fit. 27. 25. 3. SkilM Ks Joraätts" Kerlim MsM. Sonnabend, t. Februar 1908. l>!e Nshlen zu den Raufmannsgericfiten setzen alle Handlungsgehülfenkreise in lebhafte Bewegung. Sowohl vom Zentralverband der Handlungsgchülfen und-Gehülfinnen Deutschlands , der klassenbewußten Gewerkschaft, wie auch von den ilbrigen unzähligen bürgerlichen Vereinen wird eine überaus rege Agitation entfaltet. Jeder Berem und jedes Bcreinchen der bürger- tichen Richtung will von der jetzigen Wahlagitation profitieren. Die Parole ist, möglichst viel Mitglieder bei dieser Gelegenheit heraus- zuschinden. Und so sind diesmal nicht weniger als 10 Listen aufgestellt, da bekanntlich die Wahlen nach dem Proporz vor sich gehen und immer ganze Listen gewählt werden. Die Liste III gehört dem Zentralvcrband der Handlungsgehülfen und-Gehülfinnen Deutschlands , die übrigen verteilen sich wie folgt: Liste I ist die der Antisemiten, Liste II Leipziger Verband, Liste IV der Hirsch- Dunckersche Verein, Liste V Verein junger Kaufleutc, Liste VI der S8er Verband,. Liste VII Buchhändler, Liste VIII Katholischer kaufmännischer Verein, Liste IX Bankbeamte, Liste X Kaufmän- nischer Hülfsverein. Wie ersichtlich, bringt man sogar einzelne Bcrufsbranchen- und Konfessionslisten in Vorschlag. Weiter kann die Krähwinkelei.darin wahrlich nicht getrieben werden. Wagt es doch sogar der Kauf- männische Hülssverein, eine Liste von 180 Kandidaten— soviel Beisitzer sind diesmal zu wählen— auszustellen, trotzdem dieser Verein bisher nur seine Hauptaufgabe in der Beschaffung billiger Dheaterbilletts sah. So ist also das Programm beschaffen, auf Grund dessen die Handlungsgehülfen diese Liste wählen sollen, ob- gleich der Verein nach den Statuten in allen sozialpolitischen sfragen jede Stellungnahme vermeiden muß. Aehnlich verhält es sich mit.der Liste des Vereins junger Kaufleute und nicht viel anders mit dem 58cr und Leipziger Verband. Nichts kann deutlicher das Niveau kennzeichnen, auf dem sich ein großer Prozentsatz der Handlungsgehülfen noch befindet, als die Zumutung, die diese Organisation an die Handlungsgehülfen stellen. Hier gilt es eben nicht Anschauung gegen Anschauung durch- zusetzen, sondern Geschäfte zu machen und möglichst viel Mitglieder zu fangen. Hierin suchen sich alle bürgerlichen Verbände den Rang abzulaufen. Geradezu vergiftend wirkt aber die Agitation unserer„wahr- hast christlichen" und„echtdeutschen" Männer des„großen", „größten",„allergrößten" antisemitischen Verbandes, wie er mit Warenhausrcllame in die Welt hinausposaunt. Dieser Verband schätzt wohl seine Mitglieder daraufhin ein, baß sie ihre Kulturaenüsse in den Spezialitätcntheatern der Friedrich- und Elsasser Straße ftnden und fühlt sich nun verpflichtet, mit diesen zu konkurrieren, damit seine Mitglieder es nicht vor- ziehen, die Abende dort, statt in der Versammlung zu verbringen. So muß er stets sorgfältig neue Sensationen in Bereitschaft halten. Eine schwierige, aber für die weniger zartnervigen Vorstadt- regiffeure nicht unlösbare Aufgabe! In einer Versammlung bringen sie z. B. die'hochsensationelle Enthüllung, daß auf einer Liste der vorigen Wahl in Weißensee ein Kandidat des Zentralverbandes der Handlungsgehülfen und-Gehülfinnen Deutschlands nominiert war, der Zuchthäusler gewesen sei und ziehen daraus den geistreichen Schluß, daß der Zentvalverband Zuchthäusler, Säuser, Betrüger, Körperverletzer, Brandstifter und so fort ausstelle.