ihn an SmlthieS abgebe. DaS wäre unsinnig gewesen, dennan Tmithies hatte ich schon den Brief abgesandt. Inbeiden Briefen aber steht daS Entgegengesetzte vondem. was in dem Tuckcrbriefe angeblich gcnanden habensoll.— DaS Gericht beschließt die Uebersctzung diesesBriefes durch einen Dolmetscher vornehmen zu lassen.— Dr. Peters:Herr Präsident! Ich habe mich noch zu den Anträgen zu äußern.Ich fühle mich natürlich nicht beleidigt durch eine sachlicheKritik der„Kölnischen Zeitung" und ihres Mitarbeiters über meineamtliche oder s o n st i g e Tätigkeit. Ich fühle mich auchnicht beleidigt, wenn Herr v. Bennigsen meine amtlicheTätigkeit als ein Unglück für Deutsch-Ostafrika bezeichnet. DaSist leine Sache. Beleidigt fühle ich mich durch den Passus.der mir vorwirst, ich hätte einen Brief an den BischofWoodwood geschrieben, der Aehnlichkeit mit den An-gaben des Tucker-BrieseL hat. Daraus muß derLeser den Eindruck gewinnen, daß ich einen Brief geschrieben habe.worin ich zugebe, daß ich mich mit dem aufgehängten Mädchen nachafrikanischen Verhältnissen verheiratet und sie nach afrikanischemBrauche als Ehebrecherin init dem Tode bestrast habe, daß ich alsoden ganzen Inhalt der Behauptungen des Abg. Bebel im Reichs-tage durch den Brief zugegeben habe. Ich fühle mich beleidigt,einmal weil ich zugegeben haben soll, einen solchen Bnesgeschrieben zu haben, zweitens, weil behauptet wird, ich hättean den englischen Bischof eine derartige alberne Erklärungabgegeben. Als drittes kommt hinzu, daß ich im Reichs-tage mein Ehrenwort verpfändet habe, einen solchen Brief nichtabgeschickt zu haben und einer solchen Handlung nicht fähig zu sein.Darum kühle ich mich beleidigt, aber nicht durch alles das, waSüber meine amtliche Tätigkeit gesagt worden ist. Hier handelt es sichum unwahre'Behauptungen.— v. Bennigsen: Ich habe nicht be-hauvtet, daß der Tuckerbrief geschrieben worden ist, ich bin aberüberzeugt, daß eine Namensverwechselung vorliegt. Wir werden jawohl noch im Laufe der Verhandlung Klarheit über den Tuckerbrieserhalten. Herr Dr. Peters behauptete ja im Juli vorigen Jahres.daß er eS wisse, wer den Tuckerbrief geschrieben habe, ja»nan behauptete sogar, daß ich der Hintermann desTuckerbriefes bin. Ich habe mich darauf beschränkt, der„Post" eineBerichtigung zuzusenden. Aber eine NanienSverwechselung liegtzweifellos vor. Man hat in Afrika von einem Briese gesprochen,und man hat als naheliegend konstruiert, daß der Empsänger Tuckergewesen sei, der Bischof am Kilimandscharo, und man hat nicht anden Bischof von Magila gedacht. Derjenige, welcher solche Kom-binationen gemacht hat, hat zweifellos gehört, daß Briefe existierenund er hat auch gewußt, daß Dr. Peters renommiert hat, solche Sachenbegangen zu haben. Ich habe nur von einer Namensverwechsclunggesprochen, und ich weiß nicht, weshalb gerade hierin eine Beleidi-gung liegen soll.— Rechtsanw. Falk: Ich möchte nunmehr meineAnträge begründen. Ich bin bisher der Meinung gewesen, daß derganze Artikel zur Anklage steht. So heißt eS auch im EröffnnngS-bcschluß. Ich hielt gerade für die schwerste Beleidigung de» Satz:„Wenn alles, tvas in den Akten über Dr. Peters steht,bekannt wäre, würde auch selbst Dr. Arendt von dessenVerteidigung Abstand nehmen."Wenn ober Dr. PeterS sich dadurch nicht beleidigt fühlt, so würdeunsere Beweiserhebung wesentlich erleichtert werden. Ich bin jedochder Meinung, daß der Gegenstand der Beweisaufnahme die Be»hauptung sein muß. daß Dr. PeterS sich gewisse Berfehlnnge» hatzuschulden kommen lassen. Als in der vorigen Perhandlung derVorsitzende fragte, ob ein Vergleich möglich sei, erwiderte JustizratS e l l o: Ich kann mich nicht vergleichen, bevor nicht dasMaterielle der Eiterbeule aufgestochen ist. Eskommt mir nun nicht darauf an, zu beweisen, ob der Brief ge-schrieben ist oder nicht, sonder» daß Dr. PeterS sich Verfchlmigenschuldig gemacht hat.