Einzelbild herunterladen
 

Nr. 5. «rschewt täglich aaSn Montag?. Prot? pränumerando: viertel- jährlich«.so Mark, monatlich MV Sit, wöchentlich«8 Pfg. frei in'? Hau?. Einzelne Nummer V Pfg. Sonntag?-Nummer mit ivuitr. Sonntag?-Beilage..Neue Welt" 10 Pfg. Post-Abonnement: s.Zv Mk.pro Quartal. Unter Kreuz- band: Deutschland u. Oesterreich- Ungarn 2 Sit., für da? übrige Ausland z Ml.pr.Monat. Singeir. In der Post-Zeitung?-Preisliste für lSvS unter Nr. S70S. 10. Jahrg. JnserilotiZ-Sebühr beträgt für dt« fünfgespaltene Petttzcile oder deren Raum«o Pfg., für Verein?- und Versammlung?- Anzeigen«> Pfg Inserate für die nächste Nummer nrüffen bt?« Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Srvedttion ist an Wochen- tagen bi? 1 Uhr Abend?, an Sonn- und Festtagen bi? 9 Uhr Vor- mittag? geöffnet. FornOrrch- Anschluß Zimt I. vr. 418S. Verllller VolKsblall. Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands . Wedaktion: LV.19. Weuth-Straße 2. Freitag, den 6. Janaar 1893. Expedition: LV.lg. Weuty-Straße 3. Die FeÄNzSstfche Veife ist von>ms schon so oft besprochen worden, daß der Eine oder Andere, wenn er diese Ueberschrift sieht, vielleicht meinen könnte: es ist zu viel. Wohl mit Unrecht. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Wirkungen des Kapi- talismus in Frankreich zu einer revolutionären Krise geführt haben, die für die gesammte Kulturwelt folgenreich sein wird. Und dabei ist die Lage der Dinge dort, trotz aller schein- baren Einfachheit, doch eine so verwickelte, daß es sehr schwer ist sich zurechtzufinden. Unter den französischen Ge- Nossen selbst ist die Auffassung eine verschiedene. Und damit unsere Leser Gelegenheit haben, sich vollständig zu unterrichten, so theilen wir ihnen nachstehend einen Brief mit, den einer unserer bekanntesten französischen Genossen uns geschrieben hat, und dessen Inhalt von dem der früher von uns veröffentlichten Briefe über die gegenwärtige Krise einigermaßen abweicht. Ter Brief, den wir nicht kommentiren unsere An- ficht haben wir ja auch bereits ausgesprochen lautet in der Ucbersetzung wie folgt: Paris , 2. Januar. Die Panama - Angelegenheit nimmt eine neue Wendung oder vielmehr wird der Versuch gemacht, ihr eine andere Richtung zu geben. An dem Tage, wo das Ministerium mit Mühe und Roth eine Majorität von sechs Stimmen erhielt, war es in Wirklich- keit eine Minorität von zwei Stimmen, da die Minister sich an der Abstimmung betheiligt hatten; ein Freund des Justizmir.isters Bourgeois fragt« diesen, ob er nicht seine Entlassung nehmen wolle. Nein, war die Antwort, ich opfere mich. In der That hatte Bourgeois es nur deshalb übernommen, an die Stelle Ricard's ins Justizministerium zu treten, um die Panama -Angelegenheit zu ersticken. Heute ist sein Plan deutlich erkennbar. Hierzu war zunächst erforderlich den Glauben zu erregen, Daß er volles Licht in die Sache bringen wolle, um so leicht die Untersuchungs-Kommission lahm zu legen. Als er das Ministerium übernahm, verkündete er geräuschvoll, daß er alles in Bewegung setzen wolle, um die Schuldigen zu ermitteln und sie strenger Strafe zu überweisen. Einige Tage darauf beantragte er bei der Kammer und dem Senat die Aushebung der parlamentarischen Immunität von fünf Senatoren und fünf Abgeordneten, unter denen sich zwei Mitglieder des vorigen Kabinets, Roche und Rouvier, befanden. Das war ein Meisterstreich; er beruhigte so alle diejenigen, welche verlangten, daß die Justiz ihren Lauf nehme, und um sie noch besser einzuschläfern, verfügte er die von seinem Vorgänger abgelehnte Untersuchung der Leiche Reinach's. Auch ließ er der Untersuchungskommission die richterlichen Unter- fuchungsakten vorlegen, aus denen er wohlweislich gewisse ge- fährliche Aktenstücke entfernt hatte. Es hatte den Anschein, als ob er der Kommisston sagen wollte: Seht, ich stelle alle Akten- stücke zu eurer Verfügung. Sucht, forscht, und wenn ihr die Schuldigen gefunden