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Ur. 12. 25. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Mittwoch, 15. Januar 1908.

Vom 12. Januar.

Partei- Angelegenheiten.

Schießluftig schien ein Polizeioffizier zu sein, der am Sonntags nachmittag einem Zug Demonstranten an der Kottbuser Brücke be­gegnete. Der Polizeioffizier befand sich in einem mit Schußleuten Die Polizei hat am Sonntag gut gearbeitet", um einen Aus- voll besezten Straßenbahnwagen. Als der Schutzmannswagen im Schmargendorf . Am heutigen Mittwoch, abends 8%, Uhr, findet orud im volizeitechnischen Sinne zu gebrauchen. Sie hat die Säbel, Giltempo durch den Arbeiterzug fuhr, kommandierte der Mann des im Restaurant zum Lindenbaum, Spandauer Straße 40, die General­die so lange unbenutzt in der Scheibe ruhten, auf die Rücken, Köpfe Gesezes, die Schuyleute sollten die Revolver bereit machen. Sie ge- versammlung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht: und Hände von harmlosen, wehrlosen Passanten niederkaufen lassen borchten, aber die Arbeiter ließen sich nicht provozieren, fie lachten Bericht des Vorstandes, des Stassierers und der Revisoren sowie der und mit Arbeiterblut getränkt. Wollten wir alle die Taten der ob dieser Schießluft und die Schußleute mußten ihre Schießprügel Funktionäre, Diskussion, Wahl des gesamten Vorstandes sowie Der Wichtigkeit des Bolizei am Sonntag veröffentlichen, würde der Raum dieser Zeitung wieder einstecken. Wie diszipliniert diese Genoffen waren, erhellt sämtlicher Funktionäre usw., Verschiedenes. kaum ausreichen. Was wir bisher im Blatt mitteilten, gibt auch daraus, daß sie kurz vorher still und schweigend am Krankenhaus Tagesordnung halber ist es Pflicht jedes Genossen, pünktlich zu er scheinen. Die mit ihren Beiträgen restierenden Genossen seien noch nicht entfernt ein vollständiges Bild über das Massafer am 12. Jas Am Urban vorübergezogen waren. darauf aufmerksam gemacht, daß in der Generalversammlung Mits Die Behauptung des Ministers im Abgeordnetenhause, daß glieder wegen zu langen Rückstandes der Beiträge von der Mitglieder nur an drei Stellen die Polizei von der Waffe Gebrauch gemacht liste gestrichen werden können. Der Vorstand. habe, steht mit den Tatsachen auf dem Kriegsfuße und scheint nur dazu bestimmt, die öffentliche Meinung zu beschwichtigen.

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In Nachfolgendem wollen wir einige Fälle mitteilen, in denen Leute verletzt worden find, die unserer Sache indifferent, ja direkt feindlich gegenüberstehen.

Ein von der Polizei verwundeter Student der Tierarzneilunde, Hädede, gab dem Berl. Tagebl." folgende Darstellung von der ihm auteil gewordenen Behandlung:

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Zu der Polizeifäbelei an der Friedrichsgracht wird uns noch ers gänzend berichtet, daß der ins Wasser gedrängte Arbeiter von einem Zivilisten gerettet worden ist, obwohl gegen 30 Polizeibeamte dort vorhanden waren. Was die Schießerei anbetrifft, so wird uns auch heute wieder bestätigt, daß nur ein Schuß gefallen ist und zwar von der Wallstraße her. Diefer Schuß ist gefallen, nachdem die blutige Säbelei ziemlich beendet war. Vielleicht gelingt es noch festzustellen, welcher Sozialistenfresser es gewesen ist.

worden.

Trebbin . Am Sonnabend, den 18. Januar, findet im Wolfschen Lokale die Wahlvereinsversammlung statt. Tagesordnung: Ab­rechnung vom IV. Quartal, Wahl der Funktionäre, Wahl von Dele und Verschiedenes. Die Wichtigkeit der Tagesordnung erfordert das gierten zur Kreis- Generalversammlung, Witteilungen des Vorstandes Erscheinen aller Genoffen. Der Vorstand

Berliner Nachrichten.

