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Nr. 248. 24. Jahrgang.

Das

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. ttwody, 23. Oktober 1907.

Mittwoch,

Reichsgericht vor der höheren Instanz. troffen werden. Es ist hier nicht der Ort, die Gründe auseinander benken, fönnen sie nicht mehr als Wachtmittel der herrschenden

Wir schilderten gestern schon die gewaltige Demonstration, die Am Montagabend in der Hasenheide stattfand, eine Kundgebung der Arbeiterschaft, wie sie Berlin   lange nicht gesehen hat. Schon um 4 Uhr nachmittags standen dichte Massen im Garten der Neuen Welt" vor verschlossenen Saaltüren. Als der Saal nach 5 Uhr geöffnet wurde dauerte es nicht lange und er war bis in den äußersten Winkel vollständig besetzt. Ein starkes Aufgebot von Schußleuten sperrte das überfüllte Lokal und hielt alle Eingänge desselben besetzt. Immer neue Voltsmassen strömten herzu und bald war die Hasenheide schwarz von Menschen. Tausende und Abertausende, die feinen Einlaß mehr fanden, warteten draußen, um dem Hochverräter" eine Rundgebung zu bereiten. Nur mit Mühe konnte die Polizei, die sich in anerkennenswerter Weise auf die notwendigsten Anordnungen beschränkte, den Straßendamm für den Fuhrwerksverkehr einigermaßen freihalten.

Im Saale   selbst harrte eine nach Tausenden zählende Menge, die das Parterre und die Galerien, Kopf an Kopf gedrängt, füllte, des Beginns der Versammlung. Kurz vor 28 Uhr betraten die beiden Redner des Abends, Richard Fischer und Karl Lieb­fnecht, den Saal. Beifallsstürme, Hochrufe aus mehreren tausend Kehlen durchbrausten das Haus. Prächtige Blumen­arrangements wurden dem Verurteilten auf die Bühne gereicht. Bald war der Vorstandstisch mit Blumentörben und Sträußen besetzt, die in glühendem Rot leuchteten.

Um 28 Uhr eröffnete Genosse Ernst die Versammlung und erteilte dem Genossen Richard Fischer das Wort. Der Redner fnüpfte an die Worte eines Schriftstellers der französischen   Revo­lutionszeit an: Es ist immer ein Zeichen für das Absterben einer herrschenden Klasse, wenn das Rechtsempfinden der unterdrüdten Alasse im Gegensatz steht zu dem Rechtsempfinden der herrschen­den Klasse." Dieser Sak paßt auch auf die gegenwärtigen Ber­hältnisse so gut, als wäre er heute geschrieben. Gerechtigkeit foll die Grundlage des Staates sein. Nach unserer sozialdemokratischen Auffassung sind die Geseze nichts anderes als der juristische Schutz­wall für die Interessen der bürgerlichen Gesellschaft. Da wir eine Gesellschaft errichten wollen, welche der gegenwärtigen Gesellschaft entgegengesett ist, so ist es erklärlich, daß wir diese Schuhwehr Lekämpfen müssen, welche die

