Gerungen auftauchen.(Sehr wahr I bei den Sozialdemokraten.) f�ürden Frosch- Mäusekrieg, der sich im Flottenverein erhoben hat(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten) habe ich kein Interesse. Ichbin überzeugt, daß auch ohne den Flottenverein die Dinge ihrenGang gehen werden. Ich habe die Ueberzeugung, datz in denbürgerlichen Kreisen so viel Interesse für eine große, starkeFlotte vorhanden ist, daß auch ohne den Flottenvereinden Wünschen nach einer großen Flotte Rechnung ge-tragen werden wird.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)Freilich gebe ich zu, daß der Flottenverein auf diese Stimmung imBürgertum anfeuernd gewirkt hat; als deutsche Fürsten ihm bei-getreten sind, war der Zulauf ja ein ganz großer." Ergab sich hierdoch auch die Möglichkeit, bei Gelegenheit einen kleinen Vogel insKnopfloch zu bekommen.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten,Widerspruch im Block.) Diese meine Auffassung wird auch durcheinen Artikel der„Post" bestärkt; die„Post" wendet sich darinenergisch dagegen, daß man versucht, die Fürsten aus demFlottenverein herauszudrängen; sie erinnert an die Vorgängebeim Eintreten der Fürsten:„Wie strahlten die Gesichter,wenn eine Einladung zur königlichen Tafel erging I" schreibt sie u. a.rnd sagt dann:„Es ist ganz gut, die Erinnerung zurückzurufen, daßHerr Keim bei seinem Eintreten in den Flottenverein nur Oberstwar und erst nach einiger Zeit zum General ernannt wurde!"(Hört!hört I bei den Sozialdemokraten.) Nun, heute ist ja von verschiedenenSeiten der Versuch gemacht worden, auf die Kosten der fort-gesetzten Verstärkung der Flotte hinzuweisen. Für einen zu-künftigen Geschichtsschreiber der inneren Entwickelung Deutsch-lands, speziell der parlamentarischen Entwickelung. wird einesder interessantesten Kapitel die Periode von 18S5 bis1908 sein, besonders mit Bezug auf die Flottenfrage. Was in dieserPeriode an Umfall, an Verlassen aller Grundsätze geleistet wordenist, das geht ins Aschgraue. Es gibt kein zweites Parlament in derWelt, das damit den Vergleich aushalten könnte.(Lebhafte Zu-stimmung bei den Sozialdemokraten, Widerspruch im Block.) DieNationalliberalen bilden einen Ausnahmefall, sie haben sich in dieserTätigkeil schon seit 48 Jahren geübt.(Lebhafte Heiterkeit beiden Sozialdemokraten.) Was der Flottenverein insbesondereiw der Wahlperiode an Agitation geleistet hat, hatja die völlige Billigung des Fürsten Bülow gesunden.Er hat im vorigen Jahre bei der Beratung des Etats und derInterpellationen über die Wahlbecinflussungen dieseWahlbeeinflussungenin einer Weise verteidigt, gegen tvelche Napoleon III das reineKind war(Sehr richtig! bei de» Sozialdemokralen) und die an dieschlimmste Zeit der Wahlbeeinflussungen und llnterdrückuugen unterdem Fürsten Bismarck erinnerte. Herrn Kehn hat er damals seinausdrückliches Lob ausgesprochen und ihn gegen Angriffe vonunserer Seite in Schutz genommen. Der deutsche Kaiserhat den Fürsten Salm niit den Worten begrüßt:„Na,die Wahlen sind ja famos ausgefallen I" Das heißt doch,cr billigte die agitatorische Tätigkeit des Flottenvereins in derWahlperiode. Wie mau angesichts solcher Tatsachen bestreiten kau»,daß der Flottenverein ein politischer ist, ist mir unverständlich.