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Nr. 20. 25. Jahrgang.

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3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. reitag, 24. Januar 1908.

Partei- Angelegenheiten.

Zur Lokalliste!

Am Sonnabend, den 25. d. M., veranstaltet der Männergefang­berein Frohsinn" in dem gesperrten Lokale von Neubeder, Mariendorf , Mariendorfer Chauffee, einen Mastenball. Wir ersuchen, alle etwa angebotenen Billetts entschieden zurückzuweisen. Am Sonnabend, den 1. Februar cr., feiert der Berein Berliner Faktoren" in Neumanns Festsälen", Rosenthaler Straße, ein fogenanntes Rirmesfest in Tuntenhaufen". Auch dieses Lokal steht der Arbeiterschaft zu Versammlungen nicht zur Verfügung. Die dem genannten Verein angehörenden organisierten Parteigenoffen werden speziell auf die eventuellen Folgen eines Boytonbruchs auf­merksam gemacht.

In der Lokalliste ist unter Miersdorf( T.-B.) bei dem Lokal von Lier die Bezeichnung, frei" fortgeblieben, es muß heißen: Miersdorf T.- B.: Gesperrt: Restaurant Krüger. Frei: Rest. zur Mühle, Inh. E. Lier. Die Lokalkommission.

Erster Wahlkreis. Sonntag, den 26. d. M., abends 6 1hr, in der Lebensquelle", Komandantenstr. 20: Versammlung mit Frauen. Vortrag des Stadtverordneten Dupont über Rechte und Pflichten der Frau im öffentlichen Leben". Nachher: Geselliges Beifammen­fein und Tanz. Eintritt mit Garderobe und Tanz 20 Pf. Um zahlreiche Beteiligung ersucht Der Vorstand.

Sechster Wahlkreis.

Am Sonntag, vormittags 9 Uhr, findet in allen Bezirken ein Extrazahltag statt. Vollzähliges Erscheinen erwartet Der Vorstand.

Tempelhof .

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müssen obdachlos in den Straßen der Stadt, dem Lafter preis- unter denen vielleicht noch nicht zehn sind, die die Schmach wirk. gegeben, umherirren, wenn ich allein in einer Stunde schon 12 auf lich verdient haben. Der Hof der Revierwache ist in ein Feldlager greife. Man nennt die grauenerregende Bahl von 2000 männs verwandelt. Immer je zehn werden nach oben geführt, um sich lichen Brostituierten in unserer Stadt. Und wir stehen fast macht über ihre Personalien auszuweisen, sich Liebenswürdigkeiten fagen los dem Jammer gegenüber, weil wir keine Arbeitsstätte und in unseren kleinen Nachtasylen nur fünf Betten zur Verfügung haben. werden. Die übrigen ausgehungerten, dürftig gekleideten Gestalten zu lassen und ohne Entschuldigung kurzerhand rausgewiesen zu Nur sechs von den armen Jünglingen fonnten wir, so gut es ging, lauern da unten stundenlang wie die Verbrecher, flappern in der in jener Nacht in den Asylen unterbringen."

An diesen Bericht knüpft sich eine Bitte um Hülfe, die Winterkälte mit den Zähnen und stellen Betrachtungen an über aber zugleich ein Eingeständnis von der Ohnmacht der Stadt- unfere göttliche Weltordnung. Aber einer nach dem anderen passiert mission diesem Elend gegenüber enthält. Aber nicht nur die glatt die aufgezwungene Kontrolle, und was wirklich für zu leicht Stadtmission ist hier ohnmächtig, sondern die heutige Gesell- befunden wird auf der Wage der heiligen Hermandad, das ist ein schaft überhaupt: sie bereitet ja gerade den Boden, auf dem winziger, erbärmlicher Rest, der das machtvolle, schmachvolle Aufe Not, Elend und Verbrechen gedeihen. Nur eine sozialistische gebot wahrhaftig nicht wert war. Lieb Vaterland, fannst ruhig Gesellschaft kann diese Erscheinungen beseitigen, weil sie die sein... der Schußmann schüßt dich zart und fein Ursachen zu denselben aus der Welt schafft. Wann wird es endlich Tag werden?

Wahlrechtsdemonstration.

