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Abg. Bindewald( Antis.): Die Darstellung des Abg. Scheide. mann ist ganz unzutreffend; bei der Absperrung der Grenzen han delt es sich nicht um Freundlichkeiten gegen die Agrarier, sondern um die Erhaltung unseres Biehbestandes und unserer Volksgefund. heit; die Absperrung kann daher gar nicht streng genug sein. Abg. v. Sak- Jaworski( Bole) warnt davor, der Polizei zu weit gehende Befugnisse zu gewähren.
Abg. Hammer( f.) wünscht die Verstaatlichung der Gärtnerlehranstalt in Dahlem .
Abg. Fritsch( natt.) schließt sich dem Wunsche des Vorredners an. Ein Kommissar des Finanzministers erwidert dem Abg. Hammer, daß das Finanzministerium der Anstalt in Dahlem gegenüber stets fehr freigebig gewesen sei. Die Verstaatlichung würde
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Er
Ein Regierungstommissar bestreitet, daß die Zustände an der Berliner Tierarzneischule fo fraß feien, wie die Borredner fie gefchildert haben. Abg. Dr. Müller- Berlin ( frf. Vp.) erwidert, daß er diese Ver hältnisse aus eigener Anschauung fenne.
Abg. Gyßling( frf. Bp.) bittet um den Erlaß einer neuen Gefchäftsanweisung für die beamteten Tierärzte, in der darauf Rüd ficht zu nehmen fei, daß diese den Privattierärzten nicht zu große Ronkurrenz bereiten könnten.
Tieten ist berboten. Dasselbe gilt für die Kababer und Teile von seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Geseke verhüllen sollten. Tieren, die an einer übertragbaren Seuche gefalien find... end- Bon verschiedenen Seiten sind die Bestimmungen als zu scharf lich für Gegenstände jeder Art, von denen nach den Umständen des und lästig für Handel und Verkehr bezeichnet worden. Wie sollte Falles anzunehmen ist, daß sie Träger des Anstedungsstoffes fein es aber die Regierung machen? Wenn wir auch in den letzten tonnen." Tai ginge noch, aber nicht ein einziger der bisherigen Jahren von Biehfeuchen weniger heimgesucht worden sind als Redner hat auf die unübersehbaren Folgen hingewiesen, die be- früher, so hat sich doch gezeigt, daß die bestehende Gesetzgebung sonders der§ ba haben kann. Hier heißt es:" Zum Echute gegen nicht auf der Höhe der biologischen und veterinären Forschungen nicht im Interesse der Anstalt liegen. Die Gefahr der Einschleppung von übertragbaren Fauchen der und Erfahrungen stand. Wir haben getan, was wir fonnten, um Abg. Dietrich- Thorn( fri. Vp.): Wir sind der Ansicht, daß die Haustiere aus dem Auslande kann der Berkehr mit Tieren im das Gesetz in Einflang zu bringen mit den Erfahrungen der Ausbildung tüchtiger Gärtner und Obergärtner für den Obstbau Grenzbezirke solchen Bestimmungen unterworfen werden, die ge- Forschung und der Praris. Wenn wir uns manchmal auf noch und die Obstverwaltung am besten in Anstalten mit staatlichem eigne: find, im Falle der Einschleppung einer weiteren Verbreitung nicht völlig bewiesene Theorien haben stüßen müssen, wie der Abg. Charakter erfolgt.( Beifall links.) der Seuche vorzubeugen." Und nun geht es weiter: Die Bes Scheidemann uns vorwarf, so ist darauf zu erwidern, daß man Abg. Erust( frf. Vg.) betont die Notwendigkeit der Vermehrung stimmungen sind. soweit erforderlich, auch auf tierische Erzeugnisse auch bei der Bekämpfung menschlicher Krankheiten bisweilen der ländlichen Fortbildungsschulen. und Rohstoffe, sowie auf solche Gegenstände auszudehnen, die nicht umhin fann, noch nicht völlig bewiefene Theorien heran- Minister v. Arnim erwidert, daß nicht die Ctaatsregierung, Träger von Anstedungsstoffen sein können." Das ist eine Be- zuziehen. Gelingt es nicht im ersten Moment, eine Seuche zu fondern die einzelnen Provinzen über die Einführung des obliftimmung, die meines Erachtens geradezu undurchführbar ist, wenn lofalifieren und zu unterbrüden, so entstehen aus ihrer Ausbreitung gatorischen Fortbildungsschulumterrichts zu entscheiden hätten. man nicht geradezu: unglaubliche Zustände in Deutschland in bezug die schlimmsten Gefahren. Deshalb dürfen wir vor Maßnahmen stehe diesem iympathisch gegenüber. auf die Lebensmittelpreise herbeiführen will. In der Begründung von einer gewissen Schärfe nicht zurückschrecken. Gerade die Ab- Das Kapitel wird bewilligt. heißt es in der Dentschrift auf Seite 11: Gine Ginschleppungswehr von