Nr. 17
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Bierteljährlich 8,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 8,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. DeiterreichUngarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. In der Boft- Zeitungs- Preisliste für 1893 unter Nr. 6708.
Vorwirts
10. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Betttzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochens tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Fefttagen bis 9 Uhr Vors mittags geöffnet.
Earnsprech- Anschlus Amt 1, Nr. 4186.
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Freitag, den 20. Januar 1893.
Deutschland 5 000 000 Mann Frankreich Rußland Italien DesterreichUngarn
( Nachstehender Artikel ist der Question Sociale" von Bordeaux , einem unserer französischen Bruderorgane, entnommen und beruht auf der Arbeit eines französischen Militärs. R. d.„ B".) Türkei In ganz Europa , die kleinsten Staaten nicht aus- Spanien genommen, spricht man gegenwärtig nur noch von England Rüstungen, Vermehrung der Truppen und des Kriegs- Schweden und Norwegen materials und selbstverständlich also auch von neuen Steuern.
280 000
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
489 000 Mann stückelung Frankreichs sagt, wird freilich nicht den Beifall unserer Patrioten finden, entspricht aber zweifellos der geschichtlichen Wahrheit. Daß das Deutsche Reich, soweit es das Werk Bismarck 'scher Politik ist, einen friegerischen Charakter hat, kann der unparteiische Beurtheiler ebenso wenig bestreiten, als er die Thatsache bestreiten kann, daß ganz wesentlich aus der Annexion von Elsaß- Lothringen der gegenwärtige schmach- und unheilvolle Zustand Europas hervorgegangen ist.
4 350 000
"
4 000 000
"
258 000
"
2 236 000
Bulgarien
200 000
n
185 000
1 900 000
Griechenland 180 000
"
12
1 500 000
Serbien
180 000
"
800 000 602 000
"
150 000 91.000 55 000
" n
510 000
Naturgemäß sind die Militär- und Marinebudgets der In Deutschland drängt bekanntlich die Militärvorlage verschiedenen Staaten Europas in entsprechendem Verhältniß augenblicklich alle anderen Interessen in den Hintergrund. gewachsen. Sie haben sich auf mehr als das Doppelte er
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Und das Gleiche geschieht in Italien , in der Schweiz , in höht in Rußland ( von 615 Millionen auf 1239), Deutſch Politische Leberlicht.
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Dänemark turz überall, selbst in Ländern, die, weil sie am land( von 280 Millionen auf 702), Italien ( von 176 auf meisten außerhalb der großen europäischen Bewegung stehen, 362 Millionen), Dänemark , Schweden und Norwegen und am wenigsten von einem allgemeinen Brande bedroht find, Rumänien . wie z. B. Schweden und Norwegen .
Diese Zustände schildert in schlagender Weise ein Mann, der mit vorstehender Frage wohl vertraut ist, der Kapitän Molard, ehemals Professor der Geographie in Saint- Cyr , jezt Major im Generalstabe der 19. InfanterieDivision.
In einer Arbeit über die Militärkraft der Staaten Europas " zeigt Kapitän Molard an der Hand der neuesten offiziellen Angaben, welche Lage die preußischen Eroberungen in Europa geschaffen haben. Einige Zahlen werden besser als lange Erörterungen ein richtiges Bild von den Verhältnissen geben.
Im Jahre 1869 vermochten ins Feld zu stellen: Frankreich 1 350 000 Mann Schweden und Deutschland 1 300 000 Norwegen
ann
"
Rußland
1 100 000
B
Belgien
Desterreich
130 000 95.000 70 000
"
OP
Ungarn
750 000
Italien
570 000
Dänemark Holland
45 000
"
45 000
England
342 000
Montenegro
40 000
"
Spanien
300 000
Türkei
Schweiz
320 000 150 000
"
Griechenland Rumänien Serbien
35 000 33 000 25 000
"
"
"
Im Jahre 1892 dagegen betrug die Zahl der nach einer Mobilifirung verfügbaren Truppen in
212 000 Mann
Rußland 2 451 000
"
Deutschland 2417 000
"
Rumänien Belgien
Italien
1514 000
Holland
"
Desterreich
Serbien
153 000 128 000 110 000 80 000
"
"
"
"
Ungarn
1 050 000
Portugal
80 000
"
Türkei
England
Spanien
700 000 450 000 450 000
"
Bulgarien Griechenland Dänemark Montenegro
70 000 70 000 61 000 55 000
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"
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"
Norwegen 270 000 Und wenn die neuen Rekrutirungspläne voll in Wirkung getreten sind, können an ausgebildeten Mannschaften in's Felo
stellen:
Feuilleton.
Nachdruck verboten.)
Haus Nuzingen.
Soziale Studie von H. de Balzac . Dentsch von Curt Baate.
Der Kirchendiener zu den Bettlern: Macht, daß Ihr fort tommt! Wir haben für die Armen schon bekommen. Bettelt hier nicht herum!"
