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Nr. 21. 25. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 25. Januar 1908.

88. Sigung bom Freitag, den 24. Januar 1908 bormittags 11 Uhr. Am Bundesratstische: Frhr. v. Stengel, b. Bethmann Sollweg, b. Schoen.

Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung der Zufat­Brüffeler Zuderkonvention

atte aur

in Verbindung mit dem Uebereinkommen mit Rußland über seinen Beitritt zum Zudervertrage.

Abg. Paasche( natl.): Diese Konvention wird wohl die letzte Verbindung, deren theoretische Unmöglichkeit niemand besser dar­sein, die wir abschließen. Nach fünf Jahren ist ihre Verlängerung getan hat als Herr Paasche. Es ist unzulässig, Mittel, die man aus nur mit Rußlands Einwilligung möglich, Rußland aber wird seine dem Steueretat herausstreicht, ohne weiteres auf Anleihe zu über­Brämien nicht aufgeben und wird sein Kontingent erhöhen wollen. nehmen. Graf Schwerin fagt freilich: Sie können das ruhig an= Wenn wir bei ber aufünftigen Finanzreform neue indirette nehmen, es wird ja gar nicht dazu kommen, der Zuckerverbrauch Steuern mit direkten Steuern einführen( Bört! hört! bei den wird so groß werden, daß der Ausfall bald gebedt ist. Das ist ja Sozialdemokraten), so wird auch von diesem Gesichtspunkt aus die ganz schön, aber Graf Echwerin unterschätzt doch die Möglichkeit, Ermäßigung einer anderen indirekten Steuer, vor allem der Steuer daß infolge der schlechten wirtschaftlichen Konjunktur der Zucker­auf den Verbrauch von Butter, fich empfehlen.( Bravo ! bei den verbrauch nicht die gehoffte Steigerung erfährt. Weil das nicht Nationalliberalen.) ganz sicher ist, Ichnen wir den zweiten Teil des Antrages schlank Abg. Dr. Südekum( Soz.): weg ab.

Nein, meine

Abg. v. Grabski( Bole) spricht sich für die Vorlage aus, wenn die Zuckersteuer herabgesetzt wird.

Abg. Gothein( frs. Bg.) stimmt der Vorlage zu, warnt aber vor einer Ueberschäzung der Bedeutung des Beitritts Rußlands . Abg. Bogt- Hall( Wirtsch. Vg.) protestiert dagegen, daß die Vor­lage dem Reichstag so spät zugegangen und daß dieser viel zu rasch und ohne gründliche Beratung entscheiden müsse.