(Zu-stimmung bei de» Sozialdemokraten.) Nur politischen Kindernmag man weißinachen können, daß«S sich hier nicht um einenpolitischen Verein handelt.Die Vorredner sind bemüht gewesen, zu betonen, daßdie Vermehrung der deutschen Flottefür Deutschland notwendig sei, daß es aber durchaus unrichtig sei,zu glauben, daß sie sich gegen England richte. Es läßt sichja auch gar nicht verkennen, daß nach den Kaiserreden in England,besonders nach der in der Cith von London, die Auffassung eine ge-wisse Grundlage hatte; denn der Kaiser hat ausdrücklich hervor-gehoben, daß die Grundlage des Weltverkehrs die Ausrechterhaltungguter Beziehungen und gegenseitigen Vertrauens zwischen Englandund Deutschland sei. In der Tat verkaufen wir an keineneinzigen Siaat der Welt annähernd so viel wie an Eng-land: von den 16 000 Millionen Mark unseres Handels mitdem Auslande entfallen nicht weniger als 2800 MillionenMark auf den Handel mit England und seinen Kolonien,also rund 10 Proz., wie es Deutschland amtlich mit keinem anderenLande der Welt hat.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Ichhabe gar keinen Zweifel daran, daß die Erklärung des Kaisers inEngland einen außerordentlich günstigen Eindruck gemacht hat. So-gar die„TinieS", die au Mißtrauen und sogar Feindseligkeit gegenDeutschland nichts zu wünschen übrig läßt, zeigte sich einen Momentbereit, ans imsere Versicherungen einzugehen, und brachte eine sehrfreundliche Besprechung dieser Kaiserrede. Aber als zlveiTage nach der Rede die gegenwärtige Flottcuvorlagebekannt wurde, schlug die Stimmung in England äugen-Llicklich um. Dieselbe„Times" erklärte ausdrücklich, daß siezu allen diesen Versicherungen keinerlei Vertrauen mehr hätteund daß England seinen Flottenplan den Umständen anpassen,d. h. also ebenso stark rüsten müsse Ivie Deutschland! Eine vielbemerkenswertere Kundgebnug aber, ans die ick besonderes Gewichtlege, war die Simiestvaiidluiig LeS bekanmen englischen FriedensapostelsStead. Dieser Maua, der in Europa, abgesehen von der Baronin Suttner,die Friedensidee am lebhaftesten propagiert hat— auch hier in Berlinbei den maßgebenden Kreisen— geriet, als diese Vorlage kam, ganzaußer sich und schrieb: sie zeige bis Situation in bengalischerBeleuchtung; eS könne an Frieden gar«icht gedacht werden. Eng-land müsse vielmehr seine Seeherrschaft durch neue Rüstimgen sicher-stelle» uu» für jedes neue feindliche Schiff seinerseits zwei neuebauen I(Hört! hört I bei den Sozialdemokraten.) So sprach auseinmal der Friedensapostel Stead.(Lachen rechts.) Wir werdenEngland diesen Glauben, daß die Flottenrüstuiigen gegen Englandgerichtet seien, auch niemals rauben können; dann wir baben in ab-sehbarer Zeit mit keinem anderen Gegner zu rechnen, zur See Noch vielweniger als zu Lande. Frankreich ist uns anch zur See nicht ge-wachsen.(Widerspruch rechts.) ES kann auf die Dauer den Rüstimgencines Landes mit 02 Millionen Meuschau nicht folgen. Schonfällt eS ihm schwer, die gleiche Zahl Frieden Struppenzu halten wie Deutschland, und dabei hat Deutschland»och dasgroße Reservoir der Ileberzähligen! Dasselbe gilt für diefranzösisch« Flotte. Rußland kommt für einen Seekrieg auchnicht in Frage. Amerika'i Lächerlich I Japan? Lächerlich I'Heiter-keit.) Also kann es sich bei unseren Flottenrüstungennur Um England handeln, und dabei bleiben die Eng-l ander, namentlich wenn sie sich auf die Tatsache stützen können,daß in der Begründung der deutschen Flottenvorlagen allesMaterial nur in bezug auf England gestellt wird, alle Vergleichenur auf England bezogen werden.