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Nr. 254. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Prozeß v. Moltke- Harden.

Das Urteil.

Die Neugierigen und Senſationshungrigen fehlten am Dienstag trotz des empfindlichen Regens nicht. Immerhin waren es weniger als an den früheren Lagen. Die Polizei ist dagegen stetig nervöser geworden. Immer größer wurden die Scharen der Schuyleute, die das Gerichtsgebäude absperrten. Natürlich konnten sie nicht hindern, daß die beiden Prozeßgegner von der ehrenwerten Sensationsmente auf ihre Weise begrüßt wurden. Der Andrang zum Zuhörerraum war gewaltig. Unter den zu hörern befanden sich mehrere höhere Richter, ferner Staatsanwälte, Rechtsanwälte und Referendare. Punkt 10% Uhr erschien Amtsrichter Dr. Kern mit den beiden Schöffen im Saal.

Eine Erklärung.

Beweis der Wahrheit dem Angeklagten geglüdt

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Mittwoch, 30. Oktober 1907.

nötig. Die Neueinrichtungen bedingten eine Mehrausgabe von

i ft. 8unächst ist der Privattläger homosegueII? sirka 20 000 m. Die Mehrausgabe für Papier allein betrug im Dafür kommt in erster Linie in Betracht die Aussage der letzten Jahre etwa 31 000 M. Dies alles hatte zur Folge, daß die Frau von Elbe . Diese Aussage ist dem Gericht an sich glaub- Zeitung im Vorjahre einen Zuschuß von 13 000 m. benötigte, den würdig erschienen; aber sie wird noch wesentlich verstärkt durch das die Union - Druckerei leistete. Aus diesen Gründen schlägt die Auftreten des Privatklägers selbst. Das Gericht will durchaus nicht Preßkommission eine Erhöhung des Abonnementspreises von 60 denselben Weg gehen wie die Verteidigung und etwa hier dem auf 70 Pf. vor. Die Erhöhung soll am 1. Januar 1908 in Straft Grafen Moltte bewußte unwahrheit vorwerfen. Dieser Vorwurf treten. Die Delegierten von Hanau sind gegen die Abonnements­basierte auf Beweisen, die überhaupt gar nicht erhoben worden sind. erhöhung, sie beantragen, fie bis auf weiteres zurückzustellen. Die Es waren also nur unterstellungen. Das Gericht nimmt sogar an, Genossen des Wahlkreises Höchst wollen die Erhöhung erst am daß der Privatkläger einen großen Bug von Wahr 1. Juli 1908 in Kraft treten lassen. An Stelle der geplanten Ein­haftigkeit an den Tag gelegt hat. Als hier gefragt wurde nach führung einer Frauenbeilage solle die Neue Welt" beigelegt der Vernehmung der Frau von Elbe : Herr Graf, find die und die werden. Nach langer Diskussion wurde schließlich die Erhöhung Behauptungen Ihrer früheren Gattin falsch, hat diese Frau einen des Abonnementspreises von 60 auf 70 f. für den 1. April Meineid geleistet? da hat der Herr Graf geschwiegen. Er 1908 beschlossen. Die Preßkommission soll erwägen, ob die toußte, er muß, um seine Sache günstig zu gestalten, sagen: Die Einführung der Neuen Welt" möglich ist. Angenommen wurde ein Antrag der Genossen des Wahlkreises Justizrat Dr. von Gordon erhebt sich und erklärt: Ich habe Aussage ist falsch. Er hat aber als Ehrenmann geschwiegen, und gestern ermitteln tönnen, daß der Zeuge Bollhardt, der große hieraus entnimmt das Gericht, daß auch er die Aussage für wahr Siegen- Wittgenstein- Biedenkopf, diesen Kreis dem Physiognomiker, der in dem 27jährigen Offizier den 50jährigen Bot- gehalten hat. Wenn er auch später wirklich entgegengesetzte Be- Agitationsbezirk Frankfurt a. M. einzuverleiben. Ein Antrag fchafter erkannte, und fagte, es wäre eine gewisse Aehnlichkeit weisanträge gestellt hat, so ändert das doch nichts daran. Auf die Höchst, die Delegiertenwahlen zu Parteitagen und internationalen zwischen einem Beteiligten und dem Grafen Moltke vorhanden, Ginzelheiten der Aussagen der Frau von Elbe und ihres Sohnes Stongressen durch Urwahlen vorzunehmen, wird abgelehnt; es daß diese Persönlichkeit schwer bestraft ist und zwar durch wollen wir nicht eingehen. Bringen wir hiermit das durchaus soll die Regelung den einzelnen Wahlkreisen überlassen werden. Urteil des Kriegsgerichts der Garde- Kavalleriedivision vom No- zuverlässige Gutachten des Herrn Dr. Magnus Hirsch Das bisherige Agitationsfomitee wird per Afflamation wieder­vember 1903, wegen Unterschlagung in mehreren Fällen, Miß- feld in Zusammenhang, so find wir zu dem Schluß gekommen, gewählt. Die nächste Konferenz findet in Wiesbaden statt. Damit brauchs der Dienstgewalt und wegen anderer Vergehen. Er ist daß tatsächlich der Privatkläger ist die Tagesordnung erledigt. Vorsitzender Dittmann schließt deshalb degradiert und in die zweite Klasse des Soldatenstandes die Konferenz mit einer Sympathieerklärung für den Genossen verfegt, was mit dem Verlust des Rechtes, die Nationalfofarbe zu ist. Die Vorausseßung trifft zu: er ist dem weiblichen Geschlecht Starl Liebknecht, der die Konferenz zustimmt. tragen, verbunden ist, und auf die Festung Spandau geschickt worden. abgeneigt, hat eine Zuneigung zu dem männlichen Geschlecht und Dies ist der einzige Mann, der es gewagt hat, meinen Mandanten hat gewisse feminine Eigenschaften Alles Merkmale der Homo­mit den Schmutzereien in Verbindung zu bringen und es kommt sexualität. Es ist nicht etwa ein Beweis dagegen, daß nur darauf an, hier vor der Deffentlichkeit dies festzustellen, damit der Graf eine Ehe eingegangen ist, denn der Sach­die Welt erfährt, was für ein Mann dieser Zeuge ist. Herr Harden verständige Dr. Hirschfeld hat selbst gesagt, daß solche Ehen Homo­wird mir wohl auch dankbar dafür sein, daß ich ihn über die sexueller entweder auf Anraten von Verwandten oder um die Qualität und den Wert dieses Zeugen aufgeklärt habe, damit er feruelle Veranlagung zu tafdieren, öfter eingegangen werden. sich im weiteren Verfahren nicht mehr auf diesen Beugen beruft. Der Kläger ist homosexuell veranlagt. Es fragt sich nun: Ist diese Homosexualität anderen gegenüber er tennbar geworden?