Daß England einer Verlängerung der Zuderkonbention zuftimmen Herr Paasche hat dann gesagt, um des guten Einbruds willen würde, hat wohl niemand angenommen, der sich mit der Sache be- solle man doch die Zuckersteuer herabsehen. Bei der zukünftigen Nach den Zusakalten zur Zuderkonvention soll diese auf fünf schäftigt und überlegt hat, daß die liberale englische Regierung Finanzreform wird man immer mit Steuererhöhungen zu rechnen Zahre verlängert werden. Doch soll England nicht gezwungen fein, dem Strafzoll auf Prämienzuder nicht zustimmen würde. Unter haben, und da würde es einen guten Eindruck machen, wenn man Bergeltungsmaßregeln gegen diejenigen Länder zu treffen, die solchen Umständen ist es zweifellos ein gängiger Ausweg, daß auch eine Steuer herabsehen könne; dadurch sollte die Annahme entgegen der Zuckerkonvention Ausfuhrprämien weiter zahlen. man dem deutschen Zuder die Konkurrenz mit dem begünstigten neuer indirekter Steuern gewissermaßen kompensiert werden. Das Rußland darf feine Zuckersteuergesetzgebung und feine Zuderaus- russischen Buder ermöglicht hat. Aber die Bedeutung dieser Afte können wir auf keinen Fall anerkennen.( Lebhaftes Sehr richtig! fuhrzölle beibehalten, aber nicht mehr als 10 Millionen Doppel- beruht weit mehr auf der Verpflichtung Englands, den Zuder aus bei den Sozialdemokraten.) Es steht auch im Widerspruch mit dem, zentner in den nächsten sechs Jahren exportieren. Freigestellt ist seinen Kolonien nicht besser zu behandeln als anderen. Die was der Führer der Nationalliberalen, Herr Bassermann, bei der ihm die Ausfuhr nach Finnland und seinen asiatischen Grenz- russische Gefahr ist erheblich überschäßt worden. Herr Paasche hat Statsberatung gesagt hat. Da war von indirekten Steuern über­ländern. früher der deutschen Diplomatie ein Loblied dafür gesungen, daß haupt nicht die Rede. Heute aber sagt Herr Paasche bereits, wenn Mit zur Debatte steht ein Antrag des Abg. Grafen v. Schwees ihr gelungen sei, Rußland diesem Abkommen geneigt zu machen. neue indirekte Steuern eingeführt werden, so müssen wir dem rin- Lowiz( f.), der von den Nationalliberalen, der Wirt- Heute bagegen fagt er: das Abkommen mit Rußland ist für unsere Bolte wenigstens ein Beruhigungspulber geben. fchaftlichen Vereinigung und einem Teile des Zentrums mitunter- deutsche Industrie wertlos und sogar sehr gefährlich, insoweit als Herren, die Herabsehung der Zuckersteuer ist im Interesse der Kon­stüßt ist: die Zuderſteuer von 14 auf 10 M. bon 100 Kilogramm ein überschüffiges Zuderquantum den Preis für den gesamten fumenten sowohl wie der Produzenten notwendig, und die Be Reingewicht herabzusehen. Sollte danach der Nettoertrag der Zuder herabdrüdt. Warum also der deutschen Diplomatie ein tämpfung der indirekten Steuern ist so notwendig, daß die Herab­Zuckersteuer in den Etatsjahren 1909, 1910, 1911 den Betrag von Bob erteilen für etwas, was der deutschen Industrie nichts nüßt, segung einer anderen indirekten Steuer nicht ala Kompenfation 140 Millionen Mark nicht erreichen, so ist der Reichskanzler be- sondern sie sogar erheblich gefährdet? Der Schwerpunkt liegt für andere Steuern angesprochen werden darf. Dadurch könnte fugt, zur Deckung des jeweiligen Fehlbetrages eine Anleihe auf- für uns in dem Rohrzuder, in der Bedingung, daß England dem höchstens das Urteil über die Ungerechtigkeit einer neuen indirekten zunehmen. Sobald die Einnahmen aus der Zuckersteuer den Be- Bucker aus seinen Kolonien keinerlei Vorzug einräumte, und daß Steuer im Volfe verwirrt werden.( Lebhafte Zustimmung bei den trag von 140 Millionen Mark übersteigen, ist der Mehrertrag zu es keinerlei Prämien einführte. Nicht der russische Zucker bildet Sozialdemokraten.). Dem werden wir mit aller Kraft entgegen­nächst zur Tilgung dieser Anleihen zu verwenden. die Gefahr für uns, sondern die enorme Ausbreitung des Rohr- treten.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) Schazsekretär Frhr. v. Stengel befürwortet die Vorlagen und zuckers, die später auch einmal für Rußland eine Gefahr bilden bittet um ihre rasche Annahme, da die Ratifikation vor dem 1. Fe- wird, und es ist gar keine Aussicht, daß der deutsche Zuder auf bruar d. 3. erfolgen müsse. Der Redner verbreitet sich über die dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleibt, wenn die Produktion von Folgen des Beitritts Rußlands zur Zuderkonvention; feine Aus- Rohrzuder in demselben Maße oder, wie es wahrscheinlich ist, sogar führungen bleiben jedoch bei seiner leisen Stimme und der im in noch schnellerem Maße fortschreitet als im letzten Jahrzehnt. Hause herrschenden Unruhe, die