(Sehr wahr! bei den Sozial-demokraten.) Das war schon immer so und wird anch so bleiben.Diesen Glauben werden Sie mit allen Ihren Reden denEngländern nicht nehmen, und da dieier Glaube inEngland vorhanden ist, wird England alles aufbieten,UM seine Uebermacht zur See aufrecht zu erhalten. Da aberkann der Moment konline», wo England sich sagt: Nun ist esgenug! Wo England zu Deutschland ähnlich(sieht wie Japan zuRußland im Jahre 1904(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.),wo es sich sagt, daß, wenn eS jetzt nicht losschlägt, eS zu spät ist.Diese Gefahr provozieren wir!(Lebliafte Zustimmung bei denSozialde>nokraten. Unruhe rechts und bei de» Nationalliberalen.)Daß ist Nicht nur mein» Auffaüung, sondern auch die der englischenPresse und der englischen Reoner.(Sehr wahr! bei den Sozial-oenwkraten.)Wir haben in den letzten Wochen ans den Kreisen der national-liberalen Partei, von den Alldeutschen und den verschiedenenFlottenvereinen, kurz von alt' den hochpatriotischen Verbänden, zahl-reiche Petitionen erhalten, die nicht nur die Annahme derRegierungsvorlage besürwvrten, sondern auch verlangen, daßwir wert darüber hinaus gewaltige Mehrausgaben be-willigen. Aber keine einzige dieser Petitionen fragt, woher dieNüttel dazu kommen sollen! Wahrscheinlich denken fte, daß dieMittel aus dem bisher üblichen Weg« anfgcbracht werden lollen,und das heutige Steuerprogramm des ReichSschatzamtes entsprichta dieser Auffassung. Es sott aus den alten Quellen ge-öpft werden, dieselbe» Klaffen, die schon setzt dt« Hauptlastentragen, sollen noch weiter belastet werden, die oberen Klassen aber.die unausgesetzt zu neuen Flottenrüstungen dränget», wiederum freiausgehen. Es ist geradezu eine Schamlosigkeit, daß dieKlassen, die mit derartigen Anstrengungen die Agitation für dieFlottensache betreiben, auS ihrem Geldbeutel anch nicht einenPfennig dafür übrig baben.(Lebhaste Zustimmung bei den Sozial-demokraten.) Die neuesten Ausweisungen der EmkommenSstatistikfür 1907 zeigen, in wie bedeutendem Maße wiederum dieEinkommen über 3000 M. gestiegen sind, wie die Reichen daS Haupt-fett von der Suppe geschöpft, den Hauptvorteil von der großenProsperitätsepoche eingesackt haben(Sehr wahr! bei den Sozial-demokraten); sie drängen fortgesetzt das Reich zu neuen Ausgaben,neuen Rüstungen, aber wenn die Einkommensteuer auch nurum 1 Proz. erhöht werden soll, dann schreien sie Zeter und Mordio I(Sehr wahr I bei den Sozialdemokraten. Widerspruch bei den National-liberalen.)Einzelne von Ihnen mögen ja eine Ausnahme machen, aberdie große Mehrheit der Besitzenden denkt anders.(Zurufbei de» Nation alliberalen: liniere ganze Partei denkt so!)Nun denn, bio Hbodus, hic salta! Hier zeigen Sie, wieSie gesinnt sind I Sie haben ja die Gelegenheit dazu bei derkommenden Steuervorlage. Stellen Sie einen Antrag ans Ein«führmig einer Reichseinkomniensteuer, wir werden dafür stimmen.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten, Zuruf bei den National-liberalen: Reichsvermögenssteuer!) Auch gut, die Hauptsache ist,daß Sie den großen Geldbeutel anfassen.(Heiterkeit und Beifallbei den Sozialdemokraten und Nationalliberalen.) Wenn Sie auchdieser Auffassung sind, dann sind wir ja in dieser Beziehung einig.(Heiterkeil b. d. Soz.) und ich freue mich darüber, weil es ja seltenist, aber ich sage Ihnen:„Halten Sie WortI"(Große Heiter-keit und lebhaste Zustimmung b. d. Soz.) Wenn Sie das tun, so wird IhrPatriotismus in etwas giiiistiger«tn Lichte erscheinen als bisher.