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Nr. 16.

Grfcheint täglich außer Montage. Prets pränumerando: Biertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Big fret tn's Haus. Einzelne Nummer 5 Big. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags: Beilage Reve Weft" 10 Bfg. Poft- Abonnement: 8,30 Mr.pro Quartal. Unter Kreuze band: Deutschland   u. Defterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Musland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1893 unter Nr. 6708,

Vorwärts

10. Jahrg.

Inferttons- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Betitzetle oter beren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs- Anzeigen: 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachriittags in ber Expedition abgegeben werben. Die Expedition ift an Wochen­tagen bis 7 1hr Abends, an Sonn­und Fefttagen bis 9 Uhr Bors mittags geöffnet.

Earn from Anschlus At I, r. 4186.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Eine

Donnerstag, den 19. Januar 1893. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

" Gefahr" im Anzuge. So finden wir dies höchst ungeschicht von beiden Seiten, vom heit, als dasjenige, was es iſt. Auf der Nase und dem

Einer, der in den Wandelgängen des Reichstags das Gras wachsen hört, glaubt den Arbeitern dunkle An­deutungen über unheilvolle Dinge machen zu müssen, die ihrer in der nächsten Zukunft warten. Es ist der durch feinen parlamentarischen Klatsch bekannte Korrespondent der Frankfurter Zeitung  " in Berlin  , der über die Nothstands­und Streikdebatten im Reichstage an sein Blatt folgendes schreibt, nachdem er die Stumm'sche Sehnsucht nach einem neuen Sozialistengeset erwähnt hat:

zu entschuldigen sucht und davon spricht, daß sie danken, daß dasjenige, was sich jetzt noch hinter glatten " gegen mächtige Einflüsse einen schweren Stand hätten", Formen verbirgt, heraustreten tönnte mit brutaler Nackt Korrespondenten, der sich zur Verbreitung solcher Hof- Bauche läge dann der bürgerliche Liberalismus, und dess geschichten hergiebt, und von den Ministern, daß sie sich in halb ist die Wahrheit Gefahr" für ihn. Für uns nicht ein solches Licht stellen lassen. Freilich ist es ja so bequem, Möge die Stumm'sche Arbeiterpolitik" offen als Regierungs die Dinge, die in den westlichen Bergrevieren dieser Tage maxime ausgerufenn erden, desto besser! Tefto klarer sehen verübt worden sind, auf" höhere Einflüsse" zurückzuführen. und fühlen die großen Massen, und desto mächtiger wird Männlich freilich ist es wieder nicht; man kann nur unsere Bewegung. Der Gegensatz zwischen den kaiser­denjenigen Reaktionär achten, der wenigstens den lichen Erlassen von 1890 und zwischen der zum Regie­Muth hat, ganz und voll für die Konsequenzen seiner Dent- rungsprogramm erhobenen Stummischen Sozialpolitik und Handlungsweise