Dort i st er am Donnerstagvormittag gestorben. Die eigentliche Todesursache ließ sich bis zur Stunde noch nicht feststellen. Angenommen auch, das ebenso bedauerliche wie aufs strengste zu verurteilende Vorkommnis ist Streikenden zu verdanken, an- genommen auch, der Tod des Verletzten ist auf die Mißhandlungen Streileuder zurückzuführen, so ist die letzte Ursache der Tat doch in dem aufreizenden Verhalten der Unternehmer zu suchen. Zunächst sind durch überlange Arbeitszeit, das Fehlen aller Ein- richtungen, die Sittlichkeit und menschliches Verhalten zu fördern geeignet sind, durch übermäßige Ausbeutung bei einem raffiniert ausgeklügelten Akkordsystem, durch elende höhlenartige Aufenthalts- räume und miserable Werkswohnungen alle guten Triebe der aus allen Himmelsrichtungen herangelotsten Arbeiter systematisch erstickt worden. Unzulängliche„Löhne" schafften wirtschaftliches Elend, welches die Aermsten oft im Schnaps zu ersäufen suchten. Als dann die Forderungen eingereicht wurden, behandelte man die Leute mit gesuchter Nichtachtung. Alle Künste unternehmerlicher Paschawirtschaft spielten, die Bergsklaven inS Joch zurückzuzwingen. Der Kehricht der Menschheit wurde in den Lasterböhlen der Großstadt zusammengefegt, um als RauSreißer zu dienen, Herden von Polizisten und Gendarmen wurden ins Revier gezogen. Bürgertum und Arbeiterschaft wurden aufgestachelt durch„schneidiges" Vorgehen bei an sich harmlosen Anlässen. So war die Aufregung in alle Schichten der Bevölkerung hineingetragen.— Endlich kam das höchste: die Werkswohnungen wurden mit Ge- walt geräumt! Man muß eS gesehen haben, wie brave Familienväter tränenden Auges ihre durcheinandergeworfene Habe betrachteten, wie verschüchterte Kinder sich an den Rock der weinenden Mütter klammerten. In ohnmächtiger Wut ballten sich hunderte schwieliger Arbeiterfäuste. Erreichbar ist einigen von ihnen in solcher Stimmung der nun Verstorbene gewesen und so mögen sie ihn— der sie vielleicht noch verhöhnt und verspottet Hai — bös zugedeckt haben. Gleich ist die feile Unternehmerpresse bei der Hand: „Mord oder Körperverletzung mit tödlichem Aus- gang?" steht am Kopfe der Extrablätter zu lesen, in denen die Streikleitung für die Tat Einzelner verantwortlich gemacht wird. Gewiß, die Tat ist verwerflich und zu verurteilen, keineswegs zu entschuldigen. Wer aber die Verhältnisse kennt, das Milieu, in dem sich das Drama von Senftenberg und Umgegend abgespielt hat, wird sie nicht unbegreiflich finden. Es mußte so k o m m e n I In einer Erklärung, die als Flugblatt verbreitet und als Inserat auch in der bürgerlichen Presse aufgenommen ist, wenden sich Streikleitung und Lohnkommission an die Oeffentlichkeit. Si» lautet: Die unterzeichnete Streikleitung drückt hierdurch ihren Abscheu über die schwere Tat an dem Arbeiter Franz Kucza aus. Sie legt besonderen Wert darauf, zu betonen, daß stets und überall in alle» Bersaimuliinze» und Ziisammenkünften allen Streikenden zur strengsten Pflicht gemacht worden ist, alle Ausschreitungen zu vermeiden! Wie aber selbst Behörden und Aufsichtsorgane nicht für jeden ihrer Angehörigen verantwortlich gemacht werden können, so auch hier. Die Streikleitung lehnt jede Gemeinschaft mit den Tätern von Sriiftcnberg II ab!!! Die Streikleitung. I. A.: Herrn. Garbe. » Infolge weiterer Exmissionen sind alle