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Nr. 273. 24. Jahrgang.

Parteitag

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Freitag, 2. November 1907.

der preußischen Sozialdemokratie.

Berlin  , den 21. November. Heute vormittag 9 Uhr trat im großen Saale des Gewerkschafts­haufes der zweite Breußische Parteitag zusammen. Der Saal hat reichen Schmuck angelegt. Männergesang ging den Verhandlungen voraus. Der Arbeiter- Sängerbund Berlins   brachte den Festgesang: Auf, Freunde, laßt das Lied erklingen", und das Lied" Sturm": " Die Ihr auf harter Erde haust", beide von Uthmann, zum Vortrag. Hierauf ergriff Genosse

Ernst

Preußen gesetzgebrisch behandelt wird, was auf dem Verwaltungs-| tationsbezirke, die Bezirksverbände, und an Stelle trege geleistet wird, leidet unter der Tatsache, daß das preußische der die Provinzialfomitees Bezirkskomitees Wahlrecht ein plutokratisches ist, das die kapitalistischen   Interessen treten. Dieses Verlangen muß als ein berechtigtes anerkannt in den Vordergrund schiebt und es verhindert, daß das Proletariat;| werden. aus dessen Arbeit erst doch Reichtum und Wohlstand entstehen, eine In den Provinzen Preußens haben sich Agitationsbezirke ente Mitwirkung an der Gesezgebung hat. Diesem Zustande abzuhelfen, widelt, in denen die Wahlkreisvereine zu Bezirksverbänden zu­mit der Schmach aufzuräumen, das ist die Aufgabe der preußischen fammengefaßt sind. In den 12 preußischen Provinzen haben wir Arbeiterklasse, der sie sich widmen wird bis zur Erschöpfung, bis 22 Agitationsbezirke. Einige Agitationsbezirke fallen mit den zur Erreichung des Ziels. Für diese Aufgabe die Wege zu bahnen, Grenzen der Provinz zusammen. a anderen Provinzen gibt es ist Sache dieses Parteitages. mehrere Agitationsbegiete, so in Schlesien   4, in Sachsen 3, in Westfalen   2, in der Rheinproving 3, in Hessen- Nassau   2.

Von diesem Gesichtspunkte aus treten wir an unsere Arbeit, von diesem Gesichtspunkte aus werden wir Beschlüsse fassen, deren Erfüllung dann mit vollem Vertrauen der Arbeiterklasse übertragen

wird.

Ich glaube, in aller Namen kann ich es aussprechen: Dieser Parteitag wird nicht auseinandergehen, ohne seine Aufgaben gelöst, ohne die Mittel und den Weg angegeben zu haben, er wird nicht auseinandergehen, ohne das feste Vertrauen, daß das, was er be­schließt, in den Millionen Herzen der preußischen Arbeiter Wider­hall finden wird. Dieser Widerhall wird sich auslösen, wie immer. wenn wir an die Arbeit gehen, in den Ruf, in den ich auch jetzt einzustimmen bitte, in den Ruf, der uns zum Kampf zusammen­geführt hat, der uns im Kampf weiterführen wird und der dereinst ber Siegesruf sein wird, unter dem die Dreiklassenschmach in Trümmer zerfällt: Die Sozialdemokratie, sie lebe hoch!( Die Dele­gierten stimmen begeistert dreimal in den Ruf ein.)

