Wege zu errcidku ist. kann nickii bestritten werden. Die Regierungwird daher an ihrer Vorlage, besonders an den Wahlen durch dieKonimimalverbände so lange festhallen, bis ihr der Nachweis er-bracht wird, daß der sie leitende Grundgedanke auch mit anderenviuleln verwirklicht werden kann/'Wer trägt die Schuld?lieber die Bochumer Generalversammlung deS Knappschafts-Vereins wird uns noch mitgeteilt: Für die Frage, wer an demScheitern der Einigungsverhandlungen die Schuld trägt, durfte eineWahrnehmung von Interesse sein, deren Nichtigkeit uns von unseremBerichterstatter und anderen zu der Versammlung erschienenen Per-sonen verbürgt wird. Während der in den Verhandlungen eingetretenenPause sprachen verschiedene Bergbefitzer. unter ihnen die HerrenKlein und Weidtmann auk das lebhafteste auf Herrn BergraiKemmler ein. der jedoch auf alle Einwände nur ein entschiedenes„Nein, nein* hatte. Diese Privatgespräche wurden teilweise so lautgeführt, dast sie am Prestetisch deutlich vernehmbar waren. Be-merkenswert ist, dost eine Anzahl Herren s ü r die Einigung undfür die Erhöhung der Beiträge um 2 Pf. waren, während derBergrat Kemmler fich hiergegen wehrte.Duellmanie.Der Harden-Prozeß hat bereits eine Forderung aus Pistolenzur Folge gehabt. Einer der Sachverständigen im ersten Prozeß,Herr Dr. Merzbach, ist wegen seines in einer B>osch!ire veröffenl-lichten Gulachiens über Frau v. Eibe, von deren Gatten auf Pistolengefordert worden. Das Ehrengericht, dem der Fall unterbreitetwurde, ei kannte jedoch, wie die„B. Z. am Mitlag" berichtet, nachsechsstündiger Verhandlung einstinimig, daß Dr. Merzbach diePerson der Frau v. Elbe nur in wissenschaftlicher Weise beleuchtet,daß ihm jedoch eine beleidigende Absicht ferngelegen habe.Herr v. Elbe hat darauf seine Forderung zurückgezogen. Löcherwerden also in die Luft nicht geschossen.—franhrdcb.Clemenceau und— Kabinettsfrage.Paris, 31. Dezember. Ein Zwischenfall, der sich in der gestrigenNachmittagssitzung der Deputiertenkammer ereignete, wurde abendsin den Wandelgängen viel besprochen. Ein Deputierter, der überdie Frage der Hebungen der Reservisten sprach, beendete seine Redemit den Worten„die Mißbrauche des Systems der Regierung".Ministerpräsident Clem-nceau, der in diesem Augenblick denSitzungssaal betrat, glaubte au verstehen, daß die Worte desRedners sich gegen daS vom Ministerium emhjohlene System rich-tetcn, für daö der Deputierte Bertcaur eingetreten war. Er wandtesich nach dem Platze des letzteren hin und rief:„Wir werden alsojetzt über die Mißbrauche des Systems B e r t e a u x sprechen".Dieser erklärte daraus, er werde Elemenceau zur Rede stellen, umvon ihm zu hören, was er mit seinem Zwischenruf habe sagenwollen—Pariö, 81. Dezember. Die republikanische Gruppe des Senatshält heute vormittag eine Versammlung ab. um die Frage der Er-ncnnung eines Untersuchungsausschusses zur Prüfung der Abrech'-nungen der Liquidatoren der Kirchengüter zu beraten. Es heißt,daß bei Beginn der SenatSsitzuna eine Debatte über diese Frageftattsindet und daß Elemenceau die Ernennung eines Ausschussesablehnen wird. Es verlautet sogar, er werde die K a b i n e t tS-frage in dieser Angelegenheit stellen....Elemenceau geHort, wie er oft genug bewiesen bat, zur Kate-gorie der sogenannten„Kleber"; eh' der die Kabinettsfrage stellt,mutz es erst ganz anders kommen. Leute wie er gehen erst, wennihr Ttuhl eigentlich schon draußen steht.