Nr. 26. 25. Jahrgang.
90. Sigung vom Donnerstag, den 30. Januar 1908, nachmittags 1 hr. Am Bundesratstische: v. Tirpis, Dr. Nieberding. Auf der Tagesordnung steht die
zweite Beratung des Etats für die Verwaltung der kaiserlichen Marine.
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,, nicht mit Beschlag belegt" werden. Staatssekretär entlassen, wohl aber wird der Arbeitgeber unbequeme Arbeiter wird zugeben, daß ein Gerichtsschreiber fich nicht ohne entlassen."( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Genau so weiteres wird mit Beschlag belegen" laffen. Das Gebol, daß die liegt es mit dem Arbeiterausschuß; große Bedeutung wird ihm auf Gerichtsdiener mit den Reportern nichtsprechen dürfen, hat der den Werften in Kiel nicht beigelegt. Der Oberwerftdirektor, der an allen Herr Staatssekretär überhaupt nicht erwähnt. Die ganze Ein- Sizungen des Arbeiterausschusses teilnehmen soll, erscheint sehr selten richtung ist eben darauf zugeschnitten, die gesetzlichen Bestimmungen einmal, und wenn er erscheint, so tommt er nur, um den Arbeiter bezüglich des Ausschlusses der Deffentlichkeit zu umgehen,( Lebhaftes vertretern Vorhaltungen zu machen und verschwindet dann sofort, Sehr richtig! links) und diesen Zustand sollte der Staatssekretär ohne cine Antwort abzuwarten! Der Ausschuß muß seine Tagess gerade im Interesse des Ansehens der Kriegsgerichte selber be ordnung dem Oberwerftdirektor einige Tage vor der Sigung schrifte ſeitigen. Die Aeußerungen, die man in beteiligten Kreisen lich einreichen, und dieser hat das Recht, ohne Angabe von Gründen darüber hört, sind nicht parlamentarisch, und ich kann sie Streichungen daran vorzunehmen!( Hört, hört! bei den Sozialhier nicht wiedergeben. Die Herren von der Freifinnigen Partei demokraten.) Beschwerden werden meist erst nach Monaten erledigt. verden wie gesagt feineswegs mit dieser Antwort des Staats- Die meisten Beschwerden richten sich gegen Uebelstände bei der fetretärs zufrieden sein.( Buruf bei den Freisinnigen: Sind wir Affordarbeit. Die Praxis ist dann die, daß die Beschwerde an die auch nicht!) Sie sehen, daß der Plaz an der Sonne, den Sie jetzt betreffende Abteilung abgegeben und dort erledigt wird; die Be einnehmen( Seiterleit bei den Sozialdemokraten), und daß auch die schwerde wird also an diejenigen Personen zur Erledigung gegeben, Auszeichnungen, die einzelnen von Ihnen zu teil geworden sind über welche Beschwerde geführt wird! Der Gewerbeassessor vers ( Do1 bei den Freisinnigen), daß Ihnen das alles nichts nügt. Es langte vom Arbeiterausschuß, daß die Namen der Personen, die sich bleibt eben nach der Erklärung des Staatssekretärs alles beim alten, beschweren, angegeben werden sollten. Das lehnte der Ausschuß mit obgleich Sie sich jezt an der Regierungssonne wärmen. Recht ab, weil die Arbeiter dann erst recht Dransalierungen ausDen Ausführungen, welche Herr Kollege Struve über gesezt sind.( Bustimmung bei den Sozialdemokraten.) Hierzu beantragen die Abgg. Albrecht und Genossen( Soz.), in der letzten Zeile hinter„ Arbeiterausschüsse" einzuschalten und gemacht hat, kann ich mich anschließen; ich will nur hinzufügen, daß will ich an zwei Beispielen zeigen. Im Februar 1907 wurde einem die Lohn- und Maschinenfchreiber Welche Bedeutung man den Beschwerden des Arbeiterausschusses beilegt, Arbeiterorganisationen". Die Beratung beginnt bei:„ Fortdauernde Ausgaben", Gehalt es dieser Kategorie( ob sie nun Beamte oder Arbeiter genannt Arbeiter an der Streissäge der Arm zerfchnitten, weil eine werden, es kommt ihnen auf angemessene Löhne, auf die Möglichkeit Schuh vorrichtung fehlte! Der Mann konnte die Maschine Abg. Dr. Leonhart( frf. Bp.): Die Agitation des Flotten- einer angemessenen Eriſtenz an)[ Sehr richtig! bei den Sozialdemo- nicht einmal stillstellen, weil der Ausrücker sechs Meter davon Sozialdemo- huborrichtung vereins richtet sich gegen England; wir betonen, daß die Ber - traten], ich will also hinzufügen, daß die Leute vielfach zu leber entfernt angebracht war! In der nächsten Sigung des Arbeiterstunden auf den Werften Anspruch genommen werden, ohne dafür
Die Budgetkommission beantragt hierzu die folgende Resolution: Den Reichskanzler zu erfuchen, Arbeiten für die Marine verwaltung nur an folche Firmen zu vergeben, welche in Beziehung auf die Arbeitsbedingungen die gesetzlichen Vorschriften einhalten und, falls Tarifverträge für die betreffende Art der Arbeit am Drte des Betriebes gelten, nicht hinter den Bestimmungen diefer Tarifverträge zurückbleiben, sowie die Marineverwaltung anzuweisen, die Festlegung oder Neuordnung von Arbeitsbedingungen in den Reichsmarinebetrieben unter Mitwirkung der Arbeiter ausschüsse vorzunehmen."