In Griechenland ist das Militärbudget von 3/2 Millionen im Jahre 1867 auf 24 Millionen im Jahre 1892 gestiegen; in der Schweiz von 2/2 Millionen im Jahre 1869 auf mehr als 45 Millionen im Jahre 1892.
Ein einziger Staat, Serbien , hat im Jahre 1892 ein etwas niedrigeres Kriegsbudget als 1869( 11 Millionen statt 13).
Aus alledem ergiebt sich nach Kapitän Molard, daß Europa im Jahre 1870 zu Kriegszwecken eine Summe von nahezu 3 Milliarden ausgab. Heute beläuft sich die entsprechende Summe auf nahezu 5 Milliarden.
Im Jahre 1870 unterhielt Europa ein stehendes Heer von wenig mehr als 2 000 000 Mann; heute unterhält es nahezu 3 500 000.
Im Jahre 1870 glaubte Europa im Kriegsfalle bei äußerster Anstrengung gegen 7 000 000 Soldaten ins Feld stellen zu können; heute würde es 12 500 000 entsenden, und die neuen Gesetze suchen diese Biffer auf mehr als 22 000 000 zu erhöhen.
Im Reichstage ist von dem Abg. Nintelen( 8entr.) folgender Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle be schließen, dem nachstehenden Geschentwurf die verfassungs mäßige Zustimmung zu ertheilen: Dem§ 69 des Straf gesetzbuchs für das Deutsche Reich wird folgender zweiter Absatz beigefügt:„ Die Verjährung ruht während der Zeit, in welcher auf Grund des Gesetzes eine Strafverfolgung Das nicht begonnen oder nicht fortgesetzt werden kann. Fehlen des in den Strafgesetzen selbst vorgeschriebenen Er fordernisses des Antrags auf Strafverfolgung oder der Ermächtigung zu derselben hindert nicht den Beginn der Verjährung."
Die preußische Staatsschuld betrug nach dem Etat der Staatsschulden- Berwaltung für das laufende Etatsjahr 6 043 507 255 M. und stellt sich für das Etatsjahr 1893/94 nach Abrechnung der erfolgten Tilgungen und unter Zurechnung der neu aufgenommenen Verpflichtungen auf 6 243 773 430 M., also um rund 200 Mill. Mark höher. Die Gesammtausgabe für die Staatsschuld beziffert sich nach Im Jahre 1870 dachte man nur ganz beiläufig an dem Etat für 1893/94 auf 279 439 050 m. oder um einen etwa bevorstehenden Krieg, und alle Völker widmeten 7526 407 W. höher als im Vorjahre. Davon sind erforderzur Tilgung sich im Frieden ihren Arbeiten und suchten ihre Kultur lich zur Verzinsung 239 660 340 m., und ihre Reichthümer zu erhöhen, ohne sich besonders um 17 079 452 M., zur außerordentlichen Tilgung 20 167 209 M., das Morgen zu kümmern; heute lastet der Gedanke eines endlich an tenten 1429 555 M., während sich die Vere unabwendbaren, verhängnißvollen Krieges auf Jedermann waltungstoften auf 1 102 491 M. belaufen.
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in jedem Augenblick, hemmit jeglichen Verkehr, verzögert die Einen Rückzug in der Sonntagsruhe bezeichnet die Lösung der sozialen Fragen, furz, zwingt die Völker, alles von uns bereits gemeldete Verfügung der preußischen Midem einen Interesse der Vertheidigung unterzuordnen. nister des Handels, des Innern und des Kultus an die Das, schließt Kapitän Molard, das sind für Europa töniglichen Oberpräsidenten, betreffend die Ausführungsdie unmittelbaren, greifbaren Folgen der Wiederaufrichtung anweisung über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, welche des deutschen Kaiserreichs zu Gunsten Preußens, der Bevor- heute der Reichs- Anzeiger" veröffentlicht. Die Verfügung mundung aller Welt, welche dieses sich anzumaßen trachtete, wird nicht verfehlen, eine ganze Reihe Ausnahmeund endlich der Zerstückelung Frankreichs . bestimmungen zu schaffen, welche die Sonntagsruhe stückweise beseitigen.
Dies der Artikel.
Man muß sagen, daß der französische GeneralstabsOffizier ein sehr vernünftiger Mann ist. Was er über die Aufrichtung des Deutschen Kaiserreichs und über die Zer
Das Todtenamt war zu Ende. Nuzingen und Du Tillet fuhren zum Kirchhof mit. Der alte Kammerdiener ging zu Fuß. Der Kutscher fuhr hinter dem Leichenwagen.
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"
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Die armen Apothekenbesitzer. Der Vorstand des Vereins der Apotheker des Regierungsbezirks Düssel
Vermögen auf höchstens viermalhunderttausend Franks bes laufe.
