Beilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt. Nr. 3. Mittwoch, den 4. Jannar 1893. 19. Jahrg. Uom KergardeiterstreiK. Wie die„Saale-Zeitung" wissen will, soll„sicherem Vornehmen Nach" der Minister für Handel und Gewerbe der Saarbrücker Bergwerksdirektion aufgegeben haben, die streikenden Bergleute mit ihren Forderungen auf das entschiedenste zurückzu- weisen. Das wäre zwar sehr bedauerlich, aber nicht verwunder- lich. Im Reiche der„Sozialreform" ist man ja an weit Stär- leres gewöhnt. Die Bergleute werden hoffentlich bei den Wahlen hieraus die ihnen allein angemeffene Konsequenz ziehen, indem sie nur solchen Kandidaten ihre Stimmen geben, welche dem Herr- sehenden System nicht einen Mann und nicht einen Groschen be- willigen. Nach der„Kölnischen Volks-Ztg." fand in Saarbrücken am 3. Januar ein« Konferenz des Handelsministers v. Berlepsch mit wem Oberpräfidenten Naffe, dem Regierungspräsidenten von Trier und den bethelligten Landräthen und Bergdirektoren statt. — Alle» Maschinenwärtern sei mitgetheilt worden, daß, wer nicht arbeite, sofort und für immer entlassen werde. Einem sonst interesselosen Artikel der„Münchener Neuesten Rachrichten" mag die Angabe entnommen sein, daß die söge- nannten„B a u e r n- B e r g l e u t e" am ersten mit in den Streik »ingetreten seien,„die. da sie aus ihrem landwirthschaftlichen Besitze die nöthigen Nahrungsmittel erzielen, es am ersten einige Wochen aushalten können, ohne zu verdienen." Das abgefeimteste Kapitalistenblatt, die Dortmunder „R h e i n i s ch- W e st f. � t g.", will dem Publikum weiß machen, als wenn gerade die„Verständigsten und Wohlmeinendsten" es an der Zeit fänden, mit dem alten Schmied von Ruhla der Berg- werksdirektio» zu empfehlen: Landgraf werde hart! Die ultramontane Bochumer„Wests. V o lks- Ztg." be- müht sich, gerechter zu urtheilen.„Wir wissen", sagt sie.„daß m den Bergarbeiterkreisen eine hochgradige Erregung vorhanden ist und geben zu, daß sehr gewichtige Gründe für die täglich größer werdende Unzufriedenheit beigebracht werden können. Da ist. um nur zwei Punkte herauszugreifen, die Knappschafts-An- Gelegenheit, welche sich immer ungünstiger fiir die Bergleute ge- staltet, so zwar, daß man trotz der Arbeiterschutz-Gesetzgebung beinahe von einem Rückschritt gegen früher sprechen kann. Da ist ferner der geringe, vielfach kaum mehr zum Leben ausreichende Verdienst, dessen Sätze in manchen Fällen die im April 18ö9 gezahlten Löhne nicht mehr erreichen, ohne daß die«ohlenpreise auch nur annähernd auf den frühern Satz hinuntergegangen wären. Wir erkennen diese Uebelstände an und geben den Bergarbeitern Recht, wenn sie über dieselben unzufrieden sind. Sie dürfen aber nicht ver- gessen, daß erstlich der Herr Minister eine nochmalige Prüfung des neuen Knappschafts -Statuts sich vorbehalten hat, es also noch nicht zu spät ist, ihm die diesbezüglichen Wünsche der Berg- leute zur Kenntniß zu bringen. Was die Lohnfrage betrifft, so ist es sa richtig, daß die Löhne zur Zeit recht niedrig sind; dies- bezüglich ist jedoch zu bemerken, daß nicht allein die Arbeiter der ander» Branchen unter demselben Uebelstände ebenfalls leiden, Kdern auch die Handwerker und die übrigen Gewerbetreibenden ausnahmslos in bedrängter Lage sich befinde». Es ist eben «in allgemeines Darniederliegen von Handel und Wandel zu ver- zeichnen, von welchem die Bergleute ebenso, aber nicht wesentlich mehr, als die üdnge» Arbeiter berührt werden. Ein Ausstand könnt« die Lage nur verschlimmern, darum rathen wir den Berg- leuten, von etlichen Schreiern sich nicht