Präsident Graf Stolberg ver- Alle Vorrebner und auch der Staatssekretär haben anerkannt, geblich zu dämpfen sucht, im einzelnen unverständlich. Er schließt: unter solchen Umständen müsse der heimische Wartt erschlossen, der Die verbündeten Regierungen werden sobald als möglich, jeden heimische Konsum erhöht werden. Zweifellos geschieht dies durch Reichschapsekretär Freiherr v. Stengel: Mehrere Vorredner falls aber in einem der nächsten Jahre, einen Gefeßentwurf auf eine Verbilligung des Buders. Aber es berührt uns doch etwas haben gesagt, in der späten Einbringung dieser Vorlage liege cine Serabsehung der Zuckersteuer von 14 auf 10 M. eigentümlich, wenn man sich hier, wie Herr Dr. Wiemer es getan, Art Mißachtung des Reichstags. Der Vertrag ist am 20. Januar einbringen.( Lebhaftes Hört! hört!) Da dieses Gesetz jedoch zu hinstellt, für die Herabsetzung des Zuders eintritt und dabei sagt. in Petersburg abgeschlossen worden, und am 22. ging er bereits dem cinem Einnahmeausfall führen wird, müssen wir seine Einbrin- das haben wir immer getan! Wer hat denn bei der Brüsseler Reichstag zu. Rascher war es wohl nicht möglich. Daß es zeitlich gung von einer vorhergehenden Verständigung zwischen den verbün- Budertonvention die von uns vorgeschlagene starte Herabseizung nicht früher geschah, liegt daran, daß zu einem Vertrag mindestens deten Regierungen und dem Reichstage über die Dedung des vor der Zudersteuer verhindert? Das war ein Verdienst" Ihrer zwei gehören. handenen Statdefizits abhängig machen. Im vorliegenden Jahre Partei, Herr Wiemer. Verdienst allerdings in Gänsefüßchen! Abg. v. Dergen( Rp.) erklärt sich für den Antrag Echtverin, wird deshalb die Vorlage noch nicht an Sie gelangen können; wir( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten. Zuruf bei den Frei- der zu einer Erhöhung des Zuderkonsums führen werde, die im werden sie aber nach Möglichkeit beschleunigen.( Beifall und Un- sinnigen: Const wäre die Konvention nicht zustande gekommen!") Interesse der Zuderindustrie dringend notwendig fei. Die Konvention wäre zustande gekommen auch bei einem Zuder­Abg. Graf Schwerin- Löwis( f.): Wir sind nicht grundfäßliche soll von 12 und bei einem solchen von 10 W.( Zustimmung bei den Gegner der Brüsseler Budertonvention. Jetzt aber hat England Sozialdemokraten. Widerspruch bei den Freifinnigen.) Doch, fie die Konvention nur noch pro forma verlängert, und Rußlands Bei- wäre zustande gekommen, unsere Argarier sind zu jedem Opfer be­tritt ist gleichfalls nur äußerlich. Rußland ist dank seinen nic- reit, wenn es in ihrem Interesse liegt, sogar zu dem Opfer der drigen Arbeitslöhnen im Rübenbau gegenüber Deutschland im Herabsehung der Zudersteuer, Gemütsmenschen wie fie find. Vorteil. Gleichwohl hat es verstanden, feine Ausfuhrprämien fest- Seitertcit.) Aber wenn durch die Herabsehung der Steuer auch zuhalten und nur einer Kontingentierung seiner Ausfuhr zuge- cine Verbilligung des Zuders eintreten wird, so kann doch der stimmt, die praktisch ohne Wert ist. Deutschlands 3uderindustrie fleine Mann für Zuder nicht mehr ausgeben, als er dafür übrig ift in einer sehr schwierigen Lage, viele Fabriken werden den Be- hat. Die Verbrauchserhöhung liegt deshalb in engen Grenzen, und trieb im Herbst b. J. überhaupt nicht wieder aufnehmen können. 3wvar sind sie durch die Berteuerung der Rebensmittel sehr eng ge= ( Sehr wahr! rechts.) Bir müssen also die Zudersteuer herabfeßen, zogen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Verteuerung um Deutschland auf dem Weltmarkte tonfurrenzfähig zu erhalten des Brotes und Fleisches ziehen die Grenze für die Erhöhung des und den inländischen Konsum zu vergrößern. Zur gründlichen Zuderverbrauches sehr eng. Deshalb erscheint uns noch wichtiger Vorberatung beantragen wir die Einfeßung einer Kommission von als die Verbilligung des Zuders eine Verbilligung des Brotes und 28 Mitgliedern.( Beifall rechts.) Fleisches.( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Auf der einen Seite vermindern die Agrarier die Konsumkraft des Voltes ganz im allgemeinen durch eine exorbitante Steigerung der Breise der Lebensmittel, auf der anderen Seite wollen fie den Konfum des Zuckers erhöhen, um und das ist sehr bezeichnend einen sich vorübergehend ergebenden Ausfall der Reichsfinanzen tragen zu lassen von der Allgemeinheit durch Aufnahme neuer Schulden. Dem werden wir niemals zustimmen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Es gibt keinerlei notwendige Ver­bindung zwischen den beiden Artikeln des Antrages des Grafen Schwerin. Ich bestreite auch die praktische Möglichkeit einer solchen

