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Ich weist das MÜS. Dir Hetzen nicht und wir schüren nicht. noch haben wir Nutzen von der Bewegung. Die heutige Ver> jamm lnng ist aus Drängen der Arbeiter zusammenberufen worden. Wir machen nicht die Bewegung, sondern der Zinappschafts- vorstand macht sie, die niedrigen Löhne, die Arbeitsordnung u. s. w. Die Gewerken haben seit 1889 nichts gelernt, Riictsichten aus uns kennen sie nicht. Wie wir den Kameraden im Snarrevier helfen wollen, muß die Bersammlung entscheiden. S ch ö t t k e r- Haar- zops bedauert, daß die Gewerken das Kaiserwort so wenig ver- standen: Haltet Fühlung mit den Arbeitern. Tie Arbeiter, deren Frauen sich nicht einmal mehr zum sonntaglichen Kirchgange ordentlich kleiden können, untergrüben nicht die staatliche und kirchliche Autorität. Prangenberg bezeichnet die Notblage im ganzen Kohlenbergbau als gleich groß überall. die Frage sei nur, wie den armen Kameraden im Saarrevier zu Helsen sei.(Stürmische Rufe: Streiken!) Bei einem allgemeinen Streik in Rheinland und Westfalen würden auch wohl bald in Belgien , Frankreich und Oesterreich die Würfel fallen. Die Sache sei also zu überlegen.(Stürmisches Bravo.) Margraf-Essen: Im Saarrevier sind es gerade die gut ck, ristlichen Bergleute, die im Kampfe st e h e n. Ich frage: Kann uns damit gedient sein, wenn sie unterliegen s Diese Frage müssen wir Alle, seien wir Ultra- montane, Nationalliderale oder Sozialdemokralen, verneinen. (Stürmisches Bravo.) Aber was wir heute beschließen, muß morgen geHallen werden. Alle müssen wir uns bereit erklären, Freud und Leid mit den dortigen Kameraden zu tragen (Stürmische Bravos.) Prangenberg: Es finden heute im Kohlenrevier noch mehrere Versammlungen statt, von diesen wird es abhängen, ob wir die Kameraden an der Saar mit Geld oder anders unterstützen.(Stürmische Rufe: Streiken!) Ballmann ist dagegen, daß heute schon der Streik prvklamirt werde. Ter richtige Weg sei, erst die An- ficht der übrigen Reviere zu hören nnd dann für den nächsten Sonntag eine Versammlung aus dem ganzen Ruhrrevier zum Stadtgarlen hier einzuberufen.(Beifall.) Er schlägt eine Resolution vor, nach welcher die Versammlung anerkennt, die Eanrbergleute hätten allen Grund zum Streiken gehabt, und sie erkennen ihnen in dieser Beziehung trotz der gegeutheiligen Be- ha ptungen der Berwaltungen und der kapitalistischen Presse volle Berechtigung zu. Diese Resolution wird später einstimmig angenommen. Buschhaus- Rellinghausen steht auf dem Standpunkt der Vorredner, warnt aber" vor übereilten Schritten. Bei früheren Streiks habe man eingesehen, daß die schönsten Be- schlüsie nicht gehalten worden seien. Roth und Elend würden die Folgen eines verunglückten Streiks sein. Es fehle vor allem an Delegirten. Die Blasse rufe: Hosianna, morgen: Kreuzige ihn. Nach seiner Meinung würde" den Saarbergleuten auch mit Geld gedient sein.