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politische Machtfrage. ( Lebhafter Beifall.) Dieser unmöglichen Aufgabe gegenüber müssen Nicht Biebknecht, sondern die Sozialdemokratie, besonders ihre alle Erziehungskunststücke des Militarismus versiegen. Das ist der Agitation gegen den Militarismus soll durch dieses Urteil ge- wunde Punkt des Militarismus: Wenn die Bajonette anfangen zu Daher die Nervosität der Herrschenden zusehen, weshalb die Partei dem Genossen Liebknecht auf lassen benutzt werden. die speziellen Wege seiner antimilitaristischen Agitation nicht Straffen gegen die antimilitaristische Agitation. Wir brauchen nichts gefolgt ist. Aber darin sind wir alle mit Bebel einig, weiter: nur Aufklärung zu verbreiten über die Verwendung des daß die Partei in dem Bestreben, den Militarismus zu be- Militarismus im Klassenkampf, und jeder Proletarjer, der hier kämpfen, mit dem Genossen Liebknecht vollkommen einver- flar geworden ist, ist für den Kampf im Interesse der Herrschenden standen ist, und daß es nicht einen einzigen Sozialdemokraten gibt, berloren. Wir wollen eine ruhige organische Fortentwickelung. der dem Genossen Liebknecht in seiner Agitation deshalb nicht Wir denken nicht an plumpe Gewalt. folgen wollte, weil er meinte, fie flinge an Hochverrat an. Daß der Diese will aber der Militarismus. Weil ich den Militarismus, Prozeß nicht aus juristischen, sondern aus politischen Gründen dieses Prinzip der Gewalt bekämpft habe, bin ich auf die Anklage­eingeleitet worden ist, dafür hat ja der Oberreichsanwalt selber den bank gekommen unter der Beschuldigung, ich hätte versucht, Gewalt Beweis erbracht, als er erklärte, die Einleitung des Prozesses sei zu üben.( Beifall.) Ich habe es gewußt, daß man auch in Deutsch­auf Anregung einer interessierten Behörde" erfolgt. Daß Herr land denselben Weg beschreiten wird, den man in anderen Ländern Romen nicht der Veranlasser ist, das liegt auf der Hand. Die gegen die antimilitaristische Bewegung eingeschlagen hat. Ich war interessierte Behörde kann nur die Reichsregierung oder das nicht überrascht über diesen Prozeß. Aber ich wußte noch ein preußische Kriegsministerium sein. Es ist eine treffende Illu- anderes. Auch in anderen Ländern hat die antimilitaristische Be­stration zu den bollendeten Rechtsgarantien", daß ein so wichtiger wegung erst festen Boden gefaßt, nachdem ihr der Staatsanwalt Prozeß, den die Staatsregierung selber veranlaßt, nicht hätte zu Leibe ging. So wird es auch in Deutschland   kommen. Insofern eingeleitet werden können, wenn nicht der Oberreichsanwalt seine fann man sagen, daß wir, politisch betrachtet, mit diesem Prozeß frühere wissenschaftliche Ueberzeugung geändert hätte. Wäre aufs höchste zufrieden sind. Er hat nicht nur gezeigt, daß die Liebknecht in der Lage gewesen, seine Broschüre zu schreiben, Richter dem Empfinden des Proletariats fremd gegenüberstehen, als der Oberreichsanwalt noch seine ursprüngliche wissenschaftliche sondern daß sie auch die bekanntesten Tatsachen aus der Geschichte Anschauung hatte, dann hätte dieselbe Handlung, die heute als der Partei nicht kennen. Wie weltfremd die Richter des Reichs­Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt ist, gar nicht zur Er- gerichts unseren Anschauungen gegenüberstehen, zeigte die Tatsache, hebung einer Anklage geführt. daß die Herren unser Erfurter Programm gewissermaßen erst entdecken mußten. Einer der Hauptpunkte der Anklage ist bekannt­lich ein Punkt eben dieses siebzehn Jahre alten Programms. Wenn der Standpunkt des Oberreichsanwalts ein unbegreiflicher ist, so ist das Urteil des Gerichts

Der Redner unterzog das Prozeßverfahren gegen Lieb fn echt einer treffenden Kritik und führte im einzelnen aus, daß die Verurteilung Liebknechts nur dadurch zu erklären ist, daß die Richter gar nicht imstande sind, sich in den Gedankengang der sozialdemokratischen Anschauungen hineinzuversetzen. Zuchthaus­strafe beantragte der Oberreichsanwalt. Er setzte also ehrlose Ge­finnung beim Genossen Liebknecht   voraus. Liebknecht hat ihm darauf in so taktvoller und mannhafter Weise geantwortet, wie es sich gehört.( Lebhafter Beifall.) Ehrlos also soll unsere po­litische Gesinnung sein. Man mag unsere Ueberzeugung für falsch halten, aber daß sie ehrlos ist, das soll niemand sagen. Wenn das der höchste Justizbeamte des Reiches dennoch sagt, so kann das nur dazu beitragen, daß wir unseren Kampf so nachhaltig führen, daß es uns möglich wird, den herrschenden Klassen eine andere Meinung aufzuzwingen.( Beifall.) Daß der Prozeß ein

