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t Beilage zumVomiirts" Berliner Volksblatt Kr. 8. Dienstag, den 10. Jannar 1893. 10. Jahrg. Dom KergarbeiterstveiK. Einer Reporternachricht zufolge soll sich das preußische Staats Ministerium unter Vorsitz des Grafen Eulenburg am Sonnabend mit dem Bergarbeiterausstand beschäftigt haben. Der Reichskanzler soll der Sitzung gleichfalls beigewohnt haben. Ueber die am Sonntag in den nördlichen Kohlenrevieren stattgehabten Bergarbeiterversammlungen wird berichtet: Essen a. d. Ruhr, 8. Januar. (H. T. B.) Die hiesige über- aus zahlreich besuchte Bergarbeiter-Versammlung entschied sich dahin, von einer definitiven Beschlußfassung abzusehen und die Nachmittags in Bochum stattfindende Versammlung abzuwarten und deren Beschlüsse anzuerkennen. Die Versammlung wählte ge- heim aus jeder Ortschaft drei Delegirte für die Bochumer Ver- sammlung und forderte achtstündige Schicht, Selbstverwaltung der Knappschaftskasse oder Gleichberechtigung der Arbeiter in der Ver- waltung derselben und Arbeiterschiedsgerichte. Bochum , 8. Januar, Abends 7 Uhr.(W.T. B.) Die heutige Bergarbeiter-Versammlung im hiesigen Schützenho° war von etwa 4000 Personen besucht. Das Bureau bildeten die sozialdemo- kratischen Führer Bunte, Schröder und Meyer, welche selbst nicht mehr als Bergleute thätig sind. Die Berichterstatter aus allen Bezirken erklärten, daß die in der heutigen Versammlung ver- tretenen Bergleute den von derselben gefaßten Beschlüssen bei- treten würden. Auf die von Bunte gestellten Fragen, ob die Bergleute im Saarrevier ein Recht gehabt hätten, zu streiken, ob man die Verpflichtung habe, sie zu unter- stützen und ob die Unterstützung durch einen Streik geschehen solle, antwortete die Versammlung mitJa". Die Frage, ob am Montag oder erst am nächsten Mittwoch gekündigt werden solle, wurde verneint, ebenso die Frage bezüg- lich der Geldunterftützung der Bergleute des Saargebietes. Vor dem Schluß der Versammlung fand ein anonym eingegangener Antrag, die Bergleute des Saarreviers durch Niederlegung der Arbeit am morgigen Tage zu unterstützen, Annahme. Die Wahl eines Streikkomitees und eines Zentralortcs soll nach Ausbruch des Streikes erfolgen. Die Versammlung war auch von Sozial demorralen und Nichtbergleutcn stark besucht. Gelsenkirchen , Sonntag 3. Januar, Abends. Die hie figen Bergarbeiter-Versanlmlungen traten dem Streikbeschlüsse einstimmig bei; die Straßen sind sehr belebt, es ist bisher zu keinerlei Ruhestörungen gekommen. Aus Dortmund wird uns geschrieben: Die am Freitag der Auslösung verfallene öffentliche Bergarbeiter-Versammlung, in welcher der Schlußredner Schöttchen- Haarzopf verhaftet wurde, fand am Sonntag Morgen ihre Fortsetzung. Das Ver- sammlungslokal von Plaas ivar überfüllt, hunderte standen noch vor den Thüre». S i e b e ck eröffnet 1 We Uhr die Versammlung. tns Bureau gewählt werden Bunte, Siebeck und . Schröder. Zuerst nimmt das Wort Bunte . Er geht auf den von derRheinisch-Westsälischen Arbeiter- Z e i t u n g" an den Pranger gestellten und ans Licht gezogenen Bericht derHarpener Bergbau-Gesellschaft" ein, dessen Winzeln- heiteu auführlich behandelnd. Scharf geißelt er den Versuch der Gegner, die Bewegung im Ruhrrevier alsMache" hinzustellen und den Agitatoren zu unterschieben, diese brauchten die Un- zufricdenheit, weil siedavon lebten".Kann man denn von der Unzufriedenheit leben, wenn der Unzufriedene nichts zu essen hat? Wer von den Arbeitergroschen lebt, das sind andere Leute. Den neuesten Nachrichten