(Lachen. Rufe: Haben ja selbst keins!) Margraf erkennt an, daß ein Ausstand Opser kosten werde, aber ohne Opfer sei nichts zu erreichen, nnd die Opfer, die jetzt gebracht werden müßten, seien auch nicht gering. Feit sei auch nicht zu verlieren; gebe man nur eine 14tagige Frist, dann sei alles verloren. S p ö r k« l erklärt sich gegen einen Ausstand, weil die Organisation zu schwach sei. B a l l m a n n schlägt vor, den Bergleuten des Saarrevicrs von dem Verlause der heutigen Versammlung Mittheilung zu machen, damit dieselben aushcu rlen. Ter Vorschlag, aus Sonntag eine allgemeine Ver- treter-Bersammlung nach hier einzuberufen, wird angenommen und ein Komitee von 10 Mitgliedern mit den Vorarbeiten betraut. Ja einer zweiten Resolution wird gegen die Anstellung der Oberälteften und Annahme des neuen Knappschastsstatuts pro- testirt, bis allen Wünschen der Bergleute lltechnung getragen sei. Aus Dortmund wird uns geschrieben: Die am Freitag Nachmittag im Plaas'schen Lokale stattgehabte öffentliche Berg- arbeiter-Versammlung war von mindestens 1000 Mann besucht. Das Lokal erwies sich als zu klein. In das Bureau werden ge- wählt Bunte, Siebeck und L. Kirschner-Oespel. Bunte referirle über das Ergebniß der Versammlungen in Essen und Gelsenkirchen ; in Gelsenkirchen tagten zwei Versammlungen. Essen., wo Ballmann, L. Schröder und Bunte die Versammlung leiteten, wurde beschloffen, die Beschlüsse der Versammlungen in Gel- senkirchen und Dortmund abzuwarten und sich mit diesen solidarisch zu erklären, sosern sie gleiches Ergebniß haben. Die Essener Ver- sammlung zählte über 1200 Köpfe. In Gelsenkirchen , wo am Morgen sowohl als am Nachmittag eine Versammlung von je SW) Man n tagte, wurde der Streik beschlossen. Am Montag soll er beginnen. Bunte verweist auf den Kontraktbruch- Paragraphen, erörtert die Lage in, Saarrevier und kommt zu dem Schluß: die Kameraden im Saarrevier hatten das Recht zum Streiken, weil sie sich nicht nach allen Seiten hin knebeln lassen wollten, wie es die neue Ar- beitsordnung zum Fweck hat.(Stürmisches Bravo.) Er geißelt sodann die kapitalistischen Blätter, die aar keinen Begriff von den Dingen haben, die den Arbeiter zum Streik»reiben, die da protzig genug sind zu sagen, wenn die Arbeiter Kartoffeln genug haben, so giebt es für sie keinen Grund zum Streiken (Rufe: Psui! Pfui!). Redner kennzeichnet sodann die neue Arbeitsordnung für das Rnhrreoier und hebt den Paragraphen betreffs des ortsübliche» Tagelohns, der 2,10 M. beträgt und den die Bergarbeiter sich unter Umständen, wenn sie nicht so wollen wie die Grubenbeamten, gefallen lassen sollen, hervor.Kameraden", schließt Redner,wir können nur abstimmen, ob Ihr die Kameraden im Saarrevier unterstützen wollt und wie, ob eventuell durch den Streik, lieber- legt alles wohl, bedenkt aber vor allem, daß der Beschluß, den Ihr saßt, nicht nur für Euch, sondern für alle, auch für die Nicht- anwesenden maßgebend ist. Ihr müßt wissen, was Ihr wollt." (Brausender Ruf: Streik! Streik!) Ewald Siebeck: Wenn wir heute sagen, wir wollen streiken, so ist damit noch nicht gesagt, daß wir alle streiken und alle streiken können. Bedenkl, daß es viele Kameraden giebt, die in den Wohnhäusern der Zechen eingemielhet sind. Sie werden, wenn sie in den Streik eintreten, nach 4 bis 5 Tagen auf der Straße liegen. Ich fordere jeden auf, zu bedenken, was er beschließt. Ich werde wissen, was ich zu thun habe, wenn etwas, sei es was es wolle, beschloffcn wird. Marggraf- Altendorf: In Altendorf hat man unS heute eine Versammlung durch die