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Br. 26. 25. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Freitag, 31. Januar 1908.

Arbeitslofenverfammlungen in Rixdorf. einer Erscheinung zu tun, die unabänderlich iſt? Nein, der Uebel- seit längerem unter einer zum Teil durch eine verlehrte Zollpoliti

In Rigdorf fanden gestern vormittag wieder einmal Straßen­demonstrationen statt. Sie waren aber nicht etwa von den arbeits­losen Arbeitern veranstaltet, die sich zu Tausenden, aber in aller Ruhe und ohne besonderes Aufsehen zu ertegen, vei oppe in der Hermannstraße und bei Thiel in der Bergstraße bersammelt hatten, sondern von der Polizei, die, des Suchens nach unauffind baren Mördern und Verbrechern überdrüssig. nun ihre beste Straft einsette, um Rigdorf und seine Umgegend bor bermeintlich furcht­baren Gefahren zu bewahren. Was Rigdorf selbst an Polizeileuten zur Verfügung hat, reichte sicherlich nicht aus, um dem schrecklichen Feind erfolgreich die Stirne bieten zu können. Darum tamen schon frühzeitig große Truppe

reitender Schuhleute aus Berlin

herbeigeeilt. Ein Gerücht, wonach am gestrigen Tage die vater. Landslosen Gefellen in Rigdorf die öffentliche Gewalt an sich reißen wollten, und dann die Revolutionsheere sofort nach Berlin mar­fchieren sollten, um die Reichshauptstadt zu unterjochen, war offen­bar auch nach dem Alexanderplatz gedrungen. Hier sah man der Gefahr mit der altgewohnten Tapferkeit entgegen. Alles wurde aufgeboten, um den heimtüdischen Plan der Rigdorfer im Keime zu erstiden. Es gelang denn auch und es gelang so gut und ohne jede weitere Anstrengung, daß den Unbeteiligten die friegerischen Maßnahmen der Polizei als gänzlich überflüssig erschienen und bei manchem ein höhnisches Lächeln hervorriefen, das wohl soviel fagen wollte wie: Arbeitslose überwachen" ist gewiß leichter, als Mörder fangen.

Massen. Gibt es natürliche Gründe dafür, haben wir es mit Lebensmittelteuerung in Desterreich. Auch Desterreich leidet schon stand ist nur in dem herrschenden System der kapitalistischen Pro- hervorgerufenen schweren Lebensmittelteuerung. Im österreichischen duktion begründet, das die tollsten Widersprüche zutage fördert. Konfumverein" finden wir eine Zusammenstellung der Preise der Da sind Leute obdachlos und arbeitslos, weil es zu viele Woh- wichtigsten Lebensmittel im Oftober 1902 und 1907, der wir folgende nungen gibt und teine Häuser gebaut werden, um ihnen Arbeit zu Angaben entnehmen: geben. Die Arbeitslosigkeit der Massen zieht weite Streise in Mit­1902 1907 Steigerung leidenschaft, und je länger fie andauert, desto schlimmer werden Heller die von ihr ausgehenden Wirkungen. Reich, Staat und Kommune 1 kg Auszugmehl haben alle Ursache, Mittel zur Einschränkung der Arbeitslosigkeit 1. Erbsen, gespalten. anzuwenden. Der Redner empfiehlt die schon früher von ihm i vertretene Einrichtung einer Arbeitslosenversicherung 1 Butter. bon Reichs wegen, ähnlich der Unfall-, Kranken- und Inva- 1 Ltr. Milch lidenversicherung. Wenigstens ein Minimum zum Leben sollte 1 Ei dem Arbeitslosen gesichert sein. Der Staat müßte veranlaßt 1 kg Kartoffeln werden, helfend einzugreifen durch Vornahme großer und allge- 1 Semein nüßlicher Arbeiten wie

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Linfen .

Heller in Broz.

33

38

15,1

44

54

22,7

51

82

60,7

260

290

11,5

25

30

20,0

6,6

7,5

13,6

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10,5

31,2

19

1

Rindfleisch( hinteres mit Knochen) 151,11 Kalbfleisch " Schweinefleisch

176,43

16,9

141,05

173,3

22,8

142,05

176

23,8

174 155

199

14,3

209

34,8

1

P

Kots

Eine Teuerung der notwendigsten Massenkonsumartikel von 11,5 bis 60,07 Broz! Trotzdem wagte es der christlich- soziale Abgeordnete Bielohlawet bei Beratung der sozialdemokratischen Dringlichkeits­anträge von einem Teuerungsschwindel" zu sprechen.