vom Saarrevier nach streiken noch 20 000 Mann. Wenn nach acht Tagen Streik noch soviele den Ausstand ausrecht erhalten, so lehrt das, daß sie volle Ursache zum Streik hatten, und mögen noch soviel Zeilungsredakteure rn ihren warmen Redaktionszimmern das Gegentheil niederschreiben. Fragen wir, wie sollen wir die Kamerade» im Saarrevier unter stützen, so wird mancher denken: ich würde gern eine Mark her geben, aber ich habe sie selbst für meine Familie nöthig. Die Löhne schwanken hier zwischen 50. und 85 Mark." Redner fragt die Versammlung:Halten die Kameraden ini Saarrevier ein Recht zum Streik oder nicht?" Die Versammlung antwortet mit brausendem Zuruf: Jawohl! Recht!Sollen die Bergleute im Saarrevier unterstützt werden?" Wird einstimmig bejaht. Sollen wir sie materiell unterstützen?" Wird gegen 2 Stimmen verneint.Sollen am Mittwoch sämmtliche Bergleute dieses Reviers kündigen?" Bewegung. Einstunmig verneint!Wollt Ihr am Montag die Arbeit kündigen?" Nein! Nein lDann müßt Ihr wissen, was Ihr am Montag zu thun habt!" Brau- send« Zuruf: Jawohl! Streik! Streik! Sodann geht Bunte auf die Anstellung der Oberältesten ein; die Zechenbefitzer würden nach der Wahl der Knappschafts - ältesten im letzten März, als eine ganze Reihe ihnen genehmer Aeltester nicht wiedergewählt war, wohl gedacht haben: Gut, wenn ihr sie nicht mehr haben wollt, dann nehmen wir sie und stellen sie als Oberälteste mit 151800 M. Gehalt an.' Wir sind, fährt Redner fort, noch nicht am Ende aller Ober ältesten, sondern wenn nach 5 oder 6 Jahren bei der Neuwahl der Altesten abermals so und so viel Alteste aus der Knappschaft Herausftiegen, dann wird man eher 24 als keine weitere Ober- älteste aus diesen machen. Sollen wir für diese Leute unser Geld bezahlen, das schon 0 M. und darüber an die Knappschasts kasse beträgt? Darauf gelangte die Resolution der Essener Freitags-Ver- sammlung, die sich gegen die Anstellung der Oberältesten und gegen das Knappschaftsstatut richtet, zur Abstimmung. Sie wird einstimmig angenommen. B r ü ß l e r: Wenn uns nach der neuen Arbeitsordnung bei Einstellung der Arbeit 6 Tage Lohn abgezogen werden sollen, so ist das vielen neu. Die Arbeitsordnung ist durchaus nicht allen bekannt geworden. Ich habe weder Statutenbuch noch Anschlag gelesen. Die ZecheTremonia" hat dieselben in Besitz und andere Zechen scheinen sie überhaupt nicht zu haben. Bunte: Die Arbeitsordnung ist trotzdem giltig. Die rheinisch-westsälischen Bergarbeiter haben zu der Arbeitsordnung nichts zu sagen gehabt. Die Zechenbesitzer veröffentlichten sie mög- lichst früh, da sie sich sagten, daß sie dann keine Arbeiter darüber zu hören brauchten.(Pfui! Pfui!) Was in der Arbeitsordnung steht, wird auch gehandhabt, ob ihr sie gelesen habt oder nicht. Schönwald: Es ist am besten, heute Personen zu wählen, welche die Organisation hier in die Hand nehmen. Um die Streikenden gewissenhaft zu unterrichten, soll man dieRheinisch. Westfälische Arbeiterzeitung" zum Publikationsorgan wählen. Den nach Bochum geschickten Delegirten soll aufgetragen werden, dafür zu wirken, daß das Streikkomitee nach Dortmund , dem Eitz der Redaktion derRheinisch-Westsälischen Arbeiterzeitung" verlegt wird. Wienecke: Laßt uns Leute ins Komitee wählen, die schon auf dem Straßenpflaster liegen, damit nicht noch mehr außer Arbeit kommen. Es wurden darauf zur Versammlung in Bochum gewählt: Bunte, Schönwald und Dückershoff. Die weitere Ab- Simmung über den Antrag Schönwald ergiebt einstimmige I n n a h m e. Bunte ermahnt zur Ruhe, warnt