Schanksperre vereitelt. Man will uns eben bei jeder Gelegenheit die freie Rede unterbinden. Wenn im Saarrevier unsere Genossen nicht siegen, dann wissen wir in Rheinland- Westfalen unser Laos schon von selbst. Was wir 1889 durch den Streik verdienten, das ist uns längst genommen. Handeln wir jetzt nicht, dann wird die vielgenannte Solidarität ein Hohn sein. Wollt Ihr Fahr und Leid m>t dm Kameraden im Saarrevicr theilen oder wollt Ihr so zu Grunde gehen? Wir wissen, wenn wir etwa? erringen wollen, daß wir's dem Geld sack abtrotzen müffm; wir wissen, daß nichts durch Güte zu erlangen ist. Mir ist es nicht gleich, was ihr beschließt, aber thut, was Ihr unter der heutigm Lage thun könnt. Ä ö ck e l- Rotthausen: Wir sagen, hier handelt sich'S nicht NM Politik, hier handelt sich's um Brot, um Weib und Kind. Ihr Kameraden wißt, wie es steht; wir, die wir seit L'/j Jahren nicht mehr anfahren durften, wir wissen es nicht.(Viele Rufe: Wir wissen seS!) Man hat wohl gesagt, mau solle ein Komilee wählen und den Versuch machen, ob man nicht auf gütlichem Wege zum Ziel kommen könne(höhnisches Gelächter der Versammlung). Ja, Kameraden, ich weiß nicht, was diese Leute wollen. Aber wir werden uns denn doch fragen, ob wir nicht jetzt wissen, was am nächstm Montag geschehen soll. Bunte: Wir haben keine Zeit, noch einmal am Sonntag zu tagen. Wir müssen heute entscheideu. Dückers hoff-(Swing: Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Streik ein zweischneidiges Schwert ist. Die Erfahrung hat auch gelehrt, daß wir mit unserr. Kamerade» solidarisch sein müssen. Redner weist aus den Bergarbeitertag zu Hall« vom Jahr« 1890 und aaj die internationalen Kongresse hin. Die Jnternationalität muß vor allem im Kleinen gewahrt werden. Das muß heute bewiesen werden. Materiell können wir unsere Brüder an der Saar n«l')t unterstützen. Wenn Ihr wollt, daß es geschieht, dann aber auch energisch gesagt: Bis hierher und nicht weiter! Macht Euch darauf gefaßt, daß Eure Führer gepackt und eingelocht werden Sinnen. Sorgt, daß Ihr auch dann noch weiter zu kämpfen nvißt. S ch ö lt g en- Mülheim a. R.: Durch Einigkeit wächst zum Großen d»s Kleine, aber Uneinigkeit zerstört auch die groß- ten Vereine. Die Halbheit langt in keinem Stück, sie tritt noch hiuter's Nichts zurück. Diese Worte sollen uns leiten. Der die ganze Bergarbeiterschaft in Aufruhr gebracht hat, das ist die Bourgeoisie gewesen. Jetzt fragt es sich, mit welchem Beien sollen wir kehren? Sollen wir streiken oder nicht? Das Volk gleicht einem Tbier, einem Pferd, das sich drücken läßt, weil es seine Macht nicht kennt. Wenn es sie konnte, würde es sagen: Ich nxrde mich nicht maßregeln lassen. Was ist es, wenn ich in der Grube liegen muß volle 8, ja 10 Stunden und erhalte dafür 3 M.?