Kanalanlagen, Bahnbauten, Urbarmachung von Debland usw. 1 Jn sehr vielen Städten find neue Bahnhöfe eine dringende 1 8tr. Steinkohlen. Notwendigkeit geworden. Die Kommunen könnten viel leisten, wenn sie Schulen bauen lassen, über deren Mangel regelmäßig lage geführt wird; wenn die se analisation in den Städten eingerichtet würde, wo sie nicht besteht, wäre Arbeit genug vor­handen. Eine allgemeine Regelung der Arbeitszeit würde segensreiche Wirkungen haben. Gegenwärtig werden in jeder Krisis die Arbeiter gezüchtigt für die Sünden der Kapitalisten. Der Redner wies zum Schluß seiner Rede auf die Bestrebungen der Sozialdemokraten hin, die Produktion fozialistisch einzurichten und damit den Forderungen der Arbeiter und Arbeiterinnen als Kulturmenschen gerecht zu werden.

Nachdem der allgemeine laute Beifall der Versammelten ver­flungen war, brachte der Vorsitzende die Resolution zur Verlesung, die schon in den vorhergehenden Arbeitslosenversammlungen ange­nommen und auch im Vorwärts" bekannt gegeben worden ist. mit träftiger Zustimmung wurde der Passus begrüßt, daß die Ar­beitslosen jede Hülfe zurückweisen, die den Charakter der Armen­unterstübung trägt. Die Resolution fand einstimmige An­nahme.

Obgleich die Versammlung bis auf den letzten Platz gefüllt war, hatte die Polizei nicht abgesperrt.

Der Verkehr regelte sich in ruhiger Weise, auch ohne Absperrung. Vor dem Beginn der Versammlung war ein halbes Dußend Schuß­leute in der Nähe von Hoppes Lokal zu sehen, ohne daß irgend ein Grund dazu ersichtlich war. Die Zahl der Schußleute verdreifachte sich aber sofort, als die Versammlung geschlossen wurde und die Menge auf die Straße drängte. Ein Leutnant gab Befehle, als erwarte er etwas; auch die Berittenen ließen sich sehen. Aus der Menge erfolgte keinerlei Sundgebung und ruhig ging man aus­einander. Das Polizeiaufgebot sah aus, wie das

lebendige schlechte Gewissen der herrschenden Klaffe,

Aus Industrie und Handel.

Ernte.