politischer Tendenzprozeß

unendlich ernster zu nehmen ,, denn es ist viel flüger, viet durchdachter, biel gefährlicher für unser politisches Beben als alles, was der Oberreichsanwalt unternommen hat. In seinen Konsequenzen bedroht das Urteil jede freie Meinungs­äußerung mit dem Strid des§ 86. Aber freilich: Auch dieses Urteil trägt seinen dialettischen Widerspruch in sich selbst. Es wird durch jenes Sprichwort charakterisiert: Allzu scharf macht schartig. Nach den Konsequenzen dieses Urteils müßte, ebenso wie ich, jeder Sozialdemokrat verurteilt werden. Und dazu würden selbst in Deutschland   die Gefängnisse nicht ausreichen. Dieses Urteil herrschende Klaffe gegen die vorwärtsstrebende Arbeiterklaffe tann einfach nicht durchgeführt werden, so wenig, wie etwa ein errichtet hat. Die Sozialdemokratie belämpft den Klassenstaat in war, bestreitet niemand. Nun frägt es sich aber, ob eine Regierung, Urteil, das jedem Sozialdemokraten das Atmen verböte. Es muß seinen Grundlagen und stellt sich damit in Gegensatz zu den Inter  - die solche Mittel gegen politische Gegner anwendet, eine starke Re- ein Schlag ins Wasser bleiben, und deshalb brauchen wir uns Der Prozeß essen, die durch die jebigen Geseze geschützt sind. Unser Kampf ist gierung genannt werden kann, ja, ob eine Regierung sich stark fühlt, keine grauen Haare wachsen zu lassen.( Beifall.) Der Kampf um die Erlangung der politischen Machtmittel des bie mit derartigen Mitteln einen politischen Gegner unschädlich mußte propagandistisch wirken. Das wußte ich von Anfang an, Staates. Deshalb wird natürlich der ganze Apparat der Recht- machen will. Vor wenigen Monaten hieß es, die Sozialdemokratie und es hat mich innerlich beglückt, zu sehen, wie der Funke, den sprechung gegen uns angewandt und wenn die bestehenden Geseze sei niedergeritten.( Gelächter.) Kann eine Partei niedergeritten man durch den Prozeß ersticken wollte, zur hellen Flamme empor­nicht mehr ausreichen, um uns zu bekämpfen, wie es die herr- sein, wenn man es für nötig hält, derartige Prozesse gegen sie zu gelodert ist.( Stürmischer Beifall.) Es geht in Deutschland   ein schenden Klassen wünschen, dann ist man schnell bei der Hand, führen? Nein, Parteigenossen. Nicht wir sind die Niedergerittenen, Geist der brutalen, engherzigen Gewaltsamkeit um, der sich vermißt, Musnahmegejebe gegen uns zu machen. Denken wir an sondern jene, welche die Urheber und die Verantwortlichen für in ebenso plumper wie gewalttätiger Weise den inneren Feind bas Sozialistengeset, an die Buchthausvorlage, denken wir daran, diesen Prozeß sind.( Lebhafter Beifall.) Gewiß, der einzelne von niederzuwerfen. Es geht der Geist jenes Herrn Romen um. daß durch die Auslegung der Gefeße neue Straftaten zurecht fon- uns fann niedergeritten werden, aber zehn andere treten an seine Dieser kleinlich- rohe Geist durchweht die Politit, die man gegen­struiert werden, an die der Gesetzgeber gar nicht gedacht hat. Be- Stelle. Gewiß, es ist kein Vergnügen, Jahre aus der Familie, wärtig anwendet, um der Sozialdemokratie an den Kragen zu denken wir das, so sehen wir, wie sich ganz natürlich die Auffassung aus seinem Wirkungsfreis gerissen und in die Festung gesperrt zu gehen. Wenn aber schon der Streich des Hauptmanns von Köpe­herausbildet, daß der Arbeiter in dem Richter nicht mehr den un- werden, aber unter diesen Umständen ist es eine Ghre.