Diese Agitafionsbezirke sind nicht willkürliche Gebilde, sondern sie sind bedingt durch ihre geographische Lage, durch die wirtschaft­liche Struktur des Landesteiles und feine politische Entwickelung. Sie stehen zum Teil zwar in loser Verbindung, haben zum il aber überhaupt keinen organisatorischen Zusammenhang. Sie zu einer Provinzialverbindung zu zwingen, hieße die Organisation er­schweren, nicht aber fördern. Ob die Landeskommission aus 13 oder aus 22 Mitgliedern zusammengesezt ist, ist unerheblich. Der Apparat wird dadurch nicht schwerfälliger. Wesentlich ist dagegen, daß den agitatorisch tätigen Genossen der Bezirksverbände, die den besten Einblick in die politischen Bedürfnisse aller Landesteile haben, die Gelegenheit zur Mitarbeit in der Landeskommission gegeben wird. Die in dieser Richtung gestellten Anträge fann ich deshalb nur zur Annahme empfehlen. Eine Ergänzung erfordern fie nur insofern, als bisher nicht daran gedacht ist, daß einige preußische Gebiete mit außerpreußischen zu einem einheitlichen Bezirksverband vereinigt find. Diesen Ge­bieten wird zusammen ein Vertreter für die Landeskommission zu gewähren sein.

das Wort: Parteigenoffen und Genofsinnen! Im Namen der Partei­organisation Groß- Berlins eröffne ich hiermit den zweiten Preußischen Parteitag und heiße die Delegierten herzlich will kommen. Durch den auf dem vorjährigen Parteitag angenommenen Antrag 25 war die Parteiorganisation Groß- Berlins beauftragt, im Jahre 1906 den zweiten Preußischen Parteitag einzuberufen. Sie wissen aber alle, daß bei uns in Preußen- Deutschland   leider noch so absurde Zustände bestehen, daß man wohl mit vollem Rechte sagen tann: Das deutsche   Volk denkt und irgendeine im Hintergrund ar­beitende Samarilla lenkt.( Sehr gut!) Um seine Ministerherrlich feit noch eine Spanne Zeit aufrecht zu erhalten, inaugurierte Fürst Bülow   damals seine sogenannte Blockpolitit, das heißt, der konser­Zu Schriftführern werden auf Vorschlag von Gewehr- Elberfeld  vative Fürst Bülow   hielt liberal schillernde Reden und die Liberalen gewählt: Frau Wehl- Berlin  , Kühn- Langenbielau, Barthel machten konservative Politik.( Sehr gut!) Es ist nicht meine Auf- Danzig, ahrow- Berlin  , Haupt- Magdeburg und Rhein­gabe, den ganzen Verfall des bürgerlichen Liberalismus und die Bremen  . In die Mandatsprüfungskommission werden gewählt: schmähliche Abdankung desselben hier zu schildern. Der politische Baris- Velten  , Stössel Bromberg, Renter Bielefeld, Ich wende mich jetzt zu den Einzelbestimmungen des Zusammenschluß der bürgerlichen Parteien ist ja nur ein Zeichen 2olf- Bochum  , Hörsing Beuthen, Schebs- Bunzlau, Entwurfs und werde bei jedem Paragraphen die zu ihm etwa ge= von dem Stande der kapitalistischen   Entwickelung. Kurzum, die Siesewetter- Erfurt  , Woldersti- Berlin, Frau Baustellten Abänderungsanträge berücksichtigen, soweit sie noch im Vorbereitungen zum Parteitag waren bereits getroffen, die Ein­Icdungen ergangen, der Termin festgesezt, da kam allen unerwartet plößlich die Auflösung des Deutschen Reichstags. Eine geradezu un­crhörte Schlammflut von Verleumdungen ergoß sich über die Partei. Da war es selbstverständlich, daß alle Kräfte der Partei angespannt wurden und in den Wahlkampf zogen, und daß der Preußische Parteitag vorläufig vertagt wurde. Es wurde der Gedanke laut, ihn zu Pfingsten einzuberufen; da aber um diese Zeit bekanntlich viele gewerkschaftliche und andere Kongresse stattfanden, beſchloſſen wir, den Parteitag auf den November d. J. zusammenzuberufen. Ferner waren wir durch den vorhin genannten Beschluß auch beauftragt, eine ganz Preußen umfassende Organisation aus zuarbeiten. Wir gingen gemeinsam mit dem Barteivorstand an diese Arbeit und ich kann konstatieren, daß sie in voller Uebereinstimmung mit dem Parteivorstand vor sich gegangen ist. Das Resultat dieser Beratungen haben wir Ihnen heute zur Begutachtung und Beschluß­faffung vorgelegt. Wir sind davon überzeugt, daß in ernster Arbeit das beste für die Partei beschlossen werden wird.

