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Nr. 272. 24. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Mittwoch 20. November 1907.

Gerichts- Zeitung.

Wegen wiederholter Unterschlagung

Vermischtes.

Ein Batermörder.

gehabt und hatte, als er damit nicht ausfam, Schulden gemacht.| Troß nicht antworten. Das rechnete das Gericht auch dem An­Als feine Gläubiger drängten, stellte er Wechsel über einen höheren geklagten zugute; wenn auch der Schüler sehr schwach begabt sei, Betrag aus. Als der Fälligkeitstermin herannahte, fonnte er nicht sei doch das Maß des väterlichen Züchtigungsrechtes, das dem zahlen. Da er keinen Ausweg mehr wußte, vergriff er sich an Pfarrverweser als Lehrer zustand, überschritten worden. Mandel ben ihm anvertrauten Geldbeträgen, um seine Schulden zu ver- hatte gegen dies milde Urteil noch Revision eingelegt, es sei nicht stand gestern der frühere Rechtsanwalt Ernst Schreyer vor der deden. Als diese Unterschlagungen nicht entdeckt wurden, beschloß berücksichtigt worden, welches Maß des Trozes seitens des Schülers 1. Straffammer des Landgerichts III   unter Vorsiz des Land- der Angeklagte einen größeren Coup zu wagen. Er war verlobt der Angeklagte angenommen hätte, und darnach habe man den gerichtsdirektors Klusemann. Der jest 37 Jahre alte Angeklagte und wollte heiraten, hatte aber nicht die genügenden Mittel dazu. Maßstab für ein wohlverstandenes Züchtigungsrecht anlegen müssen. beabsichtigte nach Absolvierung der königl. Landesschule Schulpforta   Bei der Collationierung der einzelnen Guthaben in den Büchern Die Revision wurde am Montag vom Reichsgericht verworfen. zunächst Offizier zu werden. Er wandte sich dann aber dem der Bank entdeckte der Angeflagte, daß ein anderer Angestellter juristischen Studium zu und machte im Jahre 1901 sein Assessor- ein größeres Guthaben bei der Diskonto- Gesellschaft hatte. Ein examen. Im Jahre 1895 war er Leutnant der Reserve geworden. Quittungsformular wurde von Gemeinhardt auf den Namen des Schon als Referendar hatte er einige Schulden und als er im betreffenden Angestellten gefälscht und mit dem Revisionszeichen Jahre 1903 sich als Rechtsanwalt in Wilmersdorf   niederließ, drückte" B" des Personalchefs versehen. Da die Quittung ordnungsgemäß ihn eine Chuldenlaft von etwa 6000 M. Seine Schwierigkeiten war, erhielt der Angeklagte die Summe von 4500 M. anstandslos wuchsen immer mehr, da seine Praris nicht soviel abwarf, um ausgezahlt. Von diesem Gelde kaufte G. für 2800 M. eine Der stellenlose Kaufmann und Invalide Lück aus Char  eine wesentliche Verringerung seiner Schulden zu ermöglichen, Wohnungseinrichtung und schenkte seiner damaligen Braut außer lottenburg, der sich seit längerer Zeit in Wodelzig( Kreis außerdem herrschte in seinem Geschäftsbetrieb eine große Bummelei. dem noch einen Tausendmarkschein, wobei er ihr erzählte, es wäre Lebus  ) aufhielt, erstach dort seinen Vater, anscheinend, da er es unterließ, die Gelder, die er von Mandanten zu be- ihm von den Direktoren der Bank ein größeres Darlehen zur weil dieser die Herausgabe von Geld verweigerte, und eine Witwe stimmten Zweden erhielt, streng gesondert zu bewahren, sondern Hochzeit gegeben worden. Bald nachher begann der Angeklagte seretic mer, Mutter von drei unversorgten Kindern, die dem alles in einen Bott warf und seine Bedürfnisse daraus bestritt. zu spielen. Er verspielte beim" Podern" und" Meine Tante, deine alten Lück die Wirtschaft führte., Dann verlegte er die Ehe. So kam es, daß er schließlich völlig die Uebersicht verlor. Als Tante" wiederholt mehrere hundert Mark. Im Frühjahr d. I. ihm das Waffer an der Kehle stand, griff er Gelder, die ihm von fälschte er eine Quittung mit dem Namen eines anderen Ange- frau ſeines Bruders durch zehn Stiche in die Brust Mandanten zur Abwendung der Zwangsvollstreckung und dergl. ftellten und hob dessen Gestalt in Höhe von 150 M. ab. Eine lebensgefährlich und eine andere Frau leicht an der übergeben waren, an. Verschiedene Mandanten verklagten ihn, Entdeckung brauchte er dabei nicht zu befürchten, da der be- Schulter. Hierauf begab sich der Unhold nach dem Kirchhof, wo er er erschien aber nicht zu den Terminen und ließ sich contumacieren. treffende Beamte an einer anderen Stelle sein Gehalt abgehoben sich in die Schläfe schoß. Auch bei der Anwaltskammer wurde Anzeige gegen ihn erstattet. hatte und eine Kontrolle der Gehaltszahlungen seitens der Bank Seit September v. J. befand er sich in größter Not und es war nur alle Vierteljahre vorgenommen wurde. Seit Juni d. J. wurde schon Haft zur Ableistung des Offenbarungseides gegen ihn be G. in dem Weltkreditbrief- Bureau der Diskonto- Gesellschaft be. antragt. Als er dann im Januar d. J. noch ermittiert wurde, schäftigt. Hier entwendete er eine Korrespondentenliste und fälschte 30g er es vor, aus Groß- Berlin zu verschwinden. Man hörte den zu dieser gehörigen Weltkreditbrief. Am nächsten Tage nahm dann wieder von ihm gelegentlich einer in Koblenz   stattgefundenen Gemeinhardt Urlaub und fuhr nach Stettin  , wo er den gefälschten Gerichtsverhandlung, in welcher er wegen Bechprellerei verurteili Sreditbrief bei einem dortigen Bankgeschäft, welches mit der wurde. Gestern standen gegen ihn fieben Fälle der Unter- Diskontobant in Verbindung stand, vorlegte und die Summe voi schlagung und ein Fall des Betruges zur Anflage. Der Antrag 2800 M. darauf abhob. Ferner erbrach der Angeklagte mit einer des Staatsanwalts lautete auf ein Jahr neun Monate Gefängnis Bange das Pult eines anderen Bankbeamten in der Hoffnung und Anrechnung der Untersuchungshaft. Der Gerichtshof hielt darin Geld zu finden. Als er kein Geld fand, eignete er sich in drei Fällen eine Unterschlagung nicht für erwiesen. Der An- fünfzig Zigarren an. Die in Stettin   erlangten 2800 M. brachte getlagte wurde zu einem Jahr Gefängnis, unter Anrechnung von G. in wenigen Wochen bis auf den letzten Pfennig durch, da er brei Monaten Untersuchungshaft, verurteilt. mit besonderer Vorliebe den reichen Kavalier spielte. Vor Gerich: Yegte G. ein offenes Geständnis ab. Dem Antrage des Staats­anwalts gemäß lautete das Urteil wegen Unterschlagung, schwerer. Diebstahls, Betrugs und schwerer Urkundenfälschung auf zwei Jahre und fechs Monate Gefängnis.