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Als ich in der fünften Nachmittagstunde die Behrenstraße in Ueber die Behandlung auf verschiedenen Polizeiwachen wird leb­der Richtung nach der Hedwigskirche paisierte, hörte ich verworrenen haft lage geführt. Ganz abgesehen von den höhnischen Redens sammlung am Donnerstag, den 16. Januar d. I., nachmittags Tagesordnung für die Situng der Stadtverordneten- Vet. Lärm von der Friedrichstraße her. Blöglich brach aus einer rechter. arten, mit denen die am Sonntag Sistierten von Beamten auf der 5 Uhr: Berichterstattung über die Vorlage, betreffend die Be Seitenstraße ein Trupp Schuyleute hervor, der mich und andere Wache empfangen wurden, wird auch sonst über äußerst rohe Bewilligung von Ruhegeld und Hinterbliebenenversorgung für die Passanten mit gezückten Säbeln und Fauftschlägen zurückdrängte, handlung geklagt. Auf dem Wege zur Wache sind Leute von Be- ohne Pensionsberechtigung im Dienste der Stadt dauernd beschäf die Straße sperrte und uns nach der entgegengesezten Richtung zu gehen anwies. Bestürzt wandte ich mich um und gewahrte, daß amten in den Rücken gepufft, ohne jeden Grund hin und her ge- tigten Personen. Vorlage, betreffend Begründung eines Ver­auch von hier Schuyleute, zahlreiche Flüchtlinge vor sich treibend, schüttelt Auf dem Polizeirevier Berichterstattung in der Kaiser, fehrsverbandes mit den Vorortgemeinden. herbeiströmten. In demselben Augenblicke von allen Seiten mit Wilhelmstraße find den sistierten sämtliche Sache abgenommen Uebernahme von städtischen Arbeiten in eigene Regie der Ge­über den Antrag von Mitgliedern der Versammlung, betreffend die Faustschlägen traftiert, erhielt ich mehrere Säbelhiebe über den worden. Wer nicht schnell genug war, wurde. bon meindeverwaltung. Kopf. Ich verlor das Bewußtsein und fank blutüberströmt zu den Beamten des Inhalts seiner Taschen entleert und in die Belle Erbauung von 4 Feldscheunen auf den städtischen Rieselgütern und Vorlage, betreffend Abstandnahme von der Boden. Noch am Boden liegend wurde ich weiter mit Säbelhieben gesteckt. Und dabei handelte es sich bei diesen Sistierungen nur um Berwendung der dafür bewilligten Mittel zum Ankauf von zwei bearbeitet. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich die Entseyens die feststellung der Personalien. Besonders schlimm scheint es auf Riefendreschmaschinen. schreie der von zwei Seiten Umzingelten, auf die erbarmungslos der Polizeiwache in der Mittelstraße zugegangen zu sein. Dort Antrag von Mitgliedern der Versamm eingehauen wurde. Troß meiner blutenden Kopfwunde wurde ich mit Faustichlägen und Rückenstören weiter bearbeitet, bis mich waren zurzeit bis 16 Personen eingeliefert worden. In dem Hause Vorlagen, betreffend den Erwerb einer zur Frei­die teilnehmende Bassanten nach der Unfallstation in der Brüderstraße dieser Wache haben Personen öfter lautes Gebrüll und Hülferufe legung der Reinickendorfer Straße erforderlichen Fläche, gehört, andere behaupten, direkt geschlagen worden zu sein; wieder Ausschlachteräumen in der Markthalle VIII, die teilweise Gro Bewilligung von Mitteln für den Bau einer Kühlanlage und von andere erklären, daß ihnen die Kleider zerrissen worden sind. neuerung der Drainageleitung beim Hause 6b der Jrrenanstalt Herzberge in Lichtenberg . Vorlagen, betreffend die Festsetzung der neuen Baufluchtlinie für die Nordseite der Invalidenstraße zwischen dem Vorplate des Stettiner Bahnhofs und der Chaussee­straße und den Austausch von Gelände am Ufer der Panke hinter dem Grundstück Wiesenstraße 55.

schleppten."

