nicht gleich Hetzer und Wühler?), die die'Kuudgehuttgen beraustalten.Und dann natürlich die Ausländer, die Nicht-Preutzen. Wirklich: dieZtg/', und nicht die„Kreuz-Ztg." ist es, die sich darüber be-klagt, daß der Süden sich in die preußischen Dinge einmenge, die ernicht verstehe. MS ob die Schande des Dreiklasienunrechts und die(Erbärmlichkeit der freisinnigen Taktik nicht ganz offen zutage läge!Daß aber das Blatt überhaupt nicht das Geringste zur Förderungder WahlrschtSbewegung tun will, geht daraus hervor, daß es mitFeuereifer für ein unbedingtes Festhalte» an der Blockpolitik eintritt!Es ist dabei charakteristisch, daß das Blatt jetzt nicht mehrdavon zu reden wagt, daß die V o r a u S s e tz u n g der Blockpolitikdie Erringung liberaler Errungenschaften sei, sondern daß es alseinzige Voraussetzung die„Ausschaltung deS Zentrumseinflusses"bezeichnet. Das heißt, die Regierung kann machen, was sie will,wenn nur Herr Wiemer statt des Herrn Spahnbewilligen darf, wobei diese Art Freisinn sich dadurch vom.Zentrum unterscheidet, daß sie sich von vornherein jeder Einwirkungauf die Regierung begibt und bedingungslos Orderpariert! Daß die Konservativen von dieser Taktik entzückt sind.kann nicht wundernehmen. ES vergeht auch keine Woche, in der die„Kreuz-Ztg." nicht der Freisinnigen VolksparteiLob und Anerkennung spendet. So schreibt das Blatt in seinerSonntagsnununer:„Die Konservatiben werden stets auf der Seite derjenigenFreisinnigen stehen, die sich in dem Kampfegegeu dieSozialdemokratie zuverlässig zeigen. Darum gehörtunsere Sympathie in diesem ihrem'inneren Zwist derRichtung, die der Abgeordnete Pachnicke in seiner Fraktion vertritt,und selbstverständlich auch der Freisinnigen VolkSpartei,auf deren BnndeSgenossenschaft bei der Isolierung der Umsturz-Partei zu rechnen tst."In der Tat besorgt ja diese Taktik, die die„Voss. Ztg," so«nergisch vertritt, nur die Geschäfte der äußersten Rechten. KeinWunder, daß den Konservativen der Kanim schlvillt, und die„Kreuz-Zeitung" formuliert auch schon die neuen Bedingungen, denensich der Freisinn zu unterwerfen haben wird. Sie sind nichtohne: Ausschluß der Frauen aus den politischenWahlvereinen und Versammlungen und Verbot der Teil-nähme air Vereinen und Versammlungen für alle Personenbis zu 20 Jahren durch das neue Vereinsgesetz! Ebensowerden die liberalen Forderungen für die RcichSfi nanzreformverhöhnt. Die„Kreuz-Ztg." erklärt sich gegen alle direktenSteuern, gegen die Ausgestaltung der Erbschaftssteuer.DaS Defizit darf nur durch indirekte Steuern gedeckt werden,durch eine Tabak» und eine Bier st euer! Auch das Vrannt-weinmonopol ist möglich, wenn den agrarischen Brennern genügendhohe Mindestpreise vo,n Reiche garantiert werden. Nur dieZ u ck e r st e u e r soll herabgesetzt werden. Hier haben nämlich dieAgrarier ein Interesse an der Vermehrung des Absatzes.Man sieht, der Freisinn hat im Block noch einige Aufgaben zuerfüllen, und wenn er bei seiner bisherigen Taktik verharrt, werdensie ihm kaum erspart bleiben!Es ist unter diesen Umständen begreiflich, daß, wer sich imFreisinn noch eine Spur politischer Klugheit bewahrt hat, sich gegendiese selbstmörderische Taktik der Führerr wendet. So schreibt heutedas„Verl. T a g e b l." über die Auslassungen der»Voss. Ztg.":„Der hervorragende Parlamentarier, dessen Liberalismusetwas dünnblütia scheint, leistet sehr Hervorragendes