einzutreten. In Wahrheit schwankt dürfte besser wirken, als tausend Agitationsreden Herr von Berlepsch zwischen den reformfreundlichen von reformfreundlichen von unserer Seite, und Denn Liberalismus und " Man unterschäße die Gefahr dieser Bewegung nicht. Anwandlungen, mit denen er begonnen hat und die freilich Demokratie à la Sonnemann dabei Gefahren" wittern, Herr Stumm und die, die hinter ihm stehen, sind einflußreiche zu einem großen Theile längst verflogen sind, und der wir haben nur zu gewinnen. Dann beginnt erst der ehr Leute und sie erheben ihre zornigen Klagen über die Recht Nachgiebigkeit gegen jene höheren Einflüffe", die seine liche, offene Kampf von Angesicht zu Angesicht, und wir losigkeit der Arbeitgeber nicht etwa nur im Reichstage, sondern auch an hoher Stelle. Ob sie Erfolg haben, wird wesentlich jeßige Haltung bestimmt. Auch in sozialpolitischen Dingen trauen dem jungen Kaiser wohl zu, daß auch er diesen mehr vom Verlaufe der jetzigen Ausstandsbewegung abhängen. An und in Preußen ist eben im Grunde ein ganz anderer liebt, als das Versteckenspielen der sich als Hoffchranzen ge­Bemühungen, dem Kaiser flar zu machen, daß die undankbaren Wille maßgebend, als derjenige der Minister. Es ist des- berdenden liberalen und konservativen Politiker. Arbeiter der Wohlthaten der letzten Gefeße nicht würdig seien, halb so falsch als nur möglich, es so darzustellen, als wenn Die Gefahr" möge also Wirklichkeit werden, wir sind hat es schon lange nicht gefehlt, und Freiherr   v. Berlepsch, der das Bleiben oder Gehen des Herrn von Berlepsch mit der auf sie gerüstet. Das ist ja die wunderbare Kraft unserer Gewerbeminister und Chef der Bergverwaltung, hat gegen mächtige Gestaltung der preußischen Arbeiterpolitik" etwas zu thun weltbewegenden Anschauungen und Grundsäße, daß ihr alle Einflüsse einen schweren Stand. Stumm's Angriffe gegen die hätte. Es dreht sich um weiter nichts, als darum, ob dem Dinge zum Besten dienen müssen, vor Allem aber Offenheit Bergwerksbehörde und den Minister waren, wie man auch aus preußischen Handelsminister eine ehrliche arbeiterfreundliche und Klarheit, und scheinen sie angstvollen Bedientenseelen deffen Antwort heraushören konnte, nicht etwa ein augenblick Bolitik, oder seine Stellung lieber ist. Und darüber auch noch so gefahrvoll". licher zorniger Erguß, sondern ein wohlüberlegter Schachzug. Es gab Leute, die sich bereits den Namen des nächsten Gewerbe- sollten wir längst im Klaren sein, dann bliebe ihm ministers zuflüsterten. Der Verlauf der dreitägigen De- auch der schwere Stand" erspart, mit dem ihn der batte und des Streits bedeutet für unsere Arbeiterpolitik dienstbeflissene Korrespondent der Frankfurter Zeitung  " in und die Stellung des Gewerbeministers mehr, als mancher ein so rosafarbenes Licht zu rücken sucht, in das er nicht ahnt." gehört.