(Unruhe bei den Nationalliberalen.) Denn bisher hat der Patrio-tismus in Deutschland stets den Eindruck gemacht, als ob es sichdabei hauptsächlich um die Förderung der eigenen KlasseuiuteressenHandeln(Widerspruch bei de» Nationalliberalen.) Nun, Sie könnenja jetzt beweisen, daß ich mich iu dieser Beziehung irre.(Zuruf:Wie so oft l) Ich habe mich so oft in meinem Vertrauen zu Ihnengetäuscht, daß ich mich freuen werde, wenn ich mich auch einmal zuIhren Ungunsten geirrt habe.(Beifall und Heiterkeit bei denSozialdemolraten.)Staatssekretär v. Tirpitz:Der Abgeordnete Bebel hat eine Berechnung über daS Lebens-alter der Schiffe mitgeteilt, nach der er herausgerechnet hat, daßunsere Kriegsschiffe die kürzeste Lebenszeit haben. Wie er zudieser Rechnung gekommen ist, kann ich ja aus dem Stegreis nichtübersehen. Wen» aber die Schiffe unserer Flotte eine so kurzeLebenszeit haben, so rührt das daher, daß wir ja erst vor sechsoder sieben Jahren angefangen haben I(Heiterkeit.) Der Abg. Bebelhat weiter die vielen, für die nächsten Jahre angekündigten Ersatzbsutenvemängelt; sicherlich hat er die zu ersetzenden Schiffe der Steg fr: ed-klaffe ausgelassen, sonst wäre er gewiß zu einem ganz andere» Re-sultat gelangt. Weiter hat der Abg. Bebel in Uebereinstimmung mitdem Abg. Dr. Wiemer getadelt, was ich über die Intentionen derverbündeten Regierungen über den etwaigen Ersatz der Schiffe derKaiser- und Wittelsbachklasse in der Budgetkommission gesagthabe. Wenn aber Mitglieder dieses hohen HauseS demStaatssekretär der Marine oder dem Kriegsminister mehr anbietenalS er fordert, was soll er dann antworten?(Große Heiter-keit.) Ich habe im übrigen nicht gesagt, was der� AbgeordneteBebel zitiert hat. Ich habe nur gesagt: Wenn Sie mir eine Mehr-heit schaffen, will ich Ihnen meine militärische Unterstützung geben.Damit falle» alle Folgerungen weg, die der Abg. Bebel an meineRede geknüpft hat.Ich habe mich hauptsächlich zun, Worte gemeldet, um der Be-hauptung des Abg. Bebel, daß die Flottenvorlage Unruhe in Eng-land erweckt habe und erwecken mußte, aufs nachdrücklichste ent-genzut'reten. Ick habe bereit» in der Budgetlommisflvu dieHauplstimmeu der englischen Presse angeführt und bin mitRücksicht aus die Behauptungen des Abg. Bebel genötigt, sie hier zuwiederholen. Der„Morniug Leader" schreibt am 26. November, daßes kein Linienschiff gebe, das mit 20 Jahren mehr wert sei als einHaufen alten Eisens und daß die bisherige Bestimmung des deutschenFlottengesetzes ein schlechter Witz gewesen sei. Der�„Engeneering",das erste englische Fachblatt, erklärt, daß die englische Flotte nichteinmal ein Ausrüslungsschiff habe, das älter alS 20 Jahre sei.(Hört! hört! rechts und bei den Nationalliberalen.) Die„Armourand Navy Gazelte" äußert sich in ganz ähnlichem Sinne. Dasist also das Tatsächliche der englischen Preßstimmen zur Flotten-Vorlage. ES ist mir also unklar, wie man behaupten kann, daß dieFlottenvorlage in England Anlaß zur Unruhe gegeben hätte. Wirhabe» ja bereits 1900 gesagt, ivaS wir für eine Flotte haben wollen,und die jetzige Flottenvorlage bedeutet keine Flottenvermehrung.sondern soll nur einen Fehler der BerechunngSlveise korrigieren.Wir bauen unsere Flotte gegen niemand!