Sammet sofort noch dem Platzen deS großen�itergeschwüri aufzulösen und an das Land zu appellirei.— allein Carnot tft doch Eeirt Revolutionär. Und er mußte sich sagen, daß eine Auflösung in jenem Augenblick wohl den Revolutionären, nicht aber der bürgerlichen Republik, als deren Ver- treter er zum Präfidenten gewählt ist, zum Heil ausschlagen wurde. Man versetze sich in feine Lage: alle irgend hervor- raaenden Republikaner verdächtig, unter dem hängenden Schwert der denkbar schmählichsten Anklagen— wie konnte da die bürgerliche Republik vor die Wähler hintreten? Eine zerschmetternde Niederlage war unvermeidlich, die Revolutionäre hätten sich als Erben der verfaulenden Bourgeoisdemokratie gemeldet, und die reaktionären Parteien hätten im Trüben zu fischen gesucht— und wohl auch manchen erfolgreichen Zug gemacht. Wir glauben also, daß Carnot von seinem Stand- punkt aus klug gehandelt hat, nicht sofort aufzulösen. In- zwischen hat aber die Sache sich geändert. Der Prozeß und die Untersuchung gegen die„Panamiten" ist:m Gang: Die Regierung sitzt fest genug im Sattel, um die Wahl leiten zu können— und längeres Hinausschieben kann der Republik in der öffentlichen Meinung nur schaden.— Die Aeußerung des deutschen Reichskanzlers, daß in Frankreich eine Diktatur möglich sei, hat in Frankreich beiläufig eine sehr gute Wirkung getban. Wenn die Gefahr einer Diktatur— wir reden natürlich nicht von einer revolutio- nären, sondern einer reaktionär-militärischen Diktatur— überhaupt je vorhanden gewesen wäre, so würde sie durch die Erklärung des deutschen Reichskanzlers, welche eine Warnung und Mahnung zu gleicher Zeit ist— wenn auch nicht eine beabsichtigte— beseitigt worden sein. Es giebt Möglichkeiten, an die man nur zu denken braucht, um sie in lmmöglichkeiten zu verwandeln.— Probat. Die französische Regierung weist jetzt die ausländischen Zeitungskarrespondenten auS, die über den Panama- Skandal — nicht lügen. Das geliebte „Väterchen" macht's geradeso. Allerdings auch noch andere Leute.— Die französische» Sozialisten. Aus Paris schreibt man uns unterm 14. d. M.: Die Vorbereitungen zur Gründung der sozialistischen Aktionsliga sind in der Sitzung vom 12. Januar endgiltig abgeschlossen worden. Die Bildung der Liga ist von nun au eine vollendete Thatsache; in den angenommenen Statuten heißt es:„Die Liga bezweckt die Konzentration der Kräfte der Arbeiter- und sozialistischen Bewegung". Sie ist dazu be- stimmt, allen reaktionären Strömungen, welche den Bestand der Republik gefährden könnten,„mit allen Mitteln" ent- gegenzuwirken. Von den Mitgliedern der Liga verlangt man die Erklärung, daß sie revolutionäre und international gesinnte Sozialisten sind und als solche handeln wollen; sie muffen sich verpflichten,„den Kampf der Arbeiter- gegen die Kapitalistenklaffe mit allen Mitteln zu führen." Das Komitee der Liga wird aus je zwei Delegaten jeder der fünf sozialistischen Fraktionen gebildet werden, denen sich je ein Delegirter von den Sektionen anschließen soll, die der Liga augehören. In jedem Arrondissement soll eine Sektion gebildet werden; Paris zählt bekanntlich 20 Arrondisscments. Es gilt nun vor allem, auch rovinz in die Bewegung hineinzuziehen und zur Betreivung einer einheitlichen euer- gischen Agitation die nöthigen Mittel aufzubringen. Die Liga hat bereits ein Manifest ans Volk erlassen, in welchem die Zersetzung der bürgerlichen Gesellschaft ge- schildert und das Ende des heutigen Regimes als nahe bevorstehend bezeichnet wird; die Auflösung der Kammer wird als eine der zunächst nothlvendigsten Maßregeln ge- fordert; an alle Bürger, denen daran liegt, die republika- nische Staatsform zu wahren und im demokratischen Sinne weiter auszubauen, um so schließlich die soziale Republik zu begründen, richtet sich der Ruf, der Liga beizutreten.