—Paris, 81. Dezember. Justizminister Guyot-Dcsiaignr ist imKonferenzsaole des Senats infolge Swlaganfalls plötzlich gestorben.Paris, 31. Dezember. Die offiziellen Empfänge im Elysce undden Ministerien anläßlich des 1. JanuarS sind infolge deS Ablebensdes Justizministers abgesagt worden.•Jean FranyoiS Edward Guyot-Deffaigne war am 2. WeihnachtS-feiertag 74 Jahre alt geworden. Er vertrat den Kreis Clermont-Ferrand 2 und gehörte seiner Parteistellnng nach zu den sogenannten„Radikalen". Bereits vom ö. bis zum 2<j. Februar 1888 ist erJustizminister im Kabinett Floquel gewesen; dem Kabinett Bourgeoisgehörte er vom 1. November l8S5 bis zum 2S.«pril 1506 alsMiiiiftcr der offen ilicpen Arbeiten an. Ins jetzige KabinettTlemenceau war er am 25. Oktober 1S06 eingetreten.—finnland„Väterchen" packt zu!Helsiugfors, 31. Dezember.(Privatdepesche des„Vorw.")Die russische Regierung setzt ihre Provokationen fort. Infijrem Schreiben an den Senat verlangt sie unrechtmäßigerWeise die nachträgliche Bezahlimg der Unterhaltskosten pro19ü5 und 1906 für die russische Gendarmerie in Finnland imBetrage von 1 Million Mark!—An der Grenze Finnlands und im Lande selber werdenaugenblicklich große Truppenmassen konzentriert. Das finnischeGouvernement Wiborg ist in Wirklichkeit schon als okkupiertzu bezeichnen. Tie Bewohner der an der Grenze gelegenenOrtschaften fliehen denn auch scharenweise inS Innere deSLandes.*.*So lange das russische Raubtier seinem Opfer noch nichtnahe genug ivar, erfand man in Petersburg Lüge aus Lüge.um die Tatsache und die Motive der Okkupation FiimlandSzu verschleiern. Jetzt, wo sich die blutgierige Bestie demOpfer bis auf Sprungweite genähert hat, kommt man all-mählich mit dem zynischen Eingeständnis zum Vorschein, daßin der Tat Finnland samt seinen„Freiheiten" über denHaufen gerannt werden soll. So lautet z. B. ein offiziösesTelegramm:Pctcrsburq, 3t. Dezember. Bezüglich der in letzter Zeitwiederholt anfgetnnchte» Meldungen hiesiger Blätter überT r u p p e ii v e r s ch i e b u n g e n st) nach Finnland wird vonautoiitativer Seite erklärt, daß die I a g d k o m m a n d o S(?) derhiesigen Gnideregimcnler nach der finnischen Grenze abgegangensind, hauptsächlich(!) um das Ueberschreiten der Grenze durchrussische Terroristen zu hindern. Beionders ist eine verschäifteUeberwachiiiig des Gouvernements Wiborg angeordnet, um dortdie Bildung eines revolutionären Zentrums in uiuniltelbarer NähePetersburgs zu verhüten.—Dabei hätte das arme Finnland Ruhe und Frieden sobitter nötig. Schwillt doch auch hier die Krise zu furchtbarenDimensionen an: Ueberall Arbeitslosigkeit, Produktions-cinschräiikungen, Einstellung der Produktion. Entlassungvon Arbeitern. Die große Kümener Aktiengesellschaft derPapierfabriken z. B. beschloß, ihre Produktion aus 30 Prozentzu vermindern und was dergleichen HiobSposten mehr sindDie Lage der Arbeiter wird noch dadurch verschlimmert, daßTansende aus Amerika zurückkehren und so den Arbcitsmarktnoch mehr überfüllen helfen. Die Nückivaiidernng aber dauertimmer fort...Doch was schiert das die russische Regierung!