größten Bedenken, denn er würde den Magistrat ausschalten und Durch eine Art Wohlfahrtsausschuß ersehen. Ferner hat diese Versammlung bisher bei allen Vorlagen und Anträgen die sezialpolitische Seite mit größtem Ernst und größter Gründlichfeit(!) erwogen und gewürdigt(!) und vieles ist in dieser Beziehung von der Versammlung, und zwar unter Mitwirkung aller Zeile, geleistet worden. Den Antrag in einem Ausschuß zu begraben, ist mir und auch diesem Antrage gegenüber nicht unsere Absicht oder Gepflogenheit gewesen.
Damit schließt die Erörterung.
werden.
Stadtv. Dr. Arons( Schlußwort): Die Widersprüche, die aus dem Nebeneinanderbestehen dieses Ausschusses und der Deputationen usw. hergeleitet werden, erledigen sich ja schon durch den Hinweis auf das von dem Dresdener Oberbürgermeister Beutler Gefagte; vielleicht verschafft uns der Vorsteher den Wortlaut dieser Aeußerung. In Dresden hat mein Parteigenoffe Uhlich bei der dortigen Beratung bereits ausdrücklich hervorgehoben, daß eventuell aus diesem Ausschusse für auch ein Ausschuß gegen soziale Angelegenheiten werden könnte. Wir sind uns dieser Möglichkeit also chr wohl bewußt, und ich fürchte beinahe, daß der Beifall, der den ironisierenden Ausführungen des Kollegen Preuß zu teil wurde. nicht sehr günstig für unseren Antrag selbst zu deuten ist. Wir meinen, die intensive Beschäftigung mit sozialen Angelegenheiten in einem kleineren Kreise ist schon sehr geeignet, auch sonst sehr verhärtete Gemüter sozialen Regungen mehr zugänglich zu machen. Deshalb haben wir zunächst von einer Deputation abgesehen; die Hauptsache für uns ist eben, daß sich ein Kreis von Männern der verschiedensten Richtungen mit sozialpolitischen Angelegenheiten wieder und wieder beschäftigen muß; davon hoffen wir eine Befruchtung der ganzen sozialen Tätigkeit der Gemeinde. Der Antrag Arons geht an einen Ausschuß von 15 Personen. Für die durch den Wolkenbruch vom 29. Juli cr. be troffenen Eigentümer, Geschäftsinhaber usw. im Bereich des Radialsystems X sollen 75 000 M. als Entschädigung gezahlt Stadtv. Borgmann: Wir beantragen Ausschußberatung. Wir haben gegen die Entschädigung nichts einzuwenden, auch nichts gegen die Art der Entschädigung durch die Vermittelung der ehrenamtlich tätigen Kommunalbeamten. Aber der ganze Vorgang, der hier zugrunde liegt, gibt zu erheblichen Bedenken Beranlassung, und die Versammlung hat die unabweisliche Pflicht, sich genau zu informieren. Gerade weil eine feste Grundlage fehlt, aber die feltsamsten Gerüchte umherschwirren, eignet sich die Sache zur Prüfung durch den Ausschuß. Stadto. Rosenow : Wenn irgendwo in Deutschland elementare Schäden angerichtet werden, hat Berlin stets eine offene Hand für folche Schädigung durch Wolkenbruch entstanden und soll mit der Bagatelle von 75 000 M. abgefunden werden. Ich empfehle im Gegensatz zu Borrebner die fofortige Annahme und bitte, von Stadtv. Singer( Soz.): Ich muß aufs entschiedenste Verwahrung dagegen einlegen, daß uns unterſtellt wird, wir feien nicht ge das erste Mal, daß wir in diesem Saale gegenüber unverschuldetem Unglück die Hand nicht geöffnet hätten. Wir wollen aber bei dieser Gelegenheit feststellen lassen, was die Ursache dieses sogenannten elementaren Unglücks ist, ob es richtig ist, daß es an Einrichtungen fehlte, um dem Unglüd entgegenzuarbeiten. Es soll ein Notauslaẞ vermauert und dadurch kein Abzug möglich gewesen sein.