ruhe.)

Abg. Gös v. Olenhusen( Welfe) erklärt in seinem Namen und zugleich im Namen des größeren Teils des Zentrums feine Zu­stimmung zum Antrage Schwerin - Löwik.( Beifall rechts und im Zentrum.)

Abg. Dr. Wiemer( frs. Bp.): Die Abschaffung der Brämien hat die Herabsehung der Zuckersteuer ermöglicht, und dadurch hat sich der Konsum gehoben. Die Vorteile der Vorlage überwiegen die möglichen Nachteile bedeutend; wir werden sie daher in der Kom­mission wohlwollend beurteilen.( Bravo ! bei der Freisinnigen Boltspartei.)

Kleines feuilleton.

Abg. Dr. Neumann- Hofer( frs. Vg.): England hat das dringende Interesse, den Zucker so billig wie möglich zu halten. Es wird daher sicherlich nicht wieder die Wege der Konvention beschreiten. Das Abkommen mit Rußland hat überhaupt keinen Wert. Die Kommission möge daher ernsthaft prüfen, ob es für die deutsche Zuckerindustrie nicht am besten ist, die Stonvention überhaupt nicht zu verlängern. Damit schließt die Diskussion.

Die Vorlage wird an eine Kommission von 28 Mitgliedern verwiesen.

Darauf bertagt sich das Haus. Nächste Sizung: Mittwoch, 2 Uhr Tagesordnung: Flottengefeh, Marinectat. Schluß 3% Uhr.

Abgeordnetenbaus.

17. Gigung vom Freitag, 24. Januar, 11 Uhr, Am Ministertische: v. Arnim.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Fortsetzung der Be­ratung des Etats der landwirtschaftlichen Ber waltung

Beim Extraordinarium dankt

Abg. Bänsch- Schneilstein( frt.) für die in den Etat ein= gestellten Mittel zum Ausbau der Hochwassergefährlichen Gebirgs­

Humoristisches.

dt.

Ortsvorsteher neue Formulare zugehen laffen, welche bei Ein Besondere Bemerkungen. Der Landrat hat dem lieferung von verhafteten Landstreichern und Dieben verwendet werden sollen. Der Ortsvorsteher liefert durch einen Transporteur den ersten verhafteten Strolch ein und füllt das Formular gewissen­haft aus. Nachdem er die Angaben über Namen, Alter, Geburtsort, Grund der Verhaftung gemacht hat, findet er im Formular auch noch die Rubrik" Besondere Bemerkungen". In diese Rubrik schreibt das pflichtgetreue Drtsoberhaupt hinein: Die besonderen Be merkungen, die der Verhaftete gemacht hat, waren derartige, daß ( Fliegende Blätter ".)