Der Gummifnüppel im städtischen Obdach.

...!

Am Mittwoch schleuderten die Repräsentanten des Junkertums Der Polizeisäbel macht Schule. In Berlin , der Stadt der und deren amtliche Vertreter dem Wahlrecht fordernden Broletariat Intelligenz und Aufklärung, soll es jest an allen Eden und Enden ihre Drohungen entgegen: Wir antworten mit dem Bolizeifäbel und Steile geben. Der Reichskanzler in höchsteigner Person hat die den Kleinfalibrigen! Das war der Refrain aller antiwahlrechts. Noten geschrieben, am Mittwoch im steinernen Baukasten am gegnerischer Auslaffungen. Gegen die Rechtforderung der intelligentesten Königsplay, und seine gefügigen Leute machen die Musik dazu. Arbeiterschaft der Welt wird die Polizei- und Militärmacht, der Ihnen gesellen sich jetzt auch die städtischen reaktionären Elemente Schrecken harter Freiheitsstrafen aufgeboten. Und Preußen nennt au. Jene edlen Menschenfreunde, die über das städtische Obdach sich ein Kulturland! Es muß erst zu einem solchen gemacht werden. in der Fröbelstraße Kommandogewalt ausüben, haben beschlossen, Das ist der unerschütterliche Wille des Proletariats. Kroz aller beim Magistrat zu beantragen, daß die älteren, im Dienste durch Drohung. Wenige Stunden, nachdem die Kulturwelt von dem auf aus erprobten Aufsichtsbeamten zur Abwehr mit Gummiknüppeln, Polizei und Militärmacht ruhenden drohenden Mut der Junker nach dem Beispiele des englischen Policeman, ausgerüstet werden! Renntnis erhalten, zogen am Mittwoch wiederum Tausende Bro- Infolge des Einzelborkommnisses im Obdach am 12. Januar, das, wie wir schon berichteten, geflissentlich start aufgebauscht worden

letarierinnen hinaus zur Wahlrechtsdemonstration.

Mindestens

8000 Personen, weit überwiegend Frauen, alte und junge, ist, hat man sich also in nervöser Furcht, angesteckt von der Polizei, strebten Kliems Festfälen zu, um dem Bortrage der au generellen Maßregeln entschlossen, deren mögliche Folgen auf Eichwalde , Miersdorf , Zeuthen und Umgegend. Als Erfaz für die Verantwortung der Urheber zurüdfallen. Solange das Obdach Bettin beizuwohnen. Schnell war das große die im November v. J. durch den zuständigen Amtsvorsteher zu Genoffin Bettin unrecht verbotene Versammlung findet eine öffentliche Versammlung Lokal gefüllt. Und immer noch mehr Scharen strömten herbei. Um steht, find alle Ausschreitungen, die revoltierenden Charakter an­für Männer und Frauen am Sonntag, den 26. Januar, nachmittags 8 Uhr waren alle umliegenden Gärten dicht gedrängt voll Demon- nahmen, immer noch durch schlechte Einrichtungen oder durch pro 5 Uhr, im Lotale Albrechtshof"( Inhaber Spethmann), in ſtranten. Aber nirgends Unruhe, tein Lärm. Doch die Polizei maßt bozierendes Benehmen der Beamten entstanden. Sollte es am Beuthen statt. Tagesordnung: Der Kampf der Arbeiterflasse fich nicht nur das Recht auf die Straße, sondern auch auf die Sonntag, den 12. Januar, wirklich ausnahmsweise mal anders ge und die Frauen". Referentin:" Genoffin Marie Thiel Gärten an. Man fäuberte. Die Straße wurde abgesperrt. Nicht lofen, die wahrhaftig nicht zum Vergnügen die unter strenger wesen sein, so ist das noch lange kein triftiger Anlaß, den Heim­Barteigenoffen! Beigt durch Massenbefuch dieser Ber - nur das! Auch die Gärten mußten geräumt werden. Als die Ge- Polizeikontrolle stehende Balme" aufsuchen, die gratis gereichte lofen, die wahrhaftig nicht zum Vergnügen die unter strenger ſammlung, daß die durch das damalige Versammlungsverbot befolgte nofsinnen Betfin und Baader erschienen, war ringsum nichts zu Mehlsuppe mit Brügeln zu verfalzen. Auch der Gummiknüppel tleinliche Methode unserer Bekämpfung nur anfeuernd gefehen als Uniformen. Daß man damit die Wahlrechtsbewegung im Obdach wäre weiter nichts als eine Provokation, eine durch­Der Einberufer. nicht totschlägt, bewies die Versammlung. Kopf an Stopf gedrängt sichtige Frucht der Säbelmezeleien! Wir tönnen nur aufrichtig Mittenwalde . Am Sonntag, den 26. b. M., nachmittags 8 Uhr, lauschte die Menge den Worten der Referentin. Begeisterte Beifalls wünschen- mit ebenso aufrichtigem Herzen wie vorgestern der findet im Lotale des Herrn B. Kranich die Generalversammlung fundgebungen gaben Kunde von der Stimmung, von dem nicht zu Fürst Bülow , daß der vorläufige Beschluß der regierenden erschütternden Willen, das allgemeine, gleiche Wahlrecht zu erkämpfen. Obdachmänner nicht endgültige Wirksamkeit erhält. Wir wünschen Heute( Freitag) spricht Genoffin Betlin noch bei Ballschmieder ebensosehr im Interesse der Obdachslosen, als in Rüdsicht Badstraße 16. auf die zum Dreinschlagen amtlich sanktionierten Beamten. Allzu scharf hat noch immer schartig gemacht!

