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Einer der Turnwarte hat sich den Zurus einer einmaligen Zuwider handlung geleistet, hat dann prompt sein Strafmandat von 100 m. gefriegt und wird nun richterliche Entscheidung herbeiführen. Die anderen Turnwarte, denen jene Strafandrohung zugegangen war, haben sich entschließen müssen, der Gewalt zu weichen, und find durch andere Vereinsmitglieder ersetzt worden.

Weise zu verstehen, vaterländische Gefühle und Patriotismus nach- jahre erhöht sich diese Summe auf 4422 M. Während sich im Jahre drücklich und unauslöschlich dem Bürgertum einzupaufen. 1905 285 Personen auf Kosten des Freistellenfonds usw. auf­

Allerhöchste Volkskunst. Und wieder wußte das Volt, daß es nehmen ließen, ging die Zahl dieser Bersonen 1906 auf 205 zurück. fich jetzt erheben müsse", schreibt der byzantinernde Lot.- Anz." in Soll es ermöglicht werden, die Zahl der Freibetten zu erhöhen, seinem schwungvollen Bericht über die auf allerhöchsten Befehl" für so müssen natürlich erst die Mittel, die zur Verfügung stehen, auf­die Berliner Arbeiterschaft bei Kroll veranstaltete erste Vorstellung. gebraucht werden. Es heißt, daß bisher noch nie ein Kranker Herr v. Hülsen flopfte dreimal mit seinem Stabe." Und wieder zurückgewiesen worden sei, weil etwa die Mittel wußte das Bolt, daß es sich jetzt erheben müsse. für Freibetten berbraucht waren. Es muß auf­

Der Versuch, für die Jugendturnwarte eines Arbeiterturnvereins den geforderten Unterrichtserlaubnisschein" zu erwirken, wäre ja aus fichtslos, alldieweil die Arbeiterturner zumeist Sozialdemokraten sind Als vor einigen Wochen angekündigt wurde, daß die königliche fallen, daß bei den traurigen Erwerbsverhältnissen diese Einrich­und Sozialdemokraten die Jugend nicht zur Hundedemut erziehen Schauspielbühne sich zu der besonderen Gnade Herablassen wollte, tungen nicht mehr in Anspruch genommen werden. Wir können wollen. Inzwischen hat aber das Provinzialschulkollegium auch die auch einige Arbeitervorstellungen zu geben, haben wir das nötige das nur darauf zurückführen, daß weite Kreise der Bevölkerung neuen Turnwarte bereits mit Unterrichtsverbot und Strafandrohung zu dieser Voltsbeglückung gesagt. Daß das Volk eine Gnade braucht, keine Kenntnis von diesen Dingen haben. Hoffentlich tragen diese beehrt, so daß diese wieder durch andere Vereinsmitglieder ersetzt daß es Rechte beansprucht, daß die Steuerzahler legten Endes die Beilen zur Erwerbung dieser Kenntnis bei.. werden mußten. Vermutlich will die staatliche Aufsichtsbehörde in föniglichen Theater unterhalten, daß diese Institute dafür aber dem ihrer rührenden Fürsorge für das Seelenheil turnender Arbeiter Bolte so gut wie nichts bieten, sondern ein Lurusinstitut sind. Wir finder dieses Verfahren so lange fortsegen, bis sämtliche haben weiter betont, daß das Institut für Arbeiterwohlfahrt, das Mitglieder des Vereins ihre Strafandrohung die Billette zu vergeben hat, für die selbstbewußte Arbeiterschaft weg haben. Wir werden sehen, wie lange das dauern wird. nicht das geeignete Organ ist, daß diese vielmehr selber berufen Es wird desto länger dauern, je mehr der turnfreudigen Arbeiter werden müßte, wenn es sich um wirkliche Boltsvorstellungen handeln Berlins dem Verein durch Beitritt sich zur Verfügung stellen.

sollte.

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Ein uener Mord.