des Staatssekretärs 44 000 m.
überhaupt keine Angriffsflotte haben. Aber
andererseits
eine besondere Entlohnung zu bekommen! Wenn der Staatssekretär Wandel schaffen wollte, würde ich ihm dankbar sein.
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Der
In der darauf folgenden Sigung erscheint der Oberwerftdirektor und In meinen weiteren Ausführungen will ich mich auf spricht dem Ausschuß seine Mißbilligung aus!( hört! hört! fann feine Rücksicht auf das Ausland uns hindern, den notwendigen bei den Sozialdemokraten.) Später wurde dann eine Schutzvorrich die Verhältnisse der Arbeiter auf den Werften, Ausbau unserer Flotte vorzunehmen. Der Flottenverein tadelte die tung angebracht, aber als eine neue Maschine aufgestellt wurde, Tange Bauzeit unserer Schiffe, und in der Tat ist sie zu lang. hauptsächlich auf der Werft in Kiel , beschränken. Ich habe wiederholt wurde der Ausrücker auch hier wieder 6 Meter davon, an einer ganz Der Redner bringt eine Reihe von Klagen einzelner Beamten auch von dieser Stelle aus erklärt, die Arbeiter sollten selbst dafür verkehrten Stelle angebracht! Man sollte also den Nat der Arbeiter fategorien vor und tadelt speziell die sogenannten„ Tafelgelder" forgen, daß Mißstände im Betriebe gebessert werden, indem fie an bei Anbringung solcher Schutzvorrichtungen hören.( Sehr richtig! für Offiziere, die nicht der altpreußischen Sparsamfeit entsprechen. der zuständigen Stelle vorstellig werden und auf Abstellung der bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Struve( frs. Vg.): Ich möchte die Aufmerksamkeit des Mißstände bringen. Das ist mein Standpunkt bon jeher In einem anderen Falle verlangte der Arbeiterausschuß am Staatssekretärs auf den Ausschluß der Deffentlichkeit bei den Kriegs- gewesen. Aber bei den Arbeitern der Reichswerft in Stiel liegt 3. Oftober 1907 durch schriftliche Eingabe beim Gewerbeafter cine gerichten lenken. Die Deffentlichkeit hat sich vollständig bewährt; es anders, hier gibt man ihnen nicht die Möglichkeit, einen neue Schußbrille an Stelle einer zerbrochenen. Am 13. Januar 1908 aber die Geschichte der Marinegerichtsbarkeit ist nicht frei von Aus- genügenden Einfluß auf die Lohn- und Arbeitsbedingungen aus- war diese Schußbrille noch nicht vorhanden! Wenn infolgedessen fchluß der Deffentlichkeit bei Verfahren gegen Offiziere. Auch verletge üben zu können. Dem Arbeiterausschuß wird nicht Gehör ge- ein Unfall passiert, so gibt man den Arbeitern schuld! man die Verhandlung öfter an Bord der Kriegsschiffe, fchenkt. Die Mitglieder werden, wenn sie das Intereffe der Staatssekretär wird sagen: wenn es den Arbeitern nicht paßt, wo die Depentlichkeit nicht ausgeschloffen war, aber eben nicht er- Arbeiter vertreten, entlassen. So ist zum Beispiel den Mitgliedern tönnen sie ja gehen. Dieser Grundfaz fann aber bei einem fcheinen fonnte( hört! hört! lints) zum Teil, weil die Erlaubnis des Arbeiterausschusses in Kiel von dem Oberwerftdirektor gesagt Betriebe, der angeblich ein Musterbetrieb sein soll, zum Betreten des Kriegsschiffes nicht gegeben wurde- aus Mangel worden, wenn sie die Eingabe, die im März b. J. an den Reichstag nicht maßgebend sein. Man soll doch auf die Wünsche au Raum!