Seuchen aus dem Auslande muß mit besonderer Energie Es folgt Stapitel Zierärztliche Fachschulen und gefahr droht auch von Kadavern oder von Teilen solcher Tiere, betrieben werden, daher können wir die Bestimmung des§ 6 Beterinärwesen". die zur Zeit des Todes mit einer ansteckenden Krankheit behaftet nicht fallen laffen, daß schon seuchen verdächtige Tiere von Abg. Dr. Müller- Berlin kritisiert die vorsintflutlichen Zustände oder seuchenverdächtig waren, endlich von anderen Gegenständen, der Einfuhr ferngehalten werden können. Die Bestimmung soll an der Berliner tierärztlichen Hochschule. Vor allem sollte man den die Träger des Anst edungsstoffes einer übertragbaren Tierkrant- fich aber niemals auf ganze Kategorien von Tieren beziehen, jungen Tierärzten mehr Gelegenheit zu Studienreisen geben. Wenn heit sind. Für das Einfuhrverbot kommen demnach insbesondere fondern immer nur auf individuelle Tatsachen, die den Verdacht fie fich in anderen Ländern umsehen, so ist dies mehr wert als der tierische Rohstoffe, wie Fleisch, Knochen, Häute, Hörner, Hufe, der Verseuchung absolut rechtfertigen. Uebrigens überschäst man ganze Profefforenaustausch, bei dem verdammt wenig heraus kommen Klauen, Haare, Wolle, Federn, ferner tierische Erzeugnisse wie die Bedeutung des§ 6, und wir können uns über diese Spesials wird.( Sehr richtig! links.) Milch, Dünger, und als giftfangende" Gegenstände z. B. Futtermittel( Rauhfutter, Körner, Rüben, Kaff, Kleie, Mehl), Streu- frage in der Kommission näher unterhalten. materialien, Geschirrteile, Stallgeräte, getragene Kleider, Lumpen und dergleichen in Betracht." Zu den giftfangenden Gegenständen gehört die Milch, und ohne weiteres wird man auch Butter und Eier von der Einfuhr ausschließen können; beachten Sie besonders das Wort: und dergleichen"! Dieser Paragraph bedeutet für die Agrarier geradez eine Wünschelrute, die niemals versagen wird. Wenn das Zollgeset versagt, wenn das Fleischbeschaugesch bersagt, wenn die Grenzsperre versagt, so wird man sagen: hier handelt es sich um giftfangende Gegenstände, und die müssen jenseits der Grenze bleiben.( Sehr wahr! bei den Sozialdemos fraten. Unruhe rechts.) Es wäre das ja nicht die erste Erfahrung. die wir mit der agrarischen Politik und der agrarischen Regierung machen. Wahrscheinlich würde man auf Grund dieses Paragraphen versuchen, die Buttere infuhr und die Eiereinfuhr nach Deutschland au berbieten, und wir bekommen im Jahre für etwa 150 Millionen Mark Gier.( Präsident Graf Stolberg unterbricht plötzlich den Redner und schreit in den Saal: Jch bitte die Saaltüren zu fchließen! Heiterkeit.) Auch die Einfuhr von Häuten und Fellen und die ganze deutsche Lederindustrie fönnte auf diesem Wege aufs schwerste gefährdet werden. Wahrscheinlich würde es nach Infrafttreten dieses Gesetzes gar nicht lange dauern, bis die russische Grenze für Gänse und Hühner gesperrt wäre, deren Einfuhr jetzt den Agrariern so außerordentlich unangenehm ist. Ich kann mich überhaupt nicht entsinnen, jemals in einem wirtschaftlichen Gesetz einen derartigen Kautschutparagraphen gefunden zu haben. Wollte man eine Barallele zu ihm suchen, so müßte man schon den groben Unfugsparagraphen anziehen. Ich schätze die Wissenschaft der deutschen Tierärzte gewiß hoch, aber die Machtvollkommenheit, die man ihnen hier in diesem Gefeß geben will, geht mir entschieden zu weit. Eine solche Machtvollkommenheit tönnte man vielleicht Halbgöttern, aber nicht Menschen geben. Und auch die Tierärzte find nur Menschen( Seiterkeit) und sogar dem Irrtum sehr unterworfen. Jah will Ihnen da einen außerordentlich krassen Fall erzählen, der besonders die Landwirte in diesem Saale interessieren wird: Ein Landwirt, dessen Name Ihnen allen bekannt ist, hatte in feinem Stall zwei Stühe stehen. Eines Tages bemerkte er an der einen mehrere fleine haarlose Fleden. Der Tierarzt wird gerufen, erklärt es für irgend eine neue Seuche, quadsalbert und schmiert drauf los das Tier bleibt trotzdem gefund, nur die Flede werden immer zahlreicher und größer. Schließlich legt sich der Landwirt' mal einen Tag lang in den Stall, um der Sache auf den Grund zu gehen, und da fieht er, wie sein Esel der roten Kuh die Haare abfrißt.( Schallende, langanhaltende Seiterkeit im ganzen Haufe.)