In geradezu erschreckender Weise häufen sich in der Tekten Zeit die Mordtaten in Berlin . Ein Kapitalverbrechen folgt jetzt den anderen, und es sind in den vergangenen Wochen in der Reichs­hauptstadt mehr Bluttaten verübt worden als in den letzten Jahren. Während die Kriminalpolizei noch auf der Suche nach dem Mörder Die Polizei, die dem Provinzialschulkollegium in diesem Daß es sich bei dem ganzen Unternehmen weniger um der Produktenhändlerin Nielbock ist, die am Sonnabend vor acht Kampfe dient, hat unter anderem die Aufgabe, von Zeit zu Beit Popularisierung der Kunst denn um die Beschaffung von Mehr Tagen dahingemordet wurde, erhalten wir schon wieder die Nach­nachzusehen, wer augenblicklich dran ist, sein Unterrichtsverbot samt Bolt" zu Staffagezwecken handelt, beweist der Verlauf dieser ersten richt von einem Kapitalverbrechen, das im Norden der Stadt auf Strafandrohung zu kriegen. Zu diesem Zweck gehen Kriminal- Vorstellung. Biedere Leute aus dem Volt", wie der Lokal- dem Wedding ausgeführt worden ist. In der Gerichtstraße 8 wurde polizisten in die Turnsäle hinein, schauen dem munteren Anzeiger" so schön sagt, waren also da, und dann hatte sich die gestern abend in der sechsten Stunde die 38 Jahre alte Witwe Treiben der Jungen eine Weile zu, stellen sich dann dem Leiter vor Hofloge plöglich gefüllt". Und der Kaiser, der Großherzog von Anna Wiesner mit gespaltenem Schädel in ihrer Wohnung tot und ersuchen ihn um Angabe seiner Personalien. Ein Turner teilt Hessen und andere Hoflogenbesucher waren mit einem Mal auch da. aufgefunden. Frau W. ist das Opfer eines Luftmordes geworden. uns mit, daß die Besuche solcher ungebetenen Gäste in letzter Zeit Das war der Knalleffekt und dann tam Der Prinz von Homburg " Das Verbrechen ist bereits vor 14 Tagen verübt worden. Es wird recht zahlreich gewesen sind. Auch der Vater eines turnenden Jungen von Kleist zu Worte. Zu Beginn des dritten Aftes aber klopfte uns hierüber folgendes berichtet: berichtet unts über einen solchen Gaft, der im Turnsaal beobachtete, Herr v. Hülsen und wieder wußte das Volk... als er selber dort als Zuschauer weilte. Er weist darauf hin,

Blaues Blut auf dem Brettl.