( Stürmus gewesen ist, so sind es noch mehr die Streiche des Herrn nid ein ausgezeichnetes Agitationsmittel gegen den Militaris­befangenen Wahrer und Hüter des Rechts sieht, sondern den An- mischer, langandauernder Beifall.) Ich glaube, auch außerhalb gehörigen der befizenden Klasse. Je mehr sich die Klassengegensätze unserer Partei sind viele mit uns der Meinung, daß dieser Prozeß Romen. Herr Romen tann Arm in Arm mit dem Haupt­entwickeln, desto mehr werden die Arbeiter auch in dem Richter zu dem vorteilhaftesten gehört, was unserer Partei seit langem mann von Köpenick   sein Jahrhundert in die Schranken fordern. ( Lebhafter Beifall.) den Schüßer und Schirmer der kapitalistischen   Interessen und zugestoßen ist.( Beifall.) Noch eins darf ich sagen, obgleich es ihren politischen Gegner sehen. Dabei dentt natürlich niemand sonst nicht meine Art ist, jemandem Lobeserhebungen zu spenden: an bewußte Rechtsbeugung oder an eine Verdächtigung des Cha- Wenn dieser Prozeß sich so gestaltet hat, daß die Partei Früchte rafters der Richter. Als das aufstrebende Bürgertum für seine davon ernten wird, so haben wir das der tapferen und mannhaften Rechte gegen Junker- und Pfaffenherrschaft kämpfte, war eine Art zuzuschreiben, wie Genosse Liebknecht   diesen Prozeß ge­feiner Grundforderungen die Einführung von Geschworenen  - führt hat. Das anzuerkennen, sind wir der kühnen Art seines Auf­gerichten. Diese Forderung hat das Bürgertum aufgestellt, weil tretens schuldig.( Lebhafter Beifall.) Ich kann unserem Genossen es sicher war, daß die Geschworenen der bürgerlichen Klasse ent- iebknecht tein schöneres Geleitwort ins Gefängnis geben, nommen werden und daher die Anschauungen dieser Klasse besser als das, was unser Alter, wenn er heut an dieser Stelle stände, tennen als die Berufsrichter, Heute ist zehn gegen eins zu wetten, seinem Sohne zurufen würde: Karl, ich bin zufrieden daß auch Geschworene ihr Klasseninteresse zum Ausdrud bringen, mit Dir!"( Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Wenn Ge­wenn sie über Arbeiter zu urteilen haben, die in der Vertretung nosse Liebknecht jett ins Gefängnis geht, so gehen mit ihm ihrer Klasseninteressen vor das Gericht gekommen sind. Deshalb die Wünsche von Millionen deutscher Arbeiter, die den Kampf, aus sind sogar viele von uns zu der Auffassung gekommen, ihre Pro- dem er für Jahre herausgeriffen ist, mit verstärkter Kraft seffe heute lieber in den Händen eines Berufsrichters zu wissen, weiter führen, damit Liebknecht bei seiner Rückkehr aus dem dessen juristische Schulung mehr Garantie gegen das Ueberwallen Gefängnis sieht, der politischen Leidenschaften bieten tann. Im Verlaufe diese Saat hat tausendfältig Früchte getragen. dieser Entwidelung wandeln sich schließlich alle Prozesse Ein Mann über Bord, die ganze Armee im Vormarsch. gegen Arbeiter zu politischen Prozessen, zu Tendenzprozessen um. Nun gibt es auch Prozesse, bei denen nicht die Person des Ange- mischer, andauernder Beifall.) Ilagten, sondern seine Parteirichtung in Frage kommt. Dazu ge= hören die

Hochverratsprozesse.