— Korruption überall. In W o o l w i ch— E n g- land— sind ausgedehnte militärische Unterschleife entdeckt worden, und gegen eine Anzahl höherer Offiziere der Kavallerie und Artillerie mußte eine Untersuchung wegen „Unregelmäßigkeiten" bei Armeelieferungen anhängig ge- macht werden. Die englischen Offiziere gehören ausnahmslos entweder zu den„Edelsten der Ration" oder zur„Bliithe der Bourgeoisie."— Die englische Bergarbeiter-Konferenz hat sich mit 67 gegen 2 Stimmen zu Gunsten des gesetzlichen Acht- ftnnventags für Bergwerke ausgesprochen. Mit Ausnahme von Rorthnmbcrland, welches die Beschickung der Konserenz ablehnte, waren sämmtliche Kohlendistrikte auf ihre ver- treten. Diese Entscheidung bedeutet einen gründlichen Bruch mit der Ueberlieferung der alten Trades-Unions, welche die Abkürzung der Arbeitszeit auf dem Wege der Vereinbarung erzielen zu können glaubten.— Einen klassischen Finanzkünstler hat Griechen- land. Er sitzt im Ministerium und hat einen Gesetz- entwurs ausgearbeitet, nach welchem der Druck der alten Klassiker Staatsmoiwpol werden soll. Ein Glück, daß das Land einen Homer, Sophokles und andere unsterbliche Geisteshelden gehabt hat, die zu lesen für jeden Gebildeten ein Bedürfniß ist. So wird eine Einnahme nicht aus- bleiben. Ob unsere Reichsrcgierung nicht in Versuchung konimt, das Beispiel Griechenlands nachzuahmen? Da unsere alten Klassiker des richtigen nationalen Geistes entbehren, könnte man ja die modernen„nationalen" Schrift- steller, Redner und Dichter verstaatlichen: die Bismarck (in dem die Reptiliensonds-Stipendiaten bekanntlich das„größte deutsche Sprachgenie" entdeckt haben), die Lindau , Felix Dahn , Ebers, Wildenbruch, Hans Blum und ähnliches Volk. Dann wären die Genannten doch einmal gemein- nützlich. Allerdings— man müßte die � Steuer auf's Exemplar etwas hoch bemessen, damit der Ertrag ein ge- nügender, und eine hohe Besteuerung könnte abschreckend wirken— und es wäre doch eine nationale Kalamität, wenn die genannten Herren des nationalen Gedankens nicht mehr gelesen würden, weil ein Groschen, oder sagen wir eine halbe Mark pro Exemplar dem deutschen Volke zu viel wäre. Und möglich wäre dies. Das Volk ist so undankbar.— Kolonialpolitisches. Tie Redaktion der»Deutschen Kolonialzeitung" schreibt in einer Fußnote: „Es werden Fälle berichtet, daß untergeordnete deutsche Beamte wegen einer einem frechen Negerjungen applizirten Ohrfeig« bestraft worden find, daß einem deutschen Pftanzer selbst das Reckt der väterlichen Züchtigung, welches doch jeder Dienstherr seinen Leuten gegenüber hat, untersagt worden ist, und daß infolgedessen die Weißen von de» Negern einfach ausgelacht werden." Ferner beschwert sich die Redaktion der Ztitung darüber, daß es der stellvertretende Kanzler gewagt habe, einen deutschen Spitzbuben mit einem schwarzen zusammen in Kamerun ins Gefängniß zu stecken. In demselben Blatte setzt ein Dr. Hindorf auseinander, daß er es nicht verstehe, wie eS sich mit der gerühmten preußischen Sparsamkeit vereinigen lasse, daß man für eine große Anzahl von untergeordneten Bureau-Aemtern Gehälter von 6000 bis 7500 M. aussetze, also für Leute, die in der teimath vor ihrer Ausreise gar nichts waren und nun in frika die Herren spielen. Jedenfalls werfen diese niedlichen Bekenntnisse einer feudalen Kolonialseele ein grelles Schlaglicht auf die hohe sittliche Auffassung über moderne Kultur in zivilisirten Militärstaaten.