— Bors.: Wie sie ihm vom Abg. Bebel vor-geworfen sind?— RechtSanw. Falk: DaS steht nicht in dem Artikel,aber meinetwegen auch da. Wir behaupten:1. Dr. PeterS hat den Mabrul zu Tode prügeln lassen, ohneRecht durch ein Verfahren. daS kein Verfahrcu war. bloß aus sexuelle»Motive». 2. Auch die Hinrichtung der I a g o d j a ist bei Petersauf geschlechtliche Beziehung zurückzuführen. 3. Dr. PeterS ist sichbewußt gewesen, ein Unrecht sowohl an Mabruk als auch an derJagodja begangen zu haben. Beweis dafür ist, er hat in demBericht an seinen Vorgesetzten Freiherrn v. Soden den Vorgangnicht richtig dargestellt. 4. Eine ganze Reihe von Zeugenweiß, daß Dr. PeterS am Kilimandscharo mit dem Vorgangerenommier« hat. Und nun kommt der Zusammenhang mitden Briefen. Er hat sich gerühmt, er habe so verfahren, wieeS in Afrika üblich ist, so wie jeder Häuptling verfahre»würde. Diesen Beweis treten wir an. Nun ist in der Disziplinar-vcrlmndlung. welche mit der Amtsentsetznng endete, ihm im Urteilezugute gehalten worden, daß ihm seine Auffassung über die Z u-stände anf der Station mildernd zur Seite stehen müssen.Wir wollen den Beweis führen, daß sich in dieser Beziehungdas Urteil geirrt hatund daß die Zustände auf der Station und in der Umgegend beiden Negerstämmen ihm gar keine Bcranlassimz geben konnten, soborzugehen. Eine Aehnlichkeit finden wir darin, daß Dr. PeterS eSfür notwendig befunden hat, keine Handlungen zu beschönigen undzwar dem englischen MissionSbischof gegenüber, der erklärthatte: Mit diesem Mörder will ich nichts zu tun haben.Den empfange ich nicht. Wir behaupten, daß Dr. PeterSin dem Briefe falsche Angaben gemacht hat und sich dessenbewußt war. In dem zweiten Brief, der ein Entwurfsein soll— ich behaupte aber, daß eS ein Brief war— ist dieRede von dem ehebrecherischen Verhalten einer Dienerin, von ivelcherjetzt behauptet wird, daß sie die Konkubine deS Frcihcrrrn v. Pech-mann sei. Der Verteidiger begründet hieraus ausführlich seineBeweiSanträge. Er beantragt, den Schriftsteller v. H n h» undnoch andere Zeugen zu vernehmen, falls gesagt werdensollte was in den Vorstadicn geschehen ist— daß in den beidenersten Unlersuchungen die Unschuld des Dr. PeterS dargetanworden sei. Die Zeugen solle» bekunden, daß die Untersuchung nichtso geführt wordrn ist, wie sie hätte geführt werden müssen, weilKolonialdirektor Dr. Kahscr einem außerordentlichen Druck von feitendes Dr. PeterS und srinrr Freunde erlege» ist.Jnstizrat S e l l o: Ich vertraue der Gerechtigkeit und BilligkeitdeS Gerichtshofes, daß er nach dem Grundsatz: �.uckiatur st alcsrapars auch gegenüber den von anderer Seite benannten Zriigeii undSachverständigen unseren Anträgen auf Ladung von SachvcrslÄldigennachkommt. Ich beantrage, den als Zeugen geladenen Herrnv. P e ch m a n n ebenfalls als Sachverständigen zu ladensowie ferner den früheren Gouverneur von Deutsch-Ostafrika,Generalleutnant v. Liebert und den Asrikareisenden v. Thiel-mann- Lübeck. Dieser ist einer der ältesten Afnlaner und hat alsBegleiter des Dr. Petcrö die Einin Pascha- Expedition mitgemacht.Er kennt die ganze menschliche und kolonisatorische Tätigkeit desDr. PeterS nicht nur vom Hörensagen und knim unö am bestenAuskunft geben über die gesamte Individualität des Dr. PeterS alsMensch, Beamter und Kolonisator.