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Die Ausführungsbestimmungen zu diesem Geseze sollen von den einzelnen Bundesstaaten erlassen werden. Damit wären wir nur einverstanden, wenn alle deutschen Staaten eine Volksvertretung hätten. Aber gerade Preußen hat keine Wolfsvertretung.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Es ist allerdings ein Landtag da, aber der ist teine Voltsvertretung, sondern nur
die verrüdte Karikatur ciner Volksvertretung. ( Stürmischer Beifall bei den Sozialdemokraten, fortwährender Lärm rechts.) Einem derartigen Barlament tönnen wir es nicht überlassen, die Ausführungsbestimmungen zu irgend einem Geseze zu erlaffen.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.)
Präsident Graf Stolberg, von einem Schriftführer aufmerksam gemacht, unterbricht den Redner erst jetzt: Jch bulde nicht, daß Sie den preußischen Landtag die Staritatur einer Volfsvertretung nennen.( Lebhafter Widerspruch bei den Sozialdemokraten), und rufe Sie deshalb zur Ordnung. ( Bravo ! rechts.)
Abg. Scheidemann( fortfahrend): Wir können dem Gefeß nur zustimmen unter der Bedingung, daß nicht neue Liebesgaben hineingeschmuggelt werden für die schlimmsten Bauernfeinde, die preußifchen Junker.( Lachen und Unruhe rechts.) So notwendig ein Vich feuchengeses ist, viel dringender ist es, daß Maßnahmen ergriffen werden, um die deutschen Bauern zu beschüßen vor der Gefahr des preußischen Juntertums, und das wirksamste Heilmittel gegen biese Gefahr ist die Gewährung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für Preußen.( Lebhafter Beifall bei den Gozialdemokraten. Große Unruhe und lautes Rachen rechts, Zurufe rechts: Vichseuche! Biehseuche!)
Das Kapitel wird bewilligt.
Die weitere Etatsberatung wird auf Dienstag 11 Uhe berlagt. Schluß 4 Uhr.
Parlamentarifches.
Abg. Vogt- Crailsheim ( wirtsch. Vg.) ist bei der allgemeinen Unaufmerksamkeit des Hauses auf der Tribüne unverständlich. Abg. Gothein( frs. Vg.): Die tierärztliche Untersuchung der Viehtransporte führt dazu, daß ein Transport drei bis viermal untersucht wird, da die Untersuchung stattfinden muß bei jedem llebergang in einen anderen Regierungsbezirk; diese unnüßen Blackereien sollte man endlich beseitigen. Die Ausdehnung der Anzeigepflicht für erfrankte Tiere auf die Angestellten ist gang überflüssig; sie verlangt vielfach von den Leuten geradezu Unmögliches. Der Redner der Rechten, Herr Siebenbürger , hat behauptet, wir könnten die deutsche Bevölkerung durch die eigene Landwirtschaft mit dem notwendigen Rindfleisch versorgen; das ist aber Aus dem preußischen Abgeordnetenhause: ganz unzutreffend. Bufammenstellung des Gefezzentwurfs über Maßnahmen zun Abg. Dr. Ridlin( Els.): Unsere Landwirtschaft kann den Be- Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Westpreußen und Bosen darf der deutschen Bevölkerung an Fleisch decken; sie bedarf hierzu mit dem vom Hause der Abgeordneten in der dritten Beratung aber des Schußes gegen Seuchen. Damit will ich freilich nicht gefaßten Beschlüssen. sagen, daß ich mit allen Bestimmungen des Gefeßentwurfes einverstanden bin, über Einzelheiten wird sich aber in der Kommission eine Verständigung erzielen laffen.