— Pom Kergarveiterstreik. Aus Saarbrücken wird uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt, daß der Streik im Abnehmen ist. Die so- genannten amtlichen Angaben über die Zahl der Anfahrenden träfen jedoch nicht zu. Das Wolff'sche Bureau berichtete auS Saarbrücken unterm 16. Januar, es seien an diesem Tage nur noch 2900 Bergleute ausständig gewesen. Diese Angabe ist jedenfalls un- geheuerlich übertrieben, denn sonst würden die am Sonntag in Bildstock, Püttlingen , Schwalbach und Guichenbach stattgehabten Versammlungen, die, wie Wolff weiter berichtet, Fortsetzung des Streiks beschlossen, sicherlich den gegentheiligen Beschluß ge- faßt haben. Aus dem nördlichen Streikgebiet liegen folgend: Nachrichten vor: Gelsenkirchen , 1«. Januar.(W. T. B.) Der Vor- sitzende des Bergarbeiter-Verbandes, Ludwig Schröder, ist heute verhastet worden.— Im hiesigen Bezirk ist heute Alles angefahren. Der Ausstand ist als beendet anzusehen. Essen a. d. Ruhr, 15. Januar. (H. T. B.) Auf Zeche „Gustav" wurden bei der gestrigen Frühschicht von der 600 zählenden Belegschaft 190 am Streike Betheiligte, die anfahren wollten, abgelegt. Auf Zeche„Carolus Magnus" erhielten von 700 Bergarbeitern 300 die Abkehr. Ballmann, der Führer des Essener Reviers, wurde gestern Nachmittag auf Grund des§ 110 des Strafgesetzbuchs verhaftet.— Neu ausständig sind die Zechen „Sieben Planeten",„Freie Vogel" und„Unverhofft". Aus den Zechen„Margaretha",„Holstein" und„Dahlhauser Tiefbau" ist bis heute Mittag eine bedeutende Abnahme des Ausstandes be- merkbar. Es streiken im ganzen noch ca. 15 500 Bergarbeiter. Auch auf„Zollern'- und„Germania " erhielten viele Bergleute die Abkehr.— Die heute stattgehabte Bergarbeiter-Verfammlung wurde gleich nach der Eröffnung aufgelöst, als ein Bergmann die Bekanntmachung des Borsitzenden von der Verhaftung Ball- mannS mit„Pfui" beantwortete. Die Anwesenden verließen ruhig den Saal. Herne . 16. Januar.(W. T.-B.) In dem benachbarten Orte Riemke sollte gestern Abend unter freiem Himmel eine Bergarbeiter- Versammlung stattfinden, welche mündlich verabredet war. Beim Erscheinen von Gendarmerie zerstreuten sich die Bergarbeiter, welche in einer Staue von über 100 Mann erschienen waren. Die Arbeiter Offenbächs a. M. nahmen am 14. Januar in einer von den vereinigten Fach- und Unterstützungsvereins- vorständen einberufenen allgemeinen Versammlung Stellung zum B e r g a r b e i t e r st r e i k. Nach längerer eingehender Debatte, an welcher sich auch der ReichStags-Abgcordnete Genosse Ullrich betheiligte, wurde einstimmig folgende Resolution gefaßt: „Die heute im Saale zur Stadt Heidelberg versammelten Arbeiter Offenbachs erkennen nach den verschiedenen Ausführungen den Ausstand der Bergarbeiter für vollständig gerechtfertigt an und versprechen, diese in jeder Weise unterstützen zu wollen." Bemerkt ivag noch sein, daß seitens der Einberufer der Versammlung ein Referent nicht bestellt war, aber eine Anzahl Anwesende über den Ausstand so genaue Informationen besaßen, daß vollständig Auf- klärung geschaffen werden konnte. Von den vereinigten Fach- und Nnterstützungsvereins-Vorstände sind bereits 100 M. zur Unterstützung der Bergleute nach St. Johann an den Genossen Emmel abgesandt. Die Forderungen, welche dem Vorsitzenden des Vereins ür bergbauliche Interessen von der A n s st a n d s- k o m m i s s i o n zugestellt wurden, lauten: Achtstündige Schicht einschließlich Ein- und Ausfahrt, 25 Prozent Lohnerhöhung für alle Bergarbeiter über