— Verl. Falk: Der Ladung derfierren v. Lieber und Thiclmann stimme ich zu. dagegen wider-preche ich der Beniehmung des Herrn v. Pechmann. Dieserwar m Dr. Peters abhängig und i stder Mitschuld verdächtigan der Dr. PeterS zur Lgst gelegten Handlung.— Das Gerichtbeschließt die telegraphische Ladung der Herren v. Liebert undThielmann als Sachverständige unter der Voraussetzung, daß einKosienvorschuß von 400 M. seitens des PrivatklägcrS geleistet werde.(Heiterkeit.!— Justizrat Selto: Ich möchte nochmals daran erinnern,daß wir auf dem Standpunkte stehen, daß es sich im gegenwärtigen Prozeßlediglich um die Frage handelt, ob Dr. Peters einen Brief ge-schrieben hat. der Aehnlichkeit mit dem Briefe hat, den er nach Aus-sage de- Abgeordneten Bebel geschrieben und in dem er einGeständnis abgelegt haben soll. Wir werden deshalb nicht derErörterung aus dem Wege gehen können, ob Dr. PeterS diese Hand-lungen begangen zu haben zugestanden hat. Jeder weiterenAusdehnung der Verhandlung werden wir unswidersetzen, nicht weil wir einer ausgedehnteren Erörterungans dem Wege gehen wollen, sondert, weil ein solcher Peters-Prozeß bereits schwebt. Er schwebt in München, wo er inerster Instanz für Dr. PeterS einen sehr günstigen Ausganggenommen hat, und er kommt demnächst in zweiter Instanz zurVerhandlung, da von beiden Seiten Berufung eingelegt wordenist. Wir haben keinen Anlaß, diesen PeterS-Prozcß zu verdoppeln.nicht weil ivir Feinde deS Dr. PeterS sind und den afrikanischenKüstenklatsch fürchten, sondern wir widersetzen uns der Ausdehnungauf das britische Gebiet. Hier handelt es sich darum, ob Dr. PeterSam 3. April 1002 einen ähnlichen Brief, wie ihn der Abg. Bebelbezeichnet hat, geschrieben hat.— Dr. Peters: Ich habe in Deutsch-land jetzt achtmal Veranlassung gehabt, wegen Beleidigung zu klagen.Wenn jeder Prozeß, den ich für den Rest meines Lebens führe,sich ausbilden soll zu einem Tribunal über mein ganzes Lebenals Afrikareisender. Beamter und. Kolonisator, so könnteich davon Ab st and nehmen, künftig wegen Be-leidigung zu klagen. Ich habe nicht Lust, eine solche Aus-Wucherung des Klageverfahrens zuzulassen. Der Verteidiger hatauf Grund eines Briefes, den er nicht kennt, schon Schlußfolgerungengezogen und Behauptungen ausgestellt. Ich konstatiere hieröffentlich, mit welchen Mitteln die Verteidigung arbeitet.— Verteidiger Falk: Dr. PeterS hat eS für richtig befunden, von einerAnSwucherung des Privatlebens zu sprechen und von denMitteln der Verteidigung. Ich erkläre, die Beweisaufnahme kannhier in keinem Punkte abgeschnitten werden, selbst wennsie nicht zum Tstomu probandi gehört. Ich verlange darum—ich bitte— daß mit Rücksicht auf das Strafmaß Beweis erhobenwerde. ES ist ein Unterschied, ob ich jemand beleidige, derein t a d e l l o s e r E h r e n m a n n ist, oder jemand, der sich irgendetwas hat zu schulden kommen lassen. Ich kenne genau die beidenUcbersetzungeu des Briefes, die existieren: die Uebersetzung der„Bossischen Zeitung" und die Uebersetzung bei Dr. Scharlach.DaS Gericht lehnt die weitere von Dr. Falkbeantragte Zeugenvernehmung ab.