Abg. Wehl( natl.) bittet um größere Berüdsichtigung der Lederindustrie in der Vorlage.
Damit schließt die Debatte.
Das Gesetz geht an eine Kommission von 21 Mitgliedern. Sierau bertagt sich das Haus. Nächste Sigung: Dienstag 1 Uhr.( Telefunkengeseh. Zweite Lesung des Majestätsbeleidigungsgefehes. Scheckgesek.) Schluß 6% Uhr.
Abgeordnetenbaus.
14. Sigung vom Montag, den 20. Januar, 11 Uhr. Am Ministertische: von Arnim.
Die Beratung des Etats der landwirtschaftlichen erwaltung wird fortgefegt beim Rapitel General
tommiffionen.
Abg. Gyßling( frf. Vp.) tritt für eine neue Organisation der Generalfommissionen und für eine Befferstellung der Sefretäre bei diefen und bei den Spezialkommissionen sowie der Landmesser und Beichner bei diesen Behörden ein.
Abg. v. Borfelberg( f.) wünscht Erwägungen darüber, ob die Generalfommissionen als besondere Behörden bestehen bleiben oder in dem allgemeinen Verwaltungsorganismus aufgenommen werden sollen. Abg. Frhr. v. Jedlis( fr.) fchließt sich diesem Wunsche an. Landwirtschaftsminister v. Arnim: Soweit den zutage getretenen Schäden auf dem Verwaltungswege abgeholfen werden kann, ist das bereits geschehen. Es ist weiter noch geplant, die Stellung der Spezialkommissare zu verbessern. Den allgemeinen Wünschen der Vorredner fann ich aber in solchem Umfange nicht entsprechen. Abg. Schröder- Kassel( natl.) wünscht die Schaffung gehobener Stellen für die Sefretäre der Spezialfommiffionen.
Abg. Wiemer( frf. Bp.) spricht sich gegen die geplante Verlegung der Spezialtommiffion von Nordhausen nach Heiligenstadt aus. Landwirtschaftsminister v. Arnim erwidert, daß eine solche Verlegung feines Wissens nicht beabsichtigt sei.
Abg. Heine( natl.) wünscht bessere Ausbildung der Landmesser. Abg. Busch( 8.) schließt sich diesem Wunsche an. Abg. Tourneau( 3.) fordert vermehrte Rentengutsbildung zur Seßhafimachung ländlicher Arbeiter.
Das Kapitel wird bewilligt.
Abg. Gyfling( fcf. Vp.): Wir sind der Meinung, daß bei den ländlichen Fortbildungschulen mehr als bisher dahin gestrebt werden muß, sie zu Fachschulen zu machen. Erwünicht wäre auch eine Förderung der landwirtschaftlichen Buchführungsgenossenschaften. Ferner empfehlen wir eine größere Ausdehnung der Fortbildungsschulen für Mädchen auf dem Lande.( Beifall links.)
Einlauf.
Die Arbeitslosigkeit in Berlin .
Am 25. Dezember b. 3. beröffentlichten wir zahlenmäßige Ans gaben über den damaligen Umfang der Arbeitslosigkeit in Berlin auf Grund von Feststellungen, welche die Berliner Gewerkschaftskommission gemacht hatte. Aus diesen Feststellungen ging hervor, daß die Arbeitslosigkeit schon im Dezember eine erschredend große Ausdehnung genommen hatte. Schon in unserem Artikel bom 25. Dezember sprachen wir die begründete Befürchtung aus, daß fich das Heer der Arbeitslosen im Januar d. J. noch bedeutend vermehren werde. Die Tatsachen haben unsere Annahme bestätigt. Es ist leider eingetreten, was wir im Dezember vorausgesehen haben: der Anfang des neuen Jahres hat eine ungeheure Vermehrung der Arbeitslosigfeit gebracht. So ungünstig die allgemeine Situation im verflossenen Dezember war, so bot doch das Weihnachtsgeschäft noch manchem eine vorübergehende Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst. Diese Gelegenheit ist nunmehr fortgefallen. Taufende sind infolgebeffen zu dem großen Heere der Arbeitslosen hinzugekommen. Sie vermehren die Scharen derer, die schon zu Weihnachten mit dem Elend der Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatten, treten gleich ihnen das Straßenpflaster und schauen eifrig nach einer Gelegenheit aus, die ihnen Beschäftigung und Brot bringen könnte. Golche Gelegenheit wintt aber nur wenigen, denn die Arbeitsnachweise sind von Arbeitsuchenden bevölkert, wie seit Jahren nicht, und die Nachfrage nach Arbeitern ist nur gering.