Vorsitzender Amtsrichter Dr. Kern: Herr Justizrat! Der Zeuge Bollhardt war dafür benannt, daß in einem Kreise, in welchem der Privatfläger verkehrte, feruelle Ausschreitungen vorgekommen feien, dann waren zwei andere Beugen benannt, die befunden sollten, daß der Privatkläger Kenntnis davon gehabt hat. Dieser zweite Beweis ist mißlungen und es liegt deshalb wohl feine Veranlassung vor, auf das Zeugnis des Herrn Bollhardt zurüď zu kommen. Justizrat Dr. v. Gordon: Dann habe ich nichts weiter zu Hierauf wird

bemerken.

homosexuell veranlagt

Die Zeugen, die hier unter Ausschluß der Oeffentlich teit vernommen wurden, sollten bekunden, daß in den Kreisen des Privatklägers Ausschreitungen vorgekommen sind. Es waren dann zeugen dafür benannt worden, daß der Privat­kläger diese Ausschreitungen gefannt hat. Die lebigenannten Beugen haben vollkommen versagt, darüber ist gar kein Beweis erbracht. Also kommt die Aussage namentlich des Zeugen Bollhardt gar nicht in Frage. Nach Abgabe des Gutachtens des Sachverständigen Dr. Hirsch feld konnte auch von weiterer Beweisaufnahme Ab Amtsrichter Dr. Kern: Das Gericht hatte allein zu prüfen, and genommen werden, da durch die innige Freundschaft was der Angeklagte in diesen acht Artikeln, die der Antlage beides Sperrn Grafen zum Fürsten Gulenburg, die faſt liebtosenden gefügt sind, gesagt hat. Es ist unerheblich, wie er später feine Anzeichen der Tatsache der Homosexualität gegeben ist. Diese Tat Anreben und auch burch die vielerörterte Taschentuchepisode, ein Musbrüde gedeutet hat. Es ist auch ganz unerheblich, was er hierzu fache ist den Beugen Frau von Elbe und deren Sohn Wolff von Es kommt also zunächst der Artikel vom 27. September 1906 Struſe beutlich erkennbar gewesen. Das geht aus ihren Aussagen in Frage. Da fagt der Angeklagte: zwei Aestheten von sehr herbor. Der Kläger hat sie nicht bestreiten können. Das Gericht

verkündet.