verlocken zu lassen." Die„Frankfurter Zeitung " meint, die Lage der Streikenden sei so ungünstig wie nur möglich, auch verdiene ihr vorgehen den Tadel, der ihm von allen Seiten sehr reichlich zutheil geworden, andererseits müsse erwartet werden, „daß die Behörden sich des Kitzels, die Arbeiter nun einmal recht gründlich die Uebermacht der Gruben fühlen zu lassen, erwehren werden. Königliche Behörden haben doch wohl andere Aufgaben, als sich den Beifall deS Organs der rheinisch- westfälischen Grubenbesitzer zu erwerben. Es muß wiederholt gesagt werden, daß die Beschwerden der Arbeiter durchaus nicht »n Bausch und Bogen zu verwerfen, sondern zum Theil sicher be- rechtigt sind. Die Behörden haben bekanntlich in der letzten Zeit wiederholt Lohnberechnungen veröffentlicht, welche darthun sollten, daß die Bergleute im Saarrevier die Höchstbezahltcn in Deutsch - land seien und daß es, wie das Organ der Grubeiwerwaltung sich geschmackvoll ausdrückte,„eine Unverschämtheit" sei, wenn die Arbeiter sich über ihre Löhne beklagten. Abgesehen davon, daß der Werth solcher Lohnangaben ein recht problematischer ist, wenn nicht die Arbeitsleistungen gegenübergestellt werden, ist in der letzten Zeit vielfach von glaubwürdiger Seite über Lohnherab setzungen berichtet worden, die uiitunter sehr erheblich gewesen sein sollen. Das Organ der Verwaltungen thäte gut, hierüber einmal authentischen Aufschluß zu geben. Auch über die Zu- Iammensetzung der Aroeilerausschusse, von deren Einver- tändniß mit dem hauptsächlichsten Stein des Anstoßes, der neuen Arbeitsordnung in einem Theil der Presse viel Auf- Hebens gemacht wird, verlauten eigenthümliche Ding«, denen zufolge man diese Ausschüsse nur mit großer Vorsicht«ine Vertretung der Arbeiter nennen dürfte. Manche Bestim mungen der neuen Arbeitsordnung lassen es allerdings auffällig erscheinen, daß Arbeitervertreter aus völlig freien Stücken ihre Zustimmung dazu gegeben haben sollen, so z. B. die von den Slreikenden besonders in den Vordergrund gestellte, daß die Ar- beiler ihr Gezähe selbst zu liesern haben, ferner, daß Hauer un- beschadet der für ihre Klasse eintretenden Lohnberechnung zur Echlepvcrarbeit im Nothfalle verwendet werden können u. a. m. Daß die Grubenverwaltung in bezug auf die Hauptforderung der Slreikenden, wonach die Arbeiiszeit einschließlich statt aus- schließlich der Ein- und Aussahrzeit acht Stunden betragen soll, irgendwie nachgeben werde, ist allerdings durchaus nicht zu er- warten, in diesem Punkte dürften der Verwaltung die Hände von höherer Stelle aus gebunden sein; dagegen würde sie sich wohl schwerlich etwas vergeben, wenn sie in anderen, minder wich- tigen Punkten die Arbeitsordnung einer Revision unterzöge und sich dabei von jenem arbeiterfreundlichen Geiste leiten ließe, der den Herrn Minister Berlepsch bei der Ausarbeitung der Berg- gcsetznovelle und auch noch bei deren Berathung im Abgeordneten h nise so lange beseelte, bis in ihm jene vielbesprochene wunder bare Wendung sich vollzog, an der in erster Linie die rheinisch wesisnlischen Grubenagenten ihr großes Wohlgefallen hatten." Eine im jottvollsten preußischen Beamtendeutsch abgefaßte Depesche des Wolff'schen Büreaus hat folgenden Wortlaut: Saarbrücken . 3. Januar. Seit gestern wird in sämmd lichen Gruben nur auf einer um S Uhr früh beginnenden und Nachmittags 4 Uhr schließenden Schicht gearbeitet, damit die zur Arbeit anfahrenden Arbeiter besser geschützt werden können.