Nach der Satistik des Zentralvereins für Arbeitsnachweis tamen in Berlin auf 100 offene Stellen im November 1907 189 männliche Arbeitsuchende. Im Dezember 1907 aber fommen bei den männlichen Arbeitsuchenden 227 und bei den weiblichen 127 auf je 100 offene Stellen. Im Desember 1906 waren nur 150 männliche und 99 weibliche Arbeit. fuchende auf je 100 offene Stellen zu verzeichnen. Dasselbe Bild wie diese Verhältniszahlen geben auch die absoluten Zahlen der Statistit des Zentralvereins für Arbeitsnachweis. In allen Nachweisen, welche diesem Verein in Berlin angeschlossen sind waren am 10. Dezember 1906 1907 16. Januar 1908.
eingetragen:
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15.
8 679 Arbeitsuchende 11 385 12 448
Diese Zahlen beweisen, daß die Arbeitslosigkeit im Dezember 1907 erheblich größer war wie in demselben Monat des Jahres 1906 und daß die Zahl der Arbeitslosen, die im ezember 1907 bereits vorhanden waren, im Januar 1908 weiter angeschwollen ist.
Arbeitsuchende waren eingetragen am 16. Januar 1908:
Ungelernte Arbeiter
3 655
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Arbeiterinnen
929
Maler Schloffer
•
850
360
Klempner
274
Tapezierer.
400
Buchbinder, männlich
305
weiblich
156
Lederarbeiter.
83
165
101
119
747
3409
306
73
218
300
Summa 12 448
Beim Kapitel: Landwirtschaftliche Lehranstalten bemerkt Abg. Dr. Müller- Berlin ( frs. Bp.): In der Kommission ist an Für die einzelnen Berufe, deren paritätische Arbeits. den Minister die Frage gerichtet worden, wie er fich zu den Benachweise dem Zentralverein angeschlossen sind, liegen folgende Abg. Dr. Höffel( Rp.): Der Vorrebner hat behauptet, daß ftrebungen auf eine Vereinigung der Tierarzneischule mit der Land- Angaben vor: dieses Gesetz boltsfeindlich wirken werde. Das Viehseuchengesetz wirtschaftlichen Hochschule stelle, und er hat darauf die flare Antwort hat aber mit dem Preise der Lebensmittel nichts zu tun; wir gegeben, daß er nicht daran denke. Ich möchte mich ebenfalls gegen sperren die Grenze ja nur aus fanitären Gründen, nicht um die eine solche Vereinigung aussprechen, da ich die Selbständigkeit beider Preise zu erhöhen.( Na, na! links.) Herr Scheidemann hat die Anstalten im Interesse der Studierenden und im Jntereffe der Einführung des Befähigungsnachiveises für die Großgrundbefizer Forschung für das richtigste halte. Beide Anstalten sollten möglichst gefordert. Der Großgrundbesitz hat seinen Befähigungsnachweis gut ausgeftattet werden.( Beifall links.) glänzend erbracht und ist vorbildlich geworden für die ganze Landwirtschaft.( Sehr wahr! rechts.) Ich habe gelesen, daß Herr Scheidemann morgen in einer Arbeitslosenversammlung sprechen wird. Wenn er den Arbeitslosen einen guten Dienst leisten will, dann mag er ihnen raten, aufs Land zu gehen. Dort finden sie Arbeit.( Bravo ! rechts. Lachen bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Mugdan ( frf. Bp.): Ich möchte gegenüber Herrn Abg. Hirt( f.): Die Landwirtschaftsschulen haben sich sehr gut Scheidemann hervorheben, daß die Sperrmaßregeln feine unbedingte bewährt, sie bilden wirklich praktische Landwirte heran. Die HauptVerurteilung verdienen. Vielfach find fie berechtigt und aus fani- fache ist, daß die besten Lehrkräfte an ihnen wirken. tären Gründen durchaus geboten, selbst wenn Verteuerung des Landwirtschaftsminister v. Arnim: Es sollen Sturfe für BoltsFleisches dabei eintritt. Nicht nur verseuchte, sondern auch feuchen- schullehrer eingerichtet werden, um sie zu dem Unterricht an länd verdächtige Tiere müssen