habt, nennt sie mir. Ich werde prompte Justiz üben. Gleichzeitig aber verhaftete er Herrn von Lesseps und die Panama -Direkloren und beschlagnahmte alle ihre Papiere, wobei er einen doppelten Zweck verfolgte. Lesseps stand im Verdacht, den Zeitungen die republikanischen Abgeordneten denunzirt zu Jcmllctmr. Nachdr»«etloitn.) [56 B e 1- A m i. Roman von Guy de Maupassant . Was haben Sie denn, süßes Herzchen?" fragte er bestürzt. Mit trüber Stimme erwiderte sie:Ach, ich weine um meine arme Mama. Sie wird gewiß nicht schlafen können, wenn sie merkt, daß ich fort bin/ Ihre Mutter schlief in der That nicht. Sobald Susanne ihr Zimmer verlassen hatte, blieb Frau Walter vor ihrem Manne stehen. Mein Gott ! Was soll das heißen? fragte sie in höchster Bestürzung. Das heißt/ schrie Walter wüthend,daß dieser Intrigant sie in seine Netze gelockt hat. Er ist Schuld daran, daß sie Cazolles Bewerbung ausschlug. Ihre Mit- gift gefällt ihm, zum Teufel auch/ Wüthend begann er im Gemach auf und ab zu laufen. Du ziehst ihn ja beständig hierher," fuhr er fort,thust schön mit ihm, schmeichelst ihm, weißt gar nicht, was Du ihm nicht alles zu Gefallen anstellen sollst. Bel-Ami hier, Bel-Ami da! So geht's von Morgen bis Abend. Nun hast Du Deinen Lohn!" Ich... ich sollte ihn hierher gezogen haben?" flüsterte sie erbleichend. Ja, Du!" schrie er ihr in's Gesicht.Ihr seid alle verrückt nach ihm, die Marelle, Susanne und die übrigen. haben, um die Negierung zu zwingen, die Verfolgungen gegen die Panama -Gesellschaft einzustellen; indem man ihn verhastete, verhinderte man ihn, sein Spiel fortzusetzen und indem man seine Papiere und die seiner Mitangeschuldigten in Beschlag nahm, bemächtigte man sich aller kompromittirenden Beweisstücke. Auf diese Weise konnte man die Papiere, welche die republikanischen Deputirten angingen, unterdrücken, und da- gegen diejenigen, welche den Beweis lieferten, daß die Abgeordneten der Rechten auch vom Panamagelde geschmeckt hatten, auf- bewahren. Es war eigenthümlich, daß, obwohl die Mitglieder der Rechten, 135 von 146, eifrige Panamisten gewesen waren und im Jahre löSS für die Emission von sechshundert Millionen Franks Antheilscheine gestimmt hatten, und die Gesellschaft, um diese Ab- stimmung zu erzielen, wie man sagt, 150 Abgeordnete gekauft haben sollte, unter den Mitgliedern der Rechten dennoch nur ein Bestochener, Duguo de la Fauconnerie gefunden wurde und dieser eine war dazu noch ein zwischen der Rechten und dem Zentrum schwankendes Mitglied. Ja, es war Delahaye, ein monarchistischer Boulaugist, und Provost de Launay, ein reiner Katholik, welche die Pauama-Denunziationen im Parlament und vor der Unter- suchungskommission begonnen hatten und fortsetzten. Die Monarchisten hatten gutes Spiel; sie waren die unbescholtenen Männer und unbeugsamen Richter und erdrückten die Republi- kaner mit dem ganzen Gewicht ihrer Tugend. Man mußte also um jeden Preis, nicht um die Ehre der Republikaner zu retten, sondern um zu beweisen, daß sie nicht allein die Korrumpirten waren, auch Monarchisten ausfinden, welche Ehecks empfangen hatten. Man war also darauf gefaßt, daß Bourgeois die Namen der kompromittirten Monarchisten veröffentlichen und sie ebenso verfolgen werde, wie die Republikaner . Um so erstaunter war man, daß nichts derartiges geschah. Der Plan Bourgeois' war ein ganz anderer. Dadurch, daß man die Monarchisten kompromittirte, war die Ehre der Republikaner noch nicht gerettet. Wenn man die Einen wie die Anderen verfolgte, stand zu fürchten, daß die Schuldigen sich nicht damit begnügen wurden, wie man im Spitzbuben-Jargon sagt, den Bissen herunter zu schlucken(manger le morceau), sondern auch Andere denunziren würden. Das hieße den Skandal vergrößern, statt ihn zu ersticken. Es war also besser, die geheimen Beweisstücke als Drohung für die Denunzianten der Rechten aufzubewahren und die neun der Be- stechung angeklagten republikanischen