( Hört, hört!) Ich konstatiere, daß dies der einzige Grund für den verlangten Ausschuß ist. Die Gelder werden vielleicht zehn Tage später gezahlt. Das ist der ganze Unterschied. Stadtbaurat Krause: Am 29. Juli ist ein Wolfenbruch erfolgt, den unsere Kanalisation nicht aufnehmen konnte; so werden die Stanäle nicht gebaut. In 55 Minuten sind 39 Millimeter Regenhöhe konstatiert worden, 277 Liter pro Hektar und Sekunde. 140 Liter pro Hektar und Sekunde sind zum Abflusse gelangt; eine Ueberschwemmung mußte stattfinden. Die dortige Pumpstation hat zivci Notauslässe, welche alles in allem 17,86 Rubikmeter abs leiten können. Zugeflossen sind aber 63 Kubikmeter pro Sekunde. Zugegeben werden muß, daß durch einen Beamten der größere der beiden Notauslässe zugemauert worden ist( hört, hört!) wegen einer Druckrohrverlegung infolge des Baues einer Brücke über die Banke. Auf die Ueberschwemmung hat dieses Versehen aber keinen Einfluß, wie die von mir gegebenen Zahlen zeigen. Wieweit eine Schuld die beteiligten zwei Beamten trifft, ist Gegenstand der Untersuchung, die beim Magistrat noch schwebt. Tatsächlich aber wäre auf keinen Fall die Kanalisation imstande gewesen, diese Regenmengen zu bewältigen.
die Geschädigten gehabt. Hier ist in den Mauern Berlins eine
ciner Ausschußberatung abzusehen.
Stadtv. Borgmann( Soz.): Die Ziffern, die uns der Herr Stadtbaurat gegeben hat, sind sicher richtig. Wir glauben aber, daß hier auch festgestellt werden muß, an wem die Schuld für das zu gegebene Versehen liegt. Nachdem wir jedoch soeben gehört haben, daß diese Sache bereits weiter verfolgt wird, ist die Angelegenheit für den Augenblick für uns erledigt; wir ziehen daher unseren Antrag auf Ausschußberatung zurück.( Beifall.)
Stadtb. Gaffel betont noch, daß abfolut teine Veranlassung sei, die Untersuchung zu unterdrüden, und daß es sich auch frage, ob nicht eventuell auch die Einrichtungen felbft unzureichend waren. Der Baurat habe aber eine höchst loyale Auskunft ge
geben.
Stadtv. Herzberg( Fr. Fr.): Eine Verpflichtung, alle Meteorwaffer abzuleiten, besteht für den Magistrat nicht. Stadtv. Caffel: Wir müssen uns troßdem vorbehalten, geTogentlich auf diesen Vorgang zurückzukommen.
Die Vorlage gelangt darauf einstimmig zur Annahme. Schluß 8 Uhr.
Soziales.
Moderner Menschenhandel und seine Folgen. Fortwährend wird in der Arbeiterpresse von seiten unserer Genoffen am Niederrhein und im Ruhrgebiet gewarnt vor dem gewiffenlosen Treiben der Agenten der Zechen- und Eisenbarone, fortwährend wird hingewiesen auf das Elend und die Not, denen bie angeworbenen fremdländischen Arbeiter ausgesetzt sind, sobald ſie fich in den Klauen der modernen Ellabenhändler befinden. Trot
Erft vor einigen Wochen berichtete die Arbeiterpresse über die die höchste Justanz in der Frage hat dann das Schild auch Bolizeiattade von Neumühl als Épisode eines Dramas, in dem als standesunwürdig bezeichnet. Es sei eine unstatthafte öffent weit über 300 Arbeiter mit ihren Familien( zusammen etwa liche Anpreisung( Reklame) im Sinne des§ 3, Abs. 1 der Aerzt 800 Köpfe) durch die Gewissenlosigkeit eines einzigen Zechenagenten lichen Standesordnung." ( Kühne) in Not und Elend gestürzt wurden. Der letzte Akt dieses Dramas wird sich demnächst vor dem Strafrichter abspielen. Und schon wieder wurde ein Bild entrollt, das den Beteiligten 27 Monate Gefängnis einbrachte, die eigentlich dem Zechenagenten Stadler oder in letter Linie seinen Auftraggebern gebührt hätten.