— Bert. S e l l ozieht den Antrag auf Vernehmung des Herrn V. Pechmann alsSachverständigen zurück. Dann tritt wiederuin eine längerePause ein.Nach der Pause wird zunächst beschlossen, daß zu der kommissari-scheu Bernehmung in Stuttgart auch der Protokollführer desGerichtshofes aus Köln mitgenommen werdensoll. ES werden dann sofort Disziplinarurteile gegen PeterS ver-lesen. Sowohl die Disziplinarkammer für Rcichsbeamte wie derDiSzipliiiarhof in Leipzig haben bekanntlich die AmtSentfeyung gegenDr. PeterS ausgesprochen. Dr. PeterS hat sich, wie nocherinnerlich sein dürfte, in dem Münchener Prozeß imSommer vorigen Jahres lange gesträubt, die Urteileherauszugeben: er erklärte. daß sie anf unrichtigen Boraus-sctznngen beruhten und er infolgedessen genötigt sein würde, wenner sie herausgäbe, gleichzeitig einen umfangreichen Gegenbeweis an-zutreten. DaS Auswärtige Amt, die damals dem Reichs-kolonialamt noch übergeordnete Behörde, hatte gleichfalls dieHerausgabe der Peterö-Akten abgelehnt. Alsdannaber PeterS' Prozeßgegner einen Gerichtsbeschluß herbeizuführensuchte, der Dr. PeterS die Herausgabe der Akten auf-erlegen sollte, legte dieser die beiden Urteile vor. IhrInhalt ist seitdem bekannt, der Wortlaut auch in einerim Berlage der„Miinchener Post" erschienenen Broschüreveröffentlicht. In der Verhandlung wird zunächst das erste Ur»teil verlesen. Nach Beendigung der Verlesung nimmt Dr. PeterSdas Wort: Diese Urteile sind von uns niemals als juridischeinwandfreie Dokumente akzeptiert worden. Ich wenigstenshabe das niemals getan. Ich will nicht die bona fides der Herren,die die Urteile gefällt haben, bezweifeln. Auf zwei Punktemöchte ich jetzt gleich antworten. Mein Rechtsbeistand.RecbtSanwalt R o s en t ha l in München, hat auch mehrerejursstische Einwände gegen die Urteile erhoben. Ich be-beantrage auch seine Broschüre nachher zu verlesen.—Juslizral Sello(zu Dr. PeterS); DaS ist prozessual unzulässig. Wirkönnen den Inhalt nur mündlich vortragen.— Dr. Peters:Dann für jetzt nur einen Punkt. Man hat mir in den Urteilen denVorwurf gemacht, daß ich an den Gouverneur v. Soden falscheBerichte erstattet hätte. Diesen Vorwurf habe ich innner be-sonder» unsiimpatbisch empfunden. Man hat gesagt, daß ich dieExpedition gegen de» Hänvtling Malamia dadurch hervorgerufenhätte, daß ich die Heransgave der drei weggelaufenenWeiber verlangte. Das erkläre ich hier öffentlich für eine Unwahrheit.Ich wußte gar nicht, wo die drei weggelaufenen Weiber waren. Ichsckickle zu dem mir befreundeten Häuptling Mareale, um ihn umAuskunft zu bitten, ob er wisse, wo die Weiber seien. Er erklärtemir, daß er es nicht wisse, daß ich aber zu Malamia schicken könnte,bei dein der Vater eineö der Mädchen wohne. Sie können mirglauben. eS handelt- sich da nicht um sexuelle Fragen, sondern umetwas ganz anderes, wenn Eingeborene weglaufen. Ich erkläre.daß damit endlich diese Anschuldigungen aus der deutschen Presseverschwinden: Ich habe durchaus nicht falsch berichtet. Ich ließnun zu Malanna hinschicken und verlangte, daß er mir den Mannherübcrschicken sollte, damit ich ihn nach dem Verbleib der Leutevernehmen könnte. Malamia verhöhnte meine Abgesandten.riß die deutsche Flagge herunter, tanzte ausihr herum und sagte: Die Deutschen seien Schlapp-schwänze, sie hätten sich auch von den Wahehe schlagen lassenIch schickte dem Manneinige Granatenin sein Lager herüber, da hatte er die Unverschämtheit— jederAfrikaner wird mir zugeben, daß das eine Unverschämtheit ist. zusagen: das sei kein Kunststück, aus der sicheren Stationdie Granaten herüber zu schicken, ich sollte einmal in seineResidenz kommen. DaS habe ich auch getan. Ich schickte.den Unterosfizier Wilhelm herüber, der auch eine Razia ab-hielt.