im Interesse der Gesundheit des deutschen lichen Fortbildungschulen beffer zu befähigen. Den obligatorischen Biehstandes ferngehalten werden. Andererseits dürfen aber fanis Fortbildungsunterricht können wir nur einführen, wenn der be täre Gründe nicht zum Vorwand genommen werden, um unbetreffende Landesteil einen dahingehenden Antrag stellt, wie es z. B. queme Stonkurrenz auszuschließen. Die Erschwerung der Einfuhr feitens der Provinz Schlesien geschehen ist. frischen, von deutschen Tierärzten zu untersuchenden Fleisches ist Abg. Savigny( 8.) verlangt mehr Mittel für die Haushaltungsdurchaus teine fanitäre, sondern eine agrarische Maßregel, schulen. Das geiamte Unterrichtswesen für die Töchter der Landüber die sich weite Boltskreise mit Recht beschweren. Herr Scheides wirte schwebt bisher noch in der Luft. mann hat schon von den Gefahren der polizeilichen Vorschriften Landwirtschaftsminister v. Arnim erwidert, daß der vorliegende gesprochen, indessen zu schwarz gemalt. Wir sind bereit, in der Etat bereits mehr Mittel für diesem Zwecke enthalte. Kommission an der Verbesserung der Vorlage mitzuarbeiten. Abg. Busch( 8.): Die Haushaltungsschulen auf dem Lande sind ( Beifall bei den Freisinnigen.) im Interesse des sozialen Wohls sehr wichtig. Die Löfung der fozialen Frage liegt zum Teil im Kochtopf. Für die Förderung der Haushaltungsschulen ist aber die Aufwendung größerer Staatsmittel erforderlich.
Staatssekretär v. Bethmann- Hellweg:
Die Einbringungsrede zu dieser Vorlage seitens der Regierung unterblieb im Plenum deshalb, weil die komplizierten Abg. Dr. Schröder- Staffel( natt.) spricht fich in gleichem Sinne aus. Einzelbestimmungen ja boch der Kommissionsberatung vorbehalten Abg. Dr. Heydweiller( natl.) regt eine beffere Ausbildung der bleiben müffen. Die Abgeordneten aller Barteien haben die Ge- landwirtschaftlichen Wanderlehrer über die Obstverwertungsmethoden neigtheit ihrer Frattionen erflärt, an dem Gefeße mitzuarbeiten, an. Die Landwirtschaftskammer zu Wiesbaden habe erklärt, den Auch Serr Scheidemann. Seine Bolemit gegen Junker und Streifen dafür feine Mittel zur Verfügung stellen gu tönnen. preußisches Landtagswahlrecht, seine Lobsprüche an die Adresse Abg. Dr. Faßbender( 3.) bittet, bei den landwirtschaftlichen ber Bauern und der Tierärzte waren ja wohl nur Ranken, die Lehranstalten die Ausbildung von Gärtnern mehr au berücksichtigen.
Stuffateure Dachdecker. Maschinisten Brauer. Holzarbeiter Bäder Fahrstuhlführer Glaser Buchdruder
Nu diesen Zahlen kommt nur ein fleiner Zeil der tatsächlich vorhandenen Arbeitslosigkeit zur Darstellung, benn es sind ja nur wenige Berufsgruppen, über die ber gentralverein Auskunft geben kann. Aus dem großen Gebiet der Metallindustrie sind nur die verhältnismäßig kleinen Branchen der Schlosser und Klempner bertreten. Das Baugewerbe fehlt gänzlich bis auf die kleinen Gruppen der Dachdecker, Glaser und Stuffateure. Im Bäckergewerbe wird der paritätische Arbeits nachweis nur wenig benutzt, denn die Arbeitsvermittelung für Bäder liegt hauptsächlich in den Händen der Innungen. In manchen Berufen, deren Arbeitsnachiveise dem Zentralverein an gefchloffen sind, spielt neben der Vermittelung durch den Nachweis noch die persönliche Umschau, das Zeitungsinserat usw. eine große Rolle in der Arbeitsvermittelung. In solchen Berufen werden also viele Arbeitslose sein, die sich im Nachweis gar nicht eintragen lassen, namentlich zu einer Zeit, wie der gegenwärtigen, wo die Aussicht, durch den Arbeitsnachweis eine Stelle zu erhalten, sehr