fnijrcn könne, richtet sich Za nicht nur gegen Herrn Paaschs und seineExtratour gegen Herr» v. Einem, sonder» auch gegen die frei-f imigen Etatkritiker, die vom Liberalismus wenigstens noch dieGebärde retten zu können wähnten. Zweifellos wird eS in derFrakttousfitzung, die der geeinigte Freisinn am Mittwoch abgehaltenbat, zu einer gründlichen Aussprache gekomme» sein. Und die nächstenTage schon werden zeigen, ob der Freisinn auch auf die liberalePhrase verzichte» will, um nur ja nicht bei der Nechlen Anstoßzu erregen IDie Blockpolitik muß den Freisinn von Demütigung zuDemütigung führen. Zuerst wurde ihm doch nur zugemutet, sein Pro»gram m preiszugeben, auf liberale Taten zu verzichten. Undnun soll er sich auch noch jeder kritischen Redewendungenthalten, soll er mit ehrfurchtsvollem Schweigen jede reaktionäreZumutung aufnehmen, die der Kanzler namens der.Blockpolitik" zustellen für gut befindet, um es ja nicht mit seinen geliebten Agrariernzu verderben!Wird sich der Freisinn auch jetzt noch, unter der Fühnmg derFischbeck, Kopsch und Wiemer in.Selbstbeherrschung" ersterbend, fürden agrarischen Kanzler opfern? Wird er auch jetzt noch, wo ihm dochdie letzten Schuppen von den Augen gefallen sein müssen, lieber immertiefer in den Sumpf der Charakterlosigkeit hineinwaten, statt sich mitheroischem Entschluß zuguterletzt doch noch aufs Trockene zu retten? IAlle Charakterlosigkeit, alle politische Selbstentinannung könntedie Krise höchstens verschleppen, nicht aber beseitigen. Die Situationist zu trostlos verfahren, als daß sich ein LuSioeg aus der Sackgassefände.Die Blockpolitik ist ein ChaoS. Aber ein ChaoS, das keine Weltgebären wird.—_Die Hdreßdebaffe der Duma.Aus Petersburg wird uns geschrieben:Selbst die wichtigsten Sitzungen der beiden ersten Dumas könnensich an Wucht und Leidenschaft nicht mit der historischen Adreß-debatte-Ditzung messen. Es war aber nicht nur eine packende,fesselnde Debatte, eS war— daß fühlten alle— wider Erwarten eineDebatte, die nicht nur um Worte geführt wurde. Hinterdem Streit über den Kaisertitcl in der Adresse standen politischeForderungen. Scheinbar drehte sich die Debatte um einen Titel:soll Nikolaus in der Dumaadresse als„Selbstherrscher" an-geredet werden, oder gibt es nach dem Akt vom 17.(30.) Oktober inRußland kein rechtliches Selbstherrschertum mehr, ist Rußland einkonstitutioneller Staat?Der' Titel„Selbstherrscher" wurde von der Duma abgelehnt.Damit war ein politischer Grundsah ausgesprochen. Gleichzeitigwar auch der Absolutismus verurteilt, wie er 6e kacto noch heute.trotz Manifesten und Duma, besteht. Es war eine Verurteilungnicht aus dem Munde der Revolutionäre und nicht aus dem Mundeeiner Oppssitivne dum«, sondern die Verurteilung durch eineDuma de? Staatsstreichs und des Wahlrechts vom 3.(10.) Juni1907, das die dritte Duma zu einem Tummelplatz der„staats-erhaltenden" Element« machte. Der Absolutismus ist durch dieAbstimmung, die der Adreßdebatte folgte, von der Bourgeoisie ver-warfen worden. Nicht mehr als 1<g Stimmen fanden sich, die nochden„Selbstherrscher" Nikolaus verteidigten.Der Adreßcntwurf war von � der Oktobristenfraktion ausgearbeitet. Plewako, wohl einer der besten Advokaten Ruß-landS, las als Berichterstatter der Adreßkommission in der Sitzungzunächst den Entwurf vor. Nach Plewako begann die Reihe dergroßen Programmreden. Als erster' sprach der Führer der Okto-bristen, Gutschkoff. Im Saale war es still geworden, allgemein«Spannung; denn bis zur letzten- Stunde wußte man noch nicht, obzwischen den Oktobristen und der Rechten, vielleicht doch noch eineAbmachung zustande gekommen war. Der Redner stimmte friedlicheSaiten an, man merkte aber an jedem Worte den klügelnden undabwägenden Politiker. Gutschkoff scheint die Geschichte der letztenJahre vollständig vergessen zu haben: Nicht die Revolution hatNikolaus den Erlaß vom 17.