Politische Lebericht.

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Das Zuflüftern" ist das Bezeichnende für diese Sorte Und dann die kommende Gefahr", von welcher der von Afterpolitit. Dieselbe geht, wie die Katze um den Weise der Frankfurter Zeitung  " fabelt! Schlimmer als Berlin  , den 18. Januar. heißen Brei, um die Wirklichkeit herum und weiß vor ieht in den Bergrevieren es hergeht, kann's doch für die Aus dem Reichstage. Wieder einmal erschien heute lauter Angst nicht, wie sie das Kind beim richtigen Namen Bergarbeiter und die sozialistische Bewegung überhaupt Herr Ackermann mit der weißen Weste auf der Bildfläche, nennen soll. Das ist natürlich nicht unsere Politik; nicht werden. Die Arbeiter sind ja jetzt schon der Willkür um in der bekannten eintönigen Weise noch einmal wer wir lieben den Dingen ganz klar und offen ins Auge zu von oben preisgegeben, höchstens, daß die Form, in der man weiß zum wie vielten Male- seine alte Rede über den sehen. ihnen das fühlbar macht, noch etwas handgreiflicher werden Befähigungsnachweis zu halten. Das Gleiche ist von den Die jetzigen Minister in Preußen haben thatsächlich gar tann. Ehe er von einer kommenden Gefahr" spricht, sollte Bunftgenossen des Herrn Ackermann, dem Kaplan Hize teinen der Stumm'schen Unternehmerwünsche unerfüllt gelassen, also der Mitarbeiter des demokratischen" Blattes erst und dem Schornsteinfegermeister Meßner zu konstatiren. und es ist ein merkwürdiges Unterfangen, sie als eine einmal von den skandalösen Zuständen sprechen, Recht glücklich polemisirten gegen die Zünftlerei die Frei­Art Arbeiterfreunde hinzustellen, die mit den größten die jetzt vorhanden find; aber dagegen scheint sinnigen Schrader und Hirsch und unsere Genossen Stolle Schwierigkeiten an hohen Stellen zu kämpfen haben und sich die Feinheit seiner Feder zu sträuben. Was und Bock. Das Ergebniß der Diskussion war, daß das ihre guten Absichten nicht durchsetzen können. Wenn sie diese er unter Gefahr" versteht, das ist nichts weiter, als die Zentrum und die Rechte von dem Gewicht ihrer Majorität guten Absichten haben und sie nicht zu verwirklichen ver- offene Proflamation der absolutistischen und fendalherr- Gebrauch machten und trotz der in der Debatte erlittenen mögen, war ziehen sie dann nicht als Minister die Kon- lichen Arbeiterfeindlichkeit, die jetzt noch verdeckt im Mantel entschiedenen Niederlage die Gründe der Gegner nieder­sequenz, int sie ihr Amt niederlegen und anderen die der christlichen Sozialreform" dahergeht. Diese Auf- stimmten. Bei der ablehnenden Haltung der Regierungen Verantwort teit überlassen? So lange sie im Amte fassung ist so bezeichnend wie mur möglich für unseren ist den Zünftlern der billige Triumph zu gönnen, helfen bleiben und esetze wie den letzten Knappentruß mitmachen, bürgerlichen Liberalismus. Angstvoll klammert er sich an wird er ihnen nichts. die unges ezichen Verhaftungen in Rheinland- Westfalen   das Aeußerliche der Dinge, wie an seine eigene Phrase, mindestens fiu schweigend dulden und zusehen, wie die Berg  - furchtsam blickt er nach oben und ist froh, daß sich die Nach den im Reichs- Versicherungsamt angefertigten Zu­werksdirektion in Saarbrücken   alle Vertrauensmänner des Machthaber vorläufig noch in den Schein der Konstitution ſammenstellungen, welche auf den von den Vorständen der Ver­ficherungsanstalten und der zugelassenen besonderen Kaffen­bergmännis en Rechtsschutzvereins maßregelt, so lange hüllen; das ist doch ein Troft für sein schwaches einrichtungen gemachten Angaben beruhen, betrug müssen sie auch gefallen lassen, für diese Dinge und ihre Herz, daß die Sache noch nicht ganz so schlimm 31. Dezember 1892 die Zahl der seit dem Infrafttreten des In­s Folgen haffoir gemacht zu werden. Wenn sie deshalb aussieht, daß man noch mit ihr pattiren tann. validitäts- und Altersversicherungs- Gesetzes erhobenen Ansprüche der dienstberete Korrespondent der Frankfurter Zeitung  " Heillose Furcht faßt ihn aber bei dem Ge- auf Bewilligung von Altersrente bei den 31 Versicherungs­

Feuilleton.

Nagbrud verboen.)

Hans Unzingen.

Sziale Studie von H. de Balza c.

Deutsch von Curt Baake  .

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Es ist doch hübsch von Biriou," fiel hier Blondet ein, daß er auf Bollständigkeit hält; foppt er nicht andere, spottet er übe; sich selbst."

Jch zah? Dir's zurück, Blondet," sagte Biriou. War die liebe Baronin leichtsinnig, sorglos, egoistisch; konnte sie nicht rechnen, so hatten das Haus Adolphus u. Co. in Mannheim   um die blinde Liebe des Barons von Aldrigger diese Fehler zi verantworten.

Die Bavnin war so sanft wie ein Lamm, sie hatte ein zärtliches, rirseliges Herz; leider währte die Rührung nie lange und teuerte sich also oft.

