Einzelbild herunterladen
 

Br. 281. 24. Jahrgang 7. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Song, 1. Dezember 1907.

Partei- Angelegenheiten.

Zur Lokallifte. Auf wiederholte Anfragen teilen wir mit, baß die Johann Georgen Sale" in Halensee ( Inh. Herr Scheruch) der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung stehen, wobei wir bemerken wollen, daß Herr Scheruch noch Jn haber des Lokals" affelwerber" in Rieber Schöne Nieder- Schöne weide ist. Wir ersuchen deshalb die Parteigenoffen, vor ftehendes zu beachten. In Ruhlsdorf bei Teltow steht unr das Lokal von E. Herold nicht mehr zur Verfügung, so daß nunmehr dort felbst fämtliche Lofale gesperrt sind.

Die Lokalkommission.

2. Wahlkreis. Die Urania Borstellung: Ueber den Brenner nach Benedig" findet am Sonntag, den 8. De­aember, mittags 1 hr resp. 2 Uhr, statt.( Um 1 Uhr wird der Phyfifjaal geöffnet und um 2 Uhr beginnt die Vorstellung.) Die nicht bertauften Billets müssen bis spätestens Dienstag, den 3. Dezember, abends, an die Ab­teilungs- resp. Bezirksführer zurüdgegeben werden, damit dieselben weiter verkauft werden können. Anschließend an diese Vorstellung findet im Lokale von Julius Meyer, Oranienftr. 103, ein gemütliches Beisammensein statt, wozu ganz besonders die Genossen der Friedrichstadt eingeladen sind. Das Vergnügungskomitee.

4. Wahlkreis. Am Dienstag, 3. Dezember, abends 8 Uhr, findet in der Königsbant", Große Frankfurterstr. 117, eine öffentliche Bersammlung statt, in der der Regitator Walfotte über das Drama " Das verlorene Paradies" regitieren wird. Genossen! agitiert für guten Besuch der Versammlung; bringt eure Frauen mit.

Der Vorstand.

Am heutigen Sonntag, den 1. Dezember, finden im Streife Teltow = Beeskow in folgenden Orten Demonstrationsberfam nilungen statt:

Drewih, nachmittags 4 Uhr, bei Buhlmann, Botsdamerstr. 21. Ketschendorf, nachmittags 3 Uhr, im Gasthof zum schwarzen Adler. Krausnic, nachmittags 1 Uhr, bei Robert Otto. Markgrafpieste, nachmittags 2 Uhr, bei Fischer. Rauen, nachmittags 8 Uhr, bei A. Müller.

Rudow , nachmittags 3 11hr, bei a Im, Köpeniderstraße. Schenkendorf, nachmittags 3 Uhr, bei Otto Pätsch. Schmargendorf , mittags 12% Uhr, im Wirtshaus Schmargen­ dorf , Warnemünderstr. 6.

Storkow , nachmittags 2 Uhr, im Rathaushotel. Trebbin , nachmittags 3 Uhr, im Schüßenhaus, Berlinerstr. 44. Zernsdorf , nachmittags 3 Uhr, bei Snorr.

Zoffen, nachmittags 4 Uhr, bei Schimke, Barutherstr. 10. Eichwalde , Zeuthen , Miersdorf und Umgegend, nachmittags 4 Uhr, in Wittes Waldschlößchen in Eichwalde . Parteigenoffen! Agitiert für einen zahlreichen Besuch dieser Ver­fammlungen. Die Einberufer. Schöneberg . Die Ausstellung der Jugendliteratur findet am heutigen Sonntag fowie am 8., 15. und 22. Dezember, in der geit von 4-8 Uhr abends, im Tunnel von E. Obst, Meiningerstr. 8, statt. Am Sonnabend, den 14., ist die Besichtigung von 8-10 1hr abends. Da ein großer Teil Bestellungen bereits eingegangen, er­fuchen wir diejenigen, die gewillt find, für Weihnachten ein gutes Werk zu laufen, bis spätestens den 10. Dezember ihre Bestellung aufzugeben.

Wahlverein Karlshorst . Den Parteigenossen zur Nachricht, daß die Mitgliederversammlung am Dienstag, den 3. Dezember, abends 8% Uhr, im Lokale des Herrn A. Bartels, Bring Adalbertstraße, Ede hönowerwiesenweg, stattfindet. 1. Vortrag des Barteisekretärs Gen. F. Ebert ; 2. Diskussion; 3. Vereinsangelegen. heiten. Die Mitglieder werden ersucht, vollzählig zu erscheinen. Der Vorstand.