Der Herr Pfarrverweser als Erzieher.

Eisenbahnunfälle.

Eisenbahn ein Personenzug bei dichtem Rebel von hinten auf einen Wie aus Tetschen   berichtet wird, fuhr auf der Lobofizer Güterzug. Sechs Reifende wurden bei dem Zusammenstoß verlegt. Bahnhofes Meylan   gestern ein Straßenbahnwagen. 17 Passagiere Nach einer Meldung aus Paris   entgleiste in der Nähe des wurden verlegt, darunter drei tödlich.

Schnellzug überfuhr bei Neckarelz   ein Fuhrwerk mit drei Insassen. Der gestern furz nach 10 Uhr von Heidelberg   abgehende Einer derfelben, ein Brauereibefizer wurde getötet, die beiden anderen ichtver verlegt. Die Schuld an dem Unglück trägt der Bahnwärter, welcher die Schranke zu frühzeitig öffnete.

ftantinopel zufolge sind unter den aus Metta   eingetroffenen Cholera unter den Mekka  - Pilgern. Einer Meldung aus Kon Pilgern zwei Cholerafälle vorgekommen; der Sanitätsrat hat in feiner gestrigen Sigung außerordentliche Maßnahmen beschlossen.

Beruntreuungen bei der Diskonto- Gesellschaft lagen einem Strafprozeß zugrunde, der gestern in einer längeren Sigung die 1. Straffammer des Landgerichts I   beschäftigte. Aus der Untersuchungshaft wurde der 26 jährige Bankbeamte Pau! Gemeinhardt dem Strafrichter vorgeführt, um sich wegen einer Grubenbrand. Auf der Tiefftollenanlage der Grube Beißen. Reihe Straftaten zu verantworten. Ohne eine besondere kauf- Wegen Körperverlegung im Amte war der Pfarrberweser berg entstand Münchener   Meldung zufolge am Rauchkanal der männische Vorbildung zu haben, trat G., nachdem er als Unter Karl Mandel vom Landgericht Rottweil   zu 10 M. Geldstrafe ver- Dampfkefiel aus bisher unbekannter Ursache ein Erdbrand, der so­offizier der Reserve aus dem Eisenbahn  - Regiment ausgeschieden urteilt worden. Beim Religionsunterricht hatte einer seiner gleich durch Ausheben der heißen Partien energisch bekämpft und war, bei der Diskonto- Gesellschaft in Berlin   ein. Da er fid Schüler eine Frage über das Abendmal nicht beantworten könner auf den Entstehungsherd beschränkt wurde. Durch Anwendung als sehr anstellig und fleißig erwies, wurde er bald Buchhalter und dafür hatte er von Mandel Ohrfeigen und Schläge auf den chemisch wirkender Stoffe soll er vollends erstickt werden. Für und bezog als solcher ein Gehalt von 150 M. monatlich. Bei seinem Rüden bekommen, so daß sich blutunterlaufene Streifen zeigten. Aufrechterhaltung des Grubenbetriebes und Beschäftigung der Beleg Eintritt in die Bank hatte er nur ein Einkommen von 90 M.| Mandel gab an, geglaubt zu haben, der Schüler wolle ihm aus schaft ist gesorgt.

