juntertums haben an diesem Tage so machtvolle Demonstrationen, Berstreuungs" maßregeln ergriff, die darin bestanden, daß die, mals, die Straßen zu sperren und den Zug zum Auseinandergehen stattgefunden, wie sie kaum erträumt wurden. In Stettin hatten Bolizei die Menschenmassen in zwei Hälften teilte und die eine zu zwingen, aber vergebens. Erst ganz zuleht, nachdem die Ge fich die einzelnen Gewerkschaften in ihren Verkehrslokalen zu- nach Norden, die andere nach dem Süden zu vor sich her" trieb" und nossen zum größten Teil schon auseinandergegangen waren, sah sammengefunden, von wo sie Bunft 12 Uhr in größeren und dann zum Teil in die Seitenstraßen hineindrängte, die dann ab- man girta 20 Schußleute unter Führung eines Kommissars den fleineren Trupps nach den Versammlungssälen gingen. Da sich gesperrt wurden. Nach Berstreuung" der Demonstranten hatte die Aufgang zur Limbederstraße absperren. Dies gelang ihnen, da diese losen Trupps im Zentrum der Stadt fortwährend kreuzten Polizei überall auf dem Breitenweg Doppelposten aufgestellt. von einem Zuge schon keine Rede mehr war. und aneinanderschlossen, so erregten sie bald allgemeines Aufsehen. In Burg bei Magdeburg referierte von 1100 Personen Haupt- In Hagen ( Westfalen ) nahm die Demonstration großen Die sechs Versammlungen im Landtagswahlkreise Stettin waren Magdeburg . Der Demonstrationszug bewegte sich in musterhafter Umfang an. Die sieben Versammlungen waren überfüllt. durchweg überfüllt. Nach den Versammlungen begaben sich die Ordnung und durch die Polizei in teiner Weise behindert durch die Ueber 3500 Arbeiter durchzogen unter Hochrufen auf das gleiche Teilnehmer nach dem Zentrum der Stadt, wo sie auf dem Parade- Hauptstraßen der Stadt vom„ Grand- Salon" nach dem Parades Wahlrecht und Rufen der Erbitterung gegen Bülow die Stadt. plat sämtlich zusammentrafen. Eine unübersehbare Menge von play. Hessen- Nassau . zirfa 8000 Personen zog schließlich durch das Berliner Tor zum In Schönebed a. E. war die Demonstrationsversammlung von Kaiser- Wilhelm- Blah. Und durch die sonst so stillen Straßen, in 1500 Personen besucht. Nach der Versammlung wurde ein gemein- In Frankfurt a. M. nahmen die Wahlrechtsveranstaltungen denen die Bourgeoisie ihre luguriösen Heimstätten hat, dröhnten schaftlicher Spaziergang durch die Hauptstraßen der Stadt nach am Sonntagmittag einen geradezu imposanten Verlauf. Acht Veranflagend und fordernd die lauten Schritte begeisterter Arbeiter- dem Rathause unternommen. Hier erschallten Hochrufe auf das sammlungen sollten in der Stadt stattfinden. Durch ein Flugs blatt war am Sonnabendabend aufgefordert worden, pünktlich bataillone. Am Kaiser- Wilhelm- Plaz teilten sich die Demonstranten. allgemeine Wahlrecht. Die Polizei verhielt sich sehr ruhig. In der Provinz fanden im ganzen 23 Versammlungen mit Auch die Massenversammlungen in Halle und Umgegend waren 10 Uhr zu erscheinen. Als die Lotale gefüllt waren, ehe noch die bielen Tausenden von Teilnehmern statt. Da vielerorts eine überfüllt. Als eine etwa 1000töpfige Menschenmenge gegen Versammlungen begonnen hatten, strömten plöblich die andere Demonstration nicht möglich war, so holten die Genossen 3½ Uhr nachmittags nach dem Voltspark wogte, erschien die Massen auf die Straße, um in langem Zuge durch die den Referenten jeweils vom Bahnhofe ab oder begleiteten ihn Polizei auf dem Plan und nahm 10 bis 15 Šiftierungen vor.auptstraßen der inneren Stadt dem Lokal im ent dorthin, so in Stralsund und anderen Orten. In Jaznid, Man will den üblichen Prozeß wegen Teilnahme an einem nicht gegengefeßten Stadtteil zuzumarschieren. In zwanglosen Reihen Torgelow ( Wahlkreis Ueckermünde - Usedom ) und Wolgast genehmigten Aufzug machen. Schüßenbrüder und Kriegervereinler bewegten sich die Massen auf der rechten Seite der Straßen vor. wärts. Wenn die einzelnen Züge sich begegneten, erscholl von beiden fanden impofante, durch nichts gestörte Umzüge durch