Eine langjährige Leserin des Lokal- Anzeigers" schreibt uns: Jch besuchte am Sonntagnachmittag das Metropol- Theater. Um 126 Uhr war die Vorstellung zu Ende. Da die Besucher des Theaters den Ausgang nach den Linden zu nicht benutzen durften, verließen dieselben das Theater nach der Behrenstraße zu. Da ich eineu Logenplag inne hatte, so hatte ich meine Garderobe bei mir und konnte als eine der ersten das Theater verlassen, vor welchem mich mein Mann mit meinem neunjährigen Kinde ab­holte. Um nach unserer in Rirdorf belegenen Wohnung zu tommen, wollten wir mit der Straßenbahnlinie Nr. 55 fahren und gingen zu diesem Zwed die Friedrichstraße entlang bis an die Ede der Französischen Straße. Hier standen bereits eine Anzahl bes rittener Schußleute und es währte nicht lange, tam die Französische Straße herab im Trabe wieder ein Trupp Berittener. Wir fümmerten uns nicht weiter darum, weil uns die Sache nichts an­ging; plöglich stürmten eine Menge Menschen vorbei und in den nächsten Hausflur, der drei Stufen hatte. Ich sehe mich um und gewahre zu meinem Schrecken, daß ein Schngmann zu Pferde mit blaufgezogenem Säbel auf uns einstürmt. Ich brachte mein Kind in das offene Haus und faum glaubte ich mich in Sicherheit, stand auch schon der Gaul mit seinem beamteten Reiter mit den Borderfüßen auf der zweiten Stufe. Die übrigen Männer stürmten die Treppe hinauf, dann wollte ich das Haus verlassen, wurde wieder zurückgejagt und erst nach etwa acht Minuten fonnte ich aus dem Hause tommen. Ich war mehr tot wie lebendig. Die Leserin des Lofal­Anzeiger" meint, das seien ja haarsträubende Zustände in Berlin . Der Bürgersteig sei doch für das Publikum da und nicht für Schußmannspferde.

Gewisse Arbeiterfreunde" haben am Sonntag die Gelegenheit benützt. fich zu geben, wie sie find. As an diesem Tage Wahlrechts demonstranten durch die Kochstraße tamen, wurden aus dem Haufe Kochstraße Nr 4 aus einer Wohnung vorn 4 Treppen auf die Bassanten zwei Ristenbretter von 11 Meter Länge geworfen. Da war aber fein Schußmann zu sehen. Die hatten anderweitig zu tun, wie beispiels weise in Schönhauserstraße, zwischen Linienstraße und Elsafferstraße, wo unter anderen sogar ein dreizehnjähriger Junge von einem Schutzmann mit dem Säbel derartig auf den Kopf geschlagen wurde, daß er stark blutete.

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lung, betreffend die leberwachung der Zahnpflege der Schulkinder

in Berlin .