wirkt hat.

des Wahlvereins statt.

Pflicht aller Parteigenossen von Mittenwalde ist es, der wichtigen Tagesordnung wegen zu erscheinen. Der Vorstand.

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Jm Café der Arbeitslosen.

Mühlenbeck( Bezirk Nieder- Schönhausen). Die Generalversamm lung des Wahlvereins findet am Sonntag, den 26. d. M., nachs Die gaftlichen Räume, in denen es für einen halben Nidel mittags 4 Uhr, im Gasthof zur Sonne"( Inhaber A. Bärich) statt. einen warmen Schlud und für einen ganzen einen warmen Löffel­Tagesordnung: Vortrag des Genossen Freiwaldt Pankow: Die Gemeindewahlen und ihre Bedeutung für die Arbeiterklaffe", Dis- ftiel gibt, sind jetzt voller als je. Bolts- Kaffee- und Speise- Hallen" fussion, Bericht des Vorstandes und Neuwahl desselben, Verschiedenes. nennt sie etwas langatmig der Unternehmer, und Café Dalles" Erscheinen aller Mitglieder notwendig. Der Vorstand. sagt der Volksmund, der auch hier wieder mal den Nagel auf den Stopf trifft. Die Armut, die dort Stammgastrechte befißt, brüdt selbst der inneren Einrichtung ihren tahlen, nüchternen Stempel auf. Rohgezimmerte, tannene Tische und Bänke, weißgetünchte Wände, ohne den mindesten Schmud, eine einfache, langgestreďte Schänke mit" Delikatessen", die bei Dressel und Hiller vergebens zu suchen sind, so wird der Prolet wenigstens nicht verwöhnt, fieht die Großstadtbäume nicht in den Himmel wachsen und tommt nicht auf" dumme" Gedanken.

Bernau .

Am Sonnabend, den 25. Januar, abends 8 Uhr, findet im Lokale des Herrn Kunze, Bürgermeisterstr. 225, die General­bersammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: Bericht des Borstandes, Diskussion, Wahl des Vorstandes und der Funktionäre, Vereinsangelegenheiten. Zahlreichen Besuch erwartet Der Vorstand.

Berliner Nachrichten.

Berliner Nachtbilder.