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das Urteil

nimmt also an,

daß der Beweis der Wahrheit erbracht ist.

verschiedener Sinnesrichtung" mit Bezug auf den Privat­fläger und einen Hohenzollernprinzen. Der Angeflagte deutet das so, daß der eine dem weiblichen Geschlechte sehr G3 muß hier ausdrücklich darauf hingewiesen zugeneigt fei, während der Privatkläger dem weiblichen werden, daß nicht etwa hier festgestellt ist, der Graf Moltke habe Geschlecht abgeneigt sei. Das Gericht ist aber An strafbare Betätigung der Homosexualität an den Tag ge­sicht, daß der Ausdrud Sinnesrichtung" gegen diese Aus- legt. Es ist lediglich als festgestellt erachtet: er ist homosexuell legung spricht, denn daraus ist zu entnehmen, daß das Sinnen- und hat diesen Trieb anderen gegenüber nicht unterdrücken können. empfinden des Privatflägers eine bestimmte Richtung gehabt hat. Es erübrigt sich ein weiteres Eingehen auf die politischen Und daß sie, wenn auch selbstverständlich eine Abneigung dem weib- Ausführungen des Angeklagten. Diese sollen nur lichen Geschlecht vorlag, mit einer Zuneigung zum männlichen Ge- nachweisen, daß er in Wahrnehmung berechtigter Interessen ge­schlecht verbunden war. Es wird dem Kläger also handelt habe. der Vorwurf gemacht, er fei seguell anormal. Dann kommt der Es liegt eine strafbare Handlung nach§ 186 nicht vor, ebenso­gtveite Artikel bom 17. November 1907. Es heißt barin: wenig ist§ 185 anwendbar, da aus der Form die beleidigende Ab­lauter gute Menschen, musikalisch, poetisch, spiritistisch, so ficht nicht zu schließen ist. Das Urteil lautet dahin: Der Angeklagte ist der fortgesetten fromm, daß sie vom Gebet mehr Heilivirkung erhoffen, als von dem Beleidigung nicht schuldig, er wird freigesprochen; die Kosten werden dem Privatkläger Grafen von Moltke auferlegt.

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Es muß

Aus der Partei.

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Partei und Gewerkschaft.

Paris , 24. Oftober.( Eig. Ber.) Vaillants Erklärung auf dem Kongreß der Seine- Föde ration oder genauer gesagt, der Bericht der" Humanité" darüber daß die Internationale in Stuttgart in der Gewerkschaftsfrage für die Franzosen eine Ausnahme gemacht" habe, hat begreif­licherweise ein großes Aufsehen und recht energischen Widerspruch hervorgerufen. Im Brüsseler Peuple" protestierte Genosse Vandervelde gegen diesen Kommentar der Stuttgarter Reso­lution, den Vaillant selbst in einer Erklärung in der Humanité" abzuschwächen gestrebt hat. Vaillant bezeichnete allerdings den Bericht der Humanité" als sehr genau, fügte aber, um ein Mißverständnis zu vermeiden, eine Darstellung seiner Berhand­lungen mit dem Berichterstatter Beer hinzu, die einen wesent­lichen Teil des Berichts der Humanité" entträftet. Er habe, so führt er aus, dem Kongreß feine Entscheidung bezüglich der Fran­ zosen zugeschrieben, die dieser nicht gefaßt habe( gemeint ist hier offenbar die den Franzosen angeblich gewährte Ausnahme"), viel­mehr habe er Beer erklärt, daß seine Freunde kein Gewicht darauf legten, daß ihre Erklärung durch einen Beschluß zur Kenntnis ge­nommen werde. Ihnen genüge eine einfache Mitteilung an ge am Sonntag habe er nur aus dem Vorbehalt der französischen Kongreß und ihre Verzeichnung im Protokoll. Auf dem Kongreß Majorität den Schluß gezogen, daß für die französische Partei die Beschlüsse von Limoges und Nanch auch weiter die Richtschnur in der Frage: Partei und Gewerkschaft blieben.

folgung.