— Siekennt keine Rücksichten, wenn es gilt, ihren RaubtiergellistenGenüge zu tun.Rußland.Die Angeklagten als Ankläger.Wie zu erwarten war, gestaltet sich der Prozeß gegen die Mit-glieder der ersten Duma zu einer grandiosen Demonslration gegendie Regierung. Gestützt auf die reaktionäre Mehrheit der„Herrenduma", beabsichligte man. über die von der Revolutiongeborene erste Duma zu Gericht zu sitzen und sich an den Unter«zeichnern beS Wiborger Aufrufes ebenso zu rächen wie an den Mit-gliedern der sozialdemokratischen Fraktion der zweiten Duma. Mansetzte die beschlußfähige Majorität der ersten Duma mit dem Prä-sidium an der Spitze— die„besten Männer Rußlands", wieNitolans selbst sie seiner Zeit nannte— aus die Anklagebank, umin ihr die ganze Periode, deren Ausdruck sie war, zu verurteilen.In Wirklichkeit sitzt die Negierung auf der Armesündirbank, unddie erste russische Volksvertretung hält über sie, über daS ganzegegcnivärtige Regime Gericht....Der enge Saal der Petersburger Gerichtskammer faßt kaum dielSS Angeklagten nebst ihren Verteidigern. Vier Kronsrichter unddrei Ständevcrlreter sitzen über die erste Duma, über die russische„Konstitution", zu Gericht. Vergebens sucht man in der Anklage-schrift die juristische Begründung der Anklage. Sie zwängtmühselig ein großes historisches Ereignis, das über das alte Gesetzweit hinausgeht, in die engen Rahmen des berüchtigten Geheimbuiid-Paragraphen des Strafgesetzbuches. Der Appell der ersten Dumaan das Volk, die Aufforderung, auf dem Wege der Steuer- undRekrulenverweigeruiig die durch den Staatsstreich gefährdete Kon-st i t u t i o n zu retten, ist für sie bloß ein VeriuÄ, das„Land aufzu-wiegeln". Deshalb ignorieren die Angellagte» volllommen die formelleSeite der Anklage, sie verzichten darauf, sich vor der Regierung zu„rehabilitieren" oder gar auf die offene Widersiunigkeit der ganzenAnklage einzugehen, sondern legen die Motive ihrer Handlungsweise,ihre politischen Ziele vor dem Voll dar und erheben Protest gegenein System der Vergewaltigung, das die Vertreter deS Volkes vorden Richter schleppt.ES ist ein imposanter Anblick, wie die ganze Masse der An-geklagten— Leute aller Stände, Arbeiter und Bauern, Professoren,Rechtsanwälte und Semstwomäimer— von einem Gefühl durch-drungen, in geschlossenen Reihen gegen die Regierung vorgeht; wiesie ohne Unterschied der Parteien der Regierung das Recht abspricht,über sie zu Gericht zu sitzen, und nur einen Richter anerkennt:daS Volk. Wie armselig und jämmerlich erscheint daS Gerichts-tribunal neben diesen Männern, die, auS allen Enden deS Reicheszusammengeströmt, Zeugnis ablegen von der Stimmung und denErwartungen in den breitesten Schichten des Volkes.Natürlich, in den Reden der Parteiführer spiegelt sich auch hierdie soziale Gliederung, spiegeln sich die inneren Widersprüche derrussischen OppositionSparteieu wider: Die Kadetten weisen mit Nach-druck daraus hin, daß daS Wiborger Manifest, daS den passiven.Widerstand empfahl, nach ihrer damaligen Auffassung daS einzigeMittel darstellte,»blutigen Konflikten vorzubeugen". Die Trudowikigehen von der Ansicht aus, daß sie verpflichtet waren, demVolke die Augen zu ösinen, ihm Kampflosungen aus den Weg zugeben. Die Sozialdemokraten gehen noch weiter. Sie beleuchtendie Nolle deS Wyborger Aufrufes im RevolutionierungS-Prozeß der breiten Volksmassen.„AlS wir denWiborger Aufruf unterzeichneten", so erklärt« Genosse Jschersky,taten wir es nicht deshalb, weil wir an die unverzüg-liche Verwirllichung seiner Losungen glaubten.... Das Proletariatwußte, daß es keine Aussicht hatte, aus eigener Kraft da« alteRegime zu besiegen.... DaS Wiborger Manisest sollte eben derBauer nbewegung Losungen erteilen. Wir waren bestrebt.die russischen Bürger daraus aufmerlsam zu machen, daß sieberechtigt waren, gegen Gesetzlosigkeit und GewaU anznkäinpfen.Wir sagten ihnen, daß die Geioalt ohne diesen Kamps alleS zurück-nehmen werde. waS sie gezwungen war, am 3V. Oktober dem Volkeabzutreten."