Ich habe nun die Order, schon in den nächsten Tagen die freundliche Festung Glak zu besuchen. Tragisch ist die Sache nicht zu nehmen. Ich bitte, nicht auf den Gedanken zu verfallen, der schon in bürgerlichen Blättern ausgesprochen ist, ich sei ein Partei­märtyrer. Davon kann keine Rede sein. Denken Sie, ich habe mich nach Ruhe gefehnt und werde auf der Festung das nachholen an meiner inneren Ausbildung, was ich bisher habe zurückstellen müssen. Hier sollen teine traurig- wehmütigen Abschiedsworte ge­müssen. Hier sollen keine traurig- wehmütigen Abschiedsworte ge= sprochen werden. So ist mir nicht ums Herz, und so darf es Ihnen nicht ums Herz sein.

Keine Wehmut, sondern Kampfstimmung.

Die gewaltige Begeisterung, die freudige Kampfesstimmung, welche dieser Prozeß ausgelöst hat, muß festgehalten werden. Sorgen Sie, daß fie fein Strohfeuer fei. Die nächsten Jahre werden schwere Kämpfe bringen. Verwenden Sie alle Straft und Energie im Kampfe für das Recht der freien Meinungsäußerung, ( Stür- militarismus. Erhalten Sie diese Begeisterung, sodaß wir von für die Stärkung der Jugendorganisation, im Kampf gegen den Sieg zu Sieg fortschreiten und ich in der Festung von immer neuen Erfolgen der Sozialdemokratie Nachricht bekomme.( Lebhafter Beifall.) Gefängnis, Festung und Zuchthausmauern können den Vormarsch der Sozialdemokratie nicht aufhalten und ihren Sieg nicht hindern. Die Begeisterung und Wucht, die Besonnenheit und Bieltlarheit, mit der das Proletariat feinen Kampf führt, machen es unüberwindlich troh Zuchthaus und Festung, trok Kriegsminister und Romen.( Stürmischer, anhaltender Beifall.)

Genosse Ernst verlas ein Telegramm von der Fränkischen Tagespost" und dem Parteisekretariat für Nürnberg   und Nord­bayern. Es lautet:" Zur Verurteilung des Militarismus und zur Revision des Reichsgerichtsurteils durch das Volk frohen Mut und sich steigernde Kraft. Genosse Liebknecht

Genosse Ernst sagte zum Schluß: Wir wünschen dem Ge. nossen Liebknecht

ein frohes Wiedersehen in voller Frische und geloben uns, allezeit als Sozialdemokraten unsere Pflicht zu tun und zu kämpfen für unsere Jdeale. Ernst schloß die Ver. fammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie. Begeistert ftimmte die Versammlung ein. Hochrufe auf Liebknecht brachte die Versammlung aus. Von allen Seiten rief man: Auf Wiedersehen!