Zur Erholung von der ernsten Arbeit haben wir den Delegierten für heute abend eine Theatervorstellung arrangiert. Ferner über­reichen wir den Delegierten das Werk von Eduard Bernstein  :" Die Geschichte der Arbeiterbewegung Berlins  ", das an der Hand reich­haltigen Materials die ganzen Kämpfe der Berliner   Arbeiter­bewegung schildert.

mann Altona  .

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und von 3-7 1hr nachmittags. Die Arbeit des Parteitags geht von 9-1 Uhr vormittags nommen und die provisorische Tagesordnung bestätigt: Dann wird die Geschäftsordnung nach der Vorlage ange­1. Die Organisation in Preußen. Referent: Hugo Haafe- Königsberg.

2. Die bisherige Tätigkeit des preußischen Land. tages und die Wahlrechtsfrage in Preußen. Referent: Eduard Adler- Kiel.

Rahmen des Statuts liegen und nicht schon durch die soeben ge= machten Ausführungen erledigt sind. Erst später werden wir uns dann mit denjenigen Vorschlägen beschäftigen, welche darauf ab­zielen, den Grundcharakter des Entwurfs anders zu gestalten.

Jm§ 1 ist vorgeschrieben, daß alle 2 Jahre eine Lan. deskonferenz stattfinden soll. Genosse Arons hat beantragt, daß die Landeskonferens mindestens alle 2 Jahre tagen soll. Dieser Bufab ist überflüssig. Denn nach§ 6 des Entwurfs können außerordentliche Landeskonferenzen innerhalb der zwei­3. Die Landtagswahlen 1908. Neferent: Dr. Leo Arons  - jährigen Frist jederzeit einberufen werden, und die Einbe­Berlin. rufung solcher außerordentlichen Parteitage ist ungemein erleichtert worden.

Reichstagsabgeordneter Karl Legien  . 4. Die Lage der Staatsarbeiter in Preußen. Referent: 5. Selbstverwaltung und Gemeinde. Referent: Paul Hirsch­Charlottenburg. Ein Antrag von Teltow  - Beeskow  , die Polenfrage auf die Tages­ordnung zu sehen, wird von Singer bekämpft, weil die Tagesord­nung belastet, ein Referent nicht im Handumdrehen zu finden fei und ein Teil des Themas bei den anderen Punkten der Tagesord­nung zur Erledigung kommen werde. Nach kurzer Debatte wird der Antrag abgelehnt. Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüßt Genosse Adolf Geck  

Ein Antrag Liegnis wünscht, daß eine Bestimmung über den Ort der Parteitage getroffen werde, und zwar follen fie bis auf weiteres in Berlin   stattfinden und nicht in entfernteren Provinzen abgehalten werden. Eine solche Vorschrift kann nicht im Statut festgelegt werden. Die Antragsteller betrachten sie selbst, wenigstens in ihrem ersten Teil, nur als eine provisorische Maß­regel, die bis auf weiteres gelten soll. Sie müßte also nach einiger Beit wieder aus dem Statut entfernt werden und gehört deshalb nicht in das Statut. Es ist Sache jedes Parteitages, den Ort feiner nächsten Tagung zu bestimmen, und dabei haben die Lieg­niger Genossen Gelegenheit, ihre Auffassung zur Geltung zu bringen.

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Land= Aus den Organt.