— Bors.: DaS steht ja aber allcS inben ver-lefenen Urteile»t.Dr. PeterS: Dasteht aber auch das Falsche, daß ich dieHerausgabe der drei Weiber verlangt hätte, das ist nichtrichtig.— Vert. RechtSanw. Falk: Anf diese Aussage haben wirsehr energisch, aber auch sehr energisch und anSführlich zu erwidern:Dr. PeterS: Ich habe noch einen weiteren Punkt zu berühren.Die Station am Kilimandscharo soll nicht gefährdet gewesen sein.Tatsächlich war sie es aber von allen Seiten, besonders von dcr Muschi-feite, Ivo der Sohn des Häuptlings mit den Rebellen ging, während ichdem Häuptling die deutsche Flagge gegeben hatte. Er stand alleinunter meinem Schutz und bat mich um Schutz, als er von denanderen Häuptlingen angegriffen wurde. Ich befand mich also in großerBedrängnis. Drei meiner Bolen waren dazu aufgegriffenund in schmählichster Weise verstümmelt worden. Ich stand dortunten als kaiserlicher Kommissar und hatte von Sr. Majestätden Aufttag erhalten, das dortige Gebiet der deutschenHerrschaft einzuverleiben. Durfte ich da tatenlos bleiben, zu-mal ich mich stark genug fühlte? ES ist tvahrlich keinVergnügen, in Afrika zu fechten. Wenn ich den Weg der kriege-rischen Lösung betrat, so tat ich das, weil ich eS für notwendig hielt.Niemand kann mich deswegen zur Verantivortimg ziehen. DaS feihiermit vor aller Oessentlichkeit festgestellt(Dr. Peters wendet sichwährend seiner Ausführungen wiederholt direkt zu dem übersüllrenZuhörerraum.) Ich brauchte auch bei der HinrichtungdeS Mabruk und der Jagodja keinen Beisitzer zuzuziehen,ich hatte diktatorische Gewalt über Leben und Tod derSchwarzen. Ich wurde nach dem Kilimandscharo geschickt, nach-dem ich die Emin Pascha-Expedition durchgeführt hatte.Ich hatte sie durchgeführt, leitweise mit Diplomatie, teillveise abermit KriegSgewalt. Ans meiner Berufung zum Reichskommissar anden Kilimandscharo entnahm ich, daß die Mittel, die ich angewendethatte, gebilligt wurden. Man gab inir ja auch volle Freiheitin meinen Entscheidungen, und erst nach Jahren wurde ich dannwegen eine« bestimmten Falles unter Anklage gestellt. Ich lvill,daß die Wahrheit endlich an den Tag kommt, deshalb prozessiereich gegen jene Herren. Ich beschwere mich über die„KölnischeZeitung" und Herrn p. Bennigsen, weil sie kritiklosdie alten Unwahrheiten weitcrgetragen haben.Ich soll zu den Leuten am Kilimandscharo gesagt haben, siesollten alleS verschweigen, sonst bekämen sie teilte Träger. InWirklichkeit habe ich die betreffenden Farbigen12 Stunden hängen lasse»,damit sie jeder sehen könnte. Es gibt übrigens kein Mittel, etwa?unter den Farbigen zu verbleiten, als wenn man ihnen sagt, siesollten nichts verraten. Ich wollte im Gegenteil mit meinen hartenMitteln die rebellischen Häuptlinge einschüchtern. Dann sagt man,ich hätte die Hinrichtung durch den Zeugen Wiest nicht vornehmenlassen dürfen ohne Zustimmnng des führenden