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Nr. 241. 24. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 15. Oktober 1907.

Dritter Deutsch - Gefterreichisch- Ungarischer Posamentierer- Kongreß.

Frankfurt a. M., 13. Oktober 1907.

Im festlich geschmudten Saale des hiesigen Gewerkschaftshauses traten heute die Delegierten des im Textilarbeiterverband orga­nisierten Posamentierer zum 3. Kongreß zusammen. Es sind ins­gefamt 33 Delegierte erschienen, darunter 27 Vertreter der deutschen Organisation, 3 Vertreter der österreichischen Organisation und je 1 Delegierter für die Schweiz , Ungarn und Böhmen . Vom Zentral­vorstand des Textilarbeiterverbandes ist übsch und 3ehms Berlin anwesend, ferner der Vertrauensmann der Posamentierer Deutschlands , Kollege Dau 3- Berlin .

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Die Tagesordnung umfaßt die Berichterstattung des Ver­frauensmannes, die Taktik der Lohnbewegungen und Streits und den Arbeitsnachweis.

Daus Berlin gibt den Tätigkeitsbericht. Seit dem lebten Rongreß ist in organisatorischer Hinsicht viel verbessert worden, auch find die Arbeitsverhältnisse günstiger geworden. In verschiedenen Städten wurden Tarife abgeschlossen, die einen Fortschritt auf­weisen, aber auch solche, die nicht gebilligt werden können. Redner trägt einige Beispiele solcher tariflicher Auswüchse vor und bemerkt, daß bei Tarifabschlüssen das Hauptaugenmerk auf die einheitliche Regelung der Arbeitszeit gelegt werden muß. In dieser Hinsicht gehen die Bestimmungen der einzelnen Tarife weit auseinander. Troß aller Fortschritte sind die Organisationsverhältnisse noch recht mangelhaft. Bei 35 befragten Orten mit 181 Betrieben und 1776 männlichen und 1579 weiblichen Arbeitern waren nur etwa 800 organisiert. Aus diesen Zahlen kann man einen entsprechenden Rückschluß ziehen auf die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der be­fragten Orte. Es sind da Schwankungen in den Löhnen von 12 bis 31 M., die Arbeitszeit differiert zwischen 53 bis 65 Stunden wöchentlich. Welch großes Arbeitsfeld noch vorhanden ist, zeigt die Tatsache, daß von 1291 Betrieben von 5 bis 20 Beschäftigten 5668 and in 222 Großbetrieben noch 12 200 Arbeiter und Arbeiterinnen zu organisieren find. Die bisherige Agitation hatte allerdings unter ben finanziellen Verhältnissen zu leiden. In Zukunft ist also für beffere Finanzierung der Agitationskomitees zu sorgen. Nur durch den Anschluß an den Tertilarbeiterverband kann den Bosa­mentierern eine Aenderung ihrer überaus traurigen Lage garantiert werden.( Lebhafter Beifall.)

Döhler Chemnitz entrollt eine Schilderung über das ge­radezu standalöse Ausbeutungssystem der Textilbarone in Waldenburg und Umgegend, die ihren gelernten Arbeitern Wochen­öhne von 8, 10 und 12 M., diese bei einer Arbeitszeit von 65 Stun­sen, zahlen. Auch die Möbelpoſamentierer und sogenannte Gallon­

stuhlarbeiter bekommen diese Hungerlöhne. Aber nicht etwa bloß im sächsischen Erzgebirge liegen diese Zustände so, sondern auch fast in allen dortigen Textilindustriestädten.

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Ueber die Zustände in den Thüringischen Staaten trägt dann Schirmer Altenburg einiges bor. Seine Schilderung gibt dem von Döhler borgetragenen Material nichts nach und besonders betont dieser Redner, daß die Unternehmer es vorzüglich verstehen, diese Bustände gegeneinander auszuspielen.

Arold- Zürich gibt dann für die Schweiz einen Bericht, dem im wesentlichen zu entnehmen ist, daß dort die Verhältnisse ziemlich günstig liegen. In Zürich , St. Gallen , Luzern , Zofingen , Bern , Lausanne und Genf bestehen Organisationen. Die Arbeitszeit beträgt zehn Stunden täglich, der Lohn schwankt zwischen 28 bis 36 Franken. Die Posamentierer sind in der Schweiz ebenso wie in Deutschland ihrem Textilarbeiterverband angeschlossen. Arold plädiert lebhaft für die gemeinsame Anstellung einer Vertrauens­person für die Branche.

Gauleiter Reiche It. Chemnih bittet, bei allen Aktionen der Bosamentierer auch die angestellten Gaubeamten hinzuzuziehen, und Richter- Hamburg ersucht, das entstandene Defizit nicht der Hauptkasse zu überweisen", sondern ein Umlageverfahren anzu­ordnen. Von verschiedenen Seiten wird diesem Vorschlag wider sprochen und gewünscht, daß der Hauptvorstand das Defizit deckt. 8ehms Berlin gibt für die Hauptverwaltung eine be­friedigende Erklärung ab.