Der Ankauf des Botanischen Gartens.

er im Besibe einer ausreichenden Legitimation war. Dieser Um Inwieweit diese Meldung richtig ist und um tvelchen Entscheid stand gab dem Vertreter des Händlers Fr., dem Rechtsanwalt es sich handelt, muß abgewartet werden. Angesichts der bisherigen Dr. Liebknecht im Termin Veranlassung, in der schärfsten Weise Haltung der staatlichen Behörden zur Stadt Berlin dürfte es gut die Handlungsweise des Schuhmanns zu fritifieren und als einen fein, fich nicht freudigen Erwartungen hinzugeben. bergriff au fennzeichnen. Der Staatsanwalt Dr. Lehmann benußte aber die Gelegenheit, dem Schußmann beizuspringen und zu erklären, daß sich unter den Straßenhändlern zahlreiches Ge­Der Magistrat von Berlin hat der Stadtverordnetenversamm findel, Zuhälter und dergleichen befände. Diese Worte bei dieser lung eine ausführliche Vorlage über den Ankauf des alten Bota­Gelegenheit und in dieser Allgemeinheit gesprochen, mußten die nischen Gartens überfandt. Danach übernimmt die Stadt Berlin reellen Straßenhändler empören. Sie nahmen gegen diefe Aeuße- cund 57 000 Quadratmeter des Gartens, über dessen spätere Ver­rung des Staatsanwalts Dr. Lehmann in einer Versammlung ivendung sich der Magistrat weitere Beschlüsse vorbehält. Der Er Stellung und protestierten ganz entschieden gegen diese den Stand herabseßenden Aeußerungen; außerdem beschlossen sie, gegen den verb ist indes an den Vorbehalt geknüpft, daß der Oberpräsident Staatsanwalt den Weg der Beschwerde zu gehen. Jetzt ist vom bem Referbefonds der städtischen Sparkasse gibt, die der Fistus seine Zustimmung zu der Entnahme von zwei Millionen Mark aus Oberstaatsanwalt folgender Bescheid eingegangen: als Kaufpreis erhalten soll. Ferner ist zur Voraussetzung des Er­werbs gemacht, daß die Gemeinde Schöneberg gemeinsam mit der Stadt Berlin neue Baufluchtlinien für die Grunewaldstraße feft= setzt zur Verbreiterung derselben auf mindestens 26,4 Meter.

" Die vom Vorstande der Freien Vereinigung der Straßen­händler und Händlerinnen Berlins und Umgegend unter dem 10. September 1907 an mich gerichtete Beschwerde über den Staatsanwalt Dr. Lehmann hat mir Veranlassung gegeben, die Angelegenheit nochmals eingehend zu prüfen. Auch nach dieser erneuten Prüfung bin ich nicht in der Lage, das Auftreten des etlichen Wochen über Herrn Bieb renz, den Leiter der dortigen Erziehung zur Höflichkeit. Aus Moabit berichteten wir vor Staatsanwalts Dr. Lehmann in der Sitzung der Ferien- Straj- 31. Gemeindeschule. Wir schilderten diesen Mann in seiner tammer 5 des Landgerichts I vom 14. August 1907 zu miß- dreifachen Tätigkeit eines Gemeindeschulrektors, eines Armentom­billigen.

Der Verteidiger des Angeklagten Franke, Rechtsanwalt miffionsvorstehers und eines Hausagrarierführers. Ueber Herrn Dr. Liebknecht, hatte ausgeführt, der den Franke sistierende Liebereng als Gemeindeschulrektor teilten wir mit, in feinen Unter­Schußmann habe seine Befugnisse überschritten, er habe Frante richtsstunden gebrauche er gegen seine Schüler Schimpfwörter der schlimmsten Art. Wir fügten hinzu, vor derselben Schülern wettere nicht sistieren dürfen, da dieser ihm feine Papiere angeboten er gegen die Sozialdemokratie und flage, daß sozialdemokratische habe. Das Verfahren des Schußmanns stelle sich als ein Gingriff in die persönliche Freiheit und eine Verlegung der preußischen Zeitungsschreiber dafür bezahlt würden, tüchtig zu schimpfen. Verfassung dar und sei eine unrechtmäßige Freiheitsberaubung gewesen. Staatsanwalt Dr. Lehmann hielt sich mit Recht für verpflichtet, diese unbegründeten Angriffe abzuwehren und das Vergehen des Schuhmanns zu rechtfertigen. Zu diesem Zwecke wies er darauf hin, daß bei der Feststellung von Straßenhändlern besondere Borsicht am Blaze sei, da sich die Straßenhändler zum Teil aus Gelegenheitsarbeitern, Leuten, die keine feste Wohnung hätten, auch aus zuhälterkreisen und anderen unsicheren Stan­tonisten refrutierten. Daß er hiermit etwas Wahrheitswidriges behauptet hat, muß nach den von mir angestellten Grmittelungen für ausgeschlossen gelten.

