nommene Gendarm wußte ihn auch nachträglich nicht anzugebeir Fl.bestritt zunächst, diese Aeußerung überhaupt getan zu haben, er könnelediglich gesagt haben, aus den und jenen Umständen sei es er-ilärltch, wenn die Kirche als eine Berdummnngsanstalt angesehenwurde. Der Gendarm müsse ihn falsch verstanden haben. Außerdemseien aber Mitgliederversammlungen nicht öffentlich und selbst wennihm die Aeußerung in der inkriminierten Form nachgelviesen werdenkönnte, falle die Anklage, weil das Moment der Oeffenrlichkeitfehle. Der Gendarm stenographiert nicht und hat sich nurStichworte mit Bleistift auf einem Zettel gemacht, den er nichtmehr besitzt. Die Aeußerung will er sich jedoch wörtlich aus-geschrieben haben. Der Vorsitzende Dr. Becker hält die Oeffentlich-keit dieser nichtöffentlichen Versammlung für gegeben, weil sie ineinem öffentlichen Lokal stattfand, die Einladungen dazuöffentlich in der.Arbeiterzeitung" durch Inserat erfolgte, weilWirt und Kellner Zutritt hatten, weil kein Schild„GeschlosseneGesellschaft" aushing und weil ein Mitglied aus einemanderen Kreise an der Versammlung als Gast teilnahm.Zwei Kriminalgendarmen bekunden, daß sie, wie überhaupt die Polizei-behörde. derartige Versammlungen als nichtöffentliche bezeichnen.Sie behielten diesen Charakter auch, wenn mehrere Gästedaran teilnehmen. Erst wenn die Zahl der Gäste vielleicht den drittenTeil der Versammlungsbesucher ausmachen, würde sie Bedenkentragen, eine nichtöffentliche Versammlung darin zu erblicken. Diesebeiden Beamten bezeichnen Fl. als sachlichen Redner, der noch nieunterbrochen werden mußte. Der eine weist aus dem Stenogramm,das er über denselben Vortrag Fl s aufgenommen hat. nach, daßder Vortrag in Dresden streng sachlich und ohne eine ähnlicheAeußerung gehalten wurde. Trotz der beschworenen Aussage desGendarmen hält nach diesen Feststellungen der Staatsanwalt nichtfür erwiesen, daß die inkriminierte Aeußerung so gefallen ist.„Nichtjeder exekutive Polizeibeamte eigne sich dazu. einem Vortrage zufolgen." Genosse Fleißuer wurde zwar freigesprochen, da? Gerichthält eS jedoch für erwiesen, daß die Versammlung eine öffentlichewar und daß die Aeußerung gefallen ist. Nur deshalb, weil dasGericht die Ueberzeugung habe, daß es sich bei dieser Aeußerung umnne Entgleisung handle— mithin das subjektive Moment fehle—iei die Freisprechung erfolgt.GetverKfcbaftUcbes.Berlin und Umgegend.Das Ende des Jandorf-Boykottes.Die Berliner GewerkschaftSkomniission hat amDienstag den formellen Beschluß gefaßt, den Boykott über die FirmaA. Jandorf u. Co. sowie das Kaufhaus des Westens aufzuheben. Fürdiesen Beschluß waren die Gründe maßgebend, welche der Transport-arbeitcrverband für die Aufhebung des Boykotts geltend machte. Indieser Hinsicht wurde angeführt: Der Boykott habe schneller, alsman in Arbeiterkreisen glaubte, die gewünschte Wirkung ausgeübt.Nachdem jetzt die Firma I a n d o r f die hauptsächlichste Forderungdes Transportarbeiterverbandes anerkannt habe, liege kein Grundmehr vor, den Boykott noch fortzusetzen. Die Vertragsklausel, wo-nach der Vertragsbruch der Unternehmer mit 101 M. bestraft werdensollte, ist zurückgezogen und eine für beide Kontrahenten geltendeVertragsbruchslrafe von 17,50 M. festgesetzt. Für den Fall, daß dieFirma einen Arbeiter unter Vertragsbruch entläßt, hat sie außerdieser Strafe auch noch den Lohn für die Kündigungszeit zu zahlen.Die von der Firma Entlassenen sollen bei Einstellung von Arbeits-kräften zuerst berücksichtigt und niemand wegen des nunmehr bei-gelegten Konflikts gemaßregelt werden. Da die Firma mit derFestsetzung der Strafe