So war es schon im alten Rom  : Alle Gegner des Staates, denen man fein anderes Verbrechen vorwerfen konnte, hat man des Hoch­verrats beschuldigt und verurteilt. Das trifft bis zu einem ge­wissen Grade noch heute zu. Die Burschenschaften, die Studenten, erhielt nun das Wort. Stürmische Beifallskundgebungen begrüßten wurden in der Zeit der Demagogenheße durch Hochverratsprozesse ihn. Er sagte: Parteigenossen und Genoffinnen! Sie wissen, daß unschädlich gemacht. Frik Reuter hat das in ergreifender ich mich seit Jahren bemüht habe, auf unseren Barteitagen einen Weise geschildert. Später, als das Bürgertum für seine Inter  - bestimmten Standpunkt bezüglich der antimilitaristischen Propa cisen kämpfte, hatten wir den Ladendorf  - Prozeß, den Prozeß gegen ganda zu vertreten. Sie wissen, daß mein Standpunkt von der Johann Jakoby, den Prozeß gegen Twesten und Walded, Partei abgelehnt ist. Ich habe indessen in der Auffassung des von dem der damalige Gerichtspräsident sagte, es sei ein Buben Militarismus niemals die Grundfäße verleugnet, die unsere Bartei stück, ersonnen, einen ehrlichen Mann zu verderben. Auch wir hatten seit ihrer Entstehung vertritt. Nur über eine Frage der Tattit be­unseren Hochverratsprozeß im Jahre 1871 gegen Bebel und stehen Differenzen zwischen den bisherigen Parteitagen und mir. Wilhelm Liebknecht  . Im Jahre 1889 haben wir erlebt, daß Der Militarismus schafft uns das aufregendste Material für unsere Profeffor Geffden, auf Betreiben Bismards, des Hoch- Agitation, das am ehesten geeignet ist, die Köpfe der Arbeiter verrats angeklagt wurde, weil er das Tagebuch des Kaisers für uns zu gewinnen. Er ist selbst der beste antimilitaristische Langsam leerte sich der Saal. Auf der Straße stauten sich die Friedrich veröffentlicht hatte. Gibt es einen absurderen Gedanken Agitator. Aber es ist trotzdem keine Undankbarkeit gegen den als den, daß das Tagebuch eines Kaisers Hochverrat in sich schließt? Militarismus, daß wir ihn zu beseitigen suchen. Das Proletariat ( Beifall.) Aber wir haben noch einen besseren Fall. Bismard weiß, daß der Militarismus wie ein Albdruck auf unserer Brust selber wurde zum Hochverräter. Nicht als er 1866 die Verfassung liegt und daß er die friedliche Fortentwickelung unserer Bewegung mehrerer deutscher Staaten mit Waffengewalt stürzte und hindert. Es ist ganz natürlich, daß das Proletariat dem Mili­Bundesfürsten mit Gewalt von ihren Thronen jagte. Onein. tarismus feindlich bis ins Innerste gegenübersteht. Da ihm diese Tat zum Nußen Preußens gelungen war, wurde cr als der größte Patriot gefeiert. Dennoch hat auch Bismarc Hochverrat begangen. Als er nach seiner Abdankung polternd und grollend hinter dem Reichswagen herlief, da übergab er, um seinem Nachfolger Caprivi Ungelegenheiten zu bereiten, den bekannten Rückversicherungsvertrag mit Rußland   der Oeffentlichkeit. Damit bat er alle Merkmale bes§ 92 des Strafgesetzbuches erfüllt und hätte ins Zuchthaus gestedt werden müssen. Wenn