Ich weise deshalb Ihre Beschwerde als unbegründet zurüd. Dieser Bescheid dient zugleich als Antwort auf die unter dem 4. November 1907 an den Herrn Justisminister gerichtete Gingabe, welche nach erfolgter Brüfung von dem Herrn Minister dem Herrn Oberstaatsanwalt bei dem Kammergericht und von diesem mir zur weiteren Veranlassung überwiesen ist.

Isenbiel,

Oberstaatsanwalt.

Aus dieser Antwort geht hervor, daß der Oberstaatsanwalt die Beschwerde als unbegründet zurüdipeift. Der Herr Oberstaats­anwalt meint, der Staatsanwalt Dr. Lehmann habe nichts Wahr­heitswidriges in feinen Ausführungen gesagt. Um den Stern der Sache drückt sich der Oberstaatsanwalt herum. Gewiß, auch die Sändler bestreiten nicht, daß sich, wie in anderen Bevölkerungs­flaffen es fei nur an den Molife- Hardenprozeß erinnert auch unter den Straßenhändlern schlechte Clemente befinden; das war aber fein Anlaß, bei dieser Gelegenheit und in dieser Art von den Händlern so zu reden, wie der Staatsanwalt Dr. Lehmann es für angebracht hielt. Wir möchten bei dieser Gelegenheit dem Herrn Oberstaatsanwalt Dr. 3fenbiel empfehlen, die Reben, die jest im Reichstage über den Prozeß Moltte- Harden gehalten wurden, zu lesen; das Studium der Rede des Herrn v. Einem dürfte ihm be­eifen, daß selbst ein Kriegsminister zugeben muß, daß sich schlechte Glemente unter den Offizieren befunden haben, aber sich entschieden dagegen verwahrt, daß das Offizierstorps damit herabgesezt wird. Aber hier handelt es sich ja nur um arme Straßenhändler!

Am Sonnabend, den 7. Dezember, veranstaltet der Wahlverein Postkarten ohne Adresse. Die Menge der unbestellbaren Post­ein Vereinsbergnügen, zu dem nur Mitgliedsbücher legitimieren. sendungen wächst mit der Bunahme des Postverkehrs von Jahr zu Billetts werden nicht ausgegeben. Der Vorstand. Jahr, geigt aber bezeichnende Verschiebungen. Immer wird es Weißenfee. Am Mittwoch, den 4. Dezember, abends 8 Uhr, die Postkarte sein, die der Post besondere Schwierigkeiten macht. findet im Schloß- Etablissement", König- Chauffee 1/3, eine öffent- Zur Ermittelung des Absenders besteht bei jeder Ober- Postdirektion liche Versammlung statt. Hierzu find sämtliche Pastoren Weißensees ein besonderer Ausschuß, der die Berechtigung hat, unbestellbare schriftlich eingeladen. Die Genossen werden ersucht, für zahlreichen Bostsendungen zu öffnen oder auch sonst den Absender zu er Besuch diefer Bersammlung zu agitieren. Der Vorstand. mitteln. Diesen Ausschüssen wurden noch bis zum Ende der neun siger Jahre noch nicht 2 Millionen Sendungen im Jahr übergeben. 3m Jahre 1906 betrug deren Zahl 2 808 060, d. 5. über 200 000 bar oder unanbringlich 1561 000 Sendungen, und zwar 1176 100 Postkarten, 311 900 Briefe, 72 000 Drudsachen usw. und 1000 Batete. Bon je 1 Million abgesandter Sendungen blieben unan­bringlich je 881 Boftfarten, 158 Briefe, 73 Drudsachen usw. und 5 Pakete. Im Vorjahr betrug das Verhältnis der unanbringlichen Postkarten nur 855. Das Verhältnis hat sich also um 26 auf die Million verschlechtert. Bei den Drucksachen usw. ist eine geringe Verschlechterung eingetreten, pon 72 auf 73 bei der Million, ebenso bei den Paketen von 4 auf 5. Dagegen ist bei den Briefen cine fleine Verbesserung eingetreten, indem statt 159 nur noch 158 von der Million unanbringlich blieben. Das Gesamtverhältnis hat sich aber weiter verschlechtert, und zwar von 340 auf 347 von der million. Bei der Mehrzahl dieser 1% Million Postkarten, die ihn nicht erreichten, dürfte die Abreise überhautp gefehlt haben, also: erst die Adresse und dann die Rückseite beschreiben!