davor, sich provoziren zu lassen und schließt mit dem Ruf:Die Arbeit werde frei.' mit dreifachem Hoch die musterhaste imposante Versammlung, die unter Abfingen der Marseillaise auseinandergeht. Die nächste Versammlung ist Dienstag Nachmittags 5 Uhr. Aus Bochum empfangen wir folgenden Bericht: Die am Sonntag Nachmittag hier stattgehabte entscheidende Bersammlung der Delegirten und Bergarbeiter des Ruhr reviers war von über 10 000 Mann besucht. Das große Lokal im Schützenhof, in dem 1391 Bebel sprach, war überfüllt Joh. M eyer-Gelfenkirchen eröffnet gegen 4 Uhr die Ver sammlung. Ins Bureau werden gewählt Joh. Meyer Bunte und Schröder. Zunächst spricht Bunte . Derselbe geht auf die Entwickelung der Bewegung ein, theilt mit, daß gegen den in Dortmund verhafteten Schöttchen Anklage au' Grund von§ 130 des Str.-G.-B. erhoben werde, und welche Beschlüsse in Dortmund gefallen sind.Beschließt und berathet nun sachlich und ruhig! Erkennt Ihr die Berechtigung des Streiks im Saarrevier an, so müßt Ihr die Streikenden unterstützen, entweder durch Geld oder, wenn Ihr das nicht habt, auf andere Weise."(Bravo.) Meyer kennzeichnet zunächst die unwahre Berichterstattung derKölnischen Zeitung " und führt im weiteren aus: Die Käme- raden im Saarrevier verlangen achtstündige Schicht, einen Lohn von 4,50 und eine Aenderung der Arbeitsordnung. Sie fordern Verkürzung der Schicht, der Arbeiislosen wegen, deren Be- schäftigung die allgemeine Nothlaße lindern, den Konsum heben und dadurch die Krise abkürzen würde. DerBergmannsfreuud" verdient die schärfste Geißelung für seine Fälschung der die Lage der Bergarbeiter betreffenden Thatsachen. Sodann schildert Redner die Saarbrückener Arbeitsordnung. B a l l m a n n- Essen stellt die Haltung der Essener Ver sammlung vom Freitag und Sonntag Morgen dar. Man hat heschlossen, die Bochumer Beschlüsse unbedingt anzuerkennen. Folgende Forderungen seien bei einem eventuellen Ausstand auf- zustellen: Selbstverwaltung der Knappschastskasse, Schiedsgerichte mit zwei Drittel Arbeiterbeisitzern, achtstündige Schicht einschließ- lich Ein- und Ausfahrt, Aenderung der Arbeitsordnung. Wenn ein Ausstand beschlossen wird, so muß Mann an Mann ge standen werden, die politische und religiöse Stellung darf nicht entzweien.(Bravo ! Bravo! Streik! Streik!) Di« Versammlungen sind auf Drängen der Belegschaften einberufen und keineswegs von den Führern vorbereitet. Dieckmann- Gelsenkirchen : Die Versprechungen, die man uns 1839 bei Beendigung des Streiks gegeben hat, sind nicht ge- halten worden. Dieselben schauderhaften Zustände sind wieder eingetreten, ja, es ist schlimmer als zuvor. Die heutige Morgen- Versammlung in Gelsenkirchen war sehr stark, zu stark besucht. Sie beschloß die thatkrästigste Unterstützung der Kameraden an der Saar , aber nicht durch Geld, denn das hat man auch hier nicht, sondern auf andere Weise. Die ultramontaneGelfen kirchenerZeitung" bezeichnet den Saarstreik als unmoralisch, obgleich die Arbeiter dort durch die Drangsalirung zum Streik gezwungen wurden. Die Solidarität darf keine Phrase werden, wir müssen sie energisch bethätigen. Bei der guten Kartoffel- ernte können wir einen Ausstand schon einige Zeit aushalten. Bunte stellt daraus die aus den Versammlungen in Essen, Dortmund u. s. w. bekannten Fragen. Nachdem die Frage bejaht ist, ob durch Arbeitsniederlegung den Kameraden an der Saar Hilfe gebracht werden solle, meint Bunte , Ihr habt dann zu kündigen.(Laute Zurufe: Thun wir nicht, niemals!) Soll am Mittwoch oder Montag die Arbeit gekündigt werden?