Bei Thiel war der große Saal schon lange vor Beginn der Versammlung bis auf den legten Stehplatz voll von Arbeitslosen, jungen Leuten, Leuten in den besten Jahren und älteren. Auch eine Anzahl Frauen waren da, aber nicht sehr viele. Für Frauen, die gewohnt sind, Lohnarbeit zu verrichten, gibt es ja in Zeiten der Arbeitslosigkeit soviel häusliche Arbeit zu verrichten, daß sie nur ungern die Zeit opfern, um in eine Arbeitslosenversammlung zu gehen. Den Versammlungsbesuchern sah man vielfach die Ent­behrung an. Es herrschte denn auch die Stimmung, die die Not hervorbringt, von der man nicht weiß, wann und wie sie enden wird. Nur der Gedanke, daß Kräfte in der Gesellschaft tätig sind, die diesem wahnsinnigen Zustand, wo arbeitsfreudige und arbeits­tüchtige Menschen müßig gehen und nicht wissen, wie und wo sie fich Nahrung und Notdurft des Lebens beschaffen sollen, ein Ende machen werden, wedte einen Schimmer von froher Hoffnung. Der Referent, Reichstagsabgeordneter Emmel aus Mülhausen , hob denn auch in seinem Vortrage diesen Gedanken start hervor und unterließ es nicht, die Versammelten darauf aufmerksam zu machen, daß jeder aufgeklärte Arbeiter berufen ist, mit ganzer Kraft für eine Gesellschaftsordnung zu wirken und zu streben, in der es jedem möglich ist, zu arbeiten und von den Früchten seiner Arbeit ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Im übrigen schilderte der Redner treffend die Ursachen der Arbeitslosigkeit, die tapita­listische Wirtschaftsordnung mit ihrem Wechselspiel von Prosperität das den Arbeitslosen immer zutraut, sie könnten jeden Augenblick und Krise, mit ihrer scheinbaren lleberproduktion, die die Arbeits- die Geduld verlieren und daß sie deshalb ängstlich überwacht werden kräfte lahmlegt, die Arbeitermassen zu Hunger und Entbehrung müssen. verurteilt, weil sie zu viel geschaffen haben. Dann wies der Redner vor allem darauf hin, daß Reich, Staat und Gemeinden die Pflicht haben, für Arbeit und Berdienst zu sorgen, die Arbeitslosen nicht zu bitten, sondern zu fordern haben, daß man sie nicht schonungs­los der Not preisgibt, die nicht durch ihr Verschulden, sondern durch die unzweckmäßige Wirtschaftsordnung und durch törichte Gesetze, Das Jahr 1907 mit seiner ungünstigen Entwickelung für die wie durch den Zolltarif, noch verschärft würde. Der Vortrag fand lebhaften Beifall. Der Vorsitzende, Genosse Arbeiter hat den Unternehmern reichliche Ernte eingebracht. Die Hendrischte gab bekannt, daß der Magistrat und sämtliche meisten industriellen Unternehmen bringen für das letzte Jahr er­Stadtberordnete von Rigdorf schriftlich zu der Versammlung ein höhte Gewinne heraus. Die Bergwerksgesellschaft Hibernia, die für geladen waren, und forderte nun zunächst vielleicht anwesende 1905 einen Betriebsüberschuß von 10%, Millionen Mark erzielte, Gegner auf, ihre Meinung zu sagen. Es meldete sich aber keiner. schloß für 1906 mit einem Ueberschuß von 15 Millionen Mark und In der Diskussion sprach zunächst Genesse Franke im Sinne des für 1907 mit 15%, Millionen Mark ab. Die Aktionäre der Glas­Referats. Dann kam ein Redner zu Worte, der in langen Aus- und Spiegelmanufaktur in Schalte sollen für das Geschäftsjahr 1907 führungen und mit törichten Redensarten über verschiedene Streits 14 Prozent Dividende erhalten. Die Chemnitzer Aftienspinnerei sprach, leitende Personen in der Gewerkschafts- und Parteibewegung wie den Vorwärts" zu beschimpfen suchte und die Absicht zu haben in Chemnitz will für das legte Jahr 10 Prozent verteilen, gegen schien, Zwietracht in der Arbeiterschaft zu säen oder die Versamm 3 Prozent im Vorjahre. Bon 11% auf 15 Prozent geht die lung zu sprengen. Nachdem die Versammlung das eine gute Weile Dividende für die Aktionäre der Mechanischen Baumwollspinnerei ruhig mit angehört hatte, mußte er das Spiel verloren geben. Kaufbeuren hinauf. Der Neptun", Schiffswerft und Maschinen­Von den sozialdemokratischen Stadtverordneten sprach Genoffe fabrit in Rostoc erhöht die Dividende von 6 auf 7 Prozent. Die Conrad, der zunächst dem vorigen Redner die Wahrheit sagte Leipziger Baumwollspinnerei bringt 16 Prozent heraus. und dann erklärte, daß die sozialdemokratische Interpellation über die Arbeitslosigkeit in der nächsten Sibung des Stadtparlaments 1 Prozent auf 13% Prozent erhöhte fich die Divivende der Gummi­zur Sprache gebracht werde und die sozialdemokratischen Vertreter fabrik in Groschwitz . alles aufbieten werden, damit städtische Arbeiten sofort in Angriff genommen werden, um den Rigdorfer Arbeitslosen soweit wie nur irgend möglich lohnende Arbeit zu verschaffen. Genosse Emme! machte in feinem Schlußwort besonders darauf aufmerksam, daß städtische Arbeiten in eigener Regie und nicht durch Zwischen­unternehmer ausgeführt werden sollten, und erwähnte die Erfolge. die hiermit in Mülhausen , wo er selbst dem Stadtparlament an­gehört, erzielt worden sind. Auch warnte der Redner vor den Quertreibereien innerhalb der Arbeiterschaft, wie sie hier in der Versammlung von jenem einen Diskussionsredner bersucht wurden. Der Vorsitzende madyte zum Schluß darauf aufmerksam, daß sich jezt häufig

allerlei zweifelhafte Elemente

in die Arbeiterversammlungen zu schleichen suchen, und warnte vor Provokationen.