in der Ber-drehung der Tatsachen. Er weiß sehr genau, daß er und die„Liberalen" seiner Gattung gegenwärtig nur den Wunsch haben,„diejenigen freisinnigen Wähler, die es direkt angeht", von derBewegung zurückzuhalten. Waö hat der„hervorragendeParlamentarier" und was haben die ihm nahestehendenKreise dem, bisher getan, um das„gebildete Bürgertum"für die Wahlrechtsfrage zu begeistern? Haben sie schoneine einzig« Versammlung einberufen, haben sie auchnur die bisher gefaßten Protestresolutionen in ihrer Pressemitgeteilt? Nichts Derartiges ist geschehen, fast die ganzeliberale Wahlrechtsbewegung im Lande wird von den Organendieser ebenso hervorragenden wie liberalen Parlamentarier tot-geschwiegen und in gewrmdenen Artikeln wird gegen denWahlrechtskampf im Lande Stimmung gemacht. Erfreulicherweisezeigt ein großer Teil der Wählerschaft diesmal mehr Entschieden-heit als d,e hervorragenden Führer. Aber man kam, nicht scharfund deutlich genug auf die Taktik derjenigen hinweisen, die nichtsfördern und alles verhindern möchten, um hinterher schmerzlichausrufen zu können:»Die liberale Wählerschaft rührt sich nicht l"DaS find sehr richtige Bemerkungen. Aver uns scheint, daß demFreisinn nicht mehr lange Zeit zur Uebcrlegung bleibt.Am Mittwoch kommt voraussichtlich die sozialdemokratischeWahlrechtsinterpellation zur Beratung und da mußendlich Klarheit über die Stellungnahme der Parteien geschaffenwerden. Die preußische Frage ist die deutsche Frage, und eineTrennung der ReichSpolittk von der preußischen Politik unmöglich.Vülow ist im Reiche kein anderer als in Preußen, lind die Unter-stützung Bülows bedeutet die Unterstützung des WahlrrchtSfeindeS!Der Freisinn kann Einfluß auf die preußische Politik gewinnen nurdurch Ausnützung seiner Stellung im Reichstag. Tut er dies nicht.so zeigt er, daß es ihm nicht Ernst ist um das Recht des Volkes,daß feine eigenen Wahlrecht»«,, träge nur Komödie sind IDem Freisinn wird da kein Diplomatisieren und kein Ver«klausulieren nützen. Für»der gegen Bülo«, für oder gegen dasReichstagSwahlrecht in Preußen! Bülow selbst hat die Frage sogestellt, ein Ausweichen ist unmöglich. Wer für den Fürsten Bülowist, ist«in Feind des BolttrrchtS!Kaferoenfreuden.Von Mitte Juli bis Ende Dezember ISO? wurde die gerichtlicheBestrafung von»0 Soldatenmißhandlern bekannt. An Strafenwurden ausgesprochen: 1 Jahr 0 Monate Zuchthaus, 4 Jahre7 Monate 22 Tage Gefängnis. ö Monate 2 Tage mittlerer Arrest,1 Monat 28 Tage gelinder Arrest, 2 Monate 1 Tag Stubenarrest,4 Degradationen. Der Freiheitsentzug beträgt im ganzen ü Jahre10 Monate 23 Tage. Auf Preußen treffen t Jahr 0 MonateZuchthaus, 3 Jahre 8 Monate 22 Tage Gefängnis, 3 Monate0 Tage mittlerer Arrest, 18 Tage gelinder Arrest, 27 Tage Stuben-arrest, 3 Degradationen(31 Vorgesetzte, darunter 4 Offiziere); aufBayern 1 Monat 4 Tag« Stubenarrest(2 Offiziere); aufSachsen 11 Monate Gefängnis, 1 Monat 23 Tage mittlererArrest. 1 Monat 10 Tage gelinder Arrest, 1 Degradation(7 vor-gesetzte).Die bestraften Offiziere sind: Der preußische Gendarmerie-Hauptmann Leopold v. Sassen einen Tag Stubenarrest.Leutnant Graf Brühl vom preußischen Ulanen-RegimentStr. 