den Ort statt. dürfen demonstrieren". In Bollnow hatte die Polizei die Anmeldebescheinigung nicht Seiten ein nicht endenwollendes, immer wieder einsehendes Hoch. herausgegeben und obendrein die Abhaltung der Versammlung rufen auf das freie Wahlrecht. Ergöglich waren die untersagt. berdußten und ratlosen Gefichter der zahlreich in den Straßen Schleswig- Holstein . postierten Schußleute, die vor den Versammlungen teine Des Alle Züge marschierten monftrationen erwartet haben mochten. über die Zeil, die Hauptstraße Frankfurts , vier Züge von rechts und vier Züge von links. Die vier Hauptzüge waren je etwa 2000 Personen start, die vier übrigen etwa 1000 Personen, so daß insnahmen. gesamt an 12 000 Personen an den Straßendemonstrationen teil
noch nicht erlebt,
Es war
Nach den Versammlungen wiederholte sich die imposante Kund. gebung. Die Polizei verhielt sich im allgemeinen reserviert, nur in der Kaiserstraße tam es zu einem kleinen Renkontre. 30 bis 40 Polizisten mit ausgebreiteten Armen waren dem Zuge entgegen. gesprungen und suchten ihm den Weg zu verlegen. Es gelang den Demonstranten aber, die Schußmannsfette zu durchbrechen und nach dem Hauptbahnhof zu weiter zu marschieren. Einige Verhaftungen wurden allerdings vorgenommen, doch verlief sonst alles In Wiesbaden demonstrierten am Mittag mehr als 2000 Männer und Frauen in geschlossenem Zuge, der sich vom Gewerk. schaftshause durch die belebtesten Teile der Stadt und das Kurbiertel nach der außerhalb der Stadt gelegenen Friedrichshalle" bewegte. Auf der Rampe des Rathauses wurde ein Hoch auf das gleiche Wahlrecht ausgebracht. Die Versammlung war überfüllt. Die Rückkehr der Teilnehmer zur Stadt erfolgte ebenfalls in ge
Eine großartig verlaufene Wahlrechtsdemonstration ist den Erfurter Genossen mit Hülfe der Polizei gelungen. Es waren in drei verschiedenen Lokalen für Sonntag nachmittag Versamm. lungen anberaumt worden. Da die als Referenten in Aussicht Bu einer wuchtigen Demonstration ganz eigenartigen Ge- genommenen Genossen Baudert- Weimar und Hofmann- Saalfeld in präges, wie sie die Reichs- Marinehauptstadt" lepter Minute abgeschrieben hatten, zogen es die Teilnehmer der gestalteten sich die Wahlrechtskundgebungen, die das Kieler Brole- betr. Versammlungen vor, fie gar nicht stattfinden zu lassen, son. tariat am Sonntag veranstaltete. In den vier größten Sälen dern sich nach der dritten in dem großen Saal des Tivoli ander Stadt waren zu nachmittags 2 Uhr Versammlungen ane referierte. Unterwegs trafen die Teilnehmer der beiden aufberaumten Bersammlung zu begeben, wo Genoffe Reißbaus beraumt. Alle waren überfüllt. Insgesamt mochte die Zahl gehobenen Versammlungen in der Hauptstraße zusammen und so der Versammlungsbesucher das zehnte Tausend erreicht haben. fam ein Demonstrationszug von zirta 600 Personen zusammen, Punkt 43 1hr wurden sämtliche Versammlungen vertagt. Und nun ereignete sich, was dieser Kundgebung ihren an diesem der sich unter Begleitung von Polizei ruhig durch die Straßen be wegte. Kurz vor dem Tivoli fam dem Zuge ein gegen 20 Mann Orte noch nicht dagewesenen Charakter gab: an allen fünf startes Polizeiaufgebot unter Führung zweier Kommiffare entBuntten der Stadt septen sich die Massen in Bewegung und strömten einer bestimmten Richtung zu. Die gegen, die den Befehl gaben, alle Demonstranten soweit wie ein großartiges Bild, die Besucher des„ Englischen Gartens ", der in der westlichen Peripherie gelegen ist, marschierten in einem großen, aber tompatt Polizisten, Notizbuch und Bleistift schwingend, die Masse„ teilen" zu ruhig. zusammenhaltenden Buge dem mehr im Innern der Stadt ge- 34 fehen. Die Versammlung selbst, von 2000 Personen besucht, geberlief ungestört. legenen Gewertschaftshause zu; die Hauptverkehrsader der Stadt, die Holstenstraße, erlebte das seltene Schauspiel eines mächtigen Demonstrationszuges; alles war, zur Verblüffung des bürgerlichen Bublifums, plöblich schwarz von