Abgeordneten und Senatoren für nichtschuldig erklären zu lassen. Und dieses Manöver scheint im vollen Gange zu sein. Bereits kündet man an, daß der Untersuchungsrichter die Einstellung des Verfahrens verfügen und die Angeklagten als weiß wie Schnee entlassen werde mit dem Heiligenschein des Märtyrers, denn schon fängt man zu sagen an, sie seien die Opfer der Bou- langisten. Nicht nur die Abgeordneten und Senatoren werden für un- schuldig erklärt werden, sondern auch die Direktoren der Gesellschaft, wohlverstanden unter der Bedingung, daß sie schweigen. Karl v. Lesseps ist bereits auf dies Geschäft eingegangen; er hat vor dem Untersuchungsrichter die Aussage darüber verweigert, aus welche Art die Geheimfonds der Panama -Gesellschaft verwandt worden; das wäre ein Staatsgeheimniß, wie die Verwendung des Reptilienfonds. Die republikanischen Zeitungen haben die Parole erhalten, die Ausklärung zu verhindern, so laut sie dieselbe auch fordern, indem sie Tag für Tag wiederholen, daß man genug an den Denkst Du denn, ich sehe nicht, daß Ihr nicht zwei Tage ohne ihn bleiben könnt!" Sie richtete sich tragisch aus:Ich verbiete Ihnen in solchem Tone zu mir zu reden. Sie vergessen, daß ich meine Erziehung nicht wie Sie in einem Trödelgeschäft genossen habe." Zunächst blieb er ganz starr stehen, dann stieß er einen zornigen Fluch aus, verließ das Zimmer und warf die Thür hinter sich zu. Sobald sie allein war, ging sie instinktiv zum Spiegel, um ihr Gesicht zu betrachten, ob sich nichts darin verändert hätte, so unmöglich, so ungeheuerlich erschien ihr alles, was sich eben begeben hatte. Susanne liebte Bel-Ami! Und Bel-Ami wollte Susanne Heirathen! Nein! Es war eine Täuschung, es konnte ja nicht wahr sein. Das Mädchen hatte eben ganz natürliches Gefallen an dem hübschen Manne gefunden und gehofft ihn zum Manne zu be- kommen; sie hatte sich das eben eingebildet. Aber er? Er konnte nicht daran betheiligt sein. Verwirrt, wie bei einer bevorstehenden großen Katastrophe dachte sie nach. Nein! Bel-Ami konnte nicht das Geringste von Susanne's Streich wissen. Und lange überlegte sie, ob der Mann unschuldig daran oder treulos war; beides war möglich. Welch' ein Schuft mußte er sein, wenn er den Schlag vorbereitet hatte! Was konnte noch geschehen? Welche Qualen, welche Ge- fahren standen ihr noch bevor. Sie wußte es nicht; alles konnte sich ja noch ordnen. Man würde mit Susanne eine sechsmonatige Reise an- treten, und die Sache war todt. Aber wie konnte sie ihn dann noch wiedersehen? denn sie liebte ihn noch immer. Wie ein Widerhaken saß diese Leidenschaft in ihr fest, den sie nickt berauszureiben vermochte. Skandalen hätte und die Republik durch ei« monarchistisches Komplott bedroht würde. Um die Aufmerksamkeit abzulenken, hat die Regierung den Anarchistenschreck, welcher vor der Panama -Angelegenheit in den Hintergrund getreten war, wieder geweckt. Eine harmlose Bombe plodirte auf der Polizeipräfektur und in den öffentlichen ersammlungen machten sich die Anarchisten breit. Man sprach von Revolutionen, von einem Wohlfahrtsausschuß, von Organisirung einer Revolutionspartei in Sektionen, von einem Aufruf zu den Waffen und anderen ähnlichen Possen. Aber das anarchistische Komplott wurde zu Wasser. Die bekannten Sozia- listen, welche man, ohne sie zu Rathe zu ziehen, zu Mitgliedern des Wohlfahrtsausschusses ernannt hatte, protestirteu und spotteten über die Polizeimache. Die öffentliche Meinung war nicht«inen Augenblick in die Irre geführt, denn die Haltung der Sozialisten kennzeichnete sich durch die größte Besonnenheit. Doch wurde ihnen in der Kammer ihre Stellung nicht leicht. So lange nur republikanische Ab- geordnete kompromittirt waren, konnten sie nicht mit deren An- klägern, die fast alle Monarchisten waren, gemeinsame Sache machen. Sie konnten nur sich betheiligen, indem sie nach rechts und links schlugen; und da kein Deputirter der Rechten auf dem Anklagesessel