5 14 Tage Stubenarrest, Leutnan t v. Hake vom Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment 12 Tage Slubcnarrest, Leut-nant Elstermannvon Elster 7 Monate Gefängnis undDienstentlassung(scheint gegen den§ 17S verstoßen zu haben);Hauptmann Kamin von, bayerischen 20. Infanterieregiment24 Tage Stlibenarrest, Oberleutnant Biedn er vom gleichenRegiment 10 Tage Stubenarrest.Auch im berfloffenen Halbjahre konnten die Soldatenmißhandlernicht über harte Bestrafung klagen. Den preußischen Soldaten-quakern aus dem Offiziersstande wurde außerdem, wie gewöhnlich,die Wohltat zuteil, daß die Oeffentlichkeit ivährend der Verhandlungausgeschloffen wurde. Aus Gründen der Disziplin natürlich I InBayern scheint die militärische Disziplin nicht ein so zartes gebrech-liches Pflänzchen zu sein; wenigstens werden in Bayern auch dieoffizierlichen Soldatenquäler öffentlich abgeurteilt. Der stolzepreußische Aar Hai also, wie er auch auf dem Gebiete deS Wahl-rechts beweist, vor der Sozialdemokratie eine viel größere Sorgeals der bayerische Leu.Im ganzen Jahre 1907 wurde die gerichtliche Bestrafungvon 102 Soldatenmißhandlern bekannt. Der verhängte Freihcits-entzug belief sich auf IL Jahre 10 Monate 0 Tage. Würden dreiSoldaten einen Unteroffizier anS einem Gasthause, in dem er sichunverschämt benimmt, gewaltsam entfernen, so erhielten sie einegrößere Strafe als die 102 Soldatenschinder zusammen. NachA 106 deS Militärstrafgesetzbuches müßten sie zu mindestens jeS Jahren Gefängnis verurteilt werden. Nach offizieller preußischerAnschauung befestigt ein solch empörendes Mißverhältnis zwischender Bestrafung der Verfehlungen von oben nach unten und jenervon unien nach oben die Disziplin! Würde uns eine gütige Feedie Erfüllung eines Wunsches in Aussicht stellen, so würden wir siebitten, uns einmal ein preußisches Geheimratshirn in Tätigkeit vor-zuführen. Alle Rätsel der Sternenwelt sind dagegen ja der reinstePfifferling._poUtifcbe Ocb erficht»Berlin, den 20, Januar 1908.Viehseucheugesetz.Aus dem Reichstag. Die Weitcrberatung des Vieh-scuchengcsetzes brachte zuerst den Genossen Schcidemannauf die Tribüne. Er betonte scharf, daß das gesamte Volkallerdings ein lebhaftes Interesse an gesundem Fleisch undgesundem Vieh habe, daß aber offenbar außer manchen nütz-lichen Bestimmungen zur Hebung der LolkLnahrung derGesetzentwurf Einzelheiten enthalte, die den Eindruck machen,als ob den Agrariern die paar Wünsche, die ihnennoch nicht erfüllt seien, jetzt auch bewilligt werden sollten. Dieunersättliche agrarische Begehrlichkeit nach Liebesgaben sei aberzum Teil darauf zurückzuführen, daß sie ihren Beruf nurmangelhaft verständen. Wie wäre es, wenn man einen Be-fähigungsnachweis für die Landwirtschaftsbetriebe einführenwürde?— Die gefährlichste Bestimmung im Entivurf sei dieEinführung des Begriffs der„giftfangenden Gegenstände". Diessei ein so vieldeutiger Begriff, daß sich bei den Behörden sehrleicht die Praxis herausbilden könne:„Was man sonstvon der Grenze nicht absperren kann, das sieht man als gift-fangenden Gegenstand an."Die antiagrarischen Ausführungen unseres Redners wurdenvon der Rechten mit wütendem Unbehagen aufgenommen.Dieses Unbehagen steigerte sich zu heftigem Widerspruch, alsScheidemann sich dagegen erklärte, daß den Einzelstaatcn dieAusführungsbcstimmungcn des Gesetzes überlassen werdensollten. Das ginge noch, wenn alle Staaten eine wirklicheVolksvertretung hätten; Preußen aber habe doch nur die ver-rückte Karikatur einer Volksvertretung. Der PräsidentGraf Stolberg glaubte die Kennzeichnung des preußischenAbgeordnetenhauses nicht ohne