Bergleute aufs äußerste aufgebracht. Versammlungen sollen beruhigend wirken. Bertln und Umgegend« Die Fliesenleger und HülfSarbeiter versammelten sich am Donnerstagabend im„Neuen Klubhause", um den Bericht über den Stand der Tarifbewegung entgegen zu nehmen. P u t t l i tz be- richtete, daß am 28. September eine Sitzung mit den Vertretern der Unternehmer stattfand. Diese waren bereit, den A ch t st u n d e n- tag zu bewilligen, wenn in dem neuen Tarif der Satz auf- genommen wird:„Akkordarbeit ist gestattet". Ferner wollen die Unternehmer 3 Pf. Zulage im Stundenlohn bewilligen, so daß die Fliesenleger 83(bisher 85) Pf. und die HülfSarbeiter KV— St(bisher 57'/z) Pf. erhalten würden. Verlangt wird von den Arbeitern Lv rcsp. 65 Pf. Stundenlohn. Der Tarif soll auf zwei Jahre Geltung haben und die Unternehmer wollen vom 1. Januar 1909 ab zwei loeitere Pfennige, im ganzen also 5 Pf. Zulage bewilligen. In bezug auf die Akkordftage legten Lohnkommission wie Unternehmer bei den Verhandlungen gegenseitig Tarife vor, die natürlich große Unterschiede zeigten. Die Tarifsätze der Unternehmer begegneten bei der Verlesung in der Versammlung großer Verwunderung.— In der Diskussion wurde viel Opposition gegen Einführung der Akkordarbeit laut. Zum mindesten sollte den Akkordarbeiiern der Stundenlohn der Tagarbeiter durch höhere Tarifsätze garantiert sein. Dieser Stundenlohn soll 90 Pf. bei einer achtstündigen Arbeits- zeit für die Fliesenleger betragen und 65 Pf. für die HülfSarbeiter. Die Kominisflou wurde beauftragt, in diesem Sinne weitere Ver- Handlungen zu pflegen._ Der Anschluß vertagt. Die Dachdecker hatten am Dienstag abend eine Beratung über die Frage, ob sich ihr Zentralverband dem Mauververband an- schließen solle. Der Referent Mehrlein trat für den Anschluß ein, aber in der Versammlung wurde viel Opposition laut und die von Mehrlein borgeschlagene Resolution fand nicht die Zustimmung der Anwesenden. Dagegen wurde eine andere Resolution an- genommen, nach welcher die Angelegenheit vertagt werden soll, weil man die gegenwärtige Lage als nicht günstig für den Anschluß an- sehen könne.— Ueber die Frage selbst findet eine Urabstimmung unter den Mitgliedern des Zentralverbandes für Deutschland statt. Deutfehea Reich. Der Deutsche Holzarbciterverband im Jahre 190«. Da? Jahrbuch, das der Verband zum erstenmal herausgibt. erzählt von einem Jahre voll lebhafter und im wesentlichen auch erfolgreicher Kämpfe: eine Lehre für alle, die unseren deutschen Gewerkschaften den Charakter als Kampforganisationen absprechen und sie als bloße Kassenveranstaltungen bespötteln oder ihre Kämpfe für ergebnislos halte». Von rund 146 400 Mitgliedern im Jahres durchschnitt waren etwa 60000--- 4! Proz. an Lohnbewegungen beteiligt(dazu weitere 16 000 aus anderen Organisationen oder Un- organisierte). Für 40 900 der Beteiligten in 599 Fällen wurden die Differenzen ohne Kampf erledigt; an 374 Angriffsstrciks waren 19 200(davon 800 weibliche), an 187 Abwehrstreiks 3800(170), an 76 Aussperrungen 11 900(115) Arbeiter beteiligt; insgesamt 34 300, wovon 30 800 dem Verbände angehörten. Die Ausgaben betrugen 1 658 800 M., davon 1 258 000 aus der Verbands-, 376 400 aus den Lokalkassen. Die Einnahmen von anderen Gewerkschaften, Sammel- listen u. dergl. spielen daneben eine verschwindend kleine Rolle: ein Zeichen der inneren Kräftigung der Organisation. Am besten be- leuchtet es die Redensarten von dem Erschlaffen der Kampfesfähig- keit, daß die Ausgaben für Kampfzwecke 1906 um über 482 000 M. gleich 41 Proz. höher waren als im Vorjahre und mehr als zwei Drittel der gesamten Ausgaben dieser Art in den elf Jahren von 1893—1903 betrugen. Von den stattgefundenen Kämpfen endeten für die Arbeiter: Kämpfe Proz. AngriffSstteikS 70(i. V. 68) Abwehrstreiks 63(„ 58) Aussperrungen 22(„ 47) Erfolgreich Beteil. Teilw. erfolgreich Beteil. Pers. Proz. 69(52) 58(56) 16(61) Kämpfe Proz. 15(19) 9(10) 10(21) Pers. Proz. 13(22) 10(11) 12(18) Erfolglos Beteil. Pers. Proz. 13(20) 32(33) 32(21) Kämpfe Proz. 15(13) 28(32) 68(32) 13 15 24 36 eine Ver- Zusammen 63 49 Insgesamt erzielten 36 570(i. V. 25 485) Arbeiter kürzung der Arbeitszeit um durchschnittlich 2,7(2,4) Stunden pro Woche und 46 942(32 703) eine Lohnerhöhung von durch- schnittlich 1,67(1,62) M. pro Woche oder 87(84) M. pro Jahr. Der entgangene Arbeitsverdienst betrug 2 440 000 M., wo- von durch die Streikunterstützung 1 616 000 M. gedeckt wurden. Es blieb mithin eine Einbuße von 824 000 M., der ein Mehr- v e r d i e n st von jährlich 4 065 000 M. und eine Arbeitszeitverkürzung von 5 120 000 Stunden im Jahre gegenübersteht. Also eine reichlich sich lohnende Opferwilligkeit. In 274 Fällen wurde ein Tarif abgeschloffen.„Wenn uns auch die Vorgänge im Anfang des Jahres 1907 warnen, den Wert solcher„Friedensdokumente" zu überichätzen, so bringen sie doch die gegenseitigen Kraftverhältnisse zum Ausdruck. Die Jnnehaltung dieser Verträge seitens der Unternehmer wird wesentlich davon ab- hängen, ob unsere Mitglieder durch Stärkung ihrer Organisation sich in die Lage versetzen, ihre Kraft nötigenfalls jederzeit zu be- tätigen", sagt zutreffend der Bericht. Die relativ größte Zahl der Verträge(9), darunter einige der ausführlichsten, entfiel auf München . Selbst bis Buxtehude ist die Macht der Organisafion gedrungen und hat dort die zehnstündige Arbeitszeit und die Abschaffung des Kost- und Logiswesens durchgesetzt. Der Verband zählte Ende 1906 767(im Borjahre 714) Zahl- stellen in 15 Gauen mit 151700(130100) Mitgliedern. Die Zahl der Neuaufgenommenen betrug 63 100, die wirkliche Zunahme in- dessen nur 21 600; eS gibt mithin noch immer eine sehr erhebliche Zahl von Zugvögeln. Im ganzen ergibt sich folgende EntWickelung: Berlin zählte rund 27j800, mit den Vororten rund 32000 Mit- glieder, das sind 21 Proz. der Gesamtzahl. Zum erstenmal sind 42 jugendliche Mitglieder(unter 17 Jahren) nachgewiesen. Im Oktober 1906 traten der Verband der Vergolder mit 1536 und der Berliner Maschinenarbeiterverband mit 1740 Mitgliedern dem Verbände bei. Der Kassenbericht weist eine Einnahme von rund 2983400 M., auf den Kopf des Mitgliedes durchschnittlich 20,37 M. aus. Aus Beiträgen kommen davon 2 830 000 M. An Kapitalzinsen gingen 32 500 M. ein, 50 650 M. betrug das Vermögen der übertretenden Verbände. Von den Ausgaben der Verbandskasse(2 889 000 M.) entfielen auf: Streik-Unterstützung.. Gemaßregelten- Unter- stützung..... Umzugs-Unterstützung. Arbeitslos. -Unterstützung Reise-Unterstützung.. Notfall-Uuterstützung M. M. 1267 300 Sterbegeld..... 34000 Rechtsschutz..... 20 000 41000 Presse....... 89 500 35 700 Agitation...... 