Offiziers. Darauf kannich nur sagen, daß es mir gar nicht möglich gewesen wäre, über denKops des früheren Offiziers Broniart v. Schellendorff hinweg demUnteroffizier zu befehlen, die Hinriibtung auszuführen. Wenn ich esdennoch getan hätte, hätte Bronsart v. Schellendorf sofort nachDar-es-Salaam berichten müssen. Das hat er aber nicht getan.Er hat noch nach diesem Verfahren bis 1805 mit mir freundschaftlichverkehrt und hat in Briefen seine Anerkennung für meine Tätigkeitam Kilimandscharo zum Ausdruck gebracht. Erst 1898 sagte erplötzlich, ich hätte über seinen Kopf hinweg einem Unteroffizier einen militärischen Befehl erteilt. Ich will die bona ödes derHerren, die das Urteil gegen mich gefällt haben, nicht bezweifeln,aber für mich sind die Urteile in leiner Weise maßgebend.— Vert.Dr. Falk: Die Erklärungen, die irgend ein Angeklagrer gegen die ihnaburteilenden Richter und gegen die Urteile selbst losläßt, könnennatürlich die Feststellungen des Urteils in keiner Weise entkräften.ES wird Sache der freien richterlichen Beweiswürdigung sein, zuprüfen, welche Bedeutung die Feststellungen dieser beiden Urteile fürdas kgl. Schöffengericht in Köln haben. Ich will Herrn Dr. PeterSdeshalb nicht folgen, sondern an ihn nur die kurze Frage richten:tat Exzelleyz Gouverneur v. Soden ausgesagt, daß Dr.eters ihm nicht zu berichten brauchte? Ist daSrichtig?PeterS: Bei gerichtlichen Maßnahmen, wie der Hinrichtung deSMabruk und der Jagodja brauchte ich nicht zu berichten.Allerdings will ich zugeben, daß eS Exzellenz v. Sode» vielleicht er-wartet hat— Dr. Falk: Soll das der Inhalt der Aussage deSFreiherrn v. Soden in dem Prozeß gegen Dr. Friedl Martinlein.— Justizrat Sello: Nein, gegen die, M ii u ch e n e r Post".— Vert. Fall: In dem Prozeß qegen Dr. Martin hat Exzellenzv. Soden eidlich bekundet, daß ein Berichtnotwendiggewesen sei.— Justizrat Sello: Dann bitte ich Herrn v. Sodenüber diesen Widenpruch zu befragen.— v. Bennigsen: Ueber dieLage am Kilimandscharo können wir unS erst klar werden, wenndie Zeugen und Sachverständigen vernommen sind. Ich werde erstdann Gelegenheit nehmen, meinen Standpunkt darzulegen. Ichbitte Herrn Dr. PeterS, folgende Fragen zu beantworten: Er haterklärt, er habe nicht gewußt, wo die Jagodja gewesensei, ob bei dem ivtuschl oder bei dem Mariale oder beim Malamia.Wo sollte dcun dann eigentlich die Jagodja spioniert haben?—Dr. PeterS: Zuerst nahm ich an, daß sie zu Mariale gegangensei. Beim Malamia fand ich sie aber auch nicht, folglich mußte siebei Muschi sein und spioniert haben. Sie soll schließlichbei Malamia gewesen sein, de» ich wegen Rebellion zumTode verurteilt hatte, den ich aber nicht bekommen hatte, so daß erwahrscheinlich heute noch lebt.(Heiterkeit.) Dagegen bekam ich denVater und Bruder des Malamia: aus deren Aussagen undauS den Bekundungen der StationSweiber erfuhr ich, daß dieJagodja alle Mädchen zu Malamia führen sollte.— Vors.: Unddeshalb haben Sie wohl auch die Jagodja für die SiSdelSführeringehalten?— Dr. PeterS: Ja, außerdem gestand sie eS selbst zu.v. Bennigsen: Gibt Dr. PeterS zu, daß Bischof SmithieS leinDeutschen fei nd war und daß er erklärt hat, einen Mörderempfange er nicht, mit dem«volle er nichts zu tun haben?