— Tie Zahl der Streikenden beläust sich nach den letzten Nachrichten aus 23—24 000. Die Forderungen der Bergarbeiter, welche sie in der großen Versammlung auf dem Bildstock aufstellten, und über welche die Bergbehörde es abgelehnt hat zu unter- handeln, lauten: ß 1. Achtstündige Schichtdauer für sämmtliche Arbeiter unter Tage und sämmtliche dem Förderbelriebe angehörige Arbeiter.(Einschließlich Ein- und Ausfahrt.) —§ 3. Normalgedingsätze(das heißt«in festes Ge- dinge), wo nicht nach Willkür abgebrachen werden kann; in dieser Zeit und mit diesen Normalgedingsätzen soll dann, nach Mittelkraft betrachtet, der Bergmann(Hauer) im Akkord 4,50 M. verdienen.—§ 4. Hauer unter und' über Tage, was in Schichtlohn arbeitet, soll 3,50 M. verdienm. Zimmerbauer, Verbauer, soweit sie nicht in Akkord arbeiten, Schichtlohn von 3,80 M.—§ 5. Schlepper sollen auf die Dauer von 3 Jahren Schichten abgesetzt bekommen, d. h. ein Sechstel der Schicht soll ihnen weniger angerechnet werden, als den Hauern. Schlepper unter und über Tage im Schichtlohne, das heißt: Abzieher, Bremser, Pferdeknechte, Bergeversetzer, Schlemmer u. s. w. im ersten Jahre 2.20 M., im zweiten Jahre 2,50 M. und im dritten Jahre 2,70 M.— tz 6. Pferdeknechte sind angelegte Bergleute, das heißt, können weder von einem Uebernehmer an- und abgelegt werden, respektive bezahlt oder gestrast werden; sie dürfen nicht vor und nach der Schicht Arbeiten verrichten, ohne Extra- Vergütung.— Z 8. Tie Bergmannslinder müssen vor den übrigen angelegt werden, der Reihefolge nach. — Z 9. Alle Bergarbeiter und Kameraden, die seit dem Streik 1889 eine zweite Strafe(Ablegungsstrafe) erlitten haben, sollen wieder angelegt werden.—§ 10. Wir verlangen ein Schieds- gericht, das in allen Schäden in und auf der Grube mitzusprechen und an der Festsetzung der Normalsätze der Gedinge mitzusprechen und zu berathen hat. Das Schiedsgericht darf nur von den Bergleuten gewählt werden; die Wahl muß aber unbeschränkt 'ein.—§ 12. In unverschuldeten Fällen dürfen keine Strafen erfolgen, das heißt: wenn ein Arbeiter Schichten seiern muß, oll ihm vor allen Dingen Urlaub gewährt werden, jedoch bleiben sie Gewohnheitsbummler nicht von Strafen ausgeschlossen; die Strafe darf aber den Schichtlohn nicht übersteigen.— 8 13. Wir wünschen, daß em Strafreglement für die Beamten, welche Arbeiter mißhandelnoderschlagen.indie Arbeitsordnung ausgenommen wird.— ß 15. Verkürzung der Arbeitszeit für die Arbeiter über Tage: Zehnstündige Schichtdauer mit Morgens von 3 bis 8Vs Uhr und Mittags von 12—1 Uhr Ruhepause.— tz 16. Arbeiter, welche in Akkord arbeiten, sollen 4 M. und darüber verdienen können. Für die Schichtlöhner, was Hauer sind, verlangen wir 3,50 M. pro Schicht. Für Schlepper verlangen wir 2,70 M. pro Schicht. — tz 18. Im Maschinenbetrieb verlangen die Arbeiter acht- stündige Schichtdauer.— 8 13 enthält weitere feste Lohnforde- rungen für Maschinenwärter:c.—§ 20. Für Schmiede, Schlosser resp. Maurer verlangen wir eine zehnstündige Schichtdauer mit einer Ruhepause von Morgens 8 bis OVs und Mittags von 12 bis 1 Uhr.— 8 22. Art. 1. Beim Anlegen der Arbeiter ver- langen wir 2,50 M. pro Schicht, soll steigen bei dreijähriger Arbeitszeit bis zu 3 M., von 3 bis 6 Jahren 3,50 M., von 6 bis 10 Jahren 3,80 M., von 10 Jahren und darüber 4 M. Im Gedinge verlangen wir, nach Mittelkraft betrachtet, 4,50 M. zu verdienen.