(Rase: Oho! Weniger! Weniger!) Es ist die letzte Stunde, in der wir zu reden haben. Ich will mich nicht wie die Katze um den heißen Brei herumdrücken, aber ich will mich auch vor dem Gefängniß so'n bischen hüten. Ich sage einfach: wenn ich nicht für das und das ar- beiten und mir das und das nicht gefallen lassen will, dann bleibe ich einfach zu Hause. Wenn wir streiken, so heißt das nicht, daß wir überhaupt nicht arbeiten wollen. Das ist gerade so albern und dumm, als wenn jemand den sozialistischen Zu- kunftsstaat erklären will und sagt, dort solle nicht gearbeitet werden. Hier macht der Vorsitzende Siebeck den Redner darauf aufmcrksam, er' möge sich kurz fassen. Redner meint: Er lasse sich nicht unterbrechen. Bei diesen Morien erhebt sich der über- wachende Polizeikoininissar Merzer und erklärt die Ver- sammlung für a u f g e l ö st. Ein Schrei der Entrüstung durchgellt den Saal. Rufe ertönen: Warum? Warum? Bunte iheilt mit, daß am Sonntag Vormittag 11 Uhr eine neue Versammlung tagen werde. Darauf verlassen die Bergleute, die Marsecklaise und andere Arbeiterlieder singend, langsam den Saal. Unser Korrespondent fügt diesem Bericht noch hinzu: Die Aufregung über die Auslösung der Versammlung war eine un- gemeine. Man hat dadurch die Erregung nur noch mehr ge- steigert. Die Signatur der Versammlung lautete: Streik. Man braucht nicht mehr daran zu zweifeln, daß mit Beginu der neuen Woche das Ruhrrcvier ausständig ist. Dortmund , 7. Januar. (W.T.B.) Wie dieRheinisch- Westfälische Zeitung" meldet. wurde der Bergmann Schötlker, welcher in der gestrigen Bergarbeiter-Vers amiulung eine zum Streik aufreizende Rede hielt, sofort verhaftet. Die Warken'sche Verhaftung hat bekanntlich die Streikenden erst recht zum Zusammenhalt angefeuert. Auf die Dortmunder Bergleute wird die Verhaftung Schöttker's keine andere Wir» lnng üben. LoKoles: Partei-Organisation. Nachstehend veröffentlichen wir die Adressen der Vrrtraucnspersonen der sozialdemokratischen Partei aus den sechs Berliner Reichstags- Wahitreisen und daran an­schließend die Adressen der Prehkommissions-Mitglieder. Es wird sich für die Parteigenossen empsehlen, daß sie diese Adressen sich aufbewahren, damit sie dieselben zur Hand haben, im Falle sie gelegentlich davon Gebrauch machen müssen. Die Adressen lauten: I. Wahlkreis. Aug. Täterow, Manevstr. 9,\ Joh. Timm, Friedrichstr. 39, b. Buhki./ Vertranensperfonen. Felge ntreff, Ritterstr. 45, v. pari., Preßkommisston. II. Wahlkreis. Herm. Werner, Bülowstr. 59, VertranenSperson. Grau, Weudenstr. 2, Preßkonimission. ni. Wahlkreis. AN nj SBi ö r�e r�ttterstr.�os. park.,| �Aonen�' Mathilde Hofstetten, Dresdenerstr. 127, H. I, J Peilonen- Robert H a s ch e ck, Muskauerstr. 37, v. 3 Tr., Preßkonimission IV. Wahlkreis(Ost). RobertWengels, Koppenstr. 41. BertrauenSverkonen B a» m g a r l e n. Posenersir. 4. v. III. I-verrrauenspersonen. . F. B e r n d t, Lebuserstr. 10, III, Preßkommission. IV. Wahlkreis(Südost). W. Erbe, Görlitzerstr. 57, III, I MertrauenSverkonen F. Zubeil, Naunynstr. 88, j Bertrauensxersonen. Hetnrich Seidel, Wrangelstr. 87, H. III, Prehkommission. V. Wahlkreis. L. Möller, Sophienstr. 12, v. III, i m,rtr..r,s.Y.r.n.n Fr. Krüger. Hirtenstr. 10. p�t..! Alst. Battke, Greisswalderftr. 8, Preßkommisston. VI. Wahlkreis. G. Wi he l. Elisabethkirchstr. 18, I S.Ä'.W.'ÄMS®' p"1-«»«w!»«.. C. W. Joh. P s a r r. Wilsnackerstr. 49, J M. Zachau, Bergstr. 59, III, 1 snr.ßr�mmirp,«« Alb?© chaof. Höchste. 