Berliner Nachrichten.

Wisbegierige Lehrer.

Inzwischen hat nun dieser Herr Lieverenz eine Probe davon ge­liefert, wie er sich die Erziehung zur Höflichkeit denkt. Wenn so ein Rektor durch die Straßen feines Schulbezirts schreitet, wird er selbstverständlich von überall her gegrüßt, wenigstens von Kindern. Kürzlich passierte es ihm aber, daß von zwei Jungen, an denen er borüberging, nur einer ihn grüßte. Dieser eine, der ihm als Schüler der 81. Schule bekannt war, zog Pflichtschuldigst die Müße, der andere aber rührte sich nicht. Der andere ist nämlich Schüler einer anderen Schule in Moabit und fannte Herrn 2. gar nicht. Nun hätte freilich die Artigkeit cr forbert, daß auch der andere vor dem ihm unbekannten Mann die Müge zog, um sich zu beteiligen an der Ehrung desjenigen, der feinem Freunde eine Respektsperson war. Das sagte sich wohl auch Herr Lieverenz. In seinem Merger über die Vorenthaltung des Grußes blieb er stehen und fragte den Höflichen, wer denn der andere sei. Als ihm der Name gesagt wurde, schimpfte er den Nichthöflichen einen Esel und forderte ihn auf, die Müße abzu. nehmen.

Warum wir diesen Auftritt, der gelvis manchem als schr nichtig erscheinen wird, hier zur Sprache bringen? Weil wir der Meinung sind, daß ein Jugendbilbner, der mit solchen Mitteln die Erziehung zur Höflichkeit versucht, das genaue Gegenteil erreicht. Es ist wahr, die Schule soll nicht nur unterrichten, sondern auch er­ziehen, und jeder gute Unterricht soll ja Erziehung sein. Indes, der erziehende Unterricht ist denn doch sehr viel schwerer als der unterrichtende Drill. Interrichten kann ein Lehrer aus Büchern, erziehen aber muß er durch seine Persönlichkeit. Stann aber ein Lehrer zur Höflichkeit erziehen, indem et ichimpft? Kann überhaupt ein Lehrer, der schimpft, erziehlich wirken? Die Eltern des Jungen, an dem der Herr Reftor den ge­smilderten Erziehungsversuch unternommen hat, find einigermaßen erstaunt über seine Methode. Doch Herr Lieverenz versteht noch ganz bers zu schimpfen.

Wir halten die Manieren dieses Mannes auch aus dem Grunde

für bebentlich, weil sie leicht auf die Eltern zurüdwirfen tönnten, sodaß die Beziehungen zwischen Schule und Haus sich noch unfreundlicher gestalten würden, als sie es ohnedies schon sind. Denken wir uns den Fall, daß einmal ein Vater, etwa ein schlichter Arbeiter, den Versuch unternähme, Herrn Lieverenz selber zu etwas mehr Höflichkeit zu erziehen, und sich dabei einer ähnlich kräftigen ausbrudsweise bediente, wie Herr Lieverens fie beliebt. Wie rasch würde da der Herr Rektor sich beleidigt fühlen und durch Anzeige dafür sorgen, daß der Beleidiger zur Verantwortung gezogen wird und ins Gefängnis spaziert!

Kinder als Künstlermodelle. Die außerordentliche Anstrengung des Modellstehens für schwächliche Kinder beweist eine Mitteilung, die ein Berliner Arzt der Medizinischen Reform" sendet. Gr schreibt:

Kind in Ohnmacht gefallen fei. Es handelte sich auch um nichts " Ich wurde nach einem Maleratelier gerufen, weil dort ein anderes. Zweierlei war aber bemerkenswert: Erstens, daß das Sind beim Modellstehen ohnmächtig geworden war, und zweitens, daß es wegen Schwächlichkeit auf Grund ärztlichen Attestes von dem Schulunterricht dispensiert war. Seit Wochen hatte das Kind vormittags 3-4 Stunden und nachmittags 2 Stunden Modell ge­standen. Es war dabei schon verschiedentlich ohnmächtig geworden, trotzdem von der Mutter immer weiter zum Modellstehen gezwungen worden. Nachmittags stand das Kind die zwei Stunden" A", unbekleidet, in der dumpfigen, überhisten Luft cines Schüler­ateliers. Der Tag brachte an Entlohnung der Mutter vier Mart."