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Das ist namlich die menschenfreundliche Ansicht derer, die fern bem Schuß solches Volts- Café als eine hochwohlfeile Grrungen. schaft der Neuzeit preisen und ihm einen tiefen sozialen Wert bei. Die Berliner Stadtmission hat sich die Aufgabe gestellt, messen. Hat sich was mit" sozialem Wert"! Der liegt bloß darin, auch zur Nachtzeit auf Seelenrettung auszugehen. Gs hat daß man die Armut, die darbende, hungernde, arbeitslose Mensch­sich eine besondere Nachtmission gebildet, die ihre Tätigkeit in beit auf einem großen Haufen beisammen finden tann. Es hat der Hauptsache in der Friedrichstraße ausübt. Die Abgesandten einen bitterbösen sozialen Beigeschmad, hier zu sehen und zu dieser Nachtmission wenden sich mit ihren Bekehrungsversuchen empfinden, wie die Enterbten des Glüds, die Rechtlosen und Ge­nach Art der Heilsarmee weniger an die Rowdies in Schnallen- schurigelten, ein Leben führen, das den Gottesmenschen fast schon schuhen und Zylinder, sondern an die sogenannten unteren Kreise", indem sie diesen Personen Traftätchen in die Hand drücken. Daß damit den Armen und Elenden geholfen wird, ist natürlich ausgeschlossen.

Fleischpreise seit 1901.

Der amtliche Bericht des Berliner Magistrats zeigt bei Rindern, Kälbern und Schafen in den Jahren 1901/05 ein fast beständiges Steigen der Preise. Bei den Schweinen trat in den Jahren 1903 und 1904 eine starke Breisermäßigung ein. Die Durchschnittspreise des Etatsjahres 1905 übertrafen aber nicht nur bei allen Vichgattungen die der vorhergehenden vier Jahre ganz bedeutend, sondern waren auch die höchsten, die seit Bestehen des Biehhofes jemals bezahlt worden sind. Es ist dies eine Erscheinung, die durch die andauernde Knappheit von Vieh bei stetig wachsender Bevölkerung ihre hinreichende Erklärung findet. 1901 stellte sich der niedrigste Preis für Rinder auf 39,60 M. für 50 Kilogramm Echlachtgewicht, 1905 aber schon auf 50 M.; der höchste auf 65,65 m. bezw. 76,32 m., und zwar im Durchschnitt. Bei Kälbern auf 52,78 2. beat. 59,41 m. und 74,42 M. beam. 89,65 M.

Gebildete Rowdies. Jm Bolizeibericht lesen wir:

" In der Nacht zog etwa ein Dugend Studenten mit Gefang und Radau durch die Friedrichstraße. In ihrer Mitte führten fie das Obergestell eines Kinderwagens mit fich, in dem einer der Musensöhne saß und sich von einem Kommilitonen auf dem Bürgersteig entlang ziehen ließ. Da sie der wiederholten Auf­forderung eines Schußmannes, den Unfug zu unterlassen, nicht nachtamen, schritt der Beamte zu ihrer Feststellung."

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Wenn das Arbeiter gewesen wären, wie würde da die bürger­Aber liche Presse über die ungebildeten, berrohten Arbeiter getern. fo waren es ja Angehörige der besseren" Gesellschaft, die später einmal über Arbeiter zu Gericht zu fizen haben; denen werden derartige Taten milder angetreidet, auch die Polizei ist da fulanter und stellt nur die Namen fest. Arbeiter, die ruhig und gemessen durch die Straßen gehen, werden mit dem Säbel zufammengehauen. Ein erschütterndes Brandunglück,

