Nr. 281.
24. Jahrgang.
Aus der Frauenbewegung.
Ernährungsfragen.
Der Alkohol und die kalte Küche sind schlimme Feinde und Verderber des Arbeiterhaushalts. Um so schlimmer darum, weil sie von vielen als willkommene Tröster und Helfer angesehen werden. Weil viele in der jetzt hereinbrechenden Beit der Not nach ihnen Ausschau halten und glauben, daß nur mit ihrer Hülfe der Einnahmerückgang samt den Teuerungspreisen überwunden und ausgeglichen werden könnte.
Ob das Stückchen Wurst oder Schinkensped für den einzelnen ein bißchen größer oder kleiner ausfällt, das merkt keiner. Und das Stüd Brot dazu rutscht besser, wenn es mit einem Glas Bier oder einem Gläschen Schnaps angefeuchtet wird. Schließlich kann auch die Mutter eher auf Arbeit gehen, wenn sie sich nicht solange mit der Kocherei abzuplagen hat.
In erster Linie kommen hier in Betracht: Hülsenfrüchte, Gemüse, Mehlspeisen, Obst und alle in diesem Zusammenhang mög= lichen Kombinationen.
Eingegangene Druckschriften.
Blutus. Heft 48. Kritische Bochenschrift für Bollswirtschaft und Finanzwesen. Herausgeber: Georg Bernhard .) Berlag Berlin - Charlotten burg , Goethestraße 69. Die Aufhebung der reglementierten Prostitution in Dänemark . Volkswirtschaftliche Blätter", 2. Novemberheft. Herausgegebent Im Oktober dieses Jahres war ein Jahr verflossen, feit in im Auftrage des Deutschen Volkswirtschaftlichen Verbandes den Hermann Dänemark das Gefez in Kraft trat, das die reglementierte Edm Strüger. Starl Sehmanns Berlag, Berlin W. 8. Prostitution beseitigte. Die Prostitution selbst, die ja ein un- Herausgegeben von Prof. Dr. Fr. Umlauft. A. Hartlebens Berlag in Wien . Deutsche Rundschau für Geographie und Statistit. Heft 3, vermeidlicher Bestandteil der bestehenden sittlichen" Weltordnung Jährlich 12 Hefte zu 1,15 M. ist, wurde damit natürlich nicht abgeschafft.
12
Wie das neue Gesetz, wie die Aufhebung des Zwanges der Brostituierten zu regelmäßiger ärztlicher Untersuchung auf den Gefundheitszustand der Bevölkerung gewirkt hat, das läßt sich vorläufig noch nicht feststellen. Dazu ist die Zeit eines Jahres zu kurz, und außerdem tonnte ja auch die neue Einrichtung der unentgelt lichen Behandlung Geschlechtsfranker noch nicht so zur Geltung tommen, wie das für spätere Zeit zu erwarten ist.
Rapital und Erfindung. Oktober- November- Heft. Von Otto Bicsner. Einzelh. 40 Pf. Berlag Berlin SW. 47. Bierteljahrsschrift für förperliche Erziehung. 3. Heft. Herausgegeben von Prof. Dr. 2. Burgerstein und Dr. V. Pinner. Verlag F. Deutice, Bien I, Schottengaffe 6. Dr. 3. Wolf. Monatlich ein Heft. Vierteljährlich 5 M. Verlag: A. Detchert Zeitschrift für Sozialwissenschaft. Hest 11. Herausgegeben von Radhf. G. Böhme) in Leipzig .