147 400 325 700 Gehälter und Ent- 110 100 schädignngen.... 29 648 6 600(— I Proz. der Einnahmen!) Der Bericht, der noch eine Reihe weiterer Ivertvoller Mitteilungen enthält, bietet, namentlich durch die Berichte der Gauleiter und der A r b e i t s l o s e n st a t i sl i k interessante Einblick in das Leben eines großen Verbandes und die wirtschaftlichen Verhälfitisse einer breiten Arbeiterschaft. Zusammen mit den zahlreichen Berichten über die Lage einzelner Gruppen, die der Verband schon früher heraus- gegeben hat, ist es ein kleines Arsenal gewerkschaftlicher Ausklärungs- mittel, von dem hoffentlich die Mitglieder des Verbandes, der zu den bestorganisierten unter den deutschen Gewerkschaften gehört, eifrigen Gebrauch machen werden. HusUnd. Die„passive Resistenz" Hanert fort. Mr», 11. Oktober. Die Eisenbahner der StaatSeisenbahn- gesellschaft lehnten die neuen Vorschläge der Direktion ab, weS- halb die passive Resistenz ungeschwächt fortdauert. Ein Sieg. S<XX>«»»ständige Pariser Kohlenträger haben heute die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihnen seitens der Arbeitgeber eine Lohnanfbeffermig zugestanden»vorden ist. Zur Bewegung der englischen Eisenbahner. DaS Komitee der Vereinigung der Eisenbahngesellschaften, in dem die meisten großen Gesellschaften vertreten sind, hat beschlossen, die Entscheidung über das Schreiben des Herrn Bell, betreffs einer Versammlung zur Feststellung, was unter„Anerkennung" zu ver- stehen ist, den einzelnen Gesellschaften zu überlassen. Dieser Be- schlutz wird als endgültig betrachtet, und es ist keine Absicht vor- banden, mit den Vertretern der Gewerkschaft zusammenzukommen. Das Datum der Vierteljahrsversammlung ist geheimgehalten; diese wird aber vorläufig noch nicht stattfinden. Es ist somit keine Aus- ficht auf eine friedliche Lösung des Konflikts vorhanden. Die„Amalgamated Society os Railway Servants" hält gegen- wärtig ihren Kongreß in Middlesbrough ab, der am Montag er- öffnet wurde. Bemerkenswert sind folgende Worte des General- sekretärs:„Ich denke. Sie werden mit mir darin übereinstimmen, daß diese Bewegung einige mächtige Argumente zugunsten der Ver- staatlichung der Eisenbahnen liefert, ebenso, daß es undenkbar ist. daß man bei Verstaatlichung uns eine Verhandlung über unsere Vorschläge betreffs höherer Löhne und kürzerer Arbeitszeit ver- weigern würde." Herr Bell wurde ohne Widerspruch wicderge- wählt als Generalsekretär. Am Dienstag kam es bei der Dis- kussion über die lange Arbeitszeit zu erregten Debatten. Herr Bell wurde von verschiedenen Seiten eneqfisch angegriffen. Man warf ihm Untätigkeit vor. Die konservative„Daily Expreß " nennt das einen„sozialistischen Angriff". Herr Bell erklärte sich dann dafür, daß die Frage der Verkürzung der Arbeitszeit an die Spitze der Forderungen gestellt werde, weil es eine Frage wäre, die die Auf- merksamkeit des ganzen Landes auf sich gelenkt habe. Der Kongreß nahm dann einstimmig eine Resolution an, in der er dem Vor- sitzenden des Handelsamts seine Anerkennung aussprach für dessen Bemühungen, die Arbeitszeit der Lokomotivführer und Schaffner der verschiedenen Eisenbahnen zu verkürzen. In derselben Reso- lution wird ausgesprochen, daß der Kongaeß der Meinung ist. daß es nötig ist, die Arbeitszeit ssurch die Gesetzgebung zu See« kürzen.