( Hört! hört! links.) Neuerdings haben verschiedene übermittelt ist, unterschreiben, so würden sie entlassen!!.( Sört des Arbeiterausschusses größeres Gewicht legen und lieber Herren erklärt, fie betrachten die Presse als ein nicht immer ganz hört! bei den Soz.)( In dieser Eingabe handelte es sich hauptsächlich davon absehen, seine Mitglieder für andere Dinge in Anspruch zu vermeidendes Uebel". Den Kriegsgerichtsräten bei der ersten darum, die Kompetenzen des Arbeiterausschusses zu erweitern, zu nehmen. So besteht das eigentümliche Verfahren bei der Werft Marineinspektion wurde die Auskunfterteilung an die Presse verboten, ihm einen Einfluß auf die Arbeiterverhältnisse zu geben.) Die in Kiel , daß die Ausschußmitglieder angehalten werden, bei den Gerichtsdienern wurde unter Androhung von Strafe ber- Erklärung des Oberwerftdirektors ist keineswegs eine leere Drohung. der Kaifergeburtstagsfeier Nieden zu halten!( Hört hört! bei den boten, mit den Berichterstattern überhaupt zu sprechen.( Hört! Wir haben vielmehr gesehen, daß Arbeiter, welche irgendwie von Sozialdemokraten.) Man braucht nun tein Sozialdemokrat zu sein, hört! links.) Das Vertrauen zur Rechtsprechung der Marinefriegs- dem Recht, das sie zu haben glaubten, für die Arbeiter einzutreten, um eine solche Feier, bei der die Arbeiter natürlich die Kosten gerichte muß unter folchen Zuständen sehr leiden. entlassen wurden. In der Betriebskrankenkasse in Kiel ist ein tragen müssen, nicht etwa die Werftverwaltung( hört! hört!) Staatssekretär v. Tirpit: Ueber den Ausschluß der Deffentlich- Rechnungsführer auf Kosten des Arbeitgebers, eben der Marine- für überflüssig zu halten; jedenfalls sind aber solche Reden keit ist die Marineverwaltung nicht in der Lage, den Kriegsgerichten verwaltung, angestellt, außerdem sind noch zwei Hülfsarbeiter auf überflüssig. Die Ausschußmitglieder erklärten, das wäre Vorschriften zu machen. Bezüglich der Marine- Ingenieure bemerke Sosten der Stasse angestellt. Nun sollte ein dritter Hülfsarbeiter an eigentlich nicht ihre Aufgabe. Da wurde ihnen erwidert, sie ich, daß deren Verhältnisse gerade aus eigener Jnitiative der Ver- gestellt werden, und da erklärte der aus Arbeitern bestehende Bor - wollten doch sonst immer Erweiterung ihrer Stompetenzen, aber waltung sehr erheblich verbessert, ihre Stellung wesentlich gehoben stand, wenn dieser Hülfsarbeiter auf Kosten der Kaffe angestellt Reden zu Kaisers Geburtstag wollten sie nicht!( hört! hört! bei ift. Die Marineverwaltung hat volles Verständnis dafür, ihre werden solle, so müsse auch der Vorstand auf die Befehung der den Sozialdemokraten.) Wenn man den Arbeitern mit solcher MißBeamten gut zu stellen, und wird tun, was in ihrer Macht steht. Stelle einen Einfluß haben, und er wollte die Stelle aus- achtung begegnet, dann ist es ganz erklärlich, daß wir hier Jahr für Von dem Vorsißenben, dem Vertreter der Betriebs- Jahr genötigt find, Beschwerden der Arbeiter vorzutragen. In Abg. Legien( Soz.): verwaltung, wurde darauf erklärt, der Vorstand habe dieses Recht Privatbetrieben würde eine solche Mißachtung der Arbeiter zu Die Antwort, welche der Herr Staatssekretär dem Kollegen nicht, sondern das Recht der Anstellung habe ausschließlich der einem Streit führen. Das geschieht hier nicht; denn