Wir sind gewiß, daß auch dieser Breußische Parteitag eine neue Stappe im Siegeslaufe des Proletariats bedeuten wird. Die hier im Auftrage des Landesvorstandes der badischen So= Im§ 2 wird das Recht zur Teilnahme an der Lan= gegebenen Anregungen wird das preußische Proletariat ausnuten zialdemokratie den Parteitag: Die ganze Kulturwelt nimmt deskonferenz behandelt. Zur Teilnahme berechtigt sind selbst­in dem Kampfe um das Wahlrecht, der jetzt ausgefochten werden Anteil an Ihren Beratungen und wünscht dem in der preußischen verständlich die Delegierten der Wahlkreisvereine. muß, wenn das preußische Volf nicht zu Heloten herabfinten will. Bir Sozialdemokratie organisierten Proletariate besten Erfolg bei Auch darüber herrscht volle Uebereinstimmung, daß die sozialdemo werden den Kampf mit ganzer Kraft und voller Begeisterung führen seinem Bestreben, dem barbarischsten aller Wahlrechte ein Ende zu fratischen Frauen Preußens, die ja nicht Mitglieder der politi­und die Arbeiterschaft wird den Sieg über die Reattion erringen, bereiten. Auch das badische Land hat lange Zeit ein indirektes schen Vereine sein können, das Recht haben müssen, Delegierte zu wenn sie das Wort beherzigt: Ich will!( Lebhafter Beifall.) Auf Vorschlag von Schulz- Berlin werden hierauf zu Vorsitzenden stand. Aber es hatte seit 1818, infolge des Wellenschlages der fran­Wahlrecht besessen, das der Entwidelung des Proletariats entgegen- tem Parteitag zu entsenden. Teilnahmeberechtigt find ferner die freilich vorläufig noch auf dem Papier stehenden gewählt: Singer und Leinert- Hannover  . zösischen Revolution, eine Verfassung und ein Parlament, dessen tagsabgeordneten Preußens und unfere in Preußen ge= Singer Wahlen nicht öffentlich, fondern geheim erfolgten. Als aber trop wählten teichstagsabgeordneten übernimmt den Vorfik und dankt der Versammlung für das ihm des indirekten Wahlrechts ein halbes Dußend Sozialdemokraten in fationsbestimmungen folgt mit Notwendigkeit, daß auch die Mits geschenkte Vertrauen. Geftatten Sie mir, daß ich zunächst im Namen die Kammer gekommen waren, sah man ein, daß dem Volke das glieder der Landeskommission zur Teilnahme an der Landeskon des Parteivorstandes den Preußischen Parteitag willkommen heiße. direkte Wahlrtech nicht länger verweigert werden könne, zumal die ferenz berechtigt find. Der Parteivorstand ist erfreut, daß der zweite Breußische Parteitag bürgerlichen Parteien bei dem indirekten Wahlrecht selber zerrieben zufammentritt, und er ist überzeugt, daß er die ihm gestellten Auf- wurden. So sind die letzten Landtagswahlen auf Grund des di­gaben zum Nußen und zum Wohle der Partei erfüllen wird. rekten Wahlrechts vor sich gegangen und ein Dußend Sozialdemo­traten ist in den Landtag gekommen. Wir badischen Sozialdemo­fraten beglückwünschen das preußische Proletariat zu seiner Kultur­arbeit und versprechen ihm unsere Unterstützung. Wir werden im Landtage die Regierung zu veranlassen suchen, daß sie ihren Einfluß auf die preußische Regierung ausübt, damit endlich der schwarz­weiße Fled, das jetzige Wahlunrecht in Preußen, verschwindet. Schon greifen die reaftionären Einflüsse des preußischen Junkerregiments auf den Süden über, so in der Einwirkung auf unser Eisenbahn­wesen. Nicht nur die Sozialdemokraten, auch bürgerliche Parteien empfinden und fürchten das Verderbliche dieses Einflusses. Kämpfen Sie unerschrocken weiter, damit endlich die Barbarei des gegen wärtigen preußischen Wahlsystems fällt.( Lebhafter Beifall.) erster Punkt ist Der Parteitag tritt in die Tagesordnung ein. Ihr Die Organisation in Preußen.