auf die Stufe des Tieres finten läßt. Sorgt dafür, daß der getretene Erdenwurm nicht zum wilden Tiere wird! Geht doch mal hin, ihr Reichen und Superflugen, ihr Sozialpolitiker vom grünen Tisch und großrednerischen Volksbeglüder, geht hin nach Diefer Tage lafen wir im Reich" einen furzen Bericht ienen Hallen, in denen es wahrhaftig nicht so lustig augeht, wie über die Tätigkeit dieser Nachtmission, der verschiedene Nacht in der glücklichen Zeit jenes Heinrich von Frankreich , da jeder bilder des Elends enthält; es heißt u. a. in dem Bericht: Staatsbürger Sonntags sein Huhn im Topfe hatte. Seht euch " Ta sehe ich links( durch die Friedrichstraße gehend) an ein recht genau das Gespenst an, das unsichtbar durch die weiten, dunst­Unsichtbar? Nein, Haus gelehnt, das Haupt auf die Brust gefeuft, einen Jüngling. geschwängerten, ungefunden Räume zieht. Er schläft im Stehen. Ich wede ihn. Die ärmliche, zerrissene sichtbar ist es. Breit und deutlich sibt es da und dort, überall an Kluft( Kleidung), das trogig blickende und doch wieder Hülfe den tannenen, rohen Tischen, grinft euch vorwurfsvoll an aus heischende Auge erregt unser herzlichstes Mitleid. Das Wenige, bleichen Wangen und hohlen, tiefliegenden Augen. Das Gespenst dem leider drei blühende Kinder zum Opfer gefallen find, verursachte was er erzählt, gewährt einen tiefen Einblick in den namenlosen der Armut ist es, der drückenden Not und der Arbeitslosigkeit. Jammer eines solchen unglücklichen Enterbten, eines jungen, wohl zwanzig, dreißig fizen da bei einer Schale dünner Kaffeelorte, gestern nachmittag in der Pappelallee 49 eine unbeschreibliche Auf­arbeitsfähigen, aber heimat, obdach- und arbeitslosen, vielleicht eng aneinander gedrückt, starren dumpf vor sich hin und geizen miglorini aus nicht ermittelter Ursache Feuer aus. regung. Dort tam nach 3 Uhr in der Kellerwöhnung des Italieners Als es be arbeitsscheuen Menschen. Welch eine furchtbare Lebensgeschichte ängstlich mit dem legten, längst erfalteten Schluck, daß sie nicht merkt wurde, drang dichter Qualm aus dem Keller heraus. reden ihm freundlich zu und der Bruder B. bringt ihn ins Aſyl Großstadtstraße. Wer zwei, drei Nidel übrig hat zu einem Teller Miglorini, deſſen Frau nicht daheim war, stürzte herbei und holte des Stadtmissionshauses. in bestem Anzug. Er ist in Gefahr, auf meine Warnung hin wird und Kraft, aus dem die prüfende Sonde des Nahrungsmittel- wurde schnell zu einem in der Nähe wohnenden Arzt gebracht; die ohnmächtig noch vor Ankunft der Feuerwehr heraus. Das Mädchen Weitergehend treffe ich einen jungen, bildhübschen Menfchen Suppe, zu einem breiten, undefinierbaren Mischmasch ohne Saft aus der Wohnung seine drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen, er dunkelrot, wir reden ernst miteinander, dann geht er mit dem chemiters mit Schaudern wieder hinausfährt oh, der ist schon Versprechen, mich besuchen zu wollen, nach Hause. An einer be- überglücklich, zählt zu den Reichen unter den Proleten. Und gierig zwei kleinen Knaben fuhr die Feuerwehr sofort nach der Feuerwache lebten Straßenecke erheben junge, anscheinend aus angesehenen stürzen sich fünf, sechs andere, die den letzten Sechser ausgaben, in der Oberberger Straße, wo unter Leitung eines Arztes mit Sauer Häusern stammende Männer ein Sohngelächter, als sie die Blätter auf jede übriggelassene Kartoffel, auf jene töftliche und heute doch stoff usw. Wiederbelebungsversuche gemacht wurden. Nach zwei­erhalten. Der Herr gab mir die rechten Worte, sodaß ich mit so teure Frucht, die mal ein jugendlicher leibhaftiger Prinz zu stündigem Bemühen mußten sie eingestellt werden. Die Aerzte hatten ihnen ernst sprechen konnte. Auch hier wurde ein Besuch in der Sprechstunde versprochen. Einige Schritte weiter gehend, stieß ich seinem Erzieher in gottboller Borniertheit als" Auster des Volts" nicht mehr helfen können. Die Zeichen der drei Kinder wurden nach dem Schauhause gebracht, Sie waren der Rauchvergiftung er­auf drei junge Leute. Einer von ihnen war schon durch das bezeichnete. legen. Das Feuer, das Betten, Matratzen ergriffen hatte, founte bald gelöscht werden!