(Nein, keine Kündigung! Große Erregung!) Dann verfallt ihr dem Kontraklbruch! Keine einzige Hand erhebt sich auf die Frage, ob am Montag gekündigt werden solle. Bunte: Dann muß ich fragen, was Ihr wollt.(Brausende Zurufe: Streik! Streik! Am Montag!) Ich darf nicht fragen, ob Ihr streiken ivollt.(Jawohl, Streik! Streik!) Das bedeutet einen Kontraktbruch.(Schadet nichts! Schadet nichts!) Ihr müßt jetzt wissen, was Ihr zu thun habt! Ich darf es, um das Gefängniß zu vermeiden, nicht sagen. M a t t e r n- Gelsenkirchen: Die Grubenproletarier in Gelsenkirchen , über deren Versammlungen ich zu berichten habe, sind dort so erregt, daß ein allgemeiner Kladderadatsch nicht un- möglich ist. Wenn ich recht berichtet bin, ist das Militär aus Münster schon auf dem Wege nach hier. Man darf mir vom Vorstandstische nicht Mäßigung anbefehlen: ich habe die Pflicht, hier feurig zu reden. Eine laue Sprache nutzt nichts. Wir können ebenso gut nicht arbeiten und hungern als hungern und arbeiten. Wir haben nichts zu verlieren, sondern viel zu gewinnen. Einig müssen wir sein, politische und religiöse Unterschiede dürfen uns nicht trennen. Nicht die Sozial- demokratie hat uns aufgehetzt, sondern der profitwüthige Kapitalismus . Der billige Preis der Kartoffeln bildet jetzt de» Vorwand für die schamlosen Lohndrückereien. Verlaßt Eure darbenden Brüder nicht! Hungert ohne zu arbeiten!(Bravo I Bravo! Bravo!) Meyer: Ich ziehe mir die Mattern'schen Ausführungen betreffs lauer Sprache nicht an. Ich thue, stets meine Pflicht! (Bravo ! Bravo I Vravo!) Es geht folgende Resolution ein:In Erwägung, daß infolge der Unzuverlässigkeit der bürgerlichen Blätter euie Form geschaffen werden muß, um eine schnelle und wahrheitsgetreue Berichterstattung für die Bewegung im Ruhrrevier zu schaffen; in Erwägung, daß im Ruhrrevier nur ein täglich erscheinendes Arbeiterblatt existirt, dessen Berichte für die Bergleute außer dem Verbandsorgan allein maßgebend fein können; in fernerer Erwägung, daß Redaktion und Verlag dieses Arbeirerblattes sich in Dortmund befindet, beschließt die Versammlung, das gewählte Streikkomitee hat seinen Zentralsitz in Dortmund und steht mit den übrigen Lokalkomilee's in direkter Verbindung. Schön- w a l d- Dortmund ." Sp örkel- Rotthausen:Ich habe in Essen gegen den Ausstand gesprochen, bin aber niedergeschrieen worden. Die heutige Versammlung beweist, daß ich mich geirrt und daß der Ausstand nicht von der Sozialdemokratie gemacht, sondern der Will« der Arbeiter ist. Gebt auf die Zeitungsnachrichten nichts, sondern hört auf die Delegirten". Er verliest sodann den(unten auszugsweise veröffentlichten) ArtikelEntlarvt", aus der Sonnabendsnunnner derRhein.-Westfälischen Arbeiter-Zeitung", und knüpft daran eine scharfe Kritik. Bestimmt, was ihr wollt; das Volk hat jetzt das Wort. S ch ö n w a l d- Dortmund : Die Arbeitsniederlegung ist be- chlossen, aber nicht der Tag, an dem sie stattfinden soll. Doch meine ich, morgen.... ist Montag, wo man eine ganze Woche vor sich hat. Er ermahnte zur Einigkeit und größter Ruhe. (Bravo ! Bravo!) Meyer» Gelfenkirchen liest in Anknüpfung an die Worte Schönwald's eine Notiz derKölnischen Zeitung " vor, welche lautet:Heute ist Feiertag, morgen wird blau gemacht und wenn am Sonntag gut geredet wird, so gehen am Montag Blaumacher und Streikende in einander über."(Pfui! Pfui!) Ballmann: Es ist Zeit Beschluß zu fassen. Mehrere müssen abreisen. Es scheint, man hat Angst, eine gewisse Frage an die Versammlung zu richten. Aber die Bersammlung muß beschließen. Bunte: Ich denke, der definitive Beschluß ist gefaßt, eine Abstimmung nicht mehr nöthig.