Auf Vorschlag von Singer werden sämtliche zu diesem Punkte vorliegende Anträge als unterſtükt betrachtet und mit zur Debatte gestellt. Hierauf erhält das Wort der Referent

Hugo Haafe.

Bon Stettin ist der Antrag gestellt, den Sekretären. der Agitationskommission ohne besonderes Mandat das Recht der Teilnahme zu gewähren. Dazu liegt kein Anlaß vor, da sie ent­weder als Mitglieder der Landeskommission ohne weiteres teil nahmeberechtigt find oder von einem Wahlkreisverein ihres Bezirks delegiert werden können.

Ebensowenig erscheint der Antrag aus Teltot- Beeskow- Stor tow- Charlottenburg, den Redaktionen jeder preußischen Parteizeitung das Recht einzuräumen, je eines ihrer Mitglieder aur Landestonferenz zu delegieren, begründet. Durch Annahme dieses Antrages würde für eine Kategorie von Parteigenossen ein Vorrecht geschaffen werden, für das in einem Statut unserer Partei kein Blaß ist, Der Parteivorstand beruft zudem von Zeit zu Zeit Redakteurkonferenzen ein. Soweit auf den Parteitagen Angelegenheiten zur Verhandlung gelangen, die für die Redakteure ein besonderes Interesse haben, wird es ihnen ein leichtes sein, ein Mandat von einem Wahlkreisverein zu erlangen. Aronssche Vorschlag, den deutschen   Parteivorstand als teilnahmeberechtigt zu erwähnen, fordert etwas, was niemand bc­streitet. Die ausdrückliche Hervorhebung des dem Parteivorstand zustehenden Rechtes ist nicht nötig, kann allerdings auch nichts

schaden.