Man sieht, in der lächerlichsten Hochhaltung des Standes. dünkels verbunden mit Rücksicht auf die Möglichkeit kollegialen Ver. dienstes vielleicht minderwertiger Aerzte ganz im Sinne mittel alterlichen Zunftgeistes liegt System.
-
Verfammlungen.
Bei den nun vor sich gehenden Vorstandswahlen wurden
wurde der frühere 2. Vorsitzende Geithner, 2. Vorsitzender
Von einem Einschreiten des ärztlichen Ehrengerichts in den Vor der Strafkammer in Duisburg spielte ein Aufruhr- und Fällen, in denen ein Arzt Hülfe einem Hülfebedürftigen versagte Landfriedensbruchprozeß gegen 4 nach der Zeche" Neumühl" ge- oder die Krankheit durch Unachtsamkeit verlängerte oder zu unloďte Desterreicher. Die Leute waren in Graz von dem Agenten gunsten eines Arbeiters Erwerbsfähigkeit verschrieb"- in einem Stadler angeworben unter dem Versprechen eines Schichtlohnes Falle traf solch schönes Gutachten im Hause eines Adressaten ein, von 4,50 M. und freier Grubenkleidung nebst diversen sonstigen Vor- als dieser infolge der ärztlich ihm abgesprochenen Invalidität teilen. Die Tage der Reise sollten neben freier Verpflegung mit gestorben war oder höhere Honorare durch Vereinbarung mit 3 M. pro Tag vergütet werden. Echon in Graz begannen die Ent- feinen Standesgenossen über Versagung ärztlicher Hülfe erpreßte täuschungen . Fast drei Tage wurde die Abfahrt verzögert, da der oder zu erpressen suchte, wie durch die bekannten" Aerztestreits", Agent nicht genügend Mittel hatte, für die zusammengelaufenen" hat man nichts gehört. Könnte ein Arzt durch den Hin270 Personen, deren er sich nicht erwehren konnte", während er weis ,, unt die Ecke" schneller aufgefunden werden, so ist nur zur Anwerbung von 100 beauftragt war. Natürlich! Wenn das Schild standesunwürdig". Bei diesem Gebaren wundern armen Teufeln, die daheim in ihrem entlegenen Erdenwinkel viel- fich die Arzte, daß das Vertrauen zu ihnen in wachsendem leicht einige Kreuzer verdient haben, plöblich ein solches Angebot Schwinden ist, und leider soviel ärztlicher Hülfe Bedürftige in gemacht wird, so wäre es angesichts der sozialen und kulturellen die Arme von Kurpfuschern treibt! Rückständigkeit solcher Personen geradezu ein Wunder, wenn fie den Häschern nicht ins Garn laufen würden. Ein anderer Teil von ihnen hatte bessere Stellen aufgegeben, das bißchen Hausrat verkauft und glaubte nun, sofort mit Kind und Kegel der neuen Heimat zusteuern zu müssen. Alle aber wurden betrogen! Statt hause abgehaltenen gutbesuchten Versammlung der Arbeiter. Arbeiter- Bildungsschule Berlin . In der im Gewerkschaftsder vom Händler versprochenen 4,50 M. wollte die Zeche nur Bildungsschule wurden die bereits im Vorwärts" bekannt. etwas, so daß die meisten, weil mittellos, in dem einzigen Anzuge, Rassierer Genossen Königs erstattete Kassenbericht für 3,50 M. zahlen. Von den versprochenen Grubenkleidern sah niemand gegebenen Aenderungen des Lehrplanes mitgeteilt. Der vom den fie am Leibe hatten, die Arbeit aufnehmen mußten, wenn sie die Monate Juli- September schließt mit einer Einnahme von nicht hungernd in einem fremden Lande untergehen oder sich poli- 4450,25 M. und einer Ausgabe von 1896,67 M. ab. Der Bestand zeilich wieder dahin abschieben lassen wollten, woher fie eben ge- der Kasse