Menschen, die in vollkommenster Boltshauses" eine Versammlung einberufen. In Köln war zum Mittag 3 Uhr in dem großen Saale des Bon 2½ Uhr Ruhe und würdigster Haltung ihren Weg verfolgten. Nach ihnen fanden sich auf dem Wallrafsplatz weit über 5000 Demonstranten tamen, zum Teil durch dieselben Hauptstraßen, zirka 2500 Mann ein, um dann in imposantem Zuge durch die Stadtmitte zum Verstart, die Gaardener Werftarbeiter, die um den äußersten Teil sammlungsorte zu ziehen. Vor dem Volkshause stimmte die schlossenem Zuge. des Innenhafens, die sogenannte Sippe, herummarschiert waren Menge die Marseillaise an. Der große Saal des Boltshauses mit In Raffel fanden 13 Bersammlungen und lebhafte und sich nach dem„ Englischen Garten " begaben. Bald erschienen der umfangreichen Galerie war im Augenblide gefüllt. Fürsorg- Straßentundgebungen statt. Die Genossen waren aufim Zentrum der Stadt auch die Winterbeter Genossen, die am lich waren aber für den großen Saal des benachbarten„ Roten gefordert worden, sich um 3 Uhr nachmittags in den Bezirkslokalen Hauptbahnhofe vorbeigezogen waren und nach dem Gewerkschafts- Löwen" und für den unteren Voltshaussaal zwei weitere Berfamm- zu sammeln, dort in Versammlungen die Antwort der Regierung hause zu sich bewegten. Die Besucher des Gewerkschaftshauses lungen polizeilich angemeldet worden, und so hatte Köln statt der entgegenzunehmen, um dann ebenso geschlossen wie zwanglos nach ihrerseits strömten durch einen anderen Stadtteil dem„ Englischen einen einberufenen Bersammlung, sozusagen auf einem Punkte dem Gewerkschaftshaus zu marschieren, wo für 4½ Uhr eine weitere Die Polizei war augenscheinlich überrumpelt. brei große überfüllte Bersammlungen. Groß war die Zahl der dem Marsche zum Gewerkschaftshaus auf einem großen Blaze in. Versammlung anberaumt war. Die Demonstranten stießen auf Die verschiedenen Abteilungen hetten schon ihre Zielpunkte beinahe jenigen, die trotzdem feinen Raum finden konnten. Diese Massenmitten der Stadt aufeinander und von hier aus bewegte sich der erreicht, als ihnen endlich geschlossene Trupps von Schußmännern fundgebung war die größte politische Demonstration, die Köln je mitten der Stadt aufeinander und von hier aus bewegte sich der teils nach, teils entgegengeströmt tamen. Da die Schußleute fast gesehen hat. Aufsehen erregende, imposante Bug von mehr als 4000 Männern durchweg mit anerkennenswerter Ruhe operierten und andererseits und Frauen in musterhafter Ordnung durch die Königsstraße, die die Massen, dank ihrer sozialdemokratischen Schulung, ihren Hauptstraße der Stadt. Im Gewerkschaftshaus angekommen, be Willen, sich nicht zu offenem Widerstand provozieren zu lassen, schloß die Versammlung nach kurzer Ansprache des Parteisekretärs, mit eiserner Energie durchsetzten, wurden ernsthafte Busammenfeßen. In endlosem Zuge ging es nun zur Wohnung des Ober die wirkungsvolleren Straßentundgebungen fortzu. stöße bermieden. In Elmshorn beteiligten sich an der Straßen. und Verpräsidenten von Hessen- Nassau . Während die Polizei sonst gegen. über den Wahlrechtsdemonstranten eine anerkennenswerte Burüd fammlungsdemonstration 1800 Personen. In Flensburg waren 4000 Arbeiter auf den Beinen. In haltung übte, war der Zugang zum Hause des Oberpräsidenten den Saal fonnte nur ein Bruchteil gelangen. Während der Verhinderte die Demonstranten teineswegs, ihrem Verlangen nach überflüssigerweise durch etwa 20 Schußleute abgesperrt. Das sammlung war die Polizei mobil gemacht worden; sie verhielt sich dem allgemeinen Wahlrecht zum Landtage in vieltausendstimmigem Rufe Ausdruck zu geben. Nun bewegte sich der Zug zurüd ins Innere der Stadt. Um 6 Uhr langte der Zug der Demonstranten, immer noch 3000 Mann start, wieder am Gewerkschaftshause an, wo er unter Hochrufen auf das Wahlrecht auseinanderging. In Hanau wurde nach der überfüllten Versammlung ein Demonstrationszug durch die Stadt unternommen, an dem 3000 Bersonen teilnahmen.