Der

Wir treten zu einer Zeit zusammen, die zu ernsten Ausbliden Veranlassung gibt. Die wirtschaftliche Strifis scheint sich fort. zupflanzen und wird mit all ihren Begleiterscheinungen der Ar­beiterklasse nicht erspart bleiben. Neben dieser wirtschaftlichen Krisis, die schon durch Arbeiterentlassungen ihre Schatten voraus­wirft, droht der Arbeiterklasse eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Ernährung, die geradezu unerhörte Teuerung der Lebensmittelpreise verschärft sich mehr und mehr. Hand in Hand damit geht die Herabdrückung der Lebenshaltung durch die Krisis, und so gehen wir dann einem Zustande entgegen, der die ernstesten Anstrengungen erfordert, um die schweren Schäden von der Arbeiterklasse ab­zuwenden. Der preußische Parteitag hat neben der Klarstellung der preußischen Verhältnisse, neben der Brandmarkung der Reaktion, die auf allen Gebieten in Preußen herrscht, eine wesentliche Auf­gabe zu lösen, eine Aufgabe, die unser aller Herzen erfüllt und die Berhandlungen des Parteitages in hohem Maße beeinflussen, ja, ich möchte sagen, die für die Tätigkeit des Parteitages die Richtschnur fein wird. Das ist die Erringung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts ohne Unterschied des Geschlechts für Preußen.( Beifall.) Das preußische Volt, die preußische Arbeiter­Wird über den Kreis der Berechtigten jedenfalls ohne große tlasse will heraus aus der Dreiklaffenschmach, unter der es ſeit Schwierigkeit eine Verständigung zu erzielen sein, so bestehen bis 60 Jahren seufzt.( Lebhafter Beifall.) Das Dreiklassenwahlsystem, jetzt erhebliche Meinungsverschiedenheiten dar Parteigenossen! Es ist eine trodene Materie, der mein über, nach welchem Wahlmodus die Delegierten der der Rechts- und Verfassungsbruch, unter dem es zustande ge= tommen, laftet auf dem Wolfe. Als 1848 das Volk zu erwachen Referat gewidmet ist. Aber wir müssen uns mit ihr beschäftigen, Wahlkreisvereine zu wählen sind. Der Entwurf schlägt ein Pro­schien, als es zur Revolution schritt, um seine Menschenrechte zu er- weil die politische Lage und die Machtstellung unserer Partei in portionalwahlsystem vor, nach welchem Vereine bis 4000 ringen, da versprach der in Angst versetzte König Friedrich Wil. Preußen dringend eine Landesorganisation der preußischen Sozial- Mitglieder einen, bis 3000 alvei, bis 5000 drei, bis 10 000 vier und helm IV. ihm eine Konstitution, es wurde das allgemeine, gleiche demokratie erheischen. Der uns vorgelegte Entwurf schließt die darüber hinaus fünf Delegierte und wählen berechtigt sind. Auch und geheime, wenn auch indirekte Wahlrecht eingeführt. Aber die bereits in Preußen vorhandenen Glieder der Organisation zu Arons und der Wahlverein Elberfeld- Barmen schlagen ein ähn Aber an der Spize dieses liches System vor; sie beschränken jedoch die Höchstzahl auf drei preußische Nationalversammlung, die auf Grund dieses Wahlrechts einem Landesverbande zusammen. zusammentrat, wurde aufgelöst, das Wahlrecht wurde erheblich ver- Landesverbandes soll nicht ein völlig selbständiger, von Delegierte. Arons will den Vereinen bis zu 500 Mitgliedern einen, schlechtert, und auf Grund dieses verschlechterten Systems wurde dem deutschen   Parteivorstand losgelöster 2 andesvorstand bis zu 2000 ziwei und darüber hinaus drei Delegierte zugestehen. eine neue Nationalversammlung zusammenberufen. Aber bevor stehen. Die Verfasser des Entwurfs sind vielmehr davon aus- Elberfeld  - Barmen will eine Abstufung bis 1000, 5000 und darüber diese Nationalversammlung noch zu entscheidenden Beratungen gegangen, daß die Organe des preußischen Landesverbandes mit hinaus vornehmen. Dagegen beantragen der Zentralwahlverein kommen konnte, wurde sie wieder aufgelöst, und nun wurde das dem deutschen   Parteivorstand arbeiten, nicht neben ihm auf eigenem für Teltow- Beestow- Storfow- Charlottenburg und der Wahlverein Dreiklassenwahlsystem oktrohiert. Tätigkeitsgebiete fungieren sollen. Die Grundlage der Or Hildesheim, entsprechend der Bestimmung im deutschen   Organisa­Trägt also dieses Wahlrecht schon das Kainszeichen an der ganisation bilden in Uebereinstimmung mit dem deutschen   Organi- tionsstatut, allen Wahlkreisvereinen ohne Rücksicht auf ihre Stirn, so hat es die 60 Jahre lang bewiesen, wie wenig das Volk fationsstatut die sozialdemokratischen