— 8 23. Art. I. Die Arbeiter sollen auf ihren Wunsch in die Grube verlegt werden können. Das sind die„umstürzlerischen" Forderungen der Arbeiter, hinter denen die„Kreuz-Zeilung" den Anarchismus wittert und ege» deren Vertretung der Bischof Korum in einem Extra- sirtenbrief wettert. Arbeiter, welche vor Mißhandlungen und schlügen durch ihre Borgesetzte geschützt sein wollen, gegen solche „Revolutionäre " muß neben der irdischen freilich auch die ge- schettelte und tonsurirte Gendarmerie ins Tressen geführt werden. Schönfärberei. Das alte Spiel, den Arbeitern Löhne auf- zulügen, welche diese niemals erhalten haben oder welche, selbst wenn sie einmal bezahlt werden, eben nurvereinzelt vorkommen, wird jetzt, ans Anlaß des Streiks im Saarrevier wieder gespielt. Während die Arbeiter an der Spitze ihrer Forderungen für die Hauer einen Schichtlohn von 4,50 M. fordern, veröffentlichen die Blätter jetzt untenstehende Ausstellung, aus der sich ergeben soll, daß die große Mehrzahl der Hauer bisher schon mehr verdiente, als diese in ihren„Forderungen" verlangen. Darnach müßte man also an- nehmen, daß die Bergleute nur aus purem Uebermuth die Arbeit niedergelegt haben, oder daß sie selbst nicht wüßten, was sie wollen. Wir denken, dies genügt, um den Werth der nachstehenden Auf- stcllung, den die Bergbehörde in die„Köln . Ztg." lancirt hat, gebührend zu schätzen. Die Aufstellung lautet: Für den Monat Oktober, den letzten, für welchen die ge- naueren Berechnungen schon abgeschlossen sind, betrugen die Durch schnitlslöhne für die 16 000 Hauer 4,55 M. für die Schicht, für die 30 000 Mann Gesammlbelegschaft einschließlich der Schlepper und Jungen 3,90 M. für die Schicht. Von den 15 319 Hauern haben verdient zwischen 2,60 M. und 2,80 M. 8 Mann oder 0,02 pCt., • 2,80„„ 3,00„ 17„„ 0,11. . 3,00.. 3,40„ 165„ 1,04. „ 3,40..„ 4,00, 1477„.. 9,34„ „ 4,00„. 5,00„ 11928..„ 75,40. « 5,00,„ darüber 2 229„„ 14,09„ allem in den staatlichen Betrieben,„deren Eigenschaft als Muster« anstaltm von allen unbefangenen Seiten anerkannt wird", eben derartig wohl, daß sie in ihrem Uebermuth anders keinen Rath wüßten, als zu streiken. Nun, mit dem offiziösen Organ kann man bekanntlich über derartige Dinge nicht diskutiren, man hat da eben einfach die Pflicht, dessen ungeheure Frivolitäten ge- bührend festzunageln. 15 819 Mann oder 100,00 pCt., also nur 10,51 pEt. oer Hauer verdienten unter 4 M., 14,09 über 5 M. und 75,40 pCt., also über drei Viertel sämmtlicher Hauer, zwischen 4 und 5 M. Der alte Schwindel. In der„National-Zeitung lesen wir:„Davon, daß die Bergbehörde in Unterhandlungei irgend welcher Art mit dem sozialdemokratischen Vorstand de .Rechtsschutzvereines" eintritt, kann keine Rede sein; darüber sind sich auch die Führer vollständig im Klaren gewesen." Das ist der alte Schwindel, dem wir jedesmal begegnen, sobald den Unternehmern zugemuthet wird, mit den Arbeitern zu unterhandeln. Unter den Mitgliedern des Rechtsschutzvereins befindet sich nicht eines, das nicht von Haus aus Bergarbeiter gewesen wäre. Daß sie eS heut« nicht mehr sind, hat seinen Grund nur darin, daß sämmtliche von den Gruben abgelegt wurden, weil sie von ihren Kollegen mit der Wahrung ihrer Interessen betraut waren. Das gleiche Schicksal droht jedem Bergmann , sobald er sich wählen ließe, um für seine Kollegen mit den Bergbehörden zu unterhandeln. Den Arbeitern bleibt also gar keine andere Wahl, als sich durch bereits gemaßregelte Kollegen vertreten zu lassen. Aus dieser Zwangslage aber den Anlaß herzuleiten, daß man mit diesen Arbeiter- Vertretern nicht verhandeln will, ist einfach eine heuchlerische Umschreibung der brutalen Herrschsucht des Kapitals, welches im Arbeiter nur den willenlosen Sklaven sieht, welcher, bei Gefahr deS Ver- hungerns, zu schweigen und zu gehorchen hat. Eine faustdicke Lüge ist eS auch, von einem„sozialdemokratischen Borstand" zu reden. Der Vorstand des Rechtsschutz- Vereins hat nicht drei Mann in seiner Mitte, welche sich zu unserer Partei bekennen. 