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Hierauf geht aus in seinem Schlußwort auf alle An­regungen der Diskussionsredner ein und betont zum Schluffe die Notwendigkeit der Agitation unter den weiblichen Beschäftigten. Die Einbeziehung der verwandten Berufsgruppen ist schon immer veranlaßt worden, leider aber an der mangelhaften Organisation gescheitert. Die Deckung des vorhandenen Defizits wird der Hauptkasse überwiesen. In der Nachmittagssigung referiert der Hauptborsißende übsch- Berlin über die Taftit bei Streifs. In eingehender Weise schildert er die Mängel der bisherigen Lohnbewegungen und die Stellung des Zentralvorstandes zu denselben. An dem Verlauf der Berliner Bewegung zeigt Hübsch in drastischer Weise die Wirrgänge und Jrrwege, welche zu vermeiden sind. Ein großer Teil seines Referats beschäftigt sich mit den Unternehmerverbänden und ihrer Taktik und bespricht daran anschließend die Mittel und Wege des Verbandes. Eindringlich ersucht der Referent, auch den weiblichen Kollegen mehr Aufmerksamkeit bei den Lohnbewegungen zu schenken. In sehr ausführlicher Weise schildert dann der Referent die Schleichwege der Unternehmer, um Streitarbeit zu bekommen und zu versenden und wie dem ein Paroli zu bieten ist. Schließlich er­fucht der Hauptvorstand noch, in keinem Fall ohne Genehmigung Lohnbewegungen zu inszenieren.

An dieses Referat knüpft sich eine sehr ausgedehnte Debatte, an welcher sich Redner aus allen Landesteilen und auch die aus­wärtigen Delegierten beteiligen. In fast allen Reden kommt die Zustimmung der von Hübsch aufgestellten Thesen zum Ausdruck. Nach vierstündiger Diskussion, in welcher in ausgiebiger Weise über die Vorschläge des Referenten debattiert wird, nimmt der Kongreß folgende Resolution an:

Die Konferenz der Posamentierer erkennt im allgemeinen die vom Vorsitzenden des Verbandes, Kollegen Hübsch, gezeichneten Richtlinien der bei zukünftigen Lohnkämpfen in der Posamenten­industrie einzuschlagenden Tattit als vollständig richtig an.

Die Konferenz verpflichtet die Vertreter, sofort die nötige Agitation in allen Zentren der Posamentenindustrie, besonders aber im Erzgebirge zu entfalten, um die Voraussetzungen zu schaffen, welche diese Taktik erfordert. Der Ausbau der Organi sation und insbesondere die Organisierung der Hülfsarbeiter und der Arbeiterinnen ist sofort in intensivster Weise in die Hand zu nehmen, um dem Unternehmertum mit größter Entschiedenheit entgegenzutreten, wenn sie ihre übermütigen Pläne zur Aus­führung bringen sollten. Ferner wird dem Hauptvorstand die Anstellung eines befoldeten Beamten für das sächsische Erzgebirge zur Berücksichtigung überwiesen.

Ueber den Arbeitsnachweis referierte Dau 3- Berlin . Auch in diesem Referat handelt es sich um die Charakterisierung einer Reihe sich aus dem bisherigen Verhältnis heraus entwickelten Fehler und ihre Abstellung, die nicht von allgemeinem Interesse sind. Aus der Debatte ist besonders zu erwähnen der Kampf, den Die Unternehmer gegen den Arbeitsnachweis, der zentralisiert ist, führen, und die geschickte Art und Weise, wie sich die Organisation eine bessere Position errungen hat.

Die in der Diskussion vorgeschlagenen Wege werden dem Zen­tralvorstand zur Berücksichtigung überwiesen.

den nächsten Kongreß nicht als Posamentiererfongreß, sondern für Es liegen hierauf noch einige kleinere Anträge vor. Ein Antrag, alle in der Posamentierbranche beschäftigten Personen einzuberufen, wird angenommen.

wiedergewählt. Hierauf wird Daus Berlin einstimmig als Vertrauensmann

16. Oftober 1907, abends 9 Uhr, im Gesellschaftshaus Berliner Musiker, Schlächtergesellen von Berlin und Umgegend! Mittwoch, den Kaiser Wilhelmstr. 18m: Deffentliche Versammlung. Deutscher Arbeiter- Abstinentenbund. Ortsgruppe Berlin . Mitt­woch, den 16. Oftober, abends 8%, Uhr, in den Industrie- Festsälen, Beuthstr. 20: Bersammlung. Verein ehemaliger Beeliter. Abteilung B. Mittwoch, den 16. Dkt., abends 8, Uhr, bei Göhlsdorf , Brunnenstr. 3: Vortrag.

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