(Sehr wahr I beiden Nationalliberalen und rechts.) Wik haben dazu anch garkeine Veranlassung. Wir stehen da genau auf dem Stand-punkt, den der Referent der Bndgetkoinmission in der französischenKammer ausgedrückt ytit. Er sagte in bezug auf die fronzösischeFlottenvorlage, nach per bekaunllich sechs große Linienschiffe aus ein-mal in Bau gcLob..'n werden sollen:„Die Beziehungen derNationen zu einander sind zu wandelbar, als daß«vir unsere Flottenur gegen einen b e st i m m t e n Feind bauen könnten. UnsereFreunde von heute können morgen unsere Gegner sein.(Sehr wahr!bei den Nationalliberalen und rechts.) Was tun denn alle anderenStaaten? Sie sind bemüht, eine ihrer Kraft angemesseneSeemacht zu eriverben, und weiter tun anch wir nichts. Und wasspeziell England betrifft. � ich bin in der Welt ziemlich herum-getomiucn— so sehe ich auf dem ganzen Erdenrund keinen Interessen-lonflikt, der zwischen England und uns einen Appell an die Waffenrechtfertigen löirnte. Ich kann mir das gar nicht vorstellen.(Abg.Bebel ruft: Das ist nie ine Auffassung auch I) Die Befürchtungen,daß wir mit unserei, Rüstungen England die Seeherrschaftstreitig mache» könnten, sind Phantastcgebilde, denen mitG r ün den schwer beiz,-komme» ist. Unser absolutes Stärke«Verhältnis zu England ist ja hauptsächlich so, daß«S mehrals dreimal so stark ist wie wir und tatsächlich in der Lage ist, sehrviel schneller zu bauen al� wir. ES hat viel mehr Werften, dreibis vier große Kaiionenfirmon, kurz, es ist der Weltproduzent fürKriegSschi ffvau. Nock ganz kürzlich laS ich in de» Zettungen, daßEngland allein für Brasilien drei große DreadnoughiS baut.England ist also in der Beziehung in der Lage, unS jederzeit vorzu-laufen, wenn es nnr will. Wie es da möglich ist, unser Vor-gehen, das von langer Haad vorbereitet ist und gar keine akuteBedeutung hat oder haben kann, weil die Schaffung einer Flotte dasWerk eines Mensch»»alters ist, für eine Provokation Englands zuhalten, verstehe ich nickt. Es ift mir unbegreiflich, wie der Abg. BebeldaS behauvlen kann. Wollen Sie denn behaupten, daß unsere Armeeprovoziert?(Sehr gut! rechts und bd den Nationalliberalen.)Wenn" man Ihnen du Frage vorlegt, würden Sie sie gewiß der-»einen, wen» nicht, würden Sie der einzige in Deutschlandsein. a l l e i» st e h e n d. Ich wundere mich, daß nach denVerhandlungen der Budgeikomrnission der Abg. Bebel geradediese Seite der Frage wieder aufgerollt hat. Ich hattemich der Illusion hingegeben, daß meine Darlegungen in derKommission, wo ich ja freier sprechen konnte al« hier im Hause, inistände gewesen wären, den Abg. Bebel zu überzeugen.(Lachenrechts,) Air bauen nur eine Fle-tte, die den Frieden sichern soll.Ich glaube, im Interesse unseres Vaterlandes, das doch auch daöVaterland des Abs. Bebel und seiner Genossen ist, ist es nicht zweck-mäßig, in dieser Weis« mit dem Feuer zu spielen:(Sehr wahr! beider Mehrheit) denn es gibt hüben und drüben Leute, die nicht dienötige jErlenntnis haben und bei denen das eine unangenehmellnruhe erzeugt. Das z» vermeiden, Haben wir alle Ursache.(Bravo Ibeim Block.)Abg. Dr. Slrendt(Np.): Da» Ansang der Bebelschen Rede klangso, alS ob Herr Bebel für die Vorlage wäre; leider hat der Scklußgrausan« enttäuscht. Herr Bebel 6at iu«rverantwortttcher Weiseden englischen Chauvinisten Waffe« in die Hand gegeben.(Beifallrechts. Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ich bin stets für Ver-söbmmg Frankreichs mit Deutsch bind eingetreten, aber nach denneuesten Verhandlungen in der star zösischen Depuliertenkammer überdie Marokkopolitik erscheint doch Vorsicht geboten.