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Die Tochter des Hauses Adolphus in Mannheim Nun, lieber Freind, sprach Nuzingen in seinem verlor, als sie erfuhr, daß sie von nun an mit nur vierjüdisch- elsassischen Dialekt zu Du Tillet, als ihr Wagen in undzwanzigtausend Frants Rente jährlich auskommen müsse, den Boulevard einbog,- Se kennen sich keine bessere Gelegen- völlig den Kopf. Sie rechnete und rechnete: es wollte nicht heit winschen, um ße heirathen Malvine. Se werden der hinreichen. Beschizer der weinenden Familie sein. Se wirden ein Haus, eine Heimath haben. Se kennten ein schenes Haus fihren, Malvine ist wirklich ihr Geld werth. Als wenn der alte Freibeuter Nuzingen selber spräche!" rief Finot. Biriou fuhr fort: Ein reizendes Mädchen, sagte Tillet mit Feuer, aber ohne sich zu erhitzen. " In einem Wort der ganze Du Tillet," rief Couture. Leuten, die sie nicht kennen, fann sie freilich häßerscheinen, aber Seele hat sie, gestehe ich gern, schloß -Und ein ßu guttes Herz, lieber Freind, trai wie Gold
Du
"
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Jezt ist er im Zuge!" brach Couture bewundernd aus. In der That! Auch uns im Nebenzimmer war es so gewesen, als hörten wir jeden Laut, der in einer Kirche bei einer Leichenfeier ertönt. Biriou ahmte alles nach, selbst lich das Geräusch der Leute, die dem Sarge folgen; er scharrte Du Tillet. da mit den Füßen auf der Diele.
"
Wie? sprach sie zu Malvine, wie? ich konnte sechstausend Franks jährlich blos für den Schneider aus geben! Wo nahm denn Dein Vater nur das Geld her? Mit vierundzwanzigtausend Franks ist nichts anzufangen. Wir sind ruinirt, sind am Bettelstab. Ach, wenn mein lieber, feliger Vater mich so sähe, er würde vor Kummer sterben, wenn Arme er nicht schon gestorben wäre. Wilhelmine !- Und sie brach in Thränen aus. Malvine wußte nicht, wie sie ihre Mutter trösten solle. Sie stellte ihr vor, wie jung und schön sie noch wäre, und wie gut ihr Rosa stände. Frau von Nuzingen würde ihr gewiß gern ihre Loge in der Oper zur Ver einen füßen Traum von Festen, Bällen, Musik, schönen Toiletten und Eroberungen ein, in einen Traum, der sie unter den Vorhängen eines blauseidenen Bettes in einem eleganten Schlafzimmer umfing, welches an das Gemach grenzte, in dem zwei Tage zuvor der Baron Jean Baptist Aldrigger verschieden war.
„ Es giebt Dichter, Romanschreiber, Schriftsteller," und so klug. Wer mag wissen bei dem Geschäft, wer Roch fügung stellen. Und allmälig wiegte sie ihre Mutter in nahm er den Faden seiner Erzählung wieder auf, und wer Kellner ist. Da ischt's graußes Glick, wenn man die viel Schönes von den Pariser Sitten zu sagen sich kann verlassen auf das Herz der Frau. Ich geb' Ihnen wissen. So geht es aber in Wahrheit bei einem Be- meine Delphine, und sie hat mir mitgebracht mehr als eine gräbniß zu. Von hundert Menschen, die einem armen Million, wenn ich haben könnte Malvine, die keine so grauße Todten die letzte Ehre erweisen, sprechen nunundneunzig Mitgift hat. noch in der Kirche von ihren Geschäften und Abenteuern. Um einen kleinen, aufrichtigen Schmerz beobachten zu können, bedarf es unmöglicher Umstände.
..
Aber giebt's denn überhaupt einen Schmerz ohne Egoismus?
Ha! Ha!" lachte Blondet." Nichts wird weniger respektirt, wie der Tod; vielleicht darum, weil er so wenig respektabel ist?"...
Er ist so aemein", setzte Biriou seine Gedanken fort.
Wie viel hat sie denn?
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Geben wir einen kurzen Abriß seines Lebens. -Wie haißt? Weiß ich es? Aber bekommen werd fie was mit. Jean Baptist Albrigger war ein ehrlicher Elsasser und -Mag sein, erwiderte Du Tillet. Sie hat aber eine Bankier in Straßburg gewesen. Er hatte etwa drei Mutter mit großer Vorliebe für rosenroth. Millionen zusammengescharrt, als er im Jahre 1800 im Diese Bemerkung machte Nuzingen's Anbohrungen Zenith seines Vermögens, zu dem ihm die Revolution vers holfen hatte, im sechsunddreißigsten Jahre seines Lebens Nach dem Diner theilte der Baron der Wittwe die Erbin der Mannheimer Adolphus aus Neigung und Wilhelmine Adolphus mit, daß sich ihr bei ihm angelegtes Berechnung zugleich heirathete. Wilhelmine war der Lieb
ein Ende.