Aus Industrie und Bandel.

Finanzkrisis.

Dieser Auffassung tritt nun Genosse Delory in einer bon der Humanité" heute veröffentlichten Zuschrift scharf entgegen. Auch er gibt eine Darstellung der Stuttgarter Kommissionsverhand­lungen, die aber von der Vaillants beträchtlich abweicht. Die Ver­treter der französischen Mehrheit hätten wohl eine Ausnahme für ihr Land verlangt, aber sie wären mit der Begründung abgewiesen worden, daß die Zulassung von Ausnahmen die internationalen Kongresse zwedlos machen würde. Beer habe nun allerdings zu gesagt, in seinem Bericht im Plenum von der französischen Er­flärung Kenntnis zu geben. Aber infolge eines Einspruchs der französischen Minoritätsvertreter, die sich dagegen wendeten, daß man Frankreich außerhalb der Internationale stelle, habe nicht nur Beer die Erwähnung der Erklärung abgelehnt, sondern das Kon­greßbureau habe Baillant und seinen Freunden auch mitgeteilt, daß die Erklärung dem Kongreß nicht zur Beschlußfassung unter­weiſeſten Arzt. Das alles wäre ihre Privatangelegenheit, wenn sie breitet werden könne. Alles was man tun könne, sei, daß einem nicht zur Umgebung des Kaisers gehörten." Hier wird die erwähnte Delegierten das Wort erteilt werden würde, der dann die Gr­Freundschaftlichkeit offenbar zum Vorwurf gemacht, flärung abgeben könne, die dann wie die anderen Teile der Dis­denn der der Angeklagte selbst sagt, er ließe diese Freund- Hiermit schließt die Sizung. fussion ins Protokoll fäme. Daraus gehe hervor, daß die Stutt­Das Urteil wurde von einem kleinen Teil des Publikums mit garter Resolution auch auf Frankreich Anwendung finde. So wie schaftlichkeit als Brivatangelegenheit gelten, aber da er, der Privatkläger, sich in politische Dinge mischte, müsse nicht sehr lebhaften Hochrufen begleitet. der Amsterdamer Kongreß den sozialistischen Parteien zur Pflicht Draußen ging es etwas lebhafter zu. Herr Maximilian Harden gemacht hätte, das Zusammenwirten mit den bürgerlichen Parteien er diese Privatangelegenheit zur Sprache bringen. also eine Freundschaft sein, die von der Norm abweicht und fabt hatte den guten Geschmack, vor der Menge am Löwendenkmal höf- aufzugeben, so habe der Stuttgarter die Herstellung immer engerer man die beiden ersten Artikel zusammen, so wird man daraus den lich den Hut zu ziehen. Das zog; die Geschmeichelten brachen in Beziehungen mit den Gewerkschaften vorgeschrieben. So wie das laute Hochrufe aus, in die sich Pfeifen und Zischen, angeblich von Schluß ziehen, daß der Angeflagte dem Privatkläger Homo­fegualität vorwirft. Die Nummer vom 8. Dezember enthält Homosexuellen mischten. Herr Harden hatte nicht Luft, die Stätte mals der Beschluß respektiert worden und die Grundlage der Eini­denfelben Gedankengang. Hier heißt es, ich würde es mir dreimal feines Triumphes sofort zu verlassen. Er ließ sich durch berittene gung geworden sei, so fordere auch der von 1907 die allgemeine Be überlegen, ehe ich von einem Manne behaupte, er unterhalte und unberittene Schuhleute einen Weg nach einer nahegelegenen Daß sich die Anschauung Delorhs in der Partei durchsetzt, ist bort, aus Syndikalisten und die Neutraliſten- vor allem auch bie ber intime Beziehungen zu Eulenburg." Daß er dies dem Weinwirtschaft bahnen. Vor der Tür bemühten sich sodann einige Kläger vorwirft, geht aus einem vorhergehenden Sage hervor. Hier 10 Sicherheitsmänner, den Ansturm der Begeisterten" und" Em - allerdings vorläufig ausgeschlossen, da in den Gewerkschaften die ist die Behauptung der Homosexualität noch deutlicher. Er spricht pörten" abzuhalten. sozialistischen Partei angehörenden bereint mit allen Kräften auf der anderen Seite auch wieder von dem Grüppchen", dem er dagegen arbeiten. jedes Privatvergnügen gönne. Es kommt die Nummer bom 30. April 1907. Das Gericht hält hier nicht für nachgewiesen, daß der vom Angeklagten gebrauchte Ausdruck den ihm vom Privatkläger untergelegten beleidigenden Sinn haben sollte, sondern nur eine Die fünfte Ronferenz des Agitationsbezirks Frankfurt a. M. normwidrige Annäherung an Männer angedeutet werden sollte. dem 12 Reichstagswahlkreise angeschlossen sind, fand am Sonntag Ausgeschieden sind sämtliche andere Artikel. Da ist das be in Höchst a. M. statt. Es waren insgesamt 84 Delegierte und son­fannte Nachtgespräch des Süßen" mit dem Harfner". Der ftige Bertreter anwesend. Zu dem Geschäftsbericht, der gedruckt