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Tanz bei freiem Entree. Berlins  

und Umgebung!

Die Bestrebungen unserer Organisation, auch in den Detailgeschäften der Herrenkonfektion Betriebswerkstätten und feste tarifmäßige Löhne zu erringen, haben bei den Firmeninhabern, welche um Bewilligung dieser Forderungen angegangen wurden, unter Ausflüchten, die wir als stichhaltig nicht anerkennen können, Widerstand gefunden. Wir sehen uns deshalb genötigt, die Solidarität der Arbeiterschaft zu Hülfe zu rufen.

Die Delegierten zur Berliner   Gewerkschaftskommission haben einem dementsprechenden Antrage einstimmig ihre Zustimmung erteilt und die Parteigenossen von Groß- Berlin sind diesem Beschlusse beigetreten. Dank der Solidarität der Berliner   Arbeiterschaft fahen fich eine Anzahl Berliner   Konfektionäre veranlaßt, Betriebswerkstätten einzurichten und tariflich festgesetzte Beitlöhne an die Arbeiterschaft zu zahlen. Wir erfuchen daher mit Gegenwärtigem die Parteigenoffen und Gewerkschaftsmitglieder Berlins  nd Umgebung, bei ihren Einfäufen und Bestellungen von Herren- und Knabengarderobe in Zukunft nur die nachstehenden Geschäfte berücksichtigen zu wollen.

Norden:

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" Hoffnung", Produktiv Genossenschaft der

Schneider, Brunnenstr. 185.

Alle von dieser Firma in den Handel gebrachten Waren werden zu den von der Organisation feft gejezten Bedingungen bergestellt. Wir empfehlen dieselbe daher ganz besonders. Baer  

Sohn, Chauffeeftr. 29/30.

Diese Firma unterhält

eine Betriebswerkstätte

für 21 Arbeiter und hat die neunstündige Arbeitszeit eingeführt.

D. Perleberg, Chausseestr. 63;

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Blitz", Rosenthalerstr. 9. Blik", Chausscestr. 85.

Diese Firma stellt einen großen Teil ihres Im satzes zu den geforderten Bedingungen her. Amerikanische Verkaufshallen, Rosenthalers straße 53.

Osten:

Vaer Sohn, Gr. Frankfurterstr. 20..

Haake, Landsbergerstr. 91.

Blig", Frankfurter Chaussee 19, Lichtenberg  .

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Blig", Gr. Franffurterstr. 187.

Baer Sohn, Brückenstr. 11.

Amerikanische Verkaufshallen, Frankfurter Allee   186.

Lindenbaum, Gr. Frankfurterstr. 141,

hat versuchsweise eine Werkstätte für einen geringen Teil Maßschneider eingerichtet.

Süden:

Esders u. Dyfhoff, Dranienstr. 48. Heitinger, Deutsche Comp., Dranienftr. 40/41, stellen einen großen Teil ihres Umsatzes zu den geforderten Bedingungen her.

Blitz", Schöneberg  , Hauptstr. 10. Nachstehende Firmen werkstätten zugesagt: S. Adam, Leipzigerstr  . 27/28. Fabisch u. Co., Rosenthalerstr. 3. Philipp Fabisch, Rosenthalerstr. 1. Bernhard Baer, Rosenthalerstr. 5. Sachs, Gr. Frankfurterstr. 182. May Schendel, Rosenthalerstr. 8. Alex Bohne, Landsbergerstr. 79. Behrend, Grüner Weg 84.

Leske u. Lehrer, Kottbuser Damm 78. Wormann, Rottbufer Damm 77.

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Blitz", Kottbuser Danım 29/30.

Westen:

haben

| Esders u. Dyckhoff, Am Dönhoffplatz. die Errichtung von Betriebs­

Ringel, Chauffeestr. 31, Brunnenstr. 47. Lewy u. Co., Brunnenstr. 50, Wilmers dorferstr. 47.

Bendit, Brunnenstr. 68. Littmann, Dranienstr. 2. Joseph Wandt, Chausseestr. 80 a. Th. Juras, Chausseestr. 79.

Verband der Schneider u. Schneiderinnen.

Die Ortsverwaltung.