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Die Grundbesitzer gegen die Schwebebahn. Eine allgemeine Hausbesiterversammlung war vom Bunde der Berliner Grund­befiber- Vereine auf gestern abend nach dem Musikerhause in der ob die Schwebebahn ein Verkehrsmittel ist, das durch die Straßen Kaiser- Wilhelm- Straße geladen worden, um die Frage zu erörtern, der Reichshauptstadt geführt werden darf". Die Verhandlungen nahmen zeitweise einen sehr stürmischen Verlauf; cs In der Gegend der Angermünder Straße, wo die Polizei be- beteiligten sich daran nicht weniger als 28 Redner, von denen fonders start fäbelte, ging der Kohlenhändler Neumann, Anger 19 gegen und nur 9 für die Schwebebahn sprachen. Die Gegner münder Straße wohnhaft, in ein Lokal und sah mit großer führten die bekannten Gründe ins Treffen: die Schwebebahn be Schadenfreude der Polizeiattade zu, fortgefezt durch die Finger schränkt im engsten Teile der Brunnenstraße den Wagenverkehr, schrille Pfiffe ertönen laffend. Der Uhrmacher Rodenberg flatschte e berunstalte das Gesamtbild, sie benehme den Wohnungen Licht den Heldentaten der Polizei Beifall. Welche Roheit! Der Restaurateur strecke schon jetzt unerträglich wäre und und Luft. Einige Redner meinten, daß das Geräusch der Probe­nach ärztlichem Aus­Schmidt, Linien- und Schönhauser Straßen- Ecke, schloß sein Botal. als die spruche die Anwohner bald wegen Nervenzerrüttung und Regen­von der Polizei Verfolgten sich hineinretten wollten. Als Demonstranten bogenhautentzündung aus der Gegend fortziehen würden. Wer am Sonntag das Lokal von Löchrid, Lothringers und Christinen von den Bewohnern der Brunnenstraße in Rigdorf zu tun hätte. straße- Ede betraten, mußten sie hören, wie diefer Arbeiterfreund" möchte doch dort Wohnung nehmen. Von anderen Rednern wurde meinte: Gegen diese Gesellschaft, die Demonstranten nämlich, müßte borgeschlagen, daß die Armenbahn" thre Pfeiler auf den Höfen eine Salve abgegeben und tüchtig dazwischen gehauen werden, damit fundieren und bis über die Dächer der Häuser erstrecken könnte. die Bande ruiniert würde. Der Vorsitzende Bartowatt legte eine gedruckte Resolution einer Schwebebahn durch die Straßen Berlins aus verkehrs­bor, in welcher die zuständigen Behörden ersucht werden, den Bau technischen, ästhetischen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen ein für allemal" abzulehnen. Auf Antrag des Stadtverordneten Gronewald wurden die Worte und Hoch­bahn" eingefügt und die Resolution in dieser Fassung gegen etwa 50 Stimmen angenommen. Die Sigung zog sich trotz Beschränkung der Redezeit bis gegen Mitternacht hin. praktisch ist, sind die Grundbesizer nicht zuständig. Diese be Für die Beurteilung der Frage, ob die Schwebebahn für Berlin trachten jede Angelegenheit nur von ihrem Haus- und Grund­besiberinteressenstandpunkt aus. Für uns tann nur entscheidend fein, ob die Straßen Berlins , durch die die Schwebebahn geführt wird, nicht vielfach zu eng find, um dieses Berkehrsmittel zu­zulassen, und ob der sonstige Verkehr nicht beeinträchtigt wird. Die Beantwortung dieser Frage tann nicht allein von dem Ein­druck abhängig gemacht werden, den die Probestrecke macht, sondern muß auf Grund genauer, sachverständiger Prüfung des gesamten Projekts erfolgen.

Auch Leute im Arbeitsrod haben sich gefunden, der Polizei am Sonntag Dienſte zu leisten. An der Haltestelle der Omnibuslinie am Schönhauser Tor machten Schaffner den Schußleuten Mitteilung. Ein anderer Fall ereignete sich am Oranienburger Tor. Der wo sich die Arbeiterzüge befinden und von welcher Gegend dieselben Fuhrwerksbesizer V. wohnt Oranienburger Straße 53 und besitzt in herkamen. Am Bahnhof Friedrichstraße, am Eingang zum Schlüter­der Hannoverschen Straße einen Pferdestall. Am Sonntagnachmittag steg, gab ein Schutzmann dem Droschkenfutscher mit der Nr. 7499 5 Uhr wollte B. nach seinen Pferden sehen und denselben Futter den Auftrag, nach dem Bahnhof zu gehen und Schuyleute zu geben. Als er an der Friedrichstraße war und in die Hannoversche alarmieren. Mit sichtlicher Freude führte der Mann seinen Auf­Straße einbiegen wollte, sah er, wie eine Menge Leute wegs trag aus. liefen. Er ging langsam feines Weges. Da tommt ein Schußmann bom 6. Nevier, pacte B. am Arm, so fest, daß noch heute schwarze Flecke zu sehen sind

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In der Schule.

und schob ihn In der 6 M.- Klaffe der 177. Gemeindefchule, Görlitzerstraße, frug der Lehrer Sering die ihm anvertrauten Schüler, wessen Väter am Sonntag mit in der Stadt gewesen seien. Wie fommt Herr Sering zu dieser Frage? Was fünumert es ihn? Und was bezweckt Herr Sering damit?

weiter mit den Worten, er solle laufen. B. erklärte, er habe doch nichts verbrochen, der Schußmann, den er tannte, wisse doch, daß er hier um die Ecke seinen Pferdestall habe, er müsse seine Pferde füttern. Darauf fam ein zweiter Schuhmann hinzu und meinte zu dem ersten: Halte Dich doch nicht lange auf und gib ihm eins". Da fauften auch schon zwei Siebe mit der blanken Klinge auf den Kopf B.'s. Der Hut wurde zweimal freuz und quer durchschlagen und schwer blutend fant B. zur Erde. Als sich der Schwerverwundete erhob, waren die Schutz­leute davon gelaufen. B. suchte sich aber den Schläger, der streiten wollte, geschlagen zu haben, auf, und veranlaßte denselben, mit ihm nach der Klinik zu gehen.