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Gerühmt wird die mustergültige Haltung des Publikums. Wir daß in der Nähe der Turnhalle fich ein Etablissement befindet, das wissen nicht, ob und in welchem Maße organisierte Parteigenossen durch Automaten zum Glücksspiel verleitet und von Kindern un- unter dem Publikum waren.( Wohl nicht viele, denn sonst hätte gehindert besucht werden darf. Und er spricht die Vermutung aus, man doch wohl den Ruf: Es lebe das freie Wahlrecht!" ver­daß durch diese polizeilich geduldete Spielgelegenheit schon mancher nommen.) Aber wenn diese mustergültige Haltung dem Lot.- Anz." Junge angeregt worden sei, sich die nötigen Ridel auf unrechte fo bemerkenswert und womöglich als besondere Ovation für den Weise zu verschaffen. Man sieht: dieser Nörgler begreift nicht, daß Kaiser erscheint, so täuscht er sich: die Berliner Arbeiter be­es dem modernen Staat und feinen Organen eine viel größere nehmen sich in ihren eigenen und in fremden Veranstaltungen immer Gefahr für den Fortbestand der bürgerlichen gleich mustergültig. Warum nicht auch in denen des Königs Gesellschaft bedeutet, wenn Arbeiterturner Kindern von Arbeitern von Preußen? Wenn man das an betreffender Stelle noch nicht eine fröhliche Stunde bereiten und sie in ihrer förperlichen Entwissen sollte, so brauchte man ja bloß einen Demonstrationszug fürs wicklung fördern wollen. Wahlrecht zu gestatten. Der Wunsch nach mehr Volt" würde dann In diesem Kampfe gegen das Jugendturnen der Arbeiterturn- in ungeahnter Fülle verwirklicht werden, und wenn die Polizei sich vereine darf selbstverständlich auch die Schule selber nicht ebenso mustergültig aufführte wie die Berliner Arbeiterschaft, würde fehlen. In Berlin haben die Leiter der Gemeindeschulen vor einigen eine halbe Million Menschen den allerhöchsten Grad von Muster­Monaten durch Umfrage festgestellt, welche Schüler bei einem Verein gültigkeit betätigen und doch auf das nachdrücklichste, unzwei turnen und welche Vereine das sind. Wer den Turnverein Fichte" deutigste ihren Willen befunden. Ihren unerschütterlichen Willen, nannte, dem wurde aufgegeben, schleunigst auszutreten. daß die Schmach der Rechtlosigkeit ein Ende nehmen soll. Auch dieses Mittel hat einstweilen nicht die Wirkung gehabt, die Und wenn die Mustergültigkeit des Publikums bei Stroll noch Schülerabteilungen des Vereins Fichte" totzukriegen. Bahlreiche nicht genügend überzeugt hat, so kann ja vielleicht der Großherzog Eltern haben sich gesagt, daß die Schule hier nicht mitzureden habe von Hessen mit den vom Genossen Ulrich erhaltenen Aufklärungen und haben ihre Kinder angewiesen, weiter beim Verein" Fichte" über den Charakter der Berliner Demonstration vom 12. Januar zu turnen. Ein erster Versuch zu Zwangsmaßregeln hiergegen wird nachhelfen. Ja warum denn nicht? Der Stönig von Preußen will uns bekannt aus der 223. Gemeindeschule( Butbufer Straße). mehr Volt" sehen und das mehrere Wolf will für sein Wahlrecht Ein Schüler B., der seit Ostern 1907 in der zweiten Klasse demonstrieren.... dieser Schule fißt und im November 1907 fein 14. Lebensjahr bollendet hat, so daß er zu Ostern 1908 feine Schulpflicht erfüllt haben wird, hatte auf Anweisung seines Vaters beim Verein Fichte" weiter geturnt. Durch Zufall kam das heraus und Rektor Wult nahm sich den Jungen vor der aber wies auf das Gebot des Vaters hin. Ats ber Reftor fragte: Du meinst also, daß Dein Vater in diefer Sache mehr zu fagen habe als die Schule?" antwortete der Junge feiner Ueberzeugung gemäß mit einem offenen " Ja". Darauf stellte Herr Wull ihm in Aussicht, wenn er nicht " Ja". Darauf stellte Herr Wull ihm in Aussicht, wenn er nicht der Schule gehorche, werde er über die Schulpflicht hin aus zu noch längerem Schulbefuch gezwungen werden, wie es beim Bofener Schulstreik Kindern ergangen sei. Mit demselben Mittel hat dieser Rektor Wult auch auf die Eltern einen Druck auszuüben versucht. Er lud den Vater durch Karte zu einem Besuche ein, statt des Vaters kam aber die Mutter. Auch ihr fagte Herr Wulf, der Junge feze fich der Gefahr aus, länger die Schule besuchen zu müssen. Frau B. antwortete, da jei Der Herr Rettor wohl im Irrtum. Hier handele es sich ia nicht darum, daß ihr Junge die ihm von der Schule gestellten Aufgaben nicht leiste. Ob etwa der Junge um des Turnens willen schon mal feine Arbeiten nicht gemacht oder gar die Schule nicht regelmäßig besucht habe. Und ob der Herr Rektor vergessen habe, daß nach dem vierten Gebot, das er selber lernen laffe, die Kinder ihren Vater und ihre Mutter ehren sollen. Der übereifrige Herr Reftor blieb jetzt die Antwort schuldig. Die Der übereifrige Herr Reftor blieb jetzt die Antwort schuldig. Die Eltern aber sehen den von ihm angedrohten Folgen" mit Ruhe entgegen.