Vereine der Reichs- Mitgliederzahl das Recht zu gewähren, bis zu drei imstande ist, auf Grund dieses Wahlrechts zu einer Vertretung zu tagswahlkreise. Der Statutenentwurf betrachtet als Delegierten zu wählen. Die Gründe für und gegen alle diese fommen. Nachdem jetzt in den übrigen deutschen   Bundesstaaten Organe der Landesorganisation die Vorstände der Wahl- Vorschläge sind oft genug erörtert worden. Von einem Genossen ist nach und nach freiheitlichere Wahlgefeße errungen sind, muß auch freisvereine und über diesen die Provinzial- in der Neuen Gesellschaft" und in der Magdeburger   Volks­das preußische Volf mit aller Energie, mit Anspornung aller Kräfte komitees. Die Vertreter der Provinzen und Groß- Berlins stimme" ausgeführt worden, daß der Gedanke, der in dem seinen Machthabern zeigen, daß seine Geduld zu Ende ist, daß es bilden die Landeskommission, und zwar kommt auf jede Statutenentwurf zum Ausdrud gekommen sei, an ein Zensuswahl­nicht länger gewillt ist, sich als Parias, als Heloten betrachten zu Provinz sowie auf Groß- Berlin je ein Vertreter. recht erinnere, mit der Demokratie aber nichts zu schaffen habe, laffen.( Sehr gut!) Niemand mehr wie wir wird sich des Ernstes Die Landeskommission wählt aus ihrer Mitte einen ge- daß der heutige Modus der Vertretung vielleicht nicht ideal, aber dieses Kampfes bewußt sein. Niemand mehr wie wir wird empfinden, schäftsführenden Ausschuß von 3 Personen, deren Ob- immer noch besser sei wie die Bevorzugung der großen Städte. welche Opfer verlangt werden, um den Kampf siegreich zu Ende zu mann seinen Wohnsitz in Berlin   haben muß. Die Landeskommis- Er behauptet, das vorgeschlagene Wahlsystem verkörpere den Grund­führen. Niemand aber auch mehr als die preußische Arbeiterklasse fion und ihr geschäftsführender Ausschuß beschließen wichtige fat, daß derjenige, der viel Geld aufbringe, auch mehr zu sagen wird entschlossen sein, die Opfer zu bringen, weil der Sieg errungen Aktionen in Verbindung mit den Provinzial- babe wie der, der keins aufbringe. Diese Auffassung ist eine werden muß, der Würde des Proletariats wegen, der Würde des komitees und im Einbernehmen mit dem deutschen   von Grund aus irrige. Der Statutenentwurf räumt auch dem preußischen Volkes wegen.( Beifall.) Wenn dieser Gedanke wie Parteivorstande. Die oberste Vertretung der So- Hleinsten Verein das Recht der Vertretung auf dem Parteitage ein. ein roter Faden sich durch all unsere Verhandlungen ziehen wird. zialdemokratie Preußens bildet eine Delegiertenversammlung, der Kein organisierter Genosse hat ein größeres Recht als der andere. dann werden hierin auch alle Erörterungen über die anderen Punkte, Preußische Parteitag, von unserem Entwurf als Landeskon- Der Entwurf vertritt jedoch den durch und durch demokratischen die auf der Tagesordnung stehen, gipfeln. Sie können die preußische ferenz" bezeichnet. So ergeben sich als Organe der Landes- Grundjaß, daß eine größere Bahl wahlberechtigter Personen auch Verwaltung und Gesetzgebung ansehen wo Sie wollen, Sie werden organisation die Vorstände der Wahlkreisvereine, die Provinzial- ein größeres politisches Gewicht haben müsse als eine kleinere Zahl. immer finden, daß die Ursache der Rückständigkeit und Unfreiheit in femitees, die Landeskommission und ihr geschäftsführender Aus- Die Ausführungen der Magdeburger Volksstimme" führen dagegen dem Mangel eines Wahlrechts liegt, welches das gesamte preußische schuß und als höchste Instanz die Landeskonferenz. An diesem dazu, daß die Majorität von der Minorität überstimmt werden Bolt zu einer Vertretung, zur Gesezgebung führt. Das ganze Ausbau ist von vielen Seiten, jo auch in mehreren der uns vor kann. Sie rufen sehr eindringlich die Erinnerung an die Gründe preußische Verwaltungswesen, alle die Aufgaben, die der Staat liegenden Abänderungsanträge, bemängelt worden, daß das Mittel- wach, mit denen die ostelbischen Junker die Bevorzugung des flachen übernommen hat in bezug auf die Angelegenheiten der Gemeinden, glied die preußischen Provinzen mit den Provinzialkomitees bilden. Randes gegenüber den Großstädten verteidigen. Ich kann des in bezug auf seine Tätigkeit als Arbeitgeber, furzum alles was in Es wird verlangt, daß an Stelle der Provinzen die Agi halb das im Entwurf vorgeschlagene Proportionalwahlsystem nur