die Dr. Strube über den Ausschluß der Deffentlichkeit gegeben hat, wird Arbeitgeber! Nach dem Wortlaut des Gefeges kann diese Arbeiter find es gewöhnt, insbesondere die organisierten, die Herren Freifinnigen keineswegs befriedigen. Der Herr Staats- Frage zweifelhaft fein, und der Vorstand der Krantentasse erklärte so lange die Möglichkeit geboten ist, ihren berechtigten Befelretär erklärt einfach, der Ausschluß der Deffentlichkeit sei durch deshalb: Da die Rechtsfrage strittig ist, wollen wir eine Entscheidung schwerden Abhülfe zu schaffen, vom Streit abzusehen. Hier das Gefes geregelt, und die Marineverwaltung habe fein Recht, im Wege des Verwaltungsstreitverfahrens bei dem Bezirksausschusse bietet sich eben diese Gelegenheit darin, daß die Arbeitervertreter den Gerichten Vorschriften zu machen. Bei den Beschwerden herbeiführen. Als nun ein Mitglied des Vorstandes auf der Forderung im Parlament beim Marineetat die Beschwerden vortragen können. des Kollegen Struve handelt es fich aber un etwas bestand, daß man sich an den Bezirksausschuß wenden solle, wurde Würde die Reichsmarineverwaltung auf die Wünsche der Arbeiter anderes. Er hat darüber lage geführt, daß die er kurzerhand entlassen!( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) genügend Rücksicht nehmen, so würde der Staatssekretär nicht nötig Deffentlichkeit dadurch ausgeschlossen wird, daß die Verhandlung Diefer Arbeiter, Röschmann mit Namen, war schon jahrelang haben, sich Jahr für Jahr von mir oder anderen die Beschwerden nicht im Gerichtssaal, sondern an Bord eines Kriegs- auf der Werft tätig. Am 18. Dezember v. J. wurde dem Vorstande der Werftarbeiter vortragen zu lassen. schiffes stattfindet, und in dieser Richtung sollte der Staatssekretär vom Borsigenden des Gewerbegerichts erflärt: wenn er weiter auf Im allgemeinen gehen diese Beschwerden nach zwei Richtungen: wohl einen Einfluß ausüben fönnen, um Wandel zu schaffen. Das der Forderung, sich an den Bezirksausschuß zu wenden, bestehe, so Es wird zunächst darüber geklagt, daß bei der Verbot an die Gerichtsschreiber, mit den Berichterstattern zu ver- würden die Arbeiter ja sehen, was gefchehe. Als sie nun fragten, Feststehung der Affordlöhne handeln, so erklärte der Staatssekretär, sei deshalb ge- ob es ihnen etwa fo gehen folle wie Röschmann, fagte der Herr: ganz willkürlich verfahren wird. Besonders groß ist die Wintür bei geben, damit die Gerichtsschreiber von den Berichterstattern Sie fprechen es ja aus! Ich habe ja teine Macht, Sie zu den Formern. Diese haben einen gemeinschaftlichen Akford, der
Kleines feuilleton.
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Hundert werden wohl trotzdem ein Mittel finden, ihren Durst zu füchtigen Schwiegervaters berührt, ist voll dichterischer und Stimmungsstillen. In einer streng antialfoholischen Gemeinde Norwegens trant schönheit. Gs fand verständnisvolle Zuschauer. ein Durstiger fo viel haartvasser, daß er schließlich starb. Dieser bie man in Norwegen gemacht hat, nicht ohne Intereffe. Mit dem Fall steht nicht vereinzelt da, und jedenfalls ist eine Beobachtung, Anwachsen der Temperenzbetvegung ist merkwürdigerweise auch der Parfümverbrauch in rätselhafter Schnelligkeit gestiegen. Humoristisches.