'Allerdings aber hoffen wir, daß die Art. wie die Arveiter des Saarrevrers auch jetzt wieder von allen Seiten, denen sie bisher Vertrauen entgegenbrachten, behandelt werden, ihnen die Augen öffnen und sie zu der einzigen Partei führen wird, wo sie schon längst hingehört hätten: zur Sozialdemokratie. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung bringt an der Spitze ihrer heutigen Abendnummer einen Dithyrambus auf die sogenannte Arbeiterschutz-Gesetzgebung. die nur den einzigen Fehler habe, daß sie,„wie zahlreiche und ge wichtige Stimmen schon vor dem Streik verlauten ließen," zu weil gegangen sei. Zu weit natürlich nicht in der Bedrückung der Arbeiter, sondern in der Arbeiterfreundlichkcit. Die Arbeiter fühlen sich nach dem offiziösen Sprachrohr unter der Ueberfülle des Segens, den die Sozialresorm aus sie herabgegossen hat, vor Vmmmmnlcs. Tagesordnung für die Sitzung der StadwellvtdKÜvt« Versammlung am Donnerstag, den 5. Januar d. I» Nachmittags 5 Uhr. Wahl des Vorstehers und des Bor« teher-Stellvertreters, desgl. von drei Beisitzern und drei Stell- Vertretern derselben.— Berloosuna der Mitglieder in die Ab- theilungen.— Beschlußfassung darüber, an welchem Tag« und zu welcher Stunde die ordentlichen Sitzungen der Versammlung im Jahre 1893 stattfinden sollen— desgl. über die Nenwahl des Ausschusses für die Wahlen von unbesoldeten Gemeindebeamben, des Ausschusses zur Begutachtung der Vorlagen wegen Anstellung, bezw. Pension, rnng von besoldeten Gemeinde- beamten und Lehrern und des Ausschuffes für Petitionen— desgl. über die nach 8 i? der Geschäftsordnung etwa sonst noch zu wählenden Ausschüsse— desgl. in bezug auf die Zutheilung der Stadtbezirke an die Mitglieder der Versamm- lung behufs der Ausführung von Recherchen k.— desgl. über die Neuwahl derjenigen Ausschüsse, welche im Jahre 1892 zur Vorberathung einzelner Gegenstände ernannt, den ihnen ertheilten Auftrag noch nicht erledigt haben— desgl. darüber, welche Gegenstände im laufenden Geschäftsjahre an das Ende der Tagesordnung zu bringen sind— Anträge von Mitgliedern der Versammlung, betr. die für die Vororte von Berlin erlassene Bau-Polizei-Ordnung, sowie die Festsetzung von Baufluchtlinien für die Verlängerung der Kaiser-Wilhelmstraße— Nachtrags- vorläge, betr. das zwischen den Stadtgemeinden Berlin und Charlottenburg zu treffende Abkommen— Vorlage, betr. die Ueberschreitung der für die Einrichtung von Zentesimalwaagen in Blankenfelde vorhandenen Mittel— desgl., betreffend die Festsetzung des Feuerkassenbeitrages pro 1. Oktober 1391/92— desgl., betr. die Erwerbung der zur linksseitigen Spreeuferstraße zwischen Jannowitz- und Schillingsbrücke erforderlichen Grund- stücke— zwei Unterstütziingssachen. Ookrales. Eigenthümlich ist es, in welch« Weise der Magistrat Oe» kanntmachungen erläßt. Schon bei Gelegenheil der Bekanntgabe des Termins zur Eintragung in die Wählerlisten für die Ge- werbe-Gerichtswahlen gab der Magistrat genau einen Tag vor dem Beginn der Eintragung den Termin den Wahlb«echttgten bekannt. Es wurde damals schon bittere Klage darüb« geführt, daß diese ganze Sache so überraschend und urplötzlich den Ber - liner Arbeitern über den Hals kam. Jetzt, bei d« Kontrolle der Wählerlisten, beobachtet MagistrawS genau dieselbe Praxis. Von gestern, also vom 3. Januar ab, findet die Kontrolle der Wähler- listen statt und gestcri, wurden die in die Wählerkisten Ein« getragenen durch Säulenanschlag benachrichtigt, daß vom 3. Januar ab die Kontrolle der Wählerlisten stattfindet. Auf Grund des 8 k3 des Ortsstatuts ist jeder Arbeit«, welch« sich in die Wählerlisten eintragen ließ, berechttgt, in d« Zeit vom 3. bis einschließlich 9. Januar, und zwar an den Wochentagen von Abends 5—3 Nhr, an Sonntagen von MUtags 12—3 Uhr zu kontrolliren. Einsprüche gegen die Richtigkeit der Wählerlisten sind bis zum 9. Januar geltend zu machen. Die Kontrolle selbst findet in folgenden Lokalen statt: 1. Für die Wahlbez. 