auf 101 M. die Absicht verfolgte.die Zuständigkeit des Gewerbegerichts auszuschalten, so isteS sehr wesentlich, daß nach den jetzigen Vereinbarungen dasEinigungsamt de? Gewerbegerichts zur endgültigen Entscheidung inallen Streitigkeiten anerkannt ist, welche aus dem nunmehr ab-geschlossene» Vertrage entstehen. Was der Vertrag über Löhne undsonstige Arbeitsbedingungen festsetzt, entspricht den Bedingungen,auf die der Transportarbeiterverband sich schon vor dem Streikmit der Firma geeinigt hatte. Mit dem Vertrage sind beide Teilezufrieden.— Mancher mag vielleicht der Meinung sein, der Boykotthätte noch so lange fortgesetzt werden sollen, bis sich die Firma zursofortigen Wiedereinstellung der 164 Gemaßregelten bereit erklärte.Der Transportarbciterverbaud hielt es aber nicht für angebracht, dieSolidarität und die tatkräftige Mithülfe der gesamten Arbeiterschaftlänger in Anspruch zu nehmen, als es unbedingt nötig war. Nachdem dereigentliche Konfliktspunkt, die einseitige Vertragsstrafe, beseitigt war,glaubte der Transportarbeiterverband auf die sofortige Wieder-einstellung der Entlassenen verzichten zu können, umsoniehr, da sichja die Firma verpflichtet hat, ihre Arbeitskräfte vom Nachweis desTransportarbeiterverbandes zu nehmen, wodurch ja die Garantiedafür gegeben ist, daß die Entlassenen bei Bedarf zuerst wieder ein-gestellt werden. Wegen der 164 Gemaßregelten würde der Trans-Portarbeiterverband diesen Kampf nicht geführt haben. Der Kampfgalt in der Hauptsache der Vertragsstrafe von 101 M. Hier kamnicht nur die Firma Jandorf in Frage, sondern, wenn sie ihre Ab-ficht durchgesetzt hätte, würden auch die anderen Warenhäuser das-selbe getan haben. Dieser Vorstoß ist zurückgeschlagen, deshalb kannder Kampf beendet iverden.— Der Transportarbeiterverband sagtder Arbeiterschaft Dank für ihre tatkräftige Unterstützung.Die Lage im Bauberuf.Am Dienstag hatte der Zentralverband der Maurer in Berlinand den Vororten nicht weniger als zwölf Mitgliederversamm-lungen einberufen, alle mit der Tagesordnung:„Die Wirt-schaftlichen Kämpfe der Gegenwart und unsereAufgaben für die Zukunft." Hauptzweck dieser Versammlungen war es, den Organisationsgcdanken unter den Mit-gliedern zu stärken, dafür zu sorgen, daß infolge des ja nicht be-sonders erfolgreichen Ausganges des Kampfes im Baugewerbe undbei der Misere auf dem Arbeitsmarkt nicht etwa Mutlosigkeit undLauheit in den Reihen der Maurer aufkomme.In dem großen Saale von„Sanssouci", wo sich die Mit-gliedcr aus dem Süden, Südosten und Südwesten Berlins ver-iammelt hatten, sprach das Verbandsvorstandsmitglied E f f t i n g eaus Ha m b u r g. Die gcloerkschaftlichen Kämpfe, sagte er, wer-den immer intensiver und langwieriger. War es ftüher möglich,in wenigen Wochen guten Erfolg zu erzielen, so gehört jetzt, inden letzten Jalzren, mehr Ausdauer und Opfermut dazu. Miteiner Abschwächung der Kämpfe ist auch für die Zukunft nichtzu rechnen, wenngleich es ja stets auch von der Konjunktur ab-hängt, ob es den Arbeitern leichter oder schwerer gemacht wird,Vorteile zu erringen. Die Arbcitgeberorganisationen haben aberauch eine achtunggebietende Stärke erreicht, die im Kampfe gegendie Arbeiter rücksichtslos ausgenutzt wird. Das Unternehmertumfrägt weder nach politischen noch religiösen Unterschieden. Ob einUnternehmer Jude, Christ, Mohammedaner ist oder gar keine Re-ligion hat. darum kümmert man sich nicht; für alle ist die ein-heitliche Organisation da. In der Arbeiterorganisation herrschtdagegen noch viel Zersplitterung, und das schöne Wort:„Getrenntmarschieren, vereint schlagen" erweist sich oft in der Zeit desKampfes als Täuschung. Wie die Unternehmer in ihrer Organi-sation alle Vorurteile, die vielfach noch die Arbeiter trennen, bei-feite lassen, so ist auch für die Arbeiter einheitliche Organisationnotwendig. Der Organisationsgedanke selbst hat ja unter der Ar-beiterschaft und besonders auch im Baugewerbe solche Stärke ge-Wonnen, daß es dem Unternehmertum mehr und mehr unmöglichgemacht ist, aus Deutschland Streikbrecher heranzuholen, obwohleS kaum zehn Jahre her ist, daß man nuS den verschiedenstenBeranlw. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Inseratenteil verantw.:Gegenden des Reiches Massen solcher Leute herbeischaffen konnte.Nun sind es im Baugewerbe hauptsächlich noch Arbeitswillige ausItalien, Ocsterreich-Ungarn, Holland, die die Kämpfe der deutschenArbeiter erschweren. Aber auch in diesen Ländern schreitet dieOrganisation mächtig vorwärts, so daß es den Unternehmern auchbald nicht mehr gelingen wird, von dort Streikbrecher heran-zuholen. Für die nächste Zukunft wird man im Maurerberuf viel-leicht mit großen Abwehrkämpfen zu rechnen haben. Die Unter-nchmer des Baugewerbes loaren ja kürzlich in Berlin beisammenund haben offenbar einen Feldzugsplan gegen die Arbeiter be-raten. Soviel davon bekannt geworden ist, wollen sie jede Lohn-erhöhung wie jede Arbeitszeitverkürzung ablehnen, vielleicht garVerschlechterungen der Arbeitsbedingungen durchsetzen. In großenLohngcbieten, im Maingau und im rheinisch-westfälischen In-dustriegebiet laufen im nächsten Jahr die Tarifverträge ab. Um somehr müssen die Maurer im ganzen Reich sich bewußt sein, wasihr Verband für ein Machtfaktor ist, was sie der Organisation zuverdanken haben. Kann man doch sagen, daß jetzt in den ent-ferntesten Winkeln des Reichs, wo vor wenigen Jahren noch 18, 19,20 Pf. Stundenlohn die Regel war, nun nicht unter 80 Pf. Mindest-lohn gezahlt wird. Mißlungene Kämpfe haben die Kollegen inkleinsten Orten nicht mutlos gemacht, sie vielmehr ermuntert, umso fester ihr Ziel im Auge zu behalten. Wie viel weniger habendie Maurer Berlins, die weit höhere Löhne durch ihre Organi-sation erkämpft haben, Ursache, mutlos zu sein. Erklärlich ist esja, daß sich in Berlin eine starke Mißstimmung gegen diejenigengeltend macht, die in der Stunde der Gefahr die Sache der Or-ganisation verlassen haben, zumal da unter ihnen solche sind, dievordem recht kräftig zum Kampf geblasen haben. Nun aber giltes, sie davon zu überzeugen, daß sie sich mit ihrer Treulosigkeitins eigene Fleisch geschnitten haben. Schon haben sich die Ver-Hältnisse der Akkordmaurer bedeutend verschlechtert, sodaß es ihnenbei 9 Stunden Arbeit sehr schwer fällt, nur 7,20 M. zu verdienen.Da muß es um so leichter sein, sie von der Verderblichkeit ihresTuns zu überzeugen. Töricht ist es zu behaupten, daß der dies-jährige Kampf schuld an der Arbeitslosigkeit im Baugewerbe sei.Es ist vielmehr die Krise auf dem Geldmarkt. Steht es doch schonseit dem Sommer fest, daß Baugelder selbst in sicheren Fällen nichtunter 9 Proz. zu haben sind. Von einer Ueberproduktion anWohnungen und Gewerberäumen kann nach der letzten Statistiküber die leerstehenden Mietsräume in Berlin noch nicht die Redesein. Es liegt denn auch, meinte der Redner, kein Grund vor,wegen der Arbeitslosigkeit etwa ganz trostlos in die Zukunft zublicken. Auch darf sich kein Mitglied, weil nicht alles nach Wunschgegangen ist, etwa in den Schmollwinkel zurückziehen. Mutlosigkeitauf Seite der Arbeiter würde nur den Uebcrmut der Unternehmerstärken.Mit der Aufforderung, in diesem Sinne für die Organisationzu wirken und immer mehr einzudringen