— Dr. PeterS:Was Smithies hinter meinem Rücken über mich gesagt hat. weißich nicht. Wenn er es mir gesagt hätte, würde er etwas anderesvon mir zu hören bekommen haben. Im übrigen kann ich»ursagen, daß ich damals trotz aller Sympathien für England gegendie britischen Missionen sehr vorstchiig war. Ich wußte, daßbritische Intrige» gegen Deutschland im Werke waren, daß manunö daö Ktlimandscharogcbiet streitig zu machen suchte.Ob speziell SmithieS deutschfrennölich oder feindlich war,lveiß ich nicht. Ich sagte mir nur beim Schreiben de«fraglichen Briefes: warum sollst du dich vor dem britischen Missionarrechtfertigen?— Deshalb unterließ ich die Abfendung des erstenBriefes und sandte den zweiten Brief ab. der weniger entgegen-kommend, ja ein bißchen hochmütig gegenüber SmithieS war.—RechtSanw. Falk: Wir wollen durch das Zeugnis des P a rer Ackerbeweisen, daß SmithieS kein Dentschenfeind, sondern ein vornehmerund loyaler Mann war. gleichwohl hat er über Dr. PeterS gesagt,daß er mit einem Mörder nichts zu tun haben wolle.— Bors.:Wollen Sie auch beweisen, daß der Kläger um dieseAeußenmg gewußt bat?— RechtSanw. Falk: Stein da« nicht.v. BenuiAscn: Ich möchte durch das Zeugnis des Pater Acker auchnoch feststellen, daß SmithieS überhaupt nichts mit dem Kitt-inandscharo zu tun hatte. Bischof für den Kilimandscharo warTucker und Bischof für Zanzibar war SmithieS.— Justizrat Sello:WaS Herr SmithieS über Herrn Dr. PeterS gesagt hat, istfür uns ebenso gleichgültig, als wenn etwadie Redaktion de«„Vorwärts" den D r. Peters„HängepeterS" nennt. Die Anträge der Gegen-Partei gehen auf EtimmungSmacherei hinaus und sind fürdie Beurteilung. des vorliegenden Falles ganz belanglos.—Vert. RechtSanw. Falk: Wir sollten doch vermeiden, einander per-sönlich anzugreifen. Wenn wir Anträge stellen, so tun wir eS nichtum einer StimmungSiiiachcroi willen, sondern weil wir sie fürerheblich halten. Das, was die Gegenpartei dazu sagt, berührtunsere Anfsassung nicht im geringsten.— Es wird dann dasUrteil der kaiserlichen DiSzipliiiarkauimer in Leipzig, der BeruftmgS-instaliz, verlesen.— Justizrat Sello verläßt währenddessen denSaal. Als auch Peters den Saal verlassen will, macht ihnder Vorsitzende darauf aufmerksam, daß ein Vertreter der Klage-Partei anwesend sein müsse.— Dr. PeterS: Ich ivollte nur hinaus-gehen, weil ich dachte, daß ich das. was in den DiSziplinarurrcilcnItehl, schon genügend kenne. PeterS setzt sich also wieder, als jedochJustizrat Sello den Saal lviedcr betritt, verläßt er ihn schlerniigst.Die Verlesung de« zweitinstanzlichen Urteils wird nicht mehr zuEnde geführt.— Rechtsanwalt Dr. Falk: Ich stelle den Antrag, denSachverständigenPater Acker auch als Zeugen überdenEharakterde» Bischof SmithieS und die E r k l ä r u n g e n zu hören.Ich bitte ferner, die von mir genannten Zeugen durch das Gerichtdirekt laden zu lassen. � Bors.: Ja, vorausgesetzt, daß Sie für dieKosten aufkommen.-- Justizral Sello: Also die Gegenpartei hat eönicht nötig, einen Kosienvorschuß zu hinterlegen.— Vors.: Nein,die Gegenpartei ist in ganz Köln als sehrzahlungsfähig bekannt.(Große Heiterkeit.) Die weitereVerhandlung wird auf Mittwoch 9 llhr vertagt.ver Wechsel im berliner Polizei-Präsidium.Nun ist es doch wahr geworden, was kürzlich als unverbürgtesGerücht umherlief, daß der Polizeipräsident v. BorrieS seinenjetzigen Posten verläßt, um eine höhere Stellung einzunehmen.Zwar geht er nicht, wie manche Leute anfänglich wissen wollten,al» Regierungspräsident nach Arnsberg, aber doch in eine gleiche