— Bei der letztenFlottenvorlage sind die breiten Massen finanziell überhaupt nicht inAnspruch genommen worden. Aber schließlich rann doch nicht allesaus dem großen Geldbeutel der Reichen bestritten werden, sonst wirddieser Beutel leer.(Lachen bei den Sozialdemokraten.)Herr Spahn tat, als ob er die Annahme der Vorlage von derDeckung abhängig machen wollte. Glücklicherweise hat aber dankden letzten Wahlen das Zentrum se ine ausschlaggebende Stellung imReichstage verloren. Ich. hoffe aber, daß das Zentrum für dieVorlage stimmen wird; denn je größer die Mehrheit ist. desto stärkerwird der Eindruck im Auslände fei«, und dieser Eindruck wird denWeltfrieden fördern.1904/ bei Gelegenheit der Benrichhmg der Port Arthur-Flotte,hat der„Vorwärts" die Flottenpolwik als ein Postulat großbürger-sicher Posilik bezeichnet, und diese großbürgerliche Politik ist doch—nach Ihnen(zu den Sozialdemotraüeii)— ein Fortschritt gegen»über dem, was Sie als junkerliche Politik bezeichnen!Abg. Mommsen(frs. Vg.): Herr Arendl sprach davon, daß HerrBebel den englischen Chauvinisten Wasser auf die Mühle gegossenhabe. Am schlimmsten werden aber die wahren Jnteresien derdeulschen Flotte von den deutschen Chauvinisten geschädigt. Ich habemich gefreut, daß die Vorgänge im Flotlenverein mit einer Nieder-läge der Chauvinisten geendigt Hadern.(Beifall b. d. Freis.) Wir sinddurchaus nicht geneigt, uns den nalionalliberalen Anregungen auf einHinausgehen über die Vorlage anzuschließen.— Herr Bebel hat unsereStellung zu dieser Vorlage mit der Blockpolitik in Zusammenhanggebracht. Diese Stellung hat aber weniger mit der Blockpolilik alsmit der wachsenden Ueberzeugung— hier und im Lande— zu tun.daß die Militär- und Marinefragen mehr und mehr reine t e ch-n i s ch e Fragen werden! Mein Frnund Wiemer hat sich in seinerheutigen Rede mit Entschiedenheit zu diesem Standpunkt bekannt.den mein verstorbener Freund Rickert und seine näheren Partei-genossen seit langem vertreten haben.— Unbedingt muß daran fest-gehalten werden, daß solche Vorlagen aus nü-dlerner Erwägung desabsolut Notwendige» iniler Ausschluß aller phantastischen Pläne—für die sich hier leine Mehrheit finder» wird— zu beurteilen sind.Mit unserer Zustimmung zu dieser Vorlage legen wir uns keines-Wegs auf die eventuellen Vorschläge des Staatssekretärs für dieDeckung fest.(Hört! hört!) Wir werden diese Vorschläge vor-urteilslos prüfe», uns aber nnr ans Steuern einlassen, die unserenPrinzipien nicht zuwiderlaufen.(Beifall bei den Freisinnigen.)Abg. Liebermann». Sonnenbrrg(wirtsch. Vg.): Wenn HerrMommsen die Einigkeit der liberalen Parteien rühmte, scheint er dieVorgänge der letzte» Zeit nicht zu kennen.(Heiterkeit rechts und beiden Sozialdemokraten.) Im Interesse des Blocks würde ich wünschen,daß die Einigkeit Tatsache wäre. Der Vorlage stimmen meineFreunde zu, anch ohne daß die Kohlenfrage vorher geregelt ist. denndie Verstärkung unserer Wehrmacht zur See verträgt leine Vec-zögerung.Damit schließt die Diskussion. Der Gesetzentwurf wird gegendie Stimmen der Sozialdemokraten angenommen, deSgl. die Reso-lutionen.Darauf vertagt sich das Haus auf Donnerstag 1 Uhr. TagcS»Ordnung: Marinc-Etat, Jnstiz-Etat.Schluß 0 Uhr._Hbcfeordnetenbaus.20. Sitzung vom Mittwoch, den 29. Januar IVOS,11 Uhr.Am Ministertische: Beseler.Diezweite Beratung des JufiizetatSwird