—DaS Urteil ist vermutlich noch gestern(DtenStag) gefälltworden. In Petersburg soll man auf— Freispruch rechnen....Uns icheiiit, daß man mit dieser Bernrutung die Zarrndiener etwashoch einrechnet.--Amerika.*Der Präsidentschaftskandidat Taft hielt am Montag in Bostonseine angekündigte Rede. In bezug aus die Philippinen prahlte er.daß daS jetzige Schulsystem eine Erhöhung des moralischen undintelleklliellen Niveaus der Philippiner im Gefolge haben würde.Vorläufig sei es noch unmöglich, dem Lande eine eigene Regierungzu geben, vielleicht könne man das nach ein bis zwei Gene-rationeu tun.In einer zweiten polnischen Rede im Elysium wies Taft dieBeschuldigungen zurück, die in Verbindung mit der Fiiianzkrise gegendie Regierung erhoben werden, und wies ganz überfllissigerweisedaraus hin. daß die Regierung keineswegs dem organisiertenKapital seindlich gegenüberstehe, iondern nur dem die Gesetzeoerletzenden Kapital. Dank dieser Taktik sei eS gelungen, denSozialismus zu beseitigen(??). Das jetzige System müßt« bei-behalten werden, damit eine strenge Kontrolle über Eisenbähnen undTrusts ausgeübt werden kömile, andernfalls man die Verwaltungdem Sozialismus überlassen müßte...An Unklaiheit in diversen politischen Dingen scheint bei HormTaft kein Maugel vorhanden zu sein.Huö der Partei.Die„Neue Zeit" im neue» Jahr.Eine gute Kunde bringt die soeben erschienene Nr. 13 unsererwissenschaftlichen Wochenschrift. Die„Neue Zeit" wird mit demBeginne des neuen Jahres, dessen erster Monat die 2v. Wiederkehrihres Geburtstages bringt, Umfang und Inhalt wesent-l i ch erweitern. Redaktion und Verlag teilen im Prospekt, derder Nummer berlicgt, folgendes mit:„Mit dem laufenden Jahrgange hat die„Neue Zeit" das zweiteVicrteljahrhundert ihres Lebens begonnen; mit ihrer erstenNummer, die im Jahre 1808 erscheint, feiert sie tatsächlich die fünf-undzwanzigste Wiederkehr ihres Geburtstages, der in den Januar1883 fällt.Es ist nicht nötig, zu sagen, waö oft genug gesagt worden istund sich ohnehin von selbst versteht, daß sie innerlich dieselbebleiben wird, die sie bisher gewesen ist: ein Organ deSKlassenkampfes, das im gleichen Maße der sozia-listischen Theorie wie der sozialistischen Praxisdien t.Sie ficht, wie wir schon in früheren Jahren hervorgehoben,ihre Aufgabe auf diesem Gebiete darin, die politische TageS-presse wie die Gewerk schaftSpresse zu ergänzen,einzelne Fragen eingehender zu erörtern, sie von anerkanntenFachleuten untersuchen zu lassen und dabei jede einzelne Be-wegung und Erscheinung unseres sozialen Lebens, entstamme sienun parlamentarischem, kommunalem, gewerkschaftlichem, genossen-schastliefrem oder sonst welchem Boden,«n ihren großen gesellschast-lichen Zusammenhängen darzustellen.Endlich sehen wir eine wichtige Aufgabe unserer Zeitschriftdarin, das internationale Bewußtsein zu Pflegen, demdeutschen Proletariat durch zusammenfassende Darstellungen derautzerdeutschen proletarischen Bewegungen deren Verständniszu bermiiteln. Wir können dies um so lcichicr» da die herbor»ragendstcn Mitglieder der internationalen Sozialdemokratie unsdabei unterstützen.Aber die wachsende Teilnahme, die ihr das klassenbewußteProletariat spendet, legt ihr nicht nur höhere Pflichten auf, sonderngewährt ihr auch die Möglichkeit, diesen Pflichten in höherem Matzegerecht zu werden. Was ehr niemals gefehlt hat. die Kraft und dieLust, mitzukämpken in dem