— Die Dockarbeitergewcrkschaft hat den Eisenbahnern ihr volle Unterstützung versprochen; ebenso die Bergarbciter-Union mit ihren 450 000 Mitgliedern und ihrem großen Vermögen, die gegenwärtig ihren Kongreß in Southport abhält und von dort ein Bcgrüßungstelcgramm gesandt hat, in welchem unter anderem gesagt wird:„Sie können sich auf unseren Verband verlassen, daß er Sie in jeder Hinsicht unterstützen wird." Vorigen Sonnabend fand in Manchester eine Konferenz der dem Eisenbahnerverbande (A. S. R. S.) verwandten Berufsverbände statt, auf der der Zu» sammenschluß dieser Verbände im Prinzip beschloffen wurde, aber nicht definitiv geregelt werden konnte, weil das Komitee der Amal« gamated Society of Railway Servants nicht die Zeit hatte finden können, um seinem Vertreter vollgültiges Mandat durch eine Generalversammlung zu verschaffen und dieses erst auf dem Kon- gretz erledigen konnte. Charakteristisch ist, daß sofort beim Er- scheinen dieser Meldung die Bonrgcoispresse nach der nun- mehrigen Stärke der Vereinigung an Mitgliedern und Vermögen fragte.„The Daily Chronicle" schätzt die Gesamtzahl der Mit- glieder dieser vier Verbände auf mindestens 150 000. Alles das zeugt, daß trotz des Scheins und trotz der öffentlichen Meinung, die Bourgeoisie die Frage im Grunde nur als eine Machtfrage be- trachtet. Die A. S. R. S. hat in der letzten Zeit in einer Woche um 1500 Mitglieder zugenommen. Die Wirkung deS TelegraphistenstreikeS. Die Canadian Pacific Company hat für die Telegraphisten und Depeschenboten eine Lohnerhöhung von 14 Proz. vom 1. Oktober d. I. ab, Ueberstundcnlohn für Sonntagsarbeit und Bezahlung an den Feiertagen bewilligt. Die durch diese Erhöhungen ent» stehenden Mehrausgaben stellen sich für die Gesellschaft auf jährlich 175 000 Dollars. _ Letzte I�acbncbtcn und Depefeben« Erfolgreiche Revision. Leipzig , 11. Oktober. (Privatdepesche des„Vorwärts") Wegen Offiziersbeleidigung hatte das Landgericht Hirschberg den Ge- nassen A l b e rt von der Breslauer„Volkswacht" zu sechs Woche» Gefängnis verurteilt. Die beim Reichsgericht eingelegte Revision wurde in der heutigen Sitzung für begründet erklärt und da? Urteil des Landgerichts aufgehoben. Unterschlagung beim Knappschaftsverein. Essen a. Rh., 11. Oktober. (Privatdepesche deS„Vorwärts".) Der bei dem Zweigbureau Dortmund des Allgemeinen Knapp» fchaftSvereins angestellte Kaffenbeamte Priebe wurde heute wegen Unterschlagung von 5900 Mark verhaftet. Die Unter» schlagung wurde begangen durch Fälschung von Borschußscheinea. Bei der Verhaftung P r i e b e S wurden noch 2000 Mark in seinem Besitz gefunden._ Die Flinte schießt... Rom , II. Oktober.(Privatdepesche deS„Vor- w ä r t s".) Nach der siegreichen Beendigung des Streiks der Gasarbeiter in Mailand kam es bei der Abfahrt der entlassenen Streikbrecher au einer lebhasten Demonstration. Carabinieri gaben über 109 Schüsse auf die Demonsttanten ab. von denen sechs verwundet und einer totgeschossen wurde. Die Entrüstung über diese„Heldentat" ist allgemein. Die Organisattonen der Arbeiter planen, die Erschießung der Arbeiter mit der Proklamierung deS Generalstreiks zu be- antworten. Das offiziöse Bureau meldet über die Schietzaffäre folgendes: Mailand , 11. Oktober. Als heute nachmittag einige Aushülfs- arbeiter der Gas-Gesellschaft nach dem Bahnhof gebracht wurden, um in ihre Heimat zurückzukehren, da