Brivattläger hat selbst angegeben, daß er zunächst nicht gewußt vorliegt, gibt Parteisekretär Rudolf einige Erläuterungen. Von habe, wer mit dem Süßen gemeint sei. Bum Tatbestand der Be allgemeinem Interesse ist eine Uebersicht über das Stärkeverhältnis leidigung gehört aber nach einem Reichsgerichtsurteil, daß mindestens eine der einzelnen Parteien im Agitationsbezirk Frankfurt a. M. An für den Beleidigten verständliche Andeutung bei der Beleidigung vor erster Stelle steht immer noch das Bentrum mit 92 296 Stimmen, handen ist. Auf diesen Artikel stützte sich die Anklage aus§ 185, fie dann kommt die Sozialdemokratie mit 91260 Stimmen. ist damit also gefallen. Ausgeschieden hat das Gericht ferner die Artikel Die Nationalliberalen haben 691 57, die Antisemitisch- Christlich vom 2. Februar und vom 6. April 1907. In dem ersten Artifel ist Sozialen 29 352, die Deutsche Wolfspartei 17 692 Stimmen auf überhaupt nicht zu ersehen, wo eine Beleidigung stecken soll. Im gebracht, die Reichspartei hatte 16 637, die Freifinnige Volksparter zweiten Artikel ist nur von Lecomte die Rede und es nicht ersicht 15 278 und die Konservativen 14 230 Stimmen. Gegen 1903 hat lich, wodurch hier der Privatkläger beleidigt sein soll. Nun kommt die Sozialdemokratie von allen Parteien den bedeutendsten der lezte Artikel vom 20. April, wo von der vita sexualis" bie Stimmenzuwachs mit 16373 Stimmen zu verzeichnen. Von den Rebe ist. Dies ist aber nur eine Anspielung auf den Fürsten 12 Wahlkreisen des Bezirkes befinden sich im Besitz des Zentrums Eulenburg. 4, der Sozialdemokratie 3, der Nationalliberalen 1, der Anti­Was hat der Angeklagte in den bier Artikeln behauptet? Offen- semiten 3 und der Deutschen Volkspartei 1. Die Kosten für die bar behauptet er damit:" Der Kläger hat ein anormales Reichstagswahlen betrugen, rund 20 000 M. Der Parteivorstand Segualempfinden, er ist homosexuell! An sich mag leistete einen Zuschuß von 18000 M. dieje Behauptung noch nicht beleidigend sein, aber andererseits wird Die Zahl der organisierten Genossen stieg von 6120 im Juli doch damit weiter behauptet, dieser Trieb würde seinen Freunden 1904 auf 10 945 im Juli 1906 und auf 14 615 am 1. Juli 1907. gegenüber erkennbar, der Privatläger habe alfo diefen Trieb Das Mehr an Mitgliedern gegen das Vorjahr beträgt also 3670. nicht unterdrüdt. Für die Frage, ob diese Behauptung ge- Das Verhältnis der Mitgliederzahl zu den abgegebenen Stimmen eignet ist, den Aläger verächtlich zu machen oder in der an der letzten Reichstagswahl beträgt 16,05 Pro3. Auch die öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, hat das Gericht die Zahl der organisierten Genossinnen ist gewachsen. Sie beträgt jet: Ansicht bertreten, daß hier tatsächlich eine Herabwürdi- airta 850 in sämtlichen Kreisen. Die Einnahmen und Ausgaben gung vorliegt. Denn von einem Manne in der Stellung der Provinzialfaffe balanzieren bei einem Kassenbestande von des Privatklägers erwartet man, solange das Gesetz den§ 175 tennt, 3002,12 Mt. mit 13099,63 M. also die Homosexualität, wenn auch nur in der schärfsten Form Die Diskussion über den Geschäftsbericht ist sehr lebhafi ihrer Ausführung, verbietet, daß er dann einen solchen sexuellen und ausgedehnt. Es wird im besonderen geklagt, daß in vielen Trieb derart unterdrückt, daß er feinem anderen erkennbar wird. ländlichen Orten gewerkschaftlich organisierte Arbeiter bei der erhöht. Es ist nun vom Angeklagten die Frage der Verjährung lebten Reichstagswahl nicht für uns, sondern für die Gegner Die Bank von England hat ihre Rate nicht erhöht, fie dis­angeregt worden. Das Gericht hat angenommen, daß sämtliche gestimmt haben. Mehrere Redner verlangen, daß die Getontiert Wechsel aber nur mit Aufschlägen von 12 Broz. und mehr. Artikel einem einheitlichen Entschluß entsprungen sind. Der An- wertschaftsführer in ihren Versammlungen mehr auf die getlagte wollte offenbar den Privatlläger so lange herabwürdigen, Partei hinweisen und für diese agitieren sollen. Auch sollten die bis feine vermeintliche politische Tätigkeit aufgehört hätte. Das Parteiführer öfters in Gewerkschaftsversammlungen gehen und schiedene Goldverschiffungen nach New York . Angeblich sollen zirka Gericht nimmt ferner an, daß in jedem einzelnen Artikel die Merk- dort für die Partei arbeiten. male der Beleidigung gegeben sind und hält ein fortgesetztes Delift für vorliegend.