in die großen Grund-gedanken der Arbeiterbewegung, schloß der Redner. Eine regeDiskussion, von dem gleichen Gedanken getragen, folgte.In all den anderen Versammlungen wurde ebenso mit Kraftund Eifer für die Stärkung der Organisation gesprochen, und ihrVerlauf zeugte dafür, daß diese Anregungen reichlich Frucht tragenwerden.Verbandsvertreter von auswärts, wie Schauer aus Bres-lau, der in den„Germaniasälen" sprach, H ü t t m a n n ausFrankfurt a. M., der in den„Prachtsälen des Ostens", Kochaus Magdeburg, der bei Thiel in Rixdorf, und Schulz ausPosen, der im„Volkshaus" zu Charlottenburg sprach, warenherbeigekommen und führten den Berliner Maurern vor Augen,wie notwendig gerade jetzt, in der Zeit der Krise, treues Festhaltenan der Organisation, eifriges Streben innerhalb der Arbeiter-bewegung doppelt notwendig ist. In den übrigen Versammlungenwaren es Berliner Verbandsvertreter, die diese Aufgabe erfüllten,in Obst Festsälen zu Schöneberg Hermann Silberschmidt,bei Reisen in Groß-Lichterfelde Emil Lehmann, bei Schmutzin Weißcnsee K a r l H a a s e, in Tegel bei Schmidt EmilT h ö n s und in Friedrichsbcrg bei Pickenhagen WilhelmL e m m.Tausende von Maurern, die sich in den verschiedenen Lokalenzusammengefunden hatten, haben neuen Mut und neue Kraftzum Kampfe für die Organisation aus den Vorträgen und Dis-kussionen gewonnen._DcutTchcs Reich.Achtung, Metallarbeiter und Arbeiterinnen! Bei der FirmaHagendorf, Werdermann».Jürgens in Trebbin,Fabrik für Fahrradteile(Spezialität Luftpumpen), sind wegen Akkord-reduzierungen Differenzen ausgebrochen. Wie im vorigen Jahre dieFirma den Arbeitern durch eine 25prozentige Reduzierung derAkkordpreise eine besondere Weihnachtsfreude bereitet hatte, glaubtdie Firma auch in diesem Jahre dasselbe tun zu müssen.Am Montag, den 11. November, wurde den dort beschäftigtenKollegen und Kolleginnen eine neue Akkordliste unterbreitet, nachder fast alle Arbeiten um 20 bis 50 Proz. billiger gemacht werdensollen wie bisher.Die Firma verlangte von den Arbeitern, entweder bis zumAbend die neue reduzierte Akkordliste anzuerkennen oder, wer dasnicht will, hat am Montagabend seine Kündigung einzureichen. Beiden bisherigen alten Preisen war der Verdienst schon ein äußerstniedriger und ist es ganz unmöglich, zu den reduzierten Preisenweiter arbeiten zu können.Die Kollegen haben es daher abgelehnt, zu den neuen Preisenzu arbeiten und die Kündigung eingereicht. Wir ersuchen denZuzug von Metallarbeitern nach Trebbin unter allen Umständenfernzuhalten. Deutscher Metallarbeiter-Verband, 3. Bezirk.H. Z e r n i ck e.Achtung, Klempner! Der Streik in der OSnabrücker GaS-Uhrenfabrik von Kranschröder nimmt seinen Fortgang.Die Klempner hatten das Gewerbegericht als EinigungSamt an-gerufen. Die Finna, welche in Arbeit tretende Streikende von einerArbeitsstelle zur anderen jagt, hat es brüsk abgelehnt, vor demEinigungsamt zu erscheinen mit der Motivierung, daß sie vollenErsatz für die Streikenden gefunden habe und von diesen keinenwieder beschäftigen werde.Demgegenüber steht fest, daß die Firma mit vereinzelten Aus-nahmen nur ungelernte Arbeiter als Ersatz bekommen hat. Sie wirddeshalb versuchen, durch Inserate in den bürger-iichen Zeitungen Klempner nach hier zu locken.Es wird deshalb d arauf a u fm erksam g ema cht,daß Osnabrück unter allen Umständen vonKlempnern zu meiden i st.Deutscher Metallarbeiter-Verband.