(30.) Oktober entrissen— dasdarf ja ein Oktobrist nicht sagen. Nach ihm ist dieser Akt einefreiwillige Verzichtleistung des Monarchen auf dieRechte der Unbefchränktheitt Er erklärte aber weiter— und dasklingt in dem Munde eines Oktobristen schon ziemlich kühn—:„Für unS steht eS außer Zivrifel, daß die staatliche Umwälzung.welche von unserem Monarchen vollzogen wurde, die Ein-führung der konstituiionellen Ordnung inunserem Vaterlande bildet." Was der Redner dann nochvorbrachte über die Stärke der konstitutionellen Monarchie, die Ver-sicherung, daß die Zarengewalt:durch eine Konstitution nicht ver-mindert werde und dergleichen, ist für die Rechte gesprochen, diesich aber dadurch nicht beirren läßt, ihren Redner, den BischofMitrofan, gleich vorzuschicken mit dem Auftrag, den alten Zaren-titcl„Selbstherrscher" zu verteidigen.Nach Mitrofan sprach der Führer der Kadetten, Miljukoff.ES ist wieder ganz still geworden. MiljukoffS Rede war gut auf»gebaut, feine Ausführungen logisch: eS spricht der Staatsrechts-lehrer, und das gibt feiner Rede einen profefforalen Ton, es fehltihr an Temperament. Er weist haarsckiarf nach, daß man nach dem17. Oktober nicht mehr von einer„Verjüngung der Staatsordnung"reden kann, wie das im Entwurf getan wird, sondern nur voneiner Konstitution, daß jener Oktobererlaß eben ein Ver-fafsungSerlaß ist. Wollen die Oktobristen das nicht deutlichaussprechen, indem sie in der Adresse Ausdrücke mit zweideutigemCharakter gebrauchen, so kann dahinter nur die Absicht stecken, dasHandwerk der Restaurationsmänner zu fördern. Die Oktobristensollen den bestehenden RechtSzustand offen als einen konstitutionellenbezeichnen. Der Adreßentwurf will aber die große Frage, dieRußland bewegt, umgehen. Er schweigt sich auch über den3.(10!) Juni auS, der ein Tag des Sieges der nackten Gewalt überda? Recht war. Man sagt, das Wort„Konstitution" fei ein Fremd-wort, aber auch das Wort„Imperator" ist«in Fremdwort!..Tie Rechte erhebt einen Tumult, Miljukoff muß sich unterbrechen.— Zum Schluß seiner Rede will er noch für die Anerkennung dernationalen Bestrebungen eine Lanze brechen, die Rechte skandaliertaber wieder.ES folgte nun eine Vorstellung beS bekannten Clowns Purifch-kewitfch, der diesmal aber ernst genommen fein will. Er begannmit langen historischen Einleitungen, verwirrt sich jedoch. In derDuma lacht man, das hindert indessen den echtrüssischen Neu.raflhenikcr nicht, weiter zu trotteln: Rußland werde nie eine Kon-pitution haben, da das Volk dies nicht wolle!Lwoff von den„Friedlichen Erneuerern" hält eine kurze, aberfesselnde Rede: Die Duma möge allen Zweideutigkeiten in der Ver-fassungSfrage aus dem Wege gehen; sie muß«ine bestimmteSprache finden, andernfalls sich das Land von der dritten Dumaganz abwenden würde. Die dritte Duma muß gerettet werden;sie ist aber verloren, wenn das Land steht, daß sie selbst in d i e s e rFrage nicht den erforderlichen Mut findet. Es ist in der drittenDuma eine unsichtbare Grenz« zwischen der Rechten und der Linken.Wird diese überschritten, dann ist