33. II,/ Pr�ommission. Wie die Proletarier nächtigen müssen. Die bürgerlichen Blätter drucken jetzt sammt und sonders«ine Notiz ab, zu warnendem Exempel für die, welchenicht arbeiten wollen" und deshalb naturgemäßtiefer und tiefer sinken". Dieser Stand- punkt erschöpft bei den Bourgeoisblättern das Verftändniß für unsere wirthschaftlicken Verhältnisse und zugleich für die soziale Frage überhaupt. Die Notiz lautet: "Aus dem Garnison-Kirchhof« in der Hasenhaide ent- deckte am Sylvestertage ein Gendarm in einem hallenartig an- gelegten Denkmal eine auS Stroh und Lumpen her- gerichtete Hütte, die augenscheinlich noch kürzlich zu mensch- lichem Aufenthalte gedient hatte. Es fand sich auch bald der ehemalige Portier F. ans Berlin dort ein, der zugestand, diese Hütte seit Monaten und gemeinsam mit einem polnischen Schuh - wacher benutzt zu haben. F. war von Angehörigen in Berlin infolge seines Verschwinbens im Herbste v. I. bisher vergebens gesucht worden; man glaubte, daß ihm ein Unglück zugenoßen und er nickt mehr am Leben sei. Die beiden Hütten- beivohner, welche nur mangelhaft bekleidet waren. gaben an, ihren Lebensunkerhalt durch Betteln gefristet zu haben. Sie wurden einstweilen in polizeiliches Gewahrsam ge- nommen. Wir haben kein bürgerliches Blatt in die Finger bekommen, welches diese Notiz nicht in dem vorstehenden Wortlaut und ohne jeden Kommentar wiedergegeben hätte. Es geschieht ja diesem ehemaligen Portier und dem polnischen Schuster ganz recht, baß sie sich bei 12 Grad in einer Strohhütte auf einem Kirchhof ein- miethen mußten, weshalb waren sie nicht vorsichtiger in der Wahl ihrer Eltern und weshalb arbeiteten sie nicht mehr. Dann hätten sie mehr verdient, sie hätten der berühmtenSpar-Agnes" nacheifern können und am Ende wären sie auch noch ans Gummi- rädernmang die Linden" gefahren! Also: die Leute sind an ihrem Unglück selbst schuld, was sie sich eingebrockt haben, müssen sie jetzt ausessen. Das ist die Logik der Satten. Diese überzeugen zu wollen. daß sie Unrecht haben, fällt uns im Traum nicht ein So lange sie im Vollen sitzen, lassen sie sich nicht übeizeugen und wenn's ihnen mal trübselig geht, dann besorgen frfpn die Verhältnisse das Uebrige. Es hieße Wasser in die Spree sckütten. wollte man der Art Leuten plausibel zu machen versuchen, daß unter dem Regime des Kapitals der Nichtbesitzende weniger denn eine Null bedeutet. Den Nichtbesitzenden wird natürlich gnädig- lichst gestattet, sich ihres Daseins zu erfreuen, aber sie müssen arbeiten und zwar für andere arbeiten. Wenn sie nebenbei sonst noch in aller Demuth einherwandeln, ist gegen ihre Enstenz nichts einzuwenden. Wenn sie freilich meinen, als Nicklbesisende ein Recht aus Leben zu haben, so sind sie sehr im Jrrthum. So lange sie nicht erwischt werden, können sie sich in einem Grabgewö'cbe einbuddeln, wenn aber jemand dieses Verbrechen entdeckt, tiani folgt daspolizeiliche Gewahrsam." Nun behaupte noch einer,«s ginge bei uns nichthuman" zu! Nach Weihnachten besteht in vielen Familien der Brauch, die Tanne oder Fichte als sehr erwünschtes Breunmaterial dem Ösen oder dem Herd zu übergeben. Oft wandert der ganze Baum in zerkleinertem Zustande auf einmal in die Feuerstätte hinein es ist das im höchsten Grade gefährlich, denn es können Explosionen von einer Stärke entstehen, daß der Ofen oder der Herd auseinandergesprengt wird. Solche Unglücksfälle sind denn auch regelmäßig nach Weihnachten zu verzeichnen. In