und unter Tage, Anlegung früher Gemäß- regelter und Unterlassung fernerer Maßregelungen, Zurücknahme der neuen Bergarbcilerordnuug, Selbstverwaltung der Knappschasts- lasse, Anerkennung der Arbeiterausschüsse und freie Wahl der- 'elben nur durch die Belegschaft auf jederzeitigen Wiederruf. Ter Vorstand des genannten Vereins hat ein Rundschreiben an die Zechen erlassen, das an Uebermuth alles leistet, was von einem versteintcn Kapitalistcnherz vermuthet werden kann. Es hat nach der„Rheinisch-Westfälischen Zeitung" folgenden Wort- laut: „Der Vorstand ersucht die Vereknszechen mit Rücksicht aus die weitere Entwickelnng der Ausstaudsbeweguug auf das dringendste, den ausständigen Bergarbeitern gegenüber von den im Rundschreiben des Vorstandes vom 10. d. Mts. angezogenen§A 3 und 6 der Arbeitsordnung ausnahmslos den striktesten Gebrauch zn mache». Nur, wenn dies geschieht, darf gehofft werden, daß die Belegschaften sich der Tragweite ihres unverantwortlichen kontrakt- brüchigen Berhaltens bewußt werden und einsehen lernen, daß die begangene grobe Pflichtverletzung mit empfindlichen Nachtheilen sür sie verbunden sein muß. Es wird daher 1. daran festzuhalten ein, daß alle Bergarbeiter, welche drei aufeinanderfolgende Schichten feiern, aus der Liste der Arbeiter gestrichen und somit entlassen werden— Z 3 der Arbeitsordnung. Es empfiehlt sich, die Liste der Entlassene» namentlich durch Anschlag bekannt zu machen und für dieselben die Abkehr bereit zu halten. Die Aus- lvhnung derselben erfolgt an dem regelmäßigen Lohntag, da sie keinen Anspruch auf sofortige Zahlung desselben haben. Eine pätere Wiederzulassung zur Arbeit kann nur unter den Voraus- etzungen erfolgen. unter denen die Annahme von neu sich meldenden Arbeitern überhaupt geschieht. Hierbei ist jedenfalls o zu verfahren, daß die etwaige Wiederannahme zur Arbeit nicht sofort bei der Meldung oder dem Aushändigen des Abkehr- scheinL erfolgt, sondern erst nach einer, von jeder Zeche gemäß ihrer Verhällniffe zu bestimmenden Frist, damit den kontrakt - brüchigen Arbeitern klar und begreiflich gemacht wird, daß die Wiederaufnahme der Arbeit nicht allein von ihrem Willen, son- der» in erster Linie von dem Willen der Zechenverwaltung abhängt. 2. Jedem Bergarbeiter, welcher sich am Ausstande betheiligt»nd drei aufeinanderfolgende Schichten gefeiert hat, ist ohne Rücksicht darauf, ob er»ach der gemäߧ 3 der Arbeitsordnung erfolgten Entlassung aus der Arbeit später wieder Annahme zur Arbeit gefunden hat oder nicht, bei Auszahlung des für den Monat Dezember 1892 fällig werdenden Lohnes der in Z 6 der Arbeitsordnung festgesetzte Schadensersatzbetrag ohne weiteres in Abzug zu bringen. Derselbe berechnet sich hier auf de» dreifachen Be- trag des durchschnittlichen Tages-Arbeitsverdienstes des Monats Dezeinber 1392. 3. Diejenigen Arbeiter, welche insolge ihrer Betheiligung am Ausstands nur eine oder zwei Schichten ver- säumt haben und somit aus der Arbeit nicht entlassen wurden, sind in Gemäßheit der 22 und 23 der Arbeitsordnung in «traf« z» nehmen. Der vorstand empsiehlt auf Grund ein' stimmigen Beschlusses den Bereinszechen endlich auf das dringendste, keinen Bergarbeiter anzunehmen, welcher wegen Betheiligung am Ausstande auf einer anderen Zech« aus derArbeil entlassen worden ist. Diese Maßregel wird um so leichter durchzuführen sein, als es in anbetracht der Verhältnisse der Industrie im allgemeinen so- wohl wie insbesondere auch des Bergbaues von keinem wirth- schaftlichen Nachtheile sei« wird, wenn die Förderung der Steinkohlepzechm aus längere Zeit wesentlich