Nun ist eine Beleidigung nur dann strafbar. wenn die Tatsache, die behauptet war, nicht erweislich wahr it Das Gericht hat angenommen, daß der

Erhöhung des Bankdiskonts auf 612 Proz.

In der gestern früh stattgefundenen Zentralausschußfizung wurde der Reichsbankdiskont auf 6%, Broz. festgesetzt.

Präsident Koch verwies in der Sigung auf die Veränderung der allgemeinen Lage, welche seit der letzten Sigung infolge des Ausbruches der Krisis in Amerika erfolgt sei. Sodann machte er auf die dadurch eingetretene Bewegung am internationalen Geldmarkte, insbesondere auf die Bewegung der Wechselkurse auf­merksam, die den Anstoß zu einer Goldausfuhr gegeben habe. 8war feien erst einige Millionen Gold ausgegangen, aber der Gold­export halte an, namentlich nach Holland ; aber auch für einen Export nach Amerika seien die Wechselfurfe günstig. Aus Gründen der Vorsicht sei also ein Schuß für unseren Goldbestand ge­boten. Auch die inneren Verhältnisse hätten sich, wenn sie auch vielleicht sonst keine Veranlassung zu einer Diskonterhöhung gegeben hätten, doch nicht so gebessert, und der Status bleibe noch hinter dem Vorjahre zurück. Der Zentralausschuß war mit der Erhöhung gleich um ein volles Prozent einverstanden, da, wenn man sich jetzt mit der Erhöhung um/ Prozent begnügt hätte, wahrscheinlich schon in der nächsten Woche eine abermalige Herauffegung notwendig geworden wäre. Dresden , 29. Dftober. Die Sächsische Bank hat den Bank­diskont auf 6% Proz., den Lombardzinsfuß auf 7½½ Proz. erhöht. München , 29. Oftober. Die Bayerische Notenbank hat den Wechseldiskont auf Proz. und den Lombardzinsfuß auf 7%, Proz.

Die Nachrichten aus den Vereinigten Staaten melden ver­

Ueber die Presse referierte Dorsch u= Frankfurt a. M. 30 Millionen Dollar auf dem Wege nach dort sein. In New York Die fortwährenden Erweiterungen und Neueinrichtungen in der stockt das geschäftliche Leben aus Mangel an Geld, das sich Boltsstimme", insbesondere die Vergrößerung des Umfangs und ängstlich versteckt. Die Bath Trust Company mit einem die Anstellung von 3 Berichterstattern für einzelne Wahlkreise Depofitenbestand bon girka 2 Million Dollar hat ihre machen eine Erhöhung des Abonnementspreises der Voltsstimme" Schalter geschlossen. Aus Pittsburg wird gemeldet, daß die

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