Garten" zu.
aber abwartend.
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Im großen Volkshaussaale sprachen in der Diskussion awei Vertreter der freisinnigen Vereinigung, die Herren Glogowsti und Wilms. Der lettere ging noch weiter als in der Donnerstagversammlung der sozialliberale Führer Dr. Pohlschröder. Er charakterisierte die Blockpolitik als einen Waffenstillstand zwischen den einzelnen Parteien, um dann in der entschiedensten Weise zu fordern, daß dieser Waffenstill. stand aufgehoben werde Der dem Liberalismus von den Sonservativen hingeschleuderte Fehdehandschuh müsse von diesem sofort aufgehoben werden. Allerdings, so erflärte Herr Wilms weiter, haben wir die uns am Freitag zuteil gewordene Behand. lung verdient. Genoffe B. Müller, der Hauptredner, rief den Freisinnigen zu, daß Selbsterkenntnis der erste Weg zur Besserung sei und daß sie bezüglich des versprochenen energischen Eintretens im Wahlrechtskampfe Wort halten sollten.
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In den schleswig- Holsteinischen Wahlkreisen bor den Toren Hamburgs tamen am Sonntag Demonstrationen zu stande, die alle bislang gegen das Dreiklassenwahlsystem stattgehabten hinsichtlich der Teilnehmerzahl weit in den Schatten stellten. In Altona war die Riefenversammlung von etwa Die Versammlungsteilnehmer wurden aufgefordert, den De8000 Demonstranten besucht, während große Menschenmaffen teinen monftrationszug vom Nachmittage am Schluß der Versammlungen Einlaß fanden. In Ottensen fündeten in den Vormittags- nicht zu wiederholen. Die vielen hundert Bewohner der nördstunden 25 Plakatträger das Stattfinden der Versammlungen an. lichen Stadt mußten zur Heimkehr wieder die Hohe Straße beIn großen Scharen strömten die Versammlungsbesucher den beiden nußen. Sie stießen aber am Eingange der ziemlich schmalen Eine süddeutsche Kundgebung gegen das großen Versammlungslokalen zu, die in wenigen Minuten bis Straße auf einen Wall bon mehr als dreißig Bolipreußische Dreiklaffenwahlrecht. auf den letzten Platz gefüllt waren. In Wandsbed demon- zeibeamten, von denen vier beritten waren. Kein Mensch ftrierten über 2000, in Sande 600, in Kirch- Steinbed 500, durfte die Hohe Straße betreten. Das Polizeiaufgebot fand keinerlei Mannheim , 12. Januar. ( Eig. Ber.) Die heute vormittag in Oldesloe 400 Personen. Sehr stark besuchte Bersammlungen Anlaß zum Einschreiten. im städtischen Rosengarten" abgehaltene, von zirfa 3000 Perfanden ferner statt in behoe, in 2ägerdorf und in In Düsseldorf fanden 3 überfüllte Protestversammlungen statt. sonen besuchte Volksversammlung gestaltete sich zu einer wirt Heterien, Pinneberg , Glüdstadt, Blankenese , Nach Schluß vereinigten sich die Teilnehmer sowie jene, die nicht famen Kundgebung gegen das neue Vereinsgefeß und das Schulau , Die Ausführungen des Refe. Klein- Flottbed( Geburtsort des starken" Plaz gefunden hatten, zu einer Straßendemonstration, an der sich preußische Treiklassenwahlrecht. renten Genossen Dr. Frant und des Genossen Redakteur Bülow), Schnelsen , Langenfelde und Barmstedt . über 4000 Personen beteiligten. Šie verlief ohne besondere Zwischenfälle. Jedoch wurde die Absicht, vor dem Regierungs- D. Ged über das preußische Wahlrecht und den Wahlrechtskampf gierungspräsidenten ist, durch polizeiliche Absperrung der dorthin welcher erklärt wird, daß der preußische Wahlrechtstampf nicht gebäude zu demonstrieren, das gleichzeitig Wohnung des Re- der Arbeiterschaft wurden mit begeistertem Beifall aufgenommen. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, in führenden Straßen vereitelt. bloß eine Sache Preußens und der preußischen Arbeiterschaft, sonDie Versammlungen im Wahlkreise Duisburg- Mülheim ge- dern eine solche des gesamten deutschen Proletariats sei stalteten sich zu imposanten Sundgebungen. In 5 großen Lokalen und in der die preußische Arbeiterschaft aufgefordert wird, ihren gab die Arbeiterschaft ihrer Entrüstung Ausdruck. Alle Versamm. Kampf um das Wahlrecht mit aller Entschiedenheit lungen waren überfüllt. In Duisburg zogen nach Schluß etwa weiterzuführen. Die Resolution versichert zum Schluß das 1000 Perfonen unter dem Gefang der Arbeiter- Marseillaise durch preußische Proletariat der tatkräftigen moralischen und die belebtesten Straßen der Stadt und vor die Wohnung des Ober- materiellen Unterstüßung der Arbeiterschaft südlich des bürgermeisters, um dort unter Hochrufen auf das gleiche Wahlrecht Maine . zu demonstrieren. Danach zerstreuten sich die Demonstranten.