— Es wird zwar konstatiert, daß das ein Ouadratschwindel ist, aber was stört das bei einem so edlen Ziel, che Nerven der Hörer zu kitzeln? Bis nach den Wphlen wird es schon reichen und im übrigen ist der Mann, dem sie die Ehre abgeschnitten haben, schon— tot. In der letzten Versamlung wurde nun eine neue Sensation vorgeführt. Nachdem der Referent die vorbereitende Mene übernommen hatte. indem er alle Handlungsgehülfen zum Kämpfe gegen die sozial. demokratische Gefahr aufrief und für das„deutsche" Berlin „deutsche" Beisitzer, keine sozialdemokratischen, zu erkämpfen auf- forderte, versuchte ein gewisser Herr Blobcl das„teutsche" Mannes- bewußtsein der Antisemitenjünglinge noch zu steigern, indem er ur- teutonische Laute ausstieß, von denen man nur Worte verstand wie „hundsgemein".„Juden",„jüdische Beisitzer",„deutsch ",„echtdeutsch" usw. Jetzt war die nötige Stimmung erzeugt und nun kam die Sensation des Abends, nämlich die Mitteilung, daß der Leipziger Verband sich laut Beschluß der Führer mit den Antisemiten ver- schmelzen w,rd. Das kundzugeben fiel Herrn Bechlh, dem Helden- darsteller, zu. Mit der Minne eines Verkünders trat er auf, ließ die Augen rollen, die Arme in der Luft umherfuchteln und gab Wort für Wort von sich, langsam und mit Nachdruck, im echten SchnrierenpathoS. So hüllte er seine Hörer allmählich in einen Phvasennebel ein. denn das allein war die richtige Stimmung, diese Nachricht entgegenzunehmen. So hörte man nicht so deutlich die Nebenklänge, die gerade für die Verbandsmitglieder das Wichtigste sein mutzten, nämlich daß ein großes Maß von„Unterordnung" und „Solbstüberwinduna" von den Mitgliedern für dieses Zusammen- gehen verlangt wird. Daß man bei dieser Einigung nicht voraussehen kann, wer später von beiden Richtungen die Oberhand behalten wird, so wenig, wie man das bei einer Ehe öder einem Kompaniegeschäft voraus- sehen kann. Jedenfalls müssen beide Teile etwas aufgeben, wenn chnen das eine oder andere auch lieb geworden ist. im Interesse der großen Sache! Was den antisemitischen Handlungsgehülfen zugemutet wird, aufzugeben„im Interesse der großen Sache" ist aber nichts mehr und weniger als ihr Grundprinzip. Im Leipziger Verband sind nämlich viele Juden, infolge dessen sollen die witzigen Antisemiten- jünglinge, deren Unterhaltungen bisher einzig gewürzt wurden durch die feinsinnigsten Bemerkungen über die Nasen und Füße der Juden künstig ohne jeden Gesprächsstoff bleiben. Jetzt sollen sie also gemeinsam mit Juden und Judensprößlingen den heiligen Krieg für die alldeutsche Sache führen. „Und so erblicke ich," ruft Bcchly in prophetischer Ekstase auS, „in diesem Beschluß schon die künftige Gruppierung, auf der einen Seite die Sozialdemokraten, auf der anderen unsere Scharen," — will sagen Arier un!» Orientalen—„die sich im zermalmenden Stoße mit jenen begegnen müssen, wenn es gilt, den endlichen Kampf zu führen zwischen„national" und„öder Gleichinacherei". DaS ist also der weitschaucnde diplomatische Plan: Aus dem Lager der Handlungsgehülfen soll eine„Schwarze Hundert "-ArMee herangezüchtet werden. Der Clown des Abends, ein kleiner Pückler, drückte das noch deutlicher aus:„Wenn es einmal zum großen Kampfe kommt, werden wir hinter den Kulissen bleiben und mit dem Pinkus Singer, der„blutigen" Rosa und dem jüdischen Getrcidcwucherer Stadt- Hägen ein ernstes Wort reden." Ein verjudeter Antisemitcnvcrein, das ist die herrlichste Blüte dieser Konfusionsdemagogen. Der Leipziger Verband hat den Antisemiten gegenüber tagS darauf zum Ausdruck gebracht:„So konfus wie Ihr, sind wir schon lange!" Dieser Verband ist der neuen Kollegenschaft würdig und reif, ein jüdischer Antisemitenvevein