Auf der Straße wimmelte es bon Schuhleuten und Geheimen. Aus den Bürgerfälen"( Rigdorfer Theater), die einige Häuser vom Thielschen Lokal entfernt liegen, tamen Trupps Berittener und Schußleute zu Fuß. In jenem Lotal war eine fliegende Polizei­wache eingerichtet, wo wohl mehr denn hundert Beamte die Ents wickelung der Dinge abgewartet hatten. Sie fanden aber feine Gelegenheit, irgendwie einzugreifen. Die Versammlungsbesucher entfernten sich in aller Ruhe.

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1907 einen weiteren Aufschwung genommen. Der Verband der schweizerischen Konsumvereine hat im Jahre Die Zahl der ihm angeschlossenen Genossenschaften stieg von 287 bis 250, der Mit­lieber bon 152000 auf 170 000. Der Warenumsag erfuhr eine glieder von 152 000 auf 170 000. Erhöhung von 10 648 460 Frant auf 14 354 809 Frant, um 3 706 34 Frank oder 34,8 Proz.

Soziales.

Prolongierte Probeengagements.

zu der in Nr. 20 mitgeteilten Verhandlung vor dem Kauf­mannsgericht macht uns die Auer- Gasglühlichtgesellschaft zwei Mit­teilungen. Die erste bezieht sich auf die als gegen die guten Sitten verstoßend gerügte Bertragsklausel. Die Firma schreibt:

Bei Unterzeichnung der Klausel, welche die Firma cr mächtigt, den Reisenden bei Nichterreichung eines bestimmten Wochenumsazes zu entlassen, ist, wie der Kläger selbst in der Verhandlung vorgetragen hat, den Reisenden ausdrücklich erklärt worden, daß eine Entlassung niemals lediglich wegen zu geringer Erfolge, sondern nur dann eintreten würde, wenn außerdem Grund zu der Annahme vorläge, daß der Neisende seinen Ver­pflichtungen nicht mit der erforderlichen Sorgfalt nachgekommen ist. Nach diesen Grundsäßen ist denn auch stets verfahren worden. Nur in ganz vereinzelten Ausnahmefällen sind Ent­lassungen vor ordnungsmäßigem Ablauf des Engagements er= folgt, und insbesondere sind von den mit dem Kläger zugleich engagierten Herren nicht der größte Teil", sondern nur zwei, und zwar der eine nach 2 Monate langer, der zweite nach mehr als 3 Monate langer Tätigkeit entlassen worden, nachdem überdies die Herren wiederholt darauf hingewiesen worden waren, daß, falls sie nicht mehr Eifer zeigten, die Firma von ihrem Entlassungsrecht Gebrauch machen müsse."

Dadurch, daß die Firma von der Klausel danach in der Regel feinen Gebrauch macht, verliert die Vertragsklausel selbst nichts von der vom Gericht hervorgehobenen Eigenschaft. Die Beseitigung einer solchen Atlausel täte not.

Ueber die nach dem Vortrag des Klägers diesem ihm erteilte Antwort: Wir haben kein Asyl für Obdachlose!" bemerkt die Firma:

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Der Kläger hat zwar eine solche Bemerkung, die wir, falls fie erfolgt wäre, auf das schärfste verurteilen würden, vorge­bracht, aber selbst nur behauptet, daß dieselbe von einem der unteren Beamten, der mit der Geschäftsleitung nichts zu tun hat, ausgegangen sei. Von unserem Vertreter ist in der Ge­richtsverhandlung die diesbezügliche Behauptung des Klägers fogleich bestritten worden."

Zum Kapitel der Leutenot auf dem Lande dient folgende Leidensgeschichte einer ostpreußischen Landarbeiter. Um familie. Auf dem Gute Schugsten im Kreise Fischhausen , welches einem Herrn Hauptmann Rechholz gehört, wohnt seit länger als 2 Jahren eine Landarbeiterfamilie, bestehend aus Mann, Frau und drei Auch das Geschäftsjahr 1906/07 hat durchweg hohe und ge- noch nicht schulpflichtigen Kindern. Der Mann arbeitet auf dem steigerte Gewinne erbracht, wie die folgende Aufstellung einer Reihe Gute als Tagelöhner, wofür er neben freier Wohnung, die einen Unternehmen aufweist. Es betrug die Mietswert von jährlich höchstens 50 M. hat, pro Tag jetzt im Dividende Winter 1,50 M. erhält. Er bekommt nicht einmal Brennholz. in Brozent Eine Kuh oder ein Schwein darf er sich nicht halten, den Kartoffel­1905/6 1906/7 ader muß er pro Rute mit 10 Pf. bezahlen. Der kleinen Kinder wegen kann die Frau zum Verdienst nichts beitragen.