das der Zusammenbruch derDuma.Bon den Palen spricht Dmowski, der für die Fremdvölker Ruß.landS eintritt. Nach ihm erhalt da? Wort der Lrudowik Ljachnitzkj,De? Vertreter der Linken(die sozialdemokratische Fraktion hattebeschlossen, bei den Adreßdebatte» gar nicht anwesend zu sein; siebefand sich auf den Chören für das Publikum) wurde von derRechten niedergeschrien und niedergetrampelt. Ljachnitzki gedenktder zivei ersten Duma». Das Gesetz vom 3. Juni hat nun ein»Duma der Privilegien geschaffen. Ter Vorsitzende willLjachnitzki nicht weiter reden lassen, der Redner aber versucht nocheinmal auf den Staatsstreich einzugehen. Die Rechte unterbrichtihn durch Zwischenrufe und Schreien.„Diese Duma ist nicht dieVertretung des Volkes im wahren Sinne des Wortes"— das Geschrei auf der Rechten wird immer stärker—„die großen Schichtendes Volkes, die am meisten der Reformen bedürfen, sind hier nichtvertreten"— abermals Skandal auf der Rechten. Der Rednerbringt einen Zusatzantrag der Trudowiki ein, in dem das Bedauernüber die Umstürzung des Wahlgesetzes und über die Verletzung�erGrundgesetze ausgesprochen wird. Die Rechte rast wieder, manhört sie pfeifen, piepsen, schreien. Ter VorsitzendeEhomajakoff läßt die tobende Rechte ziemlich unbehindert.—Als nach Ljachnitzki der Arbeiter(ebcnfallsTrudowik)Petroffzu sprechen beginnt, geht der Tumult von neuem los,„Als Ver-trcter des werktätigen Volkes, als Arbeiter, wiederhole ich, wasmir und meinen Kameraden die Wähler gesagt haben: Man kannbei diesen Gesetzen, die wir haben, nicht leben, wenn das überhauptGesetze sind. Wir ersticken uiiter diesen Gesellen." Auf der Rechtenerhebt sich wütende» Geschrei.—„Wir sterben unter diesen Gesetzen.Tie Wähler sagten zu uns: Erlangt Rechte für das Volk.daS in Gefängnissen und Bergwerken zugrunde geht. Eure Pflichtist eS. für die Befreiung z« kämpfen..." Der Redner wirdwieder unterbrochen. Mit Mühe gelingt eS ihm, fortzufahren:„In der Adresse ist kein Wort darüber, daß. wir in unserem Landekeine Freiheit haben, kein Wort darüber, daß unsere Arbeiter derErde arm sind, weil daS Land— meine Herren, vergeht das nicht!— weil daS Land in den Händen derer ist, die cS nicht bearbeiten,sondern nur ausbeuten I" Wiederum fällt die Rechte mitToben ein.„In der Adresse ist kein Wort von der bureaukralischenWillkür, die über daS unglückliche Rußland herrscht, kein Wort vonden unglücklichen Kämpfern, die in den Kasematten und Gesang-nissen schmachten. Wenn Ihr Herren, die Ihr die Adresse gemachthabt, die Pflicht der Volksvertreter hochschätzt, so müßt Ihr dasganze Elend dcS Volkes darlegen, die ganze Wahrheit über die Lagedes Landes sagen. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, ist füruns, die Vertreter der VolkSmqssen, die vorgelegte Adresse un-tauglich.. Die Rechte hat allen Verstand verloren; mansieht sie wie von Peitschenhieben getroffen; sie heult wie der ge-schlagen« Hund.Nach einigen kleineren Bemerkungen wird die Rebezeit auf zehnMinuten beschränkt! Wieder erscheint Bischof Mitrofan mit seinengesalbten, langgezogenen Sentenzen über die Eigenart Rußlands,das bei einer Konstitution zugrunde gehen müsse IEin anderer von der Rechten ist noch tiefsinniger: er behauptet: jemehr ein Land an Konstitution habe, desto weniger Land besitzendort die Bauern! In solchen weltenstürzcndcn Klugheiten geht dieDiskussion von der rechten Seite weiter. Dumm und dreist!Die Kadetten senden nun Maklakoff tnS Treffen, der in