zu werden. Bezüglich der Frauenarbeit sehen sie zwar ein, daß sie nicht mehr zu beseitigen ist, aber bekämpft werden muß sie doch, denn— sie wollen ja mit den Antisemiten'zusammenkommen. Für die Handlungsgehülfinnen bis 18 Jahren soll obligatorischer Fortbildungsschulunterricht sein, nicht damit sie gebildeter werden, sondern damit die Chefs sie dann hinauswerfen. So sehen die Prinzipien der Gegner des Zentralverbandes der Handlungsgehülfen und-Gehülfinnen aus. Und so sehen die Be- standtcile aus, mit denen die große„Schwarze Hundcrt-Armee", der Sturmbock gegen die Sozialdemokratie, gebildet werden soll. Die Kaufmannsgerichtswahlen werden zeigen, ob es in den Köpfen der Handlungsgehülfen wirklich noch so dunkel ist, daß sie nicht verstehen, wohin sie gehören: an die Seite der um ihre Be- freiung ringenden Arbeiter oder an die Seite dieser antisemitisch- Mischen»Schwarze Hundcrt-Gruppe". Partei- Angelegenheiten. Zur Lokalliste! In Rudow bei Johannisthal hat der Gastwirt Rein icke das Lokal der Frau Krüger mit der kontraktlichen Verpflichtung über- nomnien, daß das Lokal der Arbeiterschaft zu Versammlungen nicht zur Verfügung gestellt werden darf. Ein ähnliches Verhältnis be- steht zwischen dem Pächter des dortigen Lokals„Zum Linden- park", früher„Zum Reichsadler", Herrn Schäfer, und dem Eigentümer desselben, Herrn Bäckermeister Zahn, dortselbst. Da Herr Zahn einen ausgedehnten Brothandel treibt, der sich auch über die Nachbarorte erstreckt, so ersuchen wir, vorstehendes zu be- achten. In Fürsteawalde stehen uns sämtliche Säle zur Verfügung. _ Die Lokalkommission. Vierter Wahlkreis. Genossen des Stralauer Viertels I Am Sonn- tag ftüh 8 Uhr findet hier von den bekannten Stellen in unserem Viertel eine Flugblattverbreitung statt. Niemand darf fehlen. Die Viertelsleitung. Sechster Wahlkreis(Schönhauser Borstadt). Sonntag, den 2. Fe- bruar, abends?>/, Uhr, in Arndts Festsälen. Belforter Straße IS: Oeffentliche Versammlung für Männer und Frauen. Nach der Ver- sanimlung: Gemütliches Beisammensein mit Tanz. Um zahlreichen Besuch bitten Die Abteilungsführer. I. A.: Wilhelm Klaust. Kreiswahlvereiu Nicderbarnim. Am Sonntag, den 2. Februar d. I., mittags 1 Uhr, findet die Kreis-Generalversammlung in Rummclsburg im Lokal der Wwe. Weigelt, Türrschmidtstr. 45, statt. Tagesordnung: I. Jahresabrechnung und Jahresberichterstattung. 2. Neuwahl des Kreisvorstandes. 3. Statutenberatung. 4. Kreisangelegenheitcn. Der Vorstand. I. A.: G. Frciwaldt-Pankow . Treptow -Baumschiilcnwcg. Dienstag, den 4. Februar, hält der Wahlvercin im„Restaurant zur Rennbahn" in Treptow seine regel- mäßige Mitgliederversammlung ab. Auf der Tagesordnung steht: 1. Vortrag. 2. Die bevorstehende Gcmeindcvertreterwahl. 3. Wahl des Parteispediteurs für Treptow . 4. Vereinsangelegenheit und Verschiedenes. Vollzähligen Besuch erwartet Der Vorstand. Berliner Nachrichten. Die Heiratölust steht in einer gewissen Beziehung zur je weiligen Wirtschaftslage. Wenn für die arbeitende Bevölkerung die Erwerbsgelegenheit günstiger wird, dann mehren sich gewöhnlich auch die Eheschließungen. Wenn andererseits Beschäftigungsmangel sich fühlbar macht, dann geht bald auch die Zahl der Eheschließungen zurück. Gegenwärtig befinden wir uns wieder mal in einer Periode der Abschwächung der Heiratslust, was angesichts der fortschreitenden Verschlechterung der Wirtschafts läge keinen überraschen wird. Ans den: eben zu Ende ge- gangcnen Jahr 1907 können wir die Zahl der Eheschließungen für Berlin bereits angeben: sie beläuft sich auf 23 313. Da