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Glüßen von Thron und Altar, steigen jekt massenhaft zum Plebs Die Herrschaften mit dem mehrfach gezadten Krönlein, die herab. Hinter den Kulissen tuns Edelste vom Schlage derer von Lunar und Hohenau , bis der Vorhang gewaltsam in die Höhe gerissen wird. Aber auch schon vor den Kulissen machen sie sich immer mehr zu schaffen, um Fühlung mit dem Volte und mit dem Geldbeutel des Boltes zu erhalten. Sobald blaues Blut kein die Tasche zu füllen. Das Volk wird lachendes Publikum, und der Geld in Beutel hat, ist just das Volk der rechte Angelpunkt, um Blaublütige macht ihm seine mehr oder minder schalen Mäßchen vor. Ach nein, der Name ist heutzutage noch lange nicht Schall und Rauch. Früher erborgten sich Künstler von Gottes Gnaden die ominösen drei Buchstaben und streuten damit dem Volke eitel Sand in die Augen. Heute sinds leibhaftige Edelste der Nation, die auf die weltbedeutenden Bretter hüpfen. An den Berliner An­schlagfäulen finden wir augenblidlich mal wieder eine ganze Stala folcher hochtönenden Namen Gräfinnen, Barone und simple belige. Selbst der trotz seiner Schnurren aus dem Soldatenleben sonst doch ernst zu nehmende Freiherr v. Schlicht ist auf das Brett! geflettert und gibt seine Geistesblike da zum besten, wo gewöhnlich nur die leichtgeschürzte Muse parabiert. Den Glanzpunkt diefer gegen alle Tradition verstoßenden Goldjägerei werden die Berliner allerdings nicht zu sehen bekommen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen als Bänkel­fängerin oder dergleichen bewundern zu können. Familie Toselli hat einen Wink bekommen, einen sehr deutlichen Wink, sich die Füße nicht erst mit Berliner Staub zu beschmußen. Und so fommen die guten Berliner leider um das Stapitalbergnügen, zu sehen, wie furchtbar schnell und dramatisch oft der Weg von Thronen nach den untersten Tiefen führt.