beschränkt werden sollte." Diese Behandlung der Bergleute ist einfach schändlich. Das offiziöse Blatt deS„ n e u« n" K n r s e s, die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung", druckt jenes Zirkular gleichwohl ohne Bemerkung ab. Die Polizei unterstützt die Kohlenbarone verartig durch Verhaftungen von Bergleuten, daß in Essen bereits die Zellen des Gefängnisses überfüllt sind. Truppweise werden die Bergleute, aneinandergeschlossen, durch die Straßen geführt. Wegen der Ueberfüllung ist eine Anzahl Gefangener nach auS- wältigen Gefängnissen transportirt worden. Im Laufe dieser Woche soll wieder ein Transport Gefangener nach auswärts ab- gehen. Die„Franks. Ztg." bemerkt zu diesen behördlichen Maß- regeln:»Die Erbitterung, die man darüber in der Arbeiter- schaft empfindet, fängt schon an, in die bürgerlichen Kreise durch- zusickern. Man sagt sich hier offen, daß ohne das Eingreifen der Gendarmen der Ausstand beute wahrscheinlich einen wesentlichen Rückgang erfahren haben würde, während er jetzt stationär geblieben ist und bei Fortsetzung der bisherigen Bekämpfungsmethode auch noch einige Tage auf dieser Löhe ver» harren wird. Da nun das polizeiliche Eingreifen sich überall als gleich prompt und energisch herausstellt, so ist man zu der An- nähme gezwungen, daß em allgemeiner Erlaß oder Wink gegeben worden ist, dem im ganzen Revier mit militärischer Pünktlichkeit entsprochen wird. Das ist tief bedauerlich. Unter den Zechen- besitzern erregt das„stramme" Borgehen allerdings die vollste Befriedigung. Sie stellen sich sammt und sonders auf den ein- seitigsten Unternehmerstandpunkt und klatschen der gestrigen Stumm'schen Rede den lebhaftesten Beifall. Für die„Energie" der Verwaltungen liegen schon Beispiele vor. So hat die „Hibernia" gestren(am 13. Januar) zweihundert ihrer Leute ohne Wahl den Abkehrschein in's Haus gesandt, indem sie sich dabei auf§ 3 der neuen Arbeitsordnung stützt; andere Zechen werdm heute diesem Beispiele folgen. Die Unternehmerpresse ver- zeichnet mit großer Be-riedigung, daß in Folge dieser löblichen Entschlossenheit heute Morgen sich die Zahl der auf„Hiberina" Angefahrenen wesentlich erhöht hat. Das ist richtig. Haben die Verwaltungen aber einen stichhaltigen Grund, diese Wirkung auf Leute, denen vielleicht schon der Hunger im Magen brannte, als etwas Heilsames zu begrüßen, wenn sie nicht gleichzeitig den ernsten Vorsatz fassen— und dies geschieht» i ch t!— den be- gründeten Beschwerden der Leute abzuhelfen? Die Anfahrenden haben der wirthschaftlichen Macht gehorcht; der augenblickliche Vortheil für die Verwaltung wird aber weitaus paralisirt durch den Zorn und die Wnth, die sich in der Brust der also zur Arbeit Gezwungenen festsetzt. Ein ruhiger und vorurtheilsfreier Kenner der Verhältnisse sagte mir heute, daß, wenn auch der augenblick- liche Ausstand mit einer schweren Niederlage für die Arbeiter ende, der nächste um so schneller und wuchtiger ausbrechen müsse. Wir wandelten hier auf einem Vulkan und keiner der dazu berufenen Faktoren denke daran, die unter der Oberfläche vorhandene ungeheure Gluth mittelst einer gesunden und weilgehen- den sozialpolitischen Fürsorge zu löschen. Die Hoffnung auf die Regierung hatte der Mann voll» ständig aufgegebe n." An die Mitglieder de? Reichstags ist folgende Kundgebung gerichtet worden:„Wenn im Reichstage am 12. Januar 1893 von dem Slrbeitsminister Frhr. von Berlepsch angeführt wird, es seien bei ihm keine Beschwerden ein» te laufen, so das ein Beweis, daß von der Kgl. Bergwerks- Zirektion zu Saarbrücken die Beschwerden, welche