Das Proletariat der Städte Hannover - Linden hat am Sonntag eine herrliche Wahlrechtsdemonstration zustande gebracht. Während sich in 5 riesigen Massenversammlungen das Prole=. tariat versammelte, hatte sich die Haute volée vor dem Hoftheater auf der Georgstraße eingefunden und lauschte promenierend den Klängen der Militärmufit. Da plöblich. turz nach 12 Uhr, be mächtigte sich der Promenierenden ein panischer Schreden! Die Menge der Konzertbesucher schmoll lawinenartig an und binnen furzem war eine folossale Masse Menschen von allen Seiten herbeigeströmt, sodaß der Verkehr der Straßenbahn und sonstiger Gefährte mit einem Male unterbunden war. Die Sozialdemokraten Auch in dem„ rabenschwarzen" Städtchen Sterckrade fand eine
find aus ihren Versammlungen gekommen! Laßt uns geben! hieß von etwa 700 Bersonen besuchte Versammlung statt, nach beffen Ausländische Glückwünsche
es bei manchem der patriotischen Angsthasen, die am Biertische die Sozialdemokratie zehnmal totgeschlagen haben. Laßt uns gehen. aber wohin? Fest wie eine Mauer standen die Taufende Proletarier umber und wohl oder übel mußten die Ordnungsstüßen nun zwischen den Arbeitern einhergehen und waren so gezwungen, selbst mit für das freie Wahlrecht zu demonstrieren. Als die Arbeiter auf der Georgstraße anlangten, war die Polizei nicht zu sehen! Von Linden zogen die Versammlungsteilnehmer in endlosem Zuge nach Hannover , von Bahrenwald, von allen anderen Versammlungslokalen strömten die Massen in hellen Haufen herbei. Gegen 12 Uhr waren mehr als 10 000 Menschen vor dem Hoftheater versammelt und die föniglich preußische Polizei wußte nichts davon, so gar nichts, daß erst ein Schuhmann von dem Revierbureau nach dem Präsidiolgebäude geschickt werden mußte! Unterdessen herrschte bei den Wahlrechtsdemonstranten die gehobenste und begeistertste Stimmung. Gewaltig dröhnte der Massengesang der Marseillaise , des Sozialistenmarsches hinaus in die kalte Winterluft.
Nach einer halben Stunde sprengten plöglich von der Stände hausstraße her zwanzig berittene Schuhleute daher. Sie wurden lebhaft begrüßt. War doch die Polizei zu spät gefommen und fonnte nicht mehr absperren! Sie räumte den Fahrdamm. Allmählich famen auch die Schuhleute in Scharen heran. Zu tun bekamen sie nichts mehr.
Schluß gleichfalls ein Demonstrationszug unter dem Gesang der Arbeitermarseillaise und unter Hochrufen die Straßen entlangzog. Etwa 600 Personen nahmen an diesem Umzuge teil.