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Die patriotische Begeisterung am gestrigen Tage anläßlich de im Schlosse stattfindenden Feierlichkeiten trat äußerlich weniger in Zu den Wahlen zum Kaufmannsgericht. Erscheinung als das sonst der Fall war. Die Zahl der Gaffer, die Zu dem in Nr. 21 des Vorwärts" veröffentlichten Ver­die Bürgersteige Unter den Linden füllte, um einige Hoffaroffen zu fammlungsbericht über eine vom Verein der Deutschen Kaufleute" bewundern und mit Federbüschen ausgestattete Soldaten zu sehen, einberufene Versammlung erhalten wir folgende Buschrift: 1. Es schien uns erheblich geringer als früher, den Hauptteil der Zu ist unwahr, daß ich als Versammlungsleiter den Redakteur Paul schauer bildeten Schullinder, die nach den Schulfeierlichkeiten ihre Eröger in der Diskussion plöglich das Wort erteilte, nachdem sich freie Zeit zu einem Gang nach den Linden benügt hatten. fchon vorher ein Anhänger der Liste III zum Wort gemeldet hatte, Wahrscheinlich haben die letzten Säbeleien gegen ruhig ihres wahr ist dagegen, daß Tröger als 4. Redner, Herr Horn, Vertreter Weges gehende Arbeiter auch manche Patrioten dazu ver- der Liste III, erst als 5. Redner gemeldet war, also auch erst nach anlaßt, die Orte zu meiden, wo Polizei in größerem Umfange ver- Tröger zum Wort kommen konnte. 2. Es ist unwahr, daß mir in treten ist. Vielleicht fürchtet man schon in diesen Kreisen, daß der der Versammlung der Vorwurf der Mogelei gemacht worden ist, Polizeifäbel jegt etwas loderer in der Säbelscheide steckt und wahr ist dagegen, daß ich erst, nachdem die Zentralverbandsmitglieder schließlich auch auf Patriotenfchädel leichter niederfausen kann. An den Saal verlassen hatten, erfuhr, welche Gründe sie dazu veranlaßt Polizei fehlte es nicht, und über Absperrungen war auch diesmal hatten. Siegfried Aufhäuser , Kaiser- Wilhelm- Straße 27." nicht zu flagen. Im allgemeinen schien uns, daß die Schuhmann- Wir haben diese Zuschrift dem Verfasser des erwähnten Berichts schaft einen höflicheren Ton anschlug als am 12. Januar; trotzdem vorgelegt, der daraufhin folgendes erklärt: beobachteten wir, daß berittene Schußleute sich nichts daraus Zu 1. Es ist von verschiedenen durchaus glaubwürdigen Ber­machten, sich mit ihren Gäulen zwischen die Menschen fonen erklärt worden, daß Herr Tröger erst erschien, nachdem sich zu zwängen. Als am Spätnachmittage ein leiser Stegen ein Redner der Liste III( Zentralverband) zum Wort gemeldet hatte, einfegte, boten die Linden das gewöhnliche Straßenbild. was übrigens auch in der Berichtigung nicht bestritten wird. Nach Eintritt der Dunkelheit mehrte sich in den Geschäftsstraßen das Des weiteren steht fest, daß Herr Tröger, furz nachdem sich der Publikum, um sich die Jülumination anzusehen; wird doch heute von erste Nedner der Liste III zum Wort gemeldet hatte, von einem Mitgliede findigen Geschäftsleuten jede Gelegenheit benugt, um Reklame des Vereins deutscher Kaufleute aufgefordert wurde, zu reden. zu machen.. Darauf sagte dieser Herr: Lassen Sie mich heute nur zufrieden; Manche hervorragend Tohalen Monarchisten wenden zu diesem ich tomme eben von einer Sizung. Reden tönnen Müller und höheren Zweck viele Tausende an denn der Segen tommt von alle anderen, nur verschonen Sie mich." oben" und wer viel fäet, wird auch viel ernten. Girlanden aus Zu 2. Beim Verlassen des Saales haben verschiedene Mit­Tannengrün und Wappen, Kronen und Schriftzüge aus bunten Glüh glieder des Zentralverbandes in sehr energischer Weise fundgetan, Lämpchen zusammengefegt, sollen der Ausdruck der unwandelbaren daß der Vorfizende ihrer Meinung nach gemogelt hat. Dies wird Treue und Hingebung dieser alleruntertänigsten Untertanen gegenüber ja auch durch den Herrn selbst bestätigt, da er schreibt, daß er nach ihrem durchlauchtigsten, allergnädigsten Landesherrn sein und Berlassen des Saales durch die Zentralverbandsmitglieder davon der leiseste Zweifel an deren lauteren Gesinnung fäme einem Hoch- erfuhr. Ist das aber der Fall, so müssen es denn doch andere berrat gleich. Und doch gibt es nichtsnußige Bästerzungen, welche gehört haben. Für einen Gehörfehler des Herrn können doch wir in sträflichem Frevel, behaupten, die Geschäftsleute würden bei dem feine Verantwortung übernehmen. Geburtstage des Sultans genau so in schwärmerische Verzückung ge raten und ihr Haus bekränzen wie bei dem Wiegenfeste irgend eines Aus dem Verwaltungsbericht der städtischen Heimstätten für anderen Potentaten, sofern sie sich irgendwelchen Nugen hiervon ver- 1906, den wir bereits vor einiger Zeit besprochen haben, ist im Wir halten aber derartige Aeußerungen für weiter nichts, ats Hinblick auf unseren Sonntagsartitel:" Heimstätten für Genesende" für den Ausfluß böswilliger, vaterlandsloser Gesinnung, und es die Tatsache nachzutragen, daß in dem Berichtsjahre von den wäre gut, wenn man diese. respektlosen Spötter einmal auf furze 18 387 M., bie saßungsgemäß durch den Freistellenfonds und die Beit der Liebe und Dbhut der Berliner Schußmannschaft anvertrauen Binsen verschiedener Stiftungen zur Verfügung stehen, 4188 M. würde, die ja nicht mit Unrecht den Ruf genießt, es in vorzüglicher überhaupt nicht verbraucht worden sind, durch Refte aus dem Vor­