Hierzu bemerkt ein Künstler folgendes: Stinder find für die Runft nicht zu entbehren, Sie sind als Modelle heute wie chedem unerläßlich. Aber die Zeitbauer des Modellstehens muß beschränkt werden. Der Künstler spannt das fleine Geschöpf nicht übermäßig an. Zu verurteilen ist lediglich die Habsucht der Mütter, denen der Verdienst der Kinder mühelos in den Schoß fällt. gibt Mütter, die sich nicht damit begnügen, wenn das Kind bei einem Künstler zwei Stunden Modell gestanden hat. Sie entziehen es dem Schulunterricht und schleppen cs zu einem zweiten und dritten Maler, um den leichten Erwerb einzuheimfen. Hier ein Fall aus meiner eigenen Malertätigkeit: Das fünfjährige Stind hatte zwei Stunden bei mir Modell gestanden. Ich frage die schon ziemlich erschöpfte Kleine:" Jekt gehst Du doch nach Hause und ruhst Dich aus?" Ach nein, Mutter hat mir 20 Pfennig für Schlagsahne gegeben! Grst gehe ich in die Konditorei, und dann

-

"

bin ich noch von einem anderen Maler bestellt."

Will die Schule fich Einblick verschaffen in die Lage der Familien ihrer Böglinge, fo fann man hiermit im Prinzip mur einverstanden fein. Es ist sogar sehr zu wünschen, daß sie das tut; denn sie wird da manches bemerken, was ihr erst eine zutreffende Beurteilung der Sinder ermöglicht. Wir finden aber, daß die Neigung der Lehrer­Ueber das städtische Projekt der Lindenuntertunnelung verlautet schaft, fich auch über diese sozusagen persönlichen Verhältnisse der wieder einmal etwas. Der Lokal- Anzeiger" will erfahren haben, Schulkinder zu informieren, nur zu oft an unrechter Stelle das seitens des Ministeriums des Innern an den Magistrat die rege wird. Es werden da manchmal Fragen an die Kinder gerichtet, Entscheidung unterwegs sei über die Stellung der Regierungs­bei denen man wirklich nicht weiß, ob man sie sich aus bloßer Neu- behörden zu dem städtischen Untertunnelungsplan. Es foll sich hier gier erklären muß, oder ob man die Absicht einer Schnüffelei das bei um die Beantwortung einer Beschwerde handeln, die die Stadt hinter vermuten soll. Was hat z. B. die Schule sich darum zu Berlin , allerdings schon vor längerer Zeit, beim Minifterium fümmern, zu welcher politischen Partei ein Vater sich darüber erhoben hatte, daß die Aufsichtsbehörde bezüglich der befennt? Was geht es einen Lehrer an, welche Versammlungen indenuntertunnelung eine Stonkurrenz der Großen Berliner mit ben Entwürfen der Stadt Berlin zugelassen habe, während Berlin von den Vätern seiner Böglinge besucht werden? Nach Massen- damit zuerst auf dem Plan erschienen und die Große Berliner erst verfammlungen der Sozialdemokratie Groß- Berlins werden immer den Spuren der Kommune in diefer Frage gefolgt wäre. wieder Fälle bekannt, in denen Lehrer sich derartige Ungehörigkeiten Die Beschwerde selbst liegt ein Jahr zurück; die Verzögerung Auch wir verurteilen die Ausbeutung der Kinder, auch wenn erlaubt haben. Auch nach den Wahlrechtsdemonstrationen der Antwort dürfte durch den inzwischen eingetretenen Wechsel in sie durch die Eltern geschicht. Aber in den meisten Fällen ist die der vergangenen Woche dürfte wieber in manchem Lehrer der den hohen Reichs- und Staatsämtern verursacht sein. Denn Graf Ursache für den Miterverb der Kinder die schlechte wirtschaftliche Wunsch sich geregt haben zu erfahren, wer von den Vätern und Bosadowsky war im Juni d. J. zurüdgetreten, und das hatte di: Lage, in der sich die Eltern befinden. Der Berdienst der Eltern Müttern feiner 8öglinge daran teilgenommen hat. In Lichten Folge, daß Herr v. Bethmann- Hollweg das