gemächlich ausmalende Darstellungsweise, der lose Aufbau der Er- lehnung jeden Kompromises, die Soffnung, den Vater zu verfähnen, zählungen, wie die Art von Charakteren und Konflikten, denen einem jeden gleichmäßig gerecht zu werden. Judes das Wieber. sein Interesse in erster Linie zugewendet ist, machten es von born- fchen scrreift die Täuschung, und nun erst gehört fie so sagt der herein in hohem Maße unwahrscheinlich, daß ein Talent von solcher Dichter ungeteilt und unabtrennbar dem Geliebten, für den sie Wissenschaftliche Phantasie. Der amerikanische Gelehrte Theodore Prägung die knappe, konzentrierende Geschlossenheit, den Rhythmus die Natur testimmt. Richards, der als der bedeutendste Chemiker der Vereinigten Staaten aufsteigender Bewegung, den die dramatische Kunstform verlangt, Neben Else Scims und Rahßler machten sich Victor betrachtet werden kann, beschäftigt sich in einem Auffaz des" Harvard - auch nur in irgendwelcher Annäherung würde erreichen können. Arnold und Jacob Tiedtke durch die feine Ironic, mit Magazine" mit dem intereffanten Problem der wissenschaftlichen Das Experiment bestätigte in vollem Umfange die Befürchtungen. welcher sie die beiden Alten gaben, um die Aufführung verdient. Phantaste". Es handelt sich für ihn um die Frage, ob der Chemiter Die Gliederung in Szenen, die Umsetzung diretter Seelen- Von einschmeichelnd- stimmungsvoller Echtheit war das sonnige fich ausschließlich an das Experiment halten muß, indem er der schilderung ins Dialogische, alle die Mittel, die den Eindruck Landschaftsbild am Bodensee . Phantafie in feinen Untersuchungen feinen Anteil gewährt, anschaulicher Lebendigteit erhöhen sollen, verfchren sich in seinem ob er nicht das Gebiet der Tatsachen verlassen darf, um sich zu der Stück ins Gegenteil, erscheinen als Hemmungen und Fesseln, die Betrachtung ihrer Ursachen zu erheben. Der höchste Thpus des Ge- das ursprüngliche Einpfinden einzwängen, als ein willtürlich auf­lehrten stellt sich ihm in einer solchen Veranlagung dar, die die erlegtes Gefeß. Strauß' meisterliche, farben und bilderreiche beobachteten Tatsachen vergleicht und verallgemeinert, durch Hypothesen Sprache gleitet hier, wo er nur andere für sich sprechen lassen darf, über ihren Ursprung vertieft und dank dieser Spekulationen neue nicht selten ins Triviale oder in unwahr schönrednerisches Pathos Experimente macht, die den Horizont seiner Stemituisse wieder er aus. Der Zwang, die Handlung in einen eng begrenzten Streis von weitern. Die Phantasie, von der der Gelehrte beschwingt wird, ist Bildern vorzuführen, verleitet ihn, der sonst so feinsinnig den all­nun augenscheinlich von derjenigen, die den Künstler oder Dichter mählichen Nuancen des Werdens nachgeht, zu unvermittelf grellem begeistert, verschieden, da sie durch Betrachtung der Materie und Aneinanderrüden und so zugleich zu harter Uebertreibung. Natur ausgelöst wird und nicht durch persönliche seelische Erregung; Immerhin, trop aller offenkundigen dramatischen Mängel war aber auch sie ist nicht minder eine wirkliche Phantafietätigkeit, eine diese Aufführung kein verlorener Abend. Der Dichter hatte das Fähigkeit der Einbildungskraft, die dem mit ihr Begabten diefelbe Glück, für das junge Baar, in welchem er die Macht elementarer, fie nicht wiederzugeben sind." Befriedigung gewährt wie die Straft künstlerischen Schaffens. im Bewußtsein ihres höheren Rechtes alle Schranken durch­Richards vergleicht dann die beiden Typen der Phantasie, die brechenden Liebe verherrlicht, Darsteller zu finden, die unter dem Humor des Auslandes. Smith, ein Bauunternehmer, wissenschaftliche und die künstlerische, und erinnert daran, daß sie Geröll nach den verborgenen Quellen gruben, nach dem Ursprüng- ist der größte Filz der Welt. Wegen der allergeringsten Bergehen in einer Persönlichkeit vereinigt, sich, wenn auch selten, schon gefunden lichen der Stimmung, aus welcher die Idee der Dichtung geboren macht er feinen Leuten Lohnabzüge. Vor kurzem nun fiel ein haben, z. B. bei Leonardo da Vinci und Goethe. Auch ist. Was fonft als Gleichgültiges und Fremdes vorübergezogen Maurer, der einen Kirchturm ausbesserte, von dem hohen Gerüst Helmhols beschränkte sich nicht ausschließlich auf das Studium wäre, erhielt im zarten Spiele GIse Seims, das alle wechseln herab. Bu seinem Glück indessen verfing fich fein Zeug in einem der Akustit, sondern war ein leidenschaftlicher Liebhaber der Mufit, den Regungen der Mädchenseele mit