Die englischen Studenten und der Sozialismus. Die Gesellschaft für Soziologie an der Universität von Manchester veranstaltete jüngst eine Diskussion über den Sozialismus. Vertreter der studentischen Verbände der Universitäten von Orford, London , Liverpool, Leeds und Sheffield waren dazu geladen. Zwei tüchtige Redner traten in die Schranken, von denen der eine für, der andere Die Majestätsbeleidigung in Musterbeispielen. gegen den Satz argumentierte, daß der Sozialismus die einzige ( Indirekte Majestätsbeleidigungen nach Memeler Vorbild.) wissenschaftliche Lösung des Problems der Armut biete". Profeffor S. J. Chapman führte den Vorsiz und 166 Studenten bildeten die X. geht ins Kaffeehaus und bestellt sich eine Schale Melange. Zuhörer, denen gestattet war, sich später an der Diskussion Er schmeckt eine ölige Bohne heraus und schimpft auf den Staffee. zu beteiligen. Der Geistliche J. A. Carlyle von Orford eröffnete Majestätsbeleidigung! Denn: das Redetournier und trat mit aller Entschiedenheit für den Der Staffee tommt aus den Kolonien. Wer den Kaffee beschimpft, Sozialismus ein. Seine Ausführungen wurden durch lauten Beifall beleidigt die Kolonien; und nicht bloß diese, sondern auch die Der Gegner gab der Befürchtung Ausdruck, daß der Kolonialpolitik, deren Linien vom Kaiser vorgezeichnet werden. Sozialismus den wirtschaftlichen Ruin für ein Land bedeuten würde, Ergo. das auf eine geschickt geleitete Industrie und auf den Welthandel 9. fommt unter ein Töff- töff und schreit, indem er sich die zerangewiesen sei. Er wollte die Schäden der Gesellschaft furieren quetschten Knochen befühlt: Die verdammten Autos soll alle der Deibel holen! durch ein verbessertes Armenrecht, höhere Bildung der Massen und durch eine Reform der Zollgefeßgebung. In der folgenden Diskussion famen die verschiedenartigsten Ansichten zum Ausdruck. Er hat vergessen hinzuzufügen: Ausgenommen selbstverständlich das Eine Resolution, die sich für den Sozialismus als Lösung des kaiserliche Automobil. Problems der Armut erklärte, wurde schließlich mit 96 gegen 70 3. torkelt bei Nacht auf der Straße und singt dabei:„ Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann!" Majestätsbeleidigung! Denn:
belohnt.
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Stimmen angenommen.
Majestätsbeleidigung! Denn!
Notizen.
( Lustige Blätter.")
Man braucht diefen Diskussionen gewiß feine allzu große Bedeutung zuzumeffen, aber sie sind doch ein Zeichen dafür, daß im Er weiß ganz genau, daß der Kaiser niemals einen Nausch gehabt verschrienen Manchesterlande England der Sozialismus in den Mittel- hat. Jns Loch mit dem Lästermaul! punkt des öffentlichen Interesses gerückt ist. Und wir erinnern uns an die unsägliche Erbärmlichkeit unserer Universitätszustände: auf deutschen Universitäten darf tein sozialistischer Dozent lehren und an den preußischen Kleinkinderbewahranstalten ist es den Studenten Theaterchronit. Jm Neuen Schauspielhaus verboten, in ihren privaten Vereinen Sozialisten zu Worte fommen ist die Aufführung des neu einstudierten Grillparzerschen Lustspiels zu lassen. Das nennen unsere Professoren, die für Groteskkomit Web dem, der lügt" auf Dienstag, den 4. Februar, verschoben wenig Sinn haben, Lehr- und Lernfreiheit. Und das läßt sich die worden. Die Lorging Oper nahm das Singspiel Das ungeheure Mehrzahl der akademischen Jugend gern gefallen. So Tanzverbot", das M. 2. Hassenkamp komponiert hat, zur Auftief ist Deutschland selbst in den Zeiten des seligen Bundestages und führung an. der Demagogenriecherei nie gesunken.