einen Ordnungsruf hingehenlassen zu dürfen.Es niachten noch einige agrarische Redner ihrem HerzenLuft, während der freisinnige Abg. Gothcin die Scheide-mannschen Darlegungen durch den Hinweis darauf unter-stützte, daß jetzt schon die agrarische Presse zu erreichen suche,daß eine einmal wegen Seuchengefahr gesperrte Grenze über-Haupt nicht wieder geöffnet werden dürfte; daher müsse indas Gesetz gerade eine Bestimmung Aufnahme finden, die zurWiedereröffnung der Grenze zwingt, wenn in dem gesperrtenLande die Seuchcngefahr beseitigt sei.Nachdem sich schließlich der nationallibcrale AbgeordneteWehl über die Spezialinteressen der Lohgerber an demGesetz verbreitet hatte, wurde der Entwurf einer Kommissionvon 28 Mitgliedern überiviesen.Morgen kommt die zweite Lesung deS MajestRsbeleidigungS-gesetzes an die Reihe._Aus dem Dreiklassenparlament.Genau eine Stunde länger als die WahlrcchtSfrage nahm heuteim preußischen Abgeordnetenhause die Erörterung zweier Kapiteldes landwirtschaftlichen Etats in Anspruch. Bei den General-kommissionen unterhielt man sich lange Zeit über die Selbständig-machung der Spezialkommissare, über eine Gehaltserhöhung für dieSpezialkommissionSsekretäre und über die Vorbildung etlicheranderer Kategorien der unteren Mandarinenkaste. Der Landwirt-schaftsminister zeigte diel guten Willen, zu helfen und zu bessern,nur wußte er noch nicht recht wie. Etwas anregender wurde dieDebatte beim Kapitel der landwirtschaftlichen Schulen. Der frei-sinnige Abgeordnete Dr. Müller kritisierte die vorsintflutlichenZustände an der Berliner tierärztlichen Hochschule, mußte sich abervon irgend einem Ministcrialkommissar den Ton der Kritik ver-weisen lassen, weil der sich für einen Blockbruder nicht zieme.Weiter regten die Freisinnigen eine Ausdehnung des ländlichenFortbildungsschulwesen» an. Wie sehr die Regierung bemüht seinwird, diesen Wünschen ihrer treuesten Vasallen nachzukommen,zeigt die Bemerkung des LandwirtschaftSministerö: daß für denFortbildungsschulunterricht der Mädchen auf dun Lande die Fond»zur Hebung der Geflügelzucht ausreichten! Auch weigerte sich derMinister mit aller Bestimmtheit, den ostelbischcn Provinzen denFortbildungsschulzwang aufzuerlegen, den diese natürlich ausfreien Stücken niemals einführen werden. Morgen geht die De-Hatte über den Etat der landwirtschaftlichen Verwaltung weiter.kSano, eotqnv.Da» gestrige Ordensfest hat neben so manchen anderen ver»dienstvollen Staatsbürgern auch verschiedenen Paralamentaricrn,die sich hervorragende Verdienste um da» Wohl beä preußischenPolizeistaates erworben haben,«ine mehr oder minder schöneOrdensauszeichnung gebracht. Am schönsten ist Graf zu Stolberg-Wernigerode„dekoriert" worden; er erhielt den Roten Adlerordenzweiter Klasse, und zwar gleich mit dem Stern. Ihm reihen sichals die Nächstwürdigen an der Präsident des preußischen Abgeord-netenhauses. der bekanntlich sein Ideal in den Menschen ohneHirn, aber mit starken Nerven findet, Herr von Kröcher. Da erschon den Roten Adlcrorden zweiter Klaffe besitzt, hat er nur zurVervollständigung seiner Würde den Stern dazu erhalten. Be-anders hoch ist da» Verdienst des zweiten Vizepräsidenten desDreiklaffenparlaments, de» als parlamentarischen Anwalts dernalicmalliberalen Scharfmacherclique bekannten Geh. JusttzratDr. Krause, eingeschätzt worden. Er erhielt, obgleich er unseresWissens die unteren