von den Grubcnausschüssen eingebracht wurden, nicht dem Herrn Minister vorgelegt fiind; das geht aus der Rede des Herrn Ministers hervor. Es wird von den Bergleuten der fiskalischen Gruben sehr bedauert, daß der Herr Minister nicht weiß, daß von den Grubenausschüssen im Namen der Kameraden aller Inspektionen gegen die neue Bergarbeiter- Ordnung Protest erhoben ist. Es wird das um so mehr bedauert, als auf Veranlassung des Herrn Ministers die Grubenausschüsse den Berg- leuten als Vertreter beigegeben sind, um sämmtliche Beschwerden der Belegschaft einzubringen, damit man an höherer Stelle Ein- ficht in die Lage der Bergarbeiter bekommt, und wenn Mißstände entstehen, Abhilfe geschaffen werden kann. Wenn ferner ange- führt wird, Marken hätte die Arbeiter zum Ausstand aufgefordert unter dem Motto„Wahrheit, Freiheit und Recht", so geht man von dem Standpunkte aus, der Rechtsschutzverein an der Saar oder dessen Führer hätten die Bergleute zum Streik verleitet. Das ist eher Lüge als Wahrheit, denn es geht aus den Abkehr- scheinen hervor, daß der Streik aus der ganzen Belegschaft ent- sprungen ist, da alle Bertreter mit wenig Ausnahmen— nämlich Grubenausjchükse und die Knappschafts - ältesten— ihren Abkehrschein erhalten haben, weil im Aliftrage ihrer Kameraden, wie oben ange- , gegen die neue Arbeitsordnung Protest erhoben haben. fragen wir den Herrn Minister, ob er deshalb dein Arbeiter die Grubenausschüsse gegeben hat, daß, wenn sie Beschwerde führen, nicht gehört und nachher, wenn ein Streik ausbricht, sie auf die Landstraße geworfen werden? Sollte es dem Herrn Minister an Beschivcrden fehlen, so sind wir bereit, ihm, sowie Allen, die es verlangen, unsere Beschwerden persönlich oder christlich mitzutheilen und in Zukunft alle Beschwerden an den Herrn Minister richten. Wir hoffen und erwarten, daß der hohe Reichstag, die Vertreter, die wir gewählt haben, sich auf einen anderen Standpunkt stellen wie der Herr Minister und der Abg. v. Stumm. Der Schlußsatz aus der Rede des Herrn Ministers (jedenfalls wird der Streik nicht beendet werden mit dem Nach- geben der Verwaltung) kann nicht die Beruhigung der Bergleute an der Saar herbeiführen. Noch weniger beruhigend wirkt die Rede des Herrn v. Stumm. Wir bedauern den königstreuen Stunim, daß er von Wählern«in Mandat übernimmt, wo er selbst angicbt, die Wähler seien sammt und sonders Sozialdemokraten. Wir bedauern ferner, daß wir als Staatsbürger und Staats- arbeiter von den höheren Behörden nicht einmal gehört werden. Im Namen aller Bergleute der Vor st and des Rechtss.chutz-Vereins: Joh. Lambert. P. Schills. Jak. Thome. Mich. SpeicheuEngel. Georg Wagner. Joh. Mohr S. Peter Schüfer. Ludwig Anschütz." VviekTmNen vev VedÄNkrott. W Sch. Die Frau kann, wenn sie nicht erbt, den Vertrag aufheben, wenn sie nachweist,„daß durch de» Todessall an ihren Umständen eine Veränderung vorgefallen ist, vermöge welcher ihr aus der Fortsetzung des Kontrakts ein erheblicher Nachtheil er- wachsen würde." Erbt sie, so kann sie, falls der Vertrag nicht eine frühere Kündigung zuläßt, erst zum 1. Oktober kündigen. Stenographenschnle FriedrichSberg. Um nicht eventuell Steuern zahlen zu müssen, lassen Sie jedes Mal nach Ankunft der Engrossendung beschließen, daß auch die Mitglieder so und so viel der Bereinskasse beisteuern oder lassen Sie bei jedem Einzelkaus ausdrücklich von den Mitgliedern feststellen, so und so viel bitte ich dem Verein als außerordentliche Beigabe zuzuführen. M. H. 48, Richtet sich nach dem Inhalt des Vertrages.
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