betrug am 1. Juli 2928,81 M., am 30. September für unbrauchbar zur Grubenarbeit befunden wurden, überließ man tommen waren. Mehrere, die nach der ärztlichen Untersuchung 5482,39 M. Dem Kassierer wird auf Antrag der Revisoren wie üblich ihrem Schicksal. Auf die Reisevergütung von 9 M. er- Decharge erteilt. Längere Zeit nahm die Beschlußfassung über die hielten die Leute nur 5 M., der Rest sollte erst nach Beginn der Statutenänderung in Anspruch. Sie wurde bis auf den Arbeit gezahlt werden. Alles das führte zu einer begreiflichen Er-§ 6 von der Generalversammlung in der Fassung der letzten Geregung. Eine Anzahl dieser Fremden geriet dann in eine Wirt- neralversammlung mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit gutschaft, im Aerger wurde getrunken und wieder getrunken, es gab geheißen. Der§ 6 fand nicht diese zweidrittelmehrheit und damit Spettatel, der Wirt verbat sich den Tumult und ließ Polizei holen, eines Mitgliedes auch ehrlose Handlungen" berechtigen. bleibt er in seiner alten Fassung bestehen, wonach zum Ausschluß es wurde das Mobiliar in der Wirtsstube demoliert, der Polizist mußte flüchten trotz seines Revolvers, eine Anzahl der Anwesenden die alten Vorstandsmitglieder bis auf den 1. Vorsißenden Lammé segte ihm nach, und schließlich war das Ende vom Liede, daß vier Personen ergriffen und ihnen nun der Prozeß wegen Aufruhr und wiedergewählt, da dieser eine Wiederwahl ablehnte. 1. Vorsitzender Landfriedensbruch gemacht wurde. Nach dem heute geltenden for- Riedel. Als Revisoren gingen die Genossen Markus und malen Recht vielleicht mit Recht. Die Angeklagten wurden, wie ie the aus der Wahl hervor. Auch die Posten der Unterrichtsoben bemerkt, zu insgesamt 27 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Urteil fiel verhältnismäßig milde aus, weil das Gericht das vertreter, der Bibliothekare und einer Ordnerkommiſſion besetzte die Generalversammlung. Nachdem noch aus der Versammlung unqualifizierbare Verhalten des Zechenagenten berücksichtigte! Die unsauberen Machinationen der Agenten werden systematisch jähriges Wirken als Vorsitzender der Schule ausgesprochen worden Es drängt sich da die Frage auf:„ Soll das so weiter gehen?" dem Genossen Lammé der Dank der Mitglieder für sein lang war, erfolgte Schluß der Versammlung. Alle Zuschriften geübt und leider durch die Duldung unterstützt. Hat so ein Bursche für den Vorstand der Schule sind von jetzt zu richten an: seine" Ware" abgeliefert, so verschwindet er wieder und verübt Otto Geithner , Berlin NO. 18, Friedenstr. 70 III. denselben Frevel. Gegen diesen Menschenschacher empört sich das gesunde Empfinden. Man mache die Werksbefizer verantwortlich Die Kostüm und Musterschneider und Schneiderinnen hielten für das schamlose Treiben ihrer Agenten. Die Werksbesizer wissen om Montag im Neuen Klubhause, Kommandantenstraße, eine genau, daß die Angeworbenen durch falsche Vorspiegelungen heran- öffentliche Versammlung ab, in der Frau Dr. Bepler über die gelodt werden. Der Betriebsführer der Zeche" Neumühl" sagte in Frage sprach:" Wie können wir unsere wirtschaft. dem Aufruhrprozeß als Zeuge aus, daß er den Agenten Stadler liche Lage verbessern?" Die Nednerin schilderte in ihrem nur beauftragt habe, 100 Mann anzuwerben, aber