der Sitzung der polytechnischen Gesellschaft wurde am Donners- tag für diese Erplosionen beim Verbrennen von Tannen und Fichten eine Erklärung gegeben, di» von allgemeinem Interesse ist. Tanne und Fichte sind bekanntlich in Stamm, Zweigen und Nadeln sehr harzreich. Das Harz enthält Kohlenwasserstoff. Wird der Baum verbrannt, so entströmt der Kohlenwasserstoff in großer Menge. Geschieht das Verbrennen in einem Ofen oder Herd mit starkem Zug, so verbindet der Kohlenwasserstoss sich mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft und es entstehen Gase sehr explosibler Natur, denen der Kachelosen nicht Stand hält. Wie bedeutend der in den Nadeln des Baumes enthaltene Kohlen- ivasserstofs ist und wie kräftig derselbe unter der Einwirkung der Hitze ausströmt, läßt sich erkennen, wenn man einen mit Nadeln besetzten Zweig einer Kerzenstamme nähert die Ausströmung des Kohlenwasserstoffes aus den Nadeln, welche im Jnnern eine Röhes besitzen und porös sind, ist so stark, daß die Flamm« der Kerze meist ausgelöscht oder ausgeblasen wird. Es mag also beim Verbrennen der Weihnachtsbäume Vorsicht geübt und in den Ofen oder Herd nur immer eine kleine Quantität dieses ge- jährlichen Brennmaterials hineingebracht werden. DaS Salzstreue» der Pferdebahnen. Der Magdeburger Pferdebahn- Gesellschaft war durch Verfügung des Polizei- Präsidiums aus Verkehrs- und sanitätspolizeilrchen Gründen das Salzstreuen in den Straßen mit dem Bemerken untersagt worden, daß, ivenn bei besonders starkem Schneefall die Anwendung dieses Mittels unvermeidlich erscheine, dazu jedesmal vorher die Polizei- liche Genehmigung einzuholen sei. Die Gesellschaft beantragte klagend die Aushebung der Verfügung, welche ihr den ununter- brochenen Betrieb unmöglich mache. Daß das Salzstreuen eine Verkehrserschiverung bedeute, sei zuzugeben; aber sie sei weder geiährlich noch verkehrhindernd nnd für die Straßenbahnen un- entbehrlich. Dem müsse sich der übrige Verkehr fügen, zumal ja doch die Straßenbahn lediglich im Interesse des Verkehrs be- trieben werde und für eine Großstadt unbedingt nothwendig sei. Das Polizeipräsidium rechlfertigre seine Verfügung damit, daß dieselbe verhüten solle, daß sofort bei jedem noch so geringfügigen Schneefall die Straßen mit Salz überschüttet würden. Das sei diirchans nicht nothwendig und eine nicht zu duldende Belästigung des regelmäßigen Straßenverkehrs; für Ausnahmefälle sei eben die Möglichkeit des Dispenses offen- gelassen. Der Bezirksausschuß zu Magdeburg wies die Klage ab, und der erste Senat des Ober-Verwalliingsgerichts bestätigte am 17. September d. I. diese Entscheidung mit folgender Begründung: Es sei Aufgabe der Polizei, von dem Straßenverkehr alle Belästigungen und Ersaiwerungen fern zu halten. Daß das Salzüreuen solche Belästigungen herbeiführe, indem es Kälte und Schmutz erzeuge, namentlich auch das Schuhwerk der Passaulen angreise, sei notorisch. Deshalb könne der Polizei an sich die Befugniß, hiergegen einzuschreiten, nicht bestritten werden. Ob sie dabei auch die gebotene Rücksicht auf den Straßenbahn- betrieb genommen, die entgegenstehenden Interessen richtig ab- gewogen habe, sei eine Frage nicht der Rechtmäßigkeit, sondern der Zweckmäßigkeit der