wunderbar anmutiger Wahr - freundlichen Nagel, an dem er sicher hängen blieb, bis ihn feine von deren Wesen und Geschichte er tiefe Kenntnisse besaß. Bunien heit wiederspiegelte, wie in der fernigen, traftgeschwellien Jüng- Kollegen retten konnten. Zufällig kam Smith gerade vorüber, und wußte mit den reinwissenschaftlichen Arbeiten ein ausgezeichnetes Ein- lingsart Friedrich Kayblers eine innere Befeelung, die die als am Lohntage der betreffende Maurer seinen Lohn empfing, stand dringen in das Studium der italienischen Malerei zu verbinden. oft so toten Worte, das Schiefe und Outrierte der Situationen auf der Düte der Vermerk: Abzug für fünfzehn Minuten am Als ein hervorragendes Beispiel wissenschaftlicher Phantasie er- eitiveise ganz vergessen ließ. Sie füllten die Symbolit, die in dem Nagel gehangen- 3 Pence. ( Answers".) scheint Faraday , der von den wundersamsten Eingebungen er Stüde eine äußerst abstrakte bleibt, mit Blut und Leben. füllt war. In seiner Leichtigkeit ohnegleichen umfaßte er das ganze Der Jüngling trifft, wie er nach beendigtem Examen, den Kopf weite Gebiet der Chemie und Physik. Nichts schien ihm unmöglich zu voll großer Zukunftspläne, in feines gutmütigen Pflegebaters und crfaffen und zu erschaffen, und er ließ seine Träume in cine Welt Ontels Seim am Bodensee zurückkehrt, ein allerliebstes, achtzehn hinüberschweifen, in die noch niemals die Wirklichkeit eingedrungen jähriges Fräulein, mit dem der alte Here am nächsten Tage Hochzeit var. Aber zu gleicher Zeit bezwang er sich auch, wieder auf den machen will. Sie glaubt, sie sei es ihrem Vater, der für sein Boden der Wirklichkeit zurückzukehren, um au fehen, bis zu welchem after ein warmes Plätzchen wünscht, schuldig gewesen, den Antrag Bunfte er die Dinge feines Traumes mit ihr in Einklang bringen anzunehmen. Der freundliche Grautopŕ meint es ja auch sicher Solidarisches Zusammenhalten im Orchester. fönnte. Und oft glückte es ihm, aus seinen Hypothesen unumstögliche gut, und Haus und Garten mit dem Ausblick auf die Berge ent- Das Münchener ai morchester, das zurzeit in Mannheim Wahrheiten zu machen. Auch Hurley hat mehr als einmal ver- züden sie. Nur dunkel bohrt ein Gefühl von Unrecht und Ent- fonzertiert, erklärte sich mit dem Knall und Fall entlassenen Kapell­möge feiner wissenschaftlichen Phantasie Reſultate vorausgenommen, würdigung ihr im Herzen. Gleich bei der ersten Begegnung zieht meister Schneevoigt und einem gemaßregelten Musiker solidarisch. die später durch das Experiment erhärtet wurden. So fommt es die jungen Leute mächtig zueinander. Entschlossen reißt er ihr Das Stonzert mußte ausfallen. Richards zu dem Resultat, daß die Phantasie für den Gelehrten die Binde von den Augen und schleudert den beiden Alten seine Konrad Telmanns ausgewählte Werte erscheinen dem­ebenso unbedingt notwendig ist wie für den Dichter, den Musiker Entrüstung über den schmählichen Handel ins Gesicht. Sie aber nächst in acht Bänden, die das Beste vereinen werden aus dem oder bildenden Künstler. flammert sich noch immer an den Gedanken des versprochenen Schaffen, des zu früh verblichenen Dichters. Die Auswahl enthält Theater. Opfers fest. Grit in den Schauer nach der vollzogenen Trauung fechs Romane, während ein Wand dem Novellisten, ein weiterer dem Rammerspiele des Deutschen Theaters: och wird sie sich der Unmöglichkeit, den Borsaz auszuführen, flar be- Dramatiker und Lyriker gewidmet ist. Als erster Band wird Tel gett", Schauspiel in fünf Atten von Emil Strauß . Einige, wußt. Sie flicht mit Bartel und feiert ihre Hochzeitsnacht mit ihm manns Roman Unter den Dolomiten zur Ausgabe gelangen. Das weit von der ausgetretenen Heerstraße abbiegende Romandichtungen romantisch, symbolistisch in einsamer Bergeshöhle. Ein freund- Werk erscheint bei Star! Neißner( Dresden ) und wird spätestens Weih­toll individuellen Reizes haben dem Namen des Süddeutschen Emil licher Vorschlag des verlassenen Gatten", der die beiden dort nachten 1908 vollständig vorliegen. Strauß einen guten Klang verschafft. Indes, feine liebenswürdig. laufsucht, wedt in ihr, tros Bartels leidenschaftlich wilder Ab­

Notizen.

Vorträge. Im Institut für Meereskunde, Georgenstr. 34-36, spricht in der tommenden Woche, abends 8 Uhr: am Dienstag Herr Dr. Wegener- Berlin fiber" Der Yangtfeliang als Straße des Weltverkehrs", am Freitag Herr Poftrat Klaus- Verlin über Die Bost auf dem Weltmeere".

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