dennoch hat Vortrage zunächst die Umwälzung der wirtschaftlichen Zustände, man mit Freuden zugegriffen, als Stadler aus Graz telegraphierte, wie sie die Entwickelung des Maschinenwesens mit sich gebracht hat, es feien 270 zusammengelaufen". sowie deren Folgen für die Arbeiterklasse: die Ausbeutung der Arfür die betrügerischen Manipulationen ihrer Agenten. Ihnen ist und die Berelendung und Degeneration der ausgebeuteten Massen, Die Betriebsverwaltungen sind die moralisch Verantwortlichen beitskraft der Kinder und der Frauen, die industrielle Heimarbeit daher auch die Verantwortung aufzuerlegen. Reichen dazu die die naturnotwendig eintreten mußte und muß, wenn nicht die Gebestehenden gesetzlichen Bestimmungen aus formalen Gründen nicht sehgebung sowie die wirtschaftliche und politische Organisation der aus, dann ist es angesichts der Gemeingefährlichkeit dieses mo- Arbeiterklasse selbst dem Unheil steuern würde. Die Rednerin dernen Sklavenhandels an der Zeit, daß sich die Gesetzgebung mit wies auf das Wenige hin, das die Gesetzgebung bis jetzt in dieser der Sache befaßt. Hinsicht geleistet hat, hob dann jedoch besonders hervor, daß die gewerkschaftliche und politische Betätigung, vor allem der Frauen, doppelten und mehrfachen Ausbeutung durch das Zwischenmeister. Schneidergewerbe und der Konfektion mit ihrer Heimarbeit und der noch sehr viel zu wünschen übrig läßt, namentlich auch im tum. Der Vortrag schloß mit dem Aufruf, eifrig und ausdauernd dafür zu wirken, daß der Gedanke, daß die Arbeiterinnen nicht ausgeschlossen sein sollen von allem, was das Leben lebenswert macht, daß der Gedanke der Kultur und damit die Erkenntnis, daß Bahn bricht. Lebhafter Beifall bewies, daß die Anwesenden diese ohne Organisation fein Fortschritt möglich ist, sich immer mehr Mahnung wohl verstanden und beherzigt hatten. Der Vorsitzende nahmen alle dem Schneiderverband angehören, nun vor allem auf Knoop führte im Anschluß an den Vortrag aus, daß in der Kostümbranche, wo die männlichen Kollegen mit wenigen Aus. die Gewinnung der Kolleginnen hingewirkt werden muß, soweit sie den Wert der Organisation noch nicht begriffen haben. In der Kostümbranche wird jetzt eine Erhebung über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse veranstaltet. Die hierzu von der Organisation herausgegebenen Fragebogen sollen sobald wie möglich, gewiffenhaft ausgefüllt, abgeliefert werden. Gegen Ende November wird Verfügung stand, erwies sich als viel zu klein; es wird dafür geeine neue Versammlung einberufen. Der Saal, der diesmal zur handen ist. forgt, daß für die nächste Versammlung ausreichend Naum vor.
Zum Arzt um die Ede-
-
ftandesunwürdig.
folgendem gestern vom ärztlichen Ehrengericht für die Provinz Der Zunftgeist der ärztlichen Handwerker spiegelt sich in Brandenburg und den Stadtkreis Berlin gefällten Urteil wider. Der in einem Vorort Berlins ansässige praktische Arzt Dr. A. hatte zweds leichterer Auffindung in der Nebenstraße, unweit seiner Wohnung, ein kleines Schild mit dem Hinweis: Bum pratt. Arzt Dr. E., der sich in der Nähe der Wohnung des Dr. A. niederließ, um die Ecke" anbringen lassen. Ein anderer Arzt, nahm Anstoß an diesem Schild und erstattete Anzeige beim Ehrengericht gegen Dr. A.
Dr. A.