im vorletzten Jahr 23 245 Ehen geschlossen worden waren, so ist diesmal noch eine Zunahme um 68 Ehe schließungen eingetreten. Aber gegenüber der gleichzeitigen Bevölkerungsvermehrung stellt sich diese winzige Zunahme der Eheschließungen schon nicht mehr als ein Aufstieg, sondern als ein deutlicher A b st i e g dar. In den sechs Jahren 1902-07 wurden in Berlin 19 138, 20 141, 21 220, 22 276, 23 245, 23 313 Ehen geschlossen, mithin betrug für die fünf Jahre 1903—07 das Mehr gegenüber dem jedesmaligen Vor- jähr 1003, 1079, 1056, 969, 68 Eheschließungen. In dieser Zahlenreihe wird der jähe Niedergang, den das Jahr 1907 gebracht hat, ganz augenfällig. Es ist zu vermuten, daß Berlin im Jahre 1908 sogar eine absolute Verminderung der Eheschließungen haben wird. Wir haben das zum letztenmal in den Not j a h r mi 1901 und 1902 erlebt. In den drei Jahren 1900—02 wurden in Berlin 20 756, 1 9 838, 19 138 Ehen geschlossen: wie man hier sieht, war die Verminderung der Eheschließungen, die damals eintrat, recht beträchtlich. Diese Verminderung wurde im Jahre 1903 wieder durch eine Steigerung der Heiratslust abgelöst, aber es scheint, daß der Aufschwung nur ein knappes Jahrfünft angedauert haben soll._ Ei» Nicht-Gentleman. In der Generalversammlung des dritten Berliner Reichs- tagswahlvereins konnte den Genossen wieder einmal das Konterfei eines jener Leute gezeigt werden, von deren Ver- Wendung im Völkerkriege der„alle Fritz" zu sagen wußte: „Die Halunken sind zu brauchen, aber nicht zu ästimieren!" Vor einiger Zeit ließ sich im sechsten Berliner Reichstags- Wahlkreise ein gewisser Wilhelm G r ä f l i n g in den Wahl- verein aufnehmen. Nach einiger Zeit trat derselbe in den Niederbarnimer Kreis(Bezirk Pankow ) über. Im Oktober 1907 meldete er sich im dritten Kreis an und gab als Wohnung Neanderstr. 2, vorn im Keller bei B l a s z y k, Obst- und Gemüsehandlung, an. Dorthin wurden ihm denn auch die nötigen Einladungen vom Bezirksführer zugeschickt, die ihn auch immer erreichten. Der 12. Januar sollte dann in die„Parteitätigkeit" des Herrn„Gräfling" eine verhängnisvolle Wendung bringen. Sein auffälliges Benehmen bei der Demonstration veranlaßte einige Genossen, ihn besonders aufs Korn zu nehmen und nach einigen Tagen stellte sich heraus, daß man es in diesem „Demonstranten" nicht mit dem Kassenboten oder Ver- sicherungsagenten Wilhelm Gräfling, sondern mit dem Lockspitzel Wilhelm Traber, Auguststraße K3l zu tun hat, der im Adreßbuch als„Hausverwalter" firmiert. Die Blaszyk scheu Eheleute in der Neanderstr. 2 haben dem Herrn 4 Monate lang als Deckadresse gedient. Da Herr Blaszyk Angestellter der Wach- und Schließgesellschast ist und außerdem für seine staatsretterische Tätigkeit der Bei- hülfe bei der Bespitzelung ehrlicher Arbeiter genügend bezahlt sein wird, kann er hoffentlich für sein Grünkramgeschäft die Arbeiterkundschaft entbehren. In der Deputation für das Fach- und FortbildungSschulwesen ist, wie uns Genosse S>s. Arons schreibt, am Donnerstag die Frage der Bestrafung von Fortbildungsschülern besprochen worden, und zwar im Anschluß an die Artikel im„Vorwärts". Dabei wurde folgendes festgestellt: Nach dem bisherigen Wortlaut des Statuts steht den Leitern der Pslichtfortbildungsschulen eine Befugnis zur Verhängung von Arreststrafen nicht zu; sie sind bei Verstößen gegen die Ordnung der Schule darauf angewiesen, bei der Poltzei Anzeige zu machen, um durch diese eine eventuelle Bestrafung her- beizufiihren. Um nun die Ueberweisung an den Polizeirichter nach Möglichkeit zu vermeiden, ist