sprächen.

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In dem vierten Stodivert des Quergebäudes des Hauses Ges richtstraße 8 wohnte feit 2 Jahren die 38 Jahre alte Witwe Anna Wiesner in einer bescheidenen Behausung. Die Wohnung bestand nur aus Stube und Küche. Bon der Küche führt ein fleiner Storri nur aus Stube und Küche. Von der Küche führt ein kleiner Korri­dor nach der Stube. Frau W. ist schon seit einer Reihe von Jahren Witwe. Nach dem Tode ihres Mannes ernährte sie sich anfangs mit Nähen und außerdem vermietete sie an Schlafburschen. Zus meist hielten sich drei Schlafburschen in ihrer Wohnung auf. Gie selbst schlief in der Küche auf einem notdürftig hergerichteten Lager, dem Zimmer, das gleichzeitig auch als Wohnstube diente, stehen während die Schlafburschen, zumeist junge Arbeiter, ihre Betten in hatten. Frau W. unterhielt auch Verkehr mit Männern. Nach den Angaben von Nachbarsleuten erhielt sie öfter den Besuch fremder hatten. Frau W. unterhielt auch Verkehr mit Männern. Nach den Personen. Dieser Verkehr sollte ihr jetzt zum Verhängnis werden.

Die Entdeckung des Verbrechens.

Gestern

Der Mord ist bereits bor 14 Tagen berübt worden. vor 14 Tagen fand der Schlafbursche, der augenblidlich allein in der W.schen Behausung wohnt, bei seiner Rückkehr in dem Zimmer einen Zettel bor , auf dem mit einem Bleistift folgendes aufge= schrieben war: Ich bin vier Tage berreift wegen Todesfall meiner Schwester!" Der Schlafbursche vermutete nichts verdächtiges unter dem Bettel und er machte sich nun an den folgenden Tagen seine Sachen selbst zurecht. Die Küchentür war von außen verschlossen, und so war der Schlafbursche gezwungen, sein Waschwasser usw. bei den Nachbarsleuten zu holen. Die vier Tage verstrichen, doch von Frau. war nichts zu sehen. Auch die ganze vorige Woche verrann, ohne daß die angeblich Verreiste zurückkehrte. Die Sache tam den Nachbarn nun doch bald verdächtig vor. Allmählich machte Küche herauszubringen schien. Aber man ließ vorläufig noch nichts sich auf dem Flur ein intensiver Geruch bemerkbar, der aus der unternehmen. Gestern abend erschien nun eine Verwandte