(Verwaltung Osnabrück.)Ausland.Die französischen Streiks im Jahre 1906.Die französische Streikstatistik für das Jahr 1906 ist soeben er-schienen. Sie verzeichnet eine Gesamtzahl von 1300 Ausständen,an denen 438466 Arbeiter beteiligt waren, und zwar 380 435Männer, 41 331 Frauen und 16 710 Jugendliche. Die Zahl dervom Streik betroffenen Unternehmungen beträgt 19 637. Die durchdie Ausstände verursachte Arbeitslosigkeit umfaßte 9 438 594 Tage,davon 746 490, die 29 035 Arbeiter betrafen, die sich am Streik nichtbeteiligten.Die Streikbewegung war 1906 weit größer als im vorher-gegangenen Jahre. 1905 hatte es nur 830 Streiks gegeben, die2 746 684 Arbeitstage umfaßten. Die Durchschnittsdauer einesStreiks war 1905 vierzehn, 1906 aber neunzehn Tage. Dies An-wachsen der Streiks im Jahre 1906 hängt mit der Mai-bewegung der Arb eitskonföderation zusammen.Diese verursachte 295 Streiks in 12 585 Unternehmungen. 202 507Arbeiter waren an ihnen beteiligt, sie kostete 3 571 033 Arbeitstage.Auch der Ausstand der Bergarbeiter im Norden und in Pas-de-Calais, der 61 371 Streikende und 13 194 unfreiwillig Ruhende be-traf, trug zu der Steigerung bei. Die anderen Industrien, diekh.Glvcke, Berlin. Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstaltam meisten betroffen wären, waren das Baugewerbe tnft 91 963,die Textilindustrie mit 48 773 und die Metallindustrie mit64 500 Streikenden.Was nun die Ergebnisse der Streiks anlangt, so ver-zeichnet die Statistik 2 78erfolgreiche, mit 31 148 Streikenden.539 Ausstände mit 253 264 Streikenden wurden mit partiellemErfolg beigelegt. 490 mit 150 010 Streikenden endeten er-f o l g l o s. Zwei dauerten am 1. Juli 1907, zurzeit des Ab-schlusses der statistischen Arbeit, noch fort.Ueber die D a u e r der Ausstände sagt der Bericht: 752 dauertenbis zu einer Woche, darunter 213 nicht einmal einen Tag, 140 biszu zwei Tagen. 21 dauerten über 100 Tage. Einer, der der Glas-arbeiter in Rive-de-Gier 3 01 Tage.Die Ursache der Streiks war in 60,83 Proz. aller Fälle(797 mit 301 083) die Forderung einer Lohnerhöhung.allein oder in Verbindung mit anderen Forderungen. Davon hatten192 mit 22 816 Streikenden vollen Erfolg, 263 mit 67 793 gingenverloren.Die Statistik über die materiellen Gcwinnste und Verluste derStreikenden umfaßt nur 579 Streiks mit 183 358 Streikenden. 136von ihnen mit 14 112 Arbeitern endeten erfolgreich, nach einemVerlust von 84 618 Arbeitstagen, denen eine Lohnsumme von343 479 Frank entspricht. 43 Arbeitstage waren nötig, um diedurch den Streik verursachte Lohncinbuße hereinzubringen. Nach300 Arbeitstagen war der durchschnittliche Gewinn 145,39 Frank.230 dieser Streiks mit 120 022 Arbeitern endeten mit einem Ver-gleich. Verloren gingen 3 101 055 Arbeitstage und eine Lohn»summe von 15 694 007 Frank. Der Verlust wurde in 297 Arbeitstagen eingebracht. 213 Streiks gingen verloren. Sie umfaßten49 224 Arbeiter, denen 820 715 Arbeitstage und 6 034 155 Frankverloren gingen.Letzte JVachnchten und DepcfchcaAuch ein Kampf gegen Alkoholismus.Die„Freie Studentenschaft" hatte zu gestern abend nach demSchloß-Hotel in der Burgstraße 20 eine Versammlung derStudenten einberufen, in der Dr. Ohr- München über.Alkoholis-mus und Studentenschaft" sprechen sollte. Die Versammlung istohne Angabe von Gründen polizeilich verboten worden. Es wäreja auch schrecklich, wenn den jungen Studenten Aufklärung überdie Schädlichkeit des Alkohols gegeben würde. Für Studenten istes nach der Auffassung unserer Bourgeoisie viel wichttger, sich ander Kolonialpolitik und dem segensreichen Wirken des Bülow-Blocks zu begeistern.Die siegreichen„Niedergerittenen-.Bielefeld, 13. November.