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der Macht, die über Recht geht. Selbst Die häufig gerügte Unfitte der Kutscher, dicht an haltenden

furchtbarste Gewerbe, die männliche Prostituion, ruiniert Und nicht mal hier, nicht mal an dieser unwürdigen Stätte, an Leib und Seele. Und er war faum 20 Jahre alt. Während die der Bemittelte meidet wie die Best, haben sie Ruhe, die Glück­ich in einer Seitenstraße mit ihm spreche, bittet ein junger, losen, 18jähriger Jude mich um einige einige Blätter. Frau hier hinein greift mit harter Faust jene Gewalt, die den denunziert ihn als männlichen Prostituierte n. staatsrettenden" Säbel schwingt, ihn auf wehrlose Männer, In seiner Begleitung befinden sich zwei erst fürzlich Frauen und Kinder niederfausen läßt.... Wie eine Flutwelle fonfirmierte Knaben, wie ich fürchten mußte, Verführungsobjekte pflanzt es sich plötzlich vom Eingang bis zum hintersten Ende des für den jungen Israeliten. Die drei begleiten mich auf meine Saales fort. Noch weiß man nicht recht, was los ist. Aber dann Bitte bis zum Kreuzungspunkt der Friedrichstraße und der Linden" und bleiben dort an einer Bank stehen. Während wir weiter schallts von Mann zu Mann, von Tisch zu Tisch: Die Polizei hat arbeiten, frage ich die reduziert Aussehenden unter den vorüber- das Lokal umstellt! Da tauchen auch schon die ersten Helmspizen gehenden jungen Leuten, ob sie Obdach haben. Fast jedesmal ist auf. 3wanzig Schuhleute, zwei Wachtmeister, zwei Leutnants, als Die Antwort: Nein. Ich schicke sie zu den an der Bank wartenden Bugabe noch ein paar Kriminals" sind aufgeboten, um das ver­Freunden. Bald find etwa 12 junge, unglückliche Obdachlose bei- dammte rote Nest" auszuheben. Alle muß aufstehen und antreten sammen! Welch eine erschreckende Fülle von Elend spricht aus... mitgefangen mitgehangen! In der Tasche ballt sich die diesen abgezehrten, blassen, todmüden Gefichtern. Die Knaben Fauft, ohnmächtig erstickt die Wut. Maul halten!" wird jedem werden müde und matt, und die Jünglinge fallen." Dies Wort fam mir in den Sinn, und ich sprach zu ihnen entgegengedonnert, der ein Wort der Widerrede tagt, und mit von dem herrlichen Manne, der dem Müden Kraft und Stärke" borwärts, marsch!" gehts in langem Zuge, bor Hunderten von genug dem Unvermögenden gibt. Aber wo find die Eltern dieser erstaunten Neugierigen vorüber, über die Großstadtstraße nach der Bellagenswerten, wer sorgt sich daheim bangen, betenden Herzens nächsten Polizeiwache. um diese geliebten verlorenen Söhne? Muß uns nicht das Herz Ein ernster Zug ist's, die Verkörperung der Not und der brechen über diesen entseglichen Jammer? Wie viele junge Männer Gewalt. Ein Zug von hundertfünfzig Armen und Arbeitslofen,

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Straßenbahnwagen vorbeizufahren, hat wiederum zu einem schweren Inglüdsfall Veranlassung gegeben. Gestern nachmittag wollte der Waterloo- llfer 1 wohnende Prokurist Löwenstein an der Ede der Jerufalemer und Zimmerstraße einen Straßenbahnzug der Linie 38 besteigen. Beim Ueberschreiten des Fahrdammes, als sich 2. bereits dicht neben dem Straßenbahnwagen befand, wurde er von einem Omnibus der Linie 22 erfaßt, zu Boden gerissen und überfahren. Der Prokurist erlitt Brüche des linken Ober- und rechten Unter­schenkels und wurde nach der Unfallstation in der Kronenstraße ge bracht, wo ihm ein Notverband angelegt wurde.

Im städtischen Arbeitshause zu Rummelsburg befanden sich am 1. Oftober 1907 insgesamt 1388 Rorrigenden, und zwar 1328 männliche, 60 weibliche. In dem Vierteljahr Oktober- Dezember wurden neu aufgenommen 391 männliche, 9 weibliche Korrigenden. Entlassen wurden 370 Männer und 21 Frauen, so daß am 31. De zember ein Bestant von 1397( 1349 Männer, 48 Frauen) in der Anstalt verblieb. In dem Hospital des Arbeitshauses befanden sich am 31. Dezember 369 männliche und 136 weibliche und in dem Filialhospital au Reinidendorf 108 männliche Hospitaliten