der Gasarbeiterausstand beendigt ist. wurden sie von den Arbeitern einer benachbarten Maschinenfabrik mit Steinwürfen angegriffen Hierbei wurde ein Arbeiter verwundet und verschiedene Fensterscheiben zertrümmert. Karabinieri versuchten, der Ruhestörer Herr zu werden, wurden aber von ihnen mit Steinwürfen empfangen. Die Karabinieri sahen sich in Gefahr und gaben Feuer. Vier Arbeiter wurden ver- letzt, einer von ihnen schwer, die drei anderen leichter. Die Arbeiter zogen sich zurück. Mehrere Geschäfte, darunter auch die GaS-Gesellschaft, hörten auf zu arbeiten. Auch die Straßenbahnea stellten den Betrieb ein. „Aus bessereu Kreisen". Dresden , 11. Ottober.<B. H. ) Die kgl. Staatsanwaltschaft beschäftigt sich zurzeit mit einer Untersuchung gegen mehrere, de» besseren Ständen augehörige Herren. ES handelt sich um Bergeheu gegen Z 173 des Stt.-G-B._ Mordanfall. Leobschiitz, 11. Oktober. (B. H. ) Der Gärtnereivesitzer Nowak anS Dirschel wurde von einem Unbekannten angegriffen, welcher mit einem Revolver drei Schüsse ans den Uebcrfallencn abgab, durch welche dieser am Unterleib schwer verletzt wurde. Nowak verstarb »ach einigen Stunden. Der Täter entkam unerkannt. Gerüsteinsturz— 1 Arbeiter tot. Coburg , 11. Oktober. (W. T. B.) An einem Neubau der hiesigen Gasanstalt brach heute nachmittag ei» Gerüst zusammen. Drei Arbetter wurden in die Tiefe gerissen. Einer erlitt rinen Schädelbruch und war sofort tot; die beiden anderen trugen erhebliche Bcrlrtzungea davon._ Landfriedensbruch. 11. Oktober.(28. T. B.) In dem Land- in dem 13 Arbeiter angeklagt waren, an» HimmelfahrtStage aus Slnlaß von Streikkrawallen die Zimmer» mannsche Leimfabrik in Ludwiashafeu zerstört zu haben, ist heute, wie die„Pfälzis-be Presse" meldet, von dem Schwurgericht Zwei- brücken nach viertägiger Verhandlung das Urteil gesprochen worden. 17'Angeklagte wurden verurteitt, ein jugendlicher Arbeiter wurde freigesprochen. Tie Haupträdelsführer erhielten ein Jahr bis ei» Jahr sechs Monate Zuchthaus . Die übrigen Angeklagten wurde» zu Gefängnisstrafen von drei Monaten bis zu einem Jahr drei Monaten verurteilt._ Ein wanderner Berg. Aubenar(Departement Tlrdeche). 11. Oktober. (W. T. B.) Ein auf vulkanischem Grunde lagernder Berg ist iaS Gleiten ge» raten und reißt auf seinem Wege alleS mit sich fort. 200 Meter einer Chaussee und zwei Brücken find bereits zerstört. Ungefähr eine Million Kubikmeter Erdmassen sind in Bewegung. Innerhalb eines Zeitraumes von 26 Stunden legten sie eine Strecke von 900 Metern zurück. Ein Stillstand ist noch nicht eingetreten. DaS Ereignis ist auf das Eindringen von Ouellwasser zurückzuführen. Ingenieure sind an der Arbeit, um der Verwüstung Einhalt zu tun._ Schweres Unwetter in Ftalie«. Turin , 11. Oktober. (W. T. B.) Infolge von«olkenbruch- artigem Regen sind sehr schwere Schäden entstanden. Gewaltige Ueberschwcmmungen werden auS dem großen Tale von Lanzo ge» meldet. Mehrere Personen sind umgekommen. Behörden und Truppen sind zur Hülfe geeilt._ Kaiserslautern , friedensbrnchprozeß, Verantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Lnseratentejl verantw.: Th.Glecke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Bwchdr.u.BerlagSanjialtUguISingeröiCo., Berlin 8V/, Hierzu 3 Beilagen u. Untcrhaltungsblatt
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