Vielleicht macht die vorgesezte Behörde dem neugierigen Herrn far, was seeins Amtes ist.

Nach dem 13. Januar.

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Der Vorortsverkehr nach Velten gesichert. Die noch aus­stehende Bewilligung des Kostenzuschusses zur Durchführung des Vorortverkehrs nach Velten seitens der Weltener Gemeinde ist in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung bewilligt worden. Es handelt sich um einen Betrag in Höhe von 70 000 M., welchen die Bahnverwaltung als Zuschuß zu den für den Bau eines Maschinen­schuppens und Erweiterung des Bahnhofs erforderlichen Kosten verlangt. Die Gemeinde hatte die Zahlung dieses Betrages ab gelehnt. Nachdem jedoch verschiedene Nachbargemeinden sich bereit erklärt haben, einen Teil der Kosten zu übernehmen, ist in der legten Gemeindevertretersizung in Welten beschlossen worden, den Restbetrag von girta 50 000 m. aus örtlichen Mitteln zu bewilligen. Nunmehr dürfte der Bau der Vorortsstrede jedenfalls noch in diesem Frühjahr in Angriff genommen werden.

Eine jugendliche Selbstmörderin. In der elften Vormittags stunde stürzte sich am Montag in der Malmber Straße 25 die taum 17jährige Erna Leskau aus der vier Treppen hoch gelegenen elter= lichen Wohnung auf den Straßendamm. Um ja den Tod sicher zu erreichen, tranf die junge Lebensüberdrüssige vor dem Hinab­stürzen eine Flasche Lysol aus. Der herbeigerufene Arzt fonnte auch nur noch den Tod konstatieren. Die Leiche wurde nach dem Liebeskummer gewesen sein, doch erfahren wir auch, daß das Schauhause gebracht. Ursache zu dem schrecklichen Entschluß foll Mädchen schon seit sechs Wochen teine Beschäftigung finden konnte und es bitter empfand, nicht zum Unterhalt der Familie beitragen zu können.