der W., um die letztere zu besuchen. Als sie den Zettel mit der Nachricht von dem Todesfall las, war sie außerordentlich erstaunt darüber, daß sie nichts von dem angeblichen Todesfall der Schwester aufmerksam und jetzt schöpfte die Verwandte Verdacht. Man be­erfahren hatte. Man machte sie nun auf den feltsamen Geruch nachrichtigte den Hausbesitzer und dieser ließ die Küchentür durch einen Schloffer öffnen. Den Eintretenden bot sich ein furchtbarer Anblid. Im Bette lag die W. als Leiche. Die Tote war voll­ständig in eine Dede eingehüllt. Der Schädel war der Aermsten von oben bis unten gespalten worden und das Bettzeug sowie die Leiche selbst waren start mit Blut besudelt. Die ganze Lage der Leiche deutete darauf hin, daß sie zuerst von dem Mörder wehrlos gemacht worden ist und dann den tödlichen Streich erhalten hat. Das Verbrechen ist mit einer kleinen Sausagt berübt worden. Diese wurde in der Dedenumhüllung an der Leiche auf­gefunden. Sie ist Eigentum der Ermordeten. Die ganze Situation des Leichenfundes läßt erkennen, daß es sich hier um einen Lustmord handelt. In welcher Weise sich das Verbrechen abgespielt hat, be= handelt. In welcher Weise sich das Verbrechen abgespielt hat, be= darf noch der Aufklärung. Von den Nachbarsleuten und auch von dem Schlafburschen ist von dem ganzen Vorfall nicht das geringste bemerkt worden und es muß daher angenommen werden, daß der Mörder sein Opfer überrascht und bevor es um Hülfe rufen konnte, hingemordet hat. Auf dem Küchentisch wurde ein vier Seiten langer, mit Blut besudelter Liebesbrief vorge­funden. Es war darin zu lesen, daß der Schreiber die Absicht ge­habt hatte, die. geschlechtlich zu gebrauchen. Wenn sie ihm nicht zu Willen sein werde, so werde er sie, die W., bei der Sittenpolizei zur Anzeige bringen. Auch andere Drohungen waren in dem Schreiben enthalten. Der Brief ist von dem Mörder nach Ver­übung der Tat mit den blutigen Händen berührt worden. Daß übung der Tat mit den blutigen Händen berührt worden. Daß sich der Mordbube bei Begehung des Verbrechens start mit Blut bejubelt hat, geht auch aus dem Umstande hervor, daß in der Küche ein Tuch vorgefunden wurde, an dem er sich die Blutflecke und die blutbespritzten Hände gereinigt hat. Nachdem er dies bewerkstelligt hatte, suchte er das Wohnzimmer auf und schrieb dort den bereits erwähnten Bettel. Dies tat er zweifellos nur aus dem Grunde, um die Entdedung der Tat so weit als möglich in die Länge zu schieben.

Eine amtliche Bekanntmachung erschien noch gestern abend an den Anschlagfäulen. Es werden darin für die Ermittelung die üblichen tausend Mark Belohnung ausgesetzt. Die Polizei verfolgt seit der zehnten Abendstunde eine bestimmte Spur.

Der Hausverwalter als Selbstpolizift". Aus dem Hause Tilsiter Straße 25 a hatten wir berichtet( in Nr. 17), daß der Verwalter Jannusch mit der Familie des Haus­reinigers Ganske in Streit geraten sei, und daß hierbei Herr Jannusch die alte Frau Ganske mit einem diden Knüppel über Schulter und Kopf geschlagen habe. Herr Jannusch hat uns inzwischen einen langen Brief geschickt, der von wütenden Schimpfereien auf die Familie Ganske stroßt und ihr vorwirft, daß sie selber den Streit verschuldet habe. Zu seiner eigenen Ent­schuldigung führt Jannusch an, die Familie habe doch nicht sofort bei ihrem Einzug von den 30 M. Miete die 15 M. als Haus­reinigerlohn abrechnen dürfen, die Miete müsse ja vorausbezahlt werden, den Lohn gebe es aber erst nach getaner Arbeit. Dieser Hinweis beleuchtet in lehrreicher Weise die Lage der Hausreiniger und ihre Ohnmacht gegenüber den Hauswirten bezw. den Ber­waltern. Jannusch erzählt, bei dem Streit sei er selber zuerst von der Familie Ganske angegriffen worden. Speziell von der alten Frau Ganske behauptete er, daß sie ihn mit Besen und Schrubber bedroht habe. Er vergißt nur, hinzuzufügen, ob sie ihm, dem Herrn Jannusch, ein Härchen gekrümmt hat. Leider hat er es auch unterlassen, sich klar darüber auszusprechen, was denn nun der alten Frau Ganske geschehen sei. Wir hatten mitgeteilt, daß er der im 65. Lebensjahre stehenden Frau unter anderem eine start