-
war bei seinem Zuzug in die damals noch in der Bebauung beDer Gerichtshof fällte folgende Entscheidung: Der Beschuldigte griffenen Gegend unter Berücksichtigung der Tatsache, daß in den nächstbelegenen Häusern noch kein Arzt wohnte, unbedenklich befugt, das fragliche Schild an der Ede anzubringen. Von der Beit aber, wo die Bebauung sich vollendete und insbesondere ein anderer Arzt in einem unweit belegenen Hause sich niederließ, fiel der gerechtfertigte Grund für ein Schild mit dem Hinweis: Um Verhältnissen über den Rahmen hinaus, in dem sich die Kenntlichdie Ecke" fort. Ein solches Schild.geht unter normalen örtlichen Ein Schild, das nicht an dem Hauseingang zu der Arztwohnung machung der ärztlichen Wohnung standesgemäß zu bewegen hat. angebracht ist, ist in der Regel zu verwerfen. Das Ehrengericht erkannte an, daß der Beschuldigte nach Lage der Sache im Zweifel sein konnte, ob sein Verhalten sich mit der ärztlichen Standesehre in Widerspruch sehe, und sprach ihn deshalb frei, drohte ihm aber an, ihn zur Verantwortung zu ziehen, sofern er nach Kenntnis nahme der Entscheidung das Schild nicht alsbald entfernen laffe. Das angeführte Urteil des ärztlichen Ehrengerichts für die Provinz Brandenburg steht keineswegs vereinzelt da. So berichtet ein Arzt in der" Frankfurter Zeitung " über folgenden Spruch der
rheinischen Aerztekammer:
Die
Eingegangene Druckfchriften.
Sittliches Fauftrecht! Von F. Beichbrodt. 57 Seiten. Verlag: A. Pulvermacher u. Co., Berlin W. 30. Zum Enteignungsprojekt. Von S. v. Turno. Preis 50 Pf. Ver. lag: Bote u. Bod, Bosen, Wilhelmstr. 23. Berliner Studentenalmanach. Führer durch die Berliner Hoch Zur Erwerbung von Deutsch Ostafrika. Von Dr. J. Graf v. Pfeil. Geb. 6 M. Verlag K. Curtius, Berlin W. 35.
Positive Kolonialpolitik.
Haag, 17. Oktober. ( B. H. ) Aus Niederländisch- Indien wird berichtet, daß bei einer nach der Insel Floros unternommenen Ers pedition 198 Eingeborene getötet wurden. Sämtliche Führer der Aufständischen an der Küste von Rokka haben sich unterworfen.
Aus dem Zug gestürzt.
" Ich hatte meine Niederlassung in den Lokalblättern der Umgegend in würdiger Form, die nur Name, Stand, Wohnort und tarttunen en el mal angezeigt und wurde dafür wegen Letzte Nachrichten und Depefchen. Sprechstunden enthielt, zehnmal standesunwürdigen Benehmens Standeswürde liegt nämlich um fünfmal herum. Mit dem Ehrengerichtswesen nicht vertraut, hatte ich es in meiner Verteidigung mit Logit versucht und darauf hingewiesen, daß eine noch so häufige Wiederholung einer an sich ehrenhaften Handlung diese nicht zu einer unehrenhaften stempeln könne. Aber es nühte nichts, das Urteil war fertig. Das hätte auch eine schöne Verwirrung anrichten fönnen in der geheiligten Ordnung der Dinge, die das erraten läßt. Einen einfachen Verweis hätte ich nun noch verminden können, aber da stand geschrieben: Der Angeklagte hat gehandelt wie ein Kaufmann". Wie mir, dem Sohne eines Kaufmannes, das nahe ging! Unterzeichnet war das Schriftstück u. a. vom Oberpräsidenten der Rheinproving in Vertretung... Wie ein Kaufmann! Hoffentlich hat der Vertreter des Oberpräsibenten der Rheinprovinz , der klassischen Lande des Kaufmanns, an dem Tage, an dem er mein Urteil unterzeichnete, Zeit gefunden, Toilette zu machen, falls er etwa abends auf einem Bankett der rheinischen Kaufmannschaft auf den Königlichen Kaufmann" toasten mußte. Ja so mußte es fommen. Mit der Konstruktion Hirschberg i. Schl., 17. Oktober. ( W. T. B.) Wie der„ Bote eines besonderen Standesehrbegriffs beginnt's und dann geht's aus dem Riesengebirge " meldet, richtete in der vergangenen Nacht bis zur Beleidigung anderer Stände." und heute Vormittag ein orfanartiger Sturm im Riesengebirge großen Schaden.an. Zahlreiche Häuserdächer wurden abgehoben. Telephon- und Telegraphenleitungen wurden zerstört, besonders groß sei der Schaden in den Gebirgswaldungen.