Hinter den dicht verschlossenen Türen der preußischen Duma in der Prinz- Albrecht- Straße zu Berlin , vom Volte durch eine doppelte Schußmannsfette abgeschlossen, erklärten am vergangenen Freitag die Vertreter der Nealtion, sie fürchteten feine Straßendemonstration. Und dann wurde am Sonntag Berlin von Tausenden schwer Wehrlos von Schuyleuten niedergeschlagen zu werden, diefes bewaffneter Polizeibeamten überschwemmt! Und am Montag ward Schicksal erlitten noch am Abend zwischen 7-8 Uhr Berfonen, die in im Abgeordnetenhause unter denselben vorsichtigen Sicherheits­der Straße Unter den Linden" nicht rasch genug sich vor der Maßregeln diefelbe großmäulige Erklärung abgegeben. Ihre Maß Polizeiattade retten konnten. Auf der Mittelpromenade paffterte nahmen strafen allerdings die Worte der Herren Lügen! Noch tage­das einem Buchhandlungsgehülfen N., der nicht nur kein Sozial- lang nach dem denkwürdigen Wahlrechts- Sonntag ist das Berliner demokrat ist, sondern sogar zu unseren Gegnern gehört. Er bekam Winterpalais von einem doppelten Polizeifordon umgeben. Alle einen Säbelhieb, der ihm die Stirn dicht über dem Auge Brücken nach der sogenannten Museums- Insel, auf der ja aufriß. Etwa zehn Schritte hinter ihm ging ein Buchbinder M., das Schloß steht, sind als strategische Punkte" besetzt, der gleichfalls fein Sozialdemokrat ist, zum mindesten teiner poli- besonders stark die Friedrichsbrüde, die Kaiser tischen Organisation angehört. Auch M. friegte seinen Säbelhieb, 23ilhelm, surfürsten und Schloßbrüde. Und auch tviewohl er, ebenso wie N., an feinerlei Widerstand dachte. Vor gegenüber dem Landtagsgebäude in der Prinz- Albrecht Herrn N. war bereits eine Frau mit einem Kinde unter den An- Straße scheint die dort eingerichtete Polizeiwache noch immer nicht griffen der fäbelschwingenden Polizisten zu Boden gefunten. Herr aufgehoben zu fein. Am Dienstagmittag um 1 Uhr faben Straßen M. raffte fich auf und nahm, seiner eigenen Verlegung nicht passanten einen Trupp von 30 Schuyleuten hinter der Kunstgewerbe­achtend, fich des ihm gänzlich fremden N. an, der ihm zunächst schule hervorkommen und andere sah man wieder dort hineingehen, lag. Er half ihm auf die Beine und führte ihn zu einigen wie zur Ablösung. Unwillkürlich blickte man sich um, ob irgend Das Opfer eines tödlichen Straßenbahnunfalles ist der Ar­Schußleuten, die noch mit bloßem Säbel dastanden. Auf welche Ansammlungen in der Nähe des Preußenparlaments zu be- beiter Robert Schimansti aus Wilmersdorf geworden. In der seine Bitte, M. zur Unfallstation zu schaffen, erfolgte teine Ant- merken wären, aber die Straße zeigte das alltägliche Bild, nichts Brandenburgischen Straße hatte Sch. versucht, auf einen in voller tort. Diese Schugleute schienen Auge und Ohr für nichts anderes störte die gewohnte Nuhe, die in jener Gegend regelmäßig herrscht. Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen aufzuspringen. Er stürzte zu haben als für den ihnen erteilten Befehl, die Linden" zu säubern. Die Börse war sowohl gestern morgen wie auch am Abend von jedoch vom Trittbrett herunter und schlug mit solcher Gewalt mit dem Kopf auf das Straßenpflaster auf, daß er einen Schädelbruch Sie steckten ihre Säbel ein und gingen an ihre Pläge zurüd. Erst Polizeibeamten besetzt. bei einem anderen Schußmann hatte die nochmalige Bitte Erfolg. Mit faltem Blute schritten am Sonntage die waffenlofen davontrug. Bald nach seiner Einlieferung starb der Verunglückte im Elisabeth- Krankenhaus. Der Beamte forderte einen Droschtenfutscher auf, den Verlegten Proletarier Berlins den Säbeln und Revolvern bis an die Zähne zur Unfallstation zu fahren, er selber aber stieg nicht mit ein. bewaffneter Schergen entgegen. Den Vertretern des Dreillaffen­Eine halbe Stunde dauerte es, bis der Wagen vor der Unfallstation Unrechts ängstigt das zitternde Gewissen ein, sich dem unbewaffneten in der Kronenstraße eintraf. Der Arzt fonnte nur Herrn M. die Volle gegenüber hinter einem Wall von Säbeln und Pistolen zurück­erste Hülfe zuteil werden lassen. Herr N. schien ihm so schwer ver- auziehen. Die mutige Demonstration der Arbeiter ist ein Ausfluß legt, daß er sofortige Ueberführung nach der Universitätsklinik in der ihres Rechtsgefühls. Das feige Säbelgezitter der Herrschenden ver­Biegelstraße anordnete. rät die gequälte Angst, mit der sie den Weg des Unrechtes weiter gehen!

Der Luftmord am Tempelhofer Feld. Unter dem Berdacht, dent Frauenmord auf dem Tempelhofer Felde begangen zu haben, tvar, wie wir mitteilten, der frühere Steinfeger Richard Schmidt aus der Großbeeren Straße 45 verhaftet worden. von Moabit wieder entlassen, auf Verfügung der Staatsanwaltschaft Der Verdächtige wurde aber schon Montag, so lesen wir im Berl. Tagebl." von neuem verhaftet, da sich das Belastungsmaterial gegen ihn unterdessen noch vermehrt hat. Es hat sich noch ein Mann aus Gatow bei Potsdam