In Mülheim zog nach Schluß der gleichfalls bis zum letzten Stehplatz gefüllten Versammlung ein Zug von etwa 500 Personen zum Bürgermeisteramt, um zu demonstrieren, und sogar in Ober hausen , wo der Partei fein größeres Lokal zur Verfügung steht, waren etwa 800 Personen, zum größten Teil Bergarbeiter, auf der Straße, um ihre Solidarität mit der übrigen flassenbewußten Arbeiterschaft zu befunden. Die Polizei hielt sich überall berständigerweise fern, sie schien auch wohl von den spontanen Kundgebungen überrascht zu sein.
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Ueber 4000 Demonstranten waren in Essen in zwei Lokalen versammelt. Eine spontane Kundgebung, wie sie Essen noch nie erlebt hat, spielte sich nach den Versammlungen ab. In geschlossenen Reihen marschierten die Arbeitermasien, etwa 6000 Personen umfassend, zum Stadtgarten, wo sich gerade das Essener Bürgertum beim Eisfonzert vergnügte. Mann an Mann, Schulter an Schulter wanderten die Genossen und Genoffinnen in größtre Ruhe denn diese war von den Versammlungsvorsitzenden ge boten mehrmals die Wege des Stadtrondels auf und ab. Auf dem Eise spielte eine Musikkapelle, und dort war man höre und Staune ein Flaggenstod mit einer roten Fahne angebracht. Diese jehen, war für die bis dahin ruhigen Temonstranten zuviel. Aus tausend und abertausend Kehlen erscholler mit einem Male die Bei prächtigem Winterwetter fam es in Magdeburg am Sonn- internationale Marseillaise und andere Sozialistenlieder. Das tag mittag zu einer eindrucksvollen Demonstration. Schlittschuh laufende Publikum war baff" ob der Frechheit der Nach Beendigung der fünf überfüllten Versammlungen strömten Roten und schrie nach der Polizei, die auch bald erschien. Im Nu die Massen auf den Breitenweg, der Hauptstraße Magdeburgs , die waren die Wege gesperrt und hinaus gings zum Hause des Oberfich von Süden nach Norden durch die ganze Stadt zieht. Ver- bürgermeisters und Landtagsabgeordneten. Die Menge war in geblich suchte die Polizei den Bustrom zu hindern. Im Nu war zwischen auf über 10 000 angewachsen. Und weiter ging es jetzt, der Breiteweg von Menschenmassen erfüllt, die nun unter och ohne Polizei, diese schien den Zug verloren zu haben. Vorwärts rufen auf das allgemeine Wahlrecht einen ges gings zur Kettwigerstraße, dem Stopstadtplab, zur Grabenstraße, wo wissen Teil der Straße auf und abzogen, den Teil nämlich, der das neue Heim der Arbeiterzeitung bejubelt wurde. Allmählich, allfonntäglich mittags der Hautebolee Magdeburgs zur Promenade nach zwei Stunden langer Straßendemonstration, zerstreuten sich dient. Die überraschten Spießer wurden in das Gedränge mit die Genossen nach allen Richtungen. Die Polizei schien von der hineingezogen und mußten mit darunter leiden, als die Polizei ganzen Demonstration überrumpelt zu sein. Sie versuchte mehr
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zum roten Sonntag.
telegraphischen Kundgebungen ein: Auf der Redaktion des Vorwärts" liefen die folgenden
Wien , 12. Januar. Wir berundern die glänzende Haltung des Berliner und des preußischen Proletariats. Immer vorwärts, der Sicg muß euch werden, wie er uns ward.
Für die deutsche Sozialdemokratie in Oesterreich . Staret, Parteisekretär.
Stockholm , 12. Januar. Glüd zum energischen Vorstoß im preußischen Wahlrechts. fampfe! Demokratisierung Preußens bedeutet neue Hoffnung auf allgemeines Vorwärtsdringen.
Der Vorstand der Sozialdemokratie Schwedens . Branting.
Gablonz ( Neiffe), 12. Janud. Die Arbeiterschaft des roten Jsergebirges sendet euch cin Glückauf zum Wahlrechtskampf. Die Redaktion des Bablonzer Gebirgsboten".
Der Eindruck des Wahlrechtskampfes in Wien . Die Wiener Arbeiter- Beitung" schreibt über die De. monftration vor dem preußischen Abgeordnetenhauſe:
.Liefer erste Tag des Kampfes um das Wahlrecht darf das Herz der Arbeiter Preußens mit freudiger Genugtuung und froher Zuversicht erfüllen. Der heutige Tag mit seinen Des monstrationen vor dem Abgeordnetenhause der konservativsten und gefestetsten Macht des Kontinents hat drohend und mahnend die Kraft und Willensentschlossen. heit des Proletariats bor Augen geführt. Die