Dieser Warnungen der Arbeiter vor Enttäuschungen und dem sicheren Glend, nimmt der Strom der Völkerwanderung nach dem Ruhrgebiete bezw. dem Niederrhein zu. Vorwiegend Ausländer lockt der deutsche Prozentpatriotismus nach den Gefilden der Industriekönige des Westens, und zwar Ausländer von sehr bedentlicher moralischer Qualität. Kein Wunder, daß Revolverschießerei, Messerstecherei, Straßenraub und Sittlichkeitsbelitte im besagten Industriegebiet zu den alltäglichen Erscheinungen gehören. So Publikum die Niederlassung eines Arztes mehr vermuten, ahnen, arg jedoch, wie dieser ausländische Zuwachs seit einigen Monaten wieder am Niederrhein ist, namentlich in den Königreichen" der Thhffen, Stinnes, Haniel usw. dürfte er wohl kaum jemals in einer anderen Periode gewesen sein. Es scheint, als ob das Industriekapital geradezu wetteifert in dem Bestreben der Ansässig machung fremdsprachiger und in der Berdrängung deutscher Arbeiter. Das Geld scheint in diesem Verfahren überhaupt keine Rolle zu spielen. Die Hände" werden nicht mehr waggonweise, sondern nur noch hundertweise mittelst Ertrazügen befördert. So zieht sich das Industriemagnatentum des Westens in aller Stille die seinen Wünschen hochwillkommene Reservearmee willfähriger Ausbeutungsobjekte heran, mittelst deren die" unbotmäßige" ein heimische Arbeiterschaft im Baume gehalten und ihre Ansprüche niedergeknüttelt werden können.
Unerhörte materielle Opfer und zahllose Zerrüttungen des Familienlebens hat dieser moderne Sklavenhandel- 3 M. pro Stopf schon gefordert, Tausende über Tausende armer, uns wissender Arbeiter wurden ins Glend gelodt und tagtäglich häuft fich die Schuld, so daß es endlich Zeit wird, daß sich die Geset gebung mit dem gemeingefährlichen Treiben jener modernen Sklavenhändler befassen.
...
wurde auf der Strede Kaffel- Frankfurt a. M., unweit der HalteFrankfurt a. M., 17. Oktober. ( B. H. ) Gestern nachmittag ftelle Singlis eine Dame mit schweren Berlekungen neben dem. Gleis aufgefunden. Wie die näheren Umstände ergaben, ist die bea starb die Dame, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. treffende Dame aus dem Schnellzug gestürzt. Um 6 Uhr abends Ausweispapiere wurden bei ihr nicht vorgefunden.
Unwetter.
Der fächsische ärztliche Ehrengerichtshof verurteilte kürzlich einen Arzt in folgendem Fall: Ein Arzt in einer Großstadt tam auf den Gedanken, seinen Wirkungskreis auszubreiten, weshalb er auf seinem Namensschild vermerkte:" On parle français" und English spoken" und außerdem noch eine Beile anbrachte, aus welcher herborging, daß er auch russisch spreche. Das ärgerte seine Roblenz, 17. Oktober. ( B. S.) Ein in Boppard wohnhaftes lieben Kollegen", und der zuständige ärztliche Bezirksverein Kinderloses Ehepaar, das kürzlich sich durch Einatmen von Gas zu strengte Klage bei dem Ehrengerichte an. Der Ehrengerichtshof töten versuchte, hat sich hier im Rhein ertränkt.
H
Hartnädige Selbstmörder.