(Zustimmung und Widerspruch.) V ö ck e r- Rotthawsen: Man nennt die Gemaßregelten Aufhetzer", weil sie ihre im Elend schmachtenden Kameraden nicht im Stiche lassen. Betrachten Sie den morgenden MonlagSonntag als einen heiligen Tag.(Brausendes Jawohl!), dann müssen Sie wissen, wie Sie ihn begehen.(Brauseudes Jawohl! Streiken!) Bauer- Weitmar: Man sollte die wichtige Frage des Aus- standes reiflicher überlegen. Die Kameraden meines Bezirks fühlen sich zwar solidarisch mit den übrigen Bergarbeitern, aber nicht, wenn die nördlichen Zechen sie wie 1891 im Stich lasse«. Wir sichern euch thatkräitige Hilfe zu, aber nur, wenn Aussicht auf Erfolg da ist. B r i n g e iv a l d- Wattenscheid: Die Wattenscheider werde» in den Streik eintreten, wenn die übrigen Zechen vorangehen, weil man sie 1391 im Stich gelassen hat. Vraugenberg- Steele mahnt begeistert zur Einigkeit. Folgender Antrag ist eingegangen:Beantrage, daß man die Saarbrücker Kameraden durch Arbeitsniederlegung am Montag unterstütze."(Ohne Namensunterschrift.) Es wird einstimmig beschlossen, diesen Antrag zu debattiren.(Brausender Beifall.) L. Schröder dankt für die den Brüdern im Saarreiii«? dargebrachte Sympathie. Möge kommen, was da will, wir werden unsere Schuldigkeit thun. Bunte weist auf die ResolutionSchönwald" hin. Er stimmt derselben zu. Das solle nicht heißen, daß die Dort- munder die Zentrale haben wollten, es komme ihm nur auf schnelle Berichterstattung an. Dieckmann: Es müssen in allen Bezirken Kommissionen gewählt werden. Dann muß der Zentralpunkt bestimmt werden. Meyer: Erst muß der Montag abgewartet werden, ob gestreikt wird, und dann sind möglichst wenig Personen zu wählen, damit nicht zu viele verhaftet werden. Es ist ein An- trag eingelaufen, das Verbandsorgan während des Streiks täglich erscheinen zu lassen. Ich halte die Abstimmung für überflüssig. Wir müssen erst abwarten.(Schluß- rufe.) Es wird mir vorgeworfen, es sei nicht abgestimmt worden, wie die Saar -Kameraden unterstützt werden sollen. Das ist doch ein großer Jrrthum.(Sehr richtig! Streik! Streik!) Es j ist ein Antrag von V ö ck e r- Rotthausen eingelaufen, das Verbandsorgan während des Streiks täglich herauszugeben. Die Versammlung beschließt, über diesen und die übrigen An- träge erst nach Ausbruch des Streiks zu beschließen. Nach mehr- maliger Ermahnung Schröders zu festester Einigkeit wird die Versammlung mit einem brausenden Hoch aus die Bergarbeiter« bewegung geschlossen. Die Redaktion der in Dortmund erscheinenden Rheinisch-Westsälischen Arbeiter»Zeitung" hatte das Glück, eine Druckschrift aufzufischen, die jedenfalls nicht für die Oeffentlichkeit und ganz gewiß nicht für die Redaktion einer sozialdemokratischen Zeitung bestimmt war, sondern deren Wirkungskreis nicht über die Grenze der Harpener Bergbau-Aktiengesellseb ft" hinaus- griff. Die Druckschrist trägt auf der ersten Textseite(von dem Titelblatt fehlt die obere Hälfte) die Ueberschrift: Bericht des Aussichtsrathes zur ordentlichen General- Versammlung am 29. Oktobe-- 1892. Dieser Bericht enthält die Abrechnung pro 1391�,2 und außerdem Vor­schläge, deren einer ein Zugeständniß von großem Werlhe ist. Auf Seite 4 des Berichts ist zu lesen: Das Sinken der Arbeitsleistung ist weniger der ver- minderten Leistung der Kohlenhauer, als der ver- minderten Abbaumethode mit Bergeversatz auf vielen Zechen zu- zuschreiben, und muß damit auf die