Ministerium des Innern ist ein solcher, daß er kaum ausreicht zur Ernährung der Familie. berg hat in der Schule an der Scharnweberstraße der Lehrer mit dem Reichsamt des Innern vertauschen mußte. Einen weiteren Da werden dann die zarten Kinder herangezogen, um mitzuhelfen. ciner 7 M- Klasse seine Wißbegier nicht Grund für die Verzögerung, der noch weiter zurüdliegt, bildete Das geschieht in derselben Gesellschaft, deren Stüßen" nicht genug zu zähmen ber­der Umstand, daß das Hausministerium bezw. die Armeeintendang von der Bernichtung des Familienlebens durch die Sozialdemo­mocht. Der erst zu Michaelis eingeschulte Stnabe eines Partei auf die Frage feine Antwort zu geben vermochte, wo das neue fratie" fafeln können. Elende Heuchtergesellschaft! genoffen hat die Nachricht nach Hause gebracht, diefer Lehrer Opernhaus feinen Blaß erhalten solle. Es ist bekannt, daß lange habe die Kinder gefragt, weffen Vater denn am Abend des Dienstag Beit von teinem anderen Projekte die Rebe war als von dem, an nicht zu Hause gewefen fei. Als darauf viele Kinder fich meldeten, die Stelle des jezigen Opernhauses das neue zu sehen. Die Pläne fragte fo berichtete der Kleine- der Lehrer weiter, ob sie hierzu wurden indes vom Kaiser verworfen. In der Folge ist wüßten, wo der Vater gewesen sei. Darauf bekam der Fragende der Monarch überhaupt davon abgekommen, das alte Opernhaus von nahezu allen Kindern die Antwort: In der Versammlung!" Bugunsten eines Neubaues au opfern. Sobald feststand, daß Wenn etwa diese Antwort ihm wenigstens die Augen darüber geöffnet wischen der königl. Bibliothek und dem Prinzessinnen- Balais fo hat, daß die meisten der Väter seiner Böglinge auf der Seite siemlich alles beim alten bleiben wird, trat die Stadt mit ihrem Untertunnelungsprojett aufs neue an die Aufsichtsbehörde heran, der Sozialdemokratie stehen, dann wird diese an sich mußte aber erfahren, daß die Große Berliner Straßenbahn gleiche ungehörige Frage doch nicht ohne Nutzen gewesen sein. Entwürfe eingereicht hatte, und daß man sich die Entscheidung noch vorbehalten müsse. Hiergegen remonstrierte die Stadt beim Minister des Innern als dem Vorgesezten des Polizeipräsidenten. Ehe der Minister zur Beschwerde des Magistrats Stellung hatte nehmen können, verließ er sein Reffort. Jetzt hat sein Nachfolger die Antwort gefunden, auf deren Inhalt man im Rathause mit Recht gespannt ist.

Staatsanwalt und Straßenhändler.

Der Staatsanwalt Dr. Lehmann hat anläßlich einer Berhand­Tung gegen einen Straßenhändler Gelegenheit genommen, sich in recht, abfälliger Weise über die Straßenhändler zu äußern. Gin Händler Fr. war von einem Schuhmann fiftiert worden, obwohl

Nationalökonomie muß Montag, den 2. Dezember noch Arbeiter- Bildungsschule Berlin . Der Unterricht in mals wegen Erkrankung des Genossen Grunwald aus. fallen und wird derselbe dann später nachgeholt werden. Heute abend 7 Uhr im Königstadt- Kafino, Holzmarkt. straße 72: Vortrag des Herrn Dr. Leo Hirschlaff über: Nervosität und Kultur". Zahlreicher Besuch wird erwartet.

Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts erlischt die Konzession zum Betriebe nicht durch die Zwangsversteigerung des Hauses usw., in welchem sich die Räume, für welche die Kon­session erteilt ist, befinden. Die Polizei ist aber berechtigt, den Betrieb einer konzessionierten Schantwirtschaft zu verbieten, wenn der Wirt die lonzeffionierten Räume wesentlich ändert; jedoch tann der Wirt, falls er den früheren Zustand wiederherstellt, inner­halb dreier Jahre den Betrieb wieder aufnehmen,