Salpeterwerke Fölsch u. Martin in Hamburg . Rhein.- westfäl. Kupferwerke A.-G. in Olpe . Bismarckhütte

Bofener Spritfabrik A.-G.

Königsberger Bellstofffabrit A.- G..

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Phönig" Bergbau A.-G., Köln .

Eschweiler Bergwerksverein

10

40

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25

18

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Kölner Dynamitfabrit

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15

Salzwerk Chamberg A.-G., Straßburg

12

12

Gehe u. Co. A.-G., Dresden

12

13

Kontordia, chemische Fabrit auf Aktien

13

Eisenwerk Kraft bei Straßwicz.

11

11

Portlandzement- und Wasserfallwert Mad.

5

14

Harpener Bergbaugesellschaft.

11

12

Vereinigte König- und Laurahütte

12

12

Lothringer Hüttenverein Humeß u. Friede

12

Mannheim- Bremer Petroleum A.- G..

3

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Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt, Frank furt a. M.

22

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Chemische Fabrik Grünau, Lendshoff u. Meher. Zeiger Paraffin- und Salonölfabrik, Halle a. S. Hartorische Bergwerk u. chemische Fabrit, Schwelm . 12 Leipziger Gummiwarenfabrik Mary, Heise u. Co. Chemische Fabrik Düsseldorf.