saß, wären sie zu einseitigen Angriffen ge- nöthigt gewesen und hätten scheinbar die Sache der Monarchisten geführt. Es handelte sich darum, die Debatte zu vertiefen und zu zeigen, daß die Panama -Sache nicht ein zufälliger Einzel- fall sei, sondern daß ähnliche Gaunereien sich alltäglich vollzögen, nicht blas in Frankreich , sondern in allen kapitalistischen Ländern. Man hätte sie sonst beschuldigen können, in das Spiel der Schuldigen einzutreten und sie weiß waschen zu wollen. Man mußte also abwarten, daß die Sache eine Wendung nahm, die ihnen gestattete, aus eine der sozialistischen Partei vortheil- hafte Weise aufzutreten. Diese abwartende Stellung wurde ihnen übrigens auch ourch die Ereignisse aufgedrängt. Nicht im Sitzungssaale des Parlaments, sondern in dessen Vorräumen und in den Zeitungen spielte sich der Panama - Skandal ab. Nur gelegentlich wurde er auf die Tribüne des Parlaments gebracht, als es sich darum handelte, die Unter- suchungskommission zu ernennen und ihr Vollmachten zu ertheilen. Es waren Monarchisten und Pourquery de Boisserin, ein ge- schworener Vasall von Constans , welche das Geschäft besorgt ......."'" liche»~ persönlichen Ausfall Bis jetzt kann man in der Kammer ver- hatten. Döroulöde hat nur einmal«inen gemacht, der sich auf Clemenceau bezog. sagen, daß die Panama -Frage noch nicht handelt ist. Wer nicht in Frankreich lebt, sondern die Zeitungen liest, könnte annehmen, die ganze Nation wäre in Aufregung, aber das ist nicht der Fall. Die Pariser Bevölkerung verhält sich apathisch und so zu ägen gleichgiltig; es hat noch keine eigentliche Volkskundgebung laltgefunden, kaum zwei oder drei öffentliche Versammlungen. ""'e Affäre Wilson los» hundert» Und doch hatte sechs Jahre vorher, als die ging, ganz Paris sich erhoben, und täglich drängten sich tausende um die Kammer, um die Entlassung des Präsidenten Grövy zu fordern, und standen bereit, eine Revolution zu be- ginnen, wenn Ferry an Stelle Carnot's zum Präsidenten gewählt worden wäre. In den Industriezentren bemerkt man dieselbe Gleichgiltigkeit. Und das läßt sich bis zu einem gewissen Grade erklären, denn die Finanz-Schwiudeleien interesstren die Arbeiter nur theoretisch, da sie kein Geld zu verlieren haben. Anders steht es mit den Kleinbürgern und den Bürgern, welche stark ge- schröpft sind durch die Direktoren der Finanz-Unternehmungen. Ohne ihn zu leben war unmöglich. Lieber sterben! Immer ängstlicher, immer unsicherer wurden ihre Ge- danken. Der Kops begann ihr weh zu thun, das Denken fiel ihr schwer und machte ihr Pein, ihre Vorstellungen verwirrten sich. In der Erwägung aller Möglichkeiten wurde sie schwach und ausgeregt, weil sie nichts wußte. Sie sah nach der Uhr, es war Eins vorüber. So kann ich nicht bleiben," sprach sie zu sich selber, sonst werde ich noch verrückt. Ich muß eS wissen. Ich will Susanne wecken, um sie darüber zu fragen." Und ein Licht in der Hand schlich sie auf Strümpfen, um kein Geräusch zu machen, nach dem Zimmer ihrer Tochter. Sie össnete leise die Thür, trat ein und blickte nach dem Bett hin. Es war nicht aufgeschlagen. Sie be- griff zunächst nicht, weshalb und dachte, daß das Mädchen noch mit seinem Vater spräche. Aber alsbald erhob sich ein schrecklicher Verdacht in ihr, und sie eilte zu ihrem Mann. Bleich und zitternd stürzte sie hinein. Er lag schon im Bette und las noch. Nun? Was giebt's denn? Was hast Du denn?" fragte er verwundert. Hast Du Susanne gesehen?" stotterte sie. Ich? Nein! Weshalb?" Sie... sie... sie ist fort... sie... sie ist... nicht... nicht in ihrem Zimmer." Er sprang mit einem Satz auf den Teppich, fuhr in seine Pantoffeln und ohne Unterhose mit flatterndem Hemde stürzte er in das Zimmer seiner Tochter. Sobald er sich davon überzeugt hatte, war er nicht mehr zweifelhaft. Sie war geflohen. Er fiel in«inen Sessel und stellte seine Lampe vor sich auf die Erde. Seine Frau trat zu ihm.Nun?" stammelte sie.