(Privatdepesche deS„Vorwärts.)Gestern und heute fanden hier die Stadtverordnetenwahlenstatt, bei denen unsere Genossen einen glänzende» Sieg er-rangen. Während wir bisher zwei Mandate der dritten Ab-teilung im Besitz hatten, sind jetzt alle sechs Mandate derdritten Abteilung durch Sozialdemkrate» vertrete«. Für unsereGenossen wurden 3880 Stimmen abgegeben, die Liste derLiberalen erhielt 700, und die nationalliberal- konservativ-gelbe Liste 1150 Stimmen.Essen a, Ahr., 13. November.(Privatdepesche des»Vor-wärts".) Bei den heilte beendeten Stadtverordnetenwahlender dritten Abteilung siegten die Sozialdemokraten mit rund5000 Stimmen über die bürgerlichen Kandidaten, die etwadie Hälfte der sozialdemokratischen Stimmen erhielten.Unsere Genossen gewannen vier Sitze und sind nunmehr imBesitz der sämtlichen 15 Mandate der dritten Abteilung.Nichts für die Oeffentlichkeit.Düsseldorf, 13. November.(Privatdepesche deS„Vorwärts".)Das hiesige Kriegsgericht verhandelte in seiner heutigen Sitzunggegen den Leutnant Graf Brühl vom 5. Ulanenregiment wegenMißhandlung eines Untergebenen. Während der Verhandlungwurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. DaS Urteil gegen de»feudalen Soldatenmißhandler lautete auf— 14 Tage Stuben«arrest.DeS Deutschen Reiches Busenfreund.Leipzig, 13. November.(W. T. B.) In dem Spionageprozeßgegen den Deutschen Anton Bogacki wurde in der Nachmittags-sitzung wegen Gefährdung der Staatssicherheit die Oeffentlichkeitausgeschloffen. Nachdem die Oeffentlichkeit wieder hergestelltworden war, beantragte der Reichsanwalt Richter gegen den An-geklagten drei Jahre Zuchthaus, sechs Jahre Ehrverlust und Zu»lässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht. Der Verteidiger,Rechtsanwalt Prof. Dr. Ganz, plädierte auf Freisprechung. DasUrteil lautet: Der Angeklagte wird wegen Versuches des Ver-brcchens gegen§ 3 des Gesetzes, betreffend den Verrat militärischerGeheimnisse, zu drei Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlustund Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt, zwei Monate werdenals durch die Untersuchungshaft verbüßt angerechnet. Das Gerichthat angenommen, daß der Angeklagte als Spion für die russischeRegierung tätig war, aber nicht als erwiesen angesehen, daß erGeheimnisse an die russische Regierung verraten hat.Opfer des Schulstreiks.Bromberg, 13. November.(Privatdepefche des„Vorwärts".)Zivei Hauptagitatoren im polnischen Schulstrreik, der WiesenwätterJohann Kuras und der Besitzer Ignatz Hern et aus Jezewo-Hauland, hatten sich heute vor dem Schwurgericht wegen versuchtenMordes bezw. Anstiftung dazu zu verantworten. KuraS hat aufUeberreden des Hernet in der Nacht zum 22. August durch ein Fensterins Schlafzimmer des Lehrers Gabrielski einen Schrotschuß miteiner Jagdflinte abgefeuert. Der im Bette Schlafende wurde zwarnicht getroffen, aber das Bettgestell von 86 Schrotkugeln durch-löchert, Kuras wurde zu sechs Jahren, H e r n e t zu acht Jahre»Zuchthaus verurteilt._Wieder ein Hauseinflurz.BöMinge«, 13. November. Heute nachmittag stürzte hier in d«Viktoriastrabe ein 15 Meter hoher Neubau ein, dessen Dachstuhl be-reits errichtet war. Bis 5 Uhr nachmittags waren zwei Tote undfünf Schwerverletzte geborgen.Völklingen, 13. November.(W. T. B.) Auf dem Neubau, derheute hier eingestürzt ist, waren zwölf Italiener beschäftigt, vierfanden ihren Tod, acht wurden verletzt. Der Unternehmer desBaues ist verhaftet worden.__Eingefroren.Astrachan, 13. November.(W. T. B.) Infolge Frostes sind509 Fischerboote vom Lande abgeschnitten und im Eis eingeklemmt.Fünf Dampfschiffe sind zur Hülfeleistung abgesendet und habendie Besatzungen der Boote gerettet. Mao befürchtet Massen-rrfrierungen von Fischern.l.. Berlin S W. Hierzu 3 Beilagen«. UnterhaltuugSblgtt