am

geliebte Mutter mit der Auswahl und Bestellung der Er machte damals auf mich den Eindruck eines eben Trauerkleider. aus dem Zoologischen Garten entsprungenen Tigers," sagte Wenn ein Sarg unter dem mächtigen Katafalt steht, Couture. Ein magerer, fuchshaariger Mensch, Augen so auf dessen schwarz und weißes Tuch das Wachs von den dunkel wie Spaniol, graue Gesichtsfarbe, kalte phlegmatische Lichtern herabtropft und der nach Ansicht eines philo- Züge, in denen doch die Gier lag, Wittwen und Waisen sophischen Leichenträgers, wie er mir bei einem Glas Wein aufzufressen; ein Arbeiter ersten Ranges, der Schrecken offenbarte, breitausend vornehmen Leichen dient, bevor er seiner Gehilfen, die nie müßig gehen durften, gebildet, ge­erneuert wird, wenn die niedere Geistlichkeit gleichgiltig das wunden, doppelzüngig, honigsüß in Worten, nie erregt und Dies irae herunterblökt und die hohe Geistlichkeit nicht minder doch so haßerfüllt im Innern, wie nur ein Mann des gleichgiltig das Todtenamt hält, wißt Ihr, wovon sich Gesetzes hassen tann!" dann die Freunde des Verstorbenen unterhalten, die in Er hat aber auch gute Seiten," rief Finot. Er ist schwarzer Trauerkleidung in der Kirche stehen oder sitzen? seinen Freunden sehr ergeben." Aufgepaßt: ein neues Bild!

Seht hin!

Wie hoch schätzen Sie den Nachlaß des alten Aldrigger?" wandte sich Desroches an Taillefer " War Desroches damals schon Anwalt?" wurde Biriou in seiner Schilderung unterbrochen.

" Zwei Sorten Anwälte giebt es in Paris  ," sprach Blondet. Entweder ist der Anwalt ein rechtlicher Mann, der in den den Schranken des Gesetzes bleibt, die Prozesse rasch führt, den Geschäften nicht nachläuft, nichts versäumt, seinen Klienten loyalen Rath ertheilt und ihnen lieber zum Vergleich räth, wenn der Ausgang ihrer Er hatte kurz vorher eine Advokatenstelle gekauft", er- Sache zweifelhaft ist. Dann aber giebt es den hungrigen widerte Couture. Und das will für ihn, den Sohn einer Advokaten, dem alles gleich ist, wenn nur die Kosten gedeckt armen Wittwe, die im Palais Royal   Stempelpapier ver- sind, dem kein Mittel zu schlecht ist, der einem Schuft zum kaufte, viel sagen. Mehr wie achtzehnhundert Frants hat er Siege über den rechtlichen Mann verhilft, dem zufällig ein Als de Saron starb, wäre unsere Sennerin ihm bald als Notargehilfe niemals gehabt. Wie hat er aber auch von formelles Versehen passirt ist. Treibt es ein solcher Advokat ins Grab ge lgt, so stark und aufrichtig war ihr Schmerz, 1818 bis 1822 gearbeitet!" zu arg, so zwingt ihn die Anwaltskammer, seine Stelle zu aber... an andern Morgen gab es beim Dejeuner junge Desroches?" verkaufen. Schoten, die sie leidenschaftlich gern und bei den jungen Ja", bestätigte Bigion. Gleich uns hat sich Des Desroches, unser Freund Desroches, war der richtige Echoten ging die Krisis bald vorüber. So blind liebten sie roches auf dem Dünger Hiobs gewälzt. Als er's satt Mann für dieses sonst nur von armseligen Tröpfen arm­ihre Töchter und alle ihre Leute, daß sich das ganze Haus hatte, stets zu enge Röcke mit zu kurzen Wermeln zu tragen, selig betriebene Handwerk. Er kaufte Leuten, die zu ver­über diesen Umstand von Herzen freute: der Baronin warf er sich voller Verzweiflung auf die Jura und kaufte lieren fürchteten, ihre Prozesse ab, und schreckte vor keiner fonnte so waigstens der traurige Anblick des Leichenzuges fich einen vorläufig noch leeren Titel. Er besaß keinen Chikane zurück. Er war eben ein Mann, der nicht arm erspart bleibn. Pfennig, hatte keine Klienten, keine anderen Freunde wie bleiben wollte. Er hat recht gehabt und sein Handwerk Isauro und Malwine verschluckten ihre Thränen, und uns und sollte die Zinsen für eine Bürgschaft und das geschickt betrieben. Er fand in Staatsmännern, deren ver­während des Requiem gesungen wurde, beschäftigten sie ihre Geld, das seine Stelle gekostet hatte, bezahlen." wickelte Angelegenheiten er zum glücklichen Ausgang führte,