Garnituren noch n.cht besitzt, gleich den RotenAdler zweiter Güter. Minderer Qualität ist, wie es sich demRange nach gebührt, die Auszeichnung des zweiten Vizepräsidentendes Reichstages, de» freisinnigen Parteiführers und BerlinerStadtälteften Herrn Kaempf..Er muß sich mit dem Roten Adlerdritter Klaffe begnügen, allerdings mit der Stern- und Kronen-Beigabe.Noch schlimmer fährt Herr Professor Dr. Paaschs, trotzdemer bekanntlich als erster Vizepräsident des Reichstages figuriert.Allzu tief hat er durch seine Rede über Horden und den§ 176die preußische Staatsfcstigkcit gefährdet, als daß ihm so schnellverziehen werden könnte— leer und öde bleibt die Stätte seinerMänncrbrust.Selbst die„Römlinge", die seit dem 13. Dezember 1906 wiederzu den„Erbfeinden" Teutschlands zählen, sind bedacht worden,wenn auch in Rücksicht auf das„kaudinische Joch" mit etwasweniger glänzenden Dekorationen. Herr Dr. Porsch, der schonaus der Zeit, wo noch das Zentrum Regierungspartei spielte undsich des Platzes an der Sonne kaiserlich-königlicher Huld erfreute,den Kronenordcn zweiten Grades besitzt, erhielt zur Ergänzungden dazu gehörigen Stern, während Herr Spahn senior in die Lageversetzt wurde, künftig, lvcnn er seinen bekannten Zylinder aus-bügeln läßt, um beim fünften ReichSlanzler Bisite zu machen.sich zugleich den Roten Adler dritter Güte mit Schleife anzuheften.Geringer als die„Erbfeinde" Porsch und Spahn wurde trotzihrer Blocktätigleit das Verdienst der freisinnigen Parlamentarierum das preußische Staatswohl eingeschätzt. Sic sind mit Adlernvierter Qualität abgespeist worden. Zu den neuen Rittern diesesOrdens gehören fortan Dr. Wiemer, Dr. Mugdan. JustizratGyßling. während Herr Stadirat Fisclfbcck, Herr Oberlehrer Eick-hoff und Herr Eisenoahndireltor a. T. Schräder den Kroncirordendritter Klaffe erhielten. Herr Kopsch ist nicht dekoriert, da es Rot-'Adler fünfter Güte noch nicht gibt.Außerdem sind zu Rittern der vierten Klasse des Roten Adler-ordcns befördert Herr Liebcrmann von Sonnenberg, der AntisemitLattmann und der Dichter und Redakteur Dr. Georg Ocrtcl(vonder„Deutsch. TageSztg."). Ihre Verdienste sind also entschiedenhöhere, als die des Herrn Kopsch, der, wie wir hören, auö Ver-stimmung über die Nichtdekorierung geschworen haben soll, demnächst um einige Grade oppositioneller werden zu wollen.Der Kaiser und die sozialdemokratischen Wahlrechts-Demonstrationen.Am 14. Januar, also am zweiten Tage nach dem so-genannten„roten Sonntag", ließ der Kaiser, wie der„Köln.Zeitung" aus Berlin berichtet wird, die Schutzleute ausdem Schloßhofe antreten und sprach dem PolizeihauptmannSchmähen seine Anerkennung für das energischeund doch taktvolle Vorgehen der Schutzmann-s ch a f t am kritischen Sonntag aus. Er wies daraushin, daß mit Rücksicht auf die unausbleiblichen Folgen dieRcquirierung des Militärs unter allen Umständen bei solchenAnlässen vennieden werden solle. Auch die Kaiserin sprachder Schutzmannschast ihren Dank aus.Als die Demonstranten, die in der Stichwahlnacht vordem Schlöffe und dem Kanzlerpalais laute Rufe ausbrachten,unbehelligt und unverwuudet nach Hause gegangen waren,dankte seinerzeit der Kaiser der Polizei für ihr„maß-volles und taktvolles" Vorgehen. Diesmal war ee'nicht„maßvoll, sondern„energisch". Auch die Rufeder Demonstranten waren anders. Llber der Dank an diePolizei ist geblieben.