Kulturgeschichte des deutschen Boltes von Otto Henne am Rhyn. Lieferung 4, 5 u. 6 a 1 M. Verlag: Baumgärtel, Berlin W. 30. Morgen". Bochenschrift für deutsche Kultur. Nr. 25. 50 Pf. Berlag: Marquardt u. Co., Berlin W. 50. Architektur- Konkurrenzen. Band III, Heft 1, Herausgegeben von
G. D. Badeker, Effent, gegeben vom Berein für Kinder- Bollstüchen. 46 Seiten. Geschäftsstelle Zur Frage der Speisung notleidender Schulkinder. HerausBerlin W. 50
Ueber die Wirkung des Gesezes auf die Rechtsverhältniffe war Das ist so das landläufige Gerede. Das ist es heute wie vor man sich auch in mancher Hinsicht im unklaren. Die Polizeis 10 und 20 Jahren. Damals wurde in der noch von Jastrow heraus- behörden konnten sich schwer an den neuen Zustand gewöhnen gegebenen Sozialen Bragis" ein Artikel veröffentlicht, der sich und suchten hier und da in altgewohnter Weise ihre Macht betitelt:„ Erwerbs- oder Hausarbeit der Arbeiterfrau". Es ist dort gegen die Prostitution geltend zu machen. Urteile der Berlin W. 8. von zwei Arbeiterfamilien die Rede, von denen die eine, in Leipzig Sriminalgerichte und schließlich des höchsten Gerichts haben nun der wohnhaft, 5 Köpfe zählt( 8 Kinder im Alter von 11, 8 und 4 Jahren) und mit einem Wocheneinkommen von etwa 20 M.( im Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts) zu rechnen hat, zu dem der Mann 13 M. und die Frau 7 m. beiträgt. Bon diesen 20 M. werden für Nahrungsmittel 10,74 M., für Genußmittel( Tabat, Bier, Schnaps) 2,08 M. aufgewandt. Eine Hauptrolle im Nahrungsbudget spielen Brot, Startoffelu, Käse, Gurken und Spirituosen. Milch und Hülsenfrüchte fehlen vollständig. Anders bei einer Frankfurter Arbeiterfamilie von 6 Köpfen, die im Jahre 1894 oder 1895 mit einem Wocheneinkommen von 18 M. zu rechnen hat, das allerdings vom Manne allein verdient wird. Die Mutter ist zu Hause und spart dadurch gleich vorweg das Aufsichtsgeld, das die Leipziger Familie in Höhe von 1 M. bezw. 50 Pf. pro Woche für das Jüngste Kind zu zahlen hat. Sie kann auch Hausrat und Kleider beffer imftande halten, als dies der auf Arbeit gehenden Leipziger Arbeiterfrau möglich ist, und, was die Hauptsache ist, bei einer wöchentlichen Nahrungsausgabe von 7,36 M. ernährt sie ihre Leute besser als dies in Leipzig , bei einer Person weniger, mit 10,74 m. geschieht. Auch beim Verbrauchsposten von Heizungs- und Befeuchtungsmitteln stellt sich heraus, daß die Frankfurter Familie rationeller wirtschaftet. Ausgaben für Alkohol finden wir da freilich überhaupt nicht.
Das beweist nun zweierlei. Einmal, daß da, wo mehrere Kinder vorhanden, der von der Mutter zu erlangende Verdienft nur gering und wenn der Verdienst des Vaters nur einigermaßen ausreichend ist, die Mutter besser daran tut, auf die Erwerbsarbeit zu verzichten und ihre Arbeitskraft in den Dienst häuslicher Ersparnis, befferer Wirtschaftsführung, Verwendung und Ausnutzung nahrhafter Lebensmittel zu stellen.
Zum anderen beweist unser Beispiel, daß talte Küche und altoholische Getränke eine rationelle und ausreichende Ernährung nur bortäuschen, in Wirklichkeit aber hintanhalten. Es beweist, daß diese beiden Feinde des Arbeiters eine Ernährung bedingen, die teurer und um vicles schlechter ist, als die allerdings mühevollere Küchenführung, die nahrhafte, wennschon mühsamer zu erschließende und zuzubereitende Rohstoffe verwendet, die billiger sind als die fertigen Produkte der talten Stüche und die zugleich die trügerische Werbefferung durch den Alkohol überflüssig machen.
Band 58. Mole:
S. Scheurembrandt. Jährlich 12 Hefte 15 M. Verlag E. Wasmuth, Bolizei in einigen der wichtigsten Streitfragen eine Richtschnur ge- das vierte Geschäftsjahr. 13 Seiten. Berlag: H. Kaufmann, Hamburg 1. Geschäftsbericht des Konfumvereins Britwalt und Umgegend über geben. Eine Frau follte wegen Ruppelei bestraft werden, weil sie Wilhelm Berbrow: Afrikas Herrscher und Voltshelden". Verlag Brostituierten Unterkunft gewährte und ihnen Aufwartedienste leistete. S. St. W. Berdrow, Nieder- Schönhausen. Preis: brosch. 