Dauer gerechnet werden Immerhin hat die Erfahrung gezeigt, daß eine Erhöhung Leistung bei sinkenden Löhnen eintritt, und eine Ermäßigung oer Löhne ist die nothwendige Folge der veränderten Lage der Kohlern- Industrie, da die Löhne allern-/» der Selbstkosten ausmachen. Die Herabsetzung der Löhne kann selbstverständlich nur allmälig ge- schehen, und wird durch den Preisrückgang der Nahrungsmittel, rnfolge der reichen Ernte, diese Maßregel den Arbeiter weniger hart treffen." Unser Bruderorgan meint zu diesem netten Pröbchen von Arbeiterfreundlichkeit der Zechenbarone:Jeder Arbeiter, der nach dem großen Streik von 1339 einen Blick in grubenkapitalistische Blätter warf, hat zu hunderteil von Malen lesen müssen, daß der Streik die Bergarbeiter störrig und ar- beitsunwillig gemacht habe, daß das Sinken der Arbeitsleistung nichts als den geschwundenen, durch Hetzer ge- störten Frieden zwischen Kapital und Arbeit zur Ursache habe. Und nun? Was lesen wir hier schwarz auf weiß? In der Hauptsache ist die M e t h o d e des Abbaus» die eine Aenderung erfuhr, Schuld daran. Und weiter, wie nennt m"- es, wenn, als die gute Ernte winkte, kapitalistische Blätter dar. einen Lobgesang anstimmten und den Arbeiter auf die nahend Erträglichergestaltung seiner Lebenshaltung hinwiesen, und wem- nun, nachdem die Theuerung in etwas nachgelassen, das Kapital sich dieser Thatsache bemächtigt und seine Schritte, aus dem armen ausgemergelten Proletarier immer noch mehr Mehrwerth herauszupressen, danach einrichtet? Wie nennt man das? DaS nennt man brutal, nein,'schlimmer als brutal, der Ausdruck da« für muß erst noch gesunden werden." Vom Montag liegen folgende Nachrichten des W o l f f'js ch e« Telegraphenbureaus vor: Saarbrücken , 9. Januar. Nach derSaarbrücker Zeitung " sind heute 1039 Mann mehr angefahren. Die Löhnung am Sonnabend verlief ohne Störung. Viele der Streikenden haben ihren Lohn nicht in Empfang genommen. Größere Ab- legungen stehen bevor. Gelsenkirchen , 9. Januar. Viele Arbeiter der um- liegenden Zechen wollen die heute und morgen stattfindende Ab- schlagszahlung abwarten und am Mittwoch bezüglich ihres Ein- trilts�in den Streik ihre Entschlüsse fassen. "'elsenkirchen, 9. Januar. Im Herner , Bochumer und *~............... jfl__ sind angefahren. E s s r n a. d. Ruhr, 9. Januar. DerRheinisch-Westsälischen Zeitung" zufolge sind die Belegschaften der im Landkreise Essen gelegenen ZechenKönig Wilhelm" undCarolus Magnuö" theilweise ansständig. Angefahren sind ansNeu-Köln" von 33 Arbeitern über Tage 40, von 322 unter Tage 39, aufWölfs- dank" von 580 Arbeitern 130 über und 35 unter Tage, aus Carolus" von 55 über Tage 50 und von 209 unter Tage 100. Dortmund , 9. Januar. Hier ist heute alles ruhig am Arbeiten. Erst nach der morgenden Lohnabschlagszahlung dürfte is sich, wie dieRheinisch-Westfälische Zeitung" meint, ent- cheiden, ob der Bochumer Streikproklamation Folge geleistet wird. Unter Tage wird die Agitation für den Ausstand lebhast betrieben. Bochum , 9. Januar. Aus den benachbarten Zechen Präsident",Konstantin",Karolinenglück",Herminenglück", iborius" undDannenbaum" sind sämmtliche Arbeiter zur sfaiihsdncM anacfabrcn, 5k ö l n, 9, Januar. DerKonischen Zeitung" zufolge sind auf ZecheWilhelmin« Viktoria" von der Bergwerksäeseklschast Hibernia" bei der heutigen Morgenschicht von 1604 Mann Be» legschaft 435 Mann angefahren. Nach demBerliner Tageblatt" beginnt es auch unter den lothringischen Bergarbeitern zu gähren. Am sollte in Allglashütte»iue Massenversammlung statt«