Das Proletariat ist friedensfreundlich,

der

es

Massen, die sich mit den draußen Harrenden zu einer unüberseh­baren Menge vereinten. Es gab eine zeitweilige Verkehrsstockung. Ganz langsam nur konnten sich Straßenbahnwagen und Omnibusse einen Weg durch das Gedränge bahnen. Als einer der letzten, die tannter Parteigenossen das Freie. Brausende Hochrufe empfingen ben Gaal verließen, betrat Genosse Liebknecht   im Streise be ihn, fie pflanzten sich fort durch die Menge, die einem mächtigen Strome gleich durch die Straße flutete. Die Fenster der Häuser denn es weiß, daß die Tatsachen, die zum Kriege führen, nichts waren mit Menschen dicht besetzt. Auf der Straße sang man die Proletariats. gemein haben mit den Interessen des Arbeitermarseillaise, dazwischen ertönten immer wieder Hochrufe. Es ist fein Wunder, daß Prozeß hüben und Eine vieltausendköpfige Proletariermenge, alle von einem Ge drüben große Aufregung große Aufregung verursacht hat, denn han- danken getragen, den niemand aussprach, der aber in jedem belte sich darum, den Militarismus, diesen Zentralpunkt des einzelnen lebendig war: Die Sozialdemokratie, die durch das Machtkampfes zwischen dem Proletariat und den herrschenden Urteil gegen Liebknecht getroffen werden soll, triumphiert über Klassen, gegen jeden Angriff zu sichern. Auch wer nicht Proletarier ihre Widersacher. Das klassenbewußte Proletariat ist unbesiegbar. ist, muß zu der Ansicht kommen, daß der Militarismus eine Gefahr für den Fortschritt ist. Nicht den Krieg zu fördern, sondern Blut­bergießen zu vermeiden ist unsere Absicht. Aber es sind die Ver­treter der herrschenden Klassen, die feit Bismaras Zeiten dahin drängen, das Proletariat auf die Straße, vor die Flinten und Kanonen zu treiben. Der Militarismus enthält in sich selbst zahlreiche dialektische Widersprüche. Nur Einiges davon. Die Also auch wir haben unseren Hochberratsprozeß gegen Bebel   Waffentechnik schreitet derart fort, daß der Militarismus schließlich und Wilhelm Liebknecht   gehabt. Man glaubte dadurch die eine Unmöglichfeit wird. Unser Heerwesen ist zugeschnitten auf ganze sozialdemokratische Bewegung vernichten zu können. Aber den Niveaukrieg. Jetzt haben wir aber schon den Krieg von unten das Gegenteil trat ein. Von jener Zeit an datiert der Aufschwung durch Unterseeboote und von oben durch das lenkbare Luftschiff, unserer Bewegung. Tausenden und Zehntausenden wurde gerade durch jenes Urteil Verständnis für die Bestrebungen der Sozial­demokratie beigebracht. So war es damals, so wird es aus Anlaß des jebigen Prozesses gegen den Genossen Liebknecht   abermals sein.( Stürmischer Beifall.) Auch dieser Prozeß gegen den Sohn unferes alten Liebknecht ist in letter Linie keine Rechtsfrage, sondern eine

Bismarck trotzdem nicht angeklagt wurde, so hat er das dem Umstande zu danken, daß dazu die Re­gierung Caprivi zu schwach war. Es wäre ja auch ein eigen artiges Schauspiel gewesen, wenn der Gründer des Reiches wegen Hochberrats gegen dasselbe Reich angeklagt und verurteilt worden wäre.( Beifall.) Man begnügte sich damit, ihm den Uriasbrief nach Wien   nachzuschicken.

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den Drei- Dimensionen- Krieg. Das gibt ein gegenseitiges, derart unsinniges Abschlachten, daß der Krieg selbst unmöglich wird. Der Militarismus muß in erster Linie das Proletariat für seine Zivede dienstbar machen. Das Proletariat ist der innere Feind", gegen den die herrschenden Klassen den Militarismus mobil machen. Aber während der zwei Jahre, wo der Proletarier in die Kaserne gesteckt wird, soll er fein innerer Feind, sondern eine Stüße des Staates sein!

13. Generalversammlung des Deutschen

Tabakarbeiter Verbandes.

Bielefeld  , 19. Oktober. Sechster Verhandlungstag. Zunächst werden die Anträge zur Beratung gestellt, die Gea haltsverhältnisse der Verbandsbeamten sowie Diäten für die Agitation und Generalversammlung betreffen.

Deichmann beantragt namens des Vorstandes, die Ges hälter der Hülfsarbeiter im Bureau des Verbandes von 1600 M. auf 1800 M. zu erhöhen. Redner begründet den Antrag mit der steigenden, aber ungenügenden Bezahlung der Arbeit dieser Ans gestellten.

Wildemann   Stuttgart   verurteilt es, daß Anträge bor  liegen, die sogar eine Herabfezung der Gehälter oder die Fizierung