dietrockenen staatsrechtlichen Deduktionen MiljukoffS etwas politischenGeist hineinbringen soll. Maklakoff spricht von der Bedeutung desOktobcrerlasseS: Groß sind die Sünden des alten Regimes, undwenn ein Teil von ihnen vergessen werden wird, so nur dank demOktobererlatz. Der Tag des 17. Oktober wird später für hie Staats-gewalt eine der besten Erinnerungen bleiben. Das Volk ist niÄ>er.gehalten und malträtiert worden, es ist von der Staatsgewalt de-moralisiert statt erzogen, und wenn daS Land in Aufruhr überging,so mutzt« die Regierung nicht mit Gewaltmitteln anftvorten; siehätte Gesetzlichkeit walten lassen müssen. Auf diesem Wegewäre es wieder zvr Ordnung gekommen.Was Maklakoff mit seiner Rede bezweckte, war: dieschwankenden Oktobristen zu stärken, und das gelang ihm auch.Als um Uhr die Rechte wieder an die Reihe gelangt, wirdsie schon gemein-provokatorisch. Bon den Kadetten sprichtRoditschew, bei dessen Rede es wieder zu Tumulten kommt. Aucher redet den Oktobristen ins Gewissen:„Nach dem 17. Oktober gibteS keine Rückkehr mehr zum Alten. Nur bei einer konstitutionellenVerfassung in Ruhland kann wieder Ruhe eintreten."— Ein Rednerder Rechten hatte gesagt, der 3.(16.) Juni bedeute den Sieg deszarischen Gewissens über den toten Buchstaben des Ge-setze?. Roditschew antwortet darauf scharf gespitzt:„Man darfnicht vergessen, datz Gesetze nur dann erfüllt werden, wenn manzu ihnen Vertrauen hat; wenn aber Beispiele gegeben werden, daßein Gesetz auch verletzt werden kann, so ist das, als ob inansagen würde: es gibt keine Gesetze! Was werdet Ihr zu einemVerbreckicr sagen, wenn er ebenfalls das Gesetz verletzt?" Diesewohlgezielte Wendung reitzt die Rechte wieder empor: sie zischt undschreit, während die Kadetten applaudieren. Der Sturm wird nochgrötzer, als Roditschew von einem Rechten des Schwurbruchs beschuldigt wird. Es entsteht ein ChaoS, in daS der Vorsitzende ver-geben? Ordnung zu bringen versucht....Die Rednerliste ist erschöpft, und zum Worte kommt der Bericht-erstatter der Adretzkommission, Plewako, der sehr gewandt in einerglänzenden Rede gegen den Titelzusatz der Rechten spricht. Beider Abstimmung wird denn auch der Titel„Selbstherrscheraller Reutzen" abgelehnt. Darauf erklären die Rechten, datz sie ander weiteren Abstimmung nicht mehr teilnehmen wollen. Miljukoffzicht im Namen der Kadettenfrattion den Zusatzantrag auf Auf-nähme des Ausdrucks„Konstitution" zurück, da sie sich befriedigtfühle von der Erklärung der Oktobristenfraktion, datz die be-treffenden Ausdrücke in der Adresse im Sinne der Konstitutiongebraucht sind. Die Adresse findet nun ihre Annahme. Von derOpposition enthielten sich der Stimmabgabe Polen und Trudowiki.Die Rechten, die den Saal zum grotzen Teil verlassen hatten,stürzten wieder herein; eS begann ein allgemeines Hurrarufen, dieRechte stellt sich vor das Zarenporträt und singt die Zarenhymn«,dann abermals Hurra.... Es ist über Mitternacht....Die Adretzdebatte war, wie man sieht, eine, wenn auch flaue.Demonstration der bürgerlichen Parteien gegen das Regime derunbeschränkten Zarengewalt. Als eine solche mutz sie hin-genommen werden mit allen ihren Widersprüchen und Ver-tuschungen. Was die weiteren Folgen dieser Demonstration seinwerden und ob sie auf die allgemeine Konstellation in der Dumazurückwirken wird, mag vorläufig dahingestellt bleiben. An dem all-gemeinen reaktionären Klassencharakter der dritten Duma wirddie Adreßdebatte natürlich nichts ändern.polUifchc Geb erficht.verlin. den 4. Dezember 1907.Erklärung.Im Anschluß an meine gestrige Erklänmg in Sachen der an-geblich durch Günsel erfolgten Bestellung der in der Pnntslrnße ge-fundenen 19 000 Bogen PapicreS bringt die„Post" heute abendeinen Artikel gegen mich, in dem sie die Behauptungen ausstellt:t. Ich hätte bei einer M.