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-Theaterschau. Die Wiener Freie Volfsbühne will ihren Mitgliedern nicht bloß Theaterstücke zu fleinen Breisen bieten, Energische Affoholgegner. Der Kampf gegen den Alkohol wird sondern literarisch anregend und neues vermittelnd wirken. Gie nirgends mit solcher Energie durchgeführt, wie in den nordischen hat jetzt einem italienischen Dichter zur deutschen Uraufführung verReichen. In Finnland untersagt ein neues Gesetz den Handel mit holfen. Im Theater in der Josefstadt wurde den dreiaftigen SchauSpirituosen und in Norwegen gehen die städtischen Behörden mit ſpiel Die Witwe" von Rerato Simoni in der Ueberlegung größter Schärfe vor gegen alle jene, die dem Alkohol sich zu freund- von Armin Friedmann der Weg gebahnt. Die Witwe des Sohnes, lich erweisen. Jn, Schweden und in Dänemark macht die Temperenz- die er wider willen der Familie geheiratet, wird zu den bewegung von Jahr zu Jahr größere Fortschritte. Von den Faröer Schwiegereltern ins Haus genommen. Sie erobert sich die Herzen, Inseln tam in diesen Tagen die Kunde, daß die gesamte Bevölkerung die ihr zuerst feindlich waren, und belebt das Haus, und dann fehrt bon 15 000 Seelen durch ein Plebiszit beschlossen, jeden Verkauf oder sie an der Hand einer neuen Liebe ins Leben zurück. Der Vater Verbrauch von Spirituosen radikal zu verbieten. Männer und fühlt nun erit seine ganze Verlassenheit, die Mutter aber findet Trost Frauen nahmen an der Abstimmung teil und von den 3000 ab- in dem Erinnerungsfultus für den Sohn, der ihr nun allein gehört. gegebenen Stimmen stimmten nur 100 gegen den Vorschlag. Die Das zarte Seelenstück, das doch auch ganz leise die Komil des eifer
Holger Drachmanns Grab. Die Urne mit der Asche Wunsche des Verstorbenen in einer der äußersten Dünen bei Stagen des dänischen Dichters ist, wie die„ Köln . Ztg." meldet, nach dem beigesetzt worden. Hier hatte man in der Eile nach einer Zeichnung des Malers Kröhr eine würfelförmige Grabkamuner aus Stein ers baut. Sie liegt ganz im Sande der Düne versteckt; nur die Borderfachen Aufschrift Holger Drachmann ist sichtbar. feite mit der eine große Lyra darstellenden Tür und der ein
am Sonntag die Beisetzung der Asche des Dichters in einem feierlichen Alte vollzogen. Dr. Wilhelm Andersen hielt dabei eine furze Weiherede, die also begann:„ Wir bestatten Dich, Holger Drachmann , wie Dirs gebührt, nicht in der Erde, die nimmer Deine heimstätte war, sondern zwischen den Elementen: Meer, Sturm und Sand. Nun hast Du Frieden. Deine Asche ruht auf geweihtem Grunde, doch Deine Seele lebt. Sie lebt hier, wo Deine
Heimat war."
- Ein Abt als Vorläufer Darwins. In Brünn foll dem 1884 verstorbenen Abt J. G. Mendel ein Denkmal errichtet werden.( Was überflüssig ist.) Aber nicht uninteressant ist es, daran zu erinnern, daß dieser Abt, der ein eifriger botanischer Experimentator war, in den fünfziger Jahren zur Theorie der Bildung neuer Pflanzenarten fam. Nach Erscheinen von Dartvins grundlegendem Werke Ueber die Entstehung neuer Arten" erwies Mendel dann die Richtigkeit Darwinscher Lehren durch vielfache Pflanzenversuche. Gewisse Regeln, die bei Kreuzungen zutage treten, tragen den Namen Mendels.
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Eine Vorkämpferin der weiblichen Aerzte. Außerhalb des Kreises der Fachgenossen ist das eigenartige Jubiläum, das der erste weibliche Doktor der Medizin vor einigen Wochen gefeiert hat, unbeachtet geblieben. Diese Vorkämpferin des weiblichen Aerztewesens ist eine Russin mit dem umständlichen Namen Nadezhda Prokoffiewna Sußlowa Golubelva, die nicht nur in Rußland , sondern in ganz Europa der erste weibliche Doktor der Medizin gewesen ist. Es sind gerade 40 Jahre vergangen, seit diese verdienstvolle Aerztin ihre erste Vorlesung gehalten hat, deren Thema war:„ Der Beruf des Doktors der Medizin für Frauen". Im Jahre 1863 batte Frau Sußlowa- Golubetva privatim die Vorlesungen der medito- chirurgischen Akademie in Petersburg mit besonderer Ge nehmigung des Kurators besucht, nachdem sie die Schlußprüfung an einem der Gymnasien abgelegt hatte.
Ein Kulturwerk in Holland , das seit JahrHunderten geplant ist, wurde am 1. Januar definitiv in Angriff geo nommen. Es handelt sich um die Trockenlegung der Zuidersee. Die Bauarbeiten sind auf acht Jahre berechnet und hofft man bestimmt, daß zwei Jahre später, also im Jahre 1917, das Land fulturfähig sein und Holland damit 19 500 Hektar sehr ertragreichen Boden gewonnen haben wird. Die Kosten des Riesenunternehmens, die durch das Parlament bewilligt wurden, glaubt, die holländische Regierung allein durch den Verkauf des neugewonnenen Landes wieder einzubringen.