man schon jetzt— und zwar im Jnterepe der Schüler selbst— dazu übergegangen, Arreststrafen zu verhängen, und zwar in der Weise, daß durch ein Formular den Angehörigen des Schülers davon Kenntnis gegeben wird, mit dem ausdrücklichen Hinzufügen, daß— falls der Schüler sich zum Absitzen der Strafe nicht stellen würde— die Ueberweisung des Falles an die Polizei erfolgen müsse. Im Falle des Schülers T. hat der Direktor von dem auch bei ihm vorhandenen Formular nicht Gebrauch gemacht, ist vielmehr zu sofortiger Vollstreckung geschritten— dieses Vorgehen wurde einstimmig für nicht zulässig erklärt. Ebenso wurde aber anerkannt, daß den Leitern der Pflicht- fortbildungsschulen eine Disziplinarbefugnis zustehen müsse, und zwar, weil das wichtigste Mittel— Verweisung aus der Schule— hier nicht möglich ist. Dementsprechend wird der Antrag gestellt werden, im Ortsstatut den Leitern der Schulen die Möglichkeit zu geben, Arreststrafen bis zu sechs Stunden auszusprechen; die Art der Ausführung soll von der Deputation festgestellt werden. Daß hierbei ein Dunkelarrest unzulässig sei. wurde allgemein anerkannt. Daß es sich im Falle des Schülers T. um einen solchen gehandelt habe, war die Meinung der großen Mehrzahl der Deputationsmitglieder, doch soll das Lokal noch einmal in Augenschein genommen werden. Wenn die Vorlage betreffend der Disziplinarbefugnisse der Leiter gemacht wird, wird Anlaß sein, auf die ganze Frage noch näher einzugehen. Zu dem StabtverordneiensitzungSbcricht in unserer gestrigen Nummer schreibt uns Genosse Glocke:„Meine Ausführungen be- züglich der Holzarbeiterausspcrrung sind nicht richtig wiedergegeben. Ich habe ausgeführt: Der Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeit- nehmer war abgelaufen. Die Arbeitgeber wollten einen neuen Vertrag, jedoch mit bedeutenden Verschlechterungen für die Arbeiter. Die Arbeiter waren dem Abschluß eines neuen Vertrages nicht ab- geneigt, jedoch nur solchem, der eine Lohnerhöhimg und Arbeits- zeitverkürzung enthielt. Nach Ablehnung dieser Forderungen durch die Arbeitgeber erklärten die Arbeiter, zu den alten Bedingungen, jedoch ohne Vertrag, weiterarbeiten zu wollen. Demgegenüber er- klärten die Arbeitgeber: Ohne Vertrag keine Arbeit, und sie verhängten die Aussperrung vom 12. Januar bis 11. Mai vorigen Jahres über im ganzen 10 000 Personen." Vriefmarkenautoulaten. Die Automaten für die Ausgabe von Postwertzeichen baven sich im Lause der Jahre mehr und mehr ver- vollkoinmuet. Freilich sind die Apparate auch inzwischen erheblich komplizierter und darum teuerer geworden. Jeder einzelne tostet letzt ein kleines Vermögen. Die Rcichspost geht mit der Aufstellung der Apparate weiter vor. In Berlin sind bekanntlich an verschic- denen Stellen zahlreiche Apparate ausgestellt. Zur Aufstellung kommen sie insbesondere auch in Leipzig und in Breslau . Von besuchten Badeorten ist dafür das Bad Neuenahr in Aussicht ge- nommcu. Die Zahl der Postämter in Berlin , Paris und London . Die Zahl der Postämter mit fortlaufenden Nummern beträgt in Berlin jetzt 113. Von besonderem Interesse ist ein Vergleich mit der Zahl der Postämter in Paris und London . Nach dem letzten amtlichen französischen Postbuch gibt es außer dem Hauptvostamt, der Recette principale, 120 Postämter, insgesamt also 121. Der Londoner Bezirk zählt dagegen nach dem neuen Londoner Postbuch nicht weniger als 1008. Die drei Zahlen für Berlin , Paris und London , 113, 121 und 1003, lassen sich freilich nicht ohne weiteres ver- gleichen. Auch die Berücksichtigung der Einwohnerzahl