1-4(Stadtbez. 1—2. 22-25) im Wahlbureau Poststr. 16. Außerdem liegen daselbst für alle Stadtbezirke(1-326) die Listen aus. 2. Für die Wahlbez. 5—11(Stadtbez. 21, 26—78) Gemeinde- Schule, Tempelhofer Ufer 2(Turnhalle). 3. Für die Wahlbez. 17—21(Stadtbez. 114—144) Gemeinde- Schule, Schmidstr. 33(Turnhalle). 4. Für die Wahlbez. 12—16(Stadtbez. 79—113) Gemeinde- Schule. Skalitzerstr. 55/56(Turnhalle). 5. Für die Wahlbez. 22-29(Stadtbez. 145—201) Gemeinde- Schule, Strausbergerstr. 9(Turnhalle). 6. Für die Wahlbez. 30—34(Stadtbez. 202—215, 218—228, 255—259, 265—269) Gemeinde-Schule. Gipsslr. 23»(Turnhalle). 7. Für die Wahlbez. 35-37(Stadtbez. 229-254, 260-264) Gemeinde-Schule, Kastanien-Allee 82(Turnhalle). 8. Für die Wahlbez. 33. 41. 42(Stadtbez. 270—278, 805 biS 326) Gemeindeschule Pankstr. 7/8, Turnhalle. 9. Für die Wahlbez. 39. 40(Stadtbez. 216, 217, 279— Sl») Gemeindeschule Thurmstr. 86, Turnhalle. In seiner alles umfassenden Fürsorge hielt es d« Maßistrat auch für überflüssig, den Zeltungen von dem Vorstehenden irgend eine Mittheilung zugehen zu lassen, auch das Gemeiudeblatt schwieg sich mit eisiger Reserve über das bier oben Gesagte aus, so daß dem Neugierigen, der Interesse an der Sache hatte, nichts übrig blieb, als sich die Angaben von den öffentlichen Anschlag- säulen abzuschreiben. Was wir hiermit zu Nutz und Frommen unserer Leser gethan haben. Das Sparsystem der TtaatSbahnen. Die„Post"«hält nachstehende Mittheiluna und die„Volks-Zeitung" druckt sie ruhig nach: Von den Reisenven, welche auf der Linie Berlin -Breslau - Oderberg verkehren, hört man seit längerer Zeit Klagen üb« den mangelhasten Zustand, in welchem em Schlafwagen sich be- findet, der in dem Nachtkurierzuge aus dieser Strecke läuft. Wer das Unglück hat, in einer gewissen Abtheilung I. Klasse unter- gebracht zu werden, kann sicher sein, eine schlaflose Nacht zuzu- bringen, denn unter seiner Ruhestätte erhebt sich bei Abfahrt des Zuges ein Stoßen und Poltern, das jeden Schlummer verscheucht. Die typische Antwort auf Beschwerden bei dem Zugpersonale lautet: „Ja, das ist die Bremse!" und damit wird der klagende Fahrgast zur Ruhe verwiesen. Am 28. Dezember erreichte dieser verrufene Schlafwagen von Berlin aus nur die Station Frankfurt a. O. Dort konnte er nicht mehr weiter und die Reisenden mußten um Mitternacht in der eisigen Winterkälte hinaus in einen anderen Waggon. Zum Umsteigen wurde den aus dem ersten Schlafe Aus- geschreckten nur die knappste Zeit gewährt und mit Abfahrt des Zuges gedroht, wenn sie nicht rasch umstiegen. Als Trost er- fuhren sie noch, daß auf beiden vorangehenden Fahrten der- selbe Schlafwagen nicht einmal bis Frankfurt gelangt sei, sondern schon in Fürstemvalde seinen Lauf einstellen mußte. Die Qualen der Nachtfahrt waren damit aber noch nicht er- schöpft. Der neue Wagen, in den die beklagenswerthen Reisenden eingezwängt wurden, erwies sich von so bezammernswerther Be- schaffenheit, daß sie glücklich waren, als auch dieser in Kohlsurt
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