>schi»enSeflcll»ng im Jahr« 1903 mirvon dcr Mnjchiucusadrik Provision zahlen lasse»2. diese Tatsache sei in einer öffentlichen Versammlung de»2. RcichStagswahlkrcises zur Sprache gebracht worden, ichhätte mich verantworten müssen, hatte das Provisionnehmenals einen bei allen größeren Firmen üblichen Gebrauch erklärtund die Genossen hatten darauf die von mir eingestrichenenProzente mir brlaffcn, so daß ich also selber Schmiergelder inmeine Kapitnlistcniasche hätte fließen lassen usw.Meinen Parteigenossen gegenüber habe ich nicht nötig, michgegen diese in jeder Beziehung jeder Grundlage entbehrendenBehauptungen zu verwahren, die ich nur darum nicht näher kenn-zeichne, um jede Möglichkeit einer Widerklage wegen formaler Be-lcidignng auszuschließen; der Oeffentlichkeit gegenüber halte ich eöaber für angebracht, der„Post" Gelegenheit zu geben, vor Gerichtden Beweis für ihre infamierenden Behauptungen zu erbringen.Berlin, 4. Dezember 1907.Richard Fischer,Mitglied des Reichj-tageS.Allerhand Expropriateure.Die Notwendigkeit der Expropriation dcr Expropriateure finderimmer mehr Auerkennung auch in Kreisen, die sonst nicht geradezu den„Feinden deS EigentuniZ" gehören. Wir reden nicht von derpreußischen Regierung, die daS Recht auf Expropriationdurch ihre Polenvorloge so feierlich anerkennt; denn die preußischeRegierung ist uns viel zu schüchtern, will sie doch die ExpropriationdeS Großgrundbesitzes nur durchführen, wenn dessen Besiycrdie Usurpation eineS Teils deS Mehrwerte? polnisch statt deutschquittieren. Aber der Sprachunterichied ist ökonomisch sicher vonkeiner Bedeutung, und so ist zu hosten, daß der Gedanke der Ex-provriation des Großgrundbesitzes rasch um sich greifen wird.Klarer und umfastender als die preußische Regierung begründetdenn auch bereits die„Deutsche Tageszeitung" das Rechtder Gesellschaft aus Expropriation. Gegenüber den Angriffen ausda« Kohlensyndikat hatte die.Post' al» SyndikatSanwallgesagt:„Können denn die im Shndikate vereinigten Grubenwerkenicht, wie jeder andere Geschäftsmann, mit ihrer Waremachen, was sie wollen?"Darauf annvortet das Bündlcrorgan unter dem treffenden Titcl.Syndikatsgrößenwahn":„Die SyndikatSgewattigen oder ihr„Post'-Anwalt vergessenin ihrer Ueberhebung einen sehr wichtigen Unterschied.Jedcr andere GcschäflSinaiin muß seine Ware für sein gutes Geldtaufe», den Grube nbesitzeri: ist ihre Ware beidervom Staate geschenkt worden.AuS diesem Grunde darf ihnen seitens des Staate? nichtvollkomme i, freies Verfüg ungerecht über ihre„Ware" eingeräumt werden, sonst könnten wir eS ja einesTages erleben, daß daS Kohlensyndikat die ganzedeutsche Industrie stillegt und seine Kohlen nurnack dem Auslände verkaust. Nach der in der.Post" kund-gegebenen Auffassung muß man ein derartiges Vorgehen derStjudikalskohleiiprotzen bei passender Gelegenheit für durchausmöglich ansehen. ES wäre die höchste Zeit, den Herren klar zumachen, daß sie doch noch nicht allmachtig im Staate sind.daß man den ihnen schenkungsweise übertragenenBesitz mit noch besserem Grunde für den Staatexpropriieren kann, als den ländlichen Ärundbesty im Osten,wenn ihr