15

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Wie bringt es diese Familie nun fertig, mit 9 M. pro Woche ihren Unterhalt zu bestreiten? Hier die Tagesspeisekarte: Früh morgens vor Beginn der Arbeit ein taffeeähnliches Getränk und ein Stüd trockenes Brot. Frühstück: Ein Stückchen Schmalzbrot und Kaffee. Mittag: Kartoffeln mit Salz oder Kartoffeln mit Zwiebeln, ab und zu auch Kartoffeln mit etwas Schmalz über­gebraten. Einmal in der Woche, wenn es sein kann, drei kleine Heringe zu den Kartoffeln. Vesper: Ein Stück trockenes Brot und Kaffee. Abendbrot: Startoffeln mit Zutaten wie mittags. Fleisch ist in den zwei Jahren, welche die Familie auf dem Gut wohnt, von ihr noch niemals gegessen worden. Dazu reicht es, wie aus folgendem Haushaltsetat zu ersehen, auch nicht aus. Das Eins tommen des Mannes beträgt wöchentlich 9 M., wenn er alle 6 Tage arbeitet. Die Ausgaben sind folgende: Wöchentlich 8 Brote zu 3% Pfund, a 50 Pf. gleich 4 M., 2 Pfund Schmalz oder Margarine a 60 f. gleich 1,20 m., 7 Liter Milch a 10 Pf. gleich 70 Pf., 3 Heringe a 5 Pf. gleich 15 Bf.. Salz, Zwiebeln, Kaffeeschrot. Holz, Hoppes Lotal in der Hermannstraße war schon eine Stunde Betroleum, Seife und sonstige unentbehrliche Kleinigkeiten die bor der angesetzten Zeit start gefüllt, und um 10 Uhr waren Saal Woche über 2,20 M., zusammen 8,25 M. Es bleiben somit nach und Galerien dicht besest. Arbeitslose Männer und Frauen Anschaffung der allernotwendigsten Lebensmittel, die auch nur mit ernsten sorgenvollen Mienen, die gekommen waren in der gerade ausreichen, um eine Familie vor dem Verhungern zu be. Hoffnung, daß man doch vielleicht ihren Notschrei hören würde wahren, ganze 75 Pf. pro Woche zur Anschaffung von Kleidern, und daß sich die Kommune auf ihre Pflichten gegenüber den Wäsche und all der Bedürfnisse, die auch im ärmsten Haushalt un­ehrlich um eine Existenz ringenden Mitgliedern des Gemeinwesens entbehrlich find. Also trok des vollständigen Verzichts auf Fleisch­nahrung oder sonstige den Verbrauch der Kräfte ersehende Nahrung befinnen würde, saßen da beisammen. Der Andrang wurde stärker nach 10 Uhr; man sette die Tische beiseite und rückte zu nicht die geringste Aussicht, verbrauchte Kleider und Wäsche zu er fammen. tie Gegenwart dieser zahlreichen Menge aus dem Ar­sezen. Schuhe oder Stiefel besikt weder der Mann noch die Fran beiterstande am Vormittag eines Wochentages allein schon hätte oder die Kinder, sondern nur selbstgemachte Holzpantinen. Wird es durchaus notwendig, ein Hemd oder ein Kleidungsstück zu er­jeden zweifelnden Stadtvater" von Rigdorf überzeugen müssen, daß es sich bei den Klagen über die Arbeitslosigkeit um eine furcht- Schutz der nationalen Arbeit. Wahrscheinlich um die nationale feßen, dann fällt für eine Zeitlang Schmalz und Hering vom bare Wahrheit handelt und um ein ernstes Problem, das Arbeit zu schüßen, nehmen die Syndikate den deutschen Abnehmern Speisezettel fort und es wird auch an Brot gespart. gebieterisch eine Lösung erheischt. Sie waren eingeladen worden höhere Preise ab als dem ausländischen Verbraucher. So bietet So begetiert diese und ähnlich alle anderen Landarbeiter­zu der Versammlung, um sich von dem Stande der Dinge in der der Walzdrahtverband am Auslandsmarkt Walzdraht für 110 m. an, familien dieser ostelbischen Junkerdomäne in normalen Zeiten. Arbeiterbevölkerung ihrer Kommune persönlich zu überzeugen, aber während die Inlandsverbraucher 1322 M. blechen müffen. Der Noch grauenhafter wird aber das Elend, wenn Krankheit und Gr fie waren nicht erschienen. Keine Antwort erfolgte, als der Vor- Stahlwerksverband fordert von seinen Inlandsabnehmern für werbslosigkeit eintritt. fizende Boeste die Frage an die Versammlung richtete, ob Snippel 100 m. und für Platinen 102,50 M. ausschließlich Fracht; Am 30. Dezember vorigen Jahres verunglückte der Mann bei vielleicht einer der Herren von der bürgerlichen Vertretung im auf dem Auslandsmarkt wird zu Preisen verkauft, die sich um 20 M. der Arbeit und wurde erwerbsunfähig. Er mußte sich zu Betk Stadtparlament anwesend sei und das Wort wünsche. Freilich unter den vorstehenden Sägen halten. Durch solche Politik wird die legen. Seine Frau, die jeden Tag ihrer Niederkunft entgegen sah, um ärztliche Hülfe für ihren Mann. Sie er­wäre es einem jeden Gegner schwer geworden, auf die scharf poin- Konkurrenzfähigkeit der inländischen Weiterverarbeiter natürlich ganz bat nun tierten Ausführungen des Genossen Molkenbuhr, des Ver- außerordentlich erschwert, wenn nicht ganz unterbunden, aber die hielt als Antwort: Laß den Lümmel man arbeiten gehen." Natürlich erhielt der Mann nun auch feinen Lohn, als die Woche um fammlungsredners, etwas zu erwidern. Sehr aufmerksam folgten Syndikate schützen die nationale Arbeit. war. Am 15. Januar wandte er sich schriftlich an den Kreisaus­die Versammelten dem Redner und gaben oft laut ihre Zustim mung zu erkennen, wenn er ihnen so recht aus dem Herzen ge- Bodenwucher. Wie der Liquidator der Norddeutschen Lagerhaus schuß und bat um ärztliche Hülfe und um Unterstübung für seine sprochen hatte. Seine wuchtigere Antlage gegen die tapi-.- G. in Liquidation mitteilt, wurden 9 Barzellen berkauft und auf- hungernde Familie. Auch von dort ist bis jetzt weder Bescheid noch talistische Gesellschaft gibt es, fo erklärte er, als die zugestandene gelassen, die einen Ueberschuß von 856 595 M. über den Einstands- Hülfe auf das dringende Gesuch eingetroffen. Nachbarn, die selbst Ohnmacht gegenüber der furchtbaren Arbeitslosigkeit großer I preis ergaben. sehr arm und in elenden Verhältnissen leben, brachten ab und zu

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Die Papierinhaber streichen nun die Ernte ein, während die Arbeiter mit Lohnfürzungen und Lebensmittelverteuerungen Heim­gesucht werden. Das nennt die besigende und genießende Klasse: Göttliche Weltordnung!