Befreiungskämpfe der Arbeiterklasse,das ist ihr oft beeinträchtigt worden durch die Grenzen des Raumes,über den sie verfügen konnte.Hierin soll vom Beginne des neuen Jahres eine Abhülfe ge»schassen werden, die den alten Lesern der„Neuen Zeit" willkommensein und ihr, wie wir hoffen, neue Leser werben wird. Ihr Inhaltwird um jährlich 24 Druckbogen erweitert werden,und zwar so, daß in jedem Vierteljahr ein ErgänzungSheft und injedem Monat eine Fruilletonbeilagc erscheint.Tie Ergänzungshefte werden größere wissenschaftliche AbHand»lungen enthalten, die bisher nur in einer Reihe von Fortsetzungengebracht werden konnten. Ter leidige, aber vom beschränkten Raumeiner Wochenschrift untrennbare Zwang, in Bruchstücke zu trennen,was doch in logischem Zusammenhange gedacht und geschriebenworden ist, fällt damit fori.Zu diesen Ergänzungsheften sind teils in unseren Händen,teils uns zugesagt;G. Eckstein, Entwickelung des japanischen Familienrechtes.K. Kautsky, Nationalität und Jnternationalität.R. Luxemburg, Rückblick auf den bisherigen Gang der russischenRevolution.F. Mehring, Geschichte der Kriegskunst.G. Plechanofs, Ucber das französische Drama des achtzehntenJahrhunderts u. a. m.Die Fcuilletonbeilagc unter der Redaktion vonFranz Mehring wird sich bemühen, ein Organ der BildungL-bcstrebungen zu werden, die sich im Schöße der Partei mit erfreu-licher Frische und Kraft regen. Sie wird die künstlerischen,literarischen und naturwissenschaftlichen Fragen behandeln, die aufdiesem Gebiete zu lösen sind, und zugleich den Wünschen derjenigenLeser entgegenzukommen suchen, die nach einer abwechselllngs-reicheren und leichteren Darstellung verlangen, als sich mit dereindringenden Untersuchung sozialistischer Probleme immer ver-einigen läßt.Die„Neue Zeit" selbst wird sich, entlastet durch diese regek-mäßig erscheinenden Beilagen, den Aufgaben, die ihr der geWerk-schaftliche und politische Emanzipationskampf stellt, in destomannigfaltigerer und vielseitigerer Weise widmen, besonders inregelmäßigen Zwischenräumen eine Wirtschaftliche Rund»schau und eine Revue der sozialistischen Revuenvcröfsrntlichen, die daS Gcdankenlebcn deS internationalen Sozia-lismuö wiederspiegcln soll. Außerdem wird sie dessen literarische»Neuerscheinungen in einer Bibliographie des Sozia-l i L m u ö verzeichnen."Wir begleiten die dankenswerte Erweiterung und Ausgestaltungunseres wissenschaftlichen Organs mit dem Wunsche, daß sie in derPartei vermehrten Eifer in der Benutzung der„Neuen Zeit" undin der Propaganda für ihre weitere Verbreitung wachrufen möge.WaS die Partei für die„Reue- Zeit" tut, das wird ihr von diesermit Zinsen vergolten werden.Em Industrie und Kandel.Jahresbericht der Handelskammer zu Berlin.Prompt mit dem Jahresschluß unterbreitet die Handelskammerden 1. Teil ihres Jahresberichtes. Vorläufig geben wir aus demKapitel„Uedcrblick über das Wirtschaftsjahr 1807" folgendeswieder:Im Jahre 1807 haben Handel und Industrie, in ihrer Ge-samtheit betrachtet, Tätigkeit und Erfolge nicht auf der Höhe zuerhalten vermocht, welche sie im Jahre 1906 gewonnen hatten.. Tieaussteigende Richtung der Konjunktur, die vom Jahre 1803 an dieDepression abgelöst hatte, ist in eine langsam absteigende über«gegangen. Was man vielfach schon nach dem ungünstigen Wende»punkte der internationalen Handelspolitik im Frühjahr 1806 er»wartet hatte, ist nun reichlich ein Jahr später eingetreten. Nach-dem einzelne Zweige aus Sonderurfachen schon Ende 1806 und