3,50 m., geb. Sie wurde freigesprochen, weil sie nachwies, daß fie teine 4,00. höhere Bezahlung genommen hatte, als von anderen Leuten Apotheken und Krankenkassen. Von Dr. jur. Kuhn. 1,50 M. Berlag für Logis und Aufwartung verlangt wird. Bekanntlich werden die Prostituierten überall, wo die Reglementierung besteht, von den Vermieterinnen wucherisch ausgebeutet und dadurch gezwungen, um so eifriger ihrem Gewerbe nachzugehen. Nun ist es also in Aus Natur und Geisteswelt. Band 200. Die Mechanik des Dänemark durch Gerichtsurteil festgelegt, daß es keineswegs strafbar Geisteslebens. Bon Profeffor Dr. Max Verworn , Göttingen . Band 5. ist, Prostituierten Unterschlupf zu gewähren, falls dafür nicht be- uft, Waffer, Licht und Wärme. Von Prof. Dr. N. Plochmann in sonders hohe Preise verlangt werden. Eine Bestimmung des neuen Stönigsberg. Band 16. Die deutschen Volksstämme und LandGesetzes, die der Polizei eine besondere Handhabe gegen die hiftorische Stizze. Von Prof. H. Boehmer in Bonn . schaften. Von Prof. Dr. D. Welse. Band 49. Die Jefuiten. Eine Prostitution bietet, ist die, daß Prostituierte unter Umständen wegen füle, Atome, Weltäther . Bon Dr. Gustav Mie , a. o. Profeffor der Bagabundage oder als Arbeitsscheue bestraft Phyfit in Greifswald . Band 128. Moderne Rechtsprobleme. Von werden können. Wie nun durch Urteil des höchsten Gerichts Prof. Dr. Joseph Kohler in Berlin . Band 132. Kaffee, Tee, Katao bestätigt wurde, können sie sich gegen solche Bestrafung jedoch schützen, und die übrigen narkotischen Aufgußgetränke. Bon Prof. Dr. A. Wieler. wenn sie, sei es auch nur nebenbei, als Arbeiterinnen tätig find oder Dr. Walther Stauve, Spezialarzt für stinderkrankheiten in Bonn . Band 154. Der Säugling, feine Ernährung und seine Pflege. Bon sonstwie ein anderes Gewerbe betreiben. Die Polizei wollte cine Band 160. Die Tierwelt des Mikroskops( die Urtiere). Bon Dr. Oktoberdame", wie man fie jest in Dänemark zu nennen pflegt, Richard Goldschmidt . bestraft wissen, obwohl sie als Näherin tätig war, weil fie früher Johannes Petersen, Direktor des Waisenhauses in Hamburg . I. Die öffentBand 161-162. Jugendfürsorge. Von Dr. sich der Prostitution hingab und damit offenbar mehr verdiente als liche Fürsorge für die Hülfsbedürftige Jugend. II. Die öffentliche Fürsorge mit der Näherei. Das Kriminalgericht sprach sie frei und das höchste für die fittlich gefährdete und die gewerblich tätige Jugend. Band 163. Gericht hat dieses Urteil bestätigt und dabei ausgeführt, daß, wie Die Städte, geographisch betrachtet. Bon Prof. Dr. K. Haffert in Köln . das neue Gesetz beschaffen ist, Bestrafung wegen Brostitution nicht Band 164. Herbaris Lehren und Leben. Von Pastor O. Flügel. möglich ist, wenn die Betreffende nur nachweisen kann, daß sie widelung und Bedeutung. Bon 3. Bruns, kaiserl. Boftrat. Mit einem Bildnisse herbarts. Band 165. Das Postwesen, seine Entaußerdem auf andere Weise etwas Geld verdient. Band 170. Mathematische Spiele. Bon Dr. B. Ahrens. Band 169. Deutsche Schiffahrt und Schiffahrtspolitik der Gegenwart. Bon Karl Thieß , Profeffor an der Technischen Hochschule in Danzig . Band 172. Dic Lehre von der Wärme. Bon Prof. Dr. R. Börnstein. Band 177. Sittliche Lebensanschanungen der Gegenwart. Von Prof. Dr. Dtto Stirn in Leipzig . Band 182. Das Buchgewerbe und die Kultur. Sechs Vorträge, gehalten im Auftrage des Deutschen Buchgewerbevereins im Winter 1907 von R. Fode, H. Hermelint, R. Kautsch, H. Baentig, G. Witkowski, R. Buttle. Band 183. Die Telegraphie in ihrer Entwickelung und Bedeutung. Bon Johannes Bruns, faifert Poftrat. Band 188. Deutsches Ringen nach Kraft und Schönheit. Bon Turninspektor Karl Möller. Preis jedes einzelnen Bandes geh. 1 M., in Leinwand geb. 1,25. Berlag B. G. Teubner in Leipzig .
Bersammlungen Veranstaltungen.
Lichtenberg . Dienstag, 3. Dezember, 8% Uhr, im Lokal von Gürsch, Frankfurter Chauffee, öffentliche Frauenversammlung. Vortrag der Genoffin Weyl: Die Frau in der Kommune". Bericht der Vertrauensperson und Neuwahl derselben.
Verband sozialdemokratischer Wahlvereine
Berlins und Umgegend. Dienstag, den 3. Dezember, 8% Uhr abends:
Vereins- Versammlungen.
I. Kreis
Dräsels Festfäle, Neue Friedrichstraße 35.
II. Kreis
t
COOL
001
Steffer
IV. Kreis
Kellers Festfäle( Inh. Freyer), Koppenstr. 29.
erg. 9208
III. Kreis
dA- 88M
Frankes Festsäle( Inh. Meyer), Sebastianstr. 39.
V. Kreis
Musiker- Säle, Kaiser Wilhelmstr. 18m.
VI. Kreis
Germania- Prachtsäle, Chauffeeſtr. 110.
Rixdorf. SHoppes Festfäle, Hermannstr. 49/50.
Tages- Ordnung:
1. Berichterstattung vom preußischen Parteitag. 2. Diskussion. 3. Partei- und Vereinsangelegenheiten.
Mitgliedsbuch legitimiert.
Zahlreiches Erscheinen erwarten
Die Vorstände.