Verfügung, welche nicht von dem Ver- waltungsrichter, sondern nur von der Aufsichtsbehörde nachzu- prüfen sei. Auf der Pferdebahnstrecke Weidendammer Brücke Deaeler Chaussee, welche ivohl die meisten Avonnements auf- weist, sind, wie dieBerl. Ztg." mittheilt, am Mittwoch Abend Unzuträglichkeiten ärgster Art vorgekomnien. Obwohl zu ge- nannter Zeit der Verkehr am stärksten und auch Thauwetter eingetreten war, beliebte es der Direktion, lauter kleine Wagen fahrvlanmäßig abgehen zu lassen, so daß aus allen Haltestellen bei ledem Wagen Personen zurückbleiben mußten. Der Direktion ist zwar bekannt, in wie großem Umfange die Wagen um diese Zeil stets benutzt werden, dennoch waren keine Ertrawagen ein- aestelll. Auf der ganzen Linie hörte man nur Eiitrüstungöruse über diese Rücksichtslosigkeit und in sarkastischer Weise beschlossen einige Personen, die Aktiengesellschaft um Wiedereinführung der vor langen Jahren in vielen Wagen angebrachten Büchsen zu ersuchen, welche die AufschriftFür die Armen" trugen, nur müsse die Umschrift diesmal heißen:Für die armen Aktionäre". Gesuchte Persilnlichfeite». Nach einer vorgenommenen Zählung werden gegenwärtig von deutschen Behörden 25 831 Personen steckbrieflich verfolgt. Unter den Gesuchten befinden sich 1 Marquis, 3 Freiherren , 4 Grasen, 10 Professoren, 18 Rechts- anwälte, 16 Aerzle, 5 Pastoren, 5 Dr. phil., 8 Gemeindevorstände. 130 Lehrer. 84 Studenten, 26 Redakteure, 45 Schriftsteller bezw. Journalisten, 26 Architekten, 68 Ingenieure, 22 Postasststenten, 23 Bankbeamten, 53 Kassirer, 23 Bankiers. 110 Buchhalier, 108 Fadritbesitzer, 5 Ritterguisbesitzer, 52 Inspektoren, 67 Bauunter- nehmer, 173 Agenten, 103 Schauspieler, 260 Musiker, 844 dem Militärstande Angehörende(darunter 1 Major, 2 Kapitäne, 3 Premier- und 10 Sekoude-Lieutenants, sowie 1 Roßarzt), ferner 1260 Kauf- und Handelsleute, 6600 Handwerker, 5000 Fabrik- und Bergarbeiter, 3460 landwirtbschastlicke Arbeiter, 630 Kellner, 182 Zuhälter, 140 Zigeuuer, 440 Dienstmädchen» 310 Kellnerinnen. 816 Prostituirte uuo 162 Kinder. Eine eigenartige NenjahrSgrainkatio» erhielt der Schankwirth T., Langepraße. in einer Scrafversügung des Polizei- Präsidiums, weil er am 20. November über die Polizeistunde hinaus Gäste in seinem Lokal geduldet haben sollte. Die Denunziation rührt von dem Kohlenhändler Otto, Lebuserstr. 6 und dem Butterhändler Arnhold, Lebuserstr. 14 her, welche sich den Spuß gemacht hatten, sich in die Vereinsräume des Gesang- Vereins Unverzagt einzuschleichen und, da dort selbstverständlich nicht Feierabend geboten wurde, sich bis l2 Uhr amüsirten, um nachher der Polizei ihre Erleonisse mitzutheilen. Oft wird von den GeschäftSsenten das Gefrieren ibrer Schaufenster sehr bedauert: um aber dem Gefrieren der Schau- feuster vorzubeugen, wird folgendes Mittel empfohlen: 55 Gramm Glycerin werden in 1 Liter 63 prozeutigem Spiritus aufgelöst, dem man, um einen angenehmen Geruch zu erzielen, etwas Bern - steinöl zufügt. Sobald die Mischung wasserklar erscheint, wird die innere Fläche des Schaufensters inillels eines Fensterleders oder LeinwandlappenS abgerieben, wodurch nicht nur das Ge- frieren, sondern auch das Beschlagen und Schwitzen der Fenster vermieden werden kann.