—_Zentrum und Wahlrecht.Der ultramontano»Gladbacher Merkur' leistet sichfolgende Entstellung:„Gegen das preußische LandtagSzentrum erhebt der„Vorwärts" scharfe Angriffe, weil nicht alle seineMitglieder für die Einführung deS Reichstags-Wahlrechts in Preußen gestimmt hätte u. DieseBehauptung ist unrichtig. Die Zentrumsfraktion stimmte geschlossen für den freisinnigen Antrag; wenn der Freisinnnamentliche Abstiimimng gefordert hätte, würde dieö noch llarersich ergeben haben. DaS sozialdemokratische Blatt fordert nun zubesonderer Agitation in ZciUrumSgcgenden auf. Bauen wir vorund unterrichten wir die Wähler. ES wäre sehr angezeigt, wenn diepreußischen Abgeordneten selbst in den nächsten Wochen in»hren Wahlkreisen über die Wahlrechtsfragesich hören lassen würden, dann finden die sozial-demokratischen Verdächtigungen leine Aufnahmemehr."Diese Notiz ist eine«cht ultramontane Entstellung dessen,waS der„ B o rfw ä r t L" wirklich geschrieben hat. ES fiel ihm garnicht ein zu behaupten, daß am 10. Januar daS Zentrum nicht gc-schloffen für den ersten Teil des freisinnigen WahlrechtSantrageS gestimmt habe. Der„Vorwärts" stellte nur fest, daß der Freisinn esunbegreiflicher Weise unterlassen hatte, den Antrag auf n a m e n t-l i ch e Abstimmung zu stellen. Denn im Falle der namentlichenAbstimmung habe sich zeigen müssen, wer von den ZentrumSabge-ordneten sich der Abstimmung durch Fernbleiben ge-flissentlich entzogen habe.Daß daS gentrum nicht geschlossen für die Uebertragung desReichStagswahlrechtS eintritt, folgerten wir nicht aus der Haltungder Zentrumsfraktion am 10. Januar d. I., sondern aus der Tat'fache, daß im Januar vorigen Jahres sich 17 ZentrumSabgeordnrtcgeweigert hatten, den WahlrechtSantrog de« Zentrum» zu unterzeichnen!Diese Tatsache unterschlägt die ZentrumSpresse. dagegensucht sie durch den Hinweis darauf, daß die— b e i w e i t e»nnicht vollzählige!— Zentrumsfraktion am 10. Januar d. I.geschlossen für den WahlrechtSantrog gestimmt habe, den rechtlosenZentruinwählcrn Sand in die Augen zu streuen!Unsere Cenosien werde» freilich diesen Zentrumsschwüldel zuentlarven wissen!—_Die Protestbewegung gegen den Reichsvercinsgesetz-cntwurf.In Dresden nahmen am Freitag und Sonnabend sechsgr o v e Volksversammlungen Stellung zu dem von derReichSrcgiernng dem Reichstage vorgelegten Gesetz zumVereins- und Versammlungsrecht. Alle Versammlimgenwaren überfüllt; überall wurde einstimmig eine Resolution an-genommen, die im Wortlaute mit der in den Leipziger Versammiungen angenommenen übereinstimmt.—Ultramontane Wahlrechtofeindschaft.Während sich die mehr der öffentlichen Kontrolle unterstehenden ultramontanen Blätter eine gewisse Reserve auf-erlegen, läßt die eigentliche Kaplansprossc ihre inHaß gegen die Forderung des allgemeinen,gleichen Wahlrechts ungeniert die Zügelschließen. In einer Reihe Zentrumsorganen, die in denstockultramontanen Gegenden erscheinen, u. a. auch in dem inMünster erscheinenden„Westfalen" vom 15. Januarliest man:„Freilich tritt auch hier wieder die alte Erscheinung zutage.daß die Sozialdemokratie vorgibt, hohe politische Ziele zu ver-folgen, ihren Spuren aber schließlich nur der radaulustigcJanhagel folgt, der Un�lmldige in seine Kreise ziehend.schließlich mit blutendem Kopfe heimlehren muß. Ist auch andiesem Sonntag Blut geflossen, s o ist die Polizei daranwahrscheinlich nicht schuld. Der Polizeipräsident von