reicht hier nicht aus. Nach dem Verhältnis der Einwohner hätte demnach nach London Berlin die meisten Postämter. Das wird auch un- gefähr stimmen. Die Londoner Postverhältnisse kann man nicht wohl in Vergleich»m denen auf dem Kontinent setzen. Jene mehr als 1000„Offices" sind nur zum kleineren Teil Postämter in un- screm Sinne und werden von Beamten verwaltet. Es sind ihrer Hauptmasse nach Postagenturen. Ladenbcsitzer und dergleichen übernehmen die Vertretung der Post, ungefähr so wie bei der Paletfahrt in Berlin . Man kann aber in London nicht bloß Wert- zeichen erhalten, sondern auch»ingeschriebene Briefscndungen. Wertstücke, Pakete, Geld usw. bei ihnen aufgeben. Die MietSschulen haben in diesem Winterhalbjahr sich wieder gemehrt. Keine derjenige», die im letzten Sommer bestanden, hat aufgegeben werden können. In diesem Winter sind dann noch vier neue hinzugekommen: je eine im Frankfurter Viertel, in der Friedrichshaingegend, in der Schönhauser Vorstadt , im Sccstraßenviertel. Im Sommer waren in gemieteten Häusern untergebracht: 33 Schulen und 2 Filialen mit zusammen 657 Kl«ssen, in denen 27 609 Kinder saßen; jetzt im Winter be- finden sich in gemieteten Häusern: 37 Schulen und 2 Filialen mit zusammen 713 Klassen, in denen 29 413 Kinder sitzen. Es bestehen gegenwärtig in der Stralaucr Allee zwei Mietsschulen mit zusammen 1953 Kindern, in der Warschauer Straße, Posencr Straße, Litauer Straße , Frankfurter Allee . Löwestraße, Rigaer Straße zehn Mietsschulen mit zusammen 7259 Kindern, in der Straßmannstraße. Petersburger Platz, Elbinger Straße. CotheniuS- straße fünf Mietsschulen mit zusammen 3853 Kindern, in der Greifswalder Straße eine Mietsschule mit 1249 Kindern, in der Weißcnburger Straße, Stargarder Straße, Gethsemancstraße. Schönhauser Allee sieben MietSschulen mit zusammen 5289 Kindern, in der Brunnenstraße und Scheringstraße zwei MietSschulen (darunter eine Filiale) mit zusammen 849 Kindern, in der Grünthaler Straße und Pankstraße zwei Mietsschulen mit zu- sammen 1428 Kindern, in der Seestraße, Müllerstratze, Tegeler Straße, Amsterdamer Straße, Lütticher Straße sechs Mietsschulen mit zusammen 5739 Kindern, in der Wiclefstraße, Beusselstraße, Wittstocker Straße, Alt-Moabit vier MietSschulen(darunter eine Filiale) mit zusammen 2721 Kindern. Gegenüber dem Sommer- Halbjahr hat die Zahl der in Mietsschulen untergebrachten Kinder in all diesen Außenbezirken des Ostens, Nordostens. Nordens. Nordwestens noch zugenommen, am stärksten diesmal im Sce- straßenviertel. Der RathauSfreisinn will glauben machen, daß eS in den neueren Stadtteilen nicht möglich gewesen sei, ihre Eni- Wickelung vorauszusehen und rechtzeitig für die Errichtung von Schulhäusern zu sorgen. Wann wird die hinterher humpelnde Schulverwaltung dahin gelange». für diese rund 39 009 Kinder die nötigen Schulhäuser zu haben? UebrigenS sind gegenwärtig auch noch rund 3000 Kinder in Barackenschulen untergebracht(Thorner Straße, Leopold- platz, Bremer Straße , zusammen vier Schulen). Auch das ist ei» durchaus unzulänglicher Notbehelf. Fuhrwerke im Werte von etwa 20 000 Mark sind in den letzten Tagen von den Straßen Berlins gestohlen worden. Die Wagen- marder entwickeln wieder einmal eine außerordentlich rege Tätig- keit, und in der letzten Zeit haben es diese Diebesspezialisten ganz besonders auf Dreiräder und deren Ladungen abgesehen. So wurde vor dem Grundstück Potsdamer Straße 28 dem Kaufmann. Nürn- berg, Französische Straß» 20. ein Transportdreirad mit Waren im
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