Größenivahn noch weiter steigt und einen noch g e-ni ein gefährlicheren Charakter anuiinmt."Pia» steht, da» Bündlerorgan zieht aus der preußischenRegierungsvorlage recht erfreulicher Weise weitgehende Konsequenzen.Wir vermissen nur noch eine Kleinigkeit. Bekanntlich, haben nichtnur die Grubenherren, sondern ebenso manche anderengroßen Grundherren ihren Boden vom Staat„ge-schenkt" bekommen oder, noch häusiger, den Daücrngeraubt. Was aber für die Kohle das Kartell, leistetfür Getteide der Z o I l. Der Preiswucher ist in beidenFällen vorhanden und damit auch die Begründung für dieExpropriation. ES ist also höchst« Zeit, daß in daS preußischeParlament eine starke sozialdemokratische Fraktion einzieht, um dieExpropriatioiisabstchten verwirklichen zu helfen. Hoffentlich sehen dieKonservativen diese Notlvendigkcit bald ein und geben ihre»bornierten Widerstand gegen daS gleiche Wahlrecht auf. Oder isteS ihnen mit der Expropriation am Ende doch nicht ganz Ernst I—„Hochwichtige politische Ereignisse".Ein Bild für Götter war es, heute im Reichstage HerrnWiemer in feister ganzen Geschwollenheit zu erblicken, alser das Geheimnis deS Vertagungsantrages der Blockparteienmit der Phrase von„hochwichtigen politischen Ereignissen,die sich vorbereiten", verriet. Ganz dcr Lakai im besserenHause, der einmal dcr Ehre gewürdigt wird, ein Familien-crcigniS vor der übrigen Welt mitgeteilt zu erhalten. Erverlor sich aber rasch in die Mitte seiner Getreuen, als HerrBassermann ihn so rücksichtslos ablehnte. Welches sind nundiese„hochwichtigen politischen Ereignisse"?Ein anderer Blockgenosse erzählte dann in tiefstem Ver-tralien: Blllow habe die Entscheidung über die Differenzenin der Regierung dem Kaiser unterbreitet; aber bis heutemittag war voin Kaiser noch keine Antwort eingetroffen;Blllow wisse also noch nicht, ob Rhcinbaben und Einem oder— er selber„ausgeschifft" werde. Bis morgen hofft Blllowdie kaiserliche Antwort zu haben. Auf alle Fälle mllsse aberverhindert werden, daß in diesen Stunden deS„Hängensund Bangens" daS Zentrum zu Worte komme,um jede Einwirkung auf den Kaiser fernzuhalten;und da als erster Redner Grober in Frage kam, mußtendie Blockparteien die Vertagung durchsetzen.Das sind also die Wiemerschen„hochwichtigen politischenEreignisse"— die Freisinnigen wurden mit fllr wllrdigerachtet, Lcibgardisten dcS wackelnden BlllowS zu sein.—Bassermanns Malhenr.Die Blockparteien, die gestern durch den Mund deS Vize-Präsidenten Paaschs ein bißchen in Ministersturz machten,wurden heute mittag ganz geheim zu Büloiv berufen, umdort Belehrung zu empfangen. Natürlich hatte Herr Basser-mann als Blockhäuptling für die Nationalliberalen dieEinladung erhalten, aber beim wiederholten Hervorholen deSTaschentuches zum Alnvischen des Angstschweißes zog er auch,ohne es zu merken, diese Einladung mit heraus. So kam dasZentrum, gegen welches gerade diese Besprechung geplantwar, in die Lage, von der Tatsache dcr um iL Uhr tagendenBesprechung gleichzeitig KeuutiüS zu haben.Ehristlich-antisemitische Fälschungen.Bekanntlich hat dcr Abgeordnete La tt mann in der DienStag-sitziing nach einer Sudelschrist deS Vkünchener christlichen Gewerk-schoftSkartells die miwahre Behauptung ausgestellt, unser ManuheinwrParteiblatt habe bei», Hafeuarbeiterstreik 1906 geschrieben:.Demchristlichen Arbeiter muß daS letzte Stück Brotaus der Hand geschlagen werde Was hat nun dieMannheimer»Vollsstüume" in Wirklichkeit geschrieben? Bei der