fortgesetzt.Abg. v. Brandensteia(k.): Im Moltke-Harden-Prozeß hättenvor allem die Vertreter der Presse ausgeschlossen werden wüsten:denn s i e sind eS, durch die die unsittlichen Dinge, die dort ver-handelt werden, in die Presse und damit in Häuser kommen, die ihreKinder davor nicht schützen können. DaS andere Publikum— essollen auch anständig gekleidete Damen darunter gewesen sein(Hziterleit), die genau wutzten, was dort verhandelt wurde, und auchsolche, die mit großen Opfern an Zeit hingekommen waren—brauchte gar nicht ausgeschlossen zu werden I Ich bitteden Herrn Minister, sich noch dazu zu äußern, wieer zum Ausschluß der Presse von solchen Prozessensteht. Er scheut sich vielleicht vor Eingriffen in die Justiz. Inanderen Fällen ist man aber vor solchen Eingriffen durchaus nichtzurückgeschreckt. Ich erinnere an den Erlaß des Reichskanzlers, esmöge weniger vom Zeugniszwang Gebrauch gemacht werden. Ichbin mit dem Inhalt dieses Erlasses durchaus nicht einver-st a n d e n; denn die Beseitigung des Zeugniszwanges kommt nurden Beleidigern zugute, die aus dem Hinterhalt ihre Mitmenschen,in der frivolsten Weise beleidigen. Man sagt, der Redakteurwird ja wegen Beleidigung bestraft. Das hat aber für den Be-leidigten gar keinen Wert, zumal die Geldstrafen so niedrig sind undfür etwaige Gefängnisstrafen ja die Sitzredaklcure da sind!Den Herrn Minister möchte ich auch fragen, waS die Justizbehördengegen clie StraKenclemontwationen clei» Sozial-Demokratiezu tun gedenken. In der Konnnission meinte der Herr Minister, dieSache wäre ganz neu, sie müffe erst ihren Gang durch die Instanzengehen. Er hätte Erkundigungen einziehen müssen, wie von"seinenBehörden die Sache behandelt worden ist. Wennzu Zeiten Teffcndorfsderartige Dinge passierten, lourde er zwar' nicht nervös, aber erergriff energische Maßregeln und hatte seinen Plan fertig, ehe dasoffizielle Material vorlag. Ich nehme an, daß der Herr Justiz-minister heute nicht mehr sagen wird: die Sache ist erst eben passiert,ich bin noch nicht informiert. Man sollte doch in solchen Fällenvorbeugen und es nicht erst zu blnligen Köpfen kommen lassen, wem?man es nicht vorzieht,die Massen unter die Feuerspritze zu nehmen.Wir müssendas allmähliche Einexerzieren der Revolntionsbatailloneabschaffe» und die Tchulc des Aufruhrs schlieszen.(Bravo l rechts.)Justizminister Beseler:Nach dem GerichtSverfaffunaSgesetz ist die Zulassung einzelnerPersonen bei Ausschluß der Oeffentlichkeit zulässig. Ich habe dieseBestimmung niemals dahin aufgefaßt, daß es richtig sei, bei AuS-schluß der Oeffentlichkeit gerade die Vertreter der Presse zuzulassen.Darin liegt ein gewisser Widerspruch.(Sehr richtig I rechts.)Gegen die Straßendemonstrationen sind die Staatsanwaltschaften an-gewiesen, unverzüglich und mit Nachdruck einzuschrciteu.Die einzelnen Fälle müssen aber erst geprüft werden.Die Schuldige»«erden jedenfalls streng bestraft werde»!Freilich find die NädcISflihrcr, die sich im Hintergründe halten,schwerer zu sasscu, als diejenigen, die auf die Straße gehen.(Sehrwahr! rechts.)Abg. Busch(Z.) fordert Gewährung von Diäten an Schöffenund Eeschworne und Beseittgung der Zeugniszwangshaft.Abg. Krause- Waldenburg(frk.): Meine Freunde stimmen mitHerrn Roeren dahin iibercin, daß der Ansbreitimg unstltlicher Bilderunter der Jugend mit allen Mitteln entgegengetreten wird. Einekörperlich und geistig verdorbene Jugend bedeutet eine Gefahr iür