An»sang 180? vorangegangen waren, zeigte sich seit dem Sommer 1807auf immer weiteren Gebieten ein allmähliches Abflauen. Freilichsind auch am Ende des Jahres noch wichtige Teile des deutschenErwerbslebens ganz davon verschont, viele andere empfinden denRückgang mehr als eine Rückkehr von der atemlosen Hast der beidenVorjahre zu normalem Zeitmatz der Arbeit. Die Entwickelung hatbisher nicht den Charakter einer mit Erschütterung des Kredit-aebäudes und Vernichtung zahlreicher gefestigter wirtschaftlicherExistenzen verbundenen Krisis angenommen....Zugleich mit der Preissteigerung der industriellen Rohstoffebrachte das Zusammenwirken im.allgemeinen ungünstiger Erntenund der erhöhten deutschen Agrarzölle«ine ganz außerordentlicheSteigerung der Preise der sämtlichen aus Ackerbau und Viehzuchtstammenden Nahrungsmittel, von welcher nur bei Schweinen undSchweinefleisch eine erwünschte Ausnahme zu bemerken ist. DieFolge war. daß überall die Arbeiter, sowie mich die kaufmännischen.und technischen Angestellten an die Arbeitgeber herantraten mit derForderung, ihre Haushaltungsbudgets, die durch die vermehrtenAusgaben für die notweiidigsten Lebensbedürfnisse in Unordnunggerieten, durch Gewährung von Lohn- oder Gehaltszulagen wiederins Gleichgewicht zu bringen, einer Forderung, der in umfassendemMaße entsprochen wurde. Fast auf der ganzen Linie der kauf,männischen und industriellen Unternehmungen finden wir dahermehr oder minder umfangreiche Gebalts- und Lohnerhöhungen.Ausnahmen sind nur etioa da zu konstatieren, wo schon im Jahrezuvor bedeutende Erhöhungen stattgefunden hatten, ferner bei not-leidenden Branchen, wie z. B. bei den Ziegeleien und bei denFabriken von Automobiluntergestellen. Gerade bei einem Bezirkewie dem unscrigen, welcher vorwiegend Fcrtigfabrikatc erzeugtmit ihrem hohen Prozentsatz von Arbeitslöhnen im Herstellungs-preis, ist eine derartige LebenSmittcltcucrung und die daraus fol-gcnde Lohnsteigerung von größter Bedeutung, um so mehr, alsja die Löhne eins einmal erreichte Höhe schwer wieder auszu-geben pflegen, auch wenn die Ursache der Steigerung später fort-gefallen ist.Wichtiger aber noch als die Ausfälle an Einkommen sind fürunsere Frage die ungeheuren Mchranforderniigen, welche die Be,friedigung der notlvcndigftcn Lcbensbedürfnissc, wie Nahrung.Feuerung, Wohnung, Kleidung usw. infolge der geschilderten Tcac-rung an einen jeden gestellt hat. Es erscheint durchaus glaubhaft,daß die Mindereinnahmen und die Mehrausgaben für die not-wendigsten Lebensbedürfnisse weniger Mittel für Anschaffungenvon Jndusirieerzeugmssen aller Art bei der Bevölkerung übrig ge»lassen haben, daß also die Kaufkraft abgenommen hat.Soziales.Di« Zentralkommission der Krankenkasse»hatte mn Montag eine Versammlung ber-Kraiikenkassen-Vorstklndeund-Verivaltuiigsbeaniten einberusen. Albert K o h n erstatteteBericht über folgende Angelegenheit: Der Vorstand der Landes-Versicherungsanstalt Berlin batte am 18. Oktober den Krankenkassenm«geteilt, daß den Versicherten vom 1. Januar ab Zahn«ersatz durch die Landesversichenmgsanstalt gewährt werden solle.sofern eS der Vorstand dieser Anstalt in jedem einzelnen Falle fürerforderlich halte. Jedoch sollten in jedem derartigen Falledie Kosten der zahnärztlichen Borbehandlimg